Mio, mein Mio - Astrid Lindgren - E-Book
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Astrid Lindgren

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Beschreibung

Abenteuer in einem geheimnisvollen Land Der Waisenjunge Bo Vilhelm Olsson, der bei Pflegeeltern in liebloser Umgebung aufwächst und sich nach Verständnis und Geborgenheit sehnt, findet auf geheimnisvolle Weise das "Land der Ferne", in dem sein Vater, den er noch nie gesehen hat, König ist und er selbst als Prinz Mio ein vom Kampf gegen das Böse erfülltes Leben führt. Astrid Lindgrens preisgekrönter fantastischer Roman als Neuausgabe.

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Über dieses Buch

Keinen Augenblick hat der Waisenjunge Bo Vilhelm Olsson geglaubt, dass sein echter Vater ein Lump war, wie seine Pflegemutter immer behauptet. Als er auf geheimnisvolle Weise ins »Land der Ferne« gelangt, findet er seinen Vater, den König des Landes. Alles, was vorher falsch war, ist nun richtig: Aus Bo wird Prinz Mio, und jetzt erfährt er auch die Liebe und Geborgenheit, nach der er sich immer gesehnt hat. Und mit der Unterstützung seines neuen Freundes Jum-Jum wird er schließlich den Kampf gegen das Böse aufnehmen und das Reich seines Vaters davon erlösen …

 

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis

Er reist durch Tag und Nacht

Hat jemand im vorigen Jahr am fünfzehnten Oktober Radio gehört? Hat jemand gehört, dass man nach einem verschwundenen Jungen forschte? So etwa sagten sie:

»Die Polizei in Stockholm sucht den neunjährigen Bo Vilhelm Olsson, der seit vorgestern Abend 18 Uhr aus der Wohnung Upplandsgatan 13 verschwunden ist. Bo Vilhelm Olsson hat helles Haar und blaue Augen und war mit kurzen braunen Hosen, einem grauen Wollpullover und einer kleinen roten Mütze bekleidet. Mitteilungen über den Verschwundenen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.«

Ja, so sagten sie. Aber es kamen niemals irgendwelche Mitteilungen über Bo Vilhelm Olsson. Er war fort. Niemand erfuhr jemals, wo er geblieben ist. Keiner weiß es. Außer mir. Denn ich bin Bo Vilhelm Olsson.

Ich wünschte nur, dass ich wenigstens Benka alles erzählen könnte. Mit Benka habe ich immer gespielt. Er wohnt auch in der Upplandsgatan. Eigentlich heißt er Bengt, aber alle nennen ihn Benka. Und zu mir sagt natürlich niemand Bo Vilhelm Olsson. Sie sagen einfach Bosse.

Ich meine, sie sagten Bosse. Jetzt, da ich verschwunden bin, können sie ja nichts mehr sagen. Nur Tante Edla und Onkel Sixten sagten Bo Vilhelm zu mir. Ja, eigentlich sagte Onkel Sixten gar nichts. Er sprach fast nie mit mir.

Ich war Pflegekind bei Tante Edla und Onkel Sixten. Ich kam zu ihnen, als ich ein Jahr alt war. Vorher wohnte ich in einem Kinderheim. Von dort hat mich Tante Edla geholt. Sie wollte zwar lieber ein Mädchen haben, aber es war keines da. Deshalb nahm sie mich. Dabei mögen Onkel Sixten und Tante Edla Jungen nicht leiden. Jedenfalls nicht, wenn sie acht, neun Jahre alt werden. Sie fanden, es wäre zu viel Krach im Haus und ich trüge zu viel Schmutz hinein, wenn ich draußen im Tegnérpark gespielt hatte, ich schmisse meine Kleider herum und ich redete und lachte zu laut. Tante Edla sagte immer, der Tag, an dem ich ins Haus gekommen bin, sei ein Unglückstag gewesen. Onkel Sixten sagte nichts. Doch, manchmal sagte er:

»Du da, geh nach draußen, damit ich dich nicht sehen muss.«

Meistens war ich bei Benka. Sein Papa sprach immer viel mit ihm und er half ihm Modellflugzeuge zu bauen und machte Striche an der Küchentür, um zu sehen, wie viel Benka gewachsen war, und all so etwas. Benka durfte lachen und reden und seine Kleider herumliegen lassen, so viel er wollte. Sein Papa hatte ihn trotzdem lieb. Und alle Jungen durften zu Benka nach Hause kommen und spielen. Zu mir durfte keiner kommen; denn Tante Edla sagte: »Hier gibt’s kein Gerenne von Gören.« Und so dachte auch Onkel Sixten. »Uns reicht der eine Lümmel, den wir haben«, sagte er.

Wenn ich abends in meinem Bett lag, wünschte ich mir manchmal, Benkas Papa wäre auch mein Papa. Und dann grübelte ich, wer wohl mein richtiger Papa sein mochte und warum ich nicht bei ihm und bei meiner richtigen Mama sein durfte, sondern in einem Kinderheim und bei Tante Edla und Onkel Sixten sein musste. Tante Edla hatte mir gesagt, meine Mama sei gestorben, als ich geboren wurde. Wer mein Papa sei, das wisse niemand. »Man kann sich ja leicht ausrechnen, was das für ein Lump ist«, sagte sie. Ich hasste Tante Edla, weil sie so von meinem Vater sprach. Vielleicht stimmte es, dass meine Mutter gestorben ist, als ich geboren wurde. Aber mein Vater war kein Lump, das wusste ich. Und manchmal lag ich da und weinte nach ihm.

Ein Mensch war gut zu mir, das war Tante Lundin im Obstladen. Hin und wieder schenkte sie mir Süßigkeiten und Obst. Jetzt, hinterher, frage ich mich, wer Tante Lundin eigentlich ist. Denn es war ja bei ihr, wo es anfing, damals im vorigen Jahr an dem Tag im Oktober.

An diesem Tag hatte Tante Edla schon ein paarmal zu mir gesagt, es sei ein Unglück, dass ich ins Haus gekommen sei. Abends, kurz vor sechs Uhr, sagte sie zu mir, ich solle zur Bäckerei in der Drottninggatan laufen und ihr eine Tüte Zwieback holen, den sie besonders gern mochte. Ich setzte meine rote Mütze auf und ging.

Als ich am Obstladen vorbeikam, stand Tante Lundin in der Tür. Sie fasste mich beim Kinn und sah mich lange, lange ganz seltsam an. Dann sagte sie: »Willst du einen Apfel haben?«

»Ja, bitte«, sagte ich.

Und sie gab mir einen schönen roten Apfel, der wunderbar aussah. Dann sagte sie: »Willst du eine Karte für mich in den Briefkasten werfen?«

»Ja, gern«, sagte ich.

Da schrieb sie einige Zeilen auf eine Karte und gab sie mir.

»Leb wohl, Bo Vilhelm Olsson«, sagte Tante Lundin. »Leb wohl, leb wohl, Bo Vilhelm Olsson.«

Es klang so merkwürdig. Sonst sagte sie doch immer nur Bosse.

Ich rannte zum Briefkasten einige Häuserblocks weiter. Gerade als ich die Karte einwerfen wollte, sah ich, dass es um sie leuchtete und strahlte wie von Feuer. Ja, die Buchstaben, die Tante Lundin geschrieben hatte, leuchteten wie Flammenschrift. Ich konnte es nicht lassen, ich musste sie lesen. Und das stand auf der Karte:

An den

KÖNIG

LAND DER FERNE

 

Er ist auf dem Weg, er, den DU so lange gesucht hast. Er reist durch Tag und Nacht und er hält in seiner Hand das Zeichen, den goldenen Apfel.

Ich begriff kein Wort. Aber mich fror so eigenartig am ganzen Körper. Ich beeilte mich, die Karte in den Briefkasten zu werfen.

Wer war es, der durch Tag und Nacht reiste? Und wer trug in seiner Hand einen goldenen Apfel?

Da fiel mein Blick auf den Apfel, den ich von Tante Lundin bekommen hatte. Und der Apfel war aus Gold. Er war aus Gold, sage ich. Ich hielt in meiner Hand einen goldenen Apfel.

 

Beinah hätte ich geweint. Nicht richtig, aber beinah. Ich fühlte mich so einsam. Ich ging in den Tegnérpark und setzte mich auf eine Bank. Dort war kein Mensch. Alle waren nach Hause gegangen, um zu essen. Es war dämmerig im Park und es regnete ein wenig. Aber in den Häusern ringsum war es hell. Ich konnte sehen, dass auch aus Benkas Fenster Licht schien. Nun saß er dort und aß Erbsen und Eierkuchen, zusammen mit seinem Papa und seiner Mama. Ich stellte mir vor, dass überall dort, wo Licht war, Kinder mit ihren Vätern und Müttern beisammensaßen. Nur ich, ich saß hier draußen im Dunkeln. Allein. Allein mit einem goldenen Apfel, von dem ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte.

Vorsichtig legte ich den Apfel neben mich auf die Bank, während ich nachdachte. In der Nähe stand eine Laterne und ihr Schein fiel auf mich und auf den Apfel. Aber ihr Schein fiel auch auf etwas anderes, was auf der Erde lag. Es war eine gewöhnliche Bierflasche. Sie war natürlich leer. Jemand hatte ein Stück Holz in ihren Hals gepfropft. Sicher eines der Kinder, die immer vormittags im Tegnérpark spielten. Ich hob die Flasche auf und las das Etikett. »Stockholmer Brauerei-Aktien-Gesellschaft Klasse II« stand darauf. Und während ich so dasaß und las, sah ich auf einmal, wie sich in der Flasche etwas bewegte.

In »Tausendundeine Nacht«, das ich einmal aus der Bibliothek geliehen hatte, steht etwas von einem Geist, der in eine Flasche gesperrt worden war. Aber das war doch im fernen Arabien und vor Tausenden von Jahren geschehen und dann war er wohl auch nicht in einer gewöhnlichen Bierflasche gewesen. Es wird selten vorkommen, dass in den Flaschen der Stockholmer Brauereien Geister sind. Aber hier war jedenfalls einer. Es war ein Geist, wahrhaftig, der da in der Flasche saß. Aber man konnte sehen, dass er herauswollte. Er zeigte auf das Holzstück, das den Flaschenhals verschloss, und sah mich flehend an.

Ich war nicht gerade an Geister gewöhnt, sodass ich fast Angst hatte, den Holzpfropfen herauszuziehen. Aber schließlich tat ich es, und mit einem großen Brausen fuhr der Geist aus der Flasche und begann zu wachsen und wurde größer, so groß, dass er schließlich größer war als alle Häuser am Tegnérpark. So machen es ja die Geister: Sie können zusammenschrumpfen und so klein werden, dass sie in einer Flasche Platz finden, und im nächsten Augenblick können sie wieder wachsen und groß werden wie Häuser.

Niemand kann sich denken, was für eine Angst ich bekam. Ich zitterte am ganzen Körper.

Der Geist sprach zu mir. Seine Stimme war wie ein einziges großes Brausen und ich dachte, das hier sollten Tante Edla und Onkel Sixten einmal hören, die immer finden, unsereins rede zu laut.

»Kind«, sagte der Geist zu mir, »du hast mich aus meinem Gefängnis befreit. Bestimme selbst, wie ich dich belohnen soll.«

Aber ich wollte keine Belohnung dafür, dass ich ein kleines Stück Holz herausgezogen hatte. Der Geist erzählte, er sei am Abend zuvor nach Stockholm gekommen und in die Flasche gekrochen, um zu schlafen, denn Flaschen seien die liebsten Schlafplätze der Geister. Aber während er schlief, sei ihm der Ausgang versperrt worden. Und wenn ich ihn nicht befreit hätte, hätte er vielleicht tausend Jahre in der Flasche bleiben müssen, bis der Holzpfropfen verfault wäre.

»Und das hätte meinem Herrn, dem König, sicher nicht gefallen«, sagte der Geist mehr zu sich selbst.

Da fasste ich Mut und fragte:

»Geist, wo kommst du her?«

Einen Augenblick war es ganz still. Aber dann sagte der Geist:

»Ich komme aus dem Land der Ferne.«

Er sagte es so laut, dass es in meinem Kopf dröhnte und sang, und in seiner Stimme war etwas, was meine Sehnsucht nach diesem Land weckte. Ich spürte, ich könnte nicht mehr leben, wenn ich nicht dorthin dürfte. Und ich streckte dem Geist meine Arme entgegen und rief:

»Nimm mich mit! Oh, nimm mich mit in das Land der Ferne. Dort ist jemand, der auf mich wartet.«

Der Geist schüttelte den Kopf. Aber da hielt ich ihm den goldenen Apfel hin und da rief der Geist aus:

»Du trägst das Zeichen in deiner Hand! Du bist der, den ich holen soll. Du bist der, den der König so lange gesucht hat!«

Er beugte sich zu mir herab und nahm mich auf den Arm. Und es dröhnte und sang um uns, als wir uns in die Luft erhoben. Wir ließen den Tegnérpark weit unter uns, den dunklen Tegnérpark und alle Häuser, in denen die Fenster leuchteten und wo Kinder saßen und mit ihren Vätern und Müttern aßen, während ich, Bo Vilhelm Olsson, oben unter den Sternen schwebte.

Wir waren hoch über den Wolken und wir schossen vorwärts, schneller als der Blitz und mit lauterem Getöse als der Donner. Um uns knisterten Sterne und Sonnen und Monde. Manchmal war alles schwarz wie die Nacht, manchmal so strahlend hell und weiß, dass ich die Augen schließen musste.

»Er reist durch Tag und Nacht«, flüsterte ich vor mich hin. So hatte es auf der Karte gestanden.

Und dann plötzlich streckte der Geist seine Hand aus und zeigte auf etwas – weit in der Ferne – , etwas Grünes, das in klarem, blauem Wasser und in hellstem Sonnenschein dalag.

»Dort siehst du das Land der Ferne«, sagte der Geist.

Wir schwebten hinab, dem Grünen entgegen.

Und es war eine Insel, die im Meer schwamm. Und in der Luft war ein Duft wie von tausend Rosen und Lilien und eine seltsame Musik, die schöner war als irgendeine andere Musik auf der Welt. Unten am Meeresufer lag ein großes weißes Schloss und dort landeten wir.

Jemand kam den Strand entlang. Es war mein Vater, der König. Ich erkannte ihn sofort, als ich ihn sah. Ich wusste, dass es mein Vater war. Er breitete die Arme aus und ich flog an seine Brust. Lange hielt er mich fest. Wir sprachen kein Wort. Ich legte nur die Arme um seinen Hals, so fest ich konnte.

Oh, wie wünschte ich mir, dass Tante Edla meinen Vater, den König, hätte sehen können! Wie schön er war und wie seine Kleider glitzerten von Gold und Diamanten! Er hatte Ähnlichkeit mit Benkas Papa, aber er war schöner. Es war schade, dass Tante Edla ihn nicht sehen konnte! Dann hätte sie begriffen, dass mein Vater kein Lump war.

Aber Tante Edla hatte damit recht gehabt, dass meine Mama gestorben war, als ich geboren wurde. Und die dummen Leute im Kinderheim hatten nie daran gedacht, meinem Vater, dem König, Nachricht zu geben, wo ich war. Neun lange Jahre hatte er nach mir gesucht. Ich bin so froh, dass ich schließlich doch angekommen bin.

Nun bin ich schon ziemlich lange hier. Den ganzen Tag über habe ich es schön. Und jeden Abend kommt mein Vater, der König, in mein Zimmer und wir bauen Modellflugzeuge und sprechen miteinander.

Und ich wachse und es geht mir gut im Land der Ferne. Jeden Monat macht mein Vater, der König, einen neuen Strich an die Küchentür, um zu sehen, wie viel ich gewachsen bin.

»Mio, mein Mio, unglaublich, wie du schon wieder gewachsen bist«, sagt er, wenn wir nachmessen.

»Mio, mein Mio«, sagt er, und es klingt so weich und warm. Wenn man darüber nachdenkt, heiße ich überhaupt nicht Bosse.

»Neun lange Jahre habe ich dich gesucht«, sagt mein Vater, der König. »Nachts habe ich wach gelegen und gedacht: Mio, mein Mio. Dann muss ich doch wohl wissen, dass du so heißt.«

Da sieht man es. Das mit dem Bosse war so falsch, wie alles andere falsch war, als ich in der Upplandsgatan wohnte. Und jetzt ist es richtig geworden.

Ich habe meinen Vater, den König, so lieb und er hat mich auch so lieb. Ich wünschte, Benka wüsste von all diesem hier. Ich glaube, ich schreibe ihm alles und stecke den Brief in eine Flasche. Dann korke ich die Flasche zu und werfe sie in das blaue Meer, welches das Land der Ferne umgibt. Wenn Benka mit seinen Eltern in dem Sommerhäuschen auf Vaxholm ist, kommt vielleicht die Flasche angeschwommen, gerade wenn er unten am Wasser ist und badet. Das wäre gut, denn es wäre schön, wenn Benka von all dem Seltsamen wüsste, was mir geschehen ist. Und dann könnte er ja bei der Polizei anrufen und erzählen, dass Bo Vilhelm Olsson, der eigentlich Mio heißt, gut aufgehoben ist im Land der Ferne und es gut hat, so gut, bei seinem Vater, dem König.

Im Rosengarten

Aber ich weiß nicht recht, wie ich es Benka schreiben soll. Das, was ich erlebt habe, gleicht in keiner Weise den Erlebnissen anderer Menschen. Und ich weiß nicht, wie ich es erzählen soll, damit Benka wirklich alles versteht. Ich habe nach Worten gesucht, die ich schreiben könnte, aber es gibt keine. Vielleicht könnte ich schreiben: Ich habe Unglaubliches erlebt. Aber Benka würde trotzdem nicht wissen, wie es hier im Land der Ferne ist. Und ich müsste ihm wenigstens ein Dutzend Flaschen schicken, wenn ich ihm alles von meinem Vater, dem König, erzählen wollte und von seinem Rosengarten und von Jum-Jum und meinem schönen weißen Miramis und dem grausamen Ritter Kato im Lande Außerhalb. Nein, ich könnte niemals alles erzählen, was ich erlebt habe.

Schon am ersten Tag nahm mein Vater, der König, mich mit in seinen Rosengarten. Es war gegen Abend und der Wind spielte in den Bäumen. Als wir auf den Rosengarten zugingen, hörte ich eine wundersame Musik, die so klang, als ob tausend Glocken aus Glas auf einmal ertönten. Es klang nicht laut, aber trotzdem so voll, dass das Herz zu zittern begann, wenn man es hörte.

»Hörst du meine Silberpappeln?«, fragte mein Vater, der König. Er hielt mich an der Hand, während wir gingen. Tante Edla und Onkel Sixten hatten mich nie an der Hand gehalten. Niemand hatte mich jemals zuvor an der Hand gehalten. Und deshalb war es so wundervoll, hier zu gehen und meine Hand in der Hand meines Vaters, des Königs, zu spüren, obwohl ich ja eigentlich zu groß dafür war.

Der Rosengarten war von einer hohen Mauer umgeben. Mein Vater, der König, öffnete eine kleine Pforte und wir gingen hinein.