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Kindern Geschichten zu erzählen und mit ihnen Geschichten zu erfinden ist eine Kunst, die jeder lernen kann. Dabei wird die Phantasie der Kinder angeregt, ihre sprachliche Entwicklung gefördert und die Beziehung zum Kind verbessert. Sylvia Görnert-Stuckmann erklärt lebendig, warum Geschichten für die gesunde Entwicklung des Kindes wichtig sind und wie Sie mit Kindern kreativ tätig sein können. Dazu hat sie erprobte Geschichten ausgewählt und wiedererzählt. Nutzen Sie die Beispiele und Geschichten in diesem Buch für Ihren Alltag und zur spielerischen Förderung Ihres Kindes. Sie werden sehen -- nicht nur die Kinder haben Spaß dabei!
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2011
»Kinder sind Kinder« – Band 22
Sylvia Görnert-Stuckmann
Ernst Reinhardt Verlag München Basel
Sylvia Görnert-Stuckmann, Dipl. Soz.-Päd., Jg. 1959, eine Tochter.
Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau Studium der Sozialpädagogik in Köln. Zusatzausbildung in klientenzentrierter Gesprächsführung. Derzeit im Krankensozialdienst und als Dozentin an der Krankenpflegeschule (Psychologie, Soziologie, Pädagogik und Rehabilitation) tätig.
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-497-01644-0 (print)
ISBN 978-3-497-60002-1 (E-Book)
ISSN 0720-8707
© 2003 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
E-Book-Konvertierung: Ernst Reinhardt Verlag
Reihenkonzeption: Oliver Linke, Augsburg
Ernst Reinhardt Verlag, Postfach 38 02 80, D-80615 München
Net: www.reinhardt-verlag.de, Mail: [email protected]
Einleitung 7
1 Gemeinsam Geschichten erfinden – Welche Bedeutung hat das für die Entwicklung meines Kindes? 13
Was ist „kreative Intelligenz“? 13
Haben kreative Kinder bessere Chancen? 15
Was ist Sprache? 16
Was hat Sprache mit Phantasie zu tun? 17
Wie kann ich mein Kind fördern? 18
Den Wörtern Flügel geben 19
Warum Spielen so wichtig ist 20
2 Wie kann ich gemeinsam mit Kindern Geschichten erfinden? 22
Die Rahmengeschichte – das regelmäßig wiederkehrende Grundmuster 25
„Hatschipuh, dein Stern“ 26
Die abgewandelte Rahmengeschichte – einmal fix gemischt und neu erzählt 36
Das selbstgestaltete Märchenbuch 43 – Das Puzzle 49 – Märchen einmal „anders herum“ 52 – „Blaustrümpfchen“ 53
Die „Wechselgeschichte“ – abwechselnd und doch gemeinsam erzählt 58
„Die fehlenden Einhornflügel“ 59 – „Die Magd als Ritter“ 66
Die „Patchwork-Geschichte“ – aus Einzelteilen etwas Neues machen 71
Das Pizzamonster“ 71 – Die Prinzessin im Wolfspelz“ 77
Situationsbezogene Geschichten – hinter jeder Aufgabe wartet ein Abenteuer 79
Aufräumgeschichten 80 – „Kaspers Abenteuer“ 81 – Traumgeschichten 84 – „Die vertauschten Träume“ 86
Gruppenarbeit – auch zu mehreren kann man Geschichten erfinden 91
Jede Gruppe stellt andere Ansprüche 93 – „Tabaluga und die drei goldenen Haare“ 98 – „Pipi und Bibi retten das Schloss“ 103 – „Lieschen und die Taubenreise“ 105 – „Der König und die Gallier“ 108 – „Der Diddlstamm“ 109 – „Die Geschichte von Rotkäppchen und den drei Sissis“ 111
3 Welche Methode eignet sich wann besonders gut? 114
Das kleine Kind bis etwa 3 Jahre 114
Ich komme in den Kindergarten – 3 bis 4 Jahre 115
Kleine Abenteurer – 4 bis 5 Jahre 115
Ich komme in die Schule – ab 6 Jahren 116
Geschichten für besondere Situationen 116
Und wenn es einmal ganz viele Kinder sind? 117
Was mache ich, wenn die Kinder nicht mitarbeiten? 118
Ausklang 121
Literatur 122
Bild- und Textnachweis 123
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Als Mitglied einer kinderreichen Familie ergab sich für mich ganz selbstverständlich die Notwendigkeit, kreativ zu werden. Das Geld war knapp, gekauftes Spielzeug daher Mangelware, und so waren wir Kinder darauf angewiesen, uns selbst etwas einfallen zu lassen. Mit größter Geduld ertrug und förderte unsere Mutter die daraus entstandenen Produkte: Selbst gestaltete Bücher wurden vorgelesen, Theater- und Zirkusvorführungen beklatscht, Puppentheater aus eigens gebauten Kasperle- oder Marionettenfiguren bewundert. Bücher kosteten viel Geld, und so waren wir Kinder regelmäßiger Gast in der Bücherei. Als auch dieser Pool ausgeschöpft war, machten wir uns eigene. Ein schier unerschöpflicher Vorrat an Utensilien unterstützte uns dabei, täglich neue Spiele und Geschichten zu erfinden.
Manches ist bis heute gleich geblieben, manches hat sich verändert. Kinderreiche Familien sind selten geworden, und die finanzielle Situation der Durchschnittsfamilie hat sich verbessert. Erkenntnisse aus Pädagogik und Psychologie haben in den familiären Alltag Einzug gehalten und es ermöglicht, dass schon im Kleinkindalter eingehend Förderung betrieben werden kann. Doch bei all diesen pädagogischen Angeboten geht oftmals der Kontakt verloren zu dem, was uns besonders macht: der Kontakt zur eigenen schöpferischen Phantasie. Nicht wenige Eltern haben aus lauter Hochachtung vor Fachkompetenz den Glauben an die eigenen Fähigkeiten verloren. Oft halten sie Kindergärten und Vereine für geeig7neter als sich selbst. Ihre Bemühungen, die Kinder in möglichst vielen Bereichen von Fachleuten fördern zu lassen, führen nicht selten dazu, dass der Alltag vieler Kinder durch Termine verplant und bis ins Kleinste geregelt ist und sich so die Möglichkeit, eigene Ideen zu entwickeln, auf ein Minimum reduziert. Auch die Verfügbarkeit von Fernseher und Computer verleitet, bei aller pädagogischer Qualität, zum Konsum der Ideen Anderer, anstatt neue, eigene zu entwickeln.
Die Großelterngeneration, die noch eine Zeit vor dem heutigen Wohlstand und oft auch die Not des Krieges miterlebt hat, kann ein Vorbild sein, wenn wir uns auf die eigenen Fähigkeiten besinnen. Denn Kinder sind in vergleichbarer Weise auf Erfindungsgeist angewiesen, wenn sie ihre Ideen umsetzen wollen und nur wenige Mittel zur Verfügung haben.
Seit jeher verzaubern Geschichten die Menschen aller Generationen und Völker. Wer erinnert sich nicht voller Wärme an die vielen Stunden, in denen Eltern, Großeltern und andere nahestehende Personen uns in den Schlaf sangen oder mit Hilfe unendlich vieler Gute-Nacht-Geschichten langsam ins Reich der Träume hinübergleiten ließen. Wer weiß nichts mehr von den Stunden voller Lebenslust, in denen wir gemeinsam mit Rotkäppchen und Sindbad oder später mit Karl May und Winnetou auf die Reise gingen. Mit feuerroten Ohren saßen wir da, lasen und spielten uns in eine Welt, in der unsere Entscheidungen noch Berge versetzten und unser Mut nicht von Erwachsenen gebremst wurden. Wie oft hatten unsere Helden Aufgaben zu be8wältigen, wie sie sich uns selbst schon gestellt hatten.
Und wie schwer fiel es immer wieder, den Weg zurück zu anderen Aufgaben des Tages zu finden, wenn die Eltern „Aufräumen!“ oder „Mittagessen!“ riefen.
Pädagogen, Psychologen und Therapeuten sind sich einig, dass Märchen und Geschichten für die gesunde Entwicklung des jungen Menschen, aber auch zur Lösung von Konflikten und sogar zur Heilung vielfältiger seelischer Störungen und Fehlentwicklungen wichtig sind. Um aber diese stärkenden und heilenden Kräfte entfalten zu können, um Kreativität und Phantasie wirklich anzuregen, bedarf es zusätzlich eines guten Anleiters.
Fernsehen und Computer haben in unserer Welt all zu häufig die Rolle des Erzählers übernommen. Zwar können Filme und Computerspiele den Stoff für Geschichten liefern, doch ist es mit diesen Medien nicht möglich, die Handlung auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder zuzuschneiden. Es fehlt der Austausch mit dem Gegenüber, dem Menschen. Damit wird eine weitere wichtige Bedeutung des Geschichtenerzählens deutlich: Die Festigung der Beziehung zwischen Erzähler und Zuhörer, zwischen Pädagoge und Schüler, zwischen Eltern und Kind.
Woher aber soll heutzutage die Gelegenheit kommen, alte oder neue Geschichten zu erzählen? In einer Zeit, in der häufig beide Elternteile berufstätig sind oder die Kinder täglich vor dem Fernseher hocken, ist es nicht einfach, sich zu gemeinsamen Aktivitäten zusammenzusetzen. Früh zur Gewohnheit geworden, kann gemeinsames Erzählen und Erfinden von Geschichten aber zu einem festen Baustein der innerfamiliären Beziehung werden.
Nicht nur, weil wir in dieser Zeit etwas gemeinsam tun – vielmehr geben uns die von den Kindern angeregten Handlungselemente Aufschluss über das, was sie gerade beschäftigt und damit Mittel und Wege, um darauf Ein9fluss zu nehmen. Das geschieht nicht in einer Therapie oder einem besonderen pädagogischen Rahmen wie dem Kindergarten, sondern in jeder Familie, bei Freunden und am Kindergeburtstag.
Kurz gesagt: An jeden, der in seinem Alltag mit Kindern Platz für das gemeinsame Ausgestalten von Phantasie hat und nach Ideen sucht und nach Wegen, wie diese sich umsetzen lassen. Diesem Bedürfnis möchte das vorliegende Buch nachkommen und aufzeigen, wie man gemeinsam mit Kindern in den schöpferischen Prozess des Geschichtenerfindens einsteigen kann. Situationen aus dem Alltag mit Kindern zwischen 4 und 8 Jahren werden zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, Kinder spielerisch zu fördern. Egal, ob Sie nun als interessierte Eltern, Großeltern, Verwandte und „Babysitter“, oder als ErzieherIn, GruppenleiterIn oder LehrerIn vor der Frage stehen, wie Sie mit Hilfe von Geschichten die schöpferische Intelligenz der Kinder nutzen und fördern können. Im Blickpunkt steht dabei das ganz normale Kind mit seinen Entwicklungsprozessen in unserem Kulturkreis.
Fachleute der verschiedensten Richtungen weisen Geschichten und Märchen neben fördernden auch heilende Wirkung zu; im Anhang wird deshalb auf Literatur verwiesen, die sich speziell diesem Themenbereich widmet.
Im ersten Kapitel wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung Sprache, Spiel und Kreativität für die Entwicklung des Kindes haben. Darauf aufbauend soll ge10zeigt werden, wieso gerade das Geschichtenerfinden mit Kindern besonders geeignet ist, um diesen Prozess zu fördern.
Kapitel zwei bringt konkrete Anleitungen, die leicht nachzuahmen sind und sich nach dem Alter der Kinder und dem Übungsstand des Erzählers richten. Anhand eines Beispieles wird der Werdegang von der ersten Idee bis zur fertigen Geschichte gezeigt. Anschließend werden mehrere Methoden vorgestellt, wie man gemeinsam mit Kindern ein Thema bearbeiten kann. Viele Beispiele sowie die Beschreibung von Alltagssituationen, aus denen heraus sich eine Geschichte entwickeln kann, runden das Bild ab und sollen Mut machen, dieses neue Land selbst zu erforschen. Und wenn Ihnen zwischendurch einmal die Puste ausgeht und Ihnen einfach keine neue Geschichte einfallen will, dann eignen sich die Erzählungen durchaus auch dazu, vorgelesen zu werden.
Im dritten Kapitel wird auf eine Reihe von Fragen geantwortet, die sich Ihnen vielleicht während des Lesens gestellt haben. Eine Übersicht soll bei der Entscheidung helfen, in welchem Alter sich welcher Einstieg ins gemeinsame Geschichtenerzählen am besten eignet. Auch zur „Ersten Hilfe“, wenn das gemeinsame Geschichtenerfinden nicht so recht gelingen will, stehen Tipps und Anregungen bereit.
Wer beim Lesen der Geschichten das eine oder andere Mal denkt: „Das könnte ich nie!“ – Nur Mut, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Auch berühmte Märchenerzähler haben einmal klein angefangen. Und sie werden sehen: Je öfter Sie sich auf die Herausforderung „Geschichte“ einlassen, um so farbenfroher und phantasievoller werden Ihre Kreationen. Und wenn Sie sich dann noch an den Schreibtisch setzen und die Geschichten aufschreiben ...
Übrigens: Sie brauchen das alles nicht allein zu bewäl11tigen. Ihre Kinder werden Ihnen begeistert dabei helfen!
All die in diesem Buch vorgestellten Geschichten haben sich in ganz alltäglichen Situationen entwickelt und wurden von mir protokolliert. Es geht also, nur Mut!
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Ziel einer gemeinsamen Tätigkeit wie dem Geschichtenerfinden ist die Förderung der kindlichen Sprache, Phantasie und Kreativität. Darüber hinaus hilft die Auseinandersetzung mit dem Inhalt den Kindern, ihre Erlebnisse wahrzunehmen, auszudrücken und somit besser zu verarbeiten. Bewusster und kreativer Umgang mit Erfahrungen und Konflikten ist eine wichtige Voraussetzung, um den Anforderungen im Leben gewachsen zu sein.
Wir alle möchten unseren Kindern den Weg ebnen, damit ihre Zukunft von Glück, Erfolg und Selbstvertrauen geprägt ist. Eine von vielen Voraussetzungen dafür ist Intelligenz. Sie stellt die Weichen für das, was unsere Kinder als Erwachsene leisten und welchen Beruf sie wählen können.
Was aber ist Intelligenz überhaupt? Welche Bedeutung für ihre Entwicklung hat Kreativität dabei und wie entwickelt man sie?
Intelligenz bezeichnet allgemein die Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen und sich an die Erfordernisse der Umgebung anzupassen.
Wir wissen heute, dass jeder Mensch schon bei der Geburt ein enormes Vermögen an Gehirnzellen besitzt, welche im Laufe des Lebens noch weiter vernetzt werden. Wie gut das gelingt, hängt auch davon ab, wie 13 vielfältig die Reize sind, auf die der Säugling reagieren muss.
Untersuchungen haben gezeigt, dass intensiver Kontakt, besonders frühes und häufiges Sprechen, sich deutlich positiv auf verschiedene Prozesse im Gehirn auswirkt. Das Baby reagiert auf das Gehörte und versucht es nachzuahmen. Dabei ist sinnvoll, stets ein wenig über das Sprachniveau des Kindes hinauszugehen. Spricht es etwa in Ein-Wort-Sätzen, so kann man selbst in kurzen Sätzen reden, um zur Nachahmung herauszufordern.
Intelligenztests messen meist nur die Fähigkeit, in vorgegebenen Formen zu denken und zu handeln. Die kreative Intelligenz, also das, was uns hilft, mit den Problemen im Alltag umzugehen und die täglichen Aufgaben zu bewältigen, bleibt von solchen Ergebnissen relativ unberührt. Diese Fähigkeiten zu fördern ist dabei Aufgabe der Erziehung.
Unser Großhirn besteht aus zwei Hirnhälften, die durch ein Nervenbündel miteinander verbunden sind. Jede dieser beiden Hirnhälften hat unterschiedliche Aufgaben und ist verantwortlich für verschiedene Fähigkeiten.
So werden zum Beispiel über die linke Gehirnhälfte unsere sprachlichen und logischen Fähigkeiten gesteuert.
Die rechte Gehirnhälfte verfügt über ganz andere Stärken: Nichtsprachliche Informationen werden hier erkannt und verarbeitet. Auch Gesang, Musik, Phantasie und das, was wir Intuition nennen, befinden sich dort.
Wir benötigen die Fähigkeiten beider Hirnhälften, um die schöpferische Phantasie in sinnvolle und konstruktive Bahnen lenken zu können. Aus diesem Grund muss das Zusammenspiel beider Hirnhälften trainiert werden, wenn wir die Begabungen unserer Kinder optimal fördern wollen.
Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Geschichten erfinden, regen Sie genau diese Prozesse an: Einerseits for14dern Sie mit Ihren Fragen und Aufgaben die kindliche Phantasie heraus (rechte Gehirnhälfte), andererseits das Beachten und Einhalten von Regeln und klaren Strukturen (linke Gehirnhälfte). Mit logischer Genauigkeit zerlegen Sie eine Handlung in ihre Einzelteile, während durch den Schwung der Phantasie diese Teile in unerwartet anderer Reihenfolge zusammensetzt und mit neuen Inhalten bereichert werden können. Doch dürfen wir der Handlung keinen unlogischen Ablauf geben, sonst entstellen wir den Sinn. Fehlen der Handlung Überraschungen, wird sie langweilig. Also erst, wenn beide Qualitäten gleichermaßen berücksichtigt sind, bekommt die Geschichte Glanz und Leben.
In Schule und Beruf verlangen der ständige technische Fortschritt und die immer neuen Möglichkeiten zur Kommunikation, mit kreativem Denken nach Lösungen zu suchen.
Daneben ist Erfolg in der heutigen Berufswelt noch von anderen Faktoren als der messbaren Intelligenz abhängig. Teamfähigkeit, die richtige Motivation sowie die Fähigkeit, sich weder in ein Problem zu verbeißen noch zu lange bei ihm zu verharren, sind mindestens genauso wichtig. All das aber setzt voraus, dass wir unsere logischen und kreativen Fähigkeiten nutzen und in der Lage sind, sie je nach Situation richtig anzuwenden.
Kreative Intelligenz ist letztlich die Kraft, die erfindet, entdeckt und gestaltet. Nur wer bereit ist, „nach den Sternen zu greifen“, wird der Vielfalt an Informationen und Entscheidungen in unserer heutigen Gesellschaft gewachsen sein. Eine gute Interaktion zwischen den beiden Gehirnhälften, zwischen den Prinzipien der Logik und15der Intuition, erweitert das zur Verfügung stehende Wahrnehmungs- und Verhaltensspektrum des Kindes für den Rest seines Lebens.