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Amman, Jordanien. Drei Hochzeiten hat die temperamentvolle Palästinenserin Tala, Tochter aus reichem Hause, bereits platzen lassen. Ihre Mutter, stets um den Ruf der Familie besorgt, schäumt vor Wut. Und Tala verspricht: Der vierte Versuch wird klappen! Der Bräutigam ist ein Traummann, und in Amman laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren. Da trifft Tala in London ihren alten Freund Ali wieder - und dessen neue Freundin Leyla, die aus einer gutbürgerlichen indischen Familie stammt und lieber Geschichten schreibt, als in der Firma ihres Vaters zu arbeiten. Bald schon geht Tala Leyla nicht mehr aus dem Sinn ... Zwei Kulturen. Zwei Traditionen. Eine leidenschaftliche Liebe - mitten ins Herz.
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Seitenzahl: 280
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FRAUEN IM SINN
Verlag Krug & Schadenberg
Literatur deutschsprachiger und internationaler
Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,
historische Romane, Erzählungen)
Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen
rund um das lesbische Leben
Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.
Shamim Sarif
Mitten ins Herz
Roman
Aus dem Englischenvon Andrea Krug
Für Hanan, Liebe meines Lebens, die mich gelehrt hat, dass die Wahrheit wundersamer als Dichtung sein kann – und sehr viel schöner.
Und für Ethan und Luca, meine Lieben, mein Leben.
KAPITEL 1
Amman, Jordanien
Eigentlich ging es jetzt darum, sich anzukleiden – die Zeit wurde gefährlich knapp. Reema konnte die letzte Stunde vor Beginn der Verlobungsfeier ihrer Tochter kaum damit zubringen, sich mit Halawani wegen der Torte zu streiten. Der wulstige Streifen aus goldenem Zuckerguss, der langsam die Stofftapete in der großen Eingangshalle herabglitt, bewies eindeutig, dass es ihr eigenes dusseliges Personal war, das die Torte ruiniert hatte – vermutlich Rani, die den filigranen Turm aus weichem Biskuit und spitz zulaufendem Tortenguss eilfertig übernommen hatte und dann unter dem unvermuteten Gewicht gegen die Wand getaumelt war. Woraus backte Halawani seine Torten bloß, dass sie dermaßen schwer wurden? Als ginge es in erster Linie darum, dass das Ding möglichst mächtig und massig war. Vielleicht hätte sie die Torte besser in London bestellt, oder besser noch in Paris. Aber wenn Reema sich selbst gegenüber ehrlich gewesen wäre (was sie ihr Leben lang erfolgreich vermieden hatte, denn eine ehrliche Betrachtung der eigenen Beweggründe schaffte mehr Ärger als zu bewältigen sie die Energie oder Neigung hatte), hätte sie sich eingestanden, dass ihre Tochter das ihrer Meinung nach nicht verdient hatte. Nicht anlässlich ihrer vierten Verlobung. Drei französische Biskuittorten waren bereits geliefert, bewundert und verspeist worden, und dann hatte sie das bittere Aufstoßen zu schmecken bekommen, als die Verlobungen gelöst worden waren. Diesmal jedoch war sie sicher, dass das Verlöbnis halten würde. Diesmal hoffte sie, dass Tala im Alter von achtundzwanzig Jahren und trotz zweier teurer amerikanischer Universitätsabschlüsse endlich die wichtigste Lektion ihres Lebens gelernt hatte: dass die Vorstellung von der großen Liebe nichts als ein romantischer Traum war. Dem Frauen sich allerdings gern hingaben. Reema selbst las gern Liebesromane und sah sich Liebesfilme im Fernsehen an. Aber nicht ohne Grund gehörten Liebe und Leidenschaft in den Bereich der Wunschträume, und diese Lektion zu lernen war eine Aufgabe des Reifens, fand Reema, ein Herauswachsen aus der Hitzköpfigkeit der Jugend. In der vergangenen Woche hatte sie erfreut festgestellt, dass das Gesicht ihrer Tochter eine zufriedene Ruhe zeigte, die unvertraut, aber höchst willkommen war. Und dennoch keimte ein nagendes Gefühl von nervöser Anspannung in Reemas Brust auf. Das Problem mit Tala war, dass sie immer das tat, womit man am wenigsten rechnete. Und wenn sie diese Verlobung wieder ruinierte, wenn auch dieses Verlöbnis nicht hielt, dann wäre es Reemas einziger schwacher Trost, dass sie kein Geld für eine importierte Torte vergeudet hätte.
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