Monikas Liebe zur Heimat E-Book

Friederike von Buchner

• Herausgeber: Martin Kelter Verlag
• Kategorie: Gesellschafts- und Liebesromane
• Serie: Toni der Hüttenwirt
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2018

Seitenzahl: 130

Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Gina brachte eine große Kanne mit frischem Kaffee. Fellbacher saß mit einem jungen Mann am großen Tisch in seiner Amtsstube. Vor ihnen lag die Karte von Waldkogel und die Bauzeichnung eines Architekten.Fritz Fellbacher rieb sich das Kinn.»Trinken wir erst mal Kaffee«, sagte er.Gina schenkte Manfred Mayer eine Tasse Kaffee ein. Der junge Mann im besten Zwirn gab Zucker und Milch dazu und rührte um.»Soso, dann bist du der Urenkel vom alten Wilhelm Häusler. Hast doch nix gegen das Du oder?»Nein, Herr Fellbacher! Also! Was sagen Sie zu den Plänen? Ich denke, die Chance für Waldkogel liegt auf der Hand. Wie es hier im Geschäftsplan steht, wollen wir mit einhundert Arbeitsplätzen starten. Sicherlich werden es in den nächsten Jahren mehr werden.»Wird heutzutage nicht alles mit Maschinen gemacht, die der Computer steuert?«, sagte Fellbacher.»Sicherlich wird viel mit Maschinen gemacht. Aber wir bieten hochwertige Qualität, dabei ist noch viel Handarbeit nötig. Schauen Sie sich den Katalog an!

Leseprobe

Toni der Hüttenwirt – 205–

Monikas Liebe zur Heimat

Bringt Kais Pläne total durcheinander!

Friederike von Buchner

Gina brachte eine große Kanne mit frischem Kaffee. Fellbacher saß mit einem jungen Mann am großen Tisch in seiner Amtsstube. Vor ihnen lag die Karte von Waldkogel und die Bauzeichnung eines Architekten.

Fritz Fellbacher rieb sich das Kinn.

»Trinken wir erst mal Kaffee«, sagte er.

Gina schenkte Manfred Mayer eine Tasse Kaffee ein. Der junge Mann im besten Zwirn gab Zucker und Milch dazu und rührte um.

»Soso, dann bist du der Urenkel vom alten Wilhelm Häusler. Hast doch nix gegen das Du oder?«

»Nein, Herr Fellbacher! Also! Was sagen Sie zu den Plänen? Ich denke, die Chance für Waldkogel liegt auf der Hand. Wie es hier im Geschäftsplan steht, wollen wir mit einhundert Arbeitsplätzen starten. Sicherlich werden es in den nächsten Jahren mehr werden.«

»Wird heutzutage nicht alles mit Maschinen gemacht, die der Computer steuert?«, sagte Fellbacher.

»Sicherlich wird viel mit Maschinen gemacht. Aber wir bieten hochwertige Qualität, dabei ist noch viel Handarbeit nötig. Schauen Sie sich den Katalog an!«

»Ich habe den schon durchgeblättert. Meinst du, es gibt genügend Kunden, die die Sachen kaufen? Billig sind die Möbel nicht.«

»Das Billigsegment ist nicht unser Ziel. Dafür gibt es genug Anbieter«, antwortete Manfred.

»Und warum willst ausgerechnet in Waldkogel des Werk bauen?«

»Weil meine Familie hier Grundbesitz hat. Außerdem hat mein Urgroßvater hier mal Möbel gebaut. Also wird die Tradition fortgesetzt. Das ist gut für das Image.«

»Des kann sein, Manfred. Aber des Grundstück am See, des ist kein Industriegelände. Deine Vorfahren haben dort früher eine Mühle betrieben und später hat dein Urgroßvater Möbel von Hand gebaut. Hier in der Gegend hatte jede Familie ein Möbelstück von ihm. Bei vielen steht es hoch heute in der Küche oder in der guten Stube.«

»Sehen Sie, Herr Bürgermeister, daran wollen wir anknüpfen. Schöne Möbel aus Massivholz, gebaut für viele Generationen.«

Fellbacher räusperte sich. »Das Mühlengebäude wurde längst abgetragen. Dort sind jetzt nur Wiesen und Wald. Also, ich weiß nicht Recht, eine Fabrik kann ich mir dort schlecht vorstellen.«

»Auf diesen Einwand habe ich gewartet, Herr Fellbacher. Sicher müssen Vorgaben eingehalten werden für die Produktionshallen. Aber was die Außenfront angeht, lassen wir mit uns reden. Ich verstehe, dass Sie hier im schönen Waldkogel keine typischen Industriegebäude haben möchten. Da lässt sich bestimmt etwas machen. Wenn Sie möchten, kommt unser Architekt vorbei und Sie können selbst mit ihm sprechen.«

»Alles zu seiner Zeit!«, wehrte Fellbacher ab. »Zuerst muss ich den Gemeinderat überzeugen. Das wird keine leichte Entscheidung, Industrie am Bergsee zu genehmigen.«

Manfred Mayer lächelte.

»Das heißt, Sie sind auf unserer Seite? Sie werden es nicht bereuen, Herr Fellbacher. Es werden viele Arbeitsplätze entstehen. Außerdem produzieren wir ausschließlich mit Naturstoffen.«

Fellbacher betrachtete die Karte und sah sich danach die ersten Pläne des Architekten an. Er hatte das Werk in verschiedene Bauabschnitte aufgeteilt. Das Gelände am Ufer des Bergsees war groß.

»Kann ich diese Unterlagen behalten? Dann hätte ich etwas, was ich dem Gemeinderat vorlegen kann.«

»Sicherlich, Herr Fellbacher! Wann tagt der Gemeinderat wieder?«

»Des dauert noch eine Weile. Wir haben Sommerpause.«

»Sehr bedauerlich, Herr Fellbacher! Aber vielleicht können Sie eine Sondersitzung einberufen? Es soll nicht zu Ihrem Nachteil sein, weder für Sie, noch für die Gemeinde Waldkogel.«

Fellbacher erkannte sofort den angedeuteten Bestechungsversuch. Er tat aber so, als hätte er die Zwischentöne nicht gehört.

»Gut, dann lässt du des alles hier. Ich werde mir alles gründlich ansehen und mir Gedanken machen.«

»Das klingt sehr gut, Herr Fellbacher. Es liegt an Ihnen und der Gemeinde, ob im nächsten Jahr bereits reichhaltig Steuereinnahmen fließen werden.« Manfred Mayer lächelte Fellbacher an.

»Des ist mir schon klar, junger Mann«, sagte Fellbacher.

Er wurde etwas ärgerlich. Klar war Manfred auf seinen Vorteil bedacht und malte deshalb alles in rosaroten Farben aus, sprach von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen.

Manfred Mayer trank einen Schluck Kaffee.

»Wir haben uns das so vorgestellt: Sobald der Gemeinderat zugestimmt hat, das wird bei Ihrem Einfluss sicherlich einfach sein, dann komme ich mit den Architekten her. Wie gesagt, wir werden die Pläne mit Ihnen abstimmen. Unser Architekt benötigt danach einige Tage, bis wir den Bauantrag einreichen. Inzwischen lassen wir das ganze Gelände roden. Das Sägewerk Weißgerber wird uns das Holz abnehmen, denke ich. Sobald die Baugenehmigung vorliegt, geht es los. Es wird vier Wochen dauern, bis die Gebäude erstellt sind. Wir bauen aus Fertigteilen. Natürlich müssen Wasser, Abwasser und Strom dorthin geführt und die Zufahrt zum Gelände betoniert werden. Aber das machen wir. Der Gemeinde Waldkogel entstehen keinerlei Kosten. Binnen zwei Wochen werden die Maschinen aufgestellt. Zur selben Zeit wird das Personal eingestellt. Das heißt, wir könnten im Herbst schon produzieren, wenn es schnell geht mit der Ausweisung des Industriegebiets und der Baugenehmigung. Und ich betone nochmals, die Infrastruktur geht ganz auf unsere Kosten.«

»Des ist sehr großzügig«, sagte Fellbacher. »Ich will sehen, was ich tun kann. Versprechen tue ich nix!«

»Aber selbstverständlich können Sie nichts versprechen, Herr Fellbacher«, lächelte Manfred Mayer. »Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir uns verstanden haben. Sie sind ein Mann, der nur das Wohl seiner Gemeinde im Blick hat. Waldkogel hat keine Industrie. Es gibt nur noch wenige Vollerwerbslandwirte und den Tourismus. Wer arbeiten will, muss nach Kirchwalden oder sogar nach München fahren. Wenn unser Werk erst in Betrieb ist, wird es hier Arbeitsplätze geben. Dann kommen die Arbeiter aus den umliegenden Gemeinden her, Herr Fellbacher. Waldkogel wird größer werden. Es wird weniger Abwanderung geben. Viele wird es an den Arbeitsplatz ziehen. Sie werden dort wohnen und leben wollen, wo sie arbeiten.«

Fellbacher klappte die dicke Mappe zu. Er trank seinen Kaffee aus und stand auf.

»Verbleiben wir so, ich rufe an, wenn der Gemeinderat entschieden hat. Dann sehen wir weiter, einverstanden?«

»Genauso haben wir es uns gedacht, Herr Fellbacher«, strahlte Manfred Mayer.

Fellbacher brachte ihn hinaus und verabschiedete ihn vor der Tür des Rathauses. Dann eilte er zurück in die Amtsräume.

»Gina, hast du des gehört?«

»Herr Fellbacher, das war nicht zu überhören. Er hat das Konzept lauthals angepriesen, als stünde er auf dem Marktplatz und würde Gemüse verkaufen. Er tut so, als könnte es ohne diese Fabrik in Waldkogel nicht mehr gehen.«

Fellbacher strahlte Gina an. »Ja, er hat ziemlich dick aufgetragen. Der ist ein richtiger Seelenverkäufer. Der hat es drauf. Schmiert gekonnt Brei ums Maul. Des ist so ein moderner Managertyp.«

»Er erinnert in seiner Art an Ruppert Schwarzer«, sagte Gina.

Fellbacher klatschte in die Hände. »Genau, Gina, das ging mir auch durch den Kopf.«

»Er redet alles schön. Aber jede Medaille hat zwei Seiten.«

»So ist es! Komm her und schau dir die Unterlagen an, Gina! Dann sagst du mir ehrlich, was du davon hältst.«

Gina holte sich einen Becher. Fellbacher und Gina setzten sich an den großen Tisch und studierten die Unterlagen. Dabei beobachtete Fellbacher Gina genau. Sie zog mehrmals die Stirn in Falten.

»Und was ist jetzt, Gina? Was meinst du?«

»Schaut alles gut aus«, sagte Gina leise.

»Aber?«, hakte Fellbacher nach.

Gina zuckte mit den Achseln. »Ist der Preis für den Fortschritt nicht zu hoch? Die Gebäude können noch so schön sein, sie werden groß sein. Wenn man am Bergsee spazieren geht, wird man am gegenüberliegenden Ufer kein Schilf, keine Wiesen, keine Büsche und keinen Wald mehr sehen, sondern eine Fabrik, auch wenn sie noch so schön ist.« Gina schaute Fellbacher verlegen an. »Ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden muss.«

»Das heißt, der Gedanke gefällt dir nicht?«

»Soll ich ganz ehrlich sein?«

»Gina, du machst doch aus deinem Herzen sonst keine Mördergrube. Also raus damit!«

»Des gefällt mir ganz und gar net, Fellbacher!«

Fritz Fellbacher grinste übers ganze Gesicht. »Damit sind wir schon zwei. Aber des tust du für dich behalten.«

»Aber sicher, Herr Bürgermeister! Der will doch nur hier bauen, weil der Familie das Stück Land gehört. Ich finde es unverschämt, dass die Mayers und die Häuslers einfach annehmen, das wird schon gehen, dass das ganze Land zum Industriegebiet erklärt wird. Das ist ganz schön dreist, finde ich.«

»Des stimmt, Gina! Außerdem hat er nur die Schokoladenseite aufgezeigt. Alle Lastwagen, die Materialien bringen und die Produkte abholen, müssten durch den Ort fahren. Mei, des gefällt mir nicht. Wir leben hier vom Tourismus. Die Leute kommen hierher, damit sie Ruhe haben. Sie wollen die Stille der schönen Bergwelt genießen und keine Lastwagen hören und sehen.«

»Und die Arbeiter kommen jeden Morgen mit ihren Autos her und fahren jeden Abend zurück. Ich glaube nicht, dass viele Waldkogler dort Arbeit finden. Ich will niemand Unrecht tun, aber es wird Waldkogel auf einen Schlag verändern. Wie gesagt, ich bin froh, dass ich darüber nicht abstimmen muss.«

Fellbacher nickte. »Wie man es macht, es wird nicht einfach, Gina. Stimmt man zu, dann verändert sich viel. Stimmt man dagegen, dann verpasst man vielleicht eine Chance. Die Leute können heute nicht mehr von der Landwirtschaft leben, und der Tourismus hat seinen Höhepunkt im Sommer. Ich habe mich immer gegen Skipisten und den damit verbunden Affenzirkus gewehrt. Oft frage ich mich, wie lange das noch gut geht. Im Winter haben wir nur die echten Wintersportler hier, die auch gern den Hang hinaufkraxeln, um danach die Abfahrt zu genießen. Die meisten machen Langlauf.«

Gina nicke eifrig. »Das stimmt, und die Loipen um den See, die wird es dann nicht mehr geben, weil das Werk am anderen Ufer steht.«

»Stimmt, Gina, die wird es nicht mehr geben.« Fellbacher schenkte Kaffee nach. Sie tranken.

»Was machen Sie jetzt?«, fragte Gina. »Soll ich die Gemeinderatsmitglieder zu einer Sondersitzung einbestellen?«

Fellbacher seufzte. Er überlegte kurz. Dann schüttelte er den Kopf. »Langsam, so schnell muss das net gehen! Dieser Mayer hat mir nicht gefallen. Ich werde nichts überstürzen. Sicher, der ganze Grund gehört seiner Familie. Aber die Mühle gibt es nicht mehr. Das Gebiet ist weder Bauland noch Bauerwartungsland und schon gar nicht Industriegebiet.« Fellbacher trank den Kaffee aus. »Gina, ich mache einen Spaziergang! Ich begebe mich auf eine Ortsbesichtigung und gehe beim Waldschlösschen vorbei. Ich möchte mit der alten Zenzi reden. Sie kann mir vielleicht mehr über die Mayers und die Häuslers erzählen.«

»Das ist eine gute Idee, Fellbacher«, sagte Gina. »Ich schließe die Unterlagen im Safe ein.«

»Das ist gut«, grinste Fellbacher.

Beide wussten, dass Franz Huber, der Ruppert Schwarzers Bazi oft im Rathaus herumschnüffelte. Huber saß zwar im Gemeinderat, aber jedem in Waldkogel war bekannt, dass er der Handlanger von Ruppert Schwarzer war. Es war besser, wenn er vorerst nichts davon wusste, damit er Schwarzer nicht berichten konnte. Gina und Bürgermeister Fellbacher war klar, dass Ruppert Schwarzer sich sofort mit Manfred Mayer verbünden würde.

Fellbacher nahm den Hut mit dem Gamsbart und ging los.

*

»Champagner!«, schrie Gundula durch das große Loftbüro.

Für einen Augenblick war es ganz still. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Dann sprangen die zwanzig Mitarbeiter der Filmproduktionsfirma von ihren Arbeitsplätzen auf und brachen in Jubel aus.

»Leute, wir haben den Auftrag! Wir haben den Zuschlag für die Serie bekommen. Jetzt wird gefeiert!«

Die Champagnerkorken knallten. Der Prickelsaft musste aus Pappbechern getrunken werden, weil auf die Schnelle nicht so viele Gläser aufzutreiben waren.

»Auf unseren Erfolg!«, rief Gundula.

Alle hoben die Becher und prosteten sich zu, dann tranken sie. Alle strahlten. Hinter ihnen lagen anstrengende Wochen. Sie waren angefüllt mit Hoffen und Bangen. Die Konkurrenz war groß. Die kleine Filmfirma benötigte dringend einen Auftrag. Alle hatten sich ins Zeug gelegt. Bis auf die Chefin Gundula Zimmermann waren alle um die dreißig und kannten sich von der Filmhochschule. Jeder hatte ein Spezialgebiet. So war das Konzept für die Fernsehserie von ihnen entwickelt worden, von der Idee bis zum Drehbuch. Sie hatten sogar schon eine Filmmelodie. Gundula, die früher als Cutterin beim Film gearbeitet hatte, hatte die kleine Filmfirma gegründet, nachdem sie eine Erbschaft gemacht hatte. Das war jetzt fünf Jahre her. Gundula, die Mitte vierzig war, hatte alles hineingesteckt, was sie besaß.

»Wir sind gut, wir sind richtig gut«, strahlte Gundula, die von allen Gundi gerufen wurde.

»Wenn wir das gut machen, was ich nicht bezweifle, dann haben wir den Durchbruch geschafft. Gleich der erste Film muss ein Knüller werden. Leute, jetzt müssen wir beweisen, dass wir es können! Morgen fangen wir an. Kai, du machst dich auf den Weg und suchst einen geeigneten Drehort. Du weißt, dass alles an demselben Ort gedreht werden soll. Das spart Kosten. Aber jetzt will ich keinen langen Vortrag halten. Jeder weiß, was er zu tun hat.«

Auf den Schreibtischen lagen die Listen mit den Aufgaben. Die Hauptfiguren mussten besetzt werden. Das machte Gundula selbst. Sie rief die Agenten an oder sprach selbst mit den Schauspielern. Jemand anderes war für die Nebenrollen zuständig. Außerdem wurden Statisten gebraucht. Die Ausstattung musste zusammengestellt werden.

Viele Dinge konnten sie jetzt erst in Angriff nehmen, nachdem sie die Zusage bekommen hatten. Vorher wäre es zu gefährlich gewesen. Die Konkurrenz hätte etwas merken können.

»Kai, du hast eine Woche Zeit – nicht mehr. Ich will Bilder und ein Video der Lokalitäten. Bei den Aufnahmen orientierst du dich an dem Drehbuch.«

»Gundi, beruhige dich!«, lachte Kai. Alle duzten die Chefin. »Es ist alles klar. Ich werde den perfekten Drehort finden, Berge, Täler, Bergsee, Almhütten, Wald und Wiesen, wunderschöne alte Bauernhäuser. Ich fahre morgen früh los und maile dir jeden Abend die Ergebnisse. Es gibt schöne kleine Dörfer in den Alpen, die sich dafür eignen.«

Gundula sank auf den Stuhl. »Leute, ich bin geschafft. Das merke ich jetzt erst.«

»Das ist immer so. Du weißt doch, dass man erst mal in ein Loch fällt, wenn die Spannung plötzlich aufhört«, sagte Kai. »Du hast die ganzen Wochen unter Strom gestanden, Gundi, wie wir alle. Uns geht es doch genauso.«

Sie lächelten sich an.

Kai wusste, dass er ganz schnell eine Location finden musste, wie es in der Fachsprache hieß, also einen geeigneten Drehort. Bei der Serie handelte es sich um ein Bergdorf, in dem geheimnisvolle Dinge geschahen. Es war eine Mischung aus Heimat-, Krimi- und Mystery-Elementen, die geschickt verwoben wurden. Die Liebe kam auch nicht zu kurz. Wochenlang hatten sie sich ausgemalt, wie der Ort beschaffen sein musste. Im Geiste sahen sie ihn schon alle vor sich. Er musste nur noch gefunden werden.

Jedes Wochenende war Kai bereits in den Bergen unterwegs gewesen. Er war herumgefahren und hatte sich die Dörfer angesehen. Er hatte aussortiert. Am Schluss waren nur wenige übriggeblieben. Ein Ort auf seiner Liste hieß Waldkogel.

Waldkogel hatte ihm besonders gut gefallen. Aber er hatte niemandem davon erzählt. Kai war ein stiller Typ. Er war Fotograf und Kameramann und betrachtete alles wie durch den Sucher. Bei dem Gedanken an Waldkogel lächelte er vor sich hin.

»Was ist?«, fragte Gundula.

»Nichts«, sagte Kai. »Ich habe nur so vor mich hingedacht.«

»Das kannst du erzählen, wem du willst, aber mir nicht. Dazu kenne ich dich zu gut, Kai. Hast du am Ende schon eine Ortschaft gefunden?«

Kai grinste. »Es gibt einige, die ich gut finde. Du weißt, dass Berge meine Leidenschaft sind, meine zweite Leidenschaft, nach meinem Beruf.«

»Hast du Fotos?«

»Gundi, jetzt bist du neugierig. Sicher habe ich Fotos, aber die bekommst du nicht zu sehen. Ich werde neue machen, aktuelle. Als ich unterwegs war, hatte es geregnet. Jetzt ist endlich Hochsommer.«

»Ja, zum Glück! Der Wetterbericht sagt für die nächsten Wochen Sonnenschein voraus. Ich will bald mit den Außenaufnahmen beginnen. Im Herbst regnet es und es ist trübe. Dann können wir die Innenaufnahmen drehen.«