Münzwurf - M.J. Wendt - E-Book

Münzwurf E-Book

M.J. Wendt

4,9

Beschreibung

Ein Wurf - Eine Entscheidung Jason hat keine Lust mehr auf sein langweiliges Leben und entscheidet sich deshalb dafür es zu ändern. Er nimmt eine Münze um sich zwischen zwei Wegen zu entscheiden. Beide haben die gleichen Erfolgschancen. Welchen er nimmt bestimmt die Münze. Zahl oder Kopf? Beide möglichen Zeitstränge werden in dem Buch erzählt und beide haben ihre Vorteile und vielleicht auch ihre Nachteile ...

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Seitenzahl: 121

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INHALT

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3 Kopf

Kapitel 4 Kopf

Kapitel 5 Kopf

Kapitel 6 Kopf

Kapitel 7 Kopf

Kapitel 8 Kopf

Kapitel 9 Kopf

Kapitel 10 Kopf

Kapitel 11 Kopf

Kapitel 12 Kopf

Kapitel 13 Kopf

Kapitel 14 Kopf

Kapitel 15 Kopf

Kapitel 16 Kopf

Kapitel 3 Zahl

Kapitel 4 Zahl

Kapitel 5 Zahl

Kapitel 6 Zahl

Kapitel 7 Zahl

Kapitel 8 Zahl

Kapitel 9 Zahl

Kapitel 10 Zahl

Kapitel 11 Zahl

Kapitel 12 Zahl

Kapitel 13 Zahl

Kapitel 14 Zahl

Kapitel 15 Zahl

Kapitel 16 Zahl

Zusatz

Alternativ Kapitel

Songausschnitte

Persönliches Nachwort

Vorwort

Die ersten beiden Kapitel des Buches sollten nacheinander gelesen werden. Ab dem dritten Kapitel kann man sich entscheiden ob man in der geschriebenen Reihenfolge lesen möchte oder im Wechsel zwischen den Kopf und Zahl Kapiteln.

Falls man zwei indirekt miteinander in Verbindung stehende Geschichten lesen möchte empfiehlt sich die von mir genutzte Reihenfolge.

Falls man die beiden Leben in den einzelnen Abschnitten miteinander vergleichen möchte, dann empfiehlt es sich zwischen den beiden Kapitel zu wechseln.

Ich persönlich finde es schöner und flüssiger das Buch in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen.

Der komplette Inhalt ist surreal.

I.

Jason sitzt in der Schule und bekritzelt seinen roten Block. Mit einem Edding malt er eine Blume, die sich an den ganzen anderen Zeichnungen vorbei schlängelt und am oberen Ende des Blocks aufblüht. Die anderen Kritzeleien auf dem Block sind Wörter, die zum Teil ganze Sätze mit Reimen oder einzelne Wörter umfassen und Symbole, die entweder frei erfunden sind oder von bekannten Unternehmungen abgezeichnet wurden. Ein wirkliches Talent zum Zeichnen hat er nicht, aber er langweilt sich arg in der Schule und vertreibt sich so die Zeit.

Jason ist ein wirklich intelligenter Junge, der auch sehr kreativ ist und viele gute Ideen hat. Sobald in der Schule ein neues Thema angefangen wird ist er voll engagiert und versteht dieses somit als einer der ersten in der Klasse. Ist das Thema aber für ihn uninteressant oder sieht er keinen Sinn darin dieses Thema weiter durchzugehen, dann schaltet sein Gehirn ab und er konzentriert sich auf andere Sachen, auf Sachen die ihn interessieren.

Im Moment sitzt er im Matheunterricht. Letzte Woche wurde mit dem neuen Thema „Matrizenrechnung“ angefangen. Wie diese miteinander Addiert, Subtrahiert und Multipliziert werden weiß er und im Grunde gibt es auch nicht mehr zu Wissen. Die Frage, was genau er ausrechnet, kann er durch logisches Denken und guter Argumentation beantworten. Während die Lehrerin zum wiederholten Male das Multiplizieren erklären muss, weil die Hälfte der Klasse dieses nicht versteht, wird Jason etwas von seinem Sitznachbarn Micha gefragt: „Hast du die Hausaufgaben für Erdkunde schon gemacht?“

Micha ist einer der klügsten Köpfe in der Klasse wenn es um Zahlen geht. Wie auch Jason findet er das Thema in Mathe einfach und schaut wie er sich die Zeit vertreiben kann. In der nächsten Stunde haben sie Erdkunde und beide haben keine Hausaufgaben gemacht, was für die beiden auch typisch ist. Hausaufgaben werden meistens in den anderen Fächern gemacht, weil man Zuhause keine Lust hat sich da dran zu setzen.

„Was war auf?“, fragt Jason ohne von seinem Block zu schauen. „Irgendwas im Buch.“, antwortet Micha „Ich hab mein Buch aber noch im Spind, genau so wie mein Hausaufgabenheft.“

Jason schaut nun mit seinen grünen Augen vom Block auf und wendet sich zu Micha. Mit seinem Blick signalisiert er, dass er auch kein Buch bei sich hat. Dabei meldet er sich und flüstert: „150300?“ worauf hin Micha nickt. Die Lehrerin sieht, dass sich Jason meldet und nimmt ihn mit einem breiten Grinsen im Gesicht dran, weil sie denkt, dass er einen Beitrag zum Unterricht leisten möchte. Dementsprechend enttäuscht ist sie auch, dass sein Anliegen nur der angebliche Gang zur Toilette ist. Sie genehmigt es ihm und langsam schlendert Jason aus dem Raum. Er lässt sich nun viel Zeit für seine persönlichen Erledigungen, denn die Stunden dauern noch etwas über 70 Minuten.

Der Klassenraum in dem er gerade Mathe hat ist im dritten Stockwerk. Von da aus geht er die Treppen bis zum Untergeschoss runter und über den Schulhof zu einem Kiosk, wo er sich einen Kaffee und ein Schinkenbaguette kauft. Er führt noch ein wenig Smalltalk mit dem Kioskbesitzer bis er den Kaffee halb leer getrunken hat. Bezahlend verabschiedet er sich von dem libanesischen Landsmann, der sich mit dem Kiosk eine private Goldgrube aufgebaut hat. Jede Pause kommen mehrere hundert Schüler von drei verschiedenen Schulen aus über 13 verschiedenen Stufen zu ihm um sich was zu kaufen.

Von dort aus geht Jason in die erste Etage, wo die ganzen Spinde stehen. Auf dem Weg dort hin schreibt er mit einem Mädchen namens Viktoria. Sie ist zwei Jahre jünger als er und seine absolute Traumfrau. Ihre tiefen braunen Augen und ihr langes, ebenso braunes Haar haben ihn bei der ersten Begegnung den Kopf verdreht. Das Problem an der Sache ist das, dass sie nichts für ihn empfindet und dem Entsprechend kein Interesse hat.

Obwohl sie ihm nicht antwortet starrt er den kompletten Weg bis oben auf den Bildschirm von seinem Handy und trinkt seinen Kaffee. Bei den Spinden angekommen schmeißt er den leeren Kaffeebecher die Treppe runter und gibt bei Michas Spind die Zahlenkombination 150300 ein. Dieser öffnet sich und Jason nimmt das Erdkundebuch raus. Aus dem Hausaufgabenheft reißt er nur die Seite raus auf der die Hausaufgaben notiert sind. Aus seinem Spind, der immer offen ist, nimmt er einen Turnbeutel heraus und packt das Buch ein.

Auf dem Rückweg isst er das Baguette. Bis zum Klassenraum hat er das nicht ganz aufgegessen und wirft den Rest wieder eine Treppe herunter. Die letzten Krümmel an den Mundwinkeln entfernt er mit Hilfe seiner Frontkamera.

Dann klopft er und eine Klassenkameradin öffnet ihm genervt die Türe. Immer wenn es klopft muss sie aufspringen und die Tür öffnen, weil sie unmittelbar daneben sitzt. Mit einem „Du warst aber lange weg...“, empfängt ihn seine Lehrerin. Jason guckt auf sein Handy und antwortet: „Joa, das stimmt wohl.“ Für seine Lehrerin wirkt das so als hätte er nur wegen der Uhrzeit auf sein Handy geschaut, aber in Wahrheit hat er gehofft eine Nachricht von Viktoria bekommen zu haben.

Zwischen Micha und Jason herrscht solange Augenkontakt bis Jason wieder auf seinem Platz sitzt. Dort holt er die zerknüllte Seite, aus Michas Hausaufgabenheft, aus dem Rucksack und gibt sie ihm. Micha ist nicht überrascht, dass Jason die Seite einfach raus gerissen hat, da er so was häufig macht. Jason nimmt noch das Buch heraus und legt dieses auf seinen eigenen Tisch. Ein anderer Freund, Lukas, meinte zuvor, dass die Aufgaben reines Abschreiben aus dem Buch sind.

Lukas ist eigentlich auch ein kreativer und engagierter Junge, aber er hört nie richtig zu. Wenn man ihm was sagt, dann muss man es mehr als ein Mal erklären, weil er sonst nichts begreift. In der Schule ist er dementsprechend schlecht und pendelt sich notentechnisch zwischen drei und fünf ein. Im Gegensatz zu Micha und Jason macht er aber seine Hausaufgaben und bekommt die schlechten Noten nicht wegen Faulheit.

Da man die Lösungen schon im Buch stehen hat schreibt sich Jason nur die Seitenzahlen und die ersten Wörter seines Satzes auf. Wenn die Hausaufgaben dann vorgelesen werden müssen weiß Jason was er vorlesen muss. Micha hingegen macht sich schon mehr Arbeit. Er schreibt die Sätze wenigstens komplett ab und schreibt sich die Seitenzahlen dazu, falls er erklären muss was er mit dem Satz meint. Somit haben die beiden die Hausaufgaben in weniger als zehn Minuten erledigt.

Nach den Aufgaben beendet er die Zeichnung von der Blume auf seinem Block und legt sich entspannt in seinen unbequemen Stuhl zurück. Er begutachtet die Arbeiten an der Tafel. Die Klasse hat wieder nichts neues in Mathe gelernt, weshalb Jason mit seiner Entscheidung die Hausaufgaben zu machen zufrieden ist. Wenn er nicht verstehen würde was an der Tafel steht, würde er es auch nicht nach lernen, weil er nie für irgendwas lernt. Dies wird ihm in fast allen Fächern zum Verhängnis.

Zum Beispiel ist er in Sprachen sehr talentiert und könnte diese innerhalb von einem Jahr fließend sprechen, wenn er Vokabeln lernen würde. Die schwierigen Sachen wie die Grammatik kann er schon bevor er sich vorstellen kann.

In seiner Heimatsprache kann er wunderbar freie Texte schreiben ohne lange nachdenken zu müssen, was er aber nicht kann ist sie beschreiben. Es fängt schon damit an, dass er die Textsorten wie Reportage und Bericht nicht auseinanderhalten kann. In seinen freien Texten sind teilweise auch genial eingesetzte rhetorische Mittel, die er aber nicht bei Namen nennen kann. Die Wirkung jedes Einzelnen wiederum kann er perfekt erläutern.

Somit schreibt er nirgendwo die besten Noten und wird auch nicht den Abschluss bekommen den er für seine Intelligenz verdient hätte.

II.

Trotz seines sprachlichen Talentes und seiner Intelligenz sieht es in der Schule eher schlecht für ihn aus. Dadurch dass er nie lernt, schreibt er schlechtere Arbeiten als es nötig wäre. Aber auch sein Desinteresse am Unterricht machen seine Noten nicht gerade besser.

Mit diesen schlechten Noten sieht Jasons Zukunft nicht rosig aus und er weiß, dass er etwas tun muss um sein Traumleben leben zu können. Seine Eltern können ihm nicht helfen trotz einer vergeigten Schullaufbahn das große Geld zu machen, weil sie auch nur in zwei Betrieben angestellt sind und nicht das große Geld machen. Die Unternehmen bei denen sie arbeiten suchen auch nur Mitarbeiter mit einem gut vollendeten Studium.

Jasons Plan ist es selbstständig zu werden. Am besten mit etwas wo man sich kreativ entfalten kann und im Idealfall etwas wo man durch das Texte schreiben Geld bekommt. Ursprünglich wollte er die journalistische Laufbahn bestreiten, doch auch dafür braucht man ein Studium oder gute Kontakte. Im Moment scheint es so, dass er nach der Schule in einer Produktionsfirma arbeiten wird, dort kennt er den Chef und er weiß, dass er dort nicht unbedingt die besten Noten braucht. Die Bezahlung ist zwar auch nicht der Rede wert, aber er bekommt immerhin Geld und kann arbeiten.

Für ihn gibt es aber zwei Berufe die für ihn perfekt sind. Der eine Job wäre es ein freiberuflicher Autor zu werden und der andere wäre es Rapper zu werden. Beides sind in den Augen der meisten anderen Menschen nur Traumjobs und nichts von Bedeutung, aber wenn man eine so schlechte Ausgangslage wie Jason hat, dann hat man keine andere Wahl als sich nach Traumjobs umzusehen. Für ihn gibt es also zwei Möglichkeiten, entweder er arbeitet hart und viel für wenig Geld oder er versucht mit etwas was ihm Spaß macht viel Geld zu verdienen. Beim zweiten ist jedoch die Gefahr in mehreren Monaten überhaupt kein Geld zu haben beziehungsweise niemals Geld zu verdienen.

Diese Bedenken hat Jason aber nicht. Er ist überzeugt davon mit beiden Erfolg zu haben und somit auch Geld zu verdienen. Ihm steht nur das Problem im Weg, dass er nicht weiß ob er lieber mit Rappen oder Schreiben sein Vermögen anhäufen möchte. Dies sind zwei Sachen die in zwei unterschiedliche Kulturkreise gehen und jeweils für sich die komplette Aufmerksamkeit erfordern. Wenn man an einem Buch arbeitet kann man nicht gleichzeitig an einem Album arbeiten oder wenn man gerade ein Konzert gibt kann man sich nicht auf die Vorlesungen in den nächsten Tagen konzentrieren.

Des weiteren zählt Rap für die meisten Menschen als Kriminell, auch wenn es zu genüge „netten Rap“ gibt. Bücher hingegen werden meist von Intellektuellen gekauft und gelesen. Natürlich gibt es viele Ausnahmen in beiden Fällen und sicherlich gibt es auch Geschäftsmänner die mit Rap vom Büro zu ihrer Villa fahren und dort ganz entspannt mit ihrer Ehefrau vor dem Kamin über ein neues Buch diskutieren.

Jason möchte mit dem was er macht nicht verstellt wirken. In beiden Träumen sieht er Vorteile und Nachteile. Als Rapper wäre er auch zwangsweise Berühmt, was nicht unbedingt was schlechtes ist, aber als Autor kann er frei entscheiden wie bekannt er ist. Sollte er einen Bestseller geschrieben haben, muss er nicht in die Öffentlichkeit, sollte man aber ein erfolgreiches Album veröffentlicht haben, dann muss man sich auch in der Öffentlichkeit präsentieren, immerhin verdient man sein Geld nicht nur mit dem Albumverkauf sondern auch mit den Auftritten zum Album. Der Autor hat nicht den Drang danach Vorlesungen zu geben, denn ein Bestseller bringt hauptsächlich durch den Verkauf Geld ein.

Jedoch hat man es als Rapper leichter bekannt zu bleiben. Hat man einmal ein erfolgreiches Album veröffentlicht kann man mit Hilfe von anderen Interpreten immer wieder neue Lieder produzieren, die dann definitiv weltweit gehört werden. Auch durch Werbung mit Werbefirmen kann man seine Bekanntheit aufrecht erhalten. Ein Autor wird, selbst wenn er berühmt ist, niemals die gleiche Relevanz als Werbefigur oder für eine Zusammenarbeit haben wie ein Musiker.

Egal für welches Leben sich Jason entscheidet, er wäre definitiv glücklich damit wenn er dabei auch Erfolg hat. Die Frage was von beiden er nun endgültig machen soll beschäftigt ihn schon seit über einem Jahr. Heute, nach dem wiedermal so langweiligen Schultag und einer weiteren schlechten Note in der Klassenarbeit in Geschichte will er sich entscheiden.

Eine Stunde sitzt er vor seinem roten Block und schreibt die Vorteile wie auch Nachteile des jeweiligen Berufes auf. Immer wieder vergleicht er die beiden miteinander und findet einfach kein Ergebnis.

Neben ihm liegt eine Münze mit einer Zahl vorne und einem Kopf hinten. „Die muss es jetzt entscheiden.“, denkt er sich. Bei Zahl ist es das Buch, denn Zahlen symbolisieren Bildung und Bildung kommt durch Wissen und Wissen erlernt man aus Büchern. Beim Kopf hingegen ist es Rap, denn der Kopf symbolisiert in diesem Fall die Bekanntheit. Jeder wird wissen wie der Rapper aussieht.

Mit dem Münzwurf wird er zwei unterschiedliche Zeitstränge erschaffen und er wird nur wissen wie der verläuft, den er einschlägt. Jason schnippst die Münze mit seinem Daumen in die Luft. Sie dreht sich mehrere Male bis er diese wieder fängt. Dann klatscht er die rechte Hand mit der Münze auf seinen linken Arm.

Angespannt und langsam nimmt er seine Hand weg und lächelt beim Betrachten von dem Ergebnis.

KOPF

Steht für ein Leben als Rapper.

III.

Die Münze zeigt Kopf.

Zufrieden nimmt Jason ein Feuerzeug und einen Ordner, in dem er alle Notizen, Muster und Vorlagen von seinen geplanten Buchprojekten hat. Diesen schmeißt er dann draußen auf den betonierten Boden und zündet ihn an. Symbolisch steht diese Aktion für das Ende als Autor und den Beginn als Rapper.