Musik als kulturelles Problem. Popmusik der 60er Jahre - Heinz Ahlreip - E-Book

Musik als kulturelles Problem. Popmusik der 60er Jahre E-Book

Heinz Ahlreip

0,0
18,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Medien, Kunst, Musik, , Sprache: Deutsch, Abstract: Ausgehend von Chuck Berrys programmatischen Song "Roll Over Beethoven" wird der irrationalistische Grundgehalt der Popmusik schwerpunktmäßig der der 60er Jahre aufgezeigt, aus dem heraus es zur Altamontkatastrophe und zur Mordserie in Los Angeles durch Hippiedirnen im Auftrag von Charles Manson kam. Manson ist noch heute eine Ikone sowohl der Satanisten als auch der Faschisten in den USA. Der Manson anklagende Staatsanwalt Bugliosi hatte John Lennon als Zeugen geladen, weil der Zuhälter und Anstifter des Mordfeldzuges, dem auch die schwangere Schauspielerin Sharon Tate zum Opfer fiel,durch den Beatles-Song "Helter Skelter" zu dieser Bluttat inspiriert worden sei. Das diffuse Aufbegehren der Jugendlichen in den 60ern gegen eine verwaltete Welt, das unterschwellig auch von der chinesischen Kulturrevolution beeinflußt worden war, wird verglichen mit dem rotgardistischen Umgang mit dem kulturellen Erbe der Klassik, wie es in der "Anti-Konfuzius und Anti-Beethoven-Kampagne" zum Ausdruck kam.In diesem Zusammenhang wird Lenins generelle Haltung zur Musik durchleuchtet, die Überraschendes zutage fördert. Unter Berücksichtigung von Lenins Kritik am Proletkult Bogdanovs fand in der Kulturrevolution eine tiefere Auseinandersetzung mit der Musik Beethovens statt als im freien Westen, in dem etliche hochsensible Popmusiker an einer nur profitorientierten Kulturindustrie zerbrachen: Brian Jones, Jimi Hendrix, Keith Moon, Jim Morrison und Janis Joplin...um nur einige zu nennen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Impressum:

Copyright (c) 2015 GRIN Verlag / Open Publishing GmbH, alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. Kopieren und verbreiten nur mit Genehmigung des Verlags.

Bei GRIN macht sich Ihr Wissen bezahlt! Wir veröffentlichen kostenlos Ihre Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten.

Jetzt beiwww.grin.com

 MUSIK ALS KULTURELLES PROBLEM AM BEISPIEL DER POPMUSIK DER 60ER

 

 JAHRE – ZUM TOD VON MEREDITH HUNTER UND SHARON TATE

 

 EIN MUSIK-SOZIOLOGISCHER SPAZIERGANG

 

 „Ohne Yoko bin ich ein kopfloses Huhn.“ (Lennon).

 

Es hatte Jahrtausende der Entwicklung der Gesellschaftsformationen gebraucht, bis Karl Marx die "Wertform, deren fertige Gestalt die Geldform"[1].ist, ergründete und den Fetischcharakter der Politik entschlüsselte. Politik macht nicht das Erhebliche aus, sondern ist ein von der jeweiligen Ökonomie Abgeleitetes, Sekundäres, aber mit Rückwirkung auf sie.Politik behauptete und behauptet sich, weil die menschliche Arbeit in allen bisherigen ökonomischen Gesellschaftsformationen außer der staatenfreien Urgesellschaft eine entfremdete war, eine Last. Gelänge es auf revolutionärem Weg, diese in eine Lust umzukehren dadurch, dass die Produktionsprozesse kollektiv gestaltet würden, erübrigte sich Politik, was die Band "Ton, Steine, Scherben" in der Zeile ausdrückte: "Keine Macht für niemanden". Oder wie es Rousseau ausdrückte: ein Mensch, der anderen Menschen Befehle geben will, muß krank sein, oder der Atheist Arno Schmidt: „Ein anständiger Mensch schämt sich, Vorgesetzter zu sein“. Der utopische Sozialist Saint Simon hatte 1802 in seinen Genfer Briefen die Vision einer gesellschaftlichen Kooperation, in der die Herrschaft des Menschen über den Menschen abgelöst worden sei durch die kollektive Verwaltung von Sachen und von der kollektiven Leitung von Produktionsprozessen. Edgar Broughton stampfte sein "Out, Demons, Out !" ins Mikrofon. In der Anarchie als absoluter ändert sich nicht nur das Verhältnis der freien Gesellschaftsmitglieder zu den Künsten; sie verhalten sich hier erst wirklich humanistisch.Eine der ersten Beatgruppen der Popmusik der 60er Jahre nannte sich Eric Burdon & The Animals, weil die Bandmitglieder sich auf der Bühne so tierisch benahmen.Lennon hielt keinen seiner Liedtexte für tiefsinnig, nach eigener Aussageschrieb er Liedtexte für diese Art von Fleischmarkt.[2]. Im Sommer 1966 erschien nur in den USA eine Beatles-LP, die als Butcher-LP in die Popgeschichte einging. Robert Whitaker hatte die vier Musiker mit zerhacktenKörperteilen von Tieren fotografiert. Die Platte wurde nach einem Tag von der Plattenfirma „Capitol“ zurückgezogen;die Platte mit dem Originalcover wird heute in Sammlerkreisen mit bis zu 40 000 Dollar gehandelt. Auf dem Cover der als "Schlachthausplatte" bekannt gewordenen LP der Edgar Broughton (Blues) Band war eine Szene aus einem Schlachthof abgebildet, in der zwischen an Haken aufgehängten Tierteilen auch ein menschlicher Torso zu sehen war. Eine LP der Pink Floyd trug den Namen „Animals“, die Musiker teilten die Menschheit in Hunde, Schweine und Schafe ein. In der „Deutschen Oper Berlin“ wurde 1967 die Comic-Oper „Strip oder: wer unter den menschenfressern erzogen, dem schmeckt keine zuspeis, es sei denn, sie hat hand und fuß“ aufgeführt. 1967 gründete sich in der Leopoldstrasse in München die Musikommune „Amon Düül“. Amon war ein ägyptischer Gott und Düül eine Figur in der türkischen Dichtung. Die der Kommune 1 in Berlin nahestehende Band spaltete sich aber bald in „Amon Düül 1“ und „Amon Düül II“, insbesondere erstere brachte eine schockierende Anti-Musik hervor. Am Schluß ihres Liedes, „Anarchy in the UK“, mit dem die „Sex Pistols“ den Durchbruch schafften, heißt es: „Get pissed, Destroy...“ (Besauf Dich, Zerstöre...). „Dieses Credo der Anarchie wurde von dem Sänger der Sex Pistols Johnny Rotten in einem kaum artikulierten Schreien buchstäblich ausgekotzt.“[3].Kulturgeschichtlich mögen die „Sex Pistols“ mit ihrer Primitivität und ihren drei Gitarrenspielern plus Schlagzeuger eine Renaissance der ursprünglichen Beatmusik, die ohne Künstelei und Streichorchester wie bei „Eleanor Rigby“auskam,bewirkt haben.Man kann diesen Reduktionismus, in dem sich im Namen einer rudimentären Natürlichkeitgegen tradierte Künstlichkeit gewendet wird,kulturrevolutionär nennen; politisch waren sie ein Zeugnis einer sich selbst bepissenden Jugend ohne Zukunft, die also auf politische Aktivität verzichtete.(I was looking for the future, but I found the blues instead.Ganz bewußt sang Jimmy Reed den Blues in den 50er Jahren in den USA schläfrig und schmutzig wie in den 60er JahrenRay Davis von den englischen Kinks den Pop).Die Billigbierdose war derLebensinhalt, und die leeren Dosen „flogen auch gegen die romantischen Einwegfeuerzeuge im Nachthimmel der Konzertarenen“.[4]. Wer Billigbier trank, konnte sich auch höchstens eine Single leisten; am Anfang verschmähte der Punk LPs. Über das Bandmitglied Sid Vicious, der am 2. Februar 1997 im New Yorker Chelsea Hotel an einer Überdosis Rauschgift starb, schrieb der Leadsänger der „Sex Pistols“ Johnny Rotten alias John Lydon, in seiner Autobiografie, Drogen haben ihn, der über die fetten Schweinsgesichter des Bürgertums spottete, zu einem Tier gemacht. In den „Sex Pistols“ kam das Wesen der Popmusik zu seinem Abschluß: Diese Musik war Anti-Musik wie überhaupt die ganze Gestik seit den 60er Jahren die Anti-Haltung war. In war nur, wer anti war, ohne zu bemerken, dass nicht alles anti anti war, wie zum Beispiel die Popmusik.Und doch: Gerade die „Sex Pistols“ haben in weltkultureller Hinsicht den vielleicht wertvollsten Beitrag zur Musik erbracht: die Extreme, Beethovens „Appasionata“ und die „Anarchy in the UK“berühren sich. Es wird später ausgeführt und dargelegt werden, warum diese cirka 170 Jahre auseinanderliegenden Werke sich berühren und warum die Umwertung aller Werte zu einer Entwertung aller Werte, zum kulturellen Bestialismus geführt hat. Diese Entwertung liegt heute für jeden sichtbar, für jeden hörbar vor – der Konsum der Massenmedien sollte heute kostenlos sein, denn man bekommt keine Gegenwerte von ihnen. Rotten sang: Verstehst du nicht, wie sie dich mit ihrem mittelmäßigen Geschwätz jeden Tag übers Ohr hauen !? Am 8. Juni 1966 wurde am „Theater am Turm“ unter der Regie von Claus Peymann die „Publikumsbeschimpfung“ - ein Einakter von Peter Handtke – uraufgeführt. Diese findet heute durch die Massenmedien statt, ohne dass beleidigende Worte fallen. Auf dieses Phänomen werde ich öfters zurückkomen müssen. Es ist den Sex-Pistols selbst nicht bewußt gewesen, dass Politik und Musik in Ausbeutergesellschaften unvereinbar sind. Sie lebten nur danach: „Politik ist einfach zu dumm … sobald der Kram zu organisiert wird, einfach abhauen“. (Johnny Rotten). Ein junger Musiker darf das sagen, weil man von ihm nicht mehr erwarten darf. Politik und Musik sind in ähnlich ideologischer Befangenheit beschränkt, so daß sie wechselseitig ihr Wesen nicht erfassen können. Musik kann lediglich ausdrücken, warum sie durch Politik erdrückt wird. Eine durch und durch unpolitische Gesellschaft wäre eine durch und durch musikalische.Humane Kultur beginnt jenseits des Politischen. Konsequent sind die „Sex Pistols“ in einer Hinsicht wirklich gewesen, als die Punkwelle 1978 „in“ war, ihren Climax gerade erreichte, lösten sie sich auf – hauten einfach ab. Aber abhauen ist so eine Sache für sich: der einzelne Arbeiter kann von dem einzelnen Kapitalisten abhauen, nicht aber vor der Kapitalistenklasse. Die linken Intellektuellen der 60er Jahre gaben sich einem bizarren Eskapismus hin, sie liebten einen chinesischen Kommunebauern jenseits der Äußeren Mongolei mit der Mao-Bibel in der Hand mehr als ihren Nachbarn, der bei VW schichtarbeitete. Man suchte schließlich Rousseaus „Edlen Wilden“ und fand ihn in Bob Marley.