My Hot Enemy - Kajsa Arnold - E-Book

My Hot Enemy E-Book

Kajsa Arnold

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Beschreibung

Sie hassen sich, sie wollen sich – eine unmögliche Liebe? NEVER TRUST AGAIN: Joleen hat mit ihrem kleinen Eiscafé in Boca Raton, Florida, ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als plötzlich der ebenso attraktive wie arrogante Blue Barber in ihrem Café auftaucht und ihr verkündet, sie mit seinem Billig-Eisshop innerhalb von sechs Monaten zu ruinieren, erklärt sie ihm wütend den Krieg … bis ein mysteriöser Kuss im Dunkeln ihren Körper zum Prickeln bringt. Eine weitere von Blues Taktiken, Joleen aus dem Konzept zu bringen? NEVER MORE SECRETS: In ihrer Frühstückspension in Cap Charles kümmert Noraly sich rührend um ihre Stammgäste. Einzig die Anwesenheit des gutaussehenden Aiden Black, der sich auffällig für ihre Pension zu interessieren scheint, irritiert Nora. Vor allem ihre weiblichen Gäste scheinen jedoch wie verzaubert von Aiden und auch Nora kann sich seinem Charme nicht entziehen. Doch als sie erfährt, wer er wirklich ist, scheint es längst zu spät … JUST ANOTHER DAY: Voll Vorfreude reist Lektorin Sia Hunt nach New York, um eine ihrer Autorinnen auf eine Lesereise zu begleiten. Dort muss sie jedoch erfahren, dass sich hinter dem Pseudonym der arrogante Parker Stone verbirgt, der nichts mit seinen gefühlvollen Romanen gemein zu haben scheint. Trotzdem erliegt Sia Parkers Charme für eine Nacht. Ein großer Fehler, denn es liegen noch 49 gemeinsame Tage vor ihnen. Ein Spiel zwischen Hass und Leidenschaft beginnt … Ein prickelnder Hot-Romance-Sammelband für alle Fans von Jacy Crown und Vi Keeland.

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Seitenzahl: 562

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Über dieses Buch:

NEVER TRUST AGAIN: Joleen hat mit ihrem kleinen Eiscafé in Boca Raton, Florida, ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als plötzlich der ebenso attraktive wie arrogante Blue Barber in ihrem Café auftaucht und ihr verkündet, sie mit seinem Billig-Eisshop innerhalb von sechs Monaten zu ruinieren, erklärt sie ihm wütend den Krieg … bis ein mysteriöser Kuss im Dunkeln ihren Körper zum Prickeln bringt. Eine weitere von Blues Taktiken, Joleen aus dem Konzept zu bringen?

NEVER MORE SECRETS: In ihrer Frühstückspension in Cap Charles kümmert Noraly sich rührend um ihre Stammgäste. Einzig die Anwesenheit des gutaussehenden Aiden Black, der sich auffällig für ihre Pension zu interessieren scheint, irritiert Nora. Vor allem ihre weiblichen Gäste scheinen jedoch wie verzaubert von Aiden und auch Nora kann sich seinem Charme nicht entziehen. Doch als sie erfährt, wer er wirklich ist, scheint es längst zu spät …

JUST ANOTHER DAY: Voll Vorfreude reist Lektorin Sia Hunt nach New York, um eine ihrer Autorinnen auf eine Lesereise zu begleiten. Dort muss sie jedoch erfahren, dass sich hinter dem Pseudonym der arrogante Parker Stone verbirgt, der nichts mit seinen gefühlvollen Romanen gemein zu haben scheint. Trotzdem erliegt Sia Parkers Charme für eine Nacht. Ein großer Fehler, denn es liegen noch 49 gemeinsame Tage vor ihnen. Ein Spiel zwischen Hass und Leidenschaft beginnt …

Über die Autorin:

Kajsa Arnold wurde im Sternzeichen Schütze in Essen geboren. Bevor sie mit dem Schreiben ihrer Geschichten beginnt, entwirft Kajsa zusammen mit ihrer Tochter die Cover und erweckt so ihre Hauptfiguren zum Leben. Kajsas eigenwillige Heldinnen danken es ihr, indem sie regelmäßig die Bestsellerlisten erklimmen.

Kajsa Arnold veröffentlichte bei venusbooks bereits ihre erotischen Sammelbände »Dirty Wicked Nights«, »My Dark Boss«, »My Hot Enemy« und »New York Millionaires, sowie ihre prickelnde Mafia-Romance »Twisted Desire«.

Die Website der Autorin: kajsa-arnold.de/

Die Autorin im Internet: instagram.com/kajsa_arnold_autorin/

***

Sammelband-Originalausgabe Februar 2025

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2025 venusbooks Verlag. Venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München

Copyright der deutschen Erstausgabe von »Never Trust Again« © Kajsa Arnold; Copyright © der Neuausgabe 2025 dotbooks GmbH, München.

Copyright der deutschen Erstausgabe von »Never More Secrets« © Kajsa Arnold; Copyright © der Neuausgabe 2025 dotbooks GmbH, München.

Copyright der deutschen Erstausgabe von »Just Another Day« © Kajsa Arnold; Copyright © der Neuausgabe 2025 dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung eines Motives von Tetiana / Adobe Stock sowie mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-96898-292-2

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

***

Besuchen Sie uns im Internet:

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Kajsa Arnold

My Hot Enemy

Drei erotische Romane in einem Sammelband

venusbooks

Never Trust Again

»Ein Kuss ist eine Sache,

für die man beide Hände braucht.«

Mark Twain

Kapitel 1

Die Schlange vor dem Laden nimmt heute kein Ende. Kein Wunder bei diesem schönen Wetter. Blau, so weit der Himmel reicht. So muss es Anfang Juni auch sein, sonst laufen die Geschäfte schlecht, hat Dad immer gesagt, als er noch selbst hinter dem Ladentisch stand.

»Vanille ist fast aus!«, kommt Rockys dröhnender Bass von der Theke. Ich gebe die Info an April weiter, die hinten in der Küche an der Eismaschine steht und für Nachschub sorgt.

»Das ist heute schon der dritte Kübel, den ich anrühre!«, ruft sie mir zu und lächelt glücklich. Nicht alle Eissorten gebe ich aus der Hand, aber bei Vanille kann man ja nicht viel falsch machen. Daher überlasse ich die Maschine bei den einfachen Sorten wie Schokolade, Erdbeere und eben Vanille meinen Angestellten. Bei Pistazie-Mandel-Creme oder Stracciatella-Maracuja-Juice sieht das schon anders aus.

Ich schnappe mir den Ultra-Fruchtbecher sowie das Walnuss-Bananen-Split und trage sie zu Tisch acht. Den meisten Umsatz machen wir mit der Laufkundschaft, die an der Theke bedient wird, trotzdem ist der Laden gut besucht, die elf Bistro-Tische sind immer besetzt.

»Maya, Cindy! Eure Bestellung!« Schwungvoll stelle ich die Becher vor den Kundinnen ab. Maya und Cindy kommen fast täglich hierher, seit dreißig Jahren. Natürlich essen sie nicht nur Eis, sonst würden sie wohl nicht mehr durch die Tür passen, sondern nutzen auch unser Angebot an warmen und kalten Getränken und die kleine Auswahl an Frühstück, die wir anbieten.

»Hmm, das sieht wie immer himmlisch aus. Joleen, du bist eine wahre Künstlerin.« Cindy, eine ältere Dame mit lila gefärbtem Haar, tätschelt meine Hand.“

„Bei Ihnen gebe ich mir immer besonders viel Mühe, liebe Cindy!« Ich zwinkere ihr zu und wende mich dem nächsten Tisch zu, um die Bestellung aufzunehmen.

»Geben Sie sich bei mir auch besonders viel Mühe?«

Die Frage lässt mich von meinem Notizblock aufschauen. Funktionieren meine Ohren richtig? Ich schaue in zwei graue Augen, die mich nicht mustern, sondern meinen Blick bannen.

Oh, wow! Wir starren uns an und spielen: Wer zuerst blinzelt, verliert.

Ich verliere. Denn diese Augen … also echt. Doppelt wow!

»Was meinen Sie?«, frage ich irritiert und räuspere mich, denn meine Stimme scheine ich vom einen zum anderen Tisch verloren zu haben.

Er lacht leise auf.

Oh Gott, dieses Timbre, es fährt mir in den Körper, und ich beginne leicht zu zittern. Der Mann trägt einen gut sitzenden Anzug mit einem weißen Hemd. Ein Look, der nicht in unser kleines Städtchen passt. Hier tragen alle Shorts, Shirts, Boots und möglicherweise noch einen Cowboyhut. Dieser Mann sieht so überirdisch gut aus, dass es mir gänzlich die Sprache verschlägt. Seine grauen Augen passen hervorragend zu den schwarzen Haaren, die er etwas länger trägt, als es zurzeit modern ist. Er hat eine gerade Nase und wunderschön geschwungene Lippen, wie in Stein gemeißelt. Sein Gesicht ist glatt rasiert. Obwohl er sitzt, kann ich erahnen, dass er groß und schlank ist. Seine Hände, die ruhig die Eiskarte halten, sind kräftig, mit kurzen, gepflegten Nägeln. Er sieht aus, als könne er gut zupacken, trotz der eleganten Kleidung.

»Entschuldigung, ich glaube, ich bringe Sie in Verlegenheit!« Während er spricht, entblößt er einen Satz perfekter weißer Zähne, und ich kann nichts weiter tun, als ihn anzustarren. »Ich hätte gerne einen Loveboot-Becher«, meint er unmissverständlich.

»Aber der ist für zwei Personen«, erkläre ich. War ja klar, dass dieser Mann nicht allein in ein Eiscafé kommt, um die Bedienung verrückt zu machen. Vermutlich wartet er auf sein Date. Nur, wen sollte dieser perfekte Typ in Boca Raton treffen? Denn wie ein Tourist sieht er nicht aus.

„Das ist kein Problem, ich bin ein großer Mann, ich schaffe das schon allein. Es sei denn, Sie wollen sich zu mir setzen.« Er zwinkert belustigt über seinen eigenen Scherz.

»Tut mir leid, ich arbeite«, meine ich entschuldigend, doch ein Lächeln mag mir nicht so richtig gelingen, dafür bin ich viel zu irritiert.

Der Loveboot-Becher beinhaltet unsere Spezial-Eissorten und die Soße, deren Rezept ich hüte wie andere das Gold in Fort Knox.

Bei der Zubereitung seines Bechers gebe ich mir tatsächlich besonders viel Mühe. Rocky kommt mit einem wissenden Lächeln auf mich zu. »Hat der Typ dich gerade angemacht?«, flüstert er.

Ich hebe nur die Schultern. »Ich würde sein Verhalten eher mit dem Wort freundlich beschreiben«, gebe ich vage Auskunft.

»Er war gestern schon hier und hat ein Eis an der Theke geordert.«

»Woher weißt du das?«

»Weil ich ihn bedient habe. So einer fällt eben auf. Er ist weder ein Tourist noch zu Besuch hier«, klärt Rocky mich auf.

Rocky ist mit mir zu Schule gegangen und hat Boca Raton auch nie verlassen. Sein kurzes blondes Haar steht ihm wie immer zu Berge, und seine blauen Augen sprühen vor Selbstsicherheit. Er ist ein heißer Typ, der jede Menge Mädchen in den Laden lockt. Nur für mich ist er der Bruder, den ich nie hatte.

»Was du so alles erkennst«, meine ich ironisch.

»Ich wette mit dir, dass dieser Typ dich um ein Date bitten wird«, raunt Rocky mir zu und grinst wissend.

»Du bist verrückt. Ich kenne ihn doch gar nicht und er mich auch nicht.«

»Aber er hat dich angegraben. Gib es doch zu. Zehn Dollar? Komm schon!«

Ich schnaufe entrüstet und schüttele den Kopf. »Das ist wirklich verrückt. Wenn du unbedingt zehn Dollar verlieren willst? Die Wette gilt.«

Rocky stößt mich mit dem Ellbogen an, und ich sehe zu, dass ich den Becher zu dem Gast bringe, dabei spüre ich Rockys Blick in meinem Rücken.

»Bitte schön. Einmal der Loveboot-Becher.« Mit verblüffend ruhiger Hand stelle ich das riesige Glas auf dem Tisch ab.

»Danke … darf ich nach Ihrem Namen fragen?« Zuversichtlich schaut er mir in die Augen.

»Ähm … Joleen Martini. Ich bin die Besitzerin des Cafés, so steht es auf dem Firmenschild«, erkläre ich nicht ohne Stolz.

»Joleen, also.« Er lässt sich meinen Namen auf der Zunge zergehen, als handele es sich um eine kostbare Zutat.

»Ja, genau.«

»Ein schöner Name. Sagen Sie, Joleen, ich hätte eine Frage.« Er macht eine kunstvolle Pause.

»Ja, bitte?« Ich trete einen Schritt näher an den Tisch.

Der Fremde zupft eine seiner Manschetten zurecht, die strahlend weiß unter seinem dunklen Sakko zum Vorschein kommen, und blickt mich dann aufmerksam an. »Würden Sie mit mir ausgehen?«

»Ha! Bingo!«, kommt es laut von der Theke, und ich versuche, Rockys Geräusch, das einer Registrierkasse ähnelt, zu ignorieren.

»Ähm … wie bitte? Ich meine, ich habe Sie verstanden, aber Sie kennen … mich doch überhaupt nicht.« Oh Gott, ich stammele wie ein Schulmädchen.

»Darum würde ich ja gerne mit Ihnen ausgehen, damit ich Sie besser kennenlerne.«

»Ich meine, ich kenne Sie nicht«, verbessere ich mich und fahre mir nervös durch die langen blonden Haare. Im Moment weiß ich noch nicht mal, wohin mit meinen Händen.

»Du solltest nicht mit fremden Männern ausgehen«, meint Cindy vom Nebentisch aus.

»Warum denn nicht?«, mischt sich auch noch Maya ein, »er sieht sehr seriös aus.«

»Oh, glauben Sie mir, ich verfüge über einen ausgezeichneten Leumund. Was halten Sie davon, wenn wir uns heute Abend zum Essen im Steakhouse die Straße hinunter treffen, das …« Er sucht nach dem Namen.

»Ruth’s Steakhouse«, ruft Rocky vom Tresen aus in unsere Richtung.

Ich drehe mich um und werfe ihm einen wütenden Blick zu.

»Also, wie wäre es? Sagen wir zwanzig Uhr?«

»Oh, da arbeite ich noch, das Café ist bis …«

»Du hast heute Abend keinen Dienst und morgen erst Spätschicht.«

Ich könnte Rocky eigenhändig erwürgen. Unsicher suche ich nach einer Antwort. »Das ist etwas kurzfristig.«

»Bitte, es wäre mir eine Ehre.«

Er schaut mich fast flehend an, sodass ich ihm diese Bitte kaum abschlagen kann. Ob ich ihm je etwas verweigern könnte, wenn er diesen Blick aufsetzen würde?

»Ich werde dort auf Sie warten, Joleen.«

»Gut, Mister …« Mir fällt auf, dass ich seinen Namen nicht kenne.

»Barber, mein Name ist Blue Barber. Entschuldigung, wie unhöflich, ich hätte mich vorstellen müssen.« Er reicht mir die Hand, und ich ergreife sie zögerlich.

»Mister Barber«, murmele ich leise.

»Blue reicht vollkommen. Wir sehen uns, Joleen.« Er legt eine Zehndollarnote auf den Tisch und verschwindet, ohne von dem Eis probiert zu haben.

»Wow! Wenn das mal nicht eine erstklassige Anmache war, dann weiß ich auch nicht.« Rocky folgt mir in die Küche, wo ich mich über den unangetasteten Eisbecher hermache. Ich hasse es, Lebensmittel zu vergeuden. Mein Freund hält die Hand auf, und ich hole eine Zehndollarnote aus der Tasche meiner Jeans.

»Wie konntest du dich nur einmischen?«, fahre ich ihn ungehalten an. »Jetzt habe ich ein Date am Hals, das ich nicht wollte. Ich werde eine Stunde früher Feierabend machen, weil ich mich noch umziehen muss. Du bist also selbst schuld, wenn du dich überall einmischst und nun allein aufräumen musst.«

»Ich mache gern Überstunden, wenn du endlich mal wieder ausgehst. Du kommst einfach zu wenig unter Menschen – also privat, meine ich. Dieser Typ ist genau das, was dir guttun wird. Ich wette, er kommt aus einer Großstadt. New York wäre toll, aber ich glaube, er kommt aus dem Süden. Möglicherweise Dallas oder Houston.«

»Warum aus dem Süden?«, frage ich neugierig.

»Er ist braun gebrannt und hat einen breiten Akzent.«

»Er könnte auch aus Miami stammen.«

Rocky schüttelt den Kopf. »Nein, er ist ein Cowboy, glaub mir. Da kann er noch so einen schicken Anzug tragen.« Rocky zwinkert mir zu und schwingt seinen Hintern zur Theke, wo neue Kunden auf ihr Eis warten, während ich mit einem mulmigen Gefühl weiter das Eis des Cowboys löffle.

Kapitel 2

Ich betrete das Steakhouse genau zehn Minuten nach acht. Der Fremde soll nicht denken, dass ich mich auf dieses Date freue und es gar nicht mehr abwarten kann, ihn wiederzusehen. Er muss ja nicht wissen, dass ich mich mindestens sechs Mal umgezogen habe, bis ich mich für eine dunkle, enge Hose mit einer schwarz-beigefarbenen, durchsichtigen Tunika im Ethno-Stil und einem schwarzen Bustier drunter entscheiden konnte. Es hat ewig gedauert, bis ich etwas fand, das nicht zu sexy und trotzdem elegant aussah. Schließlich soll er nicht denken, dass ich mich extra für ihn aufgehübscht habe.

Er wartet an der Bar und hält ein Glas mit brauner Flüssigkeit in der Hand.

»Scotch?«, frage ich ihn, und er schüttelt den Kopf.

»Bourbon. Ich mag die leichte Süße«, erklärt er mir. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich habe nicht damit gerechnet.«

Er trägt immer noch denselben Anzug wie heute Mittag. Als ich ihm nahe komme, riecht er sauber und aromatisch. Wie machen es diese Typen nur, immer so frisch zu wirken, als wären sie gerade aus der Dusche gesprungen? Ich könnte schon wieder eine vertragen und wische meine feuchten Hände heimlich an meiner Hose ab.

Bevor ich etwas erwidern kann, werden wir unterbrochen. »Mister Barber, Ihr Tisch ist jetzt bereit.« Ein junger Kellner führt uns in einen Bereich, der abseits liegt, in eine der Sitznischen am Ende des Raums, sodass wir vor den Blicken der übrigen Gäste geschützt sind. Wir sitzen eng beieinander. Ob er das so organisiert hat?

»Ich habe bereits einen Wein für uns ausgesucht, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

Der Kellner schenkt zwei Gläser ein und reicht uns danach die Speisekarte.

»Sie haben also doch damit gerechnet, dass ich kommen werde?«, frage ich unverblümt.

»Sagen wir, ich habe es gehofft und bin gerne vorbereitet«, erwidert er und lächelt mich herausfordernd an. Er sitzt schräg neben mir, unsere Knie berühren sich, und ich weiß nicht, ob ich wegrücken soll. Wäre es unhöflich, wenn ich es täte? Es ist ja nicht so, dass er mir unsympathisch ist, die Situation ist einfach sehr verwirrend. Keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. »Ich bin neugierig«, gebe ich unumwunden zu.

»Worauf?«

»Auf die Antwort, warum Sie mich eingeladen haben.«

Er hebt sein Glas, hält es mir entgegen. »Lassen Sie uns auf einen angenehmen Abend trinken, Joleen.«

Ich stoße mit ihm an und nippe einen kleinen Schluck.

Oh, dieser Wein ist toll. Nicht, dass ich etwas davon verstehe, aber er schmeckt rund und voll, sehr angenehm, und erinnert mich an – Blue Barber.

»Nun«, er streicht nachdenklich über die Stoffserviette, »ich bin neu in der Stadt, und wenn sich hier jemand auskennt, dann ist es wohl die Besitzerin des besten Eiscafés.«

Er will mir schmeicheln, doch dafür bin ich wenig empfänglich.

Der Kellner tritt wieder an den Tisch, und ich habe noch nicht einmal in die Karte geschaut. Da ich hier jedoch schon häufiger gegessen habe, entscheide ich mich schnell für den frischen Hummer mit Babyspinat. Barber wählt das Cowboy-Ribeye mit Baked Potato. Mir fällt dabei Rockys Kommentar ein, dass er Barber für einen Cowboy hält, und ich muss unweigerlich grinsen.

»Sie sollten öfter lächeln, es steht Ihnen.«

»Mister Barber, ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen, doch diese Art von Anmache zieht bei mir nicht.«

»Sie verstehen mein Anliegen vollkommen falsch, und bitte … nennen Sie mich doch Blue.«

Ich weiß, dass der Blick in diese Augen ein Fehler war. Sie sind so grau, so groß und so nah. Ein Kranz dunkler Wimpern, die mich magisch anziehen, schließen dieses perfekte Bild ab. Ich kann meinen Kopf nicht abwenden, es ist ein Ding der Unmöglichkeit.

»Blue«, flüstere ich, weil ich Angst habe, dass dieser Name, sobald er mir laut über die Lippen kommt, einen Orgasmus in meinem Körper auslöst. So, wie es bei einem Tsunami plötzlich vollkommen still wird, bis die Welle über einen hereinbricht und einen verschlingt.

»Schon besser«, meint er ebenso leise.

Ein Räuspern unterbricht unsere Faszination füreinander, und der Kellner bringt das Essen. Ich kann nicht glauben, dass es schon fertig ist. Wo ist die Zeit geblieben?

»Vielen Dank, Berry«, sagt Blue.

Er kennt sogar den Namen des Kellners. Dieser Mann ist unglaublich. »Ich dachte, Sie würden hier niemanden kennen? Berry scheinen Sie zu kennen.«

„Ich würde Sie gern besser kennenlernen«, meint er ungerührt, steckt sich ein Stück von seinem Steak in den Mund und kaut nickend. »Das ist ausgezeichnet!«, lobt er anerkennend. »Wie ist Ihr Hummer?« Ich komme kaum zum Essen, so fasziniert beobachte ich ihn. Das Essen ist, wie gewohnt, erstklassig, doch ich kann mich nicht richtig darauf konzentrieren. »Verraten Sie mir, wie man es schafft, das beste Eiscafé im ganzen Bundesstaat zu führen?« Er hört sich wie ein Unternehmensberater an.

»Keine Ahnung. Einfach nur das beste Eis herstellen. Wir machen alles selbst. Nicht wie diese großen Ketten mit ihren künstlichen Stoffen und den obskuren Namen.«

Blue lacht laut auf. »Ich weiß nicht, woher Sie Ihr Wissen beziehen, aber ich denke, selbst große Ketten arbeiten heute mit Bioerzeugnissen.«

Er sagt es mit solch großer Überzeugung, als wüsste er, wovon er spricht.

»Kennen Sie diese Ketten?«, frage ich neugierig.

»Also, wie schmeckt Ihr Hummer? Los, schließen Sie die Augen, und sagen Sie mir, was Sie schmecken.«

»Warum soll ich die Augen schließen?«, frage ich verblüfft.

Er mustert mich intensiv und beugt sich vor, um mir etwas ins Ohr zu flüstern: »So empfindet man alles intensiver.«

Ich schlucke hart und presse meine Beine zusammen. Dieser Typ ist gefährlich, zu gefährlich für mich. Ich fühle mich wie ein Hase in der Falle.

»Also, Blue, wie genau kann ich Ihnen helfen? Doch wohl nicht damit, dass ich Ihnen meine Eisrezepte verrate!« Ich lache hell auf. »Sie sind geheim. Die bekommt niemand. Auch nicht ein gut aussehender Cowboy, der in die Stadt geritten kommt und mir einen … Hummer spendiert.«

Jetzt lacht er ebenfalls. »Sie halten mich für einen Cowboy?«

»Nein, aber Rocky hält Sie dafür, und ich glaube, er hat die Wette gewonnen. Wo kommen Sie her, Blue?«

Er trinkt einen Schluck Wein und überlegt eine Sekunde. »Gestern bin ich aus New York angereist. Doch eigentlich komme ich aus Houston.«

»Also sind Sie wirklich ein Cowboy, Rocky hatte recht«, meine ich grinsend.

»Und Sie halten mich für gut aussehend?«

»Wie kommen Sie denn darauf?«

»Das haben Sie gerade selbst gesagt. Wenn ich Sie zitieren darf: … ›auch nicht ein gut aussehender Cowboy, der in die Stadt‹ …«

Ich winke ab. »Ist ja gut. So war das nicht gemeint.«

»Dann halten Sie mich nicht für gut aussehend?« Er blickt mich so verblüfft an, dass ich wieder lachend den Kopf schüttele. Auf eine besondere Art ist er sehr witzig.

»Sie sollten mir nicht die Worte im Mund umdrehen. Was führt Sie nach Boca Raton, Blue?«, will ich wissen.

»Geschäfte. Ich suche eine Unterkunft für die nächsten Monate. Können Sie mir etwas empfehlen? Eventuell ein kleines Haus? Oder eine Pension? Ich werde länger bleiben und will nicht in einem Hotel wohnen. Ich mag keine Hotels.«

»Hm, es gibt einige Pensionen, aber ich denke, das wird auf die Dauer ein wenig teuer.« Obwohl, wenn ich ihn mir genau ansehe, scheint Geld kein so großes Problem zu sein. »Kann die Unterkunft auch ein wenig außerhalb liegen?«

Blue nickt und kaut andächtig. »Warum fragen Sie?«

»Weil mein Vater ein kleines Ferienhaus besitzt, das er gelegentlich vermietet. Ich könnte ihn fragen, ob es zurzeit frei ist. Es liegt ungefähr drei Meilen außerhalb. Wenn Sie ein Auto haben, ist es kein Problem.«

»Ich habe ein Auto«, bestätigt er, als wäre das selbstverständlich. »Wenn Sie das für mich organisieren könnten, wäre das wundervoll.«

Ich ziehe mein Handy aus der Handtasche und schicke meinem Dad eine SMS. Er betreibt eine kleine Ranch, nicht weit von der Stadt entfernt. Wenige Sekunden später geht eine Antwort ein.

»Das Häuschen ist frei. Sie können es sich morgen früh ansehen. Geben Sie mir Ihre Nummer, dann schicke ich Ihnen die Adresse meines Vaters.«

Er zückt sein Smartphone und nennt mir seine Nummer.

Ein Signal ertönt. »Vielen Dank«, murmelt Blue. Er tippt kurz auf seinem Gerät herum, da geht eine Nachricht bei mir ein.

Ich öffne sie und entdecke einen blinzelnden Smiley mit dem Text: Danke für Ihre Handynummer.

Plötzlich weiß ich nicht, ob es eine gute Idee ist, dass er das Ferienhaus mietet. Schließlich steht es in direkter Nachbarschaft zum Privathaus meines Vaters, den ich dreimal die Woche besuche.

»Möchten Sie noch einen Nachtisch?«

Ich lehne dankend ab. Wir trinken noch unsere Gläser leer, und Blue bezahlt die Rechnung.

Als wir vor die Tür treten, ist es angenehm frisch. Den ganzen Tag hat mir die Schwüle zugesetzt, doch jetzt weht ein leichter, warmer Wind.

»Haben Sie schon den Strand gesehen?«, frage ich und gehe langsam die Straße entlang.

»Nein, ich hatte noch keine Zeit. Würden Sie mich begleiten?«

Ich schaue auf die Uhr. Es ist bereits nach zehn. »Ich muss früh raus, weil ich das Café aufschließen muss …«

»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Kommen Sie, nur eine Viertelstunde. Ich bringe Sie auch bis zur Tür. Das ist Ehrensache.«

Er legt mir die Hand auf den Rücken, und ich kann nicht anders als zustimmen. Ich bin noch nicht bereit, ihn gehen zu lassen. Seine Begleitung ist angenehm, und vermutlich werden wir dieses Date nicht wiederholen, also warum es nicht noch ein wenig auskosten.

Blue bleibt vor einem silbergrauen Zweisitzer stehen. Das Verdeck ist geöffnet. Es ist ein Ford Mustang Convertible. Ich weiß es deshalb so genau, weil Rocky mir seit Wochen in den Ohren liegt, wie sehr er dieses Auto liebt. Ein Geschoss mit mehr als 400 PS.

»Das ist Ihr Wagen?«, fragte ich ein wenig ängstlich. Zu Fuß ist es zu weit zum Strand, aber ich will nicht in dieses Ungetüm einsteigen müssen.

»Ja, gefällt er Ihnen nicht? Leider habe ich hier kein anderes zur Verfügung.«

Das hört sich so an, als hätte er einen ganzen Fuhrpark. Er hält mir die Tür auf, und jetzt kann ich nicht mehr zurück. Ich steige ein und schnalle mich sofort an.

»So ängstlich?«, fragt er schmunzelnd und startet den Wagen. Der satte, ruhige Ton des Motors hört sich wahnsinnig gut an. Fast wie Sex, denke ich und schüttele leicht den Kopf über mich selbst. Woher kommt denn jetzt dieser Gedanke?

»Nein, nur halte ich mich gern an die Regeln«, gebe ich zu.

»Safety first!« Er nickt anerkennend.

Blue hat den Wagen im Griff. Einmal gibt er kurz Gas, und der Wagen scheint zu fliegen. Ich werde in die weichen Lederpolster gedrückt, und in meinem Magen breitet sich ein angenehmes Kribbeln aus. Wow!

Er wirft mir das Lächeln eines kleinen Jungen zu. Männer und ihre Spielzeuge!

Er ist gut erzogen und hält mir wieder die Tür auf. Ich weiß nicht, ob es je einen Mann in meinem Leben gab, der das für mich getan hat.

Ich bedanke mich mit einem Lächeln, und wir laufen am South Beach Park zum Strand hinunter. Mittlerweile ist es hier menschenleer, und ich frage mich, ob es eine gute Entscheidung war, mit ihm allein an den Strand zu gehen.

Ich klammere mich an meine Handtasche, als könnte sie mich vor dem großen, bösen Wolf beschützen. Ich habe mein Handy dabei, zumindest kann meine Leiche geortet werden, wenn ich das hier nicht überlebe.

»Sie brauchen keine Angst zu haben. Wenn ich Ihnen etwas antun wollte, wäre ich mit Ihnen ins Landesinnere gefahren, nicht an den Strand, wo man mich überraschen könnte.«

»Ah, Gedanken lesen können Sie also auch. Sie scheinen viele Talente zu haben, Mister Ripley!« Ich halte mich an seinem Oberarm fest, um meine Schuhe auszuziehen, um sie nicht im Sand zu ruinieren.

Er grinst vielsagend. »Ich habe viele Talente, Gedankenlesen ist keines davon, aber das Lesen von Körpersprache. Sie wirken ein wenig ängstlich, dabei besteht kein Grund dazu. Vielleicht kann ich Sie bei Gelegenheit von meinen anderen Talenten überzeugen.«

Er schenkt mir diesen gewissen Augenaufschlag, sodass ich genau weiß, was er meint.

»Was ist Ihr Beruf?«, will ich wissen, um das Gespräch auf sicheres Terrain zu bringen. Er weiß so viel über mich, und ich tappe immer noch im Dunkeln.

»Ich bin im Verkauf tätig. Das hat mich hierher verschlagen, und es gefällt mir so gut, dass ich eine Weile bleiben will.« Dabei schaut er mir so tief in die Augen, dass mir heiß wird. Ob die romantische Umgebung dafür verantwortlich ist, der helle Mond, die Brandung des Ozeans … ich weiß es nicht, doch wir bleiben stehen, und er hebt eine Hand, berührt meine Wange und streichelt sie leicht. »Es gefällt mir hier mehr als nur gut.« Dann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich.

Leicht. Sanft. Seine Berührung ist wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Als er den Kopf wieder hebt, blickt er mich immer noch an, ein Grübchen bildet sich auf seiner rechten Wange.

»Na dann … willkommen in Boca Raton«, flüstere ich atemlos.

*

Rocky gibt keine Ruhe!

Seitdem ich den Laden am Mittag betreten habe, rennt er hinter mir her, um mich über den Abend mit Blue auszuquetschen.

»Ich werde dir nichts erzählen, weil es nichts zu erzählen gibt. Möchtest du wissen, was wir gegessen haben?«, frage ich ein wenig gereizt.

»Was will er hier? Was macht er in Boca Raton?«

»Rocky, wirklich! Er ist geschäftlich hier und sucht eine Wohnung für einen gewissen Zeitraum. Er kennt hier niemanden, also ist er über etwas Gesellschaft froh. So, das ist die ganze Geschichte. Wenn du mehr wissen willst, solltest du ihn selbst fragen, falls er dir je wieder über den Weg läuft.«

Rocky blickt aufmerksam durch das große Panoramafenster, das zur Straße hinausgeht. Anscheinend hat er mir gar nicht richtig zugehört.

»Ich glaube, dazu werde ich gleich Gelegenheit haben. Ist das da drüben nicht Mister Wonderful?« Rocky zeigt auf das Fenster zur anderen Straßenseite hinüber.

Ich sehe dort mehrere Personen, die vor einem leeren Ladenlokal Position bezogen haben. Einer von ihnen ist Blue. Er überragt die anderen Männer, und die Art, sich zu bewegen, hätte ich selbst ohne Brille wiedererkannt, wenn ich denn eine tragen würde.

»Was machen die da?«, fragt Rocky neugierig und verdreht sich beinahe den Hals, um besser sehen zu können.

»Wie es scheint, geht’s um das Ladenlokal. Das steht ja auch schon eine ganze Weile leer. Ich kann nur hoffen, dass dort nicht noch ein weiterer Handyladen aufmacht«, murmelt Rocky und schaut den Männern dabei zu, wie sie den Laden betreten. Auch wenn ich ein wenig neugierig bin, muss ich weiterarbeiten, und ich bediene die Kunden, die vor der Theke auf ihr Eis warten.

»Ähm, Joleen … kommst du bitte mal!«, höre ich Rocky nach einigen Minuten rufen. Er steht immer noch am Fenster und starrt auf die andere Straßenseite hinüber.

Sein Ton hört sich äußerst alarmiert an, daher entschuldige ich mich kurz bei dem Kunden und gehe zu ihm hinüber.

»Sieht das da drüben im Schaufenster nicht wie das Werbelogo von Sweetness Chunk aus?«, fragt er schockiert.

Ich kneife die Augen zusammen, um es besser erkennen zu können. Sweetness Chunk ist eine dieser Billigeis-Ketten, denen ich den Kampf angesagt habe. Sie bringen ihr Billig-Softeis an den Mann, geben keinen Pfifferling auf Qualität und überfluten das Land mit ihren Shops.

Ich fasse es nicht. Ohne lange zu überlegen, öffne ich die Tür und laufe zur gegenüberliegenden Straßenseite hinüber, schnurstracks an dem Werbeplakat dieser Billigmarke vorbei, in das Ladenlokal hinein.

Blue steht in der Mitte der Männer, die ihm gratulieren und ihm lachend auf die Schulter klopfen.

»Guten Tag, die Herren! Darf ich fragen, was hier gefeiert wird?«

Sofort habe ich die Aufmerksamkeit von vier Männern in feinen Anzügen und die von Blue.

»Guten Tag, schöne Frau!« Einer der Anzugträger tritt auf mich zu und lächelt mich gewinnend an. »Sie können sich glücklich schätzen, denn in Kürze wird hier eine neue Sweetness-Chunk-Filiale eröffnen. Wir haben gerade die Verträge unterschrieben. Mister Barber wird sich um den Aufbau der Filiale kümmern.

Ich muss sagen, es gibt doch immer wieder Momente, in denen selbst ich sprachlos bin. Dieser ist so einer. Auch wenn im Raum andere Leute sind, ich sehe nur ihn.

Mit langsamen Schritten gehe ich auf Blue zu und bleibe vor ihm stehen. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um zu sehen, ob er peinlich berührt ist, doch davon ist meilenweit nichts zu sehen.

»Du bist so ein Mistkerl!«, werfe ich ihm an den Kopf. Ich ernte nur ein höhnisches Grinsen. »Aber weißt du was? Ich wünsche dir viel Erfolg mit diesem Billigladen für Eiskreationen! Schade, dass es kaum Kunden geben wird, die das chemische Zeug probieren wollen!« Ich schäume vor Wut und sage Dinge, die mir bestimmt bald leidtun werden, aber das kann ich nun nicht mehr rückgängig machen.

»Das werden wir ja sehen, Joleen! Diese Herausforderung nehme ich gern an. Ich wette, dass du in einem halben Jahr deinen Laden dichtmachen musst, weil dir die Kunden ausgehen. Möge der Bessere gewinnen.«

»Die Bessere!«, meine ich zornig und drehe mich um.

»Ach, übrigens«, ruft er mir hinterher, »ich soll dir von deinem Dad viele Grüße ausrichten. Wenn du ihn am Wochenende besuchst, kannst du ja bei mir im Ferienhaus vorbeischauen.“

Kapitel 3

»Du musst ihn wieder vor die Tür setzen! Sofort!«, fordere ich meinen Vater auf, der in seinem Schaukelstuhl auf der Veranda sitzt und mich erschrocken anblickt.

»Wen?«, fragt er verwundert.

Ich stemme meine Hände in die Hüften und schaue hinüber zu dem kleinen hübschen Ferienhaus auf der anderen Seite der Hofeinfahrt.

»Diesen … diesen … Betrüger!«, rufe ich aufgebracht und zeige auf das Haus.

»Blue? Aber wieso denn? Du hast ihn mir doch selbst empfohlen.«

»Hat er das etwa behauptet? Weißt du, für wen er arbeitet? Für diese Billigeis-Kette Sweetness Chunk. Hat er dir das erzählt? Nein, warum auch. Schließlich ist das kein Job, mit dem man gern angibt«, wettere ich weiter.

»Jetzt beruhig dich erst mal, setzt dich zu mir und erzähl mir, was eigentlich los ist.«

Wie immer ist mein Vater der ruhige Pol, mein Fixstern, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt. Mit einem lauten Schnaufen lasse ich mich in den anderen Schaukelstuhl fallen und ziehe die Beine an, sodass ich im Schneidersitz meinem Vater gegenübersitze. Dann versuche ich noch mal in Ruhe, alles in die richtige Reihenfolge zu bringen.

»Dieser Blue Barber hat mich komplett verarscht. Erst geht er mit mir aus, dann besorge ich ihm eine Unterkunft, und zum Schluss erfahre ich, dass er von der Konkurrenz ist. Findest du das nicht auch ungeheuerlich?«

»Du bist mit ihm ausgegangen? Du bist noch nie mit einem Mann ausgegangen«, meint mein Vater überrascht und zieht seine Augenbrauen hoch.

»Dad, darum geht es doch gar nicht. Natürlich bin ich schon mal mit einem Mann ausgegangen.«

»Ja? Mit wem denn?«

»Mit …« Ich muss einen Augenblick überlegen. Da sehe ich Jimmy Dylan über den Hof spazieren, mit einem Strohballen auf den Schultern, den er zu den Stallungen trägt.

»Mit Jimmy war ich zum Beispiel aus.«

»Das war in der sechsten Klasse.«

»Aber ich war mit ihm aus. Das ist doch jetzt auch total unwichtig. Diesem Blue ist jedenfalls nicht zu trauen. Er spioniert mit Sicherheit für seinen Arbeitgeber und will die Rezepte unserer Eissorten rauskriegen.« Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich verschränke die Arme vor der Brust und schaue meinen Vater abwartend an. Dad schmunzelt, was mich noch mehr auf die Palme bringt. Nie nimmt er mich ernst. Wie oft hatte ich ihn gebeten, zum Arzt zu gehen, bis es zu spät war und er einen Schlaganfall erlitt. Jetzt kann er seine rechte Hand nur noch eingeschränkt bewegen und darf weder rauchen noch Alkohol trinken. Daher fahre ich auch dreimal in der Woche hinaus, um für ihn zu kochen. Ich liebe die Abende mit meinem Vater, wenn wir danach noch auf der Veranda sitzen und der Sonne dabei zusehen, wie sie langsam untergeht.

»Ich werde dann mal mit dem Kochen beginnen.« Schwungvoll erhebe ich mich, da mein Vater anscheinend nicht gewillt ist, Blue Barber als seinen Feind zu betrachten und ihn aus dem Ferienhaus zu werfen. Ich starre noch einmal zu dem Haus hinüber, aber es ist alles ruhig. Kein Wagen steht vor der Tür, vermutlich spioniert Blue irgendwo herum.

»Mach heute etwas mehr!«, ruft mein Vater hinter mir her, als ich schon im Haus bin.

»Warum? Bekommen wir Besuch?«

»Ja.«

»Oh, schön. Wer kommt denn?«

»Ich habe Mister Barber zum Essen eingeladen.«

Nein! Nein! Nein!

Ich werde auf keinen Fall für ihn kochen. Oder doch, und eine Packung Gift mit ins Essen mischen. So werden wir ihn auf jeden Fall los.

Das darf doch alles nicht wahr sein. Wie konnte er in nur so kurzer Zeit meinen Vater einwickeln? Ich fasse es einfach nicht.

Heute Mittag hatte ich erst einmal Kisha, meine beste Freundin, darüber informiert, was Barber abgezogen hat. Sie wusste natürlich schon längst, dass ich ein Date hatte, und war voller Neugier, wie es denn gelaufen ist. Dieser Ort ist wirklich ein kleines Dorf, wenn es um Gerüchte geht.

Im Kühlschrank meines Dads finde ich nur Gemüse.

»Was soll ich denn kochen?«, rufe ich durch das Küchenfenster auf die vordere Veranda hinaus.

»Du brauchst nur die Beilagen zu machen. Blue bringt das Fleisch mit. Wir wollen grillen.«

Oh, toll! Wir wollen grillen! Wofür bin ich dann überhaupt hierhergekommen? Übernimmt Barber jetzt auch das Kochen für meinen Vater? Ich sehe eine Staubwolke, und als sie sich auflöst, erkenne ich Blues Mustang. Gut gelaunt springt er aus dem Wagen, schwenkt eine Tüte und kommt mit großen Schritten auf die Veranda zu.

»Hallo, John! Ich bin heute früher fertig geworden und habe uns ein paar saftige Steaks besorgt.«

»Hallo, Blue!«, höre ich meinen Vater, »Joleen ist schon in der Küche.«

Na klasse! Mein Vater ist ja so ein Verräter.

Die Tür schwingt auf, und Blue steht im Raum. Obwohl ich ihm den Rücken zuwende, spüre ich ihn. Es ist unglaublich. Wie macht er das nur?

»Guten Abend, schöne Frau«, meint er, und seine Stimme ist ganz nah an meinem Ohr.

»Was soll das?«, zische ich und drehe ihm meinen Kopf zu. Ich schaue in seine grauen Augen, und für eine Sekunde gerät die Welt aus den Fugen. Ich muss mich zusammenreißen, damit ich mein Gleichgewicht wiederfinde.

»Falls es dir noch nicht aufgefallen ist – wir sind Konkurrenten, und mit denen spreche ich nicht.«

Blue schaut auf seine Uhr. »Ich habe Feierabend. Da interessiert mich das Geschäft nicht.«

»Das ist eine typische Arbeitnehmereinstellung. Kein Wunder, dass aus dir nichts wird, mit dieser Auffassung wirst du es nie weiter als zu einem kleinen Angestellten bringen.«

Er lächelt mich an. »Du bist wirklich süß.« Dann fährt er meine blonden Haare entlang, die ich am Hinterkopf zu einem Zopf zusammengefasst habe.

»Ich habe uns Steaks mitgebracht.«

»Der Grill ist draußen auf der Terrasse«, herrsche ich ihn unfreundlich an.

»Hey!« Er hält mich am rechten Arm fest, als ich mich abwenden will, und schaut mich intensiv an. »Damit das mal klar ist. Ich bin hier, um mich bei deinem Vater für das Gästehaus zu bedanken. Du kannst jetzt weiter mit mir streiten, oder wir begraben das Kriegsbeil und verbringen zusammen mit John einen schönen Abend. Die Entscheidung liegt bei dir.«

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Er hat leider verdammt noch mal recht. Ich bin hier, um meinen Vater zu besuchen, und nicht, um eine Fehde anzuzetteln. Sein Blick liegt auf meinen Lippen, und in diesem Moment wünsche ich mir, er würde mich küssen. Er senkt seinen Mund, ohne mich loszulassen, wartet aber ab, ob ich ihm entgegenkomme. Ich hebe meinen Kopf, und er lächelt.

»Kommt ihr klar?«

Die Stimme meines Vaters lässt uns auseinanderfahren. Ich hole schnappend Luft.

Gott! Was war das denn? Ich hätte um ein Haar Blue Barber, Hades aus der Unterwelt, geküsst. Obwohl er eher aussieht wie Adonis.

»Klar, Joleen hat alles im Griff. Hast du Öl da, damit ich die Steaks marinieren kann?«, fragt er mich, und ich zeige auf einen der Hochschränke.

»Gut, ich schmeiße schon mal den Grill an.« Schon ist mein Vater in Richtung Wohnzimmer unterwegs, um auf die Terrasse zu gelangen.

»Die Gewürze findest du hier im Schrank«, meine ich, ohne Blue anzusehen. Zu spät merke ich, dass sich der Schrank mit den Gewürzen über mir befindet. Erst als ich Blues Körper an meinem Rücken spüre, fällt mir auf, dass das keine gute Idee war. Seine Wärme geht auf meinen Körper über und flutet meine Sinne. Ich schließe für einen Moment die Augen, und bunte Raketen explodieren. Ich nehme seinen Duft nach Sonne, Freiheit und etwas Wildem auf. Mit einer Hand greift er nach dem Pfeffer, während sich seine andere um meine Hüfte legt und mich noch dichter an ihn zieht.

»Hm, du duftest so wundervoll nach Rosen«, murmelt er in mein Ohr. Die Tiefe seiner Stimme lässt meinen Körper erzittern. Ich würde am liebsten laut aufstöhnen, doch diese Genugtuung gönne ich ihm nicht.

»Bist du fertig?«, frage ich leise und beglückwünsche mich zu meiner Selbstbeherrschung.

»Nein, ich fange gerade erst an«, meint er mit rauer Stimme und streift mit seinen Lippen meine Wange. Oh, wie soll ich nur diesen Abend überstehen?

Zum Glück ist Jimmy mit von der Partie. Er ist mit mir zur Schule gegangen und arbeitet jetzt auf der Ranch. Jimmy hat einen Body, für den andere sterben würden, nur leider ist er so gar nicht mein Typ. Mit seinem roten Haar und dem Bart sieht er eher aus wie der Mann aus den Bergen.

Wir essen diese wunderbaren Steaks, geröstete Maiskolben und trinken Bier. Blue erzählt von der Ranch seiner Eltern, auf der er groß geworden ist. Die Männer führen eine angeregte Unterhaltung, nur ich beobachte meinen frischgebackenen Widersacher still, der mich immer wieder mit seinen Blicken streift.

»Ich werde dann mal nach Hause fahren.« Jimmy erhebt sich und will seinen Teller in die Küche bringen.

»Ich mache das schon«, meine ich lächelnd und nehme ihm das Geschirr ab.

»Danke dir.« Er drückt mir einen Kuss auf die Wange, und ich strahle ihn an. Es ist ein Scherz zwischen uns, normalerweise lasse ich es ihm nicht durchgehen, mich einfach so zu küssen, doch diesmal habe ich meine Freude daran.

»Ich helfe dir«, ruft Blue, springt auf und nimmt mir den Teller aus der Hand. Er sammelt den Rest ein und läuft damit ins Haus. Ich blicke ihm kopfschüttelnd nach.

Dann mache ich noch Klarschiff und gehe in die Küche, um den Abwasch zu erledigen, damit ich endlich auch nach Hause komme.

»Lass es doch für Berta stehen!«, ruft mein Vater. Berta ist die Putzfrau, die zweimal die Woche kommt.

»Ist schon okay, ich mache es nur schnell fertig.« Dreckiges Geschirr macht mich irgendwie unruhig.

»Ich helfe dir beim Abtrocknen«, meint Blue und schnappt sich das Trockenhandtuch von meiner Schulter. Dabei berührt er mich natürlich. Warum kann mich dieser Mann einfach nicht in Ruhe lassen?

»Ist das was Ernstes zwischen dir und diesem Jimmy?«, fragt er leise und greift nach einem Teller.

Am liebsten würde ich mit einem Ja antworten, doch ich will keine Unwahrheiten verbreiten, ein Lügner reicht in diesem Raum.

»Wir kennen uns seit der Schule«, antworte ich in knappen Worten, ohne näher darauf einzugehen.

»Und dieser Rocky in deinem Laden? Stehst du auf ihn?«

»Was geht dich das an?«, rege ich mich auf.

»Ich gehe dann mal ins Bett, Kinder«, meint mein Dad und kommt auf mich zu. »Morgen fahre ich mit Jimmy zu einer Bullenauktion. Wir übernachten in Jacksonville und sind am Mittwoch wieder da. Du brauchst morgen also nicht vorbeizukommen, ich esse auswärts. Gute Nacht, mein Kind. Blue! Danke für das gute Essen«, bedankt sich mein Vater und legt ihm die Hand auf die Schulter. Irgendwie habe ich den Eindruck, als würde mein Vater Blue mögen. Vielleicht ist er auch nur froh, nicht allein auf der Ranch zu sein.

»Gute Nacht, Dad. Schlaf gut. Ich bin auch gleich verschwunden«, rufe ich ihm hinterher und ziehe den letzten Teller aus dem Spülwasser.

»Gehst du morgen mit mir essen?«

Er lässt einfach nicht locker.

»Tut mir leid, ich muss morgen arbeiten.«

»Aber nur bis zwanzig Uhr. Danach schließt dein Eiscafé.«

»Ich muss danach zu meinem …« Mist, Dad ist morgen gar nicht zu Hause. Blue schaut mich fragend an und grinst charmant. »Ich kann nicht.«

»Warum nicht?«

»Weil wir ab morgen wieder Konkurrenten sind. Warum willst du das nicht verstehen? Ich laufe seit Jahren Sturm gegen die Eiskette, bei der du beschäftigt bist. Ich kann mit dem Feind nicht einfach essen gehen.«

»Du gehst mit mir essen«, ist seine einzige Antwort. »Bitte, Joleen. Vergiss doch einfach mal, was zwischen uns steht.«

»Wie könnte ich das, du bedrohst meine Existenz.«

»Wir könnten doch zusammenarbeiten«, schlägt er vor.

Ich räume die Teller in den Schrank, putze kurz über die Spüle und nehme dann meine Tasche auf.

»Gute Nacht, Blue. Schlaf gut«, meine ich und wende mich der Tür zu.

»Warte, ich komme mit raus.«

Ich werde ihn einfach nicht los.

Als ich die Tür meines kleinen Wagens öffnen will, hält er mich auf. »Warte, Joleen.« Seine Hand liegt auf meiner, und ich spüre wieder diese Wärme, die durch meinen Arm läuft. Er steht so nah hinter mir, dass ich kaum atmen kann.

»Ich werde nicht aufgeben, nicht, ehe du noch mal mit mir ausgehst.«

»Musst du dich nicht um deinen Laden kümmern?«, frage ich barsch, doch er lässt sich von meiner ruppigen Art gar nicht beeindrucken.

Mittlerweile ist die Sonne komplett untergegangen, und tausend Sterne leuchten auf uns herunter.

»Du riechst so gut wie das Land hier«, meint er und zieht tief die Luft ein. Mit einer Hand stützt er sich an dem Dach meines Wagens ab, die andere liegt immer noch auf meiner.

Abrupt drehe ich mich zu ihm um. »Wenn ich nur wüsste, was du hier willst«, meine ich verzweifelt und blicke in das tiefe Grau seiner Augen.

Blue starrt wieder auf meinen Mund. Er hebt die Hand und fährt mit dem Daumen über meine Lippen. »Dich«, murmelt er ganz leise. Dann dreht er sich um und läuft langsam zu dem kleinen Ferienhaus hinüber, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kapitel 4

Samstagabend halb acht, und der Laden ist brechend voll. Ich laufe hektisch zwischen den Tischen hin und her, um alle Bestellungen schnellstmöglich abzuliefern. Dabei wirft Rocky mir andauernd bedeutungsvolle Blicke zu.

»Was ist?«, zische ich, als ich einen Espresso an der Kaffeemaschine anschmeiße.

»Hast du heute wieder ein Date?«, fragt er grinsend und wirft einen Blick über seine Schulter. Ich weiß genau, von wem er spricht. Seit genau zwei Stunden sitzt Blue Barber an Tisch drei, ganz hinten an der Wand, und beobachtet mich. Dabei unterhält er sich angeregt mit Cindy, die ihn mit Blicken auszieht, obwohl sie seine Großmutter sein könnte.

Ich stelle ihr den Espresso auf den Tisch, und sie tätschelt meine Hand. »Oh, vielen Dank, Kindchen. Du hast ja so einen netten Freund.«

»Was?«, entfährt es mir, und ich spiele nervös mit meiner Kette, die ich um den Hals trage.

»Blue hat mir erzählt, er wäre mit dir befreundet und würde sogar bei John wohnen. Das ist ja so reizend. Dein Vater braucht dringend Gesellschaft.«

Ich werfe Blue einen bösen Blick zu. Was erzählt der denn da für einen Mist? Weiß er nicht, dass wir in einer Kleinstadt leben und die Menschen hier neben ihrer Arbeit nichts anderes zu tun haben, als zu tratschen? Ich schaue auf meine Uhr. »Also wer noch etwas bestellen möchte …, wir schließen um acht«, rufe ich laut.

Langsam beginne ich bei den Leuten abzukassieren, und der Laden leert sich merklich. Auch Barber erhebt sich endlich und geht aber nicht zum Ausgang, sondern läuft in Richtung Theke.

»Kann ich ein Eis in einer Transportbox bekommen?«, fragt er Rocky.

»Klar. Das kostet aber extra.«

»Kein Problem.«

»Welche Sorte soll es denn sein?«

»Ich hätte gerne den Loveboot-Becher für zwei Personen, und zwei Löffel«, fügt Blue noch hinzu, als wenn wir das nicht wüssten.

Ich beginne, die leeren Tische abzuwischen, bleibe aber in der Nähe, weil ich Blue nicht traue.

»Dann haben Sie also heute noch ein Date?«, fragt Rocky neugierig.

Oh, ich könnte ihm den Hals umdrehen.

»Ja«, meint Blue betont lässig, belässt es aber bei dieser einen Silbe, und Rocky traut sich auch nicht, weiterzubohren. Nachdem Blue bezahlt hat, verlässt er den Laden, schaut in meine Richtung und meint lächelnd: »Bis gleich dann.«

»Ha, wusste ich es doch!«, ruft Rocky, nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist und ich abgeschlossen habe.

»Ich gehe nicht mit ihm aus«, meine ich kopfschüttelnd.

»Warum nicht?« April kommt aus der Küche und putzt ihre Hände ab. »Hinten ist alles sauber. Ich wäre froh, wenn mich mal jemand einladen würde«, meint sie traurig und wirft Rocky einen sehnsuchtsvollen Blick zu, den er gar nicht registriert. Ich glaube, sie ist in ihn verliebt, und Rocky, der Holzkopf, merkt mal wieder nichts. Doch ich halte mich da lieber raus, schließlich will ich nicht zwei gute Mitarbeiter verlieren, wenn es schiefgeht.

»Ihr könnt jetzt gehen. Ich putze noch die Theke, dann bin ich auch weg.« Ich scheuche die beiden quasi zur Hintertür hinaus und bin froh, endlich allein zu sein. Den halben Abend unter Blues eindringlichen Blicken zu arbeiten ist wahrhaftig eine Tortur. Ich wienere die Theke, bis ich mein Spiegelbild darin sehen kann, und schaue noch mal nach, ob die Kühlkammer auch richtig geschlossen ist, damit uns das Eis nicht wegschmilzt, schnappe mir dann meine Handtasche und schlüpfte durch den Hinterausgang hinaus. Dort habe ich mein Auto in einer Seitenstraße geparkt.

»Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, ich muss in den Laden einbrechen, um dich dort herauszuholen.«

Barber!

»Blue, was machst du hier?«, fahre ich ihn an, weil er mich erschreckt hat.

»Ich warte auf dich. Ich will dich zu einem Eis einladen.« Er hebt die Kühlbox in die Höhe, in die Rocky den Loveboot-Becher eingepackt hat. »Komm schon, sonst zerläuft es am Ende noch.«

Er nimmt einfach meine Hand und zieht mich aus dem Hinterhof in die Richtung seines Autos.

Er trägt eine Sonnenbrille auf der Nase und Jeans zu einem weißen Hemd. Darin sieht er so verboten gut aus, dass ich nur leise seufzen kann. Er hält mir die Tür seines Wagens auf und drückt mir den Becher in die Hand, nachdem ich mich angeschnallt habe.

Als er den Motor startet, ertönt Bon Jovi aus den Boxen: This Ain’t a Love Song.

»Ist das dein Ernst?«, frage ich verblüfft.

Er schiebt seine Sonnenbrille etwas tiefer, lächelt mich an und rückt sie dann wieder zurecht, setzt den Blinker und fährt summend aus der Parklücke.

Bei I tried and I tried to deny that your love drove me crazy, baby, singt er laut mit, und ich rutsche immer tiefer in den Sitz.

»Hey, du bist ja Blue Bon Jovi. Wer hätte das gedacht. Du solltest mal über eine Gesangskarriere nachdenken, anstatt chemisches Eis zu verkaufen«, meine ich und grinse frech. Statt einer Antwort dreht er die Musik lauter, und sein There were nights that I died for you Baby wird mich wohl die ganze Nacht verfolgen. Oh, dieser verfluchte Cowboy!

Er parkt den Wagen, und ich sehe erst jetzt, wo wir gelandet sind. Es ist der Parkplatz, der zum Strand führt.

»Du willst ans Meer?«, frage ich überrascht.

Er steigt aus. Schweigend laufen wir den Weg hinunter, und ich gehe barfuß. Der kühle Sand tut meinen Füßen gut. Einige Teenager haben ein Lagerfeuer angezündet und sitzen drum herum, einer spielt etwas auf der Gitarre.

Wir lassen uns ein wenig abseits nieder, auf einer kleinen Anhöhe. Blue öffnet den Becher, zieht einen Löffel aus der Tasche und beginnt mich zu füttern. Abwechselnd steckt er sich auch einen Berg Eis in den Mund.

»Mhh, das schmeckt wirklich gut. Was ist das Gelbe?«, fragt er überrascht.

»Das ist meine eigene Kreation von Stracciatella-Maracuja-Juice«, meine ich nicht ganz ohne Stolz.

»Das schmeckt ausgezeichnet.« Er schiebt sich einen weiteren Löffel in den Mund. »Ich glaube, das habe ich zu meinem Lieblingseis erkoren.«

»So, das gibt es aber nicht bei einer Billigeis-Kette«, meine ich und klaue ihm den Löffel, um den letzten Rest der leckeren Eissorte allein aufzuessen.

»Hey!«, meint er und zieht einen weiteren Löffel aus der Tasche. Verschmitzt kratzt er den Rest zusammen. »Und was ist das Grüne?«

»Pistazie-Mandel-Creme.«

»Auch sehr gut, aber Stracciatella-Dingsda bleibt mein Favorit.«

Ich muss unfreiwillig über ihn lachen. Wenn er nicht mein Konkurrent wäre, könnte er mir wirklich gefährlich werden, doch so hat er leider keine Chance.

»Wie geht es mit dem Umbau des Ladens voran?«, will ich wissen.

Er hebt die Schultern. »Gut, alles läuft nach Zeitplan.«

»Schön für dich. Dann werden deine Chefs ja zufrieden mit dir sein.«

Er nickt und kratzt die letzten Reste des Eises aus der Verpackung.

Ich schaue auf das Meer, wo die Sonne langsam untergeht. Die Klänge der Gitarre trägt der Wind leise zu uns herüber, und in diesem Moment gibt es keinen Ort auf der Welt, an dem ich lieber wäre.

Blue hat seine Arme auf den angewinkelten Beinen liegen und wirft mir einen Blick zu. »Es ist schön hier.«

»Ja«, stimme ich ihm zu, »das ist es. Daher käme ich auch nie auf die Idee, Boca Raton einmal zu verlassen.«

»Niemals?«

Ich schüttele den Kopf. »Nein, niemals. Hier ist alles, was ich brauche und liebe.«

Er hat mittlerweile seine Sonnenbrille abgesetzt und schaut mich merkwürdig an. An seinem Mundwinkel glänzt noch etwas Eis, und ich strecke die Hand aus und wische es ihm weg.

»Eis«, meine ich ein wenig verlegen.

Er nickt. »Ja, du hast da auch etwas. Komm her.« Er zieht mein Gesicht am Kinn zu sich hinüber, doch anstatt das Eis mit dem Finger zu entfernen, beugte er den Kopf und küsst meine Lippen. Ich will zurückschrecken, doch er hält mich fest und drückt seinen Mund auf meinen.

Er schmeckt süß, nach Eis und nach … Blue. Sein herber Duft steigt mir in die Nase, und seine Lippen sind weich und zart. Blue unternimmt aber keinen Versuch, den Kuss zu vertiefen. Er hebt den Kopf und schaut mich verlangend an, doch ich wende mich ab, denn nur eine Sekunde länger, und ich wäre selbst zum Verräter geworden und hätte mich ihm in die Arme geworfen.

»Du schmeckst so süß wie deine Eiskreationen«, murmelt er an meinen Lippen. »Was mixt du da nur rein?«, fragt er.

Ich wusste es! Panisch springe ich auf. »So leicht lasse ich mich nicht aufs Glatteis führen«, rufe ich aufgebracht. »Wenn du glaubst, so an meine Firmengeheimnisse zu kommen, dann hast du dich aber geschnitten, mein Lieber!« Ich schnappe mir meine Tasche und die Schuhe und laufe mit schnellen Schritten in Richtung Parkplatz. Das darf einfach nicht wahr sein. Er hat mich eingeladen, um an Informationen zu kommen. Aber so nicht.

»Joleen!«, höre ich Blue hinter mir herrufen, doch ich achte gar nicht auf ihn, laufe die Straße einfach weiter.

Nach einer knappen halben Meile hat er mich mit seinem Wagen eingeholt. Er hält neben mir und springt aus dem Auto.

»Komm schon, Joleen, steig in den Wagen.«

»Nein!«, rufe ich stocksauer.

»Bitte, Joleen! Steig ein, ich fahre dich nach Hause.«

»Nein!«, brülle ich noch lauter und laufe einfach weiter.

Blue fährt noch einige Meter hinter mir her und hupt. Doch ich zeige ihm den Mittelfinger. Da gibt er Gas und rauscht mit seinen 400 PS an mir vorbei.

»Arschloch!«, murmele ich leise und schlage mir mit der Hand vor den Mund. Dieser Mann bringt die schlechtesten Seiten in mir hervor.

Kapitel 5

Sonntag! Ich liege im Bett und drehe mich noch mal um. Heute habe ich frei, mache nur am Abend mit Rocky die Abrechnung. Ich höre, wie die Vögel lustig zwitschern, dabei bin ich immer noch sauer und will keinem lustigen Federvieh lauschen. Blue ist so was von durchschaubar. Meint er wirklich, ich bin so dumm und gehe ihm auf den Leim? Hach, er denkt vermutlich, weil wir hier in einer Kleinstadt sind, hat er es nur mit Honks zu tun. Doch so nicht, mein lieber Billigeiscremeverkäufer.

Ich schnappe mir mein Handy und verabrede mich mit Kisha zum Mittagessen. Ich brauche Hilfe, bei so viel geballter Testosteronkraft.

Wir treffen uns im Casa D’Angelo, meinem Lieblingsitaliener. Für halb sechs bekommen wir noch einen Tisch – da ich ja um acht ins Café muss, haben wir auch nicht besonders viel Zeit.

»Hallo, Süße! Oh, ich muss dir etwas erzählen, ich bin ja so aufgeregt …« Kisha sitzt bereits am Tisch und stürmt auf mich zu und nimmt mich in die Arme, als ich das Restaurant betrete.

»Antonio! Zwei Gläser Wein«, ruft sie dem Kellner zu, der sie fröhlich angrinst. Kisha arbeitet an drei Abenden in der Woche in diesem Lokal und hat die Leute fest im Griff.

»Was gibt es denn so Aufregendes?«, frage ich neugierig, als wir uns setzen.

»Weißt du schon, dass in Boca Raton eine Sweetness-Chunk-Filiale eröffnet wird?«

Oh nein! Das ist ihre Neuigkeit?

Ich nicke. »Ja, habe ich schon gehört. Stell dir vor, direkt gegenüber von meinem Laden.«

»Dieser Barber sieht aber auch geil aus«, schwärmt sie. Willkommen im Klub der Blue-Barber-Fans, Kisha!

»Woher kennst du Blue Barber?«, frage ich erstaunt.

»Ich kenne ihn ja gar nicht, aber schau mal hier rein.« Sie wirft eine Zeitung auf den Tisch. Die örtliche Sonntagszeitung. Auf der Titelseite steht ein riesiger Artikel über die Eröffnung einer neuen Sweetness-Chunk-Filiale. »Er erklärt dir öffentlich den Krieg, hm?«

»Was?«, rufe ich aufgebracht. Während ich den Artikel lese, bringt Antonio zwei Gläser Wein und die Lasagne Toscana mit Lammragout, die Kisha und ich hier regelmäßig essen.

»… und deshalb haben Joleen Martini, die Inhaberin des örtlichen Eiscafés, und ich gewettet, dass Sweetness Chunk in Kürze die Nummer eins unter den Eisdielen in Boca Raton sein wird. Diese Wette kann nur ich gewinnen, da Sweetness Chunk das Eis der Zukunft ist«, lese ich laut vor. »Pah, was denkt sich dieser Kerl nur?« Ich bin mal wieder auf hundertachtzig. »Wenn er nur nicht so gut aussehen würde. Er macht mich noch ganz verrückt«, jammere ich.

»Du kennst ihn?«, fragt Kisha verblüfft und beginnt zu essen.

»Ja, ich habe ihn sogar gestern Abend noch geküsst.«

»Nein!« Kisha legt ihr Besteck zur Seite und trinkt einen Schluck. »Das musst du mir erzählen. Woher kennst du ihn?«

Ich beginne eine kurze Zusammenfassung über mein Zusammentreffen mit Blue und erzähle, wie er sich die Ferienwohnung meines Vaters erschlichen hat. Kisha hängt wie klebriger Honig an meinen Lippen und saugt jedes Wort auf, als handele es sich um die Story einer TV-Soap.

»Und kann er wenigstens gut küssen?«

Ist diese Frage jetzt ernst gemeint? »Du hast keine Vorstellung«, murmele ich. »Doch er ist, was er ist – ein Spion der Konkurrenz. Er will mich vernichten, und das werde ich nicht zulassen. Das Martini Eiscafé gibt es schon seit über dreißig Jahren in dieser Stadt. Wir werden uns nicht einfach so vertreiben lassen.«

»Glaubst du, dass Softeis deinem Laden gefährlich werden kann?«, meint Kisha und streicht sich die braunen Haare hinter die Ohren. Sie ist eine dieser Naturschönheiten, mit langen Beinen, einer schmalen Taille und wunderschönen bernsteinfarbenen Augen.

Ich beginne endlich zu essen und zucke mit den Achseln. »Keine Ahnung, was Barber noch so aus dem Hut zaubert.«

Kisha wirft noch mal einen Blick auf das Bild, das in der Zeitung abgedruckt wurde. »Klasse sieht er ja aus.«

Ja, denke ich, und küssen kann er genauso gut, wie er aussieht, nur würde ich das niemals laut aussprechen.

Ich betrete durch die Hintertür den Laden. Leider habe ich mich verspätet, und Rocky hat schon die Abrechnung gemacht, denn es ist niemand mehr da. Das Licht ist ausgeschaltet, nur die Leuchtreklame an der Vordertür brennt. Die Tür hinter mir fällt laut ins Schloss, und ich zucke zusammen. Eigentlich ist das hier mein zweites Zuhause, doch so ganz allein im Dunkeln bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Ich taste nach dem Lichtschalter, es tut sich jedoch nichts. Vermutlich ist die Sicherung herausgesprungen. Die Lichter der gekühlten Speisekammer leuchten, dort ist also alles in Ordnung. Wenn die Kühlung ausfallen würde, wäre das eine echte Katastrophe. Aber sie läuft, das beruhigt mich etwas, aber das ungute Gefühl bleibt. Plötzlich höre ich Atemgeräusche. Es ist jemand hier.

»Was wollen Sie hier?«, frage ich mutig in den Raum hinein, einfach so ins Blaue.

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter und erstarre für eine Sekunde. Obwohl ich wusste, dass ich nicht allein bin, erschrecke ich mich zu Tode. Bevor ich einen Schrei ausstoßen kann, werde ich an eine breite Brust gezogen und spüre Lippen auf meinen Mund. Ich bin überrascht und schnappe nach Luft. Die Lippen fühlen sich sanft und zart an. Ich halte still, warte einen Augenblick ab. Hände streicheln meinen Rücken. Es fühlt sich angenehm an. Mir entfährt ein kleiner Laut, und das nimmt mein Gegenüber zum Anlass, den Kuss zu vertiefen. Ich gewähre ihm Einlass in meinen Mund, gebe mich diesem Kuss hin. Ich weiß, dass es falsch ist, doch der Kuss ist so gut, dass ich nicht anders kann. Es kommt mir vor, als hätte eine fremde Person von meinem Körper Besitz ergriffen. Ich tue Dinge, die ich normalerweise niemals machen würde. Schon gar keine fremden Männer im Dunkeln küssen, denn dass ich es hier mit einem Mann zu tun habe, ist klar. Ich spüre die rauen Bartstoppeln, die über meine Haut kratzen. Es muss also ein Mann sein, der sich nicht so oft rasiert. Der Kuss schmeckt gut, und als er drängender wird, gebiete ich ihm Einhalt. »Halt!«, rufe ich und löse mich aus der Umarmung.

Im nächsten Moment geht die Tür auf und fällt kurz darauf wieder ins Schloss. Ich atme eine Sekunde tief ein, dann folge ich ihm. Doch sobald ich nach draußen trete, finde ich den Hinterhof leer vor. Er ist nur spärlich beleuchtet, aber immerhin noch heller als die Küche des Ladenlokals. Ich laufe schnell in Richtung Straße. Hier sind noch einige Touristen unterwegs, es ist schwer, jemanden zu finden, dessen Gesicht ich erkenne. Wer kann das nur gewesen sein? Rocky? Hat er auf mich gewartet? Die Tür war nicht abgeschlossen, also hätte auch jemand anderer dort auf mich warten können. Blue? Ich habe nicht den Eindruck, dass er es gewesen sein könnte. Warum sollte er auch auf mich warten, im Dunkeln, ohne sich zu erkennen zu geben? Obwohl der Kuss wirklich erstklassig war, so wie Blues Küsse es eigentlich sind, habe ich natürlich keine Ahnung, wie Rocky küsst. Also, wie zum Teufel soll ich nur wissen, wer mir im Dunkeln aufgelauert hat?

Ich schließe die Hintertür ab, ohne den Laden noch einmal zu betreten, und steige in meinen Wagen. Morgen muss Rocky als Erstes nach der Sicherung schauen.

Kapitel 6

Joleen Martini hat eine Flamme in Blue entfacht, die immer höher lodert, je öfter er ihr begegnet. Er hat keine Ahnung, warum es genau diese Frau sein muss. Es ist weder ihr blondes Haar, das einem sofort ins Auge springt, weil es so weich und wohlduftend aussieht, noch sind es ihre langen Beine, die schlanke Taille oder die grazile Figur. Nein, es ist ihr frecher Mund, der sich nichts gefallen lässt und Blue immer wieder herausfordert. Er liebt den Schlagabtausch mir ihr, ihre zänkische Art und ihre Unverfrorenheit. Jedes Mal könnte er sie küssen, wenn Joleen mit ihm streitet, doch er hält sich zurück. Dieser Kuss am Strand hat ihn mehr erregt als alle andere in den letzten Jahren.