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Prinzessin Twilight Sparkle ist nahe daran, ihren Zauberspruch der herbstlichen Tagundnachtgleiche zu vollenden, sie spürt es. Doch sie benötigt dafür noch ein Buch, und dieser Band ist äußerst selten. Sie verlässt Ponyville, während der Herbst seine Vorboten sendet, und ihre Suche nach dem Buch führt sie in das Städtchen Bales. An allen Ecken und Enden des Orts gibt es Bibliotheken und Buchhandlungen – ein Paradies für eine Leseratte wie Twilight. Aber wie kann es sein, dass sie noch nie von Bales gehört hat? Sie findet heraus, dass die Stadt seit langem mit einem Fluch belegt ist, und im restlichen Equestria greift das große Vergessen um sich ... kein Pony weiß mehr, dass der Ort überhaupt existiert. Schaffen es Prinzessin Twilight und ihre Freundinnen, dass diese Stadt der Buchliebhaber wieder auf der Landkarte von Equestria erscheint?-
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Seitenzahl: 65
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G. M. Berrow
Saga
1. E-Book-Ausgabe, 2019
Format: EPUB 3.0
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Für Kennedy Joon – möge deine Zukunft voller zauberhafter Bücher sein
Das purpurrote Blatt löste sich leise vom Ast und wiegte im sanften Windhauch bis es auf Prinzessin Twilight Sparkles Nase landete. Es kitzelte und das Alihorn konnte nicht anders: „Hatschi!“ Ihr Niesen war so laut, dass es ein paar weitere bunte Blätter vom Ast schüttelte. Das raschelnde Konfetti schwebte herab wie ein wundersames Ballett in rotbraunen Farben.
Während Twilight ihren Weg durch den Wald zurück zum Schloss der Freundschaft fortsetzte, sog sie mit großer Zufriedenheit die frische Luft ein. Die Prinzessin war zuletzt derart beschäftigt gewesen, dass sie kaum bemerkt hatte, dass der Herbst den Sommer ablöste. Ein leichter Schwindel überkam Twilight Sparkle. Der Herbst war ihre Lieblingsjahreszeit; er hielt die genau richtige Menge an stürmischen Tagen bereit, an denen ein Pony sich drinnen mit einem guten Buch einkuscheln konnte, ohne das Gefühl zu haben, den strahlenden Sonnenschein zu verpassen.
Den ganzen Nachhauseweg über malte sie sich bildlich aus, was die gerade beginnende Jahreszeit für sie bereithielt. Sie trabte durch den Wald und erstellte in Gedanken eine Liste all der lustigen Sachen, die sie mit ihren Freundinnen unternehmen wollte. Selbstverständlich würde sich Twilight mit Applejack das Kürbisfeld von Ponyville anschauen, sie wollte herbstliche Kuchen mit Pinkie Pie backen, mit Rainbow Dash für den Laub-Lauf trainieren, mit Rarity gemütliche Schals stricken und Fluttershy dabei helfen, den Mais zu ernten und einzulagern, den sie ihren Hühnern fütterte. Mit ihrer neuen Freundin und Schülerin Starlight Glimmer hatte Twilight noch keine besonderen Herbsttraditionen entwickelt. Das musste sie unbedingt ändern!
Vielleicht könnten sie gemeinsam einen neuen Zauberspruch einüben? Der Herbst, so besagte es die Ponygeschichte, war seit jeher bekannt als ganz besonders magische Zeit. Einige alte Zauberer hatten sogar behauptetet, dass komplizierte Zaubersprüche, die am Tag der herbstlichen Tagundnachtgleiche aufgesagt werden, garantiert erfolgreich waren. Twilight schwirrte der Kopf vor all den Möglichkeiten, die sich ihr auftaten. Sie kramte in ihrer Satteltasche und zog ein zerfleddertes Buch mit violettem Einband heraus, schlug es auf und las, während sie heimwärts strebte.
„Huch!“, rief Twilight, denn sie war zu Boden gestürzt. Die Bücher aus ihrer Tasche lagen nun im Dreck verstreut. Twilight hob ihren Kopf um zu sehen, mit wem sie da gerade zusammengestoßen war.
„Autsch“, ächzte Sweetie Belle und erhob sich ein Huf nach dem anderen wieder vom Boden. „Tut mir wirklich leid, Twilight! Ich hab dich nicht gesehen.“
„Schon gut, Sweetie“, kicherte Twilight. Mit ihrer Magie hob sie das zerfledderte Buch mit dem violetten Einband auf. „Ich hab ja auch nicht aufgepasst, wo ich hintrabe! Silverdusts Führer durch die Geschichte der Magie ist einfach so spannend.“ Twilight lachte prustend.
Sweetie Belle trat von einem Huf auf den anderen. „Ach, Bücher, ja?“ Sie schüttelte ihre Mähne und blickte um sich. „Ich liebe diese Dinger!“
Twilight hob eine Augenbraue. Warum verhielt sich das Fohlen nervös? Es war schon eine Weile her, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Twilight hatte das auf Sweetie Belles vollen Terminkalender geschoben, sie half Ponys bei Schönheitsfleckenproblemen. Vielleicht lag aber auch etwas ganz anderes ihrem seltsamen Benehmen zugrunde.
„Wie ist es dir so ergangen in letzter Zeit?“ Twilight lächelte das Fohlen an, ihre violetten Augen leuchteten. „Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen!“ Die Prinzessin legte einen Huf ans Kinn und grübelte. „Ja, das letzte Mal sind wir uns vergangenen Monat begegnet, als du zum Schloss kamst, um dir das Buch über das Brauen von Zaubertränken auszuleihen ...“
„Ach ja!“, lachte Sweetie Belle etwas gezwungen. „Das! Hab ich total vergessen, ich Eumel!“
„Wie fandst du es?“, fragte Twilight Sparkle. Sie machte einen erwartungsvollen Schritt nach vorn. Einem Pony die passende Buchempfehlung zu geben, war eine der leichtesten Aufgaben für sie. „Hast du versucht, einen Trank zu brauen?“
„Ähm ...“ Sweetie Belles Lippen zitterten. „Ich ... ich ...“
Twilight runzelte die Stirn. „Ist irgendetwas los?“
„Ehrlich gesagt ... ähm ... habe ich dich gemieden, weil ich dein Buch zerstört habe.“ Nachdem Sweetie Belle ihr Geständnis ausgespuckt hatte, brach ihr Stimmchen. „Ich hatte gerade einen Trank zusammengerührt und mich zu weit nach vorn gelehnt, da fiel es in die Mixtur und ich konnte es nicht mehr retten!“ Vor Scham ließ das kleine Pony den Kopf hängen. „Es tut mir wirklich leid, Twilight. Ich weiß, es war kostbar und selten.“
Obwohl sie ein wenig verärgert war, wusste Twilight, dass es nur einen Satz gab, den sie nun sagen konnte. „Ist doch nicht so schlimm“, sagte sie beschwichtigend und streichelte Sweetie über die Schulter. „Ich bin dir nicht böse. Letztendlich ist es doch nur ein Buch.“
Sweetie Belle riss die Augen auf. „Wirklich?“
„Du bist doch meine Freundin“, versicherte Twilight. „Das ist mir viel wichtiger.“ Sie umarmte Sweetie Belle innig. Als die beiden Ponys wieder weitergehen wollten, neigte Twilight ihren Kopf und fragte: „Aber ... das Buch hast du noch?“
„Die Seiten sind haben Wasserschäden und die Tinte ist verlaufen, aber ich habe es noch“, sagte Sweetie Bell und nickte traurig. „Warum?“
Twilights Miene hellte sich auf. „Ich glaube, es gibt einen Weg, das Buch zu retten.“
Das junge Fohlen seufzte vor Erleichterung. „Wie denn?“
„Mithilfe eines anderen Buchs natürlich!“, kicherte Twilight. „Wie denn sonst?“
Prinzessin Twilight Sparkle schritt voller Zuversicht in die Schlossbibliothek. Sie war sehr stolz, dass sie immer genau wusste, wo und in welchem Regal ihre Bücher standen. Irgendwie schaffte es jede Buchseite, einen kleinen Abdruck in ihrem Herzen und in ihrem Geist zu hinterlassen. Dabei war es egal, ob es um Garzeiten für Karotten ging, um Zaubersprüche oder um Unterwasser-Korbflechten – was Twilight gelesen hatte, behielt sie im Kopf. Deshalb war es geradezu selbstverständlich, dass sich die Lösung zur Rettung des Buches in einem ihrer kostbaren alten Bände befand. Und sie kannte genau das eine, das helfen konnte, das Buch über das Brauen von Zaubertränken zu retten.
„Es heißt Primroses Buch über den Schutz und die Weissagungen des Sehers“, rief Twilight lächelnd über ihre Schulter. „Ich nehme an, dass du davon noch nie gehört hast.“
„Die Antwort ist ein großes Nein“, erwiderte Sweetie Belle, die hinter Twilight hertrabte. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, um an den endlosen Regalen voller Bücher hochzuschauen. Das junge Einhorn wunderte sich insgeheim, wie Twilight in diesem Raum irgendetwas finden konnte.
„Es ist ein fantastisches Buch über Zaubersprüche und Wahrsagungen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Primrose einen Schutzzauber speziell für das geschriebene Wort entwickelt. Er ist wahnsinnig anspruchsvoll, aber ich wollte ihn schon seit ewigen Zeiten einmal ausprobieren. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.“ Twilight blieb kurz stehen, und Sweetie Belle, die in die andere Richtung schaute, stieß erneut mit der Prinzessin zusammen – zum zweiten Mal an diesem Tag!
Sweetie Bell errötete vor Scham. „Rarity hatte Recht. Ich bin zurzeit ein bisschen neben der Hufe.“ Sie blickte den Gang der Bibliothek entlang und seufzte. Großwerden war manchmal echt anstrengend.