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Altbau - dritte Etage mit Aufzug. Zwischen Lietzensee und Grunewald, die Straßen von Charlottenburg, das ist der Kiez von Nabahani Leoto. In dem ersten Teil von seinem Tagebuch lässt er uns von Januar bis Juni an seinem Alltag als Großstadthund mit viel Grün drumherum teilhaben, nimmt uns mit in seine Abenteuer: Spannend, kurzweilig informativ und unterhaltsam. Ein Familienspaß.
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Seitenzahl: 86
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Nabhani Leoto ist afrikanisch und bedeutet übersetzt „sensible Pfote“.
Ich bin ein Rhodesian Ridgeback und lebe mit meinem Menschen-Rudel im schönen Berlin-Charlottenburg, direkt am Lietzensee und zehn Minuten entfernt vom Grunewald und seinem weitläufigen Hunde-Freilauf.
In diesem Buch führe ich von Januar bis Juni Tagebuch über meinen Alltag als Fellnase. Ich schreibe über meine Zeit als Junghund, mein Leben in meinem Rudel mit meinen Menschen und meine Begegnungen mit anderen Hunden, Pferden, Kröten und natürlich Menschen.
Ein Alltag mit vielen wunderbaren Abenteuern.
Ich habe bei meinem Tagebuch Schreib-Unterstützung gehabt: meine Menschen Isi und Jo Kirschniok. Isi hat geschrieben und Jo hat alles in die richtige Form gebracht.
18.01.2023
19.01.2023
20.01.2023
21.01.2023
22.01.2023
23.01.2023
27.01.2023
28.01.2023
29.01.2023
30.01.2023
01.02.2023
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11.02.2023
12.02.2023
14.02.2023
21.02.2023
23.02.2023
27.02.2023
28.02.2023
03.03.2023
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22.03.2023
27.03.2023
01.04.2023
05.04.2023
09.04.2023
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31.05.2023
04.06.2023
07.06.2023
12.06.2023
20.06.2023
23.06.2023
28.06.2023
Eigentlich wollte ich mit meinem Tagebuch ja direkt Neujahr beginnen - mein guter Vorsatz für 2023.
Aber dann war ich durch die Böller und Knaller schon vor Silvester tagsüber auf der Straße so von der Rolle, dass ich eine längere Erholungsphase brauchte.
Glücklicherweise hatten Frauchen und Herrchen sehr viel Geduld: ich habe mich nämlich erst einmal geweigert, auf die Straße zu gehen. An der Haustür war Schluss. Da konnte mich auch kein Hunde-Leckerchen locken, nicht einmal Salami oder Rindswurst. Für jeden Schritt habe ich zehn Minuten gebraucht. Erst mal in der Luft nach dem typischen Kokel-Geruch wittern, umschauen, überlegen, wittern, umschauen, überlegen – Frauchen anschauen, leise kurz winseln und dann einen Schritt auf sie zu gehen. Leckerchen ignorieren.
So ging es eine Woche, dann habe ich die Leckerchen angenommen und bin auch mal mehrere Schritte zu Frauchen gelaufen. Und dann noch einige vorsichtige Schritte. Mir schien, dass die Gefahr grundsätzlich vorbei war. Manche Geräusche waren aber immer noch erschreckend, dann bin ich erst mal wieder stehen geblieben.
Frauchen und Herrchen haben Geduld ohne Ende, ich habe ihnen auch einfach leidgetan.
Inzwischen habe ich mein altes Vertrauen fast wieder und stelle fest: ich lasse mir meinen Kiez nicht nehmen - mein Block ist mein Block und bleibt mein Block!
Wie es sich bei einem richtigen Tagebuch gehört, beschreibe ich mich erst einmal.
Mein Name ist Nabhani Leoto, das ist afrikanisch und bedeutet „sensible Pfote“. Als ich diesen Namen bekommen habe, hat niemand geahnt, wie gut er zu mir passt!
Ich bin ein Rhodesian Ridgeback Rüde. Meine Familie beschreibt mich als Teamplayer. Immer an Unternehmungen und neuen Aufgaben interessiert. Ich möchte immer dabei sein und stehe auch gerne im Mittelpunkt. Besonders in der Nachbarschaft, wo ich in den Antiklädchen meine Anlaufstellen für Leckerchen habe – wenn Frauchen es zulässt. Manchmal ist es ihr zu viel.
Im Januar bin ich drei Jahre alt geworden und damit sozusagen erwachsen.
Geboren bin ich in Hessen. Ich habe sieben Geschwister. Wenn jetzt jemand denkt: Hund ist Hund - hat er keine Ahnung. Schon in unserer Wurfkiste wurde deutlich, welche unterschiedlichen Persönlichkeiten wir haben. Ein Bruder von mir ist immer sofort losgerannt und hat wild drauf los getobt. Hat nicht lange gedauert, da hat er eine ordentliche Beule am Kopf gehabt. Andere haben sich immer an Mama verkuschelt, trinken und schlafen.
Mit den Wochen sind wir alle selbständiger und munterer geworden, haben unsere erste richtige Fleischnahrung bekommen. Und manchmal ist uns die große Wurfkiste etwas zu eng geworden. Ich wollte schon immer wissen, wie die Welt dahinter aussieht und habe es dann mal über die Absperrung und an eine erste Treppenstufe geschafft, bevor ich entdeckt wurde.
Frauchen und Herrchen hatten inzwischen viele Dokumente gelesen und ausgefüllt, weil sie sich um mich beworben haben. Sie mussten viele Fragen beantworten und zeigen, dass sie mir ein gutes neues zuhause bieten können.
Und dann war es soweit. Sie kamen vorbei, um mich kennenzulernen. Ich habe es erst gar nicht kapiert. Plötzlich stehen zwei Menschen im Raum, sind ganz verzückt angesichts so einer Welpenidylle und zack – sitzt Frauchen in der Wurfkiste. Ich habe natürlich nicht gewusst, wer sie ist, aber ich war gerade wach und neugierig und habe gedacht: da kann ich ja mal gucken, was mir da angeboten wird.
Also bin ich mit zwei Geschwistern zu ihr hin, habe mal geschnuppert und mich streicheln lassen. Frauchen hat auch an mir geschnuppert und Herrchen mit einem ganz warmen Blick angesehen. Vermutlich haben sie sich da schon in mich verliebt. Es schien, als wollte Frauchen für immer mit in der Kiste bleiben und weil ich langsam wieder müde wurde, habe ich mich auf ihrem Schoss zum Schlafen hingelegt.
So, morgen erzähle ich von meiner Fahrt nach Berlin – jetzt geht’s erst einmal ab in den Grunewald! Die Chefs sind schon angezogen und rufen nach mir.
Liebes Tagebuch,
jetzt fragen sich bestimmt alle: ein Hund, der schreiben kann? Gibt’s das denn überhaupt?
Natürlich gibt es das nicht! Wir brauchen das auch nicht. Dafür haben wir Herrchen und Frauchen, die gelernt haben, jeden unserer Gedanken und Wünsche aus unserem Hundeblick abzulesen.
Und so sitzen wir zusammen, Frauchen und ich. Ich blicke sie an und erzähle, sie schreibt.
Und danach machen wir beide eine Pause zusammen auf dem Sofa.
Meine Familie lebt in Berlin. Als ich alt genug gewesen bin, haben sie mich zu sich nach Hause geholt. Bisher kannte ich ja nur meine Mutter und Geschwister und die liebevolle Frau, die zu meinem Rudel gehörte. Ab und zu kamen in den letzten Wochen Menschen, die uns mit großer Freude anschauten und streichelten. Und wenn es warm genug war – ich wurde im Januar geboren – konnten wir mal eine kurze Zeit in den Garten. Ich hatte also null Ahnung, keinerlei Vorstellung davon, was mich erwarten würde.
Ich wusste nur: mein Futter bekomme ich weiterhin. Die Menschen hatten besprochen, dass ich weiterhin gebarft werde, also Fleisch, Obst und Gemüse bekomme, zusätzlich Vitamine. Das schmeckt mir super. Inzwischen backt Frauchen sogar Leckerlies für mich.
Also ist mein neues Rudel zu mir nach Hessen gekommen und hat mich abgeholt. Ich war inzwischen mit ihrem Geruch vertraut, weil Frauchen ein getragenes T-Shirt bei einem Besuch mitgebracht hat, das ich in meiner Schlafecke hatte. Ein Stück Stoff aus meiner Schlafecke habe ich auch mitbekommen.
Und ein neuer Geruch kam dazu. Es gab noch eine Person in diesem Rudel, einen Sohn. Damals habe ich noch nicht geahnt, wie sehr er mein Herz erobern würde. Und ich seins.
Jetzt habe ich erst einmal im Auto auf der Rückbank auf seinem Schoss gesessen und mir war schon ziemlich wehmütig zumute und ich war traurig. Ich habe ein bisschen gewinselt. Sofort habe ich liebevolle Hände um mich gespürt und eine Stimme, die mich getröstet hat. Das hat gutgetan. Die Aufregung hat mich auch ziemlich müde gemacht und irgendwann bin ich ganz leicht eingeschlafen.
Als wir in Berlin angekommen sind, habe ich bei uns allen die Anspannung gespürt. Zum Glück konnte ich erst einmal zum pieseln in den Hinterhof. Richtig dicht war ich ja noch keinesfalls und Frauchen würde noch viele Gelegenheiten haben, mit mir zu jeder Tages- und Nachtzeit die Treppen in den Hof und auf die Straße an den Baum zu rennen. Aber ich bin ein Teamplayer und es hat gar nicht lange gedauert und die Wohnung ist trocken geblieben.
Die Wohnung - mein neues zuhause! Ich glaube, ich war schon damals der heimliche Chef, denn alle blieben wie erstarrt stehen und warteten, was ich mache. Ich habe dann ganz vorsichtig die Wohnung erkundet, bin ich alle Zimmer gelaufen und alle drei sind in kleinen Schritten und möglichst geräuscharm hinter mir hergelaufen. Lustig.
Ich habe gecheckt: Wassernapf und Futternapf sind vorhanden. Es gibt viele kuschelige Ecken und Spielzeug.
Nach kurzer Zeit war ich total müde. Frauchen hat mich in den Arm genommen und ich habe erst mal geschlafen.
Sie wird ja wohl wissen, dass Welpen nach dem Schlafen und nach dem Fressen direkt raus zum pieseln und verdauen müssen?!
Liebes Tagebuch,
bevor ich mehr aus meiner Welpenzeit schreibe, möchte ich dir von unserem Ausflug gestern berichten.
Wir sind morgens in den Freilauf gestartet. Meine Lieblingszeit mit meinem Rudel.
Unser gemeinsamer Tag beginnt zwischen sechs und halb sieben Uhr morgens. Frauchen wacht auf, schlüpft in Shirt, Pullover und Hose. Dann greift sie nach meiner Leine und ab geht es eine erste Runde um den Block. Nach acht Stunden Nachtruhe muss ich mal dringend.
Danach gibt’s einen Kaffee für die Menschen und einen Knochen oder Hühnerhälse für mich. Wir nehmen uns dann Zeit in den Tag zu starten.
Zwei, drei Stunden später geht es auf die große Runde. Entweder in den Grunewald, um den Lietzensee, oder in den Schlosspark. Und manchmal starten wir auch zu Tagesrunden.
Am liebsten bin ich aber im Freilauf im Grunewald.
Gestern haben Herrchen und ich mal wieder ein Abenteuer bestanden. Im Wald sind natürlich auch sehr viele andere Hunde unterwegs. Und viele Hundesitter, die dann bis zu zehn oder zwölf Hunde ausführen, die sie vorher in ihren Familien abgeholt haben. Wenn ein einzelner Hund auf ein Rudel Hunde trifft, ist das eine besondere Situation. Ich check dann immer: viele große Hunde? Hündinnen? Rüden? Unkastriert?
Wir unkastrierten Rüden haben genaue Regeln in der Begegnung: wir mustern uns, stellen die Rute steif in der Verlängerung des Rückens auf und gehen in einem großen Bogen aneinander vorbei. Gegenseitiger Respekt ist angesagt.
Das klappt nicht immer. Und gestern hat es nicht geklappt.
Wir sind einen Waldweg entlang und haben gesehen, dass vor uns mehrere Hunde mit einem Hundesitter unterwegs waren. Sie waren an Laufleinen, die aber über den Boden schleiften, weil der Hundesitter sie losgelassen hatte. Zwei große Hunde standen noch an einem Baum, der Rest des Rudels war schon etwas weiter weg.
Mein vorsichtig-ängstliches Frauchen hat sofort gesagt: „Wir bleiben stehen, bis die Hunde weg sind. Der Rüde scheint nicht sehr freundlich zu sein.“
Also sind wir stehen geblieben, um abzuwarten.