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Neue Wege und die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft: Darum geht es in Karen Rose' »Neuanfang«, einer kostenlosen Kurzgeschichte zu ihrem Thriller »Tränennacht«. Bis vor Kurzem hatte Tom Hunter alles, was er sich hätte wünschen können: eine erfolgreiche Karriere als Basketballer, eine Verlobte. Als er an Weihnachten seine Mutter besucht, hat er all das verloren. Die Gemeinschaft und die gemeinsame Feier mit der Familie und Freunden tun ihm gut, gleichzeitig kann er seine Traurigkeit nicht abschütteln. Er wünscht sich sehnlichst einen Neuanfang und findet einen gewissen Trost darin, dass dafür bereits alles in die Wege geleitet ist. Er wird in Kürze beim FBI beginnen. Tom fragt sich: Was werden sein neuer Job und sein Umzug nach Sacramento, Kalifornien, wohl für ihn bereithalten? Weihnachten, gute Wünsche – und die Zeit in Sacramento wirft ihre Schatten voraus ... Eine kostenlose Kurzgeschichte, die berührt und neugierig macht. Wenn Sie Lust auf mehr von Karen Rose und ihrer Sacramento-Reihe haben, dann empfehlen wir Ihnen den Thriller »Tränennacht«, den ersten Band der Reihe.
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Seitenzahl: 58
Karen Rose
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Brandl
Knaur eBooks
Neue Wege und die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft: Darum geht es in Karen Rose' »Neuanfang«, einer Kurzgeschichte zu ihrem Thriller »Tränennacht«.
Bis vor Kurzem hatte Tom Hunter alles, was er sich hätte wünschen können: eine erfolgreiche Karriere als Basketballer, eine Verlobte. Als er an Weihnachten seine Mutter besucht, hat er all das verloren. Die Gemeinschaft und die gemeinsame Feier mit der Familie und Freunden tun ihm gut, gleichzeitig kann er seine Traurigkeit nicht abschütteln. Er wünscht sich sehnlichst einen Neuanfang und findet einen gewissen Trost darin, dass dafür bereits alles in die Wege geleitet ist. Er wird in Kürze beim FBI beginnen. Tom fragt sich: Was werden sein neuer Job und sein Umzug nach Sacramento, Kalifornien, wohl für ihn bereithalten?
Wenn Sie neugierig auf die Sacramento-Reihe von Karen Rose geworden sind, dann empfehlen wir Ihnen den Thriller »Tränennacht«, den ersten Band der Reihe.
Neuanfang
Leseprobe aus »Tränennacht«
Chicago, Illinois
Sonntag, 25. Dezember, 05.40 Uhr
Ungestümes Klopfen riss ihn aus dem Schlaf. »Tom, wach auf!« Die geschlossene Tür dämpfte die hohe, freudige Stimme seiner Schwester nur minimal. »Du musst aufwachen! Heute ist Weihnachten, und du verpasst noch alles!«
Schlaftrunken tastete Tom nach dem Kissen neben sich, in der Erwartung, weiche Haut unter seinen Fingern zu spüren, doch sie streiften nur kalte Baumwolle. Die Realität schlug mit gnadenloser Härte zu. Er lag in seinem alten Bett. Zu Hause. In Chicago. Allein.
Aber er sollte nicht allein sein. Sie müsste hier sein, bei mir.
Doch Tory war tot. Wie ein spitzer Speer bohrte sich die Trauer in sein Herz, wie jeden Morgen, seit er ohne sie an seiner Seite aufwachte. Seine Verlobte war nicht mehr da, und wieder lag ein Tag vor ihm, den er bewältigen musste. Er hatte seiner Mutter erzählt, er sei bereit, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, aber sie hatte ihm kein Wort geglaubt. Seine Mutter war eine überaus kluge Frau.
»Tom?« Ein verängstigter Tonfall hatte sich in Grace’ Stimme geschlichen. »Geht’s dir gut?«
Nein. Mir geht es nicht gut. Und ich bin nicht sicher, ob es mir jemals wieder gut gehen wird. Doch er riss sich zusammen, zwang sich, einen warmen Tonfall in seine Stimme zu legen. Schließlich war es nicht Grace’ Schuld, dass sein Herz gebrochen war. Sie war gerade einmal neun Jahre alt, und er würde ihr auf keinen Fall den Tag ruinieren.
»Ja, Süße, mir geht’s gut, ich bin nur noch ein bisschen verschlafen, weil es noch nicht mal …« Er checkte die Uhrzeit auf seinem Handy und zuckte zusammen. »Grundgütiger, Gracie, es ist noch nicht mal sechs und noch dunkel draußen.«
»Ich bin schon seit Stunden wach.«
Seine Lippen zuckten vergnügt. »Echt? Seit Stunden?«
»Na gut, einer halben Stunde.«
Er musste lächeln, was den lähmenden Kummer für einen Moment erträglicher machte. Du schaffst das, Hunter. Schwing deinen Hintern hoch, und los geht’s. Ein Fuß vor den anderen. »Gib mir eine Minute. Ich ziehe mir nur Hose und Schuhe an, dann komme ich runter.«
Er schwang die Beine über die Bettkante und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Höchste Zeit, ein Pokerface für die Familie aufzusetzen, die ihn zweifellos bereits unten erwartete.
Er nahm eine Jeans aus dem Koffer, zog sie an und schlüpfte in ein Paar Fleecepantoffeln, das ihm seine Mutter neben das Bett gestellt hatte. Gerade als er sich in die Ärmel seines Celtics-Hoodies kämpfte, klopfte Grace ein weiteres Mal.
»Du bist doch nicht wieder eingeschlafen, oder?«, rief sie vorwurfsvoll.
Er lachte. »Nein, Kleines, bin ich nicht.« Er zog sich den Hoodie über den Kopf. »Ich muss nur noch kurz deine Geschenke holen.«
»Geschenke?« Augenblicklich war das begeisterte Quieken zurück, und als er die Tür öffnete, stand sie strahlend und mit erwartungsvoll verschlungenen Händen vor ihm. »Du hast Geschenke mitgebracht?«
»Natürlich, Dummchen. Es ist schließlich Weihnachten, oder?« Er nahm die Tüte mit den weihnachtlich verpackten Geschenken aus seinem Koffer. »Siehst du? Hier, nimm sie mit nach unten. Aber nicht reinschauen, verstanden? Ich muss noch kurz ins Bad, bin aber gleich unten.«
Statt zu gehorchen, folgte sie ihm zum Badezimmer, als wollte sie davor Posten beziehen.
Er sah sie an. »Hat Mom dir gesagt, du sollst an mir drankleben?«
Ein Grinsen breitete sich gemächlich auf ihrem kleinen Gesicht aus. »Wie Kaugummi an deinen Quadratlatschen.«
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Das Geräusch überraschte ihn. Es war lange her, seit er das letzte Mal so befreit aufgelacht hatte. »Ich habe dich vermisst, Kleines.«
Sie strahlte ihn an. »Ich dich auch. Ich bin so froh, dass du wieder zu Hause bist.«
Wieder zu Hause. Gestern Abend hatte er mit seiner Mutter geredet, ihr alles über Tory und ihren gewaltsamen Tod erzählt. Über die Suche nach ihrem Mörder. Und darüber, wie er danebengestanden und zugesehen hatte, als dieses Dreckschwein starb. Doch er hatte nicht die Kraft aufgebracht, ihr zu sagen, dass er nicht bleiben würde.
Oder den Mut. Er wollte seine Mutter nicht enttäuschen. Genauso wenig wie die anderen. Er zerzauste Grace das Haar, in der Hoffnung, dass sie nicht merkte, wie er ihr auswich. »Ich bin gleich so weit.«
Als er drei Minuten später das Badezimmer verließ, stand sie immer noch da und ließ mit schuldbewusster Miene eines der Geschenke sinken. »Du hast nur gesagt, ich soll nicht reinschauen. Aber nicht, dass ich nicht hören darf, was für ein Geräusch es macht.«
Er lachte schnaubend. »Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Dana.« Die beste Freundin seiner Mutter war die Königin der cleveren Hintertürchen. Von ihr hatte er eine Menge gelernt, seit sie ihn und seine Mutter in ihrem Frauenhaus aufgenommen hatte. Damals war er sieben Jahre alt gewesen, und sie waren vor seinem gewalttätigen leiblichen Vater geflohen.
Dana war ihre Rettung gewesen. Inzwischen betrieb sie gemeinsam mit seiner Mutter eine Notunterkunft, und die beiden hatten unglaublich vielen Menschen helfen können.
Jetzt ist es an mir, anderen zu helfen. Er hatte seine Basketballkarriere an den Nagel gehängt und damit einen Schlussstrich unter diese Phase seines Lebens gezogen.
Nun war es an der Zeit, etwas zurückzugeben. Er dachte an seine nagelneue, glänzende Dienstmarke. Federal Bureau of Investigation. Department of Justice. Daran, wie stolz er gewesen war, als er sie bei seiner Ernennung vor ein paar Wochen entgegengenommen hatte.
Es war Zeit, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Ein wahrer Held zu sein. Genau das hätte Tory gewollt.
»Komm.« Grace nahm seine Hand und zog ihn mit sich. »Wir warten schon eine Ewigkeit und wollen endlich die Geschenke aufmachen.«
Er ließ sich von seiner kleinen Schwester die Treppe hinunterziehen. Die Familie hatte sich bereits um den Baum versammelt, und die Kinder brachen in Jubel aus, als sie Tom und Grace erblickten.
»Endlich!«, seufzte Javi melodramatisch, woraufhin die Erwachsenen herzlich lachten.
David zerzauste dem Jungen liebevoll das Haar. »Er scharrt schon mit den Hufen.«