Neues Testament. Psalmen -  - E-Book

Neues Testament. Psalmen E-Book

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Beschreibung

Der deutsche Text der »Herder-Bibel« besticht durch seine ausdrucksstarke Worttreue und die ihm eigene monumentale Sprachgewalt. Er bringt in unnachahmlicher Weise den spirituellen Erfahrungshorizont jedes einzelnen biblischen Buches des Neuen Testamentes und der Psalmen zum Ausdruck und befähigt dadurch zu eigener tiefer geistlicher Erfahrung. Die Herder-Bibel behauptet dadurch – zumal unter den katholischen Übersetzungen (z.B. Einheitsübersetzung) – ihren festen Platz unter den deutschsprachigen Bibelausgaben.

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DIE BIBEL

Das Neue TestamentDie Psalmen

Zur vorliegenden ÜbersetzungDieser Ausgabe liegt als deutscher Bibeltext zugrunde: die Übersetzung aus dem Bibelkommentar „Die Heilige Schrift für das Leben erklärt“ (Freiburg im Breisgau, Herder, 1935–1955); für die Psalmen: die Übersetzung aus dem „Psalmenbuch“, herausgegeben von den Benediktinern der Erzabtei Beuron (Freiburg im Breisgau, Herder, 1962). Die Bearbeitung des Bibeltextes erfolgte 1966 in Abstimmung mit der „Jerusalemer Bibel“ (La Sainte Bible, traduite en français sous la direction de l’Ecole Biblique de Jérusalem).Für die Ausgaben seit 2004 wurde der Bibeltext von Dr. Johannes Franzkowiak erneut revidiert und der Anhang von Dr. Bruno Steimer redigiert. Die Schreibweise der biblischen Namen folgt weitgehend den „Loccumer Richtlinien“.

© Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2022Alle Rechte vorbehaltenwww.herder.deImprimatur – Freiburg im Breisgau, den 24. August 1965Der Generalvikar: Dr. FöhrEinbandgestaltung: Verlag HerderSatz und E-Book: SatzWeise, Bad WünnenbergGesetzt in MinionHerstellung: Druckerei C.H. Beck, NördlingenPrinted in GermanyISBN Print 978-3-451-36009-1ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83000-6ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-83001-3

Inhalt

Das Neue Testament

Die Evangelien

Das Evangelium nach Matthäus (Mt)

Das Evangelium nach Markus (Mk)

Das Evangelium nach Lukas (Lk)

Das Evangelium nach Johannes (Joh)

Die Apostelgeschichte (Apg)

Die Paulinischen Briefe

Der Brief an die Römer (Röm)

Der erste Brief an die Korinther (1Kor)

Der zweite Brief an die Korinther (2Kor)

Der Brief an die Galater (Gal)

Der Brief an die Epheser (Eph)

Der Brief an die Philipper (Phil)

Der Brief an die Kolosser (Kol)

Der erste Brief an die Thessalonicher (1Thess)

Der zweite Brief an die Thessalonicher (2Thess)

Die Pastoralbriefe

Der erste Brief an Timotheus (1Tim)

Der zweite Brief an Timotheus (2Tim)

Der Brief an Titus (Tit)

Der Brief an Philemon (Phlm)

Der Brief an die Hebräer (Hebr)

Die Katholischen Briefe

Der Jakobusbrief (Jak)

Der erste Petrusbrief (1Petr)

Der zweite Petrusbrief (2Petr)

Der erste Johannesbrief (1Joh)

Der zweite Johannesbrief (2Joh)

Der dritte Johannesbrief (3Joh)

Der Judasbrief (Jud)

Die Offenbarung des Johannes (Offb)

Die Psalmen

Anhang

Abkürzungen

Maße, Gewichte und Münzen in der Bibel

Biblische Zeitrechnung

Evangelienschlüssel

Zeittafel

Karte

Neues Testament

Die Evangelien

Schon die ältesten Verzeichnisse des neutestamentlichen Kanons enthalten vier allgemein anerkannte Evangelien (griech. die gute Nachricht) Mt, Mk, Lk und Joh, wobei die Reihenfolge wohl mit der Häufigkeit in der liturgischen Verwendung der frühen Kirche zu tun hat. Die Evangelien haben das sprachliche und nichtsprachliche Handeln des Jesus von Nazaret zum Gegenstand und bestätigen glaubend seine Sohnschaft, seine Sendung vom Vater, den Sinn seines Todes sowie seine Auferweckung.

Liest man die Evangelien nebeneinander, „synoptisch“ (griech. in der Zusammenschau), wird sogleich sichtbar, dass Mt, Mk, Lk in großen Teilen wörtlich übereinstimmen, während sich Joh in Anlage und Darstellung von den ersten drei Evangelien grundlegend unterscheidet. Dem gegenseitigen Verhältnis der ersten drei Evangelien, den sogenannten Synoptikern, versuchen verschiedene Hypothesen zur Lösung der „Synoptischen Frage“ auf die Spur zu kommen. Heute wird das Verhältnis der drei ersten Evangelien allgemein nach der Zwei-Quellen-Theorie bestimmt: Eine Mk-Bearbeitung bildet den Leitfaden für Mt und Lk; Mt und Lk haben voneinander unabhängig jedoch neben Mk noch eine zusätzliche Quelle, die (ihnen wohl schriftlich vorliegende, verloren gegangene) Logienquelle („Q“) verarbeitet. Joh steht mit anderen, vorsynoptischen, vor allem lukanischen Traditionen in Verbindung.

Die Abfassungszeit der Evangelien wird unter dieser Prämisse wie folgt angesetzt: Mk etwa im Jahr 70 n. C., Mt und Lk ungefähr 80, Joh nach Jahr 90. Die Evangelien sind anonyme Schriften, ihre Zuweisung an bestimmte Verfasserpersönlichkeiten ist erst nach ihrer Abfassung vorgenommen worden.

Das Evangelium nach Matthäus

Die Abfassung des ersten Evangeliums, das von der altkirchlichen Überlieferung dem Apostel Matthäus zugeschrieben wurde, der vor seiner Berufung zum Apostel Zöllner in Kafarnaum war (vgl. Mt 9, 9–13) und den Namen Levi trug (Mk 2, 14; Lk 5, 27), wird heute weithin in etwa so beurteilt: Um das Jahr 80 n. C. (s. o.) hat wohl im syrischen Kirchenraum ein schriftkundiger Christ unter Benutzung von Mk, der Logienquelle sowie weiterer (meist mündlich überlieferter) Sondertraditionen ein neues Evangelium geschrieben, und zwar in griechischer Sprache.

Seiner literarischen Eigenart nach ist Mt eine Lehrschrift, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf fünf umfangreiche Redekompositionen: Bergpredigt (5, 1–7, 29), Aussendungsrede (10, 1,–11,  1), Gleichnisrede (13, 1–53), Gemeinderede (18, 1–19,  2), Rede über die Endzeit (24, 1–26, 2). Die erzählerischen Abschnitte (Wunderberichte) sind gegenüber der Mk-Vorlage gekürzt.

Ein wichtiges Anliegen für den Verfasser ist der Nachweis der Gottessohnschaft Jesu (3, 17; 14, 33 u. ö.) sowie seiner Messianität (1, 23); dabei bedient sich Mt insbesondere des Schriftbeweises, um zu zeigen, dass sich in Jesus alle alttestamentlichen Messiasverheißungen erfüllt haben, wenn auch in ganz anderer Weise, als es den jüdischen Messiasvorstellungen der Zeit entsprach. Die Kirche (griech. ekklesia, 16, 18; 18, 17) ist das neue Gottesvolk in und durch Jesus. Die Erwählung Israels wird ausgeweitet auf alle Völker (sogenannter „Missionsauftrag“, 28, 16–20), das mosaische Gesetz wird nicht aufgehoben, sondern in Christus erfüllt und vollendet (5, 17–19). Ein weiterer zentraler Begriff ist „Reich der Himmel“ als die für das Mt typische Reich Gottes-Metapher.

Geburt und Kindheit Jesu

Der Stammbaum Jesu

1Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:

2Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob, Jakob zeugte Juda und seine Brüder, 3Juda zeugte Perez und Serach mit Tamar, Perez zeugte Hezron, Hezron zeugte Aram, 4Aram zeugte Amminadab, Amminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, 5Salmon zeugte Boas mit Rahab, Boas zeugte Obed mit Rut, Obed zeugte Isai, 6Isai zeugte David, den König. David zeugte Salomo mit der Frau Urijas, 7Salomo zeugte Rehabeam, Rehabeam zeugte Abija, Abija zeugte Asa, 8Asa zeugte Joschafat, Joschafat zeugte Joram, Joram zeugte Usija, 9Usija zeugte Jotam, Jotam zeugte Ahas, Ahas zeugte Hiskija, 10Hiskija zeugte Manasse, Manasse zeugte Amon, Amon zeugte Joschija, 11Joschija zeugte Jojachin und seine Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon.

12Nach der Wegführung nach Babylon zeugte Jojachin Schealtiël, Schealtiël zeugte Serubbabel, 13Serubbabel zeugte Abihud, Abihud zeugte Eljakim, Eljakim zeugte Azor, 14Azor zeugte Zadok, Zadok zeugte Achim, Achim zeugte Eliud, 15Eliud zeugte Eleasar, Eleasar zeugte Mattan, Mattan zeugte Jakob, 16Jakob zeugte Josef, den Mann Marias, von der Jesus geboren wurde, der Christus genannt wird.

17Von Abraham bis David sind es also vierzehn Geschlechter, von David bis zur Wegführung nach Babylon sind es vierzehn Geschlechter und von der Wegführung nach Babylon bis zu Christus vierzehn Geschlechter.

Die Geburt Jesu

18Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Josef verlobt war, fand es sich, noch bevor sie miteinander lebten, dass sie schwanger war aus heiligem Geist. 19Da aber Josef, ihr Mann, gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, gedachte er, sie im Stillen zu entlassen. 20Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach zu ihm: Josef, Sohn Davids, scheu dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, ist aus heiligem Geist. 21Sie wird einen Sohn gebären, ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. 22Dies alles ist geschehen, damit das Wort des Herrn in Erfüllung geht, das er durch den Propheten gesprochen hat: 23Seht, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. 24Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie der Engel des Herrn ihm aufgetragen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25Er erkannte sie aber nicht, bis sie einen Sohn geboren hatte. Und er gab ihm den Namen Jesus.

Der Besuch der Magier

2Als nun Jesus geboren war, zu Betlehem im Land Juda in den Tagen des Königs Herodes, da kamen Magier aus dem Osten nach Jerusalem 2und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen. 3Als König Herodes das hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. 4Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und forschte sie aus, wo der Messias geboren werden solle. 5Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa. Denn so steht beim Propheten geschrieben: 6Du, Betlehem im Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den führenden Städten Judas; denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird.

7Da rief Herodes die Magier heimlich zu sich und horchte sie aus, wann genau ihnen der Stern erschienen war. 8Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und sobald ihr es gefunden habt, lasst es mich wissen, damit auch ich komme und ihm huldige. 9Nachdem sie den König angehört hatten, brachen sie auf. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. 10Als sie den Stern erblickten, hatten sie eine überaus große Freude. 11Sie traten in das Haus ein und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter, fielen nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schätze und brachten ihm Geschenke dar, Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12Und da sie im Traum die Weisung empfingen, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Flucht nach Ägypten und Kindermord in Betlehem

13Nachdem sie aufgebrochen waren, erschien dem Josef ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich es dir sage; denn Herodes will nach dem Kind suchen, um es zu töten. 14Da stand er auf, nahm in der Nacht das Kind und dessen Mutter und floh nach Ägypten. 15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. So sollte das Wort in Erfüllung gehen, das der Herr durch den Propheten gesprochen hatte: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

16Als Herodes sich nun von den Weisen hintergangen sah, geriet er in heftigen Zorn, sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben im Alter von zwei Jahren und darunter töten, genau der Zeit entsprechend, nach der er die Magier ausgeforscht hatte. 17Da erfüllte sich das Wort, das durch den Propheten Jeremia gesprochen worden war:

18Eine Stimme hörte man in Rama, viel Weinen und Wehklagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind.

Die Rückkehr aus Ägypten

19Als Herodes gestorben war, erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum 20und sprach: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind gestorben. 21Da stand er auf, nahm das Kind und dessen Mutter und zog in das Land Israel. 22Als er aber hörte, dass Archelaus anstelle seines Vaters über Judäa herrschte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Nachdem er aber im Traum eine Weisung empfangen hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa. 23Er kam in eine Stadt namens Nazaret und nahm dort Wohnung. So sollte sich das Wort der Propheten erfüllen: Er wird Nazoräer genannt werden.

Die Vorbereitung des Wirkens Jesu

Die Predigt Johannes’ des Täufers

3In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und predigte in der Wüste von Judäa: 2Kehrt um; denn das Himmelreich ist nahe. 3Dieser nämlich ist es, von dem durch den Propheten Jesaja gesagt worden war:

Eine Stimme ruft in der Wüste: / Bereitet den Weg des Herrn! / Macht seine Straßen eben!

4Er aber, Johannes, trug ein Gewand aus Kamelhaar und einen ledernen Gürtel um seine Hüften. Seine Nahrung waren Heuschrecken und wilder Honig. 5Damals zogen Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Jordangegend zu ihm hinaus. 6Sie ließen sich von ihm im Jordan taufen und bekannten dabei ihre Sünden. 7Als er aber viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kommen sah, sagte er zu ihnen: Ihr Natternbrut! Wer hat euch gelehrt, ihr könntet dem kommenden Zorn entfliehen? 8Bringt also Frucht, die der Umkehr entspricht, 9und lasst euch nicht einfallen, zu denken: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Aus diesen Steinen da kann Gott dem Abraham Kinder erwecken. 10Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 11Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich; ich bin nicht wert, ihm die Sandalen nachzutragen. Er wird euch mit heiligem Geist und Feuer taufen. 12Die Wurfschaufel ist in seiner Hand; er wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in unauslöschlichem Feuer verbrennen.

Die Taufe Jesu

13Da kam Jesus von Galiläa zu Johannes an den Jordan, um sich von ihm taufen zu lassen. 14Johannes aber wollte ihn daran hindern und sagte: Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir? 15Doch Jesus antwortete ihm: Lass es jetzt zu; denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ Johannes es zu. 16Als aber Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser. Da öffnete sich ihm der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf sich kommen. 17Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Die Versuchung in der Wüste

4Danach wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. 2Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger. 3Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass diese Steine Brot werden. 4Er antwortete: Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt. 5Darauf nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab. Denn es steht geschrieben: Seinen Engeln wird er deinetwegen Befehl geben und sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 7Jesus antwortete ihm: Es steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen. 8Wieder nahm ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10Da sagte Jesus zu ihm: Hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. 11Da verließ ihn der Teufel und Engel traten hinzu und dienten ihm.

Das Wirken Jesu in Galiläa

Rückkehr nach Galiläa

12Als er hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. 13Er verließ Nazaret und kam nach Kafarnaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali, und nahm dort Wohnung. 14So erfüllte sich das Wort des Propheten Jesaja: Das Land Sebulon und das Land Naftali, 15das Land am Meer, das Land jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: 16Das Volk, das im Finstern saß, sah ein großes Licht; über denen, die im Land und Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen. 17Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.

Die Berufung der ersten Jünger

18Als er am See von Galiläa entlangwanderte, sah er zwei Brüder: Simon, der Petrus genannt wird, und seinen Bruder Andreas. Sie warfen ein Netz in den See, denn sie waren Fischer. 19Da sagte er zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. 20Sofort verließen sie ihre Netze und folgten ihm. 21Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes. Sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und besserten ihre Netze aus. Er rief sie 22und sofort verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm.

Jesus lehrt und heilt

23Er durchzog ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk. 24Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Sie brachten alle Leidenden zu ihm, alle, die von den verschiedensten Krankheiten und Schmerzen geplagt waren, Besessene, Fallsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. 25Ganze Scharen aus Galiläa, der Dekapolis, aus Jerusalem, Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordan folgten ihm.

Die Bergpredigt

5Als er aber die Volksscharen sah, stieg er auf den Berg, und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. 2Und er öffnete seinen Mund und lehrte sie.

Die Seligpreisungen

3Er sagte:

Selig die Armen im Geist; denn ihnen gehört das Himmelreich.

4Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

5Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.

6Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

7Selig die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

8Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

9Selig die Friedensstifter; denn sie werden Söhne Gottes heißen.

10Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.

11Selig seid ihr, wenn sie euch um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch alles Lügnerische nachsagen. 12Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben sie auch die Propheten vor euch verfolgt.

Vorgelebtes Christentum

13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird.

14Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. 15Auch zündet man nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern (man stellt es) auf den Leuchter; dann leuchtet es allen, die im Haus sind. 16So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie euere guten Werke sehen und eueren Vater im Himmel preisen.

Die Erfüllung des Gesetzes

17Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Jota oder Häkchen vom Gesetz vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19Wer also eines dieser geringsten Gebote aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird der Geringste im Himmelreich sein. Wer sie aber hält und lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. 20Denn ich sage euch: Wenn euere Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Statt Mord und Zorn Versöhnung

21Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten. Wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein. 22Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, soll dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Hohen Rat verfallen sein. Und wer sagt: Du Narr!, soll der Feuerhölle verfallen sein. 23Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24dann lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh erst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Dann komm und bringe deine Gabe dar. 25Vertrage dich ohne Zögern mit deinem Widersacher, solange du noch mit ihm unterwegs (zum Gericht) bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter übergibt und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen wirst. 26Amen, ich sage dir: Du kommst von dort sicherlich nicht heraus, bis du den letzten Quadrans bezahlt hast.

Statt Ehebruch Selbstüberwindung

27Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht ehebrechen. 28Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau begehrlich anblickt, hat in seinem Herzen schon die Ehe mit ihr gebrochen. 29Wenn dich daher dein rechtes Auge zur Sünde reizt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30Und wenn dich deine rechte Hand zur Sünde reizt, so haue sie ab und wirf sie von dir. Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle fährt.

Von der Ehescheidung

31Es ist auch gesagt worden: Wer seine Frau entlässt, soll ihr einen Scheidebrief geben. 32Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlässt, außer wegen Unzucht, der macht sie zur Ehebrecherin, und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.

Statt Schwur und Eid Wahrhaftigkeit

33Ferner habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, sondern du sollst dem Herrn deine Schwüre halten. 34Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist der Thron Gottes, 35noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. 36Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du vermagst nicht, ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. 37So sei euer Wort: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen.

Statt Vergeltung Gewaltverzicht

38Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39Ich aber sage euch: Widersteht dem, der euch Böses tut, nicht, sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halt auch die andere hin. 40Und dem, der dich vor Gericht bringen und deinen Rock nehmen will, dem lass auch den Mantel. 41Und wer dich nötigt, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei. 42Dem, der dich bittet, gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Statt Feindeshass Feindesliebe

43Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44Ich aber sage euch: Liebt euere Feinde und betet für die, die euch verfolgen, 45damit ihr Söhne eueres Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr dafür? Machen nicht auch die Zöllner dasselbe? 47Und wenn ihr nur euere Brüder grüßt, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? 48Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Vom Almosengeben

6Achtet darauf, dass ihr euere Gerechtigkeit nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei euerem Vater, der im Himmel ist. 2Wenn du also Almosen gibst, so lass nicht vor dir her trompeten, wie es die Heuchler in den Synagogen und in den Gassen machen, um von den Menschen gelobt zu werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon erhalten. 3Du aber, wenn du Almosen gibst, dann soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, 4damit dein Almosen im Verborgenen bleibt. Dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir vergelten.

Vom Beten. Das Vaterunser

5Wenn ihr betet, so seid nicht wie die Heuchler; denn sie beten gern, wenn sie in den Synagogen und an den Straßenecken stehen, um sich vor den Leuten zu zeigen. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon erhalten. 6Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer und schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir vergelten.

7Wenn ihr betet, plappert nicht wie die Heiden. Denn sie meinen, erhört zu werden, wenn sie viele Worte machen. 8Macht es also nicht wie sie. Euer Vater weiß ja, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn bittet. 9So sollt ihr beten:

Unser Vater im Himmel, / geheiligt werde dein Name,

10dein Reich komme, / dein Wille geschehe / wie im Himmel, so auch auf Erden.

11Das Brot, das wir brauchen, gib uns heute,

12und erlass uns unsere Schulden, / wie auch wir sie unsern Schuldnern erlassen haben.

13Und führe uns nicht in Versuchung, / sondern errette uns vor dem Bösen.

14Wenn ihr nämlich den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. 15Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euer Vater auch euere Verfehlungen nicht vergeben.

Vom Fasten

16Wenn ihr fastet, so schaut nicht finster drein wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon erhalten. 17Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haar und wasche dein Gesicht, 18damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir vergelten.

Von falscher und rechter Sorge

19Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen. 20Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. 21Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.

22Das Licht des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge gesund ist, wird dein ganzer Leib licht sein. 23Wenn aber dein Auge krank ist, wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn also das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!

24Niemand kann zwei Herren dienen. Denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben oder an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

25Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen werdet, noch um eueren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als das Kleid? 26Schaut auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln nicht in Scheunen und euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? 27Wer aber von euch kann mit seinen Sorgen seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzufügen? 28Und was sorgt ihr euch wegen der Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. 29Ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. 30Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr euch, ihr Kleingläubigen! 31Sorgt euch also nicht und sagt nicht: Was werden wir essen? oder: Was werden wir trinken? oder: Was werden wir anziehen? 32Denn nach alldem trachten die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß ja, dass ihr das alles braucht. 33Sucht vielmehr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit: dann wird euch all das dazugegeben. 34Sorgt euch also nicht um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

Vom Richten

7Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden. 3Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? 4Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, und dabei steht ein Balken in deinem Auge? 5Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge. Dann magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders herausziehst.

Von der Entweihung des Heiligen

6Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft euere Perlen nicht vor die Schweine. Sonst zertreten sie sie mit ihren Füßen und machen dann kehrt und zerreißen euch.

Von der Kraft des Betens

7Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch aufgetan. 8Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan. 9Oder wer von euch wird, wenn ihn sein Sohn um Brot bittet, ihm einen Stein geben? 10Oder wenn er ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange? 11Wenn nun ihr, die ihr böse seid, eueren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.

Die Goldene Regel

12Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das sollt auch ihr ihnen tun! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten.

Von den zwei Wegen

13Tretet ein durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen. 14Aber eng ist das Tor und schmal der Weg, der ins Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.

Von den falschen Propheten

15Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind. 16An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man etwa Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln? 17So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. 18Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. 19Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 20An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.

21Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist. 22Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht geweissagt in deinem Namen, in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wunder gewirkt? 23Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt. Hinweg von mir, ihr Übeltäter!

Vom Haus auf dem Felsen

24Jeder, der diese meine Worte hört und sie befolgt, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat. 25Als ein Platzregen herabstürzte, die Wasserfluten kamen, die Winde tobten und über jenes Haus herfielen, stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26Aber wer diese meine Worte hört und sie nicht befolgt, gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand gebaut hat. 27Als nun ein Platzregen herabstürzte, die Wasserfluten kamen, die Winde tobten und über jenes Haus herfielen, da stürzte es ein und sein Fall war groß.

Die Wirkung der Predigt

28Als Jesus diese Worte beendet hatte, waren die Volksscharen überwältigt von seiner Lehre. 29Denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

8Als er aber vom Berg herabstieg, folgten ihm große Volksscharen.

Die Heilung eines Aussätzigen

2Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen. 3Da streckte er seine Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will; sei rein! Sofort wurde er von seinem Aussatz rein. 4Da sagte Jesus zu ihm: Hüte dich, es jemand zu sagen, sondern geh, zeige dich dem Priester und bringe die Gabe dar, die Mose vorgeschrieben hat, zum Zeugnis für sie.

Der Hauptmann von Kafarnaum

5Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran mit der Bitte: 6Herr, mein Knecht liegt gelähmt zu Hause und leidet große Qual. 7Er sprach zu ihm: Soll ich kommen und ihn heilen? 8Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach trittst. Aber sprich nur ein Wort, so ist mein Knecht geheilt. 9Denn auch ich bin ein Mann, der unter Befehlsgewalt steht, und habe Soldaten unter mir. Sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er es. 10Als Jesus das hörte, staunte er und sprach zu denen, die ihm folgten: Amen, ich sage euch: Bei niemand in Israel habe ich solchen Glauben gefunden. 11Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch liegen. 12Die Söhne des Reiches aber werden hinausgestoßen in die Finsternis draußen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. 13Und Jesus sagte zum Hauptmann: Geh, dir soll geschehen, wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde war der Knecht geheilt.

Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus

14Jesus kam in das Haus des Petrus und sah dessen Schwiegermutter fieberkrank daniederliegen. 15Er berührte ihre Hand, und das Fieber verließ sie. Sie stand auf und bewirtete ihn.

Viele Heilungen

16Als es Abend geworden war, brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb die Geister durch sein Wort aus und heilte alle Kranken. 17So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen: Er hat unsere Leiden weggenommen und unsere Krankheiten getragen.

Forderungen der Nachfolge Jesu

18Als Jesus die große Volksschar um sich sah, befahl er, an das andere Ufer zu fahren. 19Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran und sagte zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst. 20Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester. Der Menschensohn aber hat nichts, wohin er sein Haupt legen kann.

21Ein anderer aber, einer von den Jüngern, sagte zu ihm: Herr, erlaube mir, zuerst heimzugehen und meinen Vater zu begraben. 22Jesus aber antwortete ihm: Folge mir, und lass die Toten ihre Toten begraben.

Der Sturm auf dem See

23Er stieg in das Boot und seine Jünger folgten ihm. 24Da erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, sodass die Wogen das Boot zudeckten. Er aber schlief. 25Sie traten zu ihm, weckten ihn und riefen: Herr, hilf! Wir gehen zugrunde! 26Er aber antwortete ihnen: Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf und schalt die Winde und den See und es trat große Stille ein. 27Die Leute aber verwunderten sich und sagten: Was ist das für ein Mann, dass selbst die Winde und der See ihm gehorchen?

Die Heilung der Besessenen von Gadara

28Als er an das andere Ufer in das Land der Gadarener gekommen war, traten ihm zwei Besessene entgegen, die aus den Grabhöhlen herauskamen. Sie waren sehr gefährlich, sodass niemand diesen Weg benutzen konnte. 29Sie schrien: Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen? 30Nun weidete in einiger Entfernung von ihnen eine große Schweineherde. 31Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, so schick uns in die Schweineherde. 32Er sagte zu ihnen: Fort mit euch! Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde raste den Abhang hinab in den See und kam im Wasser um. 33Die Hirten aber flohen, liefen in die Stadt und berichteten alles, auch das mit den Besessenen. 34Da zog die ganze Stadt hinaus, Jesus entgegen, und als sie ihn sahen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.

Die Heilung eines Gelähmten

9Er stieg in das Boot, fuhr hinüber und kam in seine Stadt. 2Da brachten sie ihm einen Gelähmten, der auf einem Bett lag. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mut, mein Kind, deine Sünden sind dir vergeben. 3Da dachten einige Schriftgelehrte: Der lästert. 4Da Jesus ihre Gedanken kannte, sagte er: Warum denkt ihr Böses in eueren Herzen? 5Was ist denn leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 6Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Macht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm dein Bett und geh heim! 7Und er stand auf und ging heim. 8Als das die Volksscharen sahen, fürchteten sie sich und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat.

Die Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern

9Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir! Da stand er auf und folgte ihm nach. 10Als er in dessen Haus zu Tisch lag, kamen viele Zöllner und Sünder und legten sich mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch. 11Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit Zöllnern und Sündern? 12Er aber hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. 13Geht und lernt verstehen, was das heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

Die Fastenfrage

14Da traten die Jünger des Johannes an ihn heran mit der Frage: Warum fasten wir und die Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht? 15Jesus antwortete ihnen: Können die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein. Dann werden sie fasten. 16Niemand setzt ein Stück neues Tuch auf ein altes Kleid; denn der Flicken reißt vom Kleid ab und der Riss wird noch schlimmer. 17Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißen die Schläuche, der Wein läuft aus und die Schläuche sind verdorben. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.

Die Heilung einer blutflüssigen Frau unddie Auferweckung der Tochter eines Synagogenvorstehers

18Während er so zu ihnen redete, kam ein Synagogenvorsteher, fiel vor ihm nieder und sagte: Meine Tochter ist soeben gestorben. Aber komm und leg ihr deine Hand auf, dann wird sie leben. 19Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern.

20Da trat eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt, von hinten an ihn heran und berührte die Quaste seines Gewandes. 21Denn sie dachte: Wenn ich nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. 22Jesus aber wandte sich um, sah sie und sagte: Mut, meine Tochter, dein Glaube hat dir Heilung gebracht. Von jener Stunde an war die Frau geheilt.

23Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Flötenspieler und die lärmende Menge sah, 24sagte er: Geht weg, das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft. Da verlachten sie ihn. 25Nachdem die Menge hinausgetrieben war, trat er hinein und ergriff ihre Hand. Da stand das Mädchen auf. 26Die Nachricht davon verbreitete sich in der ganzen Gegend.

Die Heilung zweier Blinder

27Als Jesus weiterging, folgten ihm zwei Blinde und schrien: Erbarme dich unser, Sohn Davids! 28Als er das Haus betrat, kamen die Blinden zu ihm. Jesus fragte sie: Glaubt ihr, dass ich dies tun kann? Sie antworteten ihm: Ja, Herr. 29Da berührte er ihre Augen und sagte: Euch geschehe nach euerem Glauben. 30Da öffneten sich ihre Augen. Jesus aber schärfte ihnen aufs Strengste ein: Nehmt euch in Acht, niemand darf es erfahren! 31Sie aber gingen hinaus und erzählten von ihm in der ganzen Gegend.

Die Heilung eines stummen Besessenen

32Als sie hinausgegangen waren, brachten sie einen Stummen zu ihm, der besessen war. 33Sobald der Dämon ausgetrieben war, sprach der Stumme. Da gerieten die Volksscharen in Staunen und sagten: Noch nie ist so etwas in Israel vorgekommen. 34Die Pharisäer aber sagten: Durch den Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus.

Die Aussendung der Jünger

Die große Ernte

35Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Gebrechen.

36Als er die Volksscharen sah, wurde er von Mitleid ergriffen; denn sie waren geschunden und preisgegeben wie Schafe, die keinen Hirten haben. 37Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. 38Bittet daher den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte zu schicken.

Die Berufung der Zwölf

10Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht, unreine Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Gebrechen zu heilen. 2Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und dessen Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, 3und dessen Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, 4Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verraten hat.

Die Aussendung der Zwölf

5Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet auch keine Stadt der Samariter. 6Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 7Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. 8Heilt Kranke, erweckt Tote, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. 9Verschafft euch weder Gold, Silber noch Kupfermünzen für euere Gürtel, 10auch keine Reisetasche, auch kein zweites Gewand, weder Sandalen noch Stab. Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert. 11Kommt ihr in eine Stadt oder ein Dorf, so fragt, wer es wert ist (, euch zu empfangen). Dort bleibt, bis ihr weiterwandert. 12Wenn ihr in ein Haus eintretet, so bietet ihm den Gruß. 13Und wenn das Haus es wert ist, so soll euer Friede in ihm einkehren; ist es aber nicht wert, so soll euer Friede zu euch zurückkehren. 14Wenn man euch nicht aufnimmt und euere Worte nicht hören will, so verlasst jenes Haus oder jene Stadt und schüttelt den Staub von eueren Füßen. 15Amen, ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als jener Stadt.

Ankündigung von Verfolgung

16Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Seid also klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. 17Nehmt euch in Acht vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überliefern und in ihren Synagogen geißeln. 18Auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. 19Wenn sie euch aber ausliefern, dann macht euch keine Sorgen, wie oder was ihr reden sollt. Denn in jener Stunde wird euch eingegeben werden, was ihr reden sollt. 20Denn nicht ihr seid es, die dann reden, sondern der Geist eueres Vaters ist es, der in euch redet. 21Es wird aber ein Bruder den Bruder dem Tod ausliefern und ein Vater den Sohn und Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie in den Tod schicken. 22Und ihr werdet von allen gehasst um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet. 23Wenn sie euch in der einen Stadt verfolgen, so flieht in die nächste. Amen, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt.

24Der Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn. 25Es ist genug für den Jünger, wenn er wie sein Meister, und für den Knecht, wenn er wie sein Herr wird. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, um wie viel mehr seine Hausgenossen.

Furchtlos und offen reden

26Fürchtet euch also nicht vor ihnen. Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, und nichts verborgen, was nicht bekannt wird. 27Was ich euch im Dunkeln sage, das sprecht im Licht aus, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.

28Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können. Fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann. 29Verkauft man nicht zwei Sperlinge für ein As? Und doch fällt nicht einer von ihnen zur Erde ohne eueren Vater. 30Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. 31Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge.

32Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. 33Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

Der Ernst des Einsatzes

34Glaubt nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35Denn ich bin gekommen, den Menschen mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit der Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. 36Und die Feinde des Menschen werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. 38Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. 39Wer sein Leben gefunden hat, der wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.

Der Lohn für die Aufnahme der Jünger

40Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird Prophetenlohn erhalten, und wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. 42Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken reicht, weil es ein Jünger ist – amen, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.

11Als Jesus mit der Unterweisung seiner zwölf Jünger zu Ende war, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen.

Die Anfrage des Täufers und die Antwort Jesu

2Als Johannes im Gefängnis von den Taten Christi hörte, ließ er durch seine Jünger fragen: 3Bist du es, der kommen soll, oder müssen wir einen anderen erwarten? 4Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: 5Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote werden auferweckt und den Armen wird das Evangelium verkündet. 6Selig ist, der an mir keinen Anstoß nimmt.

Das Urteil Jesu über Johannes

7Als sie gegangen waren, begann Jesus zu den Volksscharen über Johannes zu reden: Wozu seid ihr hinausgegangen in die Wüste? Ein Schilfrohr zu sehen, das im Wind schwankt? 8Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Einen Menschen zu sehen, mit feinen Kleidern angetan? Leute, die feine Kleider tragen, sind in den Palästen der Könige. 9Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: Viel mehr als einen Propheten. 10Er ist es, von dem geschrieben steht: Ich sende meinen Boten vor dir her, damit er den Weg vor dir bereitet. 11Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen hat es keinen Größeren gegeben als Johannes den Täufer. Aber der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. 12Von den Tagen Johannes’ des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; und Gewalttätige reißen es an sich. 13Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis zu Johannes hin geweissagt. 14Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elija, der kommen soll. 15Wer Ohren hat, der höre!

16Mit wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? Kindern gleicht es, die auf den Marktplätzen sitzen und den anderen zurufen: 17Wir haben euch mit Flöten aufgespielt und ihr habt nicht getanzt! Wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen! 18Denn Johannes ist gekommen. Er aß nicht und trank nicht. Da sagen sie: Er hat einen Dämon. 19Der Menschensohn ist gekommen. Er isst und trinkt. Da sagen sie: Seht den Schlemmer und Trinker, den Freund von Zöllnern und Sündern! Und doch empfing die Weisheit aus den von ihr bewirkten Taten ihre Rechtfertigung.

Gerichtsdrohung über die ungläubigen Städte

20Darauf begann er, den Städten, in denen die meisten seiner Machttaten geschehen waren, zu drohen, weil sie nicht umgekehrt waren: 21Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Betsaida! Wenn in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, längst schon hätten sie sich in Sack und Asche bekehrt. 22Ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als euch. 23Und du, Kafarnaum: Wirst du wohl bis zum Himmel erhoben werden? Bis zur Unterwelt wirst du hinabfahren! Wenn in Sodom die Machttaten geschehen wären, die bei dir geschahen, es stünde noch bis auf den heutigen Tag. 24Ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dir.

Dank an den Vater

25In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Klugen verborgen, Unmündigen aber offenbart hast. 26Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 27Alles ist mir von meinem Vater übergeben. Niemand kennt den Sohn, nur der Vater; und den Vater kennt niemand, nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will.

Das leichte Joch

28Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch Ruhe verschaffen. 29Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen und ihr werdet Ruhe finden für euere Seelen. 30Denn mein Joch ist sanft und meine Last leicht.

Das Ährenabrupfen am Sabbat

12In jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger aber hatten Hunger und machten sich daran, Ähren abzurupfen und zu essen. 2Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu ihm: Schau, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist. 3Er aber sagte zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter hungrig waren? 4Wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die Schaubrote aßen, die weder er noch seine Begleiter essen durften, sondern nur die Priester? 5Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? 6Ich sage euch: Hier ist mehr als der Tempel. 7Hättet ihr erkannt, was das heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt. 8Denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.

Die Heilung einer verdorrten Hand am Sabbat

9Nachdem er weitergegangen war, kam er in ihre Synagoge. 10Da war ein Mann mit einer verdorrten Hand. Sie fragten ihn: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen? – damit sie ihn anklagen könnten. 11Er antwortete: Ist einer unter euch, der sein einziges Schaf, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreifen und herausziehen würde? 12Wie viel mehr ist ein Mensch wert als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun. 13Dann sagte er zu dem Mann: Strecke deine Hand aus! Er streckte sie aus und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere. 14Die Pharisäer aber gingen hinaus und fassten den Beschluss, ihn umzubringen.

Jesus, der Gottesknecht

15Als Jesus davon erfuhr, zog er sich zurück. Viele folgten ihm und er heilte sie alle. 16Doch schärfte er ihnen ein, ihn nicht bekannt zu machen. 17So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen:

18Seht meinen Knecht, den ich erwählt habe, / mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat.

Ich werde meinen Geist auf ihn legen / und er wird den Völkern das Recht verkünden.

19Er wird nicht streiten und nicht schreien / und auf den Straßen wird man seine Stimme nicht hören.

20Ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen / und einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, / bis er das Recht zum Sieg hinausführt.

21Und auf seinen Namen werden die Völker hoffen.

Verteidigungsrede Jesu

22Da brachte man ihm einen Besessenen, der blind und stumm war. Und er heilte ihn, sodass der Stumme reden und sehen konnte. 23Da gerieten die Volksscharen außer sich und sagten: Ist das etwa der Sohn Davids? 24Als das die Pharisäer hörten, sagten sie: Der treibt die Dämonen nur durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, aus. 25Er aber kannte ihre Gedanken und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und keine Stadt und kein Haus, das in sich selbst entzweit ist, kann Bestand haben. 26Wenn also der Satan den Satan austreibt, dann ist er mit sich selbst entzweit. Wie soll dann sein Reich Bestand haben? 27Und wenn ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben sie dann euere Söhne aus? Deshalb werden sie euere Richter sein. 28Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen.

29Oder wie kann jemand in das Haus eines starken Mannes eindringen und seine Habe rauben, wenn er nicht zuvor den Starken gefesselt hat? Dann erst wird er sein Haus ausplündern.

30Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. 31Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, die Lästerung gegen den Geist aber wird nicht vergeben. 32Auch dem, der ein Wort gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber etwas gegen den heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt.

33Entweder nehmt an: Der Baum ist gut, dann ist auch seine Frucht gut. Oder nehmt an: Der Baum ist schlecht, dann ist auch seine Frucht schlecht; denn an der Frucht erkennt man den Baum. 34Ihr Natternbrut, wie könnt ihr Gutes reden, wenn ihr böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. 35Der gute Mensch holt aus dem guten Schatz Gutes hervor und der böse Mensch holt aus dem bösen Schatz Böses hervor. 36Ich sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie Rechenschaft ablegen müssen am Tag des Gerichts. 37Denn nach deinen Worten wirst du gerecht gesprochen und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden.

Die Zeichenforderung der Pharisäer

38Da entgegneten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer: Meister, wir wollen von dir ein Zeichen sehen. 39Er aber erwiderte ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. 40Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Seeungeheuers war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. 41Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen dieses Geschlecht auftreten und es verurteilen. Denn sie haben sich auf die Predigt Jonas hin bekehrt. Hier aber ist mehr als Jona. 42Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen dieses Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist mehr als Salomo.

Die Rückkehr der unreinen Geister

43Wenn aber der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, schweift er durch wasserlose Gegenden, sucht einen Ruheplatz und findet ihn nicht. 44Da sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und kommt er und findet es leer, gefegt und geschmückt, 45dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er, und sie ziehen ein und wohnen darin. Und so wird das Ende jenes Menschen schlimmer sein als sein Anfang. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.

Die wahren Verwandten Jesu

46Während er noch zu den Volksscharen redete, standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wollten mit ihm sprechen. [47Da sagte jemand zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen.] 48Er aber antwortete dem, der es ihm mitteilte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? 49Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das sind meine Mutter und meine Brüder. 50Denn jeder, der den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.

Die große Gleichnisrede

13An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an den See. 2Große Volksscharen sammelten sich um ihn; deshalb stieg er in ein Boot und setzte sich, während das ganze Volk am Ufer stand. 3Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen.

Das Gleichnis vom Sämann

Ein Sämann ging aus, um zu säen. 4Als er säte, fiel einiges an den Weg und die Vögel kamen und fraßen es auf. 5Wieder anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erdreich hatte. Und es schoss rasch auf, weil es kein tiefes Erdreich fand. 6Als aber die Sonne aufging, wurde es versengt, und weil es keine Wurzeln hatte, verdorrte es. 7Anderes aber fiel unter die Dornen und die Dornen wuchsen auf und erstickten es. 8Anderes schließlich fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. 9Wer Ohren hat, der höre!

Warum Gleichnisse?

10Da traten die Jünger an ihn heran und fragten ihn: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? 11Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, jenen aber ist es nicht gegeben. 12Denn dem, der hat, wird gegeben, und er wird Überfluss haben. Wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. 13Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nichts verstehen. 14An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas:

Hören werdet ihr mit den Ohren und nichts verstehen. / Sehend werdet ihr sehen und nichts erkennen. / 15Denn verstockt ist das Herz dieses Volkes.

Schwer hören sie mit ihren Ohren / und ihre Augen haben sie geschlossen,

damit sie nicht etwa sehen mit ihren Augen / und mit den Ohren nicht hören

und mit dem Herzen nicht verstehen / und sich bekehren und ich sie heile.

16Selig aber sind euere Augen, weil sie sehen, und euere Ohren, weil sie hören. 17Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Die Deutung des Gleichnisses vom Sämann

18Hört nun, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. 19Bei jedem, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und raubt das, was in sein Herz gesät war. Dies ist der an den Weg Gesäte. 20Der aber auf steinigen Grund Gesäte, das ist jener, der das Wort hört und es sofort mit Freuden aufnimmt. 21Er hat jedoch keine Wurzeln; denn er ist ein Mensch des Augenblicks. Sobald aber Drangsal oder Verfolgung um des Wortes willen kommen, kommt er sofort zu Fall. 22Der in die Dornen Gesäte, das ist jener, der das Wort hört, aber die Sorgen der Welt und der Trug des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht. 23Der aber auf gutes Erdreich Gesäte, das ist jener, der das Wort hört und versteht; er bringt dann auch Frucht und trägt teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen

24Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker gesät hatte. 25Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. 26Als aber die Saat aufging und Frucht ansetzte, kam auch das Unkraut zum Vorschein. 27Da gingen die Knechte zum Hausherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er nur das Unkraut? 28Er antwortete ihnen: Das hat ein Feind getan. Da fragten ihn die Knechte: Sollen wir gehen und es ausreißen? 29Er erwiderte: Nein, ihr könntet beim Einsammeln des Unkrauts zugleich auch den Weizen ausreißen. 30Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Ernte da ist, will ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen. Den Weizen aber bringt in meine Scheune.

Das Gleichnis vom Senfkorn

31Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor: Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das einer nahm und auf seinen Acker säte. 32Das ist zwar das kleinste von allen Samenkörnern; wenn es aber ausgewachsen ist, ist es größer als die Gartengewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.

Das Gleichnis vom Sauerteig

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