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Herausragend in der Erzählweise, stark am Bibeltext orientiert und dennoch kindgemäß, eignet sich der Bestseller unter den Kinderbibeln in besonderer Weise für Kindergottesdienste, Schulen und Familien. Die 154 Geschichten helfen den Kindern, die Welt der Bibel zu erschließen. Der fachkundige theologische Anhang wendet sich an Eltern und interessierte Leser und ist in seiner Art für Kinderbibeln einmalig. Eine Bibel zum Mitwachsen für Kinder ab 5 Jahren. Das E-Book enthält die Texte der "Neukirchener Kinderbibel" von Irmgard Weth (ohne Illustrationen).
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Seitenzahl: 436
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Das Alte Testament
I. Gott macht den Anfang
1. Am Anfang
2. Mann und Frau
3. Die Schlange
4. Kain und Abel
5. Noah und die Arche
6. Der Turm von Babel
II. Gott gibt sein Versprechen
7. Abraham und Sara
8. Abraham im neuen Land
9. Abraham muss warten
10. Abraham bekommt Besuch
11. Lot
12. Ismael
13. Isaak
14. Isaak und Rebekka
15. Jakob und Esau
16. Jakob bekommt den Segen
17. Jakob auf der Flucht
18. Jakob im fremden Land
19. Jakob kehrt heim
20. Josef und seine Brüder
21. Josef in Ägypten
22. Josef im Gefängnis
23. Josef vor dem König
24. Josefs Brüder in Ägypten
25. Josef söhnt sich aus
26. Jakob zieht nach Ägypten
III. Gott führt sein Volk
27. In Ägypten
28. Mose
29. Mose muss fliehen
30. Mose im Land Midian
31. Mose bekommt einen Auftrag
32. Mose bei Pharao
33. Die zehn Plagen
34. Der Auszug aus Ägypten
35. Durch das Rote Meer
36. Durch die Wüste
37. Hunger
38. Ein Überfall
39. Am Berg Sinai
40. Das goldene Kalb
41. Fast am Ziel
42. Schlangen
43. Mose sieht das Land
IV. Gott gibt das Land
44. Josua
45. Josua nimmt das Land ein
46. Gideon
47. Gideon und die Midianiter
48. Rut
49. Rut und Boas
50. Samuel
51. Samuel bei Eli
V. Gott setzt Könige ein
52. Saul
53. David
54. David bei König Saul
55. David und Goliat
56. David muss fliehen
57. David in der Höhle
58. David in der Wüste
59. David wird König
60. David in Jerusalem
61. David bekommt ein Versprechen
62. David und Batseba
63. David und Absalom
64. Salomo
65. Salomo baut den Tempel
VI. Gott sendet seine Propheten
66. Elia
67. Elia im fremden Land
68. Elia auf dem Berg Karmel
69. Elia in der Wüste
70. Elisa und Naaman
71. Jona
72. Jona in Ninive
73. Jesaja und König Hiskia
74. Die Schriftrolle
75. Jeremia
76. Jeremia und Baruch
VII. Gott ist Herr über die Welt
77. Daniel
78. Daniel deutet einen Traum
79. Daniels Freunde im Feuerofen
80. Daniel in der Löwengrube
VIII. Gott bringt heim
Das Neue Testament
I. Jesus, der Retter, ist da!
1. Gute Nachricht für Zacharias
2. Gute Nachricht für Maria
3. Jesus wird geboren
4. Ehre sei Gott!
5. Endlich ist er da!
6. Der neue König
7. Auf der Flucht
8. Auf dem Passafest
9. Am Jordan
10. In der Wüste
11. Die ersten Jünger
II. Jesus hilft
12. Am See
13. Auf der Hochzeit
14. Ausgestoßen
15. Gelähmt
16. Sprich nur ein Wort!
17. Zu spät?
18. Weine nicht!
19. Dein Glaube ist groß!
20. Hephata!
21. Eine dunkle Macht
22. Im Sturm
23. Alle werden satt
24. Nachts auf dem See
III. Jesus erzählt
25. Freut euch, ihr Armen!
26. Vom Sämann
27. Vom Beten
28. Vom bittenden Freund
29. Vom barmherzigen Samariter
30. Vom reichen Bauern
31. Vom verlorenen Schaf
32. Von der verlorenen Münze
33. Vom barmherzigen Vater
34. Vom Pharisäer und Zöllner
35. Von der bittenden Witwe
36. Von den beiden Knechten
37. Von den Arbeitern im Weinberg
IV. Jesus geht nach Jerusalem
38. Du bist Christus!
39. Auf dem Berg
40. Der einzige Sohn
41. Die gebeugte Frau
42. Der dankbare Samariter
43. Lasst die Kinder zu mir!
44. Der Reiche
45. Zachäus
46. Bartimäus
47. Marta
48. Lazarus
49. Maria
50. Hosianna!
V. Jesus muss sterben
51. Jesus räumt auf
52. Jesus wäscht den Jüngern die Füße
53. Jesus feiert das Mahl
54. Jesus betet in Gethsemane
55. Jesus wird verhaftet
56. Jesus wird verhört
57. Jesus wird verleugnet
58. Jesus wird verurteilt
59. Jesus wird gekreuzigt
60. Jesus wird begraben
VI. Jesus lebt
61. Jesus erscheint den Frauen
62. Jesus erscheint den Jüngern
63. Jesus erscheint Thomas
64. Jesus erscheint am See
VII. Jesus sendet seine Jünger
65. Jesus geht zum Vater
66. Gott schenkt seinen Geist
67. Petrus und der Bettler
68. Petrus im Gefängnis
69. Ein Minister aus Afrika
70. Paulus wird Christ
71. Paulus geht nach Europa
VIII. Jesus kommt wieder
72. Seid wachsam!
73. Seid bereit!
74. Kommt zum Fest!
Anhang
A. Einführung in die Geschichten der Bibel
I. Die Eigenart biblischer Geschichten
II. Das Thema der biblischen Geschichten
B. Die Geschichten des Alten Testaments
I. Gott macht den Anfang
II. Gott gibt sein Versprechen
III. Gott führt sein Volk
IV. Gott gibt das Land
V. Gott setzt Könige ein
VI. Gott sendet seine Propheten
VII. Gott ist Herr über die Welt
VIII. Gott bringt heim
C. Die Geschichten des Neuen Testaments
I. Jesus, der Retter, ist da!
II. Jesus hilft
III. Jesus erzählt
IV. Jesus geht nach Jerusalem
V. Jesus muss sterben
VI. Jesus lebt
VII. Jesus sendet seine Jünger
VIII. Jesus kommt wieder
Dies ist die Geschichte,
die uns die Bibel erzählt.
Sie erzählt von Gott
und seinen Menschen
und von dem Weg,
den er mit ihnen ging.
Es ist eine sehr lange Geschichte,
die längste und größte
und erstaunlichste Geschichte,
die uns Menschen bekannt ist.
Sie begann schon vor langer Zeit,
lange bevor wir geboren wurden,
lange bevor unsere Eltern
und Großeltern lebten.
Vor vielen, vielen Jahren,
als noch kein Mensch
auf der Erde lebte,
als noch keine Blume
und kein Baum auf der Erde wuchs,
noch viel, viel früher,
als es noch nicht einmal die Erde gab,
da war Gott schon da,
ganz am Anfang.
Mit ihm beginnt diese Geschichte.
Am Anfangschuf Gott Himmel und Erde.
Noch war die Erde öde
und ohne Leben.Wasser bedeckte das Land.Und es war überall dunkel.
Da sprach Gott:„Es werde Licht!“
Und es geschah,wie Gott gesagt hatte:Über der Erde wurde es hell.
Und Gott sah,dass das Licht gut war.Er trennte das Licht von dem Dunkel.Und er nannte das Licht „Tag“.Und das Dunkel nannte er „Nacht“.
Da wurde es Abend.Die Erde lag wieder im Dunkeln.Der erste Tag war vorüber.
Und Gott sprach:„Über der Erdesoll ein Himmel entstehen!“
Und so geschah es:Gott spannte das Firmamentüber die Erdeund nannte es „Himmel“.
Und Gott sah,dass es gut war,was er gemacht hatte.
Wieder wurde es Abend.Der zweite Tag war vorüber.
Und Gott sprach:„Alles Wasser soll weichen!“
Und so geschah es:Das Wasser floss zusammen.Und trockenes Land trataus dem Wasser hervor.Und Gott nannte das Trockene „Land“.Und das Wasser nannte er „Meer“.
Und Gott sprach:„Das Land bringe hervorGräser und Kräuterund Bäume aller Art.“
Und Gott sah,dass es gut war,was er gemacht hatte.
Wieder wurde es Abend.Der dritte Tag war vorüber.
Und Gott sprach:„Lichter sollen am Himmel leuchtenbei Tag und bei Nacht!“
Und so geschah es:Am Morgen ging die Sonne auf,strahlend und hell.Und am Abend leuchteteder Mond am Himmel.Und viele Sterne funkeltenin der dunklen Nacht.
Und Gott sah,dass es gut war,was er gemacht hatte.
Wieder wurde es Abend.Der vierte Tag war vorüber.
Und Gott sprach:„Tiere sollen das Wasserund die Luft mit Leben erfüllen!“
Und so geschah es:Im Wasser wimmelte es baldvon allerlei Tieren,großen und kleinen Fischen.
Und Vögel flogenin Schwärmen herbeiund erfüllten die Luftmit ihrem Geschrei.
Und Gott sah,dass es gut war,was er gemacht hatte.Er segnete die Fische und Vögelund sprach:„Vermehrt euch!Legt Eier und brütet sie aus!
Wasser und Luft
sollen von euch erfüllt sein.“
Wieder wurde es Abend.
Der fünfte Tag war vorüber.
Und Gott sprach:
„Auch auf dem trockenen Land
sollen allerlei Tiere leben!“
Und so geschah es:
Gott schuf die Tiere,
die auf dem Land leben,
große und kleine,
flinke und lahme,
wilde und zahme,
alles, was kriecht
und was Beine hat.
Und Gott sah,
dass es gut war,
was er gemacht hatte.
Zuletzt aber schuf Gott
den Menschen.
Gott sprach:
„Ich will Menschen machen,
die mir gleichen.
Über alle Tiere
will ich sie stellen.“
Und Gott schuf den Menschen
nach seinem Bild:
Mann und Frau.
Und Gott segnete sie
und sprach:
„Vermehrt euch!
Breitet euch aus über die Erde!
Alles, was ich gemacht habe,
soll für euch da sein,
die Bäume und die Früchte,
die Fische und die Vögel
und die Tiere auf dem Land.
Alles soll euch gehören,
euch und allen Menschen,
die auf der Erde leben werden.
Aber ihr sollt mir gehören.“
Und Gott sah auf alles,
was er gemacht hatte.
Es war alles sehr gut.
Da wurde es Abend.
Der sechste Tag war vorüber.
Am siebten Tag aber ruhte Gott
und vollendete sein Werk.
Gott segnete den siebten Tag
und sprach:
„Dieser Tag soll mein Tag sein.
Alle Arbeit soll ruhen
an diesem Tag!“
So wurden Himmel und Erde
durch Gott geschaffen.
Alles, was in dieser Welt ist,
kommt von ihm.
1. Mose 1
So schuf Gott den Menschen:
Er machte ihn aus Erde
und hauchte ihm Leben ein.
Und Gott ließ ihn wohnen
im Land Eden,
in einem Garten mit vielen Bäumen
und köstlichen Früchten.
Der Mensch durfte ihn pflegen
und seine Früchte ernten.
Der ganze Garten war für ihn da.
Da sprach Gott:
„Es ist nicht gut,
dass der Mensch allein bleibt.
Ich will ihm eine Gefährtin geben,
die ihm gleich ist,
die zu ihm gehört
und die ihn versteht.“
Und Gott brachte Tiere zu ihm.
Und der Mensch gab ihnen Namen,
jedem Tier einen besonderen Namen.
Aber unter allen Tieren
fand sich kein Tier,
das dem Menschen gleich war.
Mit keinem konnte er reden.
Und kein Tier konnte
den Menschen verstehen.
Da ließ Gott den Menschen
in einen tiefen Schlaf sinken.
Und als er aufwachte,
da war eine Frau bei ihm.
Gott hatte sie ihm gegeben.
„Endlich!“, rief er froh.
„Das ist sie,
meine Frau,
der Mensch,
der mir fehlte!“
Nun war der Mensch
nicht mehr allein.
Nun gehörten sie
für immer zusammen:
Frau und Mann,
Mann und Frau.
Gott hatte sie
füreinander geschaffen.
1. Mose 2
Adam und Eva hießen die Menschen,
die Gott geschaffen hatte.
Sie lebten miteinander in Frieden.
Sie kannten keine Angst
und auch keine Schmerzen.
Es fehlte ihnen an nichts.
Gott war bei ihnen
und sorgte für sie
wie ein Vater für seine Kinder.
Alles hatte Gott
den Menschen gegeben.
Alles, was im Garten wuchs,
durften sie ernten und essen.
Nur eines hatte Gott verboten:
Mitten im Garten
stand ein besonderer Baum,
der „Baum der Erkenntnis“.
Wer von diesem Baum aß,
wusste, was gut und böse ist.
Dieser Baum gehörte nur Gott.
Gott hatte zu Adam gesagt:
„Alle Früchte dürft ihr essen.
Aber von diesem Baum
sollt ihr keine Frucht essen.
Sonst werdet ihr sterben.“
Aber eines Tages geschah es:
Eva ging mit Adam im Garten umher.
Plötzlich hörte sie eine Stimme.
Sie schaute sich um.
Da entdeckte sie eine Schlange.
Die sah sie listig an
und flüsterte ihr zu: „Wie?
Dürft ihr keine Früchte essen?
Hat Gott das gesagt?“
„Aber nein“, widersprach Eva.
„Alles dürfen wir essen.
Nur von dem Baum in der Mitte
sollen wir nichts essen.
Gott hat gesagt:
,Esst nicht davon!
Rührt seine Früchte nicht an!
Sonst müsst ihr sterben.‘“
Aber die Schlange flüsterte:
„Nein, glaub mir!
Ihr werdet nicht sterben.
Sondern ihr werdet
wie Gott sein,
so klug wie Gott selbst.“
Da sah Eva den Baum an.
Wie seine Früchte lockten!
Eva streckte die Hand aus,
pflückte eine Frucht,
biss hinein
und gab sie ihrem Mann.
Der nahm die Frucht
und aß auch davon.
Auf einmal gingen
den beiden die Augen auf.
Plötzlich erkannten sie,
dass die Schlange sie betrogen hatte.
Sie schauten sich erschrocken an.
Da sahen sie, dass sie nackt waren.
Schnell rissen sie
ein paar Feigenblätter ab
und banden sie sich um.
Schon kam der Abend heran.
Da hörten sie,
wie Gott durch den Garten ging.
Voll Angst liefen sie davon
und versteckten sich
zwischen den Bäumen.
Aber Gott hatte sie längst gesehen.
„Adam“, rief er, „wo bist du?“
Zitternd kam Adam
aus seinem Versteck hervor.
„Adam“, sprach Gott,
„hast du von dem Baum gegessen?“
„Ja“, gab Adam zu,
„ich habe es getan.
Aber Eva war schuld daran.
Sie gab mir die Frucht.“
„Eva“, sprach Gott,
„warum hast du das getan?“
„Ich war nicht schuld“,
wehrte sich Eva.
„Die Schlange war schuld.
Sie hat mir gesagt,
dass ich von dem Baum essen darf.“
Da sprach Gott zur Schlange:
„Verflucht sollst du sein,
weil du das getan hast.
Die Tiere werden dir
aus dem Weg gehen
und die Menschen dir feind sein.“
Und zu Eva sprach Gott:
„Du wirst viel Mühe haben
in deinem Leben.
Kinder wirst du gebären,
aber mit Schmerzen.“
Und zu Adam sprach er:
„Auch du wirst es schwer haben.
Felder wirst du bebauen.
Aber Dornen und Disteln
werden darauf wuchern.
Und deine Arbeit
wird dich viel Schweiß kosten.“
Nun war mit einem Mal
das Leben mit Gott zu Ende.
Adam und Eva mussten
den Garten verlassen.
Gott selbst wies sie hinaus.
Gerne wären die beiden
wieder zurückgekehrt.
Aber Engel mit feurigen Schwertern
bewachten den Zugang zum Garten.
Doch Gott ließ auch jetzt
seine Menschen nicht los.
Er erhielt sie am Leben
und gab ihnen alles,
was sie zum Leben brauchten:
Kleider aus Fellen,
um sie vor Kälte zu schützen,
und Korn und Früchte,
um ihren Hunger zu stillen.
Aber der Tag war noch fern,
an dem Gott selbst
zu den Menschen kommen würde,
um sich mit ihnen zu verbinden
für immer.
1. Mose 3
Adam und Eva lebten nun
fern von Gott.
Doch eines Tages geschah,
was Gott gesagt hatte:
Eva gebar einen Sohn.
Sie nannte ihn Kain.
Bald darauf gebar sie
noch einen Sohn,
den nannte sie Abel.
Kain wuchs heran
und wurde ein Bauer.
Er arbeitete auf dem Feld,
säte und erntete Korn.
Abel aber wurde ein Hirte.
Er hütete die Schafe
und sorgte für sie.
Kain und Abel
hatten Gott nie gesehen.
Aber sie dachten oft an ihn.
Sie brachten ihm Opfer
und dankten ihm für alles,
was er ihnen zum Leben gab.
Wenn Abel opferte,
wählte er das schönste Schaf aus,
schlachtete es
und legte es auf einen Altar,
den er aus Steinen gebaut hatte.
Dann schob er dürre Zweige
unter das Schaf,
zündete das Opfer an
und betete zu Gott,
sobald Rauch zum Himmel aufstieg.
Und Gott sah auf Abels Opfer
und freute sich daran.
Wenn aber Kain opferte,
dann legte er auf den Altar
Körner und Früchte,
die er geerntet hatte.
Auch er zündete sein Opfer an
und betete zu Gott.
Aber es schien,
als sähe Gott sein Opfer nicht.
Da dachte Kain bei sich:
Jetzt weiß ich es sicher:
Gott liebt nur Abel.
Mich hat er nicht lieb.
Sein Gesicht wurde ganz finster.
Er konnte Abel
gar nicht mehr ansehen,
so wütend war er auf ihn.
Schließlich fasste Kain
einen furchtbaren Plan:
Abel musste sterben!
Tag und Nacht
sann er darüber nach.
Aber Gott sah,
was Kain plante.
Er warnte ihn:
„Kain, was hast du vor?
Warum blickst du so finster?
Gib acht, was du tust!“
Doch Kain hörte nicht auf Gott.
Er lockte Abel aufs Feld,
fiel über ihn her
und schlug auf ihn ein,
bis er tot war.
Nun war es geschehen.
Abel lag am Boden
und rührte sich nicht mehr.
Auf einmal war es
totenstill auf dem Feld.
Schnell verscharrte Kain
seinen Bruder in der Erde.
Aber plötzlich –
rief da nicht jemand?
Erschrocken sah Kain sich um.
Er konnte niemand entdecken.
Gott war es, der ihn rief:
„Kain, wo ist Abel, dein Bruder?“
„Wie soll ich das wissen?“,
gab Kain zurück.„Soll ich denn meinen Bruder hüten?
Bin ich denn sein Hirte?“
Doch Gott sprach zu Kain:
„Was hast du getan?
Das Blut deines Bruders
schreit zum Himmel
und klagt dich an.
Nun musst du fliehen.
Aber wohin du auch fliehst,
nirgendwo kannst du bleiben.“
Da erst begriff Kain,
was er Furchtbares getan hatte.
Seinen eigenen Bruder
hatte er umgebracht!
Schnell machte er sich auf
und lief davon.
Aber wohin?
Er wusste es selbst nicht.
Er floh von Ort zu Ort,
immer weiter.
Nirgendwo fand er Ruhe.
Überall hatte er
seinen toten Bruder vor Augen.
Sein Leben lang konnte er
Abel nicht mehr vergessen.
Gott aber gab Kain
ein Zeichen an seine Stirn
und schützte ihn,
solange er lebte.
Nun waren Adam und Eva
wieder allein wie am Anfang.
Doch Gott ließ sie
auch jetzt nicht allein.
Er schenkte ihnen
noch einen Sohn: Set.
Der wuchs heran
und hatte selbst Kinder.
Und auch seine Kinder
bekamen wieder Kinder.
So entstand ein großes Volk.
1. Mose 4
Bald dachten die Menschen
nicht mehr an Gott.
Sie spielten sich auf,
als seien sie selbst Gott,
und verdarben alles,
was er gemacht hatte.
Sie raubten und mordeten
und machten sich nichts daraus.
Jeder dachte nur an sich selbst
und tat, was ihm allein nützte.
Da tat es Gott leid,
dass er die Menschen gemacht hatte.
Und er sprach zu sich:
„Ich will die Menschen
mitsamt der Erde verderben.
Denn sie sind alle
von Grund auf verdorben.“
Nur einer war anders: Noah.
Er hörte auf Gott
und lebte,
wie Gott es gefiel.
Da sprach Gott zu Noah:
„Bau dir ein Schiff!
Denn bald wird es regnen,
so viel, dass alles Land
im Wasser versinkt.
Auch die Blumen und Bäume,
sogar die Tiere und Menschen,
alles, was lebt, wird ertrinken.
Aber dich will ich am Leben erhalten,
dich und deine Frau
und deine drei Söhne
mit ihren Frauen.“
Da hörte Noah auf Gott.
Und er baute die Arche,
ein riesiges Schiff,
so hoch wie ein Haus,
drei Stockwerke hoch,
mit zahllosen Kammern,
mit Tür und Fenster
und einem richtigen Dach.
Danach sprach Gott:
„Nun wähle von allen Tieren
je ein Paar aus
und bringe sie in die Arche hinein!
Denn auch sie will ich
am Leben erhalten.“
Und schon kamen sie an,
Löwen und Schafe,
auch Vögel und Käfer,
alles, was kriecht
und was Beine hat.
Von allen brachte Noah
je ein Paar in die Arche,
wie Gott gesagt hatte.
Auch schaffte er für die Tiere
gewaltige Mengen an Futter herbei.
Darauf ging Noah selbst
in die Arche hinein,
er, seine Frau
und seine drei Söhne
mit ihren Frauen.
Und Gott selbst
schloss die Tür hinter ihm zu.
Sieben Tage lang
blieb es still auf der Erde.
Dann verschwand die Sonne
hinter den Wolken.
Der Himmel wurde ganz schwarz.
Ein furchtbarer Regen brach los.
Es schüttete.
Es goss in Strömen.
Die Flüsse traten über die Ufer.
Sie überschwemmten das Land.
Menschen und Tiere ertranken.
Bald stand alles Land unter Wasser.
Und immer noch
hörte der Regen nicht auf.
Das Wasser stieg höher und höher,
bis zu den höchsten Bergen empor.
Schließlich war nichts mehr
zu sehen, nur Wasser –
ein unendliches Meer!
Aber die Arche
schwamm auf dem Meer,
ruhig und sicher.
Kein Tropfen Wasser
drang in sie ein.
*
Vierzig Tage lang
dauerte der furchtbare Regen.
Da dachte Gott an Noah
und setzte dem Regen ein Ende.
Der Himmel riss auf.
Die Wolken verschwanden.
Und am blauen Himmel
strahlte wieder die Sonne.
Aber noch war alles Land
von den Fluten bedeckt.
Tage und Wochen vergingen.
Das Wasser sank nur ganz langsam.
Die Arche trieb
immer noch ziellos dahin.
Endlich, nach vielen Wochen,
lief sie auf einen Berg auf.
Der lag noch ganz unter Wasser.
Aber nach und nach
trat die Spitze des Berges
aus dem Wasser hervor.
Nun wusste Noah:
Bald ist es so weit.
Er öffnete das Fenster
und ließ eine Taube hinausfliegen.
Aber am Abend kam die Taube zurück.
Sie hatte kein Futter gefunden.
Da wartete Noah noch eine Woche.
Danach ließ er noch einmal
die Taube hinausfliegen.
Und wieder kam sie zurück.
Aber diesmal hielt sie
ein Ölblatt im Schnabel,
als wollte sie sagen:
„Seht doch, die Bäume
tragen schon wieder Blätter!“
Noch eine Woche verging.
Danach ließ Noah noch einmal
die Taube hinausfliegen.
Aber diesmal kam sie
nicht mehr zurück.
Da deckte Noah das Dach ab
und schaute hinaus.
Und sieh da:
Das Land war überall trocken.
Und Gott sprach zu Noah:
„Nun geh aus der Arche,
du und deine Frau
und deine drei Söhne
mit ihren Frauen,
dazu alle Tiere!“
Da machte Noah die Tür weit auf.
Menschen und Tiere stürmten hinaus.
Wie schön war die Erde wieder!
So schön wie am Anfang!
Aus dem Boden spross grünes Gras.
Und überall blühten Blumen.
Da baute Noah einen Altar
und brachte Gott Opfer.
Gott hatte sein Versprechen gehalten
und alle am Leben erhalten,
Menschen und Tiere.
Wie dankbar war Noah dafür!
Aber was hatte Gott
in Zukunft mit ihnen vor?
Würde er die Erde
noch einmal vernichten?
Doch Gott sprach zu Noah:
„Ich will die Erde
nicht mehr verderben.
Nie mehr soll es
so eine große Flut geben.
Solange die Erde steht,
soll nicht aufhören
Saat und Ernte,
Frost und Hitze,
Sommer und Winter,
Tag und Nacht.
Und wenn noch einmal
ein großes Unwetter kommt,
sodass ihr euch fürchtet,
dann schaut auf zum Himmel!
Dort steht in den Wolken
mein Bogen.
Er ist das Zeichen,
dass ich mein Versprechen halte.“
Und als Noah aufschaute,
da sah er am Himmel
einen großen Regenbogen.
Der spannte sich über die Erde
von einem Ende zum andern
und leuchtete in allen Farben.
Da dankte Noah Gott
für sein großes Versprechen.
Und er fing wieder von vorn an.
Er pflügte die Erde,
legte Äcker und Weinberge an,
säte und pflanzte.
Und Gott ließ wachsen und reifen,
was er gepflanzt hatte.
1. Mose 6–9
Bald gab es wieder
viele Menschen auf der Erde.
Sie sprachen dieselbe Sprache
und wohnten in Zelten.
Wo es ihnen gefiel,
schlugen sie ihre Zelte auf
und ließen sich nieder.
So zogen sie nach Osten
und kamen in die Ebene Schinar,
in ein weites und fruchtbares Land.
Da riefen die Menschen:
„Hier gefällt es uns.
Hier wollen wir bleiben.“
Und sie sagten zueinander:
„Auf, worauf warten wir noch?
Wir wollen Häuser bauen
aus festen Steinen,
richtige Häuser
mit Dächern, Fenstern und Türen.“
Und sogleich fingen sie an.
Sie formten Steine aus Lehm,
brannten sie in der Hitze
und fügten die Steine zusammen.
Aber die Menschen riefen:
„Auf, wir bauen noch mehr!
Eine Stadt wollen wir bauen
mit Häusern, Straßen und Plätzen
und einer Mauer ringsum.
Dann bleiben wir für immer zusammen.“
Und sogleich fingen sie an
und bauten die Stadt Babel,
eine riesige Stadt
mit vielen Häusern, Straßen und Plätzen
und einer dicken Mauer ringsum.
Aber die Menschen riefen:
„Auf, wir können noch mehr!
Einen Turm wollen wir bauen,
so hoch wie der Himmel!
Dann sind wir die Größten,
und alle Welt redet später von uns.“
„Ja, das ist gut“,
riefen alle begeistert.
„Auf, worauf warten wir noch?“
Und sogleich fingen sie an,
schleppten eifrig Steine herbei
und setzten einen Stein
auf den andern.
Der Turm wuchs.
Er wurde höher und höher.
Bald ragte er über die ganze Stadt.
Aber die Menschen riefen:
„Noch höher!
Viel höher!
So hoch wie der Himmel!
Wir geben nicht auf.“
Aber Gott sah herab
auf die Stadt und den Turm.
Er sah, was die Menschen planten.
Da sprach er zu sich:
„So sind die Menschen.
Immer mehr wollen sie haben.
Nie ist es ihnen genug.
Am Ende wollen sie selber
wie Gott sein.“
Und Gott ließ geschehen,
was keiner gedacht hätte:
Die Menschen bekamen
untereinander Streit.
Keiner konnte mehr
den andern verstehen.
Jeder sprach nur noch
seine eigene Sprache.
Schließlich sprach niemand mehr
mit dem andern.
Da warfen die Leute
ihre Arbeit hin
und zogen aus der Stadt,
jeder in eine andere Richtung.
Der Turm aber blieb zurück,
halb fertig und verlassen.
Und alle, die später vorübergingen,
zeigten auf ihn und sagten:
„Seht doch den Turm von Babel!
Seht, was sich die Menschen
damals ausgedacht haben!
Sie wollten zusammenhalten.
Aber sie wurden zerstreut.
Sie wollten groß und stark sein.
Doch was ist von ihnen geblieben?“
1. Mose 11,1–9
Die Menschen hatten sich von Gott
und voneinander getrennt.
Sie waren eigene Wege gegangen.
Es schien, als blieben sie nun
für immer sich selbst überlassen.
Aber Gott zeigte den Menschen,
was er mit ihnen vorhatte.
Er gab ihnen ein großes Versprechen.
Vor langer Zeit lebte ein Mann,
der hieß Abraham.
Er war sehr reich
und hatte viele Schafe,
auch Ziegen, Kühe und Kamele,
dazu viele Knechte und Mägde,
die für die Tiere sorgten.
Abraham wohnte in der Stadt Haran.
Er hatte es gut dort.
Es fehlte ihm an nichts.
Er hatte genug zu essen
und auch genug Gras
für alle seine Tiere.
Nur eines fehlte Abraham:
Er und seine Frau Sara
hatten kein Kind.
Eines Tages aber sprach Gott:
„Geh, Abraham!
Geh weg von hier!
Zieh in ein anderes Land,
das ich dir zeigen werde.
Dort will ich ein großes Volk
aus dir machen.
Ich will dich segnen.
Und durch dich sollen
alle gesegnet werden,
alle Menschen auf dieser Erde.“
Da hörte Abraham auf Gott,
nahm Abschied
von seinen Verwandten
und brach von Haran auf,
wie Gott gesagt hatte.
Sara, seine Frau,
und Lot, der Sohn seines Bruders,
begleiteten ihn,
dazu alle seine Knechte und Mägde
mit allen Kühen, Kamelen,
Ziegen und Schafen.
Es wurde eine lange,
beschwerliche Reise.
Der Weg führte
durch heiße Wüsten
und über kahle Berge.
Abraham kam nur langsam
mit seinen Tieren voran.
Auch wusste er nicht,
wohin ihn der Weg führte.
So zog er immer weiter
und wartete,
bis Gott ihm das Land zeigte,
das er suchte.
Endlich kam er in das Land Kanaan.
Es war ein Land mit sanften Hügeln
und grünen Tälern.
Dort ließ sich Abraham nieder
und schlug sein Zelt
bei einer großen Eiche auf.
Da sprach Gott zu Abraham:
„Schau, Abraham!
Dies ist das Land,
das ich dir versprochen habe.
Dieses Land will ich
deinen Nachkommen schenken.“
Abraham horchte auf.
Was hatte Gott gesagt?
Deinen Nachkommen
will ich dieses Land schenken?
Aber er hatte doch gar keine Kinder!
Sollten er und Sara
etwa noch ein Kind bekommen?
Er war doch schon 75 Jahre alt!
Und seine Frau war auch schon sehr alt.
Aber Abraham sagte nichts.
Er dachte bei sich:
Gott hat es versprochen.
Dann wird es geschehen.
Wie es geschehen wird,
weiß ich zwar nicht.
Aber ich glaube,
dass Gott es tun kann.
Da baute Abraham einen Altar,
brachte Gott Opfer
und dankte ihm
für sein großes Versprechen.
1. Mose 12,1–9
Abraham und Lot zogen
mit ihren Hirten und Herden
durch das Land Kanaan.
Sie suchten Gras für die Tiere.
Und wo sie einen Brunnen fanden,
hielten sie Rast
und gaben den Tieren zu trinken.
Aber oft reichte das Wasser
für die Tiere nicht aus.
Dann stritten sich die Hirten.
„Weg da vom Brunnen!“,
schrien Abrahams Hirten.
„Wir waren zuerst da.“
„Nein!“, schrien Lots Hirten.
„Wir brauchen auch Wasser.“
So stritten sie sich jeden Tag.
Da sagte Abraham eines Tages zu Lot:
„So geht es nicht weiter.
Wir müssen uns trennen.
Sonst hört der Streit
unter unseren Hirten nie auf.
Sieh doch!
Das Land ist sehr groß.
Es hat genug Platz für uns beide.
Nun sag mir: Wo willst du wohnen?
Rechts oder links?
Hier oder dort?
Du darfst wählen.“
Da zeigte Lot auf das Tal,
das vor ihnen lag, und rief:
„Dort gefällt es mir.
Dort will ich wohnen.“
Es war das Jordantal,
ein üppiges Tal mit grünen Wiesen
und fruchtbaren Feldern.
Auch zwei Städte lagen dort in dem Tal,
Sodom und Gomorra.
Dorthin zog Lot
mit seinen Hirten und Herden.
Abraham aber blieb allein
im Bergland zurück.
Da sprach Gott zu Abraham:
„Schau auf, Abraham!
Sieh dich um!
Dieses ganze Land
will ich dir
und deinen Nachkommen
geben für immer.
Wie Staub auf der Erde,
so viele werden es sein,
die hier wohnen.
Auf, zieh durch das Land
und wohne in ihm!
Ich will es dir geben.“
Da glaubte Abraham Gott
und zog durch das Land
und wohnte in ihm,
wie Gott ihm gesagt hatte.
1. Mose 13
Es war Nacht.
Abraham lag wach in seinem Zelt.
Er fand keine Ruhe.
Immerzu musste er an das Kind denken,
das Gott ihnen versprochen hatte.
Wie lange noch mussten sie warten?
Hatte Gott sie etwa vergessen?
Da hörte er eine Stimme:
„Abraham!“
Abraham schreckte auf.
War das nicht Gottes Stimme?
„Abraham“, rief die Stimme.
„Fürchte dich nicht!
Ich meine es gut mit dir.
Ich will dich beschenken.“
„Ach Herr“, fragte Abraham traurig,
„was willst du mir schenken?
Du hast mir noch immer
kein Kind geschenkt.
Und bald werde ich sterben.
Was soll dann werden?“
Da sprach Gott zu Abraham:
„Komm heraus vor dein Zelt
und schau in den Himmel!
Siehst du die Sterne?
Kannst du sie zählen?“
Abraham schüttelte den Kopf.
Die Sterne zählen? Unmöglich!
Es gab viel zu viele
Sterne am Himmel.
Kein Mensch konnte sie zählen.
„Siehst du?“, sprach Gott.
„So viele Kinder will ich dir geben,
wie Sterne am Himmel sind.
Und sie werden alle
in diesem Land wohnen.“
*
Jahre vergingen.
Abraham und Sara warteten
noch immer auf das Kind,
das Gott versprochen hatte.
Da sagte Sara eines Tages zu Abraham:
„Warum warten wir eigentlich noch?
Ich bin schon viel zu alt.
Ich kann kein Kind mehr bekommen.
Und du wirst auch mit jedem Tag älter.
Heirate noch eine andere Frau!
Nimm meine Magd Hagar!
Sie ist viel jünger als ich.
Sie kann dir gewiss ein Kind schenken.“
Das gefiel Abraham gut.
Er überlegte nicht lange
und nahm Hagar neben Sara zur Frau.
Und wirklich:
Bald darauf wurde Hagar schwanger
und gebar ihm einen Sohn,
den nannte er Ismael,
das heißt: „Gott hört“.
Aber Gott sprach zu Abraham:
„Ismael ist nicht der Sohn,
den ich dir versprochen habe.
Nicht Hagars Sohn,
Saras Sohn wird es sein.
Auch Sara soll bald
einen Sohn bekommen.
Den will ich segnen.
Vertraue mir nur und glaube!
Ich werde es tun.“
Da vertraute Abraham Gott
und wartete weiter.
Aber wie lange noch?
1. Mose 15–17
Es war Mittagszeit.
Abraham saß vor seinem Zelt
und schaute ins Land hinaus.
Da sah er drei Männer kommen.
Sogleich stand er auf,
lief ihnen entgegen
und grüßte sie freundlich:
„Willkommen! Seid meine Gäste!
Setzt euch zu mir in den Schatten!
Ruht euch ein wenig aus!
Und stärkt euch,
bevor ihr weiterzieht!“
Dann lief er zu Sara ins Zelt
und bat sie:
„Auf, eil dich! Mach einen Teig
und back einen Kuchen!“
Und seinem Knecht rief er zu:
„Schnell, schlachte ein Kalb
und mach einen zarten Braten!“
Er selbst aber holte
Milch und Butter herbei
und bediente die Gäste.
Aber wer waren die Fremden?
Abraham wagte nicht,
sie zu fragen.
Als die drei gegessen hatten,
fragte der eine von ihnen:
„Wo ist deine Frau Sara?“
„Drinnen im Zelt“,
antwortete Abraham erstaunt.
Woher wusste der Fremde,
wie seine Frau hieß?
Der aber sagte: „Hör zu!
Ich bringe euch gute Nachricht:
Nächstes Jahr wird Sara
einen Sohn haben.“
Abraham war sprachlos.
Was sagte der Fremde?
Woher wusste er das?
Und was würde Sara dazu sagen,
wenn sie es hörte?
Aber Sara hatte es bereits gehört.
Sie hatte heimlich
hinter der Zeltwand gelauscht.
„Was?“, sagte sie zu sich
und lachte leise in sich hinein.
„Ich soll noch ein Kind bekommen?
Ich bin doch viel zu alt.“
„Warum lacht Sara?“,
fragte der Fremde.
„Traut sie es Gott nicht zu?
Sollte Gott etwas unmöglich sein?“
Als Sara das hörte,
kam sie aus dem Zelt
und wehrte erschrocken ab:
„Aber ich habe gar nicht gelacht!“
„Doch“, meinte der Fremde,
„du hast wirklich gelacht.“
Da ahnten Abraham und Sara,
wer zu ihnen gekommen war.
Gott, der Herr, hatte sie besucht,
begleitet von seinen Engeln.
Gott selbst hatte ihnen
die gute Nachricht gebracht.
*
Wenig später brachen die Männer auf.
Abraham begleitete sie.
Da sprach Gott zu Abraham:
„Abraham, du bist mein Freund.
Dir will ich sagen,
wohin ich nun gehe:
nach Sodom und Gomorra.
Denn die Menschen dort
hören nicht mehr auf mich.
Sie tun, was sie wollen,
und fragen nicht mehr nach Gott.“
Erschrocken blieb Abraham stehen.
Wollte Gott etwa diese Städte zerstören?
In Sodom wohnte doch Lot!
Was würde aus ihm?
„Ach Herr“, fragte Abraham,
„willst du denn zulassen,
dass alle Menschen dort umkommen?
Vielleicht wohnen in Sodom
auch Menschen, die auf dich hören.
Vielleicht fünfzig, Herr?“
Da sprach Gott:
„Wenn ich dort fünfzig finde,
die auf mich hören,
will ich die Stadt nicht zerstören.“
Aber fünfzig Menschen waren viel!
Wenn es nun weniger waren?
Abraham versuchte es noch einmal:
„Wenn es aber fünf weniger sind?“
„Dann will ich die Stadt
auch nicht zerstören“, sprach Gott.
„Vielleicht sind es aber nur vierzig?“,
wandte Abraham ein.
„Auch dann will ich
die Stadt nicht zerstören.“
„Und wenn es nur dreißig sind?“
„Auch dann nicht“, sprach Gott.
„Ach Herr“, bat Abraham,
„erlaube mir,
dass ich noch einmal frage:
Wenn es nur zwanzig sind,
die auf dich hören?“
Gott sprach:
„Auch dann will ich
die Stadt nicht zerstören.“
Da wagte Abraham kaum noch
weiterzufragen.
„Wenn es aber nur zehn sind?“
„Auch dann nicht“, sprach Gott.
Da verneigte sich Abraham
und schwieg.
Und als er wieder aufschaute,
war Gott nicht mehr bei ihm.
Doch in der Ferne
sah er die beiden Engel.
Sie eilten auf Sodom zu.
Da ahnte Abraham,
was Gott mit Sodom vorhatte.
Still kehrte er um
und ging zurück in sein Zelt.
1. Mose 18
Es war Abend.
Lot saß am Stadttor von Sodom
und schaute in die Ferne.
Da sah er die zwei Engel kommen.
Lot erkannte sie nicht.
Aber er dachte bei sich:
Die beiden sind sicher
fremd in der Stadt.
Ich will sie in mein Haus aufnehmen.
Wer weiß, was ihnen
sonst in Sodom zustößt?
Sogleich stand er auf,
ging den beiden entgegen,
verneigte sich vor ihnen
und lud sie ein:
„Kommt in mein Haus!
Seid meine Gäste
und bleibt über Nacht bei mir!“
Und er führte sie in sein Haus,
wusch ihnen die Füße
und gab ihnen Brot zu essen.
Doch als die beiden noch aßen,
hörten sie plötzlich draußen
lautes Geschrei.
Vor dem Haus hatten sich
die Männer von Sodom versammelt.
Sie tobten und schrien
und schlugen mit ihren Fäusten
wild an die Tür.
„Lot“, schrien sie wütend,
„mach uns auf!
Gib sofort die Fremden heraus!
Wir wollen unser Spiel
mit ihnen treiben!“
Da ging Lot zu ihnen hinaus.
„Ach, liebe Freunde“, bat er,
„hört bitte auf!
Lasst meine Gäste in Frieden!
Sie haben euch nichts Böses getan.“
Aber die Männer schrien noch lauter:
„Weg mit dir!
Was fällt dir eigentlich ein?
Du bist doch selbst fremd hier!“
Und sie stürzten sich auf Lot
und wollten ihn packen.
Aber die Engel zogen ihn
schnell ins Haus zurück
und verriegelten die Tür.
Endlich wurde es draußen still.
Da erzählten die Engel,
warum sie gekommen waren.
„Auf“, drängten sie Lot,
„nimm deine Frau
und deine beiden Töchter
und flieh mit ihnen aus der Stadt,
bevor es zu spät ist!
Denn Gott wird Sodom zerstören.“
Als Lot das hörte,
wurde er blass vor Schreck.
Hatte er recht gehört?
Er sollte fliehen?
Aber sein Haus?
Und seine Schafe?
Was würde aus ihnen?
Lot zögerte noch.
Schon wurde es draußen hell.
Der Morgen brach an.
„Auf, eil dich!“, drängten die Engel.
„Sonst kommst du auch um.“
Und sie nahmen Lot,
seine Frau und seine Töchter
an ihre Hand
und führten sie schnell
hinaus vor die Stadt.
Dort blieben sie stehen.
„Nun lauft allein weiter!“,
befahlen die Engel.
„Flieht!
Bleibt ja nicht stehen!
Und seht euch nicht
nach der Stadt um!
Sonst ist es um euch geschehen.“
Und schon bebte die Erde.
Es dröhnte und blitzte.
Feuer fiel vom Himmel
und ließ alles in Flammen aufgehen,
die Häuser, die Mauern, die Menschen.
Nichts blieb mehr übrig,
nur Schutt und Asche.
Da packte Lot seine Töchter
und lief um sein Leben.
Er lief immer weiter
und floh in die Berge.
Aber Lots Frau blieb stehen.
Sie wandte sich um
und – erstarrte.
Am selben Morgen
stand Abraham früh auf
und stieg auf einen Hügel,
um nach Sodom zu schauen.
Aber von Sodom
war nichts mehr zu sehen.
Nur eine Rauchwolke
stieg aus dem Tal auf.
Da wusste Abraham:
Nicht einmal zehn Menschen
hatten in Sodom auf Gott gehört.
Aber eines wusste er nicht, noch nicht:
Lot und seine Töchter waren gerettet.
Gott hatte ihr Leben verschont.
1. Mose 19
Endlich kam der Tag,
auf den Abraham und Sara
viele Jahre gewartet hatten.
Der Sohn wurde geboren,
den Gott ihnen versprochen hatte.
Glücklich nahm ihn Abraham
auf seine Arme
und nannte ihn Isaak.
Isaak wuchs und gedieh.
Er lernte laufen und sprechen.
Bald war er schon so groß,
dass er Fleisch und Brot aß
wie die Großen.
Da machte Abraham für Isaak
ein großes Festessen
und lud dazu
alle Knechte und Mägde ein.
Alle freuten sich
mit Abraham und Sara,
dass Isaak endlich bei ihnen war.
Nur einer freute sich nicht:
Ismael, der Sohn Hagars.
Denn an diesem Festtag
gaben sich alle nur mit Isaak ab.
Um ihn kümmerte sich keiner.
Das ärgerte Ismael sehr.
Er reizte seinen Bruder
und ließ ihm keine Ruhe.
Als Sara das sah,
lief sie zu Abraham und rief:
„Siehst du denn nicht,
was Ismael mit unserem Isaak macht?
Wir können Ismael
nicht länger bei uns behalten.
Auf, schick ihn weg
mitsamt seiner Mutter!“
Doch Abraham wehrte erschrocken ab.
„Was sagst du?
Ich soll Ismael wegschicken?
Nein, niemals!
Vergiss nicht: Auch er ist mein Sohn!“
Aber in der folgenden Nacht
sprach Gott zu Abraham:
„Mach dir um Ismael keine Sorgen!
Tu, was Sara dir sagt!
Und vertrau mir!
Ich werde für Ismael sorgen.“
Da hörte Abraham auf Gott.
Am nächsten Morgen
stand er früh auf,
holte einen Laib Brot
und füllte ein Gefäß mit Wasser.
Das lud er Hagar auf ihre Schultern.
„Du musst gehen“, sagte er traurig,
„du und dein Sohn.
Hier ist kein Platz mehr für euch.“
Da nahm Hagar Ismael an die Hand
und zog mit ihm weg.
Aber wohin?
Hagar wusste es selbst nicht.
Sie irrte mit Ismael durch die Wüste.
Schon wurde es Mittag.
Die Sonne stach ihnen auf den Kopf.
Ihre Füße waren schon wund.
„Ich kann nicht mehr!“, weinte Ismael.
„Gib mir zu trinken!“
Da hielt Hagar an
und gab ihm zu trinken.
Aber bald war das Gefäß leer.
„Wasser!“, schrie Ismael.
„Gib mir doch Wasser!
Ich sterbe vor Durst.“
Hagar sah sich verzweifelt um.
Was sollte sie tun?
Weit und breit
war kein Wasser zu finden,
keine Quelle und auch keine Zisterne,
nur Steine und Sand.
Da nahm sie Ismael auf ihre Arme
und legte ihn unter einen Strauch.
Sie selbst aber lief weg,
bis sie Ismael nicht mehr
hörte und sah.
Und sie warf sich auf die Erde,
weinte und rief:
„Ich kann nicht mit ansehen,
wie mein Sohn stirbt.“
Aber plötzlich – was war das?
Rief da nicht eine Stimme?
Hagar horchte auf.
Erschrocken sah sie sich um.
Aber sie konnte niemand entdecken.
„Hagar“, rief die Stimme,
„warum bist du bekümmert?
Fürchte dich nicht!
Gott hat gehört,
dass dein Sohn weint.
Steh auf!
Geh zu ihm hin!
Nimm ihn an deine Hand
und führe ihn durch die Wüste!
Denn dein Sohn wird nicht sterben.
Ich will auch ihn groß machen.
Zum Vater eines großen Volkes
will ich ihn machen.“
Da merkte Hagar:
Gott hatte zu ihr gesprochen.
Erstaunt sah sie sich um.
Plötzlich entdeckte sie
einen Brunnen.
Wie war das nur möglich?
Vorher hatte sie ihn
gar nicht gesehen.
Schnell stand sie auf,
lief zu dem Brunnen,
füllte ihr Gefäß mit Wasser,
brachte es ihrem Sohn
und gab ihm zu trinken.
Da kam wieder Leben in Ismael.
Er schlug seine Augen auf,
stand auf und wanderte
mit seiner Mutter weiter
durch die endlose Wüste.
Lange Zeit blieben die beiden
in der Wüste.
Doch Gott blieb bei ihnen
und sorgte für sie
wie ein Vater für seine Kinder.
1. Mose 21
Isaak wuchs heran.
Sein Vater hatte ihn sehr lieb,
lieber als alles auf der Welt.
Eines Nachts aber
wachte Abraham plötzlich auf.
„Abraham!“, rief eine Stimme.
Abraham horchte auf.
War das nicht Gottes Stimme?
„Abraham!“, sprach Gott.
„Nimm Isaak,
deinen einzigen Sohn,
den du so lieb hast!
Nimm ihn an deine Hand
und geh mit ihm
in das Land Morija.
Dort will ich dir einen Berg zeigen.
Auf dem sollst du Isaak opfern.“
Abraham war wie betäubt.
Isaak opfern?
Seinen geliebten Sohn
sollte er hergeben?
Gott hatte ihm doch
dieses Kind geschenkt!
Er hatte doch versprochen:
„Dein Sohn wird leben
und in diesem Land wohnen.“
Abraham konnte es nicht fassen.
Aber er sagte nichts,
kein einziges Wort.
Stumm wartete er,
bis der Morgen anbrach.
Da stand er von seinem Lager auf,
ging hinaus vor sein Zelt,
sammelte Holz für das Opfer,
spaltete es
und lud es auf seinen Esel.
Dann weckte er Isaak, seinen Sohn,
nahm ihn an die Hand
und machte sich mit ihm auf den Weg,
wie Gott gesagt hatte.
Drei Tage lang wanderten sie
durch das Land,
Abraham und sein Sohn Isaak,
dazu zwei Knechte,
die den Esel führten.
Endlich sah Abraham
in der Ferne den Berg,
von dem Gott gesprochen hatte.
Da blieb Abraham stehen,
wandte sich zu seinen Knechten
und sagte:
„Bleibt ihr hier mit dem Esel
und wartet auf uns!
Ich will mit Isaak
auf den Berg gehen
und dort opfern.
Danach kehren wir wieder zurück.“
Und Abraham nahm ein Gefäß
mit glimmender Glut
und ein Messer in seine Hand,
lud seinem Sohn Isaak
das Holz auf den Rücken
und stieg mit ihm auf den Berg.
Lange Zeit wanderten die beiden
nebeneinander her,
Hand in Hand.
Keiner sagte ein Wort.
Da hielt es Isaak nicht länger aus.
„Mein Vater!“, sagte er.
„Ja, hier bin ich.
Was ist, mein Sohn?“
Isaak zeigte auf das Holz
und auf das Gefäß.
„Sieh doch!
Wir haben zwar Holz und Feuer
für unser Opfer.
Aber wo ist das Schaf,
das wir opfern?“
„Mein Sohn“, sagte Abraham,
„Gott wird es uns geben.“
Da fragte Isaak nichts mehr.
Stumm stiegen sie weiter hinauf,
beide miteinander,
Hand in Hand,
bis sie endlich auf dem Berg waren.
Dort baute Abraham einen Altar.
Er trug große Steine zusammen,
schichtete sie auf,
legte das Holz darauf
und auf das Holz legte er –
Isaak, seinen geliebten Sohn!
Doch plötzlich – was war das?
Rief da nicht jemand?
„Abraham! Abraham!“
„Ja, hier bin ich“,
antwortete er erschrocken.
Da hörte er wieder die Stimme,
ganz deutlich: „Abraham!
Rühr Isaak nicht an!
Gott weiß, dass du bereit bist,
ihm alles zu geben,
sogar deinen Sohn.
Aber Gott will
dieses Opfer nicht haben.“
Auf einmal raschelte es.
Abraham wandte sich um.
Da sah er einen Widder,
der hatte sich mit seinen Hörnern
in einem Dornstrauch verfangen.
Schnell griff Abraham zu,
packte den Widder an seinen Hörnern,
legte ihn auf den Altar
und opferte ihn an Isaaks Stelle.
Da wusste Abraham:
Gott hatte alles gesehen.
Und er nannte den Ort: „Gott sieht“.
Und Gott sprach zu Abraham:
„Weil du auf meine Stimme
gehört hast,
verspreche ich dir:
Ich will deinen Sohn segnen.
Auch seine Kinder
will ich segnen.
Und auch ihre Kinder
will ich wieder segnen.
So viele Kinder werden es sein
wie Sterne am Himmel
und wie Sand am Meer.
Durch sie sollen einmal
alle gesegnet werden,
alle Völker der Erde.“
Dankbar kehrte Abraham
mit seinem Sohn Isaak heim.
Gott hatte ihn
über alles Erwarten beschenkt.
1. Mose 22
Jahre vergingen.
Abraham war noch viel älter geworden.
Seine Frau Sara lebte nicht mehr.
Und in dem großen Zelt
war es oft einsam und leer.
Da sagte sich Abraham:
„Sara ist tot.
Bald werde auch ich
nicht mehr leben.
Dann bleibt Isaak allein zurück.
Ich will dafür sorgen,
dass er eine Frau bekommt,
eine Frau, die ihn liebt
und die er liebt.“
Und er rief seinen obersten Knecht
und bat ihn: „Geh
und suche für Isaak eine Frau aus,
eine Frau, die auf Gott hört,
nicht wie die Frauen,
die hier im Land Kanaan leben.
Darum mach dich auf
und zieh nach Haran
zu meinen Verwandten!
Dort wirst du die rechte Frau
für Isaak finden.“
Da sattelte der Knecht die Kamele,
lud reiche Geschenke auf
und machte sich auf den Weg.
Nach vielen Wochen
kam er endlich nach Haran.
Am Brunnen vor der Stadt
machte er Halt mit seinen Kamelen.
Schon wurde es Abend.
Aus der Stadt kamen
Frauen und Mädchen
mit Krügen zum Brunnen,
um Wasser zu schöpfen.
Als der Knecht sie sah,
klopfte sein Herz.
Ob auch die Frau dabei war,
die er für Isaak suchte?
Aber wie sollte er sie
unter all den Frauen herausfinden?
Gott muss mir helfen,
dachte der Knecht,
sonst kann es mir nicht gelingen.
Und er betete:
„Du Gott Abrahams!
Lass es mir heute gelingen.
Sieh, hier steh ich und warte.
Gleich kommen die Frauen,
um Wasser zu schöpfen.
Bitte, gib mir ein Zeichen
und zeig mir die Frau,
die du für Isaak bestimmt hast!
Und dies soll das Zeichen sein:
Wenn ich eine Frau bitte:
,Gib mir zu trinken!‘,
und wenn sie sagt:
,Gerne! Trink nur!
Ich will deine Kamele auch tränken‘,
dann weiß ich,
dass sie die Frau ist,
die du für Isaak bestimmt hast.“
Und als er noch betete,
kam ein junges Mädchen zum Brunnen,
die füllte ihren Krug mit Wasser.
Da ging der Knecht auf sie zu
und bat sie:
„Gib mir ein wenig zu trinken!“
„Gerne“, sagte das Mädchen, „trink nur!
Ich will deine Kamele auch tränken.“
Schnell nahm sie den Krug vom Kopf
und ließ ihn trinken.
Dann lief sie zum Brunnen zurück,
füllte noch einmal den Krug
und goss das Wasser
in die Tränke für die Kamele.
Und wieder lief sie zum Brunnen,
füllte noch einmal den Krug
und noch einmal, immer wieder,
bis alle Kamele genug hatten.
Der Knecht aber sah ihr staunend zu.
Gewiss war sie die Frau,
die er suchte!
Er holte seine Geschenke hervor,
einen Stirnreif aus Gold,
dazu glänzende Ringe,
schenkte sie dem Mädchen
und fragte freundlich:
„Sag doch, wer bist du?
Und wie heißt dein Vater?
Können wir bei euch übernachten?“
Da antwortete das Mädchen:
„Ich bin Rebekka, Betuels Tochter.
Ich lade dich ein.
Ihr könnt bei uns bleiben.
Wir haben zu Hause auch Stroh
und Futter für deine Kamele.“
Da staunte der Knecht noch viel mehr.
Denn Betuel war mit Abraham verwandt.
„Gott sei gelobt!“, rief er.
„Nun bin ich gewiss:
Gott hat mich zu dir geführt.“
Als aber Rebekka hörte,
was der Knecht sagte,
eilte sie nach Hause
und erzählte dort,
wer ihr begegnet war.
Da stand ihr Bruder Laban auf,
eilte dem Knecht entgegen
und grüßte ihn freundlich:
„Du Gesegneter!
Komm in unser Haus!
Es steht alles bereit.“
Und er führte ihn in das Haus,
holte Wasser herbei,
wusch seine Füße
und setzte ihm Essen vor.
Aber der Knecht wollte nichts essen.
„Hört mich erst an!“, bat er.
„Kennt ihr noch Abraham,
euren Verwandten?
Er wohnte einst hier.
Nun lebt er im Land Kanaan,
weit weg von hier.
Ich bin sein Knecht.
Ich soll für seinen Sohn
eine Frau suchen.
Aber Gott hat sie schon ausgesucht:
eure Rebekka!“
Als sie das hörten,
riefen alle voll Staunen:
„Das kommt von Gott!
So soll es geschehen.
Isaak soll unsere Schwester
Rebekka bekommen.“
Und sie fragten Rebekka:
„Willst du ins Land Kanaan ziehen
und Isaaks Frau werden?“
„Ja“, sagte Rebekka.
„Ich will es.“
Am nächsten Morgen
brach der Knecht früh auf,
sattelte seine Kamele
und nahm Abschied.
Da nahm auch Rebekka
Abschied von ihrer Familie
und machte sich mit ihm
auf den Weg, Isaak entgegen.
Als sie nach Wochen
endlich zu Isaak kamen,
erzählte der Knecht ihm alles,
was er auf der Reise erlebt hatte
und wie Gott
ihn zu Rebekka geführt hatte.
Da glaubte auch Isaak:
Rebekka war die Frau,
die Gott ihm geschenkt hatte.
Voll Freude führte er sie in sein Zelt
und beide gewannen einander sehr lieb.
1. Mose 24
Isaak und Rebekka bekamen Zwillinge.
Die nannten sie Esau und Jakob.
Esau, der erstgeborene Sohn,
war rötlich und rau
und hatte eine Haut wie ein Fell.
Als er älter wurde,
streifte er viel auf den Feldern umher
und jagte wilde Tiere.
Oft brachte er seinem Vater
einen fetten Braten nach Hause.
Das gefiel Vater Isaak.
Er mochte Esau gern leiden.
Jakob, der jüngere Sohn,
war dagegen ganz anders.
Er blieb meist
bei seiner Mutter im Zelt.
Rebekka hatte Jakob
viel lieber als Esau.
Sie dachte:
Jakob soll einmal später
das Erbe bekommen, nicht Esau!
So hatte Gott zu ihr gesagt.
Aber Isaak wollte das Erbe
Esau, dem Erstgeborenen, geben.
So war es Sitte im Land.
Eines Tages kam Esau
müde und hungrig
von der Jagd nach Hause.
Da sah er,
wie Jakob vor dem Zelt kochte.
Ein großer Topf
mit rötlicher Linsensuppe
dampfte über dem Feuer.
Esau roch den köstlichen Duft.
Das Wasser lief ihm
im Munde zusammen.
„Los, her mit der Suppe!“, rief Esau.
„Ich bin todmüde
und hab furchtbaren Hunger.“
„Nein“, wehrte sich Jakob.
„Sag erst: Was gibst du dafür?“
Esau überlegte nicht lange.
„Nimm, was du willst!
Aber gib mir die Suppe!
Ich sterbe vor Hunger.“
„Gut“, sagte Jakob listig.
„Gib dein Versprechen:
Von jetzt an will ich der Erste sein,
und du bist der Zweite.“
„Was soll’s!“, rief Esau.
„Ich verspreche dir alles.
Aber gib endlich die Suppe!“
Da reichte ihm Jakob
den Topf mit der Suppe
und dazu noch das Brot.
Esau verschlang alles gierig.
Dann kehrte er Jakob den Rücken
und ging auf und davon.
Er sah nicht mehr,
wie Jakob hinter ihm
schadenfroh lachte.
1. Mose 25,19–34
Jahre vergingen.
Vater Isaak war alt
und gebrechlich geworden.
Und seine Augen waren so schwach,
dass er nichts mehr erkannte.
Da rief Isaak eines Tages
Esau zu sich und sagte:
„Bald muss ich sterben.
Dann sollst du das Erbe bekommen.
So geh nun auf die Jagd
und mach mir einen Braten,
wie ich ihn gern mag!
Dann will ich dich segnen
und dir alles übergeben,
bevor ich sterbe.“
Aber Rebekka hörte,
was Isaak zu Esau sagte.
Sogleich rief sie Jakob
und erzählte ihm alles.
„Auf“, drängte sie ihn,
„hol schnell zwei Böckchen,
damit ich sie schlachte und brate!
Du aber sollst den Braten
zum Vater bringen,
bevor Esau zurückkommt.
Dann wird er sicher glauben,
du seist sein Sohn Esau
und wird dir seinen Segen geben.“
„Nein“, rief Jakob erschrocken.
„Das geht nicht gut aus.
Zwar ist unser Vater fast blind,
doch wird er es merken,
wenn er mich fühlt.
Sieh, meine Hände sind glatt.
Doch Esaus Hände sind rau.“
Aber Rebekka ließ nicht locker.
„Tu, was ich sage!
Überlege nicht lange!
Sonst ist es zu spät.“
Da lief Jakob zur Schafherde,
holte zwei Böckchen
und brachte sie seiner Mutter.
Die schlachtete sie schnell
und briet sie über dem Feuer.
Dann zog sie Jakob
ein Kleid von Esau über,
band Felle um seine Hände
und seinen Hals,
drückte ihm die Schüssel
mit dem Braten
und ein Stück Brot in die Hand
und schickte ihn zu Isaak ins Zelt.
„Mein Vater“, rief Jakob,
„ich bin’s, Esau, dein Sohn!
Ich bin wieder zurück von der Jagd
und hab einen guten Braten für dich.
Komm, setz dich
und lass es dir schmecken!“
„Was? Du, Esau?“,
fragte Isaak erstaunt.
„Du bist schon zurück?
Wie ist das nur möglich?
Wie hast du deine Beute
so rasch gefunden?“
„Ganz einfach!“, log Jakob.
„Gott hat mir’s gegeben.“
Aber Isaak zögerte noch.
„Komm näher, mein Sohn!
Ich will erst wissen,
ob du auch wirklich Esau bist.
Gib mir deine Hände,
damit ich sie fühle!“
Da reichte ihm Jakob die Hände.
„Wie sonderbar!“, sagte Isaak zu sich.
„Die Hände sind rau
wie Esaus Hände.
Aber die Stimme klingt
wie Jakobs Stimme.
Sag, bist du auch wirklich Esau?“
„Ja“, antwortete Jakob.
„Ich bin Esau.“
Da gab sich Isaak endlich zufrieden.
Er aß von dem Braten
und trank den Wein,
den Jakob ihm reichte.
Dann bat er Jakob:
„Komm nun, mein Sohn,
und küsse mich!
Danach will ich dich segnen.“
Da beugte sich Jakob herab
und gab Isaak einen Kuss.
Als aber Isaak Esaus Kleid roch,
rief er froh:
„Ja, jetzt glaube ich wirklich,
dass du Esau bist.“
Und er ließ ihn niederknien,
legte seine Hände auf ihn,
segnete ihn und sprach:
„Gesegnet bist du, mein Sohn!
Gott schenke dir Leben
und mache dich groß!
Gesegnet soll sein,
wer dich segnet.“
Nun war es geschehen.
Leise schlich sich Jakob hinaus.
Nicht lange danach kam Esau
von der Jagd zurück.
„Mein Vater“, rief er fröhlich,
„hier bin ich wieder, Esau, dein Sohn!