New York Affair - Wiedersehen in London - Louise Bay - E-Book

New York Affair - Wiedersehen in London E-Book

Louise Bay

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Beschreibung

Sie hatte klare Regeln. Doch Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden.

Anna Kirby kam nach New York, um sich von ihrer Trennung zu erholen und endlich mal wieder Spaß zu haben. Sie hatte nicht geplant, jemanden kennenzulernen. Jemanden wie Ethan, der in nur einer Woche jede einzelne ihrer Regeln gebrochen hat. Wie soll sie jetzt, zurück in London, in ihr altes Leben zurückfinden und über einen Mann hinweg kommen, den sie kaum kennt - und der längst auf dem Weg zu ihr ist, um all ihre Regeln für immer über den Haufen zu werfen ...

"Sehr, sehr heiß und so unterhaltsam!" Bookbitches Blog

Zweiter Teil der New York Affairs.

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Seitenzahl: 160

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Inhalt

TitelZu diesem Buch123456789101112Die AutorinDie Romane von Louise Bay bei LYXImpressum

LOUISE BAY

New York Affair

Wiedersehen in London

Ins Deutsche übertragen von Anja Mehrmann

Zu diesem Buch

Anna Kirby kam nach New York, um sich von ihrer Trennung zu erholen und endlich mal wieder Spaß zu haben. Sie hatte nicht geplant, jemanden kennenzulernen. Jemanden wie Ethan, der in nur einer Woche jede einzelne ihrer Regeln gebrochen hat. Wie soll sie jetzt, zurück in London, in ihr altes Leben zurückfinden und über einen Mann hinwegkommen, den sie kaum kennt – und der längst auf dem Weg zu ihr ist, um all ihre Regeln für immer über den Haufen zu werfen …

1

Anna

»Na komm schon, nur auf einen Drink. Was hast du schon zu verlieren?« Leah versuchte, mich zu einem Date mit einem der alten Collegekumpel ihres Freundes Daniel zu überreden. »Leah, bitte. Ich habe jetzt ungefähr hundertmal Nein gesagt. Kannst du bitte mal aufhören?«

»Ich hasse es, wenn du so traurig bist, Anna.«

»Ich bin nicht traurig. Außerdem weiß ich nicht, was du meinst.«

Leah seufzte. »Du weißt genau, was ich meine. So wie jetzt bist du schon seit Monaten, seit unserer Rückkehr aus New York.«

»Bei mir ist eben eine Menge los. Die Wohnung – und auf der Arbeit geht auch alles drunter und drüber. Du weißt doch, wenn die Gerüchte stimmen und die Firma tatsächlich in Schwierigkeiten steckt, verlieren wir vielleicht alle unseren Job. Und seit Mindy weg ist, habe ich noch mehr zu tun. Es passiert dermaßen viel auf einmal, das macht mich noch wahnsinnig.« Doch obwohl all das stimmte, hatte Leah recht: Seit ich wieder in London war, schien eine dicke schwarze Wolke über mir zu hängen. Alles fühlte sich irgendwie gedämpft an, und ich konnte mich für nichts mehr richtig begeistern.

»Du wirst deinen Job nicht verlieren. Und selbst wenn: Du würdest schon am nächsten Tag einen neuen finden.«

Endlich hatte ich es geschafft, sie vom Thema New York abzulenken. Ich wollte diese Stadt aus meinem Gedächtnis streichen, wünschte mir gleichzeitig aber, alles noch einmal zu erleben. Mit Ethan hatte ich eine vollkommene Woche verbracht. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass wir uns beide über unsere Erwartungen klar waren – die Woche sollte unkompliziert verlaufen, wir wollten nur Spaß miteinander haben, und vor allem war die ganze Sache von vornherein auf diese eine Woche beschränkt –, jedenfalls hatte ich mich in Gesellschaft eines Mannes noch nie so wohlgefühlt wie mit ihm. Es hatte weder Druck noch Erwartungen und auch keine falschen Versprechungen gegeben. Wir hatten uns ausschließlich darauf konzentriert, Spaß miteinander zu haben. Ethan brachte mich dazu, lauthals zu lachen, das schafften nur sehr wenige Männer. Ich mochte ihn, und ich mochte den Menschen, der ich in seiner Gegenwart war. Am Ende hatte es sich angefühlt, als wäre da noch mehr zwischen uns. Die Tatsache, dass er mich an unserem letzten gemeinsamen Abend in seine Wohnung mitgenommen hatte, gab mir das Gefühl, etwas Besonderes für ihn zu sein.

»Du solltest ihn anrufen«, sagte Leah.

»Wen denn?« Ich gab vor, nicht zu wissen, wer »er« war.

»Du weißt, wen ich meine. Ethan.«

»Ich will ihn aber nicht anrufen. Es war nur ein Ferienflirt. Und wenn ich es wollte, könnte ich es trotzdem nicht, weil ich seine Nummer nicht habe, genau wie bei den letzten tausend Mal, die du ihn erwähnt hast.«

»Du könntest ihn googeln.«

Ich hatte es Leah nicht erzählt, aber ich hatte tatsächlich bereits versucht, ihn im Internet aufzuspüren – allerdings ohne Erfolg. Es gab zahlreiche Ethan Scotts, doch keiner der Einträge schien etwas mit meinem Ethan zu tun zu haben. Irgendwie war ich dankbar dafür. Keine Unklarheiten. Keine Versprechungen. Kein Bullshit.

»Hör auf, Leah.«

»Okay. Reden wir über was anderes. Wann ziehst du die Sache mit der Wohnung durch?«

Seit ich aus New York zurückgekehrt war, stand meine Wohnung zum Verkauf, und ich hatte gerade ein Angebot angenommen. Ich war sehr erleichtert, dass ich nach dem Einbruch endlich umziehen würde. Ich hasste es, in dieser Wohnung allein zu sein. Obwohl sie nichts mitgenommen hatten, war die Tatsache, dass Fremde in meine Wohnung eingedrungen waren, noch immer beängstigend für mich.

»Hoffentlich innerhalb eines Monats. Die Käufer wollen bald umziehen.«

»Aber du hast doch noch nichts Neues, oder? Was hast du vor? Wie gesagt, du kannst vorläufig auch bei Daniel und mir wohnen.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Danke.« Ausnahmsweise hatte ich einmal keinen Plan, und ich wollte auch keinen haben.

»Du könntest nach New York ziehen«, sagte Leah.

»Um Himmels willen, Leah, hör auf! Also, ich muss jetzt wieder an die Arbeit.« Ich stand von dem Tisch auf, an dem wir fast jede Mittagspause miteinander verbrachten.

»Sorry«, murmelte sie. »Ich will doch nur, dass du glücklich bist.«

»Ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein«, erwiderte ich.

Leah überhörte den Satz. »Gehst du am Samstag mit uns aus?«, fragte sie, während wir die Treppe hinaufstiegen und uns aus dem Kellergeschoss in einen regnerischen Herbstnachmittag in London begaben. Die Jahreszeit war großartig. Sie passte perfekt zu meiner Stimmung: öde und düster.

Ich zuckte mit den Schultern. »Kommt auf die Arbeit an.«

»Es geht um Samstagabend, Anna.«

»Mal sehen.«

Zum Abschied küssten wir uns auf die Wange und gingen in entgegengesetzten Richtungen davon.

Ja, ich sollte mir einen Ruck geben und am Samstag ausgehen. Unsere Freundin Alice, die wir aus der juristischen Fakultät kannten, hatte Geburtstag. Im Büro war zwar viel zu tun, aber nicht so viel, dass ich das Wochenende durcharbeiten musste. Ich machte mir Sorgen um meinen Job. Leah hatte recht, vermutlich würde ich etwas anderes finden, aber dort, wo ich war, fühlte ich mich wohl, und ich mochte die Leute, mit denen ich arbeitete. Wenn die Firma allerdings in Schwierigkeiten steckte, würden wir vielleicht bald alle unseren Job verlieren, egal, wie viel wir arbeiteten.

Im geschäftigen Treiben des Büros fiel meine schlechte Laune nicht weiter auf. Niemand merkte, wie teilnahmslos ich mich verhielt oder dass ich im Geist und mit dem Herzen ganz woanders war. Es war, als bewegten sich alle um mich herum mit tausend Stundenkilometern fort, während ich durch klebrigen Sirup watete und kaum einen Schritt vorankam. Ich sollte auf meine Mittagspause verzichten. Sie störte meine Konzentration und erlaubte ihm, sich in meine Gedanken zu schleichen. Solange ich beschäftigt war, konnte ich ihn auf Abstand halten. Darum verbrachte ich seit Kurzem so viel Zeit bei der Arbeit. Wenn ich nicht im Büro war, passierte es, dass ich mir vorstellte, ihm zufällig über den Weg zu laufen. So wie beim Mittagessen am Tag nach unserer ersten gemeinsamen Nacht. Leah hatte gesagt, das sei Schicksal gewesen, und ich hatte mich über sie lustig gemacht. Wenn jemand etwas als Schicksal bezeichnete, reagierte ich immer mit Spott. Aber ein Teil von mir, ein Teil, den ich tief in meinem Innern an einem dunklen Ort abseits von Sonnenlicht und Wirklichkeit begraben hatte, dieser Teil fragte sich, ob Leah nicht vielleicht doch recht hatte. Genau diese Gedanken waren es, die mich allmählich in den Wahnsinn zu treiben drohten.

Er könnte doch in London sein, nicht wahr? Vielleicht besucht er seine Schwester. London ist nicht so groß. Dreizehn Millionen Menschen sind so viel nun auch wieder nicht, oder?

Falsch, Anna. Du bist eine Idiotin, Anna.

Kurzentschlossen schrieb ich Leah eine E-Mail, dass ich am Samstag mitkommen würde. Wenn ich mich weigerte, würde ich mir eh nur Ärger einhandeln, also konnte ich auch gleich nachgeben und mir die Energie einfach sparen. Alles in allem war es die bequemere Lösung. Ich hatte so viele Überstunden gemacht, dass ich praktisch alle meine Akten auf den letzten Stand gebracht hatte. Ich brauchte ein Projekt. Eine Ablenkung. Die Suche nach einer neuen Wohnung wäre ein guter Anfang. Ich schloss meine Bürotür und begann, Immobilien-Websites zu durchkämmen. Ich rief ein paar Anbieter an und vereinbarte Termine nach Büroschluss und am Samstag. Ich überlegte, Leah zu fragen, ob sie mich begleiten wollte, entschied mich aber dagegen. Sie hätte mich nur ständig an Ethan erinnert, und darauf konnte ich gut verzichten.

Weder Leah noch sonst jemandem hatte ich erzählt, dass ich … Gefühle für Ethan entwickelt hatte. Ich schätze, dieses Wort beschreibt am besten, was ich empfand. Sie wusste, dass der Sex fantastisch gewesen war. Sie wusste, dass ich jede Nacht mit ihm verbracht hatte, und sie hatte meine düstere Nach-Ethan-Stimmung mitbekommen. Bisher war ich nie länger als drei Monate mit einem Mann zusammen gewesen, und obwohl meine Beziehungen meistens am schlechten Benehmen der Männer gescheitert waren, hatte ich nie lange gebraucht, um mich von einer Trennung zu erholen. Ben der Mistkerl und die Sache, in die er mich hineingezogen hatte, waren schrecklich. All das hatte dazu geführt, dass ich mich in meinen eigenen vier Wänden nicht mehr wohlfühlte, aber wenigstens hatte ich keine Tagträume von Ben und malte mir auch nicht aus, dass alles ganz anders sein könnte, dass wir noch ein Paar sein könnten. So etwas war mir noch nie passiert. Ich mochte stinksauer oder verletzt gewesen sein, aber jedes Mal hatte ich die Typen einfach abgehakt und weitergemacht. Ethan hingegen folgte mir überallhin wie ein Geist, und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn abschütteln sollte.

Ethan

Normalerweise fliege ich nicht gern, vor allem keine Langstrecken. Aber an diesem Tag machte es mir nichts aus. Ich war zu beschäftigt, um darüber nachzudenken, dass wir uns in zehntausend Meter Höhe in einer Metallröhre befanden und dass der Pilot wahrscheinlich schlief, betrunken war oder die Stewardess vögelte. Es gab zu viel, worüber ich nachdenken musste. Morgen würde ein großer Tag sein, und ich wollte vorbereitet sein. Ich hatte den Stapel Mitteilungen noch nicht gelesen, den sie mir am Tag zuvor per Eilbote nach Hause geschickt hatten, und wir würden den ganzen Tag lang Presseinterviews geben und Mandanten treffen. Vorher stand jedoch um 10 Uhr ein Meeting mit den Mitarbeitern an, bei dem die Firmenfusion bekanntgegeben werden sollte.

Und dann war da noch Anna. Ich musste dauernd an sie denken. Ich hätte sie an jenem letzten Abend nicht in meine Wohnung mitnehmen sollen. Seitdem sah ich sie in jedem Zimmer. Sie sah so verfickt großartig aus, als sie in meinem Bett kam. Wenn ich darin zu schlafen versuchte, sah ich vor meinem inneren Auge nichts anderes. Inzwischen verbrachte ich die Nacht im Gästezimmer, denn ich wurde diese Bilder einfach nicht los.

Mir gefiel, dass ich sie zum Lachen bringen konnte. Wenn sie lachte, tat sie es ungekünstelt und mit dem ganzen Körper. Wir hatten viel gelacht. Normalerweise scherzte ich mit Frauen nicht – vor Anna war es immer nur um Sex gegangen. Außerdem schien sie Verständnis für die Anforderungen zu haben, die mein Job an mich stellte. Das fand ich erstaunlich. Wenn ich arbeiten musste, war sie nicht sauer oder fordernd, sondern verständnisvoll. Und am meisten gefiel mir, dass sie auf die New Yorker Affektiertheit offenbar pfiff – auf die Partys und die ach so wichtigen Leute. Sie war echt, und sie ging mir unter die Haut wie keine Frau je zuvor.

Wenn die Blechbüchse, in der ich saß wie auf heißen Kohlen, in sechs Stunden auf der Rollbahn von London Heathrow aufsetzte, würden wir uns beide in derselben Stadt aufhalten. Dieselbe Luft atmen. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ein Teil von mir war aufgeregt, weil ich sie vielleicht wiedersehen würde, ein anderer Teil dachte, dass die Sache nach Komplikationen roch, und mit Komplikationen hielt ich mich nicht auf.

Wenn ich sie finden wollte, gab es Mittel und Wege dazu. Aber ich hatte noch nicht entschieden, ob es wirklich das war, was ich wollte. Ich wusste, dass ich sie noch einmal vögeln wollte, aber ich wusste auch, dass mein Schwanz nicht immer mein bester Ratgeber war. Verstandesmäßig war mir klar, dass ich keine Ablenkung gebrauchen konnte – die Arbeit würde mich voll in Anspruch nehmen. Und sie war möglicherweise mit einem anderen Mann beschäftigt. Unsere Affäre lag bereits mehrere Monate zurück, und sie war ebenso unersättlich wie ich. Bei dem Gedanken rebellierte mein Magen. Ich hoffte, dass ihr Vibrator ihren Hunger stillte und nicht irgendein Idiot, der nicht wusste, wie er sie richtig kommen lassen konnte.

»Noch ein Whiskey für Sie, Sir?« Die blonde Stewardess beugte sich über mich und gewährte mir einen Blick auf ihre alles andere als perfekten Titten.

Sie war nicht mein Typ. Im Übrigen hatte ich vergessen, was mein Typ war. Ich machte gerade eine Dürrezeit durch. Ich hatte ziemlich viel zu tun, und … na ja, ich verglich jede Frau, der ich begegnete, mit Anna, aber offenbar konnte mich keine von ihnen so zum Lachen bringen wie sie, bei keiner wurde ich so hart wie bei ihr, und keine wedelte beim Reden so lustig mit den Händen wie sie.

»Nein, danke«, sagte ich.

Sie senkte die Stimme. »Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, egal was, lassen Sie es mich wissen.«

Nichts an ihr war subtil. Weder ihr übermäßig geschminktes Gesicht noch die falschen Brüste und schon gar nicht ihr Annäherungsversuch.

»Nein, danke«, sagte ich noch einmal. Ich wollte nicht, dass sie für den Rest des Fluges um mich herumschlich. Sie sollte verschwinden und sich jemanden suchen, der ihren Mangel an Raffinesse mehr zu schätzen wusste als ich.

Das New Yorker Büro hatte mich nach London geschickt. Unserem Kommunikationsmanager zufolge durfte ich nicht vom »Hauptsitz« der Firma sprechen. Verdammte Politik. New York war der Hauptsitz. Das hier war keine Firmenfusion, sondern eine Übernahme. Ich würde die »Fusion« der New Yorker Anwaltskanzlei, deren Sozius ich war, mit der Londoner Anwaltskanzlei Allen & Smith managen. Seit vielen Monaten schon verhandelten unsere Firmen über eine transatlantische Fusion, aber ein Vierteljahr zuvor, als Allen & Smith alles andere als astronomische Profite verbuchten, hatten wir gewusst, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Sie waren verwundbar, und wir standen bereit. Ohne uns wären Allen & Smith wahrscheinlich in Konkurs gegangen. Ich war für ein Vierteljahr nach London geschickt worden, um den Zusammenschluss einzuleiten. Ich wusste nicht, ob Zusammenschluss genau das richtige Wort war, denn ich war hier, um dafür zu sorgen, dass London tat, was New York befahl.

Wenn ich die ersten Tage in der Stadt überstanden hatte, würde ich mir überlegen, was ich tun würde, um Anna zu finden. Bis dahin wollte ich nicht mal daran denken. Ich musste arbeiten. Mich konzentrieren. Ich klappte den Laptop auf und fing an, mich auf den Montag vorzubereiten.

***

Als ich ankündigte, dass ich nach London kommen würde, bekam meine Schwester einen leicht hysterischen Anfall. Und kaum hatte ich es ihr erzählt, begann sie auch schon Pläne zu schmieden. Im Geist hatte sie mich bereits in ihrem Gästezimmer in Hammersmith untergebracht, wo immer das auch war, und war fest entschlossen, mir eine der allein erziehenden Mütter aus ihrem Bekanntenkreis unterzujubeln. Schließlich fand sie sich damit ab, dass ich allein wohnen würde, aber ich musste ihr versprechen, wenigstens einmal die Woche zum Dinner zu ihr und James und Baby Izzy zu kommen. Izzy war eine Frau, mit der ich klarkam. Jessica weniger. Ich weiß nicht, wie James sie ertrug.

Sie bestand immer noch darauf, mich vom Flughafen abzuholen, als wäre ich ein kleiner Junge. Mir wäre es lieber gewesen, sie erst nach Montag zu sehen, aber einem Streit mit ihr wollte ich lieber aus dem Weg gehen. Himmel, manchmal war es wirklich Schwerstarbeit mit ihr. Nachdem ich meinen Koffer vom Gepäckband geholt hatte, musste ich dennoch lächeln, als sie und James mich am Ausgang mit einem Namensschild erwarteten, auf dem mein Spitzname aus Kindertagen stand – Bond. Als Junge war ich von James Bond förmlich besessen. Die schnellen Autos, die Drinks, die Frauen. Wer hätte all das nicht gern?

Sobald ich bei ihnen angekommen war, schloss ich Jessica in die Arme und hob sie hoch. »Hör bloß auf, mich zu nerven«, sagte ich.

»Ich habe doch gar nichts gesagt«, antwortete sie und versetzte mir einen Stoß vor die Brust.

»Ja, aber du wolltest gerade loslegen«, erwiderte ich und zerzauste ihr das Haar.

»Fass meine Haare nicht an.« Sie schlug mir auf den Arm. »Und ich nerve nicht. Ich weiß gar nicht, wie das geht.« Ich blickte James an, der die Augen verdrehte, und wir reichten uns die Hand. Ich lachte leise in mich hinein.

»Wo ist denn mein Lieblingsmädchen?«, fragte ich, spähte in den Buggy und stellte fest, dass Izzy fest schlief.

»Weck sie bloß nicht auf. Im Augenblick ist sie ein richtiger Satansbraten«, stöhnte Jessica.

»Wie die Mutter, so die Tochter«, zog ich sie auf.

»Nur gut, dass sie nach mir kommt und nicht nach dir.« Jessica grinste spöttisch.

Warum benahmen wir uns in Gegenwart des anderen immer, als wären wir wieder dreizehn? Ich durfte den Köder nicht schlucken, den sie ausgeworfen hatte. »Hört mal, ich muss mich noch auf morgen vorbereiten, also sollte ich möglichst bald im Hotel einchecken.«

»Warum übernachtest du denn nicht bei uns?«, quengelte Jessica. Meiner Schwester fiel nichts Besseres ein, als mir das Leben schwerzumachen, aber bei ihr wohnen sollte ich trotzdem? Diese Frau war ein Widerspruch auf zwei Beinen.

»Weil du eine Nervensäge bist und ich viel arbeiten werde. Darüber sprachen wir bereits. Und jetzt kommt.«

Wir fuhren in die City, und sie setzten mich vor meinem Hotel ab. Hier würde ich vorerst bleiben und mir in der nächsten Woche ein paar Wohnungen ansehen. Ich würde drei Monate in London verbringen, darum wollte ich nicht die ganze Zeit im Hotel wohnen. Beim Einchecken an der Rezeption ließ ich den Blick durch die Lobby schweifen. Sie könnte hier sein. Was tat sie in diesem Augenblick? War sie am Morgen neben einem anderen aufgewacht? Mein Magen verkrampfte sich. Ich musste mich konzentrieren. Morgen war ein wichtiger Tag. Ein entscheidender Tag für unsere Firma. Für Ablenkungen oder Komplikationen war da einfach kein Platz.

2

Anna

Der Katzenjammer erwischte mich mit voller Wucht. Es war vier Uhr morgens, und ich lag immer noch im Dunkeln auf meinem Sofa und guckte Sweet Home Alabama. Der ganze Tag war ein Totalausfall gewesen. Inzwischen hätte ich wissen müssen, dass ich keinen Weißwein trinken konnte, ohne einen riesigen Kater zu bekommen. Das Problem war nur, dass ich seit New York auch keinen Whiskey mehr trinken konnte.