New York Bad Boys - Adam - Allie Kinsley - E-Book

New York Bad Boys - Adam E-Book

Allie Kinsley

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Beschreibung

New York! Das Central und ein neues Leben. Alles hinter sich lassend, beginnt Faith in New York ihr neues Leben. In ihrem neuen Job im Club Central lernt sie Bad Boy Adam kennen. Vom ersten Moment an ist mehr zwischen den beiden, doch Faith zieht sich immer wieder zurück. Ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und wird von einer seelischen Belastung zu einer realen Gefahr. Adam ist ratlos. Wird er Faith verlieren? Oder wird er ihr Vertrauen und somit ihr Herz für sich gewinnen können? Der Liebesroman umfasst ca. 400 Taschenbuchseiten und ist der Auftakt der "Yearn For"-Reihe. Die Romane sind in sich abgeschlossen, aber durch wiederkehrende Figuren verbunden. Die Bände können trotzdem unabhängig voneinander gelesen werden.

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Meiereli

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

gut zu lesen 👍 mit etwas Spannung, aber nicht zu viel.
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Ähnliche


New York Bad Boys - Adam

Verliebt in einen Barkeeper

Yearn for – Band 1

Allie Kinsley

1 Neubeginn

FAITH

Sieben Tage in New York.

Sieben Wochen seit ihrer Typveränderung.

Sieben Monate seit dem schlimmsten Tag in ihrem Leben.

Faith betrachtete sich in dem großen Spiegel ihres Kleiderschranks.

Viel war von der lebenslustigen, 23 Jahre alten Frau, die noch vor sieben Monaten existiert hatte, nicht übrig geblieben. Früher hatte sie taillenlanges braunes Haar gehabt.

Ihr Teint war stets ebenmäßig und gleichmäßig gebräunt gewesen. Ihre Figur weiblich, aber trainiert.

Heute war sie nur noch ein Schatten dessen. Sie war mager. Die Knochen zeichneten sich deutlich unter der blassen Haut ab. Ihr eigentlich schönes Gesicht war ungeschminkt und tiefe Augenringe zeichneten sich unter den ehemals strahlenden, blauen Augen ab.

Statt der braunen Prachtmähne sah man nun nur noch einen kahlrasierten Kopf, der irgendwie zu groß und unförmig auf dem viel zu dünnen Körper wirkte.

Sie konnte den Anblick nicht länger ertragen, also wandte sie sich ab und zog sich die zu weit gewordene Jeans an. Der große schwarze Hoody würde den Rest ihres Körpers verdecken.

Am liebsten würde sie sich in ihrem Ein-Zimmer-Apartment verkriechen und nie wieder einen Fuß vor die Tür setzen. Aber das war nicht möglich. Sie musste raus, musste einen Job finden, mit dem sie ihren Lebensunterhalt finanzieren konnte.

Vor sieben Monaten hatte sie als Angestellte in einem renommierten Hotel gearbeitet.

Eigentlich hatte sie gedacht, dass es mit dieser Referenz in New York einfach sein würde, einen neuen Job zu finden.

Fehlanzeige! Ihr neues Aussehen kam bei ihren potenziellen Arbeitgebern alles andere als gut an.

Nach vielen vergeblichen Versuchen in den letzten sieben Tagen hatte sie die Hoffnung aufgegeben. Zumindest vorläufig. Sie brauchte Geld. Die Wohnung, das Essen, die Kleidung, alles musste bezahlt werden. Einen besseren Job konnte sie sich immer noch suchen.

Nach langem Hin und Her hatte sie sich daher dazu entschlossen, erst einmal einen Job als Kellnerin zu suchen. Da würde ihr Aussehen auch keine allzu große Rolle spielen, sofern die Bar zu ihr passte.

Sie zog sich die Kapuze ihres Hoodys tief ins Gesicht und verließ die Wohnung. Weit musste sie nicht gehen, da sich in der Nähe der Columbia University unzählige Bars und Kneipen befanden.

Es war bereits elf Uhr abends. Die beste Zeit, um herauszufinden, ob sie wirklich zum Klientel passen würde.

Die ersten drei Bars waren zu fein, um überhaupt eine Chance zu bekommen. Die dritte schien ein Treffpunkt für sämtliche illegalen Machenschaften in dieser Straße zu sein. Die vierte hätte ihr sehr gut gefallen. Leider war es eine Schwulenbar und der Besitzer wollte keine weibliche Kellnerin.

Die nächste Bar befand sich einige Häuser später. Sie wäre beinahe daran vorbei gelaufen, wenn der dröhnende Bass aus dem Inneren sie nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, dass sich auch hinter den plakatverklebten Fenstern mehr verbarg. Lediglich ein kleines silbernes Schild an einer heruntergekommen Holztür verriet, dass sich hier eine Bar versteckte.

Club Central stand darauf. Mehr nicht. Klein, unscheinbar, als sollte keiner wissen, was hinter dieser Tür passierte.

Einige Minuten haderte sie mit sich, ob sie wirklich hineingehen sollte. Es schien nicht gerade ein Ort zu sein, an den sie passte ... oder gepasst hatte, mit ihrem früheren Ich.

Doch jetzt war alles anders. Sie war nicht mehr die Faith Stark, die sie früher gewesen war. Also raffte sie all ihren Mut zusammen und griff nach der Türklinke. Ächzend öffnete sie sich und die Musik wurde sofort lauter.

Die Menschen standen dicht gedrängt in dem kleinen Raum. Einige drehten sich zu ihr um und musterten sie, ehe sie sich wieder ihren Gesprächs- oder Tanzpartnern zuwandten.

Viel konnte sie in dem diffusen Licht nicht ausmachen. Die Gesichter wurden, wenn überhaupt, nur für Sekunden beleuchtet.

Die Bar an sich war wie jede andere, die sie kannte.

Es gab eine große Theke, hinter der sich ein Spiegel mit Regalen befand, auf denen die zum Verkauf angebotenen Getränke ausgestellt wurden.

Es gab Sitzgelegenheiten an der Bar und einige kleine Tische mit je vier Stühlen. Außerdem eine kleine Tanzfläche, die um diese Zeit schon gut besucht war.

Am anderen Ende der Theke erspähte sie einen freien Sitzplatz. Sie drückte sich durch die Menge. Die musternden oder abschätzigen Blicke ignorierte sie, so gut es ging.

Zwischen einer typischen Partytussi und einem glatzköpfigen, sehr kriminell wirkenden Mann, ließ sie sich auf den Hocker gleiten.

Der Barkeeper, der gerade aus einer Tür am anderen Ende der Bar auftauchte, wäre in ihrem früheren Leben genau ihr Fall gewesen.

Groß und trainiert. Unter dem kurzärmligen schwarzen Shirt zeigte sich der ausgeprägte Bizeps, auf dem Tätowierungen bis zu seinen Unterarmen zu sehen waren.

Seine dunklen Haare waren nur Millimeter länger als ihre eigenen und gingen nahtlos in den fast gleichlangen Dreitagebart über.

Mit kraftvollen Bewegungen wusch er die benutzen Gläser aus und unterhielt sich währenddessen angeregt mit einem Gast. Das Muskelspiel, das sich dabei auf seinem Körper abzeichnete, faszinierte sie so sehr, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als ihn anzustarren.

Die hübsche Brünette, die sich mit ihm unterhielt, deutete plötzlich mit dem Kinn auf sie. Er wandte ihr seinen Blick zu und seine beinahe schwarzen Augen bohrten sich in ihre.

ADAM

"Ich glaube, sie möchte etwas bestellen ... oder jemanden", sagte Tessa lachend und deutete mit ihrem Kinn hinter ihn.

Ohne auf ihr übliches Gekicher einzugehen, wandte er sich dem Gast zu. Warum Tessa bis heute immer ein wenig eifersüchtig reagierte, sobald eine andere Frau ihn ansah, verstand er absolut nicht. Sie hatten sich vor über sechs Jahren getrennt und waren seither gute Freunde. Sie war genauso wie er 28 Jahre alt und sollte bei ihrem Aussehen bei Gott keine Probleme haben, einen Mann zu finden.

Als sein Blick auf den der anderen Frau traf, stockte er für einen Moment. Niemals hatte er so wunderschöne blaue Augen gesehen. Augen, die gleichzeitig so unendlich tot wirkten. Leer. Ohne irgendeine Regung sahen sie ihm entgegen.

Es dauerte einen Moment, ehe er den Blick losreißen konnte, um den Rest von ihr wahrzunehmen. Sie war schön, aber sie wirkte genauso tot wie ihre Augen.

Irgendetwas stimmte bei ihr definitiv nicht!

Er stellte die Gläser in die Spüle und trocknete sich die Hände an dem Geschirrtuch ab, das immer hinten in seiner Hose steckte. Dann schlenderte er bewusst langsam zu ihr.

Einen Arm auf die Theke gestützt, lächelte er sie an.

"Kann ich dir helfen, Kleines?"

Kaum merklich zuckte sie zusammen. Sie schüttelte erst ihren Kopf, dann nickte sie, sagte aber noch immer kein Wort.

"Und wie?", fragte er, als sie nach einer weiteren Minute noch immer keine Silbe hervorgebracht hatte.

Sie wandte den Blick ab, schüttelte abermals den Kopf und räusperte sich schließlich.

"Ich suche einen Job", sagte sie so leise, dass er sie nicht verstanden hätte, wenn er nicht so nah bei ihr gewesen wäre.

Der Sinn ihrer Worte erreichte erst einige Sekunden später sein Gehirn. Zu sehr war er damit beschäftigt, ihren Duft zu analysieren.

Irgendwie zitronig und doch weich und weiblich. So gut, dass er am liebsten seine Nase an ihrem Hals vergraben hätte.

"Einen Job?", fragte er, als er sich wieder gefangen hatte. Zwar stimmte etwas nicht mir ihr, aber sie hatte auch etwas an sich, das ihn faszinierte.

Ob es ihre widersprüchlichen Augen oder ihr herrlicher Duft waren, konnte er nicht sagen.

"Ja."

"Wie willst du in einer Bar arbeiten, wenn du so leise sprichst, dass ich dich kaum verstehen kann?" Er lachte auf. Der Gedanke, dass dieses kleine Wesen sich gegen das raue Klientel im Club Central durchsetzen sollte, ließ keine andere Reaktion zu.

Ihr Blick schnellte nach oben und durchbohrte ihn zornig. Die gerade noch toten Augen blitzten gefährlich auf und forderten ihn geradezu heraus, sie noch weiter auf die Palme zu treiben.

"Ich habe die letzten sechs Jahre in einem Hotel gearbeitet, ich bin mehr als qualifiziert dafür, in einer Bar ein paar Drinks auszuschenken!"

Er lächelte träge. Auch wenn sie fauchen konnte, glaubte er nicht, dass sie es hier lang aushalten würde. Und doch wollte er sie wiedersehen. Er wollte sie kennenlernen und herausfinden, was genau in diesem Bild nicht passte. Eine Aushilfe suchte er schon seit längerem, hatte aber einfach noch nicht die richtige gefunden.

Warum nicht? Was hast du zu verlieren?, fragte der Engel von seiner Schulter aus ... oder war es der Teufel? Es musste der Teufel sein. Nur dieser brachte ihn immer wieder in unmögliche Situationen mit Frauen, von denen er sich lieber fernhalten sollte.

"Komm Morgen um zehn Uhr abends. Du kannst einen Tag Probearbeiten, dann sehen wir weiter", sagte er, ehe er sich versah.

Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen und ließ ihre erschöpfte Miene weicher wirken. Weicher, und dadurch so viel schöner.

"Danke!", sagte sie, stand auf und wandte sich ab.

"Warte! Wie heißt du überhaupt?"

"Faith", antwortete sie und streckte ihm die Hand entgegen.

"Adam."

Als ihre Hand die seine berührte, kribbelte seine Haut. Bevor er jedoch herausfinden konnte, was genau es war, hatte sie ihm ihre Hand entzogen. Mit gesenktem Kopf und schnellen Schritten verließ sie den Club.

Fasziniert sah er ihr hinterher. Was auch immer hier gerade geschehen war, es war definitiv das Werk des Teufels!

2 Neuer Job

ADAM

Die Stille, die an jedem Nachmittag im Club Central herrschte, brachte auch ihn zur Ruhe. Die zur Routine gewordenen Arbeiten bremsten seine sich immer schneller drehenden Gedanken. Während der Vorbereitungen für den Abend vergingen die Stunden stets wie im Flug.

Die ersten Gäste trafen ein, er bediente sie und unterhielt sich mit dem ein oder anderen Stammgast. Der Club füllte sich schnell. Als er Faith am Ende der Bar stehen sah, war er erleichtert.

Unterstützung konnte er dringend gebrauchen. Auch wenn er heute Morgen noch gezweifelt hatte, dass es mit ihr wirklich klappen würde, im Moment war sie seine einzige Hoffnung.

Er ging zu ihr und öffnete die Klappe, damit sie hinter die Bar treten konnte.

"Hey, schön, dass du da bist!", sagte er laut über die Musik hinweg.

Sie lächelte vage und trat einen Schritt zurück. Wieder trug sie einen viel zu großen schwarzen Hoody und eine weite dunkle Jeans.

Sie könnte ziemlich hübsch sein, wenn sie etwas mehr auf ihr Äußeres achten würde ...

In diesem Moment zog sie die Kapuze herunter. Er musste sich zwingen, nicht auf den kahlrasierten Kopf zu starren.

Was zum Teufel ist los mit dieser Frau?

Schnell schüttelte er den Gedanken ab. Es gab viel zu tun und es war schließlich nicht sein Job, zu erforschen, was in ihr vorging. Er musste lediglich herausfinden, ob sie als Kellnerin taugte oder nicht.

"Dann mal los!"

Kurz zeigte er ihr die wichtigsten Dinge, die sie für den Abend benötigen würde.

Nachdem sie ihm einige Minuten bei seiner Arbeit über die Schulter gesehen hatte, bediente sie die Gäste weitestgehend selbstständig.

Es klappte besser, als er es sich hätte vorstellen können, auch wenn sie zeitweise sehr angespannt wirkte.

"Das RedBull ist aus, wo finde ich den Nachschub?", fragte sie leise und riss ihn damit aus seinen Überlegungen.

Er beugte sich etwas näher zu ihr, um sie besser verstehen zu können, und atmete dabei wieder ihren herrlichen Geruch ein. Genau wie am Vortag. Zitronig und doch süß.

Sehr gut. Sogar so gut, dass er erneut am liebsten seine Nase an ihren Hals gedrückt hätte.

"Adam?" Sie trat einen Schritt zurück.

Ach ja, Frage - Antwort. Aber wie war die Frage? ... Zitrone ... nein, das war der Geruch ... RedBull!

"Ja ... Nachschub. Komm mit."

Er ging zu dem winzigen Vorratsraum. Schnell zeigte er ihr den Nachschubkarton und beeilte sich dann, zurück an die Bar zu kommen.

Nicht nur, weil es jede Menge Gäste gab, die auf ihre Getränke warteten, zu zweit hatten sie auch kaum Platz in diesem Raum.

Bevor er sich also wieder zum Trottel machte beim Versuch herauszufinden, nach was genau sie roch, machte er sich lieber wieder an die Arbeit. Besser, er ließ nicht zu, dass seine Gedanken sich so oft um sie drehten!

FAITH

Den ganzen Tag über hatte sie sich Sorgen darüber gemacht, ob sie dem Job auch gewachsen sein würde. Völlig unbegründet. Im Gegenteil, es fiel ihr erstaunlich leicht.

Der Tresen ragte wie eine Mauer vor ihr auf und trennte sie von all den Gästen des Clubs. Nur Adam war mit ihr dahinter und dieser schien sich voll und ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren.

Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihn. Er sah wieder sehr gut aus. Das weiße, T-Shirt lag hauteng an seinem Oberkörper und ließ ihrer Fantasie kaum mehr Raum. Seine ausgeprägte Brust- und Armmuskulatur zuckte gleichmäßig, während er den Drink für einen Gast mixte.

"Hey, du bist also die Neue!"

Schnell wandte sie sich um. Es war die schöne Brünette, mit der Adam sich am Vorabend so vertraut unterhalten hatte.

"Hi, ich bin Faith."

"Ich bin Tessa. Gefällt es dir hier?"

"Sehr gut, danke", gab sie zurück, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, nicht mit der Freundin ihres Vorgesetzten reden zu müssen.

"Lass sie in Ruhe, Tessa, wir müssen arbeiten. Komm und hol dir deinen Drink!", rief Adam in diesem Moment, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Tessa schnaubte, ging aber ohne ein weiteres Wort zu ihm. Sie beugte sich über die Theke und küsste ihn auf die Wange, ehe sie etwas in sein Ohr flüsterte.

Das Gefühl, das sie bei diesem Anblick spürte, ignorierte sie. Was genau es war, konnte sie sowieso nicht sagen. Sie wusste nur eins: Sie wollte keinen Mann, brauchte keinen und konnte bei Gott nichts mit einem Mann in ihrem Leben anfangen!

Noch nicht einmal mit einem solchen Prachtexemplar. Nein, Adam stand bestimmt nicht auf ihrem Speiseplan!

ADAM

Der Abend verging sehr schnell. Faith war ihm eine große Hilfe und wirklich gut in dem, was sie tat. Auch die ruhigeren Zeiten brachten keine Langeweile und rasende Gedanken. Währenddessen unterhielt er sich mit ihr, um mehr über sie zu erfahren.

Sie war fünf Jahre jünger als er und hatte keine Familie. Erst vor wenigen Tagen war sie nach New York gezogen, hatte deshalb hier auch keine Freunde. Manchmal kam es ihm so vor, als würde sie seinen Fragen ausweichen. Er ließ es zu, für tiefschürfende Gespräche hatten sie sowieso keine Zeit.

Und es geht dich auch verdammt nochmal nichts an!, schalte er sich selbst.

"Super gemacht!", lobte er sie, nachdem er die Tür hinter dem letzten Gast geschlossen hatte.

"Danke."

"Wenn du willst, hast du den Job."

Sie nickte und wieder schlich sich dieses kleine Lächeln auf ihr Gesicht, das ihre Züge so viel weicher wirken ließ.

"Du bist verdammt hübsch, wenn du so lächelst", sagte er, ohne es zu wollen.

Das Lächeln verschwand schlagartig und ihr Gesichtsausdruck wurde kalt. Er ging einen Schritt auf sie zu, doch sie wich sofort zurück.

"Faith?" Langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen, steuerte sie auf die Eingangstür zu.

"Wann soll ich da sein?" Sie war schon fast an der Tür angekommen.

"Komm gegen sechs, dann können wir vorher deine Papiere fertigmachen", antwortete er und ließ sich auf einen der Barhocker fallen.

Sie nickte abermals und verschwand nach draußen.

Eine wirklich seltsame Frau ...

Aber so lange sie arbeitete wie an diesem Abend, war es ihm egal, was für Probleme sie hatte. Er suchte schließlich eine Aushilfe, keine Frau fürs Leben.

FAITH

Etwas mulmig war ihr schon zumute, als sie sich am nächsten Abend auf den Weg in die Bar machte. Adam ließ sie viel zu schnell vergessen, dass er auch nur ein Fremder war, dem sie nicht vertrauen sollte. Er machte es ihr leicht zu glauben, dass alles in Ordnung sei.

Aber jeder Mensch bestand nun einmal nur aus einer mehr oder weniger schönen Hülle, mit einem schlechten Kern.

Manche Seelen waren schwärzer als andere, aber schlussendlich wurde man immer nur enttäuscht, wenn man vertraute.

Stunde um Stunde hatte sie jedes seiner Worte hin und her gewälzt, hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, was seine Beweggründe und Hintergedanken waren.

Zu einem Ergebnis war sie nicht gekommen. Zu widersprüchlich waren seine Signale. In einem Moment war sie sich sicher, dass er sie kaum wahrnahm, im nächsten stand er unmittelbar neben ihr und durchbohrte sie mit seinen Blicken.

Schlussendlich hatte sie aber keine Wahl. Die Rechnungen mussten bezahlt werden und lange würde ihr Erspartes nicht mehr reichen.

Die Tür war noch verschlossen, als sie am Club ankam. Zögerlich klopfte sie.

"Faith?", fragte er verwundert, nachdem er die Tür geöffnet hatte.

"Ähm ... hey. Ich sollte doch früher kommen."

"Klar, komm rein", antwortete er und schüttelte den Kopf, als müsste er einen Gedanken vertreiben.

Er ging voran, sie folgte ihm nach hinten in ein Büro.

"Setz dich", sagte er und deutete auf einen Stuhl vor einem großen wuchtigen Schreibtisch. Im Raum herrschte endloses Chaos. Überall lagen riesige Haufen Papier. Pullover hingen über den Stuhllehnen und leere Tassen standen auf jeder verfügbaren Oberfläche.

"Entschuldige bitte, ich hab unseren Termin irgendwie verplant."

Er reichte ihr ein Formular. Sie füllte es aus, während er versuchte, ein klein wenig Ordnung zu schaffen. Eigentlich räumte er die Dinge nur von rechts nach links, aber immerhin entstand eine kleine freie Fläche, auf der er mehrere Papiere unterschrieb.

Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder ihren Unterlagen zu.

Ich sollte mir wirklich abgewöhnen, ihn dauernd so anzustarren. Egal wie verdammt gut er in diesem Muscle-Shirt aussieht!

ADAM

Wieder kam sie in diesem Schlabberlook. Nur allzu gern würde er wissen, was sich darunter befand. Je länger er sie ansah, desto neugieriger wurde er auf sie. Ihr Äußeres war genauso widersprüchlich wie ihr gesamtes Verhalten. Vom scheuen Kätzchen zur fauchenden Löwin in einer Sekunde.

Sie direkt auf ihre Kleidung anzusprechen, war aber bestimmt nicht der richtige Weg. Er würde sich etwas einfallen lassen.

Im Moment wartete er darauf, ihr wieder die Hand zu reichen und noch einmal dieses Kribbeln auf seiner Haut zu spüren. Oder zumindest um festzustellen, dass er es sich nur eingebildet hatte.

Nachdem sie auf der letzen Seite unterzeichnet hatte, reichte sie ihm die Unterlagen.

"Willkommen im Team!", sagte er und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie schlug ein und da war es wieder, diese Kribbeln, das er nicht zuordnen konnte. Diesmal blieb es nicht auf seiner Hand, sondern zog sich durch seinen gesamten Körper.

Ihr Blick wanderte von seinen Augen zu ihren Händen. Auch sie musste es spüren. Dann entzog sie sich ihm. Gerne hätte er sie einfach festgehalten oder noch besser, näher zu sich gezogen.

Er wollte dieses Gefühl behalten und gleichzeitig ihren Duft tief in seine Lungen ziehen.

Sie trat einen Schritt zurück und sah sich unsicher im Raum um.

"Okay, womit soll ich anfangen?"

"Lass uns die Vorräte auffüllen", gab er zurück und deutete auf die Tür. Früher oder später würde sich wieder die Gelegenheit ergeben. Da war er sich sicher.

Sie arbeiteten den ganzen Abend über Hand in Hand. Auch wenn sie ihm immer wieder auswich, konnte er nicht anders, als ihre Nähe zu suchen. Was genau es war, das ihn so zu ihr zog, konnte er nicht sagen, aber er hatte das Bedürfnis, sie zu berühren, sie zu riechen, ihre Gegenwart zu spüren.

Immer wieder streifte er im Vorbeigehen ihren Arm oder schob sie mit einer Hand zur Seite. Oft zuckte sie zurück, doch er ignorierte es einfach, als wäre es ihm gar nicht aufgefallen. Es war besser, als auf das Kribbeln zu verzichten.

Am Ende des Abends schien sie sich bereits damit abgefunden zu haben. Eine Antwort auf die Frage, warum genau diese Frau ihn so anzog, hatte er aber nicht bekommen. Auch wenn er sich selbst immer wieder ermahnte, dass er keine Frau sondern eine Kellnerin suchte, so konnte er sich ihrer Anziehungskraft einfach nicht widersetzen.

Genau dieses System behielt er die nächsten beiden Wochen bei.

Faith wurde zusehends entspannter in seiner Gegenwart und störte sich nur noch selten daran, wenn er sie berührte. Wirklich offener war sie aber dennoch nicht geworden. Schade eigentlich, denn je länger er sie kannte, desto mehr genoss er ihre Gesellschaft.

Sie verstanden sich ohne Worte. Faith erledigte sämtliche Arbeiten im Club, als würde sie dort schon seit Jahren arbeiten.

FAITH

Die Arbeit machte ihr Spaß und zum ersten Mal seit sieben Monaten gab es einen Menschen, bei dem sie keine Angst hatte, ihm den Rücken zuzudrehen.

Warum das ausgerechnet Adam war, konnte sie nicht sagen. Alles an ihm schrie eigentlich danach, dass man sich von ihm fernhalten sollte.

Die meisten Menschen taten es auch. Nie hatte sie jemanden gesehen, der ihm gegenüber die Stimme erhob. Nicht einmal, wenn er einen Betrunkenen aus der Bar beförderte.

Wenn man ihn auf sein Aussehen reduzierte, blieb nur ein Bad-Boy übrig.

Die Muskeln, die Tätowierungen, seine Kleidung und seine angespannte Art, sich zu bewegen.

Sie sollte um ihr Leben laufen, anstatt sich bei ihm wohl zu fühlen.

Aber ihr Körper sagte etwas ganz anderes. Zum einen war da dieses verräterische Kribbeln in ihrem Bauch, das dort absolut nichts zu suchen hatte. Zum anderen hatte sie das Gefühl, dass er sie vor dem Rest der Welt beschützen würde.

... aber wer beschützt dich vor ihm?

Schnell schüttelte sie den Gedanken ab. Sie hatte nicht vor, sich auf irgendetwas einzulassen. Sie wollte keine Menschen in ihrem Leben. In ihrem Herzen war einfach kein Platz für noch mehr Leid und Schmerz. Allein ging es ihr gut und sie war sicherer, als sie es bei jedem anderen sein konnte.

Davon einmal abgesehen, war er immer noch ihr Chef, also kam eine wie auch immer geartete Beziehung absolut nicht in Frage.

Sie schob die Ärmel ihres Pullovers nach oben und spülte die benutzen Gläser. Es war bereits nach Mitternacht und die Party war im vollen Gange.

Adam mixte wieder Drinks für die Frauen und Männer an der Bar. Bei allem, was er tat, sah er unglaublich selbstbewusst und dadurch so verdammt gut aus. Er war sich seiner so sicher und schien nie auch nur den geringsten Zweifel zu haben.

Diese Eigenschaft imponierte ihr, schüchterte sie aber zugleich ein. Er war wie ein Raubtier. Wunderschön aus der Ferne zu betrachten. Elegant und gefährlich.

Kopfschüttelnd machte sie sich wieder an die Arbeit. Sie dachte eindeutig zu oft über Adam nach!

Nachdem auch der letzte Gast den Club verlassen hatte, arbeiteten sie wie jeden Tag zusammen, um die Spuren der Party zu beseitigen.

Sie ging in den Vorratsraum, um die leeren Flaschen zurück in die Kisten zu bringen.

Sie spürte ihn in ihrem Rücken, ehe sie ihn hörte.

"Faith?", fragte er mit rauer Stimme. Der Ton bescherte ihr Gänsehaut am ganzen Körper. So kratzig, als würde er mit den Stoppeln seines Dreitagebarts über ihre Haut fahren.

Er stützte seine Hände links und rechts von ihrem Kopf am Regal ab. Ihr Atem ging schneller und sie traute sich nicht, sich zu ihm umzudrehen.

"Faith?" Fast bittend. Dann spürte sie seine Nase an ihrem Hals. Er atmete tief ein. Mehrmals hintereinander. Murmelte ihren Namen. Bis ihr Atem nicht mehr aus Panik schneller ging.

Ganz langsam drehte sie sich zu ihm um. Sein schönes Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Seine beinahe schwarzen Augen musterten sie intensiv.

Er legte eine Hand an ihre Wange und streichelte mit seinem Daumen über ihre Unterlippe. Sanft. Vorsichtig. Weicher, als sie es ihm jemals zugetraut hätte.

"Ich muss wissen, wie du schmeckst", raunte er und senkte seinen Kopf noch weiter. Langsam, als wollte er ihr die Zeit geben, es sich anders zu überlegen.

Und genau das sollte sie auch tun. Hier weggehen. Sich von ihm fernhalten. Doch seine Hand an ihrer Wange machte es ihr unmöglich, sich auch nur einen Millimeter zu rühren.

Nervös leckte sie sich über die Lippe. Nicht sicher, ob es eine gute Idee sein würde, ihn zu küssen. Doch dann trafen seine Lippen auf ihre.

Warm, weich. Forschend streichelte er über ihre. Seine Wärme, ihn so nah bei sich zu spüren, zu riechen und seine Lippen zu fühlen, ließ alles andere wie in einem Nebel verschwinden. Alle Bedenken waren wie weggeblasen. Einzig der Gedanke, wie seine Lippen schmecken würden, zählte in diesem Augenblick.

Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete sie ihren Mund und strich mit ihrer Zunge über seine volle Unterlippe.

Noch einmal. Er schmeckte nach Bier und Minze. Unglaublich verführerisch.

Auch er öffnete seinen Mund. Kam ihr entgegen. Ihre Zungen trafen aufeinander, streichelten sich vorsichtig, tasteten sich langsam in den Mund des Gegenübers vor.

Ein leises, wohliges Seufzen entrang sich ihrer Kehle, ehe sie sich ihm noch ein Stückchen entgegen reckte.

Sie wollte mehr von ihm schmecken. Mehr von diesem warmen Kribbeln in ihrem Bauch spüren.

Doch dann wurde sein Kuss heftiger. Er drängte sie zurück, bis ihr Rücken gegen das Regal stieß.

Das Kribbeln in ihrem Bauch wurde zu einem Knoten, der sich immer weiter zusammenballte.

Ihre Hände stemmten sich gegen seine stahlharte Brust, doch gegen seine Kraft konnte sie nichts ausrichten.

Sie saß in der Falle. Allein mit ihm in dieser winzigen Vorratskammer. Sie musste hier raus. Weg von diesem Ort. Weg von diesem Mann.

Er küsste sie noch immer, obwohl sie ihren Mund bereits geschlossen hatte.

Seine Hände lagen an ihren Wangen und nur mit einer ruckartigen Bewegung gelang es ihr, seine Lippen von ihren loszureißen.

Mit aller Kraft trat sie ihm auf den Fuß. Er ließ fluchend von ihr ab.

"Fuck! Bist du verrückt geworden?"

"Ich ... ich ... gehe jetzt", stotterte sie gepresst und versuchte ihm nicht zu zeigen, wie sehr ihr Körper zitterte. Rückwärts verließ sie den Raum.

Nein, ihm durfte sie auf keinen Fall je wieder zu nahe kommen!

Auf zittrigen Beinen lief sie die kurze Strecke vom Club zu ihrem Apartment. Ihr Atem ging heftig und das Stahlband, das sich um ihre Brust spannte, schnürte sie von Sekunde zu Sekunde enger ein.

Mit letzter Kraft schaffte sie es, die Tür hinter sich zu verriegeln, ehe sie erschöpft zusammenbrach. Keuchend kauerte sie sich zusammen und hieß die Tränen willkommen, die den Druck von ihrem Herzen nehmen würden.

Der Druck würde gehen, aber bleiben würde der grausame Trip zurück in die Vergangenheit. An einen Ort, an dem sie nie wieder sein wollte.

 

 

3 Was soll das?

 

 

ADAM

 

"Ich ... ich ... gehe jetzt", stotterte Faith.

Was?

Die Worte drangen wie durch einen Nebel in seinen Verstand vor.

Er war noch voll und ganz mit dem Schmerz in seinem Fuß beschäftigt, als sie an ihm vorbei schlüpfte und die Vorratskammer verließ.

Was zum Teufel soll das?

Mühsam humpelte er ihr hinterher und sah gerade noch, wie sie den Club verließ.

Kopfschüttelnd starrte er auf die ins Schloss gefallene Tür. Er konnte sich einfach nicht erklären, was gerade passiert war.

Eben noch hatte sie sich endlich fallengelassen. Nach endlos langen zwei Wochen war er ihr nahe genug gekommen, um ihren unvergleichlichen Duft in sich aufzusaugen.

Tausende Male hatte er ihre Note im Vorbeigehen aufgeschnappt.

Tausende Male hatte er sich gewünscht, seine Nase ganz nah an ihre Haut zu bringen, um zu identifizieren, was genau es war, was ihn so süchtig nach diesem Geruch machte.

Als er in die Vorratskammer gekommen war, konnte er sich einfach nicht mehr beherrschen. Ganz nah war er hinter sie getreten und hatte ihren Duft eingeatmet.

Doch je mehr er von ihr roch, desto größer wurde das Verlangen zu wissen, wie sie schmeckte. Ihre Haut, ihre Lippen, ihr Mund … ihre Pussy. Genau in dieser Reihenfolge wollte er sie kosten.

Nein, nicht wollte, musste! Er war wie getrieben von dem Gedanken, jeden Zentimeter ihrer Haut zu liebkosen.

Seine Stimme hatte sich noch nie so flehend angehört wie in diesem Moment, da war er sich sicher.

Und ihr Kuss? Atemberaubend. Genau so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Warm, weich, süß und unglaublich sexy. Er wollte mehr von ihr. Mehr von all dem.

Doch sie ließ ihn stehen.

Nicht nur das. Sie befreite sich aus ihrem Kuss, als hätte er sie zu all dem gezwungen. Als hätte sie ihn nicht freiwillig geküsst und wäre ihm nicht freiwillig entgegen gekommen.

Er konnte ihren Körper noch in seinen Armen spüren.

Und dann, von einer Sekunde auf die andere, hatte sie ihm mit voller Wucht auf den Fuß getreten und war geflüchtet.

Fuck!

Er verstand einfach nicht, was hier passiert war. Genervt packte er seine Sachen und ging ein Stockwerk höher. Hier hatte er seine kleine Wohnung. Lediglich zwei Zimmer, Küche, Bad, aber alles, was er brauchte.

Er ging in das kleine weiß gekachelte Bad und zog sich aus.

Als er sich unter der Dusche wusch, sah er resigniert auf seinen immer noch harten Schwanz. Sein bestes Stück hatte eindeutig noch nicht verstanden, dass Faith heute nicht zur Verfügung stand.

Gequält stöhnte er auf, als er an ihren schmalen, heißen Körper dachte.

Noch immer hatte er keine konkrete Vorstellung davon, was genau sich unter ihrer seltsamen Kleidung verbarg, aber zumindest eine Ahnung.

Eine, die sich verdammt gut in seinen Armen angefühlt hatte.

Völlig automatisch wanderte seine Hand an seinem Bauch entlang nach unten.

Von selbst würde sich dieses Problem nicht lösen. Also schloss er seine Faust um seine Erektion und fuhr langsam auf und ab.

In seinem Kopf formten sich Bilder von Faith, wie sie ihre Hände an seiner Duschwand abstützte und ihm ihren kleinen Hintern entgegenstreckte. Er stellte sich vor, wie er sie an den Hüften packte und in sie stieß. Erst langsam, dann immer schneller.

Im gleichen Rhythmus ließ er seine Hand schneller auf- und abfahren. Verstärkte den Druck und genoss das Ziehen während die Bilder in seinem Kopf in Höchstgeschwindigkeit rasten.

Dann krachte sein Orgasmus über ihn herein. In mehreren Schüben ergoss er sich in die Dusche, die sämtliche Spuren sofort wegspülte.

Der Druck war weg. Befriedigt fühlte er sich aber nicht.

 

FAITH

 

Lange saß sie am Boden vor ihrer Eingangstür. Die Tränen waren vor Stunden versiegt. Alles was blieb war die Leere in ihr, die den Reisen in ihre Vergangenheit stets folgte.

Mühsam hob sie ihren pochenden Kopf von den Knien. Es war bereits hell geworden, ohne dass sie es mitbekommen hatte.

Sie rappelte ihre steifen Glieder auf. Stöhnend presste sie ihre Handballen auf ihre Schläfen. Der dröhnende Kopfschmerz ließ sie taumeln.

Mit einer Hand an der Wand entlang tastend, ging sie ins Badezimmer. Die Lampe ließ sie aus und war froh, dass die Jalousie des kleinen Fensters heruntergelassen war. So war das Licht gedämpft und reizte ihre herannahende Migräne nicht noch zusätzlich.

In dem schlichten Spiegelschränkchen über dem Waschbecken suchte sie nach den Schmerztabletten. Wut und Verzweiflung brauten sich in ihr zusammen, als sie sie nicht auf Anhieb fand.

Sie warf alles, was sich in dem Schränkchen befand, beiseite, bis sie die richtige Dose gefunden hatte. Mit zitternden Händen öffnete sie den Behälter und schluckte zwei der Tabletten ohne einen Tropfen Wasser.

Dann ging sie in das angrenzende Zimmer. Die gleißende Sonne des schönen Herbsttages stach wie eintausend Nadeln in ihrem Kopf. So schnell sie konnte schloss sie die dicken, schweren Vorhänge und rollte sich anschließend auf dem schlichten Futonbett zusammen.

Die emotionale Erschöpfung brachten ihr bald den ersehnten Schlaf.

 

ADAM

 

Der Wecker riss ihn unsanft aus dem Schlaf. Er konnte kaum glauben, dass es schon wieder elf Uhr sein sollte. Und doch belegten die Zahlen auf seiner Digitaluhr genau das.

Dass er sich so gerädert fühlte, musste daran liegen, dass er ewig gebraucht hatte, um einzuschlafen.

Faith ging ihm partout nicht aus dem Kopf. Was sollte das alles? Ihr widersprüchliches Verhalten beschäftigte seinen Kopf non stop.

Und wenn er gerade mal fünf Minuten nicht an sie dachte, erinnerte sein Schwanz ihn ganz bestimmt an sie.

Fuck!

Mühsam quälte er sich aus dem niedrigen Bett. Nach einem kurzen Abstecher ins Bad zog er sich seine Joggingklamotten an und verließ das Haus, in dem sowohl sein Club als auch die kleine Wohnung lagen.

Er joggte die zwei Meilen bis zu dem Studio, in dem er immer trainierte.

Mittags war hier immer am wenigsten los und er genoss die Ruhe.

Slade, Inhaber des Boxstudios, begrüßte ihn bereits am Eingang.

"Na, auch schon auf den Beinen?", scherzte er und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

"Wäre ich so wie du um neun Uhr ins Bett gegangen, wäre ich auch schon früher auf", gab er lachend zurück.

Sie trainierten zusammen an den Geräten und anschließend im Ring.

Slade, der Club, die Jungs, all das war zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden.

Er war dankbar, dass Noel, Slades Dad, ihn damals auf der Straße aufgelesen hatte. Er war sich nicht sicher, ob er heute noch am Leben wäre, hätte Noel ihm kein Ziel gegeben.

Das Boxen sorgte dafür, seine überschüssige Energie loszuwerden. Noel gab ihm ein Dach über dem Kopf, als seine eigenen Eltern es ihm versagt hatten. Der Gedanke an Noel brachte wie immer einen schlechten Beigeschmack.

Die letzten Worte zwischen ihnen waren im Streit gefallen und bestimmt nicht so gemeint, wie sie gesagt wurden.

Zurücknehmen konnte er sie nicht. Noel starb noch am selben Abend. Als Slade ihn endlich erreicht hatte, war es bereits zu spät. Noel's Haut war bereits kalt, als er an seinem Sterbebett ankam.

Damals hatte er sich dazu entschieden, sein Leben endgültig zu ändern. Er bereute nicht, was er getan hatte, um zu erreichen, was er heute war. Er bereute nur die Art und Weise, wie er dabei mit den Menschen, die ihm wichtig waren, umgegangen war.

Allen voran Noel.

"Konzentrier dich, Adam! Du schlägst wie eine Pussy!", bellte Slade ihn an und stieß ihn hart vor die Brust.

Richtig! Ganz oder gar nicht, wie immer, Mann!

Pussy ließ er sich von Slade bestimmt nicht schimpfen.

Er war keine Pussy … dachte vielleicht zu oft an eben jene … oder an eine bestimmte … Faith.

Wie zum Teufel schaffte diese Frau es, sich sogar in sein Training zu schleichen?

Hier war kein Platz für einen Gedanken an sie. Weder an ihren Körper noch an ihr schönes, wenn auch immer müde wirkendes Gesicht.

Nicht an ihre weichen Lippen oder die strahlenden Augen, die von einer Sekunde zur nächsten von funkelnder Freude auf tote Leere schalten konnten.

Schon gar nicht an ihre Küsse. Weich, bittersüß und dann leidenschaftlich, ehe sie genauso abrupt die Richtung änderten wie der Ausdruck ihrer Augen.

Schmerz schoss in seinen Schädel, genauso wie am Vorabend in seinen Fuß.

"Fuck!"

"Verdient! Wenn du dich nicht mal für fünf Minuten konzentrieren kannst", knurrte Slade und zog seine Handschuhe aus.

"Was ist los? Wo willst du hin?"

"Ich boxe nicht mit dir, wenn du in Gedanken bei deinem letzten Fick bist!"

"Wenn dem bloß so wäre …"

Slade lachte laut auf.

"Du hast sie noch nicht mal gefickt und bekommst sie trotzdem nicht mal fürs Training aus dem Kopf? Du bist am Arsch, Mann!"

"Red' kein Scheiß! Genau das ist doch das Problem! Sie hat mich einfach stehenlassen!" … zumindest versuchte er sich das selbst einzureden.

Slades Lachen wurde noch lauter.

"Du hast einen Korb kassiert? Muss echt schlimm für dein Ego sein!"

"Lass den Scheiß und trainier lieber mit mir!", blaffte Adam.

"Geh an die Geräte, Adam. Wenn ich dir deine hübsche Visage blau schlage, hast du noch weniger Chancen bei ihr." Damit schwang er sich aus dem Ring und ging zum Punchingball.

"Woher kennst du sie?", fragte Slade, während er bereits anfing, auf den roten Ball einzuschlagen.

"Sie arbeitet bei mir", brummte er und machte sich missmutig daran, seine Schulterpartie zu trainieren. Lieber wäre ihm ein guter Kampf gewesen, aber Slade hatte recht, er war nicht bei der Sache.

"Nicht gut, Adam. Pass auf, dass du nicht noch eine Anzeige wegen sexueller Belästigung bekommst."

"Nein, so eine ist sie nicht. Und es war auch kein Sofort-Korb, ich kann es nicht erklären."

"So viele Gedanken, wie du dir darum machst, muss sie was Besonderes sein. Ich komm vorbei und seh sie mir an", sagte Slade lachend und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.

Adam nickte nur. Er mochte es, wenn seine Freunde zu ihm in den Club kamen. Ein paar echte Menschen um sich herum. Nicht nur Kleinkriminelle und aufgetakelte Möchtegern-Szene-Menschen.

 

Er verabschiedete sich nach Trainingsende von seinem Freund und machte sich langsam auf den Heimweg. Dort angekommen, duschte er heiß.

Ein Handtuch um die Hüften geschlungen, starrte er in den Kleiderschrank. Genervt darüber, dass er sich überhaupt Gedanken machte, in welchen Klamotten er Faith am besten gefallen würde, riss er ein einfaches schwarzes Muscle-Shirt aus dem Schrank.

Dazu eine tief sitzende schwarze Jeans, Socken und Shorts. Standard. Er wollte niemanden beeindrucken!

Er rieb sich mit dem Handtuch über die Haare und zog sich an. Das Parfüm konnte er sich allerdings nicht verkneifen.

… alles nur wegen diesem Weibsbild!

Dann lief er nach unten und sperrte den Laden auf. Jeden Moment würde sie hereinkommen. Er begann schon mal, die Bar aufzufüllen, um nicht dämlich wartend auf die Tür zu starren.

Von Minute zu Minute wurde er unruhiger. Als er endlich das knarzende Geräusch der Eingangstür hörte, hielt er die Luft an. Wollte sie nicht mit ihm allein sein und kam deshalb kurz vor knapp? Was dachte sie? Dass er über sie herfallen würde?

Doch es war nicht Faith, es waren bereits die ersten Gäste. Er hatte gar nicht bemerkt, dass die Stunden so schnell vorbeigezogen waren.

Ließ sie ihn wirklich wegen dieser Kleinigkeit hängen?

Würde sie ihren gut bezahlten Job sausen lassen, nur weil er ihr einmal zu nah auf die Pelle gerückt war? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein!

Schnell drehte er die Anlage auf und Musik erfüllte den Raum. Er bediente die Neuankömmlinge und starrte jedes Mal auf die Tür, wenn sie sich öffnete.

Nichts. Keine Faith.

Noch gab er die Hoffnung nicht auf, vielleicht würde sie wirklich abwarten, bis mehr Gäste hier waren … aber diesen Zahn würde er ihr ziehen. Er erledigte doch nicht alle Vorbereitungen allein, nur weil sie zu feige war, sich mit ihm auszusprechen.

Es war ja nicht gerade so, als hätte er sie zu irgendetwas gezwungen.

 

Über eine Stunde und viele Gäste später öffnete sich die Tür erneut. Die Bar war mittlerweile gut voll, doch von Faith fehlte noch immer jede Spur. Und das gerade heute, wo so viel Betrieb war.

Doch auch dieses Mal war es nicht Faith. Slade, Deacon, Liam und Nick betraten die Bar.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt. So dreckig wie Slade grinste, hatte er ihren anderen Freunden bereits von Faith erzählt und sie waren gekommen, um zu sehen, wie die Frau aussah, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.

Shit!

"Hey!", grüßte er die Runde, als diese sich an die volle Bar drängte.

"Und, wo ist deine Traumfrau?", platze Liam sofort heraus.

"Sie ist nicht meine Traumfrau!" ... ist sie doch …

"Dann eben, wo ist die Frau, die es schafft, dein Training zu versauen?"

Die vier lachten, weil alle wussten, wie eisern er war, wenn es ums Boxen ging.

"Wenn ich das wüsste", schnaubte er und wandte sich seinen Gästen zu. Allein hatte er keine Chance, sich für fünf Minuten mit jemandem zu unterhalten.

"Sie ist einfach nicht aufgetaucht?", fragte Slade, nun wieder ganz ernst.

"Nein."

"Bist du allein heute?"

"Sieht so aus, oder?", knurrte er zurück.

Ja, ja, immer mit dem Finger in die offene Wunde!

Slade stützte sich an der Bar ab und schwang seine Füße hinter den Tresen.

"Ich hab keine Zeit zu diskutieren, Mann!"

"Hab ich auch nicht vor, ich helfe dir!"

Er wusch sich die Hände und wandte sich dann den Gästen zu.

Ja, auf seinen Freund war einfach immer Verlass!

 

"Alles, was du brauchst, mein Bester, ist ein richtiger guter Fick!" Liam's Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Da erst fiel ihm auf, dass er immer noch das gleiche Glas spülte. Seit wann? Genau konnte er es nicht sagen, aber seine Gedanken hingen eindeutig schon viel zu lang an Faith. Wo war sie? Ließ sie ihn wirklich wegen dieses lächerlichen Kusses im Stich?

"Adam!"

Konzentrier dich, Junge. Du machst dich ja lächerlich!