Of Course Boss - Mia B. Meyers - E-Book
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Of Course Boss E-Book

Mia B. Meyers

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Beschreibung

ZOE: Endlich bin ich am Ziel meiner beruflichen Träume, einziger Wermutstropfen ist mein neuer Boss. Cameron Carter ist nicht nur furchtbar arrogant und pedantisch, sondern leider auch noch heißer als die Hölle. Vermutlich einer der Gründe, warum ihm ein eindeutiger Ruf vorauseilt. Doch als clevere neue Assistentin beuge ich vor. Ich habe einen Plan, durch den ich Camerons mögliches Interesse erst gar nicht wecke. Ob er aufgehen wird? CAMERON: Ich habe mit einigem gerechnet, als mein Vater meine zukünftige Assistentin einstellte, aber nicht damit. In meinem Vorzimmer sitzt die Reinkarnationen einer ausrangierten Bibliothekarin und als wäre das noch nicht genug, ist ihr Mundwerk mindestens genauso locker wie ihre Flatterkleider. Einziger Hoffnungsschimmer ist, dass es bisher noch keine Sekretärin länger bei mir ausgehalten hat, da wird dieses Exemplar keine Ausnahme sein. Oder sollte sie mich doch überraschen? Das Buch ist in sich abgeschlossen.

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OF COURSE BOSS

MIA B. MEYERS

Erstauflage Januar 2023

Copyright © 2023

Mia B. Meyers

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

E-Mail: [email protected]

www.miabmeyers.com

Facebook Autorenseite: Mia B. Meyers Autorin

Covergestaltung: www.mmcoverdesign.de

Covermotiv: Shutterstock.com

Lektorat: Susan Liliales

Korrektorat: www.sks-heinen.de

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit schriftlicher Genehmigung

der Autorin.

Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden.

Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, Orten oder Ereignissen sind zufällig und unbeabsichtigt.

Markennamen, die genannt werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung korrigiert.

INHALT

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Epilog

Danksagung

Über Mia B. Meyers

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

um einer eventuellen Enttäuschung vorzubeugen, möchte ich dich an dieser Stelle vorwarnen.

Vermutlich werden sich meine Protagonisten stellenweise sehr speziell ausdrücken. Sie lieben klare Worte, zu denen auch der ein oder andere Kraftausdruck gehört.

Und ja, dem ist – ganz unabhängig von ihrem Alter oder ihrem beruflichen Erfolg – so.

Alle meine Protagonisten sind fiktional und dürfen es somit. Darüber hinaus, wer weiß schon, wie die oberen Zehntausend wirklich miteinander reden?!

Sollte schon dieses Vorwort nicht deinem Geschmack entsprechen, wird es leider auch der Rest nicht tun. Das würde ich zwar sehr bedauern, aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden.

In diesem Fall muss ich mich an dieser Stelle leider von dir verabschieden. Ansonsten wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr, dass es dir gefallen wird.

Deine Mia

1

ZOE

Das war ja klar, ausgerechnet jetzt muss ich mal wieder aufs Klo. Es gibt exakt zwei Sorten von Menschen: Die einen haben den Drang, unter Aufregung ständig zu pinkeln, und die anderen geraten in unfeine Umstände mit ihrem Magen-Darm-Trakt. Unschwer zu erraten, zu welchem der beiden Lager ich gehöre. Pinkeln zu müssen, kann man noch verdrängen, aber … Oh Gott, meine Gedärme rumoren so laut, dass sogar Greg Carter von den Papieren aufsieht, die er studiert. Ganz genau, der Greg Carter. Gründer von Carter Construction Company, dem Immobilienimperium, dessen Jahresumsatz so gewaltig ist, dass ich nicht einmal daran zu denken wage. Ich lächle ihm bemüht zu, obwohl sich Schweiß auf meiner Stirn sammelt, und er konzentriert sich wieder auf seine Unterlagen.

Bereits im Betriebswirtschaftsstudium legte der Professor uns nahe, dass man immer Zielvorstellungen haben muss, selbst wenn sie utopisch wären, und mein Ziel war genau diese Firma. Greg Carter gründete sie mit Anfang 20 als Visionär aus dem Nichts und es gibt seitdem kein Jahr, in dem die Umsätze des Konzerns nicht steigen. Er hat sein Immobilien-Unternehmen durch jede noch so schwere Finanzkrise gelenkt und mein Ziel ist es, ein Zahnrad in dieser Maschinerie zu werden. Als ich vor drei Wochen eine Bewerbung auf die Stellenanzeige der Assistentin des Juniorchefs abschickte, habe ich nicht im Traum damit gerechnet, dass sie mein Stellengesuch auch nur eines Blickes würdigen. Doch wie durch ein Wunder wurde ich wenige Tage später zum Einstellungstest geladen und heute sitze ich hier, in einem Büro, das größer ist als meine komplette Wohnung.

»Was denken Sie, wie Sie in unserem Assessment-Center abgeschnitten haben?«, unterbricht Mister Carter die Stille und sieht mich ohne jegliche Regung im Gesicht an.

Toll, genau von diesem Thema habe ich gehofft, dass es nicht zur Sprache kommt. Nervös streiche ich meine dunklen Haare, die ich heute Morgen in aufwendige Wellen geföhnt habe, hinter die Ohren.

»Nun ja«, setze ich an und erneut tönt ein Rumoren durch den Raum, als würde die Erde beben. Mein Magen-Darm-Trakt krampft und mir bricht kalter Schweiß aus jeder Pore meines Körpers. Was habe ich getan, dass ich das erleiden muss? Bloß nicht an die Vorzüge einer wunderschönen Toilette denken. Ich klammere meine Finger um die Stuhllehnen, sodass meine Knöchel weiß hervortreten, und zwinge mich zu einem Lächeln.

»Ich muss gestehen, dass mir die Fragen über das Fachwissen der Baubranche teilweise Probleme bereitet haben«, gebe ich kleinlaut zu und Mister Carter studiert erneut die Unterlagen vor sich – vermutlich die Ergebnisse aus eben jenem Test.

»Das ist richtig. In dem Bereich sind Sie anscheinend nicht sehr bewandert«, stellt er fest und ich lasse den Kopf sinken. Das klingt nicht gut. Es klingt sogar schlimm genug, dass ich kurzzeitig vergesse, dass ich unbedingt und ohne noch längere Verzögerung auf die Toilette muss.

»Andererseits haben Sie beim Leistungs- und Konzentrationskurs mit Abstand die höchste Punktzahl erreicht und auch die Ergebnisse Ihres Persönlichkeitstests verdienen meine uneingeschränkte Anerkennung«, fährt er fort, legt die Papiere beiseite und stützt sich mit den Armen, die in einem maßgeschneiderten Sakko stecken, auf dem Schreibtisch ab.

Das ist gut, oder? Automatisch richte ich mich etwas gerader auf und straffe den Blazer meines dunkelblauen Kostüms.

Mister Carter mustert mich und zieht seine grauen Augenbrauen zusammen, denen man noch ansieht, dass sie einst schwarz gewesen sind. Wie kann man nur derart hypnotische Augen haben? Nicht, dass ich ihn übermäßig taxieren würde, aber dieses fast durchsichtige Blau strahlt so sehr, dass man es gar nicht übersehen kann.

»Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Miss Hill. Wie Sie wissen, suche ich die zukünftige Assistenz für meinen Sohn und hatte vor, einen männlichen Bewerber einzustellen.«

Ruckartig werden meine Wangen warm und ich schaue beschämt auf die Schreibtischplatte zwischen uns. Auch ohne, dass er weiter darauf eingeht, weiß ich, was er mir mitteilen möchte. Ebendiese Stelle, auf die ich mich beworben habe, wird spätestens alle drei Monate neu ausgeschrieben und warum das so ist, ist weitläufig bekannt. Der Ruf von Mister Carters Sohn eilt ihm voraus.

»Sofern ich mich doch für eine Assistentin entscheide, wünsche ich mir eine Mitarbeiterin, die ihre Karriereziele vor ihre persönlichen Bedürfnisse stellt. Eine Arbeitnehmerin, die in der Lage ist, Privates und Berufliches zu trennen, um auf Dauer Teil unseres Teams zu sein«, führt er weiter aus und schaut mich abwartend an. Die Message ist klar: Konzentriere dich auf die Arbeit und lass dich nicht von meinem Sohn vögeln. Na, das ist doch ein Klacks, das bekomme ich locker hin.

Automatisch breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und ich strahle Mister Carter an, als hätte er mir gerade verkündet, dass ich zum ersten Mal nach fünf Jahren Lottospielen eine Million Dollar gewonnen habe.

»Mister Carter, vorausgesetzt, dass Sie mir diese Chance geben, versichere ich Ihnen, dass ich sie nutzen werde.«

Er lächelt und auch wenn es ehrlich wirkt, ist da doch noch eine nicht unwesentliche Menge an Skepsis. Vermutlich haben das vor mir schon andere gesagt, die ebenso überzeugt davon waren. Dass ich heute hier sitze, beweist, dass sie eines Besseren belehrt wurden. Mister Carter ist bisher nicht ganz zufriedengestellt und darum setze ich noch einmal eine Schippe drauf.

»Mein Ziel ist es, auf Dauer in Ihrem Unternehmen tätig zu sein und mich zu einer Mitarbeiterin zu entwickeln, die sich für Sie als unersetzlich erweist.« Ich schaue ihm pflichtbewusst in die Augen und flehe innerlich, dass ich ihn überzeugen konnte, weil ich jedes Wort genauso meine. Ich hoffe, er erkennt in meinem Blick, was ich nicht laut aussprechen mag: Keine Sorge, in mir wird Ihr Sohn seine Meisterin finden.

* * *

»Ich habe den Job!«, schreie ich, sobald ich die Tür ins Peaches aufstoße und sämtliche Gäste im Lokal drehen mir ihre Gesichter zu. Ich lächle entschuldigend und schaue dann zum letzten Tisch am gegenüberliegenden Ende des Raumes, an dem meine besten Freundinnen Catherine und Melissa sitzen.

Cat stößt einen Schrei der Entzückung aus, sodass nun alle Anwesenden zu ihr sehen, wobei einige bereits leicht genervt wirken. Aus dem Augenwinkel schnappe ich einen Blick von Dave, dem Besitzer der Bar auf, der mir mit einem Kopfnicken zu verstehen gibt, dass ich zu den Mädels hinübergehen soll, damit wir nicht seine übrigen Gäste vergraulen.

Ich flitze, so schnell es meine Jimmy Choos zulassen, auf unseren Tisch zu und kann meine Handtasche gerade noch rechtzeitig an die Stuhllehne hängen, ehe Cat und Melissa mich überschwänglich begrüßen.

»Ich wusste, dass du den Job bekommst«, findet Melissa als Erste ihre Stimme wieder und wir setzen uns.

»Ich wünschte, diesen Optimismus hätte ich auch gehabt«, erwidere ich und lasse mich erschöpft auf einen der Stühle fallen.

»Junge, Junge, du hast dich aber herausgeputzt«, stellt Cat fest, lässt den Blick über mein enges Kostüm gleiten und endet bei meinen High Heels. »Für die Dinger brauchst du einen Waffenschein. Sind das nicht die Schuhe, die du nie trägst, damit sie keine Kratzer bekommen?«

»Das ist korrekt«, gebe ich zu und schlage ein Bein über das andere. »Aber heute wollte ich überzeugen, egal wie.«

»Und du meinst, die Schuhe haben dir nun diese Stelle besorgt?«, will Melissa wissen und ich zucke mit den Schultern. »Dieser Greg Carter mag ein Meister seines Fachs sein, aber er ist dennoch ein Mann«, erklärt sie abfällig und schaut prüfend auf ihren beigen Nagellack. »Ich glaube nicht, dass ihm die Besonderheit deiner Fußbekleidung aufgefallen ist.«

»Papperlapapp«, mischt sich Cat ein und deutet auf die Getränkekarte, die zwischen uns auf dem Tisch liegt. »Sagtest du gerade, die Cocktails gehen heute auf dich?« Sie schiebt das Rockabilly-Tuch zurück, das ihre blondierten Haare zusammenhält, und schürzt die rot geschminkten Lippen.

»Ich hatte es noch vor, ja.« Ich zwinkere ihr zu und lehne mich seufzend an die Stuhllehne. Verdammt, ich habe es geschafft! Ich schließe die Augen und sehe Greg Carter erneut vor mir, wie er sich aus seinem mächtigen Ledersessel erhebt, mir die Hand entgegenstreckt und mich in der Firma willkommen heißt. Sogar jetzt jagt mir nur der Gedanke daran noch eine Gänsehaut über die Arme und ich möchte vor Freude schreien.

»Und, wie ist dieser Greg Carter so?«, will Melissa wissen und winkt zeitgleich Dave zu, damit wir unsere Bestellung aufgeben können.

Ich denke an den Mittsechziger und lächle. »Ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Viel bodenständiger und …«

»Was kann ich euch bringen?«, unterbricht Dave mich und Melissa bestellt drei Cosmopolitan, so wie immer, wenn wir uns hier treffen.

»Sein ursprünglicher Plan lautete wohl, einen Mann einzustellen«, fahre ich fort und Cat lacht laut auf.

»Tja, der Papa kennt seinen Sohnemann offenbar«, wendet Melissa ein und ich zucke mit den Schultern.

»So oder so, dazu gehören immer zwei und ich werde mir die Möglichkeit, in dieser Firma zu arbeiten, ganz sicher nicht versauen. So heiß kann dieser Cameron Carter gar nicht sein.«

»Genau«, stimmt Cat zu und verzieht ironisch den Mund.

»Was soll das?«, will ich wissen und sie schaut mich unschuldig an.

»Was soll was?«

»Cat, du weißt genau, was ich meine. Was soll dieser sarkastische Unterton?«

»Hast du Cameron schon mal gesehen?«, will sie wissen und ich runzle die Stirn.

»Ja, natürlich.« Cameron Carter ist das Aushängeschild des Unternehmens und wann immer irgendwo ein Zeitungsartikel oder Ähnliches erscheint, strahlt er in die Kamera. Wenn man also wie ich die Firma im Blick behält, ist es schwer, ihn zu übersehen.

»Ich meine, ob du ihm schon mal leibhaftig gegenüber standest? Dieser Typ hat eine Aura, der man sich nicht entziehen kann.«

»Ach komm, Cat. Hältst du mich für so dämlich, dass ich auf einen Typen mit einem derart beschissenen Image reinfalle?«

»Erinnerst du dich noch an diese Carla, aus dem College?«, fragt sie mich, statt zu antworten, und darauf fällt selbst mir kein guter Konter ein.

Natürlich erinnere ich mich an sie und an das, was von ihren hervorragenden Voraussetzungen übrig geblieben ist. »Klar, unser Cindy-Crawford-Klon.«

»Exakt.« Sie deutet mit dem Finger auf mich und wartet kurz mit dem Weitersprechen, weil Dave zu uns herüberkommt. Er legt drei Servietten auf den Tisch, stellt je einen Cosmopolitan darauf ab und verschwindet wieder. »Erinnere dich. Sie hat als Jahrgangsbeste abgeschlossen und die Firmen haben sich quasi um sie geprügelt. Sie dürfte also alles andere als dämlich sein und dennoch ist sie ebenfalls eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts, die ihrem Chef verfallen ist, bis ihm die Lust an ihr verging. Ihre Fähigkeiten dürften noch immer dieselben sein, trotzdem tut sie sich heute schwer, einen Job zu finden, weil sie überall den Ruf hat, sich nur hochzuschlafen und ansonsten keine Qualifikationen zu haben. Ist das gerecht?«, will Cat rhetorisch wissen und schüttelt den Kopf. »Natürlich nicht, aber das ist die beschissene Realität.«

Ich starre Cat an und schürze die Lippen, weil ich nicht weiß, was ich darauf erwidern soll.

»Dann ist mein zukünftiger Chef eben ein Kerl, der so manche Frauen zu sabbernden Neandertalerinnen macht. Na und? Ich muss mich da nicht einreihen«, wende ich ein und greife nach meinem Cosmopolitan. Hoffentlich ist das Thema jetzt beendet.

»Das hoffen wir doch mal«, mischt Melissa sich ein und ich schaue sie fragend an.

»Warum seid ihr so sicher, dass der Kerl jede rumkriegt und damit auch mich? Hat er einen Schwanz, der Haselnusscreme spritzt, oder was?«

Cat und Melissa schauen mich betreten an, als sei die Sache schon gelaufen, ehe sie überhaupt angefangen hat, und ich lache trocken auf.

»Also ehrlich, ihr kennt mich doch.« Ich schüttle verständnislos den Kopf. »Als ob ich sonst auch sofort jedem Kerl verfallen würde.« Ganz im Gegenteil, während die beiden in unserer Studienzeit regelmäßig die Bettnachbarn wechselten, saß ich über meinen Büchern oder musste jobben.

Sie erwidern nichts und tauschen nur dämliche Blicke aus, was meinen Puls nun doch in die Höhe treibt. Allerdings nicht, weil ich wütend werde, sondern die beiden meinen Männergeschmack besser kennen als ich selbst. Wenn sie in Erwägung ziehen, dass ich seinen möglichen Avancen erliegen könnte, dann ist dem vermutlich auch so. Schnaufend beiße ich die Zähne aufeinander und verdrehe die Augen.

»Okay, da ihr ja offenbar Profis auf dem Gebiet seid: Wie gedenkt ihr, entgehe ich der göttlichen Anziehungskraft von Cameron Carter?«

Erneut wechseln sie wissende Blicke und Cats Mund verzieht sich zu einem Grinsen, das mir Angst einflößt.

»Hast du noch diese hässliche schwarze Brille, die du beim Lesen immer trägst?« Automatisch zwinkere ich, als müsste ich die Kontaktlinsen – ohne die ich kaum etwas sehe – befeuchten. »Die mit den Gläsern so dick wie Aschenbecher«, fährt sie fort, weil sie mein Schweigen offenbar falsch versteht.

»Klar, die habe ich noch. Warum?«

Cat hebt ihr Cocktailglas, damit wir anstoßen, und zwinkert mir verschwörerisch zu. »Das werden wir dir zeigen.«

2

CAMERON

»Ich bin in spätestens einer Stunde wieder da. Bis dahin können Sie die Unterlagen alle einmal durchlesen und unterschreiben«, erklärt Lynn aus der Personalabteilung, während sie auf den Fahrstuhl zukommt, aus dem ich gerade aussteige. Als sie mich entdeckt, verfinstert sich ihr freundlicher Gesichtsausdruck.

»Mister Carter«, presst sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schiebt sich an mir vorbei in die Kabine. Es gab Zeiten, da sprach sie mich mit exakt dem Wortlaut an, nur dass sie dabei nicht ansatzweise so verkniffen aussah. Vor knapp zwei Jahren war sie meine Assistentin, bis sie wegen unüberbrückbarer Differenzen in eine andere Abteilung versetzt wurde. Ich gebe zu, wir hatten eine schöne Zeit, aber als sie irgendwann mit einem Kosmetikköfferchen bei mir aufgetaucht ist, um sich heimisch einzurichten, hat sie den Vogel abgeschossen. Wer bin ich, die Wohlfahrt? Ich liebe Frauen in allen erdenklichen Konstellationen und finde quasi an jeder etwas, für das ich mich begeistern kann. Aber wenn sie ihre Zahnbürste bei mir einziehen lassen will, hört es ja wohl auf.

»Seit ich Sie verlassen habe, ist das bereits die sechste Assistenz, die ich für Sie einweise«, zischt Lynn und grinst mich hochmütig an. »Aber irgendwas sagt mir, dass diese hier länger bleiben wird.« Bei den Worten drückt sie die Taste, damit die Türen des Aufzugs sich schneller schließen, und ich ziehe die Stirn kraus. Bilde ich mir das ein oder wirkte sie irgendwie auf boshafte Art zufrieden?

Was interessiert es mich? Ich gehe ungerührt den kurzen Gang nach rechts, der mich in das Vorzimmer meines Büros bringt, und rücke meine Krawatte zurecht. Meine neue Assistentin, Miss Hill, hat heute ihren ersten Tag und da ich die letzten Wochen verhindert war, mich selbst darum zu kümmern, hat Dad sie eingestellt. Leider habe ich noch nicht einmal ein Bewerbungsfoto von ihr gesehen, da wir aus Gründen der Chancengleichheit seit einem Jahr darauf verzichten. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich mir keine Sorgen darüber mache, wen Dad mir in mein Vorzimmer gesetzt hat. Ich rechne jedenfalls mit dem schlim… Was zur Hölle ist das denn?

»Mister Carter«, begrüßt mich eine samtene Stimme, die so ganz und gar nicht zu dem passen will, was sich mir visuell bietet. Die Frau hinter dem Schreibtisch erhebt sich aus dem Bürostuhl und kommt auf mich zu. Mein Impuls rät mir zur Flucht, aber ich stehe da, als hätte mich jemand mit einem Drucklufttacker an Ort und Stelle montiert.

»Ich bin Ihre neue Assistentin, Zoe Hill«, stellt sie sich vor und streckt mir ihre Hand entgegen, die ich irritiert ansehe. Ich bin nicht sicher, was ich schlimmer finde. Dieses gruselige gestreifte Strickkleid, das ihr bis zu den Knöcheln reicht, oder ihre Schuhe. Trägt die ernsthaft Birkenstocks im Büro? Ich wackle mit dem Zeigefinger zwischen uns und lache auf.

»Jetzt hätten Sie mich fast überzeugt«, erwidere ich und schaue mich suchend um. Garantiert steht Miles – mein bester Kumpel und Anwalt der Firma – in irgendeiner Ecke und lacht sich über meinen dämlichen Gesichtsausdruck schlapp.

»Ich verstehe nicht ganz«, entgegnet sie und blinzelt mich durch exorbitante Brillengläser an, die ihre Augen auf die dreifache Größe zoomen. Ich ziehe den Kopf zurück und verziehe den Mund. Hoffentlich sehe ich nicht ganz so angewidert aus, wie ich es bin.

Sie schaut auf ihre Hand, die sie mir noch immer hinhält, und zieht sie mit geschürzten Lippen zurück.

»Wie ich hörte, brauchen Sie morgens erst mal einen starken Kaffee. Möchten Sie, dass ich Ihnen einen ins Büro bringe?«, wechselt sie nun das Thema und ich fahre mir mit der Hand durch die Haare. Apropos Haare. Bei dem strengen Dutt auf ihren Kopf wundert es mich, dass sie ihre Augenlider noch bewegen kann. Zudem erinnert sie mich damit auf beängstigende Weise an unsere frühere Haushaltshilfe. Die, die mir immer in den Oberarm kniff, wenn ich nicht aufaß.

»Später, ich muss noch etwas erledigen«, beantworte ich ihre Frage und mache auf dem Absatz kehrt.

»Der will mich doch verarschen«, maule ich, während ich immer stärker auf den Rufknopf des Fahrstuhls eindresche, bis sich diese beschissenen Türen öffnen. Ich schlage mit der Faust auf den Knopf für die 25. Etage und presse die Zähne aufeinander. Wieso dauert die Scheißfahrt heute so lange?

Endlich öffnen sich die Türen und ich stürme auf den Tresen zu, der sich inmitten des großen Raums befindet.

»Mister Carter«, begrüßt die Miller mich und greift nach dem Telefonhörer. »Möchten Sie zu Ihrem Vater? Soll ich Sie anm…«

»Ich melde mich selbst an«, unterbreche ich sie barsch und stürme, ohne zu klopfen, in sein Büro.

»Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«, fahre ich Dad an, der gerade telefoniert und irritiert zu mir aufsieht.

»Clive, ich rufe dich später zurück«, verabschiedet er sich hektisch und beendet das Gespräch.

»Es tut mir leid, Mister Carter. Ich …«, fiepst Dads Sekretärin und lässt den Satz unausgesprochen. Dad lächelt ihr zu und sie schließt leise die Tür hinter sich.

»Ich hoffe, es gibt einen Grund dafür, dass du auf diese Art in mein Büro stürmst?«, will Dad wissen und faltet die Hände vor sich auf dem Tisch. Eine Geste, die ich schon als Kind und noch mehr als Jugendlicher hasste, weil er sie so hochmütig ausführt.

»Ich habe bereits vermutet, dass du meine zukünftige Assistentin …«

»Ah ja, deine Assistentin«, unterbricht er mich. »Gut, dass du sie erwähnst. Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, wenn du dieses Mal die nötige Distanz wahren könntest.«

Wie bitte? Ach ja, mein sogenannter Ruf kommt mir in den Sinn und in meinem Kopf tummeln sich augenblicklich beängstigende Bilder. Ich sehe Dad verständnislos an. »Sag mal, reden wir hier von derselben Person?«, blaffe ich ihn an und werfe aufgebracht die Hände in die Luft. »Vor meinem Büro sitzt Biene Majas biedere Schwester. Es wird hart, aber ich werde mich wohl zurückhalten können.« Ich lache trocken auf und reibe mir über den Mund, auf dem ich die Hand aufgewühlt liegen lasse.

»Cameron, ich habe wirklich keine Ahnung, wovon du da sprichst«, entgegnet er und schwingt sich aus seinem Sessel.

»Wo willst du jetzt hin?«, frage ich, während er mir die Bürotür aufhält und mich hindurchwinkt.

»Biene Majas Schwester begrüßen.«

Wirklich sehr lustig, ich lache mich tot. Mürrisch gehe ich neben ihm zum Fahrstuhl und fahre in die 23. Etage, in der sich mein Büro befindet. Sollten wir jetzt um die Ecke kommen und sie sitzt nicht mehr an ihrem Platz, hat Miles mich doch verarscht und ich bin ihm auf den Leim gegangen. Aber selbst wenn, wäre meine Erleichterung zu groß, um wütend zu sein. Undenkbar, dass diese Person zukünftig mein Vorzimmer ziert.

»Mister Carter«, ruft sie wieder aus und schwingt sich wie vorhin aus dem Bürostuhl. Nur, dass sie dieses Mal nicht auf mich, sondern auf Dad zugeht.

»Miss Hill«, begrüßt er sie und ich taxiere seine Gesichtszüge akribisch. Seine Augen weiten sich, nur für Sekunden und doch war er für einen kurzen Moment ganz offensichtlich überrascht. Gott sei Dank. Wahrscheinlich ist das alles ein Missverständnis.

»Ich freue mich, Sie zu sehen«, fährt Dad fort und greift mit beiden Händen nach ihrer. Jetzt tätschelt er die auch noch. Vom Modetrend her dürfte sie eher sein Typ sein als meiner. Ich atme tief durch, um nichts Falsches zu sagen, woraufhin die beiden zu mir schauen.

»Sie und Cameron haben sich bereits vorgestellt?«, möchte Dad wissen und herzt weiterhin ihr Händchen. Na super. Er ist anscheinend hin und weg von ihr und sie wird ihm nun vorheulen, dass ich sie vor wenigen Minuten einfach stehen ließ.

»Das haben wir«, beantwortet sie stattdessen seine Frage, sodass ich überrascht aufblicke. »Ich denke, wir werden ein gutes Team, sobald wir uns erst einmal eingespielt haben.« Sie lächelt mich an und ich erhasche eine Spur Lippenstift auf ihren Schneidezähnen. Genau genommen ist es mehr Farbe als auf ihrem Mund, wo sie eigentlich hingehört. Im Inneren stoße ich ein stummes Schluchzen aus. Ich möchte mich auf dem Boden zusammenrollen wie ein Embryo und weinen. Stattdessen schaue ich in Dads wartendes Gesicht, das vor Begeisterung strahlt. Widerwillig erwidere ich das Lächeln meiner neuen Sekretärin. Zumindest hoffe ich, dass es wie ein Lächeln und nicht wie ein angriffslustiges Zähnefletschen aussieht.

»Davon bin ich überzeugt«, bringe ich hervor und möchte am liebsten an den Worten ersticken.

»Großartig«, kommt es von Dad und damit ist das Gespräch beendet. Immer, wenn eine Unterhaltung genauso endet, wie er es möchte, schließt er den Small Talk mit einem »großartig«. Und Dad wäre nicht der Geschäftsführer eines Riesenkonzerns wie Carter Construction Company, wenn Unterhaltungen nicht ständig so enden, wie er es möchte.

»Scheuen Sie sich nicht, sich bei Fragen direkt an mich zu wenden«, schlägt er Miss Hill nun auch noch vor und verabschiedet sich.

---ENDE DER LESEPROBE---