Öffne das Tor zum Geschichtengarten -  - E-Book

Öffne das Tor zum Geschichtengarten E-Book

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Beschreibung

Was tun in Zeiten, in denen Lesungen nicht möglich sind und das Reisen schwierig bis unmöglich wird? Der Autorenclub Donau-Ries fand - in Zusammenarbeit mit der Donauwörther Zeitung und den Rieser Nachrichten - Antworten. Die Autorinnen und Autoren hegten und pflegten ihre guten Ideen. So gediehen Dutzende von Sommer- und Herbstgeschichten, lustige wie nachdenkliche, von kindgerecht bis altersweise. Das Buch 'Geschichtengarten' enthält sie alle. Im Herbst 2020 wuchs zudem die Idee, an der Volksschule Megesheim einen Kurzgeschichtenwettbewerb auszuloben. Die drei besten Geschichten finden sich ebenfalls in diesem Buch.

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Seitenzahl: 117

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Autorenclub Donau-Ries

www.autorenclub-donau-ries.de

Inhaltsverzeichnis

Günter Schäfer

Corona – Eine tierisch heiße Zeit

Herbsteinkauf?

Petra Plaum

Das Abschiedsgeschenk

Ab heute eine Göttin

Johann Enderle

Patricia, die Waschfrau

Von den Tieren des Waldes

Uli Karg

Ferien in den 60er Jahren

Ein Spätsommerabend

Goldener Oktober

Harald Metz

Ein ganz normaler Tag in Deutschland.

Schulanfang

Alfred Bäurle

Belauschte Primaten

Der entgangene Hasenbraten

Petra Quaiser

Lebwohl Sommer – Willkommen Herbst

Herbststimmung am Baggersee

Henrike Straub

Schnapszahlen

Die Krönung der Erde

Gabriele Walter

Die Pilzsammlerin

Der Herbst zieht ins Land

Ein magischer Moment

Gerhard Sagasser

Hamburg ohne Koffer

Herbstferien

Manfred Wiedemann

Die Villa in Blankenese

Gertrud Hörr

Schneckenfreundschaft

Herbsttag im Nebel

Viktoria Raab

Was doch eine alte Ansichtskarte alles kann

Katrin Ott

Rätselgeschichte

Eckstein, Eckstein…

Hannelore Seidel

Jugendwahn

Uwe Roschmann

Menschen im Jahr 2400

Klaus Funk

Das Mädchen auf der Burg

Robert Mährle

Reise zwischen den Welten

Emily Mayer

Büchertraum

Salome Pfanz

Wo ist Schnurri?

Günter Schäfer

Günter Schäfer, geboren in Rain am Lech, seit 1989 wohnhaft in Reimlingen, schreibt Kriminalgeschichten aus dem Donau-Ries, sofern ihm neben seinem Hauptberuf als Fachinformatiker die Zeit dazu bleibt. Zuletzt erschien Ende 2019 „Die Tote vom Mangoldfelsen“, ein Donauwörther Lokalkrimi. Weitere Informationen unter www.donauries-krimi.de

Corona – Eine tierisch heiße Zeit

Corona bedeutet: sich einschränken, Abstand halten, verzichten. Da bleibt oftmals nur wenig oder auch gar keine Zeit für Zweisamkeit. Außer man befindet sich zu zweit in vertrauter Umgebung zuhause. Das bedeutet für so manchen in dieser Zeit: Nähe, dabei sehnsuchtsvolle Blicke, verlockende Aussichten. Die Folgen sind dabei, oft gewünschterweise, unausweichlich. So geschehen auch in unmittelbarer Umgebung unseres Hauses.

Ich saß an diesem Tag auf der Terrasse, als ich mit einem Mal sehr eindeutige Geräusche vernahm. Vorsichtig, jedoch auch neugierig versuchte ich, den Ort des Geschehens auszumachen. Schließlich, aus sicherer Entfernung, versteckt hinter einer niedrigen Bretterwand, erblickte ich die eingegrenzte, mediterran gestaltete Gartenfläche. Sonnige Bereiche, durchbrochen von bepflanzten Wildkräuterinseln, dazu ein Schatten spendender Unterstand. Ein leichter Hauch von Salbei und Lavendel lag in der Luft. Alles in allem eine traumhafte Landschaft, die ein Liebespaar geradezu dazu einlud, das ewig dauernde Spiel der Liebe zu spielen.

Hinter einer niedrigen Staude erkannte ich schließlich das Pärchen, winkte meine Frau heran und legte dabei kurz den Zeigefinger auf meine Lippen. Ich deutete ihr an, leise zu sein, um das Pärchen in seiner Zweisamkeit nicht zu stören. Mit einem vielsagenden Lächeln zwinkerte ich ihr zu, wobei ich in Richtung des abgegrenzten Bereichs deutete. Nach jedoch nur wenigen Augenblicken der Beobachtung meinte sie zu mir, dass es sich nicht gehöre, die intimsten Momente zweier sich Liebender so schamlos zu beobachten. Dennoch war auch sie nach kurzer Zeit erstaunt über das äußerst intensive und ausdauernde Vorspiel, das sich unseren Augen bot. Es schien gerade so, als würde er von seiner Angebeteten stets aufs Neue abgewiesen werden, nachdem er sein Ziel beinahe erreicht hatte. Als wäre sie von einem Schutzpanzer umgeben, so prallten seine Annäherungsversuche immer wieder von ihr ab. Beinahe flehentlich versuchte er, ihr seine glühende Leidenschaft zu vermitteln, wollte ihr zeigen, wie sehr er sich nach ihr verzehrte. Diese, auch hörbaren Bemühungen trieben uns heimlichen Zuschauern die Röte ins Gesicht. Trotz der moralischen Bedenken meiner Frau zückte ich mein Smartphone, um das vor unseren Augen stattfindende erotische Spiel digital festzuhalten. Das Aufeinandertreffen unserer Blicke war dabei genauso heftig wie der unmittelbar darauffolgende Ellenbogenstoß, der schmerzhaft auf meine Rippen traf. Doch ließ ich mich wegen dieser körperlichen Ermahnung nicht davon abhalten, weiterhin gebannt auf das Pärchen vor uns zu schauen, bei dem sie immer wieder verzweifelt versuchte, seinen körperlichen Attacken zu entfliehen.

„Die Arme“, flüsterte meine Frau mitleidsvoll, als wir sahen, dass diese Bemühungen nur kurzzeitig Erfolg hatten.

„Wieso die Arme?“, gab ich leise fragend zurück, wobei ich das Wörtchen die besonders betonte. „Sie stachelt ihn durch ihr zaghaftes Davonlaufen doch regelrecht an, indem sie immer wieder stehenbleibt, bis er sie eingeholt hat! Kein Wunder, dass die Männer dadurch verrückt werden!“

Kurz darauf allerdings war mehrfach zu vernehmen, dass die Ausdauer des Liebhabers belohnt wurde.

„Typisch Mann“, kam es von meiner Frau. „Trieb befriedigt, aber nicht an Verhütung gedacht. Wenn‘s danebengeht, darf sie das Ergebnis allein austragen.“

Nun, es gab zwar letzten Endes das vorherzusehende Ergebnis, ausgetragen werden musste es von ihr jedoch nicht. Die sieben Schildkröteneier, die meine Frau einige Wochen später im Gehege fand, waren von der werdenden Mutter fein säuberlich und liebevoll abgelegt worden. Schildkröteneier, je nachdem, wie lange sie schon im warmen Boden gelegen haben, dürfen nicht mehr gedreht werden. Deshalb wurde der mögliche Nachwuchs nun in archäologischer Kleinarbeit mit einem Pinsel freigelegt und umgebettet. In einem geeigneten, mit Sand gefüllten Behälter wartet das werdende Leben nun unter einer Wärmelampe darauf, seiner Behausung irgendwann im September entschlüpfen zu dürfen.

Herbsteinkauf?

Ein frühmorgendlicher Blick auf den Kalender zeigt mir, dass der Herbstanfang kurz bevorsteht. Die letzten heißen Tage sind angebrochen. Die Wetterprognosen sprechen von nochmals bis zu dreißig Grad, bevor es, der Jahreszeit entsprechend, auf dem Thermometer nun endgültig abwärtsgehen soll. Das bedeutet nun auch für mich, den Garten auf die kommende Jahreszeit vorzubereiten. Also ab in den Geräteschuppen und nachgesehen, was an Gartenwerkzeug noch tauglich bzw. zu erneuern ist. Da das Wochenende vor der Türe steht, geht’s am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück los zu einem der entsprechenden Fachmärkte. Allerdings: wie so oft überzeugt das erste Angebot nicht immer sofort, es soll ja auch der Preis stimmen. Doch wie in vielen anderen Städten, so gibt es ja auch in Nördlingen nicht nur einen Anbieter für die Dinge, die das Heimgärtnerherz begehrt. Also auch mal sehen, was bei den Mitanbietern zu finden ist.

Nachdem die Geschäfte stets ihr Sortiment der Jahreszeit entsprechend anpassen, wobei dafür erst mal Platz geschaffen wird, finde ich ja vielleicht sogar noch ein Schnäppchen, das ich im kommenden Jahr gebrauchen könnte. So dachte ich jedenfalls, als ich vom Auto langsam in Richtung Eingang schlenderte. Doch zunächst ergatterte ich etwas, das überhaupt nicht auf meiner Liste stand. Auf einem Teil des Parkplatzes vor dem Eingang standen aufgereiht mehrere Futterhäuschen, jeweils montiert auf einem dreibeinigen Gestell aus Birkenholz. Stabil, schön anzusehen und auch ein einigermaßen angemessener Preis, wie bei näherem Betrachten festzustellen war. Damit habe ich, in Shorts und T-Shirt gekleidet, zwar nicht unbedingt jetzt schon gerechnet, aber der nächste Winter kommt ja bestimmt. Also nahm ich mir vor, das Häuschen mitzunehmen und am Ende meines Einkaufs an der Kasse zu bezahlen. Somit können wir zuhause einen kleinen Beitrag zum Überwintern der Vogelschar in unserem Garten leisten.

Auf meinem Weg in Richtung Freigelände lag auch das kleine Areal mit den Gartenmöbeln. Es wäre zu schön gewesen, zum Ende der Sommersaison noch günstig ein paar neue Polsterauflagen zu bekommen. Doch was erblickte ich stattdessen? Leergeräumte Stellflächen und Regale. Das heißt: ganz leergeräumt war es nicht mehr, denn dort befanden sich schon wieder verschiedene Baumaterialien zur Neugestaltung der Fläche. Ebenso zwei Stehleitern, die zum Anbringen dunkelblauer Tuchbahnen an den Deckenstreben benötigt wurden. Als ich schließlich auch noch einen mit Tannenwedeln bestückten Balken erblickte, wurde mir bewusst: wie auch schon in den vergangenen Jahren hat man scheinbar wieder einmal etwas Entscheidendes vergessen.

Den Herbst, der als dritte Jahreszeit eine besondere Aufgabe erfüllt. Er ist die Übergangszeit, in der sich das Leben in der Natur langsam zurückzieht, zur Ruhe kommt, auf den Winter vorbereitet. Vergleiche ich die Situation einmal mit mir selbst, würde ich mich vom Arbeitsleben, dem Sommer, direkt auf die letzte Jahreszeit, das Sterben vorbereiten, ohne den Herbst des Lebens zu genießen. Anstatt bei einem Waldspaziergang die Natur zu erleben, würde ich mir meine letzte Ruhestätte aussuchen. Werde ich bereits am kalendarischen Herbstanfang mit Lebkuchen, Spekulatius und Weihnachtsschmuck konfrontiert, vergeht mir die Lust auf einen Einkaufsbummel. Da muss sich Mutter Natur doch fühlen, als würden ihr die drei Monate ihres Lebens gestohlen werden, in denen sie ihre ganze Farbenpracht der dritten Jahreszeit präsentieren möchte. In denen sie sich auf eine Pause vorbereitet, um Kraft zu tanken, damit irgendwann wieder neues Leben erwachen kann.

Ohne Frage: die Adventszeit und die Weihnachtstage gehören zu den ganz besonderen Momenten eines Jahres. Allerdings würden es mir persönlich vollkommen ausreichen, wenn ich „Last Christmas“ und all die anderen Ohrwürmer erst im Dezember zu hören bekäme, anstatt dass mein Gehör wohl bereits im Oktober wieder damit beschallt wird. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt. Und dass ich in unserem Garten im kommenden Winter das Vogelfutter in das neue Futterhäuschen einstreuen werde, um die gefiederten Freunde satt zu bekommen, ist auch gewiss.

Petra Plaum

Petra Plaum, 1972 in Pforzheim geboren, lebt seit Ende 2001 im Landkreis Donau-Ries – ihre drei Töchter sind echte Donauwörtherinnen. Sie arbeitet meistens als freie Fachjournalistin für Medizin und Bildung, ab und zu auch als Schriftstellerin. 2016 war sie Gründungsmitglied des Autorenclub Donau-Ries. Derzeit schreibt sie einen Gesundheits-Ratgeber, der 2021 erscheinen soll. Mehr Info und Kontakt über www.petra-plaum.de

Das Abschiedsgeschenk

Mai

Auf dem Fotografenfoto über dem Fernseher sehen wir fast aus wie Fotomodelle: hochgewachsen, schlank, einander anstrahlend. Augen und Haare glänzen. Da liebte er mich noch, er schwärmte: „Du bist schön, klug und auch noch eine tolle Hausfrau.“

Nicht einmal ein Jahr ist seitdem vergangen – heute klingt er ganz anders. Wenn ich mich vor ihm ausziehe, raunzt er mich an: „Du hast schon wieder neue Dellen an den Oberschenkeln. Geh doch mal wieder ins Fitnesscenter.“ Verstehe ich irgendetwas am Computer nicht und frage ihn um Rat, nennt er mich Dummchen. Und den Haushalt erledige ich ihm viel zu nachlässig.

Neulich war da mal Staub auf einem Beistelltisch. „S-A-U“, schrieb er hinein und sah mich anklagend an. Jawohl, ich hab’s vergessen. Aber die Prüfungsvorbereitung frisst viel Zeit, und ich arbeite 25 Stunde pro Woche im Callcenter. Schließlich zahle ich von allem die Hälfte – ich habe meinen Stolz und er will keine Frau durchfüttern. Wäre er nicht optisch und intellektuell mein Traummann, hätten wir nicht solch ein gutes erstes Jahr zusammen gehabt, ich wäre längst weg. Dem strahlenden Mädchen auf dem Fotografenfoto sehe ich kaum mehr ähnlich mit diesen Augenringen.

Juni

Strand. Meer. Blau. Türkis. Manchmal denke ich, unser Alltag zuvor war nur ein böser Traum. Unser Lieblingskellner nennt uns „schönstes Paar“. Der Wein wischt die Sorgen weg. Im Abendlicht spazieren wir Hand in Hand am Meer entlang und überlegen uns Namen für unsere Kinder. Was für ein wunderbarer Kurzurlaub! Am letzten Abend packe ich fröhlich summend meinen Koffer, als ich seinen Schrei höre. Ich stürme ins Bad. Zitternd und leichenblass steht er da, zeigt auf eine Kakerlake, die das Waschbecken durchquert. „Ach, die“, sage ich ruhig, „steht doch im Reiseführer, die sind hier überall. Ist eben warm und feucht.“ „Ka-ka-ka-kerlaken!“, stammelt er. „So was Ekliges! Ich will heim und mein Geld zurück!“ Weg ist sie, die Leichtigkeit.

Juli

Die Prüfungen nahen. Tagsüber arbeite ich, nachts lerne ich. Vor Müdigkeit wird mir oft schwindelig. Und mein Freund? Zählt Krümel. Er ist erkältet und krankgeschrieben. Ich koche ihm Ingwertee mit Zitrone, bringe ihm Essen ans Bett. Er jammert und meckert abwechselnd. „Dein Arsch ist fetter geworden, oder täusche ich mich?“ – „Solltest du nicht mal wieder staubsaugen?“ – „Diese Suppe ist ekelhaft. Was kannst du überhaupt?“

Ich werde keine Kinder von ihm haben! So viel steht fest. Das Gute an der Verzweiflung: Sie hält wach. Wenn ich nachts nicht mehr lernen kann, suche ich online nach Wohnungen. Da – zwei Zimmer, zentral und hell! Der Besichtigungstermin ist morgen Nachmittag. Da kann ich im Callcenter Pause machen. Er wird es nicht merken.

August

Der Auszug war hart, aber anders als gedacht. Er fluchte, beschimpfte mich – ihn so zu enttäuschen, nun müsse er die teure Miete allein tragen! Für den Kurzurlaub schulde ich ihm auch noch 500 Euro. Von Traurigkeit, gebrochenem Herzen, Vermissen – kein Wort! Ich weinte, weinte drei Tage und drei Nächte lang. Dann bestand ich meine erste Prüfung und erkannte: Das Leben würde weitergehen, ohne ihn.

Eine Woche lang bombardierte er mich mit wütenden E-Mails. Kurz danach traf ich einen früheren Nachbarn, der mich mit besorgter Miene fragte, ob es mir endlich bessergehe. Mit so einer Suchterkrankung sei ja nicht zu spaßen. Ich sah ihm fest in die Augen und sagte, das müsse ein Missverständnis sein. Mir gehe es bestens.

Das ist nun zwei Wochen her. Ich will Semmeln kaufen, da steht plötzlich mein Ex vor mir. Er begrüßt mich überschwänglich und stellt mir sogleich die neue Frau an seiner Seite vor. Endlose Beine, maximal 22, Typ Barbiepuppe. „Wir trafen uns beim Friseur. Es hat uns beide getroffen wie der Blitz“, schwärmt er. „Nächste Woche zieht sie bei mir ein. Da du gerade da bist … könntest du mal vorbeikommen und deine ganzen Bücher holen? Wir brauchen den Platz.“ Ich nicke und grinse, vermutlich ziemlich dümmlich, und fühle mich erleichtert: Nun bin ich ihn wirklich los!

September

Über dem Fernseher hängt jetzt ihr Bild. Sie ist reich geboren, muss nicht arbeiten, sagt er. Putzt und kocht für ihr Leben gern. Im Bett kann sie nie genug kriegen. Ein echter Jackpot.

„Fertig siehst du aus“, meint er dann wie ein besorgter Vater.

„Vier Wochen bis zur letzten Prüfung, dann schlafe ich mich aus“, entgegne ich und lege meine Bücher in die mitgebrachte Tasche. „Ich müsste nur noch schnell … darf ich?“ – „Wenn du die Klobürste benutzt und beim Händewaschen nicht spritzt.“ –

„Keine Angst, ich werde keine Spuren hinterlassen“, entgegne ich sanft und denke: jedenfalls nicht solche.

Das Plätschern der Spülung überdeckt das leise „rrratsch“ des Plastikdöschen-Deckels. Zwei Handbewegungen und mein Mitbringsel ist angekommen. Die argentinischen Waldschaben sitzen im Spalt zwischen Waschmaschine und Wand. „Seid fruchtbar und mehret euch“, flüstere ich ihnen zu. Das Döschen in der Tasche verstecken, die Hände waschen, ein letzter Blick in den Spiegel: Die Augenringe sind schlimm, doch die Augen darüber funkeln.