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Palpitationen: stolpernde Herzen, schwinde(l)ndes Haupt - gelinder schmerzend denn ihre Betreuung, Aufsicht, Re-re-Konstruktion. Entgegen der Neurosen Strohhalme, Spritzen mittels Textung. Fragmente, Anstöße, Ausblicke, Jammerjauchzen.
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Seitenzahl: 70
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Dank
If you surrender to the wind, you can ride it.
TONI MORRISON
Entgegen-Entscheidung
MUNDTOT
ANATOLIJ-NEWS I
RAFFUNG IM SPÄTSOMMER 2020
DAS IST EIN KOPF
BEIWOHNUNG
GEDANKENSKIZZE DIVERSITÄT
TOD IM AUGE
ANATOLIJ-NEWS II
PRODUKTE DER MENSCHHEIT
WIEDER SO WEIT
KONKRET
GRAUENTAPETE IN PHOSPHORWEIß JAHRGANG 2004
EINSTIGKEIT EINER FLOCKE AUS SCHNEE
COVID_BILANZ; PRIVAT
KONDITIONSWUNDER
WELTENHALL
ABREDE
IN SURINAME
ANATOLIJ-NEWS III
SPIRITUALITÄT?
KARRIERELEITER
UND NOCH ‘N TIEFPUNKT
DIPOL
GENESE: ANGSTMOSAIKE
ZEITENBLENDE
ON DEMAND
BESCHATTUNG
SCHWANENGESANG
DEHNMÜTIG
ANATOLIJ-NEWS IV
ADOLESZENT
Ausschnitt
SCHAU
KOTZBEFEHL
ICH FAHRE MIT DIR
INTERVALL
ANHAFTUNG
INTERVALL II; ÜBERSCHREIBUNG
Hatte schlichtweg keine Lust mehr, keine Kraft für die Anstrengung, einen Subtext über fiktive Charaktere, Figurenkonstellationen und/oder eine komplexe Handlung auszuarbeiten – insbesondere dann nicht, wenn ich zuletzt wieder häufiger die Empfindung beim Durchwühlen von Tagebüchern hatte, über Jahre angestapelte Notizen, Intuitives, Fragmente, Aphorismen oder Gedichte eignen sich für anvisierte Aussagen mehr als ebenso gut. Oder für Andeutungen. Und Dopplungen.
Mal aufgrund ihrer Verdichtung, im Sinne des uneigentlichen Sprechens, an anderer Stelle im Zuge entgegenstehender verdumpfter Sachlichkeit; mal spontan, mal ausgegorener, mal fertig, mal lückenhaft, durchkreuzend, abgebrochen, non finito.
In der Apotheke
nach einem Mittel gegen meine Scham
der Jetzigkeit fragend,
wurde ich salopp der Nostalgie bezichtigt.
Worauf ich nichts zu entgegnen hatte
als das Einatmen
einer nie dagewesenen Luft.
Wovon denn die Seele schmutzig werde, fragt jemand, der gefragt wird, wovon die Seele schmutzig wird, wenn es ein Konstrukt wie die Katharsis gibt.
Wie lässt sich zu reiner Substanz vordringen und warum steht das Gefühl im Raum, wir müssten diese (wenn es sie überhaupt gibt) konservieren?
Anatolij hat mir erzählt,
wie die Genossen des Wehrdienstes
bei Knappheit
Bremsenreiniger getrunken haben,
der so süß war, so süß,
während er sich das sachlich eingeprägt hat.
ein Anruf:
„Da steht Ihnen ja eine spannende Zeit bevor.“
eine Information:
„Ich wollte ihn gerade wiederbeleben.“
später dann:
„Das war ja eindrucksvoll!“
Danke, Leute.
Was mir abhanden gekommen ist:
Ist das schon Leben oder noch Ablenkung?
Wir Menschen sind nun mal unterbewusst dauerhaft derbe frustriert, weil wir uns ständig überprüfen müssen, ein individuelles Selbst zu sein, panisch unserer Individualität gewiss sein wollen und uns dahingehend von anderen, die nicht wir sind, abgrenzen müssen.
Gleichermaßen fordern wir Empathie für unsere subjektivsten Regungen und Empfindungen und ärgern uns, dass wir uns nicht gegenseitig in den Kopf schauen lassen können, um eben nachvollziehbarer bis überzeugend und vor allem relevant für das/den Gegenüber und das Kollektiv zu sein. Und was bleibt? Die unbefriedigende Sprache, die Diktat zugleich ist und bleiben wird – völlig egal, ob nonverbal, gesprochen oder geschrieben, abstrahiert und runtergebrochen auf Signifikat und Signifikant – wir Menschlein können uns stets nur durch Beschreibung annähern, doch nie erreichen. Uns bleibt nur die Beschreibung, mehr nicht; ganz gleich, welcher Sprache/Kommunikationsform wir uns bedienen.
Wer oder was geht darüber hinaus?
Das ist ein Kopf,
also so ganz generell betrachtet.
Du weißt, wie so ein Kopf von außen aussieht, ich, wir alle;
in seiner Einfältigkeit unserer einfältigen Betrachtung.
Und innen drin das Feuerwerk
der Katastrophisierung
oder umgekehrt.
Jahrelang unterlag ich dem aparten Gedanken –
vielmehr ein schnelles Wort –
ich könnte mich ja immerhin noch trepanieren lassen,
um all den Druck loszulassen.
Aber vielmehr sollten sich der Apparat,
der Kopfeskopf,
unsere gesellschaftlichen Formen und
verkrusteten Konventionen,
durchlöchern lassen.
Beim Lesen im Eis: Jetzt bin ich in der Sahara
und neben mir die Düsterkeit des Mittelalters:
eine Limone, ein Pfeil.
In einer sommerlichen Freitagnacht
hallte ein Schrei die Straße hinauf:
die Unentschiedenheit
einer angehenden Muttermaus.
Ausgegangen,
indem ein Ford Fiesta Baujahr ‘93 über sie bretterte
und ihr haariges Pläutzchen platzen ließ.
Das, was so aussah wie Baked Beans in Soße,
köchelt noch heute in meiner Birne rum:
Ihre kleinen Föten samt Minipfoten
und Winzaugen, die noch nicht zu sehen waren,
müssen beim Zermatschen
über den Asphalt gesprudelt sein
und präsentierten sich
wie dahingewürfelt,
noch ehe ich sie zählen konnte.
Wer oder was entscheidet eigentlich,
ab wann und inwieweit etwas „dramatisch“ ist?
Ist das gleichgültig,
solange wir noch annehmen können,
dass es für Dramatisches,
in welcher Szenerie auch immer,
stets wenigstens immer auch eines Fünkchens Liebe
zwischen den Beteiligten oder deren Angehörigen bedarf?
Der Mensch empfindet Diversität und die mit ihr gekoppelte Macht der Auswahl aus seinen selbst erstellten Erzeugnissen (materialistisch wie idealistisch, ersteres allenthalbener) generell als eines seiner höchsten Güter – als Bestätigung seiner effizienten Weiterentwicklung, als Indiz der „Krone der Schöpfung“ – möchte sich dieser stets vergewissert wissen, da er sie sich über Jahrtausende hart „erarbeitet“ hat.
Wenn ihm diese Diversität so heilig ist, warum lebt der Mensch dann in einer verkümmerten Eindimensionalität? Warum lässt er sich bspw. mit technokratischen Errungenschaften so billig abspeisen, mit einer (Luxus)Güter-Schwemme befriedigen? Es verwundert nicht, dass dem Kapitalismus als Götzen wohl kaum Einhalt geboten werden kann bzw. wird, solange er die oberflächlichen materialistischen Werte und Wünsche im Großteil der Menschen im Sinne von Diversität zum einen erweckt und zum anderen erfüllen kann. Der Mensch nimmt eine Versklavung inmitten eines Systems in Kauf, solange ihm dadurch Zugriff auf eine pervers große Menge an Auswahlmöglichkeiten gewährleistet ist, die Status und Komfort suggeriert und wodurch er sich über den gebräuchlichen Lebensstandard-Begriff hinaus als ein (vorgegaukeltes) schöpfendes Individuum erfährt – sei sein Dasein noch so stellvertretend, schablonenhaft, letztendlich seelenlos.
Kann dieser Eindimensionalität und subtilen Repression, wenn überhaupt, ggf. durch eine Sensibilisierung für spirituelle Ausdehnungen entgegengewirkt werden?
Indem dem Menschen bewusst wird, dass viele Wurzeln des Problems tiefer liegen? Warum geben sich die meisten Menschen allein mit einem Bewusstsein, einer Ebene der Metareflexion, einer Ansicht von Realität (also einer konformistischen) zufrieden,
wenn ihnen die Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten so wichtig ist?
- Verklärung und Romantisierung überprüfen.
Von wem?
Weil sie im Zuge des Auslotens eben jener divergenten Realitäten und Bewusstseinsstadien in einem Dilemma verharren – indem sie sich zwischen der Angst (oder der jeweiligen deformierten Definition von „Freiheit“) entscheiden müssen, a) einerseits zu weit abzudriften vom Apparat, dem sie trotz etwaiger Aversionen angehören, wohl wissend, dessen Mitgestalter*innen zu sein, weil dies ein Ausstoßreflex der sozialen Gefüge, Existenznöte u. a. die Konsequenz bedeuten könnte; oder b) kein tatsächlich individuelles Dasein frönen zu können.
Sei ein Rädchen im Getriebe des Apparats
wie jedes andere
und profitiere von der suggerierten Sicherheit
jenes Systems,
indem du dein Maß an Individualismus
herunter korrigierst oder betone bzw.
lebe deinen Individualismus aus und laufe Gefahr,
aus jener suggerierten Sicherheit
ausgespuckt zu werden.
Die Gleichschaltung basiert bereits auf der Minimierung der Auswahl an Weltbildern.
Das Überraschendste daran ist, dass dieser Umstand dem Menschen als gesellschaftliches Wesen durchaus bewusst ist, im Zuge der Umsetzung des Programms Betäubung wird jener Splitter mittels der Garantie um Kaufkraft und Wahlmöglichkeiten jedoch wohlwollend verschluckt. Das ist krank. Werden jedoch die o. g. Bestrebungen einer spirituellen Erweiterung bzw. deren Kommunikation als problematisch, zu anstrengend, zu wenig integrierbar bis gefährlich, weil den materialistischen Kumulationsreflex hintertreibend empfunden – und eben über alle Maßen hinaus zu individuell – können sie wiederum als „krank“ bewertet und damit ganz im Sinne der breiten Masse ausgesondert werden.
Dabei ist z. B. der Verlass der Konformist*innen und Erfüllungsgehilf*innen auf institutionalisierte Sicherheiten weitaus labiler als derer der titulierten Kranken, indem sie die mittlerweile einzige universal kommunizierbare und global durchgesetzte Sprache – nämlich die des Geldes – als ein Esperanto des Indikators für Wirklichkeit ausweisen, tatsächlich jedoch das Potenzial zwischenmenschlicher Kommunikation ausdünnen.
J. C. Lilly hat das durchaus fasslich pointiert. Wozu Wahrheiten
in der Fülle von Bewusstseinsstadien erforschen, wenn ich doch Urteile über Realität den Szientist*innen, Ärzt*innen, Psychiater*innen, Anwält*innen, Politiker*innen, Gesetzgeber*innen, usw. in unserer eindimensionalen Welt überlassen kann?
Dies scheint der vorherrschende Tenor zu sein – sollen die sich doch darum kümmern – den Gedanken, ob und inwieweit ich mich dadurch abhängig mache und auf den Sektor einer gefährlichen Autoritätshörigkeit begebe, habe ich längst heruntergespült.
Warum wird die Auswahl an konkreten Lebensentwürfen immer weiter eingeschränkt? Weil es letztendlich darum geht, sinnvoll/effizient sein zu müssen, um sich in einer Zeitspanne, die nur von kurzer Dauer ist und ein Leben genannt wird, verwirklicht fühlen zu können. Unsere Auffassung von Welt-Apparat stützt sich auf eine trügerische, evolutorische Sicherheit, die Fortbestand hat, solange wir dafür haften, dass Lebensentwürfe überhaupt nötig sind – welch pervertierte und verkümmerte Auffassung von Existenz.