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Der neue Megastar des American Football Der Quarterback der Kansas City Chiefs hat mit 27 Jahren bereits Geschichte geschrieben. Bereits zweimal - 2020 und 2023 - führte der gebürtige Texaner als MVP (Most Valuable Player) der NFL sein Team zum Triumph im Super Bowl. Als bestbezahlter Sportler der Welt kann er bis 2032 unfassbare 500 Millionen Dollar Gehalt kassieren. Wer ist dieser Patrick Mahomes? Wie ist der Sohn eines Baseball-Profis zu dem geworden, der er ist? Wie verlief seine Kindheit in Texas, seine Karriere am College, sein Einstieg in die NFL? Wie tickt er privat? Und: Was muss man alles über die Kansas City Chiefs wissen, die 2023 ihr erstes NFL-Game in Deutschland spielen werden? Dieses Buch nimmt uns mit in die schillernde Welt des NFL-Footballs und erzählt das Leben eines amerikanischen Ausnahmeathleten. Ein Muss für alle American-Football-Fans, eine hochspannende Lektüre für sportbegeisterte Leserinnen und Leser. "Der beste Spielmacher der Gegenwart" Süddeutsche Zeitung
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
#1 Der perfekte Athlet
#2 Der Superstar
#3 Die Entscheidung
#4 Der Rohdiamant
#5 Die Geschichte der Chiefs
#6 Die Legenden der Chiefs
#7 Die Fankultur der Chiefs
#8 Der Neuaufbau der Chiefs
#9 Die Explosion
#10 Die Chiefs in Deutschland
#11 Der Start der Dynastie
„Erfolg wird einem nicht in den Schoss gelegt. Man muss ihn sich verdienen.“
Das sagt Patrick Mahomes. Für ihn sind diese zwei Sätze nicht nur so dahingemurmelt. Sie sind für ihn auch mehr als nur ein Motto oder Credo – sie sind sein Leben. Mit Arbeit, Akribie und Talent wurde Mahomes zu einem der besten Sportler aller Zeiten. Er hat zahlreiche Titel gewonnen, hält diverse Rekorde in seinem Sport, verdient viel Geld und wird von Millionen Fans auf der ganzen Welt verehrt. Und dabei ist sein Weg noch lange nicht zu Ende.
Mahomes spielt Quarterback im American Football. Das ist die wichtigste Position in dieser uramerikanischen Sportart. Der Quarterback ist der Spielmacher in der Offensive. Er hält die Strippen in der Hand, dirigiert seine Nebenleute und hat einen maßgeblichen Anteil daran, wenn seine Mannschaft Spiele gewinnt oder verliert. Bislang hat Mahomes sein Team größtenteils zu Siegen verholfen. Mehr noch: Er hat es nach vielen erfolglosen Jahrzehnten endlich wieder zu Meisterschaften geführt. Mit noch nicht mal 30 Jahren ist er bereits jetzt eine Legende.
Sein Team sind die Kansas City Chiefs. Eine Mannschaft aus dem mittleren Westen der USA mit einer langen Geschichte und einem Kultstadion, in das fast 80.000 Anhänger treu zu jedem Heimspiel pilgern: dem berühmt-berüchtigten Arrowhead Stadium. Die gigantische Betonschüssel hält den Weltrekord in Sachen Lautstärke und gilt somit als das lauteste Stadion der Welt. Hier wird Football geatmet und gefeiert – schon viele Stunden, bevor das Spiel beginnt.
American Football ist ein Kollisionssportart und gilt als brutal. Harte Zweikämpfe und schwere Verletzungen gehören dazu. Athletische Höchstleistungen vereint mit brachialem Einsatz. Disziplin ist hier Vorschrift, Schwäche zeigt niemand. Über Schmerzen wird – wenn überhaupt – nur hinter verschlossenen Türen gesprochen. Obwohl das komplexe Spiel, auch „Rasen-Schach“ genannt, viele Unterbrechungen hat und durch Taktik geprägt ist, gibt es für die modernen Gladiatoren auf dem Rasen kaum Verschnaufpausen. Sie sind körperlich und geistig enorm gefordert, sind die unbestrittenen Stars und verdienen Millionen. Ob groß oder klein, dünn oder dick: Im American Football werden alle gebraucht. Für jede Figur gibt es eine Position auf dem Feld. Das stärkt den Teamgeist
Die besten American Footballer dieses Planeten spielen in der National Football League, kurz NFL. Sie ist die reichste, schillerndste und spektakulärste aller Profisportligen der Welt, entstanden vor über 100 Jahren mit heute Hunderten Millionen Anhängern auf allen Kontinenten. Ihr Finale, der Super Bowl, ist das größte TV-Ereignis des Jahres. Die Sieger erhalten die Vince-Lombardi-Trophy und insgesamt rund 150 diamantenbesetzte Ringe.
Die NFL erwirtschaftet jedes Jahr viele Milliarden US-Dollar, dank hochdotierter Verträge mit TV-Stationen, Streamingdiensten, Merchandise- und Werbepartnern sowie Ticketverkäufen. Alle 32 Teams haben ihren Wert in den letzten Jahren verdoppelt und verdreifacht. Die NFL ist eine Institution. Ein eigener Kosmos. Ein auf maximalen Profit zielendes Wirtschaftsunternehmen. Die Liga versteht es perfekt, sich zu inszenieren und stellt ihre Sport-Asse ins mediale Rampenlicht. Sie produziert mit ihnen Hochglanzfilmchen und befördert sie so auf eine Stufe mit den Weltstars aus Hollywood und der Musikszene. An Thanksgiving, dem amerikanischen Erntedankfest, dreht sich in den USA längst nicht mehr alles um Truthähne. Sie sind eigentlich nur noch die Beilage. An Thanksgiving dreht sich alles um die NFL.
Patrick Mahomes ist das Gesicht der NFL. Er verkörpert die Liga. Sein Stil, die Art und Weise, wie er seine Rolle ausfüllt, ist einzigartig. Er ist der wohl kompletteste Quarterback aller Zeiten, gesegnet mit einer unfassbaren Kraft im Wurfarm, mit der er den Ball über 85 Yards weit schleudern kann. Mit seiner herausragenden Athletik gelingt es ihm, Spielzüge immer wieder zu verlängern. Seine Übersicht und Kreativität auf dem Platz zieht die Beobachter in ihren Bann. Er besitzt ein fotografisches Gedächtnis und lernt aus Fehlern so schnell wie kein zweiter. Und er besitzt einen unbedingten Siegeswillen. Er ist ein Anführer. An ihm können sich seine Teamkollegen orientieren, auf ihn können sie sich immer verlassen. Und er ist im Fahrwasser seines Teamkameraden Travis Kelce, der gleichzeitig sein best buddy ist, und dessen öffentlichkeitswirksamer Liaison mit Pop-Ikone Taylor Swift ein medialer Superstar mit zahlreichen Werbeverträgen.
Travis Kelce, ein kraftstrotzender Hüne und unangenehmer Gegenspieler auf dem Rasen, ist verlässlicher Empfänger seiner Pässe. Seit über 10 Jahren steht er bei den Kansas City Chiefs unter Vertrag. Seitdem zählt der Tight End, wie seine Position auf dem Football-Feld lautet, zu den absoluten Leistungsträgern. In den Spielzeiten 2016 bis 2022 fing er jedes Jahr Bälle für über 1000 Yards Raumgewinn – über einen Zeitraum von sechs Jahren ist das in der Geschichte der NFL noch keinem Tight End gelungen. Seine Hände sind wie eine Lebensversicherung für die Chiefs. Mahomes und Kelce verstehen sich blind auf dem Platz und sind auch privat beste Freunde.
Abseits des Sports ist Kelce ein äußerst charmanter Kerl. Aber er nimmt kein Blatt vor den Mund und eckt öfter an. Im November 2016 flog er im Spiel gegen die Jacksonville Jaguars vom Platz, weil er die Schiedsrichter nachäffte. Das kostete ihn 25.000 US-Dollar Strafe. Sein Kommentar in einem TV-Interview mit ESPN: „Ja, stimmt schon. Wenn ich auf dem Footballfeld bin, verhalte ich mich manchmal wie ein A…“
Geboren wurde Kelce im US-Bundesstaat Ohio. Früher, an der Highschool und teilweise auch noch am College, spielte er selbst Quarterback: „Ich denke, ich hätte in der NFL auch auf dieser Position Erfolg gehabt.“ Die gesamte College-Saison 2010 war er gesperrt. Der Grund: Er hatte am Vorabend des Sugar Bowls am 1. Januar 2010 zwischen seinen Cincinnati Bearcats und den Miami Gators in New Orleans gekifft. „Das war dumm. Seitdem habe ich das nie wieder gemacht“, zeigte er sich später reumütig. Dass Kelce kein Kind von Traurigkeit ist, beweist auch seine Teilnahme an der TV-Dating-Show „Catching Kelce. 50 Girls, 1 Tight End“ im Jahr 2016. Man stelle sich so was Ähnliches wie „Der Bachelor“ vor, nur halt mit einem Footballspieler in der Rolle des Umgarnten. Kelces Auserwählte damals hieß Maya Benberry. Lange hielt das Glück aber nicht. Von 2017 bis 2022 war Travis mit It-Girl Kayla Nicole zusammen. Heute ist Kelce wieder in festen Händen. Und nicht in irgendwelchen Händen. Er ist mit dem größten Pop-Star der Welt liiert. Die Flirterei zwischen ihm und Taylor Swift begann im Sommer 2023. Als Swift am 24. September 2023 bei einem Chiefs-Spiel im Arrowhead Stadium auftauchte und dann auch noch neben seiner Mutter saß, war ihr romantisches Versteckspiel vorbei. Ab jetzt durften alle sehen: ja, wir sind uns nah und mögen uns sehr. Im Podcast Bussin’ With The Boys beschreibt Kelce den Moment, als er spürte, dass er sich ernsthaft in die Sängerin verguckt hatte: „Sie ist sehr selbstsicher. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich mich in sie verliebt habe. Weil ich einfach gesehen habe, wie aufrichtig sie mit ihren Freunden und ihrer Familie umgeht. Es kann für jemanden, der so viel Aufmerksamkeit bekommt, ganz schön verrückt werden. Aber sie bleibt einfach so gelassen und cool.“
Die gefeierte Sängerin und der beliebte NFL-Star – es klingt wie in einem Märchen. Das Paar verbringt jede freie Minute zusammen. Doch die Zeit ist rar. Taylor Swift ist von März 2023 bis Dezember 2024 auf großer „The Eras“-Welttournee mit insgesamt 152 Shows in 54 Städten auf fünf Kontinenten. Sie ist die erste Künstlerin, die mit einer Konzertreihe Einnahmen von einer Milliarden US-Dollar umsetzt und damit die erste Milliardärin der Geschichte mit Musik als Haupteinnahmequelle. Travis flog ihr in den vergangenen Monaten so oft es geht überall auf dem Erdball hinterher, um sie zu sehen. Als Kelce im Februar 2024 mit den Kansas City Chiefs den Super Bowl, das große NFL-Finale, in Las Vegas gewann, jettete wiederum Swift aus Tokio zu ihm, um ihn live zu unterstützen – mit einem 13-Stunden-Flug über 9.000 Kilometer unmittelbar nach einem ihrer Konzerte. Die unterschiedlichen Zeitzonen zwischen Japan und den USA machen es möglich.
Amor gespielt hat übrigens Patrick Mahomes. Er behauptet, Travis und Taylor miteinander verkuppelt zu haben. „Ich war derjenige, der Travis zum ersten Taylor-Konzert eingeladen hat, als der Plan mit dem Freundschaftsarmband entstand. Ich fühle mich, als wäre ich der Kuppler, ich habe ja auch dazu beigetragen. Ich habe ihm gesagt: ‚Alter, du solltest es einfach tun. Mach es einfach!‘“, sagte er in der Pat McAfee Show. Kelce hatte seine Handynummer auf ein Freundschaftsbändchen geschrieben und versucht, es Taylor Swift zu geben. Aber er hatte keine Chance. Ein Treffen im Backstage-Bereich kam nicht zustande.
Dass er darüber verärgert war, erzählte Travis dann seinem älteren Bruder Jason Kelce, ebenfalls ein NFL-Spieler mit Kultstatus, im gemeinsamen Podcast New Heights. Und richtete seine Worte auch noch in Richtung Taylor Swift: „Hey, ich habe dich gesehen, wie du die Bühne im Arrowhead gerockt hast. Vielleicht musst du auch mal sehen, wie ich das Arrowhead rocke, um zu sehen, wer von uns beiden cooler ist.“ Swift fand das lustig und cool – und begann, Travis zu daten.
Mittlerweile sind Patrick Mahomes und Travis Kelce auch mal gemeinsam zu viert unterwegs. Pärchen Date. Travis mit Taylor – und Patrick mit seiner Brittany. Dann wird zusammen gegessen oder gefeiert. Das Quartett versteht sich hervorragend. Und die Fans aus beiden Lagern, die der NFL und die „Swifties“ (so werden Taylors Anhänger bezeichnet), drehen durch. Die Klatschreporter sowieso. Wo Patrick Mahomes ist, ist Glamour.
Harte Arbeit zahlt sich aus. Trotzdem ist die Geschichte des NFL-Superstars Patrick Mahomes unglaublich. Wie konnte er innerhalb kürzester Zeit von einem vielversprechenden Baseball-Talent zu einem gefeierten Football-Helden werden? Wie verliefen seine Kindheit in Texas, seine Karriere am College, sein Einstieg in die NFL? Wie tickt er privat? Und was für ein Team sind eigentlich die Kansas City Chiefs? All das und mehr erfahrt Ihr in den folgenden Kapiteln.
„Auf ein Hotdog gehört kein Ketchup!“
Diese Klarstellung stammt von Barack Obama, dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Und er legte noch nach: „Das ist eines dieser Dinge, die ab einem Alter von acht Jahren nicht mehr akzeptabel sind.“
Warum Obama das sagte? Weil Patrick Mahomes das gaaanz anders sieht. Der Quarterback der Kansas City Chiefs hat eine besondere Beziehung zu Ketchup. Ob auf Burger, Sandwiches, Pommes, Pizza, Steak und sogar dem traditionellen Truthahn an Thanksgiving: Schon als kleiner Junge bestrich er sämtliches Essen mit dem roten Gold aus der Tube. Als die breite Öffentlichkeit nach seinem kometenhaften Aufstieg in der NFL davon Wind bekam, dass er seine Hotdogs lediglich mit Ketchup anstelle von gelbem Senf, gehackten Zwiebeln und einer Essiggurke belegt, war der Aufschrei im Fast-Food-Land USA riesig. So groß, dass sich sogar Ex-Präsident Obama augenzwinkernd genötigt sah, auf das „Ketchup Gate“ zu reagieren.
„Es ist lange her, aber als kleines Kind habe ich immer Sandwiches gegessen, die nur aus Ketchup und Brot und sonst nichts bestanden“, verriet Mahomes. „Die Leute fanden es sehr seltsam, dass ich weder Schinken, Käse oder Salat draufgepackt habe. Früher wurde ich dafür die ganze Zeit gehänselt.“
Heute verdient Mahomes damit sehr viel Geld. Seit 2018 ist er das landesweite Werbegesicht von Ketchup-Produzent Hunt’s. Auch in einem TV-Spot für die Versicherung State Farm, der 2020 veröffentlicht wurde, spielt seine Leidenschaft für Würzsauce auf Tomatenbasis eine große Rolle. Während sein Co-Star Aaron Rodgers, ebenfalls ein Quarterback-Superstar der NFL, in dem Spot einen Deal aushandelt, beschäftigt sich Mahomes ausschließlich mit einer Ketchupflasche. Er bedeckt ein ganzes Steak mit der roten Sauce und fragt erst, als die Flasche fast leer ist, in die Runde: „Wolltet ihr auch was?“
Gemeinsam mit Travis Kelce, seinem Team-Kollegen bei den Chiefs und engem Freund, wird Mahomes Anfang 2025 in Kansas City sogar ein eigenes Restaurant eröffnen: das „1587 Prime Steakhouse“, benannt nach den Trikotnummern der beiden. Zusätzlich macht der Quarterback u. a. Werbung für Bier („Coors Light“), einen Energy Drink („Prime“) und eine Fast-Food-Kette („Subway“). Auch gezuckerte Frühstücksflocken haben es ihm angetan. Als Kind hat er bergeweise „Kellogg’s Frosties“ verputzt. Diese Vorliebe teilte er später ebenfalls mit seinen Fans. Zusammen mit der US-Supermarktkette Hy-Vee brachte er am 1. August 2019 die Cerealien-Marke „Mahomes Magic Crunch“ auf den Markt. In knalligem Rot. Und streng limitiert, denn Hy-Vee betreibt seine Läden nur in acht Bundesstaaten des Mittleren Westens der USA.
„Mahomes Magic Crunch“ wurde sofort zum Kassenschlager! Hy-Vee hatte gehofft, in den ersten Wochen 50 000 Packungen verkaufen zu können, doch bereits nach wenigen Tagen waren 300 000 Boxen für den Preis von 3,99 US-Dollar weg. Interessierte Käufer, die nicht im Einzugskreis der Hy-Vee-Geschäfte wohnten, versuchten, die Flocken über das Internet auf Plattformen wie Amazon oder eBay zu erwerben – für einen deutlich höheren Preis. Patricks Cerealien hatten quasi Sammlerwert.
Da stellt sich doch die Frage, wie Patrick Mahomes trotz seiner speziellen Essensvorlieben so erfolgreich werden konnte?
Ein ganz wichtiger Mensch im Leben von Patrick Mahomes ist Bobby Stroupe. Ihre Zusammenarbeit begann bereits, als Mahomes gerade mal die 4. Schulklasse besuchte. Stroupe ist Personal Trainer und Gründer des „Athlete Performance Enhancement Center“ (APEC) in Texas. Seine Kunden sind talentierte Sportler, fitnessliebende Promis und große Firmen wie zum Beispiel „Nike“. Schon seit vielen Jahren achtet Stroupe darauf, dass Mahomes ein professionelles Sportlerleben führt. Seit es einen festen Ernährungsplan gibt, sind die Zeiten von schnellem, ungesundem Essen und Bestellungen bei Lieferdiensten vorbei. Da festgestellt wurde, dass Patrick an bestimmten Unverträglichkeiten leidet (unter anderem reagiert er besonders auf Gräser und fast alle Nüsse allergisch), befolgt er einen speziellen Ernährungsplan, den ein eigener professioneller Koch für ihn umsetzt.
Außerdem trägt Mahomes, auch während der NFL-Spiele, ein Fitnessarmband der Marke „Whoop“ – dahinter steckt ein Start-up-Unternehmen, in das er auch selbst investiert hat. Das Armband hilft ihm dabei, herauszufinden, wie lange er sich nach sportlichen Höchstleistungen erholen muss. Besonders wichtig sind dabei die zeitlichen Schwankungen zwischen den Herzschlägen. So entsteht in seinem Smartphone jeden Tag ein individueller Trainingsplan für die nächsten 24 Stunden.
Auch Schlaf ist Teil seines Fitnessprogramms. Für Mahomes ist die nächtliche Erholung weit mehr als eine Pflicht, Schlafen ist fast so etwas wie zu einem Hobby geworden. „Patrick ist wahrscheinlich der produktivste Schläfer im Profisport. Er schläft jede Nacht zehn Stunden und sorgt für kurze Schlafpausen am Tag. Ich kenne außer Löwen nicht mal Tiere, die so auf ihre Energie achten“, erzählt Stroupe. Und fügt hinzu: „Wenn Schlafen ein Videospiel wäre, würde er alle Punkte holen.“
Kaum jemand kennt Mahomes’ Körper so gut wie sein enger Vertrauter. „Ganz ehrlich: Patrick hat nicht die Statur eines griechischen Gottes. Wenn man sich sein anatomisches Setup anschaut, ist er eher wie ein umgedrehter Zentaur. Er hat einen mächtigen Oberkörper und eine schmalere untere Körperhälfte“, erklärt Stroupe. Dadurch sei seine Kraft aus den Beinen zwar limitiert. Aber: „Patrick hat die sportlichste Wirbelsäule, die ich jemals gesehen habe.“ Dank ihr kann er sich blitzschnell drehen, fast um die eigene Achse. Diese Flexibilität hat Mahomes mithilfe von Stroupe gezielt weiter ausgebaut. Er kann im Rückwärtsgang 89 Prozent der Geschwindigkeit erreichen, die er beim Vorwärtslaufen draufhat. Das schaffen nicht mal Weltklassesprinter, weil sie es so gut wie nie trainieren. Wenn der Quarterback einen Halbkreis läuft, ist er sogar drei Prozent schneller als auf einer geraden Strecke – ein Riesenvorteil auf dem Footballfeld.
Unterstützt wird Mahomes bei der Einhaltung seines gesunden Lebenstils auch von Brittany – seiner großen Liebe. Seit der Highschool sind die beiden unzertrennlich. Zunächst waren sie nur Schulfreude, Brittany Matthews war ein Jahrgang über Patrick. Aber dann wurde plötzlich mehr daraus. Am Valentinstag 2012 wollte Patrick Brittany eigentlich nur ärgern, als er ihr in der Schulcafeteria vor den Augen ihrer johlenden Freunde und vieler Mitschüler eine rote Rose und eine Karte überreichte. Was als Scherz gemeint war, empfand sie jedoch als ziemlich süß. Trotz einiger „Kiss her“-Anfeuerungsrufe passierte an diesem Tag aber erst mal nichts zwischen ihnen. Zu unklar war ihr, ob er wirklich Gefühle für sie hatte oder alles nur eine jugendliche Mutprobe war. Doch die unerwartete romantische Geste setzte offenbar etwas in Gang: „Boom, plötzlich haben wir uns verknallt“, erzählte Brittany später.
Anfang April 2012, wenige Woche nach Patricks erstem „Liebesbeweis“, wurden sie offiziell ein Paar, ein Herz und eine Seele. Am 2. August, nach vier Monaten Zweisamkeit, stellte Brittany überglücklich auf Instagram fest: „Das ist die beste Zeit meines Lebens.“ Und schickte ihrem Patrick ein Emoji-Herz hinterher.
Das erste gemeinsame Weihnachtsfest geriet aber zur Nervenprobe. Sie hatten verabredet, Zeit mit beiden Familien zu verbringen – was durch die Trennungen von Patricks und Brittanys Eltern aber zu einem Balanceakt wurde, beide Paare waren zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden. Britannys Mutter Diana ist Physiotherapeutin, ihr Vater Scott verdient sein Geld als Unternehmer im Gesundheitssektor, von ihm hat Brittany ihr Interesse an Fitness. Und dann gibt es da noch Devin, ihren älteren Bruder, sowie Landon, einen jüngeren Stiefbruder. Mahomes rutschte bei dem Gedanken, mit der Familie seiner ersten (und bis heute einzigen) Freundin am Tisch zu sitzen, das Herz in die Hose. Er wollte nichts falsch machen und einen guten Eindruck hinterlassen.
Brittany war damals selbst erfolgreiche Sportlerin und ähnlich verrückt nach Fußball wie Patrick nach Football, Baseball und Basketball. Als Stürmerin erzielte sie die meisten Tore ihres Jahrgangs. Das sorgte dafür, dass sie nach ihrem Highschool-Abschluss ein Stipendium der University of Texas erhielt und später sogar einen Rekord am College aufstellte: drei Hattricks in einer Saison – bis heute unerreicht.
Es war eine unbelastete Beziehung zweier talentierter Sportler, die das Leben in vollen Zügen genossen und zunächst nicht wussten, was in den nächsten Jahren auf sie zukommen würde (mehr dazu in den nächsten Kapiteln).
Brittany ging als Fußballerin später sogar für ein Jahr nach Island. Mit UMF Afturelding gewann sie dort die Meisterschaft. Nach ihrer Rückkehr im Jahr 2017 beendete sie ihre Fußballkarriere, baute ihre eigene Fitnessmarke „Brittany Lynne Fitness“ auf und kümmerte sich noch mehr um ihren Patrick. Im September 2020, wenige Monate nach seinem ersten Super-Bowl-Triumph mit den Kansas City Chiefs in Miami gegen die San Francisco 49ers machte Patrick seiner Liebsten einen romantischen Heiratsantrag – und zwar passenderweise im Arrowhead Stadium! Anlass war die Überreichung der Super-Bowl-Ringe an Spieler und Mitarbeiter in einer feierlichen Zeremonie. Danach führte Patrick seine Brittany in eine Loge des Stadions. Auf dem Boden lagen weiße und rote Rosen verstreut, am Fenster stand in Leuchtschrift „Will you marry me?“. Romantik pur! Als sie sich zu ihm umdrehte, kniete er sich auf den Boden und überreichte ihr einen riesigen Klunker – einen Acht-Karat-Diamanten auf einem doppelten Band aus Weißgold. Experten schätzten den Wert des Verlobungsrings auf etwa 500 000 US-Dollar. Damit ist er etwa zehnmal so teuer, wie der Super-Bowl-Ring der Chiefs.
Zum Zeitpunkt des Antrags war Brittany schon schwanger, Töchterchen Sterling Skye kam am 20. Februar 2021 zur Welt. Geheiratet wurde dann am 12. März 2022 auf der hawaiiani- schen Insel Maui. Neben dem Brautpaar und seinen Familien waren auch Patricks engste Footballgefährten dabei: die Chiefs-Spieler Travis Kelce, Orlando Brown Jr., Demarcus Robinson, Clyde Edwards-Helaire, Tyrann Mathieu sowie sein früherer College Coach Kliff Kingsbury und sein Fitnesstrainer Bobby Stroupe. Freunde aus der High School durften natürlich auch nicht fehlen. Schon die Einladung zur Hochzeit war etwas Besonderes: Die männlichen Gäste erhielten neben einer Karte eine Luxusuhr von „Rolex“, die Frauen konnten sich über ein goldenes Armband von „Cartier“ freuen.
Patricks Trauzeuge war sein jüngerer Bruder Jackson, Brittany entschied sich für ihre Freundin Kayla Nicole, die damalige Lebensgefährtin von Travis Kelce. Mahomes trug für die feierliche Prozedur einen grauen Anzug mit schwarzen Schuhen, Brittany ein eigens für sie entworfenes Kleid von Versace. Blumenkind war natürlich Sterling Skye. Am 28. November 2022 wurde ihr zweites Kind geboren, ihr Sohn Patrick Bronze Lavon III wurde nach seinem Vater sowie Großvater benannt. Bei dem Namen Bronze handelt es sich um einen Spitznamen, den Patricks Bruder Jackson vorgeschlagen hatte: „Wie wäre es mit Bronze? Es passt perfekt zu Sterling.“ Im Sommer 2024 kündigte das Ehepaar Mahomes an, bald zum dritten Mal Eltern zu werden. Zur Familie gehören auch noch zwei Hunde: Steel, ein Pitbull, und Silver, ein Cane Corso.
Genug Platz für alle ist da. Im Sommer 2023 bezog die Familie Mahomes ihr neues Zuhause: eine Mega-Villa. Das drei Hektar große Grundstück in Loch Lloyd im US-Bundesstaat Missouri nahe Kansas City ließen Patrick und Brittany in zwei Jahren Bauzeit ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. Das riesige Areal beinhaltet u. a. einen eigenen Par-3-Golfkurs, ein 50-Yard-Football-Feld mit persönlichem Logo sowie einen großen Swimmingpool und einen See. Auch im Inneren ist alles vom Feinsten, inklusive u. a. einer Basketballhalle, einem Kino, einem Weinkeller und einem Extra-Raum nur für Patricks große Sneaker-Sammlung. Dieses Anwesen ist ein Ausdruck von Erfolg und Extravaganz. „Unser Zuhause hat alles, was wir schon immer haben wollten“, strahlte Brittany nach dem Einzug. Auch in Texas besitzen die Mahomes Immobilien im Wert mehrerer Millionen US-Dollar.
Während sich Brittany der Liebe ihres Mannes sicher sein kann, wird sie von der Öffentlichkeit weniger herzlich behandelt. An ihr und Mahomes’ viereinhalb Jahre jüngerem Bruder Jackson scheiden sich die Geister. Viele NFL-Fans haben es zu ihrem Hobby gemacht, Brittany und Jackson zu kritisieren. Auf Social-Media-Plattformen werden die beiden regelmäßig angefeindet, ihre Fotos und Videos mit Gehässigkeiten kommentiert. Während Patrick Mahomes durch seinen sportlichen Erfolg und seine positive Außendarstellung „Fans“ nur wenig Angriffsfläche bietet, sind seine Frau und sein Bruder offenbar einfache Zielscheiben, um ihn zu ärgern und den Frust nach Niederlagen rauszulassen.
NFL-Insider Ian Rapoport hat dafür kein Verständnis. „Die beiden haben nichts falsch gemacht. Das ist einfach eine negative Seite dieser Online-Welt. Eine gewisse Reichweite bedeutet auch, dass man in den Fokus rutscht. Ich weiß nicht, was wirklich dahintersteckt. Aber ich glaube, dass es daran liegt, dass Mahomes ein netter Mensch ist, der niemandem etwas tut und stets auf dem Teppich geblieben ist. Er hat in Kansas City einen Vertrag unterschrieben, der ihn lange in der Stadt halten wird. Und das zu Konditionen, die sehr teamfreundlich sind. Es gibt einfach keinen Grund, ihn zu hassen“, sagt der Kult-Experte.
Jackson Mahomes war in der Highschool sportlich ähnlich talentiert wie sein älterer Bruder. Er spielte erfolgreich Basketball für die Whitehouse Wildcats und hätte ebenfalls die Chance gehabt, ein Universitätsstipendium zu bekommen. „Ich habe Basketball geliebt. Aber als es Richtung College ging, fühlte es sich nicht mehr gut an. Damals wusste ich nicht, was ich im Leben machen sollte“, erinnert sich Jackson. Er konzentrierte sich dann erst mal darauf, täglich Videos für die Social-Media-Plattform TikTok zu drehen. Der erste Clip am 25. September 2019 hatte den Titel „Ja, Patrick Mahomes ist mein Bruder“. Mittlerweile hat Jackson ebenfalls Millionen Follower, und die meisten seiner von ihm produzierten Inhalte haben nichts mehr mit Patrick zu tun.
In Interviews sprach Jackson später über die Schwierigkeiten, die er hatte, weil er immer der „kleine Mahomes“ war: „Es ist mir sehr wichtig, dass die Leute mich als Jackson von TikTok kennen, weil es das erste Mal im Leben ist, dass ich nicht nur als Bruder von Patrick wahrgenommen werde.“ Vergleiche mit anderen musste er sein gesamtes Leben ertragen. Jackson wurde in seiner Kindheit an seinem Vater Pat, dem Baseballprofi aus Tyler, dann an seinem Patenonkel, der Baseballlegende LaTroy Hawkins, und schließlich am Bruder in der NFL gemessen. In der Highschool schrien die gegnerischen Fans „Du bist nicht Patrick“, wenn er am Ball war. Jackson verletzten die hämischen Kommentare. Aber er versteckte sich nicht, sondern versuchte, offensiv damit umzugehen. Er stellte Inhalte auf Instagram und YouTube und brachte eine eigene Fashion-Kollektion mit dem ironischen Namen „Unathletic“ heraus.
Folgt man Patrick Mahomes auf Social Media, könnte man den Eindruck gewinnen, der Footballstar führe ein typisches Celebrity-Glamour-Leben. Eingekleidet in Versace, Prada, Gucci oder Boss tritt er beim Formel-1-Rennen in Miami auf, spielt Golf mit Justin Timberlake, vergnügt sich mit seiner Brittany beim Coachella Festival oder umarmt Taylor Swift. Wenn man seine alten Kumpels, Teamkollegen oder NFL-Experten fragt, ergibt sich ein anderes Bild – das einer sehr bodenständigen Person. Sein engster Freundeskreis besteht aus Menschen, die er seit der Highschool kennt. Mahomes verbringt in der Offseason viel Zeit in seiner Heimat Texas und wählt sorgfältig aus, wem er vertraut.
Im Mai 2017 erlebte er einen Schockmoment. Damals besuchte er ein Baseballspiel in seiner Geburtsstadt Tyler. Als er sich gerade mit früheren Schulkameraden auf den Nachhauseweg machen wollte, wurde die Gruppe am Auto von zwei Männern mit Pistolen im Gürtel überfallen und ausgeraubt. Die beiden Täter, Michael Pinkerton und Billy Ray Johnson, konnten aber nur einen Tag später identifiziert und festgenommen werden. Sie hatten keine Ahnung, dass sie einen gerade erst gedrafteten NFL-Spieler bestohlen hatten. „Ich bin einfach glücklich, dass meine Freunde und ich sicher sind und die Cops die Verdächtigen verhaftet haben“, sagte Mahomes kurz darauf.
Auch zu seinen (geschiedenen Eltern) hat der Superstar engen Kontakt. Bis heute sind seine Mutter Randi und sein Vater Pat bei fast jedem Heimspiel und wichtigen Auswärtsspielen dabei. Ihr Sohn hatte schon 2018 einen Werbedeal mit der lokalen Airline „Executive AirShare“ vereinbart, der beinhaltet, dass seine Eltern aus Tyler abgeholt und pünktlich zum Kickoff der Spiele seiner Chiefs gebracht werden. Aber nicht nur Randi und Pat nehmen dieses Angebot in Anspruch, sondern auch die Familie von Brittany sowie viele alte Freunde aus der Highschool und dem College. Mahomes hat immer gern ein paar alte Vertraute im Stadion, um mit ihnen dann nach dem Abpfiff noch etwas essen zu gehen und sich auszutauschen. Das hat für ihn Tradition.
Leider endete eine dieser Reisen in einer Tragödie: In Woche zehn der Saison 2018, am 11. November gegen die Arizona Cardinals, kamen Brittanys Mutter Diana und ihr Stiefvater Paul Massey ins Arrowhead Stadium, um live dabei zu sein, als ihr Schwiegersohn einen historischen Rekord der früheren Quarterback-Legende Len Dawson aus dem Jahr 1964 überbot (Dawson schaffte in einer Saison 30 Touchdowns in 14 Spielen, Patrick brach den Rekord in zehn Spielen). Nach dem Spiel, das die Chiefs 26:14 gewannen, fing Head Coach Andy Reid seinen Quarterback auf dem Weg zur Pressekonferenz ab und teilte ihm betroffen mit, dass der Stiefvater von Brittany plötzlich kollabiert und verstorben war. Das Unglück ereignete sich bereits während des Einlasses direkt vorm Stadion. Die herbeigeeilten Rettungskräfte konnten nur noch den Tod feststellen. Brittany entschied dann, dass Patrick erst nach dem Spiel von dem Vorfall erfahren sollte. Rückblickend war es sicher das bislang traurigste Spiel in Mahomes’ Karriere.
Ja, Patrick Mahomes verdient sehr viel Geld. Aber er gibt auch sehr viel ab. 2019 kündigte er in der Late Night Show von Jimmy Fallon die „15 and the Mahomies“-Stiftung an, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Leben von sozial benachteiligten Kindern, aber auch von Kriegsveteranen und Obdachlosen zu verbessern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Mahomes’ Heimat in Osttexas und seinem Wohnort Kansas City. Dort sorgt er unter anderem dafür, dass die Kids Sportschuhe haben, um Flag Football zu spielen. Er lädt regelmäßig Schüler zu Heimspielen der Chiefs ein und unterstützt Leseprogramme von Bildungseinrichtungen. Ein Teil der Erlöse aus seinen „Mahomes Magic Crunch“-Flakes fließt ebenfalls in seine Stiftung. Patrick hat verstanden, dass er durch seine Position etwas verändern kann.
„Wenn du so eine Plattform erhältst wie ich, musst du versuchen, sie zu nutzen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen“, sagt er. Jüngst hat Mahomes auch damit begonnen, in verschiedene lokale Sportteams zu investieren. Seit 2020 ist er einer von 20 Besitzern des Baseballteams der Kansas City Royals aus der Major League Baseball. Bei den örtlichen Profifußballern ist das Ehepaar Mahomes ebenfalls engagiert: Patrick unterstützt die Männer von Sporting Kansas City, Brittany ist Mitteilhaberin des Frauenteams von Kansas City Current. Irgendwann möchte Patrick auch ein Basketballteam aus der NBA in Kansas City etablieren. Und eine Burger-Kette. Mit weiteren Geschäftsleuten plant er, bis 2027 insgesamt 30 Filialen des Restaurants Whataburger in Missouri und Kansas anzusiedeln. Fast die Hälfte davon hat schon geöffnet. Der Ketchup-Liebhaber war bei seiner Ankunft im Mittleren Westen überrascht, dass es diese Fast-Food-Kette dort nicht gibt. Die Bürger von Kansas City freut es, dass sich ihr Footballstar langfristig in die Stadt einbringt, soziale Zwecke unterstützt und das Sport- und Gastronomieangebot verbessern will. Mahomes betont, dass er noch sehr viele Jahre bleiben möchte. Über einen Vereinswechsel macht er sich keine Gedanken. Seine volle Aufmerksamkeit gilt dem sportlichen Erfolg mit den Chiefs.
Am Herzen liegt ihm aber auch sein Engagement für die „Black Lives Matter“-Bewegung. Mahomes ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Schon vor dem Super Bowl 2020 fragten ihn Reporter auf einer Pressekonferenz, was es für ihn bedeute, als schwarzer Quarterback auf der großen Footballbühne zu stehen, worauf er antwortete: „Die beste Sache daran ist, dass ich ein Vorbild für Kinder aller Hautfarben sein kann, egal, wo sie aufwachsen. Sie sehen, dass sie ihren Traum erreichen können. Guckt auf mich als schwarzen Quarterback mit einem schwarzen Vater und einer weißen Mutter. Ich bin der Beweis, dass es nicht darauf ankommt, wo du herkommst.“
Als am 25. Mai 2020 ein Afroamerikaner namens George Floyd von einem weißen Polizeibeamten getötet wurde und ein Aufschrei durchs Land ging, war Mahomes einer der Ersten, die sich öffentlich dazu positionierten. Als Wide Receiver Michael Thomas von den New Orleans Saints aus der NFL bei ihm anrief und ihn bat, bei einem inoffiziellen Videoprojekt zur Unterstützung der „Black Lives Matter“-Bewegung mitzumachen, sagte er sofort zu. Dieses Video veränderte letztlich die Art und Weise, wie die NFL, vielleicht sogar der gesamte US-Sport, mit dem Thema umging. Die Aktionen von 49ers-Quarterback Colin Kaepernick, der 2016 aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze während der US-Nationalhymne auf dem Footballfeld in die Knie gegangen war, hatten trotz viel Aufregung und der Unterstützung zahlreicher NFL-Spieler zu keinem radikalen Umdenken in der Liga geführt. Jetzt aber baten die wichtigsten schwarzen Spieler der NFL, darunter in der Person von Mahomes der Top-Quarterback des amtierenden Meisters, darum, dass sich auch die Liga hinter die Proteste stellt.
NFL Commissioner Roger Goodell konnte sich dem Thema nun nicht mehr verschließen und machte es zur Chefsache. Sogar live im Fernsehen sagte er die magischen Worte „Black Lives Matter.“ Doug Williams war in der Saison 1987 der erste schwarze Quarterback in der Geschichte der NFL, der in einem Super Bowl als Starter spielte – für die damaligen Washington Redskins, die gegen die Denver Broncos 42:10 gewannen. Nach Erscheinen des Videos von den aktuellen Stars der Liga äußerte auch er sich: „Lasst mich eines sagen, die Unterstützung von Patrick Mahomes war unfassbar wichtig. Wir sprechen hier nicht über einen Veteranen, der schon seit 15 Jahren in der Liga spielt, sondern von einem jungen Mann, der noch keine 25 Jahre alt ist. Er ist MVP der Liga, hat einen Super Bowl gewonnen und wollte dabei sein. Das war sehr stark.“ Auch in der Folge erhob Mahomes immer wieder seine Stimme und erklärte, warum: „Die Leute hören zumindest hin, wenn ich etwas sage. Vielleicht stimmen sie mir nicht zu, aber sie hören es sich an. Ich glaube, dass es mein Job und meine Pflicht ist, diese Plattform zu nutzen.“
Mahomes’ Vorbildfunktion wird auch musikalisch gewürdigt. In den letzten Jahren sind hunderte Songs produziert worden, mit Texten, in denen sein Name vorkommt. Im Song „Mahomes“ des Rapper-Trios Migos aus dem Jahr 2021 wird der Footballspieler als jemand besungen, der Erfolg hat, vorangeht und Menschen mitreißt. Auch Weltstar Drake beschäftigt sich im Song „Lemon Pepper Freestyle“ aus demselben Jahr damit, dass die Chiefs Patrick gar nicht genug Geld für seine Leistungen bezahlen können. Die größte Bedeutung hat Mahomes aber für den Rapper Aaron Dontez Yates, bekannt als Tech N9ne, der aus Kansas City stammt und selbst großer Chiefs-Fan ist. Mit „Red Kingdom“ hat Tech N9ne 2019 die moderne musikalische Hymne des Teams produziert, und immer wieder taucht Mahomes als Leuchtgestalt in seinen Texten auf.
Patrick Mahomes hat in den letzten Jahren einige Grundsätze der NFL erschüttert. Nie zuvor war ein schwarzer Quarterback erfolgreicher und konnte so frei seine Meinung äußern, ohne Konsequenzen für seine Karriere zu befürchten. Nie zuvor hat ein Spielmacher so regelmäßig irre Würfe aus verschiedensten Lagen und Situationen bei seinen Passempfänger angebracht. Er kann Dinge, die andere nicht mal versuchen. Seine sportliche Vielfalt ist sein größtes Plus.
Es lebe der Generalist! So lautet der Titel eines Bestellers von David Epstein. Darin erklärt der Autor, warum es für ein erfolgreiches Leben hilfreich sein kann, nicht nur eine Sache gut zu können. Nicht Spezialisierung sei der Schlüssel zum Erfolg, sondern der Blick über den Tellerrand. Für diese These hat er Ausnahmekünstler wie den Maler Vincent van Gogh oder Profisportler wie Roger Federer oder Tiger Woods porträtiert. Epstein hätte auch Mahomes für seine Untersuchung analysieren können. Denn er besitzt ein Talent für sportliche Vielfalt und verspürt zusätzlich keinen Druck. Sobald Mahomes ein Footballfeld betritt, fühlt er sich gut. Er hat in seinem Leben viel Zeit in Sportstätten verbracht. Er ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen und der zu sein, von dem die Massen Außergewöhnliches erwarten. So etwas macht ihn nicht mehr nervös.
„Patrick war als Kind nie aufgeregt“, erinnert sich Mama Randi. „Es hat mich manchmal fast verrückt gemacht. Weder im Disney World noch bei seinem Vater auf dem Feld im großen Yankee Stadium, Patrick war einfach nicht aufgeregt. Das ist seine Persönlichkeit. Sein Bruder hingegen ist so zappelig, dass es für 20 Menschen reicht.“
Erfolgreiche Athleten sind immer auch verbissene Wettkämpfer. Das zeigt sich bei Mahomes beim Golf. Diese Sportart erlernte er als Jugendlicher, weil seine Mutter im Hollytree Country Club arbeitet, zu dem auch ein großer Golfplatz gehört. Wenn es zeitlich passt, geht Patrick gern mal mit Travis Kelce eine Runde spielen. Dabei haben die beiden eine Regel etabliert:
„Never lay up“ – niemals nur vorlegen. Im Zweifel gehen sie also lieber Risiko, also zwei kürzere Schläge zu machen, um das Loch zu erreichen.
Auch beim Training auf dem Footballplatz in Kansas City möchte Mahomes immer das Maximum rausholen. Regelmäßig überzeugt er seine Mitspieler, verrückte Spielzüge auszuprobieren. Berühmt ist sein „Hinter dem Rücken“-Pass. „Er sieht überall immer noch die Magie in der Welt“, erzählt Chris Conley, ein früherer Wide Receiver der Chiefs. Bereits seit dem College versucht Mahomes, beidhändig zu werfen. Angefangen hat das mit einem „Spielchen“ mit seinem damaligen Trainer Kliff Kingsbury und seinem Ersatz-Quarterback Nic Simonek. Die drei hatten das populäre Basketballspiel H-O-R-S-E neu interpretiert. Dabei gibt immer einer einen möglichst schwierigen Wurf aus wechselnder Entfernung vor, und die anderen müssen ihn nachmachen. Um die Schwierigkeit zu erhöhen, wurden auch Würfe mit links eingeführt. Mittlerweile hat Mahomes auch in der NFL bereits wichtige Würfe mit links bei seinen Mitspielern platziert.
Neben seiner Fähigkeit, blitzschnell Entscheidungen zu treffen, profitiert Mahomes auch immer wieder von seiner wichtigsten Waffe: seinem rechten Arm. Nur wenige Quarterbacks können so weit werfen wie er und den Ball aus so absurden Positionen ans Ziel bringen. Das Geheimnis dahinter ist, dass er sich seine Power nicht nur aus dem gesamten Arm, sondern zusätzlich vor allem aus dem Handgelenk holt. „Er schnippt den Ball fast aus der Hand“, erklärt Chiefs-Cheftrainer Andy Reid. Und Vater Pat ergänzt: „Patrick sollte im Baseball immer sein Handgelenk einsetzen, damit der Fastball am Anfang steigt. Dadurch sind seine Gelenke immer stärker geworden.“
Als Mahomes nach dem Weggang von Alex Smith 2018 zum Starting Quarterback und damit zum neuen Anführer der Chiefs ernannt wurde, halfen ihm erneut seine Kindheitserfahrungen in den Kabinen der MLB-Profibaseballer. Dort hatte er bereits das Verhalten der Topstars erlebt und konnte sich was abschauen. So war es Mahomes wichtig, sich erst einmal durch gute Trainingsleistungen Respekt zu verschaffen, bevor er dann auch den Mund aufmachte. „Er hat einfach die Kontrolle übernommen. Vom ersten Tag an“, erinnert sich Travis Kelce. „Patrick ist nicht schüchtern, wenn es ums Führen geht. Er macht es uns allen einfacher, weil er die Richtung vorgibt und wir ihm folgen können.“
Ein guter Leader muss den Kontakt zu seinen Mitspielern pflegen. NFL-Reporter Ian Rapoport interviewte Mahomes mal in einem Trainingslager der Chiefs in St. Joseph und berichtete: „Mahomes freut sich jedes Jahr darauf, seine neuen Teamkollegen in den Wochen vorm Saisonstart intensiv kennenzulernen und sich an verschiedene Tische zu setzen, sich mit allen zu unterhalten und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Das ist ungewöhnlich in der NFL. Normalerweise halten die großen Stars immer etwas Abstand und bleiben unter sich.“
Normalerweise. Aber was ist bei Patrick Mahomes schon normal?
„Hör auf mit Football. Damit verschwendest du nur deine Zeit. Das Verletzungsrisiko ist viel zu groß.“
Die ernsten Worte, die Pat Mahomes an seinen Sohn Patrick, der auf dem Beifahrersitz neben ihm saß, richtete, waren deut-lich und unmissverständlich. Es musste eine Entscheidung her. Die gemeinsame Autofahrt bot die beste Gelegenheit dazu, die beiden würden schließlich noch einige Stunden über den Highway brettern. Pat Mahomes war fest entschlossen, genau jetzt die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Es war ein Wochenende im Oktober 2011. Pat Mahomes spürte damals, dass sein Sohn nur ein paar Jahre davon entfernt war, in den USA ein gefeierter Sportstar zu werden. An jenem Wochenende waren sie zusammen zu einem der bedeutendsten Colleges der USA gefahren: der University of Texas in Austin. Das Footballteam der Uni, die Texas Longhorns, ist in ganz Amerika bekannt, für sie zu spielen, der Traum hunderttausender Jugendlicher. Für Patrick Mahomes war die Erfüllung dieses Traumes nun zum Greifen nah. Er hatte eine Einladung auf den Campus bekommen. Und dort wurde ihm dann das Angebot unterbreitet, kostenfrei zu studieren und einen begehrten Platz im Kader zu bekommen. Wow!
Seinen Papa hatte Patrick als Verstärkung mitgenommen, weil der sich in der Sportszene bestens auskannte. Nun waren sie auf der Rückfahrt. Für Amerikaner sind vier Stunden Autofahrt nur ein kurzer Roadtrip. So blieben Vater und Sohn auch nicht über Nacht in einem Hotel, sondern machten sich nach dem Gespräch mit dem Head Coach der Longhorns direkt wieder auf den Nachhauseweg, zurück nach Tyler, dem beschaulichen Örtchen in Texas, in dem Patrick Mahomes noch über zwei Jahre zur Highschool gehen würde.
Pat Mahomes hatte in den letzten Wochen viel nachgedacht, nächtelang gegrübelt und an Plänen für die Karriere seines Sohnes getüftelt. Nun – nach dem Gespräch an der Uni – ahnte er, dass sie sich entscheiden mussten. Die Familie Mahomes stand an einem Scheideweg. Sie hatte mehrere Optionen, die Wahl zwischen drei Wegen, die alle in unterschiedliche Richtungen führten. Welcher war der Richtige?
Auf jeden Fall nicht Football! Das wurde Pat nun endgültig bewusst. Das Angebot der Longhorns hatte bei ihm die letzten Zweifel ausgeräumt. Das klingt erst mal absurd, wenn man bedenkt, dass am Ende des Gesprächs ja eine Zusage stand. Patrick Mahomes sollte zukünftig für die Longhorns spielen. Als Safety. Das ist eine Position in der Verteidigung beim American Football, auf der Spieler, vereinfacht ausgedrückt, nur eine Aufgabe haben: Passversuche des Gegners zu verhindern.
So weit, so gut. Doch für Pat Mahomes war das Angebot nicht akzeptabel, denn sein Sohn spielte nicht nur Football, sondern gleichzeitig auch noch Baseball und Basketball. Und zwar deutlich erfolgreicher. In diesen Sportarten gehörte er zu den besten Spielern seiner Highschool. Im Football nicht. Hier war er als „Sophomore“ in seinem zweiten Jahr an der Schule eher schnöder Durchschnitt. So schaffte er es in der Vorsaison zwar immer mal wieder, dem Gegner den Ball abzuluchsen, doch am Ende verlor sein Team, die Whitehouse Wildcats, meist deutlich: 49:70 gegen Sulphur Springs, 14:42 gegen die Tyler Lions, 6:64 gegen die Kilgore Bulldogs, 24:45 gegen die Sherman Bearcats. Es war ernüchternd. Und frustrierend.
In den Augen des Vaters waren die Bemühungen seines Sprösslings auf dem Footballfeld mittlerweile bloß noch Zeitverschwendung. Ein Hobby mit zu großer Verletzungsgefahr. Er fand, sein Sohn sei zu Höherem berufen. Denn das Talent, um ein erfolgreicher Profisportler zu werden, hatte er schon in die Wiege gelegt bekommen, und zwar von seinem Vater. Pat Mahomes war nämlich selbst vor einigen Jahren noch ein gefeierter Sportstar gewesen – auf dem in Diamantenform angelegten Baseballfeld. Und dort gehörte auch sein Sohn hin. Basta!
Pat Mahomes, Jahrgang 1970, hatte es seinem mächtigen Wurfarm zu verdanken, dass er weit über seine texanische Heimat hinaus bekannt war. Er spielte elf Jahre in der Major League Baseball (MLB), einer Profiliga, die jedes Jahr Milliardenumsätze macht. Baseball ist der uramerikanische Sport schlechthin. Wer hier spielt, wird angehimmelt. Und verdient sehr viel Geld. Mahomes konnte seiner Frau und den beiden Söhnen ein schönes Leben ermöglichen. Er entwickelte sich zwar nie zu einem Superstar, bekam aber trotzdem Jahr für Jahr lukrative Angebote von Teams aus ganz Amerika und sogar aus Japan. Die Familie reiste viel. Der Vater war im Sommer meist nicht zu Hause, sondern beruflich auf Achse, denn in der MLB gehen Teams regelmäßig auf Tour und bestreiten dann mehrere Auswärtsspiele am Stück.
Um mehr gemeinsame Zeit zwischen März und Oktober (in diesen Monaten läuft die MLB-Saison) zu haben, nahm Vater Pat seinen Sohn Patrick im Sommer regelmäßig mit zum Training und auch mal ins Stadion. Die gleichaltrigen Kinder der anderen Spieler hatten meist Angst vor den fliegenden Bällen auf dem Feld, und spätestens nach einigen Tagen fanden sie es langweilig. Aber der kleine Patrick war sofort Feuer und Flamme für diese Sportart. Sobald er das Spielfeld betrat, wollte er es gar nicht mehr verlassen.
Im Alter von sechs Jahren lernte der Junge von den Besten des Sports. Sein Vater spielte damals mit vielen heutigen Baseball-Legenden zusammen. Und die nahmen sich viel Zeit, um dem kleinen, wissbegierigen Knirps ihres Teamkollegen die Grundlagen ihrer Sportart beizubringen. Von Derek Jeter zum Beispiel, dem Superstar der New York Yankees, lernte Patrick, welche Hingabe es braucht, um erfolgreich zu sein. Jeter trainierte oft stundenlang seinen Wurfarm, um die verrücktesten Würfe im Repertoire zu haben. Er trommelte nach jedem Training die Pitcher seines Teams (das sind die Werfer im Baseball) für Sonderschichten zusammen, um noch ein paar Prozent besser am Abschlag zu werden. Zufrieden war er mit sich fast nie. Bei ihm konnte sich Patrick abgucken, was es heißt, das maximal Mögliche aus sich und den anderen herausholen zu wollen. Für Jeter gab es nämlich nur ein Ziel: gewinnen!
Der Schlagtechnik von Patrick widmete sich Alex Rodríguez (ja, genau: der Ex-Freund der Weltstars Jennifer Lopez und Cameron Diaz). Rodríguez gewann 2009 die World Series mit den Yankees, zählte jahrelang zu den besten Spielern der MLB – und erklärte Patrick ganz genau, worauf es ankommt, damit der Ball möglichst gerade und weit in Richtung der Tribünen fliegt. Oder wie man das richtige Timing beim Schwung entwickelt.
Der erste Catch, an den sich Patrick heute noch erinnert, wurde vom zweimaligen All Star und mehrfachen „Gold Glove“- Sieger Robin Ventura geschlagen. Und das kam so: Im Rahmen der World Series im Jahr 2000 wärmte sich Ventura gerade auf dem Spielfeld auf und schlug ein paar Bälle. Der fünfjährige Patrick stand mit einigen Mitspielern seines Vaters etwas abseits des Geschehens im Outfield. Plötzlich flog ein Ball von Ventura flach in seine Richtung. Mahomes Jr. reagierte blitzschnell und begrub die Kugel in seinem Lederhandschuh, als sei es das Normalste auf der Welt. Die meisten Menschen wären diesem Geschoss wohl eher aus dem Weg gesprungen. Oder hätten es nicht mal gesehen.
Patrick Mahomes hatte schon früh eine beeindruckende Kraft im rechten Arm. Durch die intensive Zeit mit den Profikollegen seines Vaters lernte er, härter und weiter zu werfen als andere Spieler in seinem Alter. Einmal schleuderte er als Shortstop (Verteidiger zwischen der zweiten und dritten Base) den Ball so hart und präzise, dass er aus Versehen den First Baseman, also seinen eigenen Mitspieler, mitten ins Gesicht traf. Dessen Nase blieb zwar heil, die Brille war aber nicht mehr zu gebrauchen.
Sein damaliger Jugendtrainer wollte Patrick beibringen, den Ball nur halb so stark zu werfen und lieber über den Boden rollen zu lassen, um schwerere Verletzungen der Mitspieler zu verhindern. Doch das gefiel seinem Vater gar nicht! Pat Mahomes wollte die noch im Aufbau befindliche Technik und Wurf- qualität seines Sohnes auf keinen Fall gefährden und forderte für ihn eine neue Position auf dem Feld, damit so was nicht noch mal passierte. So wanderte Patrick erst mal ins Outfield, wo die Distanzen deutlich größer waren und die Bälle nicht so wuchtig bei seinen Mitspielern ankamen. Aber auch da war er nicht lange glücklich und wurde in ein neues Team gesteckt. Seine Mitspieler dort waren bis zu drei Jahre älter, aber keiner hatte einen solchen Arm wie der Sohn des MLB-Spielers Mahomes. Nach nur wenigen Wochen war Patrick auch in diesem Team Stammspieler – wieder als Shortstop.
Und die Entwicklung des jungen Sportlers ging rasend schnell weiter. Schon bald reichte der große Garten des Hauses nicht mehr für die Wurfübungen der Familie. Patrick feuerte den Ball bereits als Zehnjähriger knapp 60 Meter weit. Sein Vater trainierte bewusst die Armstärke seines Sohnes, mit einer Übung, die sich „Long Toss“ nennt. Dabei geht es darum, die Entfernung zwischen zwei Werfern immer weiter zu vergrößern und am Ende zwei bis drei Würfe aus der maximal möglichen Entfernung zu machen. So wird die Muskelkraft im Arm sukzessive ausgebaut.
Obwohl sein Vater in den großen Baseballstadien Amerikas spielte, lebte Patrick Mahomes bis zum Ende seiner Highschool-Zeit in der beschaulichen Kleinstadt Tyler. Die liegt irgendwo im Nirgendwo im Osten von Texas zwischen Dallas und der östlichen Grenze zu Louisiana inmitten von Wäldern und Seen. Benannt ist die Heimat von rund 100 000 Einwohnern nach dem früheren US-Präsidenten John Tyler, der 1845 dafür sorgte, dass der Bundesstaat Texas in die USA eingegliedert wurde. Und für noch etwas ist Tyler berühmt: Rosen. Einmal im Jahr veranstaltet der Ort das über die Grenzen hinaus beliebte Texas Rose Festival. Einen Baseballstar erwartet man hier eher nicht. Offenbar war es aber genau das, was Papa Pat hier hielt: Er war in Tyler eine echte Berühmtheit. Ein typisch-amerikanischern „Hometown Hero“, der nach den nervenaufreibenden Duellen auf dem „Field of Dreams“, wie das Baseballfeld im gleichnamigen Film genannt wird, immer wieder in seine Heimat zurückkehrte. Hier schaute man zu ihm auf, hier bewunderte und hofierte man ihn.
Im Baseball war Pat ein Spätzünder, er fing erst mit 17 Jah- ren in seinem letzten Schuljahr an der Highschool als Pitcher an. Trotzdem fiel er schnell einigen Scouts vom College auf und wurde 1988 in seinem Abschlussjahr erstmals in die All-Texas-Auswahl seines Jahrgangs gewählt – und zwar nicht nur im Baseball, sondern auch im Basketball! Für seine Leistungen in Football und Leichtathletik reichte es „nur“ für das Auswahlteam seines Countys (vergleichbar mit einem Landeskreis bei uns). Durch seine sportlichen Leistungen und das große Interesse mehrerer Universitäten der höchsten Spielklasse in den USA, der Division I, stand ihm der Weg ans College frei. Dabei konnte auch er sich – wie sein Sohn Patrick Jahre später – sogar entscheiden, welchen Sport er ausüben wollte: Baseball, Football oder Basketball. Seine Wahl fiel auf Basketball und ein Stipendium der University of Arkansas. Doch es kam anders.
Im Draft der Major League Baseball 1988 wurde Pat Ma- homes, der erst wenige Wochen zuvor die Highschool beendet hatte, völlig überraschend an Position 155 in der sechsten Runde von den Minnesota Twins ausgewählt. Damit tat sich eine völlig neue Karriereoption auf, mit einem völlig anderem Spielgerät: Baseball statt Basketball. Und es sollte alles viel schneller gehen, denn im Baseball konnte er ohne den Umweg übers College direkt als Profi Geld verdienen. Ein verlockendes Angebot, sowohl sportlich als auch finanziell. Pat Mahomes entschied sich spontan noch mal um: für Baseball und gegen Basketball.
Doch ganz so einfach war sein beruflicher Aufstieg dann doch nicht – es sollte noch knapp vier Jahre dauern, bis er endlich auch für Minnesota spielen durfte. Die Twins bildeten Mahomes nämlich in Provinzkäffern wie Elizabethton, Kenosha und Visalia in kleinen Teams aus den unteren Ligen des US-Baseballsystems aus. Erst in seiner vierten Saison in den sogenannten Minor Leagues konnte er die Scouts vollends von sich überzeugen. Als Spieler der Orlando Sun Rays schaffte er einen 1.78 ERA über 116 Innings und gewann mit dem Team den Titel der Southern League. (der ERA-Wert erklärt, wie viele Runs ein Pitcher im Durchschnitt pro neun Innings, also einem regulären Spiel ohne Verlängerung, zulässt.) Kein Pitcher in der Geschichte dieses Amateurteams hatte zwischen 1919 und 2003 jemals einen besseren ERA-Wert in einer Saison als Mahomes. Dadurch machte er einen Karrieresprung und wurde nach Portland zu den Beavers in die höchste Spielklasse der Minors befördert. Nun war er nur noch einen Schritt von den Profis entfernt. Mit weiterhin konstant guten Leistungen verdiente er sich in Portland im Laufe des Jahres die Chance, im Vorbereitungscamp des Top-Kaders der Twins dabei zu sein und sich erstmals mit den Stars zu messen. Er nutzte sie! Und durfte am 12. April 1992 gegen die Texas Rangers endlich das erste Mal das Trikot der Minnesota Twins überstreifen.
Als sein ältester Sohn Patrick am 17. September 1995 zur Welt kam, war Pat Mahomes in seiner vierten Saison bei den Twins und in der Major League mittlerweile etabliert. Nur einen Tag nach der Geburt von Patrick stand er bei einem 10:4-Sieg der Twins für dreieinhalb Innings auf dem Feld, ohne einen einzigen Run zuzulassen, und sicherte seinem Team damit zum Spielende die Führung. Gegner waren übrigens die Kansas City Royals, deren Mitbesitzer sein Sohn rund 25 Jahre später werden würde.
Doch im folgenden Jahr erlebte Pat einen Karriereknick. Am 26. August 1996 tauschten ihn die Minnesota Twins gegen Brian Looney von den Boston Red Sox ein. Sportler in amerikanischen Profiligen haben wenig Mitspracherecht, die Teams können ihre „Angestellten“ nach Belieben zu anderen Mannschaften tranferieren, auch gegen deren Willen. Mahomes fand sich plötzlich in einer fremden Großstadt wieder und konnte nichts dagegen unternehmen. So sind nun mal die Regeln.
Nach seinem Traumstart direkt nach der Highschool und einem starken Debüt in der Profiliga stand Pat plötzlich vor einer harten Bewährungsprobe. In seinem Repertoire hatte er zu dieser Zeit letztlich nur zwei halbwegs gute Würfe: einen überzeugenden Fastball, der die magische Grenze von 100 mph erreichte, und einen Slider, der ihm nicht immer glückte. Vor allem am Anfang seiner Karriere hatte er die Gegner mit der Geschwindigkeit seiner Würfe oft überrumpelt. Nach drei, vier Innings stellten diese sich aber auf sein begrenztes Repertoire ein und profitierten von der abnehmenden Explosivität der Würfe. Die Folge: viele Hits und späte Niederlagen. Mahomes Sr. war als Starting Pitcher schlicht nicht gut genug. Er bekam bei den Red Sox keinen neuen Vertrag.
1997 ließ er sich deshalb auf ein Abenteuer ein: Er verließ Amerika und ging für zwei Jahre ins ferne Japan, viele Flug- stunden von seiner Familie entfernt. Sein neues Team waren die Yokohama BayStars aus der japanischen Nippon League, mit denen er 1998 sogar die Meisterschaft feierte. Aber auch hier war er keine Stammkraft. Zu Beginn der zweiten Hälfte der Meisterschaftssaison war Mahomes nicht mehr gut genug für den Kader und saß meist auf der Tribüne – ein absoluter Tief- punkt seiner Karriere. Als er 1998 aus Japan in die USA zurückkehrte, dachte er voller Selbstzweifel zum ersten Mal über ein Karriereende nach. Doch seine engsten Vertrauten überredeten ihn, weiterzumachen und seine Einstellung zum Profisport zu verändern. Zuvor hatte Pat immer an sein Talent geglaubt und sich darauf verlassen. Nun schob er Extraschichten und lernte, dass sich langfristiger Erfolg erst mit täglich harter Arbeit einstellt.
Die MLB-Teams hatten ihn weiterhin auf dem Zettel. Die erste Mannschaft, die sich nach dem Japan-Abenteuer bei ihm meldete, waren die New York Mets. Sie gaben ihm eine Chance und wurden auch nicht nervös, als er es zu Beginn der Saison nicht sofort in den Kader der Profis schaffte. Im Nachwuchsteam der Mets, den Norfolk Tides, zeigte er starke Leistungen und empfahl sich für höhere Aufgaben. Nun war er nicht mehr das Talent, das als Starting Pitcher die Gegner reihenweise aus dem Spiel nehmen sollte, sondern ein sogenannter Relief Pitcher. Das ist ein Rollenspieler für besondere Momente, der durch seine Erfahrung und seinen harten Wurf zwei, drei Innings über die Runde bringen, Vorsprünge sichern und Siege nach Hause holen kann. Mit dieser neuen Aufgabe und einer reiferen Einstellung zum Sport erlebte Pat Mahomes 1999 sein bestes Jahr als Pitcher in der Major League Baseball. Er schaffte es, in allen seinen Einsätzen ungeschlagen zu bleiben und die reguläre Saison mit einem 8:0-Rekord abzuschließen. Die Mets hatten in jenem Jahr sogar realistische Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen, schieden aber letztlich in den Playoffs kurz vor der World Series, dem großen Finale der MLB, aus. Das er- reichten sie ein Jahr später – allerdings ohne Mahomes, der da schon wieder auf der Tribüne saß. Wie schon in Japan musste er tatenlos mit ansehen, wie sich sein Team bis ins Endspiel siegte. An seine starke Vorsaison konnte er nicht anknüpfen, in den Playoffs durften andere Spieler ran. In der Finalserie scheiterten die Mets mit 1:4 am Stadtkonkurrenten, den New York Yankees. Im Dezember wurde Pat Mahomes entlassen.
„Wandervogel“ Mahomes setzte seine Reise also fort. Zwangs- läufig. Als Free Agent konnte er nach den ordentlichen Leis- tungen der letzten Jahre aber immerhin zum ersten Mal frei wählen, wo es mit seiner Karriere weitergehen sollte. Er wollte näher bei seiner Familie sein und fand mit den Texas Rangers das ideale Team – erst mal wieder nur für eine Saison. Dort unterschrieb im gleichen Jahr aber auch Alex Rodríguez einen Vertrag über zehn Jahre im Wert von 252 Millionen US-Dollar und beherrschte natürlich die Schlagzeilen – die Rückkehr des Relief Pitchers Mahomes in seine Heimat Texas ging in der Baseballwelt unter. Dass im Rampenlicht stets andere standen, zog sich wie ein roter Faden durch die Karriere von Mahomes Sr.
Der Wechsel hatte aber auch etwas Positives: Der Manager der Rangers erlaubte ihm, regelmäßig an Wochenenden seine Frau und die beiden Kinder zu besuchen (2000 war Patricks Bruder Jackson zur Welt gekommen). Damit konnte Pat endlich auch die Baseballspiele seines Sohns Patrick besuchen, etwas, was ihm bei den vielen Umzügen und anstrengenden Reisen bisher entgangen war.
Mahomes genoss die Saison vor der eigenen Haustür, spiel- te recht ordentlich und gewöhnte sich an dieses ganz neue Familienleben. Doch die Rangers blieben weit hinter den hohen Erwartungen zurück. Trotz der Verpflichtung von Alex Rodríguez gewannen sie nur wenige Spiele. Das hatte Konsequenzen. Erstes „Opfer“ wurde Jerry Narron, der General Manager der Texans. Auch Pat Mahomes hatte trotz seines Wunsches, weiter in der Heimat zu spielen, nun keine Zukunft mehr im Team. Denn während Narron ihn noch schätzte und um seine Qualitäten als „Closer“ (einer, der Führungen in den letzten Runden des Spiels über die Zeit rettet) wusste, unterbreitete ihm der neue General Manager Buck Showalter keinen neuen Vertrag. Die Rangers wollten lieber ein neues Team mit frischen Talenten um Rodríguez aufbauen, um zum Meisterschaftsanwärter zu werden, Mahomes passte nicht mehr ins Konzept. Er musste sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Mal wieder.
Den fand er knapp 1000 Meilen weiter nördlich bei den Chicago Cubs, wo er aber auch nur ein Jahr blieb. Genau wie anschließend bei den Pittsburgh Pirates. Sollte er alles hinschmeißen? Die Karriere beenden? Nein, noch nicht! Pat Mahomes setzte seine Reise in den unterklassigen Minor Leagues fort, wurde zum sogenannten „Journeyman“ – immer mit der Hoffnung, es doch noch mal in die MLB zu schaffen. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Kaum war er irgendwo angekommen, musste er kurz danach schon wieder die Koffer packen. Im Alter von 38 Jahren zog Mahomes Sr. dann einen endgültigen Schlussstrich unter seine aktive Laufbahn und kam zurück nach Texas, ins unaufgeregte Tyler. Nach Hause zu seiner Familie.
Doch die jahrelange räumliche Distanz zur Familie hatte Spuren hinterlassen. Die künstlich am Leben gehaltene Kar- riere, die vielen Reisen, die oft monatelange Abwesenheit: All das sorgte dafür, dass sich Pat und Randi Mahomes schleichend auseinanderlebten. 2006 ließen sie sich scheiden. Für Patrick Mahomes ein Schock, wie seine Mutter später erzählte: „Es war das schwerste Jahr für ihn.“