Percy Stuart - Die Abenteuer eines Multimillionärs No.05 -  - E-Book

Percy Stuart - Die Abenteuer eines Multimillionärs No.05 E-Book

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Beschreibung

Percy Stuart, ein millionenschwerer Gentleman aus Amerika, möchte in den angesehenen Excentric Club aufgenommen werden. Dafür muss er ungewöhnliche Aufgaben lösen. Mit Humor und innovativem Improvisationstalent geht er stilvoll und zielstrebig ans Werk.Dieses Buch enthält die folgenden Aufgaben:17. Aufgabe: Die Wahrsagerin18. Aufgabe: Die Wettfahrt Wien – Berlin19. Aufgabe: Das Pariser Sechstagerennen20. Aufgabe: Der König der Tänzer

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Seitenzahl: 176

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BÜCHER DIESER REIHE

1001 Edgar Rice Burroughs Caprona - das vergessene Land1002 Ernst Konstantin Sten Nord - der Abenteurer im Weltraum1003 Unbekannter Autor Jack Franklin, der Weltdetektiv1004 Robert E. Howard Die Geier von Wahpeton1005 Robert E. Howard Abrechnung in den Los Diablos1006 Robert E. Howard Steve Costigan – Seemann und Boxer1007 Murray Leinster Der tollwütige Planet1008 Robert E. Howard Grabratten1009 Martin Winfried u. a. Percy Stuart 11010 Egon Schott Rifland - Reiseabenteuer 01: Zurück vom Amazonas1011 Gerd Frank (Übersetzer) Sar Dubnotal 01: Das Spukschloss1012 Martin Winfried u. a. Percy Stuart 21013 Martin Winfried u. a. Percy Stuart 31014 Martin Winfried u. a. Percy Stuart 41015 Egon Schott Rifland - Reiseabenteuer 02: Die Expedition1016 Martin Winfried u. a. Percy Stuart 51017 Egon Schott Rifland - Reiseabenteuer 03: Im Dschungel1018 Hein Patrik Kapitän Grant1019 Gerd Frank (Übersetzer) Sar Dubnotal 02: Der verhängnisvolle Brunnen

PERCY STUART

NO. 05

KULT-ROMANE

BUCH 16

OTTO EICKE

WALTER GERNSHEIM

WILLIAM HORST

HERBERT WULFNER

HEINRICH FELDINGER

INHALT

Vorwort

Einleitung

1. Die Wahrsagerin

1. Das Bild der Mutter

2. Annagasse Nr. 6 und 7

3. Der Helfershelfer

2. Die Wettfahrt Wien – Berlin

1. Drei Derbysieger

2. Die Seidenbändchen

3. Die Feuerwehr von Zlatna

4. Zwei ungleiche Gegner

3. Das Pariser Sechstagerennen

1. Ein Bestechungsversuch

2. Ein gestohlener Rennfahrer

3. Ein rasches Geschäft

4. Sechs Tage auf dem Zweirad

4. Der König der Tänzer

1. Berlin hat seine Sensation

2. In Luft zerflossen?

3. Des Rätsels Lösung

4. Ein Gebot aus dem Jenseits

Anmerkungen

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book lieferbar.

Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt. Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.

© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Erstmals erschienen 1921 im Mignon-Verlag, Dresden Herausgeber 1921: Otto Eicke

Redaktion: Gerd Lange

Scan- und Textbearbeitung: Peter Emmerich Titelbild: Mignon-Verlag, Dresden

Logo und Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 9783757956233

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VORWORT

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Bezeichnungen wie Neger, Zigeuner, Irre usw. Bestandteil der allgemeinen Umgangssprache. Heute gelten diese Begriffe als diskriminierend. Trotzdem wurde in den vorliegenden Erzählungen hierzu keine Überarbeitung vorgenommen, um den Zeitgeist der 1920er Jahre zu erhalten.

EINLEITUNG

Percy Stuart, jung, sehr reich, unabhängig, liebenswürdig, ein Meister aller sportlichen Künste, hat es sich in den Kopf gesetzt, Mitglied des berühmten Excentric Clubs zu werden.

In diesen Klub werden nur Männer der vornehmsten Gesellschaft aufgenommen, die durch die tollsten Streiche, die man sich denken kann, den Beweis geliefert haben, dass sie keine Dutzendmenschen, sondern ungewöhnliche und merkwürdige Naturen sind. Aber Percy Stuart kann lange Zeit das heißersehnte Ziel nicht erreichen. Denn die Statuten des Klubs bestimmen ausdrücklich, dass niemals mehr als 197 Mitglieder aufgenommen werden können. Überdies hat Percy Stuart in dem Baronet Mac Hollister einen Todfeind, der unerbittlich mit allen Mitteln die Aufnahme des jungen Mannes hintertreibt. Aber Percy dringt mit Gewalt in den Sitzungssaal des Clubs ein und erreicht durch sein mehr als exzentrisches Auftreten, dass man um seinetwillen eine Ausnahme von den Statuten machen will. Es wird jedoch die Bedingung gestellt, dass er, Percy Stuart, ebenso viele, ihm durch die Klubleitung zu stellenden Aufgaben löst, als Mitglieder vorhanden sind, nämlich – 197.

Jede dieser Aufgaben bringt ihn in Lebensgefahr, jede dieser Aufgaben stellt an Percys Kraft, körperliche und geistige Gewandtheit, an seine Energie und seinen Ehrgeiz die größten Ansprüche. Es sind Aufgaben, die irgendein Alltagsmensch gewiss nicht versuchen würde zu lösen. Percy Stuart unterschreibt jedoch sofort freudig die Bedingung und erhält durch den Präsidenten des Excentric Clubs, Mr. William Spencer, einen versiegelten Brief, der die erste Aufgabe enthält. Diese Aufgabe löst Percy Stuart. Er besiegt drei Weltmeister, die bis dahin unüberwindlich galten, in drei Tagen. Kaum ist die erste Prüfung bestanden, so wird ihm ein zweiter Brief mit der zweiten Aufgabe zugestellt. Auch diese löst Percy Stuart. Nun folgt eine unlösbar erscheinende Aufgabe der anderen.

Die siebzehnte Aufgabe lautet:

In Nürnberg treibt seit einiger Zeit eine geheimnisvolle Wahrsagerin ihr Wesen.

Die Polizei scheint machtlos gegen diese Betrügerin zu sein. Großes Unglück hat sie durch ihre Prophezeiungen schon angerichtet, das Glück von Familien zerstört, Menschen zum Selbstmord getrieben.

Percy Stuart möge die Wahrsagerin von Nürnberg entlarven.

Der Excentric Club

1

DIE WAHRSAGERIN

von Walter Gernsheim

1. Das Bild der Mutter

Vom Turme der altehrwürdigen Sebalduskirche zu Nürnberg dröhnten zwölf mächtige Schläge über die schlafende Stadt. Mitternacht! Um diese Stunde ging ein schlanker junger Mann in einem langen, losen Mantel durch die engen, winkligen Gassen in der Nähe der königlichen Burg. Vor jedem Hause blieb er stehen und benutzte das helle Mondlicht, die Hausnummer zu studieren. Offenbar suchte er unter den Häusern ein bestimmtes.

Diese Häuser waren alt und baufällig, manche geradezu verwahrlost. Aber sie verschwanden nicht aus dem Straßenbild. Keine Neubauten traten an ihre Stelle. Gerade im alten Nürnberg hält man ja alle Hände über die Erinnerungen an die alte Zeit.

Nur schwer entschließt sich der Besitzer eines solchen Häuschens, sein Eigentum selbst gegen glänzende Bezahlung herzugeben. Sie wollen die Vier-Wände nicht verkaufen, die der Urgroßvater erbaut hat, in denen Großeltern und Eltern wohnten, in denen sie selbst geboren und aufgewachsen sind. Diese Vier-Wände sollen nicht spekulationslüsternen Baumeistern in die Hände fallen. Sie sollen weiter stehenbleiben, wie die Erinnerungen weiterleben, die sich an sie knüpfen.

Vor einem dieser Häuser, das zwar zwei Stockwerke hoch war, dafür aber nur drei Fenster Front besaß, blieb der junge Mann stehen.

Eine Weile betrachtete er die vielen Erker, den seltsamen Giebel, die ganze altertümliche Bauart des kleinen Gebäudes, dann suchte er nach der Hausglocke. Und da diese fehlte, griff er nach dem Türklopfer, der neben der Tür in die Mauer eingelassen war, und ließ ihn auf ein Metallschild niederfallen. Minuten vergingen. Nichts rührte sich in dem Häuschen.

Endlich öffnete sich die Tür langsam und schwerfällig, und eine Stimme rief von irgendwoher: „Tritt ein, Fremder!“

Der Mann im Mantel befolgte diese Weisung. Hinter ihm schloss sich die Tür geräuschlos. Aber es war niemand zu sehen, der die Tür geöffnet oder geschlossen hätte. Das war schließlich nicht besonders verwunderlich. Die Tür bewegte sich eben in Federn, die von irgendeinem Punkte des Hauses aus bewegt wurden.

Der Mann im Mantel, dessen scharfgeschnittenes jugendliches Gesicht auf Energie und Intelligenz schließen ließ, blickte sich jetzt forschend in dem Hausflur um. Der Flur zeigte nichts Besonderes. Die Wände waren mit einem vergilbten Seidenstoff von pompejanischem Rot überzogen. Von der Decke hing eine Ampel herab, die ebenfalls rot umflort war. Der Teppich, der den Boden bedeckte, zeigte keine besondere Eleganz, und von Möbeln waren in diesem Vorraum nur eine schmale, altertümliche Bank und zwei hochlehnige Sessel vorhanden. Der junge Mann vermochte auch keine Treppe zu entdecken, die etwa vom Hausflur aus in die oberen Stockwerke emporgeführt hätte.

Plötzlich öffnete sich an der einen Wand ein Schiebefenster, und daraus klang eine Stimme zu dem Fremden. „Was wünschen Sie und wen suchen Sie hier? Treten Sie an die Öffnung heran und antworten Sie mit lauter Stimme die Wahrheit!“

Der junge Mann gehorchte.

Er rief durch die quadratische Öffnung, wie er vermutete, in einen Schalltrichter hinein: „Ich wünsche Madame Faustina zu sehen und über meine Zukunft zu befragen.“

„Die Zukunft gehört Gott, die Gegenwart den Menschen“, antwortete dieselbe tiefe Stimme, die schon vorher gesprochen hatte. „Mit welchem Rechte vermuten Sie, dass Madame Faustina Sie empfangen wird?“

„Mit dem Rechte, das mir das Passwort verleiht. Ich kenne es.“

„Und wie lautet das Passwort?“

„Du lebst und bist ein Tor, du stirbst und wirst ein Weiser!“

„Du bist willkommen“, gab die Stimme zur Antwort. „Tritt an die gegenüberliegende Wand und berühre mit dem dritten Finger deiner rechten Hand die Stelle der seidenen Tapete, an der sich ein talergroßer, schwarzer Ring befindet!“

Da schloss sich die Fensteröffnung, vor der der junge Mann stand. Der aber trat schnell hinüber, um den schwarzen Ring zu suchen. Er fand ihn ohne Schwierigkeit, und da er eine verborgene Feder vermutete, so drückte er fest mit dem dritten Finger der rechten Hand darauf.

Die Wirkung war verblüffend.

Die ganze Wand verschwand mit einem leisen, surrenden Geräusch, und plötzlich öffnete sich vor dem nächtlichen Besucher des geheimnisvollen Hauses eine dunkel ausgeschlagene Halle, die nur spärlich durch einige Kerzen erleuchtet war.

Aber dem jungen Manne, der es sich nun einmal in den Kopf gesetzt zu haben schien, Madame Faustina von Angesicht zu Angesicht zu sehen, fehlte es nicht an Mut, diese Halle zu betreten. Er kümmerte sich auch wenig darum, dass sich hinter ihm die Wand sofort wieder schloss. Dann aber stand er zögernd da, denn er vermochte wieder keine Tür zu entdecken und wusste nicht, wohin er sich wenden sollte.

Da traf eine Stimme, er wusste nicht, woher sie kam, sein Ohr: „Stelle dich dort in die Nische des Gemaches, gerade dorthin, wo in dem magischen Quadrat die seltsamen Zeichen in den Teppich eingewebt sind, du wirst sie ohne Schwierigkeit sofort entdecken!“

„Hokuspokus und kein Ende!“, murmelte der junge Mann vor sich hin, befolgte aber die Weisung sofort und betrat das magische Quadrat.

Da fühlte er, dass der Boden unter seinen Füßen wich, und dass er auf einem Fahrstuhl sanft in die Tiefe hinabfuhr. Über ihm schloss sich wieder der Boden. Die Fahrt, die er offenbar in den Keller des Hauses machte, währte nur wenige Sekunden. Dann stand der Fahrstuhl still, und nun befand sich der Fremde in einem hellerleuchteten Raum, der höchst seltsam ausgestattet war.

Die nackten, altersgrauen Mauern des gewölbten Kellerraumes waren mit Bildern bedeckt, die sämtlich die Vergänglichkeit des Lebens predigten. Alle Todesarten, alte Unglücksfälle, die den Menschen treffen können, Selbstmord, Krieg, Wahnsinn, alles war auf diesen Bildern nackend dargestellt.

Der junge Mann schien Interesse für Kunst zu haben. Er ging von einem Bilde zum andern und betrachtete die Gemälde aufmerksam. Bisweilen nickte er beifällig, als wollte er sagen: Das hat ein großer Künstler gemalt. Dann wieder zog sich seine Stirn in Falten. Die aufdringliche, absichtlich derbe Stimmungsmache, die aus dieser Bildersammlung sprach, schien ihn abzustoßen.

Der junge Mann war Percy Stuart, der tollkühne amerikanische Sportsmann, der sich das Ziel gesteckt hatte, Mitglied des Excentric Club in New York zu werden, koste es, was es wolle, und der sich deshalb verpflichtet hatte, 197 Aufgaben zu lösen, gewissermaßen als Aufnahmebedingung.

Gegenwärtig hielt er sich in Nürnberg auf, weil der Excentric Club ihm aufgetragen hatte, die berüchtigte Wahrsagerin von Nürnberg zu entlarven, deren Treiben alle Welt beschäftigte. Trotz Gericht und Polizei trieb sie ihr schändliches Handwerk, nannte sich geheimnisvoll Frau Faustina und war doch offenbar nur eine ungewöhnlich schlaue Betrügerin.

Das sagte sich auch Percy Stuart, der wartend in dem unterirdischen Raum langsam auf und ab ging. Das musste sich auch die Mitgliedschaft des Excentric Club sagen. Sonst hätte man ja diese Aufgabe nicht so gestellt. Es hieß, es sei außerordentlich schwer, überhaupt bis zu ihr zu gelangen, noch schwerer, eine ihrer berühmten Prophezeiungen zu erhalten.

Percy Stuart war daher mit seinem Erfolg schon recht zufrieden. Bereits stand er im Wartezimmer oder im Laboratorium oder was der Raum sonst sein mochte, der Wahrsagerin von Nürnberg. Er würde es auch durchzusetzen wissen, dass er Frau Faustina von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekäme.

Eigentlich konnte er gar nicht einsehen, welche Schwierigkeiten die Lösung dieser Aufgaben bereiten sollten. Konnte es denn wirklich so schwer sein, eine gemeine Betrügerin, die doch offenbar nur des Geldgewinns willen ihr schändliches Handwerk trieb und dabei auf die Dummheit ihrer Mitmenschen spekulierte, die Maske vom Gesicht zu reißen. Diese Forderung zu erfüllen, schien Percy Stuart leicht.

Freilich musste der Excentric Club in New York gewusst haben, warum er diese Aufgabe stellte. Leicht hatten es ihm diese Herren ja wahrhaftig noch nie gemacht. Sie mussten über diese Wahrsagerin Genaueres wissen. Wie hätte man ihm sonst das Passwort telegraphieren können, das allein einen Eintritt bei Frau Faustina verschaffte?

Und Percy Stuart gelobte sich, dass es nicht lange dauern sollte, bis er im Allerheiligsten der Wahrsagerin stände.

Eigentlich schämte er sich, dass er einer solchen Narrheit nachjagen musste. Alberner, törichter Hokuspokus, wohin er sah in diesem Hause. Alles, was er bisher gesehen hatte, mit marktschreierischer Absichtlichkeit aufgestellt. Das war kein Betätigungsfeld für Percy Stuart, der gewöhnt war, mit Tod und Teufel gegen Feuer, Wasser, Gift und Dolch zu kämpfen. So dachte Percy Stuart. Sogleich aber hatte er Gelegenheit, seinen Mut zu beweisen.

In einer Ecke des Raumes öffnete sich eine kleine geheime Tür. Daraus sprang ein Ungeheuer hervor, das wohl imstande war, auch einen beherzten Mann zu erschrecken. Langsam kam das zottige Tier auf Percy Stuart zu.

Es schien eine Art Höllenhund zu sein mit glühenden, lauernden Augen. Das Fell leuchtete in unnatürlichem, blausilbernem Glanz. Auch die Augen, die scheußliche Zunge, alles schien im Feuer zu glühen.

Percy Stuart aber blieb ruhig stehen und ließ den Hund ganz nahe an sich herankommen. Er erkannte sofort den simplen Trick. Das Fell des Hundes war mit einer Phosphorlösung bestrichen. Da beim Erscheinen des Tieres sämtliche Lampen erloschen waren, so leuchtete das Vieh natürlich in der Finsternis, als käme es direkt aus der Hölle.

Der Hund richtete sich an Percy Stuart auf und legte ihm seine gewaltigen Tatzen auf die Schultern. Ruhig ertrug Percy Stuart die blutgierigen Blicke des riesigen Hundes.

Aber als etwa eine Minute vergangen war und das Tier noch immer keine Miene machte, zu weichen, da packte der junge Mann den feuerglänzenden Hund an der Kehle und versetzte ihm einen so gewaltigen Stoß, dass das Ungeheuer winselnd in die Ecke flog.

Da krachte plötzlich ein Donner über Percy Stuart, als sollte das ganze Haus zusammenstürzen. Aus den Ecken des dunklen Raumes zuckten Blitze, vor denen auch er einen Augenblick bestürzt zurücktaumelte, und dann wurde ein Vorhang, den Percy Stuart bisher nicht gesehen hatte, zur Seite gerissen, und eine zürnende Stimme rief: „Weshalb vergreifst du dich an meinem Hunde, Unglückseliger? Wäre ich nicht soeben erschienen, mein Hund hätte dir die Kehle durchbissen!“

Percy Stuart sah auf und fasste die Frau, die diese Worte gerufen hatte, fest ins Auge.

Es war zweifellos Madame Faustina, die Wahrsagerin von Nürnberg. Sie war genauso gekleidet, wie man es von derartigen Weibern erwartet. Ein langes rotgelbes Gewand fiel von ihren Schultern herab, darauf waren in kunstvoller Malerei Schlangen, Eidechsen, Nattern, Frösche, Fledermäuse und anderes Nachtgesindel abgebildet. Das Gesicht der Alten verschwand fast ganz hinter lang herabwallenden grauen Strähnen, und es war sehr schwer, ihr Alter zu schätzen.

Percy Stuart schätzte es, wenn er sich von den Furchen und Falten bestimmen lassen wollte, die Stirn, Wangen und Kinn der Alten wie mit einem Meißel eingegraben durchzogen, etwa auf hundert Jahre.

Aus den weiten, bauschigen Ärmeln des Gewandes kamen die nackten braunen Arme der Alten zum Vorschein, und in der rechten Hand hielt sie einen schwarzen Stab, um den sich eine lebende Schlange ringelte.

Zaubertheater und nichts anderes!, dachte Percy Stuart. Einen anderen kann sie damit ins Bockshorn jagen, mich nicht.

Furchtlos trat er auf die Wahrsagerin zu. „Euer Hund hätte mir sicher nicht die Kehle durchbissen“, antwortete er ruhig, „denn bevor er dazu gekommen wäre, hätte ihn mein Dolchmesser ins Herz getroffen, oder eine Kugel meines Revolvers hätte ihn niedergestreckt. Aber es tut mir leid, Euern Zorn erregt zu haben, Frau Faustina, da ich hierhergekommen bin, um von Euch einen Dienst zu erbitten.“

„Tritt ein“, erwiderte die Wahrsagerin und wandte sich zum Gehen. Sie öffnete eine Tür und ließ Percy Stuart in ihr Allerheiligstes eintreten.

Das war ein kreisrunder Raum, der in tiefes Dunkel gehüllt gewesen wäre, wenn nicht in einem kupfernen, von der Decke herabhängenden Kessel ein loderndes Feuer geglüht hätte. Dieses Feuer warf seine Reflexe auf die unheimliche Ausstattung dieses Raumes.

An der einen Seite erhob sich eine Art Altar, an der anderen ein Betpult. Der Boden war mit Totenschädeln und Totenknochen bestreut, und in der Nähe des Feuers lag, sich gemütlich wärmend, ein lebender Fuchs, während über Percy Stuarts Kopf mehrere Raben und Fledermäuse schwirrten.

Ihm kam die ganze Sache vor wie eine geschickt gemachte Theateraufführung, hinter der ein gewiegter1 Regisseur steht.

Die Wahrsagerin war an den Kessel getreten und setzte einen Fuß auf den Rücken des Fuchses, während sie die Hand mit dem Schlangenstab emporhob.

„Du sprachst von einem Dienst, den ich dir leisten soll, worin besteht er?“, fragte sie mit ihrer tiefen Stimme, die klangvoll war, dass Percy Stuart an seiner Schätzung in Bezug auf das Alter der Frau zu zweifeln begann, denn eine fast Hundertjährige besitzt nicht mehr solch eine Stimme.

„Man hat mir so viel von Eurer Kunst erzählt“, antwortete Percy Stuart ruhig und liebenswürdig, „dass ich begierig bin, die Kunst zu erproben. Mein Lebensweg ist kraus und bunt, und ich fürchte, dass ich überhaupt noch nicht den rechten Weg im Leben gefunden habe.“

„Und ich soll dich auf den rechten Weg bringen, du Tor?“, lächelte Frau Faustina spöttisch. „Es irrt der Mensch, solang er strebt. Das wisse! Und ich füge noch einen Spruch hinzu, den du in dem Buch der Bücher finden wirst. Er lautet: Bist du Gottes Sohn, so hilf dir selbst!“

Percy Stuart hatte eine derartige Antwort erwartet. Er nahm an, dass die Wahrsagerin wahrscheinlich erst den finanziellen Teil der Angelegenheit ordnen wollte, und da er darauf vorbereitet war, zog er seine Brieftasche und entnahm ihr einen Tausendmarkschein. Ohne ein Wort zu sagen, trat er zu dem Altar und legte die Banknote darauf nieder.

Das hatte sofort die gewünschte Wirkung.

„Wenn ich dir deine Zukunft auch nicht voraussagen kann“, meinte Frau Faustina, indem sie den Schein nachlässig in eine Tasche ihres faltigen Gewandes steckte, „wenn ich auch nicht imstande bin, dir den rechten Weg zu zeigen, so will ich mich doch an den Himmel wenden. Vielleicht sendet er dir seine guten Engel. Lege Hut und Mantel ab und knie an dem Betpult nieder. Senke den Kopf auf die Brust und sieh nicht eher auf, als bist du meine Stimme hörst! Bete, was dir einfällt, und versuche, dich in eine wahrhafte Andacht zu versenken!“

Auch das noch!, dachte Percy Stuart, indem er Hut und Mantel ablegte. Und er beschloss, Frau Faustina scharf zu beobachten. Er wollte doch hinter ihre Schliche kommen, wollte sehen, wie sie ihren Hokuspokus vorbereitete.

Er gab sich den Anschein, als sei er schon jetzt von einer weihevollen Stimmung ergriffen, und so schritt er langsam und feierlich auf das Betpult zu und ließ sich davor auf die Knie nieder. Dann senkte er den Kopf auf die Brust. Zugleich aber zog er seinen kleinen Spiegel aus der Westentasche. Den hielt er mit den scheinbar gefalteten Händen so, dass er alles, was sich hinter seinem Rücken abspielte, in dem Spiegel sehen konnte.

Da sah er, dass die Wahrsagerin zuerst aus einem Schrank, der mit Gläsern, kleinen Fläschchen, Tiegeln und Retorten angefüllt war, eine Phiole hervorzog und deren grünlich schimmernden Inhalt in den Kessel goss. Sogleich verbreitete sich in dem ganzen Raume ein scharfer, eigentümlicher, aber keineswegs unangenehmer Geruch.

Dann lockte die Hexe mit einem leisen Pfiff eine der Fledermäuse herbei, packte sie, stieß ihr ein spitzes Instrument in den Leib und ließ aus der Wunde des Tieres einige Blutstropfen in den Kessel fallen. Mit einem Blasebalg schürte sie die Flammen, und nach wenigen Minuten begann es in dem Kessel zu singen und zu summen.

Und immer stärker fachte die Wahrsagerin, die dabei niedergekauert war, die Flammen an, und immer gewaltiger entwickelte sich Dampf, der aus dem summenden Kessel emporstieg. Dieser Dampf begann in dichten, grauen Wolken den ganzen Raum zu durchziehen.

„Tritt vor mich hin“, sagte plötzlich die Sybille, und Percy Stuart steckte schnell seinen Spiegel ein, und eilte zu dem Kessel hinüber.

„Sieh in das brodelnde Wasser hinein“, befahl ihm die Wahrsagerin von Nürnberg.

Das brachte Percy Stuart indessen lange nicht fertig, denn die Dämpfe, die aus dem Kessel emporstiegen, brachten eine einschläfernde Wirkung auf ihn hervor, und er fürchtete beinahe, die Alte könnte die Absicht haben, ihn bewusstlos zu machen. Da hörte er plötzlich einen Donnerschlag und in demselben Augenblick wurde er von einer unsichtbaren Macht zurückgerissen, fast bis zur Tür, durch die er diesen Raum betreten hatte.

Percy Stuart sah minutenlang nichts, als den Rauch, der das ganze Zimmer erfüllte. Die Wahrsagerin schien verschwunden zu sein, wenigstens konnte er sie durch die Nebeldecke, die sich vor ihm niedergesenkt hatte, nicht mehr erkennen.

Da plötzlich rief die Stimme der Alten: „Sieh auf! Erkennst du diese jetzt, die ihrem Grabe entstiegen ist, um zu dir zu sprechen, um noch einmal ihre Stimme zu erheben und dich zu warnen? Sieh auf!“

Wie auf einen Befehl wich der Nebel, der den Raum erfüllt hatte, zur Seite. Und da war es, als wollten sich an beiden Seiten des Zimmers gewaltige Rauchkulissen aufbauen. Der Kessel wurde wieder deutlich sichtbar, und daraus stieg noch immer der Dampf auf.

Aus den Dampfwolken aber trat immer deutlicher ein Bild hervor, das über dem Kessel schwebte und von Sekunde zu Sekunde schärfere Linien und Umrisse gewann.