Perry Rhodan 1341: Der Spion von Kumai - Robert Feldhoff - E-Book

Perry Rhodan 1341: Der Spion von Kumai E-Book

Robert Feldhoff

0,0

Beschreibung

In den Lebenskuppeln - Reginald Bull macht Maske In der Milchstraße wurden die Wunder Estartus ehemals von Stalker angepriesen, und Hunderttausende von so genannten Vironauten machten sich auf den Weg in das Reich der Zwölf Galaxien. Dass die vorgeblichen Wunder in Wirklichkeit nur die Auswirkungen des Regimes der Ewigen Krieger waren, merkten die Galaktiker erst, als sie in den zwölf Galaxien angekommen waren und mit dem Herrschaftssystem konfrontiert wurden. Zu den Wundern gehören auch die Menetekelnden Ephemeriden, mit denen der Teletemporarier Ernst Ellert in Absantha-Gom zusammenstößt. Letztlich handelt es sich bei den Ephemeriden um Psiquanten, die als Fallensystem für die Gänger des Netzes dienen. Diese Gänger des Netzes, zu denen längst auch Perry Rhodan gehört, sind die wohl wichtigste Widerstandsorganisation gegen die Ewigen Krieger. Mit mehreren Aktionen haben sie schon dazu beigetragen, das System zu erschüttern. Auch die jüngsten Ereignisse können nicht nach dem Geschmack der Ewigen Krieger sein ... Die Unruhe im Reich der nicht mehr präsenten Superintelligenz ESTARTU spitzt sich somit weiter zu, auch wenn sich die Pterus immer mehr als Vollstrecker ihres Willens in den Vordergrund spielen. Natürlich bleiben die Unruhen nicht nur auf die Galaxis Siom Som beschränkt. Langsam greifen sie auf Absantha-Gom über, den Herrschaftsbereich des Ewigen Kriegers Granjcar. Dorthin begibt sich Reginald Bull, nachdem der Terraner Maske gemacht hat. Der Aktivatorträger folgt der Fährte der Lao-Sinh und betätigt sich als DER SPION VON KUMAI ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 1341

Der Spion von Kumai

In den Lebenskuppeln – Reginald Bull macht Maske

von Robert Feldhoff

Auf Terra schreibt man den November des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Erscheinen der Sothos aus ESTARTU und zur Verbreitung der Lehre des Permanenten Konflikts in der Galaxis führten, rund 17 Jahre vergangen.

Trotz dieser relativ langen Zeitspanne hat keiner der Sothos die Galaktiker auf den angestrebten Kurs bringen können. Ein eindeutiger Beweis dafür sind die Ausschaltung von Pelyfors Flotte und der Tod dieses Ewigen Kriegers.

Auch in der Mächtigkeitsballung ESTARTU, wo die Ewigen Krieger seit Jahrtausenden regieren, lehnt man sich gegen ihre Herrschaft auf, was die Zerstörung der Heraldischen Tore von Siom Som und die folgenden Geschehnisse, die zu Ijarkors letzter Schlacht führten, eindeutig aufzeigen.

Aber die Unruhe im Reich der nicht mehr präsenten ESTARTU, als deren Vollstrecker sich die Pterus immer mehr in den Vordergrund spielen, bleibt nicht nur auf die Galaxis Siom Som beschränkt, sondern greift auch über auf Absantha-Gom, den Herrschaftsbereich des Ewigen Kriegers Granjcar.

Die Hauptpersonen des Romans

Reginald Bull – Der Toshin macht Maske.

Elskalzi – Mentor der LOVELY & BLUE.

Dri-Mei-H'ay – Protektorin von Kumai.

Mei-Lao-T'uos – Die Kartanin begegnet einem alten Bekannten.

Ging-Li-G'ahd – Eine Frau mit ungewöhnlichen Talenten.

Kor-Chu-H'ay

1.

Nun endlich würde er Irmina Kotschistowa, die zierliche Metabio-Gruppiererin mit dem tiefschwarzen Haarschopf, wiedersehen. Bull freute sich schon darauf. In den letzten Jahren hatte er eine sonderbar prickelnde Beziehung zu ihr entwickelt.

Manchmal dachte Bull, dass ihnen, den beiden potentiell Unsterblichen, alle Zeit der Welt blieb. Dann aber sah er jedes Mal, wie selten sie einander über den Weg liefen. Es war nicht zu ändern, dachte er resigniert.

»Du kannst den Helm jetzt ablegen, Bully!«

Die Stimme riss ihn sehr unsanft aus seiner Träumerei. Beiläufig ließ er den transparenten Kopfschutz des SERUNS zurückgleiten und im Halskragen sich zusammenfalten. Straquus, das war der Name dieser Welt. Sie lag ganz am Rand von Absantha-Shad und beherbergte eine Station der Netzgänger. Hier sollten Jennifer Thyron, Demeter und ihre drei siganesischen Begleiter aus dem pflanzlichen Gefängnis befreit werden, womit sie seit langer Zeit verwachsen waren.

Das Schleusenschott öffnete sich. Vor ihm lagen nüchterne Stationswände, und auf einer fast meterhohen Sitzbank am Ende des Korridors wartete ein Mann.

»Hallo, Bully!«

»Tek! Wie lange ist es her ...?«

»Lass uns nicht davon reden.« Der große Mann mit dem pockennarbigen Gesicht wurde übergangslos ernst. Auf beiden Seiten hielt sich die Wiedersehensfreude in engen Grenzen. Schließlich existierte der Kriegerkult in den zwölf Galaxien ESTARTUS nach wie vor und mit ihm ein wahrer Berg von Problemen. »Du bist wegen Irmina hier?«

»In erster Linie; ich brauche ihre Hilfe, Tek. Es geht um die Kartanin.« Bull gewahrte den fragenden Blick des anderen und grinste schief. »Wir haben uns einen netten Trick ausgedacht. Irmina soll nur helfen, die Sache ins Rollen zu bringen.«

»Ist es eilig? Du musst wissen, dass sie ständig die Hybride bearbeitet. Sie wird Jenny, Demeter und die drei Siganesen herausholen, aber ...«

»Aber was?«

»Nun, die Symbiose ist beträchtlich weit fortgeschritten. Irmina operiert sehr behutsam, und sie braucht alle Aufmerksamkeit. Trotzdem bin ich sicher, dass sie bald auch für dein Problem Zeit findet.«

»Ich kann warten, Tek. Zumindest das haben wir alle mehr oder minder gelernt, nicht wahr?«

Tekener lächelte, aber es war nicht die eiskalte Grimasse, die ihm vor mehr als tausend Jahren den Spitznamen »Smiler« eingetragen hatte. »Hier kannst du bleiben. Ich werde jetzt bei der Hybride gebraucht.«

*

Fast sieben Stunden später weckte ihn eine sanfte Stimme.

»Hallo, Bully!«

Er war im Sessel eingeschlafen. »Irmina! Du hast Zeit für mich? Entschuldige, dass ich eingenickt bin.«

»Vielleicht wirst du langsam alt«, meinte die Frau.

»Na ja!« Bull klopfte ironisch auf die eiförmige Ausbuchtung über seiner Brust, wo der Zellaktivator hing. »Hauptsache, du bist noch fit. Ich brauche dein Können nämlich.«

»Worum geht es?«

»Gerade kommen wir mit der EXPLORER aus Absantha-Gom, von einer wenig bekannten Welt namens Pinnafor. Es gibt eine Menge zu erzählen.« Er berichtete detailreich von den letzten Ereignissen, wie sie 500 Kilogramm Paratau erbeutet und zwei monströs verformte Kartanin-Esper in ihre Hand gebracht hatten.

»Worin bestand die Aufgabe der beiden?«

»Du weißt ja«, antwortete Bull, »dass die Kartanin keine Paratronschirme erzeugen können. Deshalb muss jede größere Paratau-Konzentration von Kartanin-Espern am Verpuffen gehindert werden – und das unter Einsatz ihrer Gesundheit.«

»Ich verstehe jetzt.« Irmina schaute ihn müde, aber konzentriert an. »Wer für die Abschirmung der Tropfen herhält, ist ständig schädlicher Strahlung ausgesetzt. Daher die Verformungen.«

»Verformungen ist noch milde ausgedrückt. Ich habe eine Holoaufzeichnung mitgebracht.« Bull schob einen Speicherkristall in das kleine Terminal neben seinem Sessel. Zwischen ihnen entstand ein exaktes Miniaturabbild zweier Feliden. Beide Gestalten waren von grauenhaften Zell- und Hirnwucherungen entstellt.

»Das sind Monstren!«, brachte Irmina nur hervor.

»Ja. Den ganzen Tag reden sie wirres, unverständliches Zeug. Nicht einmal Gucky vermochte ihre Gedanken zu deuten. Mit einem Wort: Sie sind vollkommen unidentifizierbar.«

Irmina merkte auf. »Ich kenne dich, Bully. Du planst doch etwas.«

»Stimmt«, gab er zurück. Ein geheimnisvolles Lächeln erschien auf seinem breiten, von Sommersprossen bedeckten Gesicht. »Die Gelegenheit ist zu günstig. Wir haben nur zwei Kartanin-Esper, aber wir werden ihnen drei zurückgeben. Deshalb sollst du mir eine Maske bauen.«

Eine Weile schaute die zierliche Frau nur verständnislos. Dann jedoch erwiderte sie das Lächeln ihres Gegenübers. »An sich gibst du bloß einen dicken Kater ab. Aber unter diesen Umständen ...«

»Nicht wahr?«, meinte Bull. »Das wird hinhauen.«

Er ahnte nicht, wie sehr er irrte.

*

Am nächsten Tag ließ Bull die beiden Kartanin in die Station hinunterschaffen. Beide waren um die hundertsiebzig Zentimeter groß, aber darüber hinaus erinnerte kaum etwas an ihre ursprüngliche Gestalt. Die Schädel wiesen einen Umfang von fast achtzig Zentimetern auf. Eine hornartige Substanz bedeckte, teilweise durchbrochen von Pelzfragmenten, die gesamte Haut. Nase, Ohren und Augen waren im verquollenen Gesicht nur ansatzweise zu erkennen.

Die Gliedmaßen muteten ebenfalls deformiert, ja fast unförmig an. Bull hatte erstaunt zur Kenntnis genommen, dass überhaupt noch Beweglichkeit in ihnen steckte. Manchmal gewahrte er konvulsivische Bewegungen innerhalb der Körper, als wirke der unheilvolle Paratau-Einfluss weiterhin fort.

Irmina fand wiederum erst gegen Abend Zeit für ihn. »Aus der Nähe sehen die beiden noch schlimmer aus«, gestand sie. »Ich fürchte, ihnen bleibt nur noch kurze Zeit zu leben. Aber für deinen Plan hat das Vorteile. Wie die Dinge liegen, wird auch der beste medizinische Einsatz sie nicht retten können. Du kommst vermutlich um eine genaue Untersuchung herum.«

»Es geht also? Du kannst mir eine Bio-Maske herstellen, die genauso aussieht?«

»Jedenfalls wird es ziemlich ähnlich, und vielleicht kommst du sogar ohne Schlankheitskur aus ... Zunächst fertigen wir einen Konturguss deines Körpers an, dann lasse ich um das Modell Biomasse wuchern. Du musst nicht einmal dabei sein. Und schließlich, wenn das Ganze lebt und den Deformationen der Kartanin-Esper ähnlich sieht, kannst du hineinschlüpfen. Vorausgesetzt ...«

Sie ließ den Rest offen und zog eine bedenkliche Miene.

»Ja? Sag schon!«

»Nun ja – vorausgesetzt, du legst während der faulen Tage hier in der Station nicht kräftig zu.« Dabei klopfte sie spielerisch auf seinen Bauch.

Es dauerte elf Tage. Dann war ein scheinvitaler Abdruck seines Körpers erstellt und von Biomasse bedeckt. Irmina arbeitete täglich kaum mehr als eine Stunde daran, und doch erwuchs aus der Gallertsubstanz bald eine Masse, die den mutierten Kartanin halbwegs ähnlich sah.

»Noch zwei, drei Tage«, kündigte Irmina an, »dann sind wir so weit. Vielleicht kannst du deine Mannschaft in der EXPLORER schon mal vorbereiten.«

Wie angekündigt, nahm die Feingestaltung drei Tage in Anspruch. Als er Irmina an diesem Abend begegnete, hatte Bull fast Mitleid mit ihr. Die Frau sah mitgenommen und übermüdet aus, und er konnte sich lebhaft ausmalen, welche Konzentration ihr die Arbeit mit Demeter, Jennifer Thyron und den drei Siganesen abverlangte. Aber auch sein Anliegen war wichtig. Er ahnte, dass die Lösung des Kartanin-Rätsels von eminenter Bedeutung sein würde.

»Das ist es, Bully!«

Gemeinsam mit Irmina stand er vor einem Körper, der, von Nährstoffen und Hellwuchskonzentrat umspült, große Ähnlichkeit mit den beiden deformierten Kartanin aufwies. Zwar gab es hier und dort einen Auswuchs mehr, auch waren die Gliedmaßen proportional kürzer als beim Vorbild – doch nichts davon fiel besonders ins Gewicht.

»Hervorragend!«, lobte er. »Genau so habe ich es mir vorgestellt. Soll mich der Teufel holen, wenn die Kartanin das durchschauen!«

»Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, Bully, aber wenn sie es durchschauen, wird genau das passieren. Und nun muss ich versuchen, der Sache den letzten Schliff zu geben.«

Bull schaute wie gebannt auf den deformierten, künstlich belebten Körper. Vom Schädelkamm bis abwärts zu den Fußklumpen entstand eine haarfeine Nut im Gewebe. Er begriff, dass die Frau ihre Mutantenfähigkeit einsetzte. Mit ihm unverständlicher Präzision griff sie in die Zellverbände der Kartanin-Maske ein, gruppierte sie nach ihrem Willen um und ließ so ohne chirurgischen Eingriff eine lang gestreckte Öffnung entstehen.

»Jetzt sieht es wie ein Faschingskostüm aus«, bemerkte er heiser.

»Warte nur, Bully! Sobald der Riss geschlossen ist, wird niemand dich von den beiden anderen Kartanin-Espern unterscheiden können.« Sie entnahm einem Behältnis zwei Bioplaststreifen und verklebte damit die Schlitzkanten. »Achte darauf: Sobald du die Streifen abreißt, entwickelt das Gewebe darunter Gerinnungsstoffe. Du hast dann fünf Minuten Zeit, in die Maske hineinzukommen. Anschließend presst du die Ränder gegeneinander. Sie werden nahtlos zusammenwachsen. Ich habe ein Bioprogramm angelegt, das innerhalb einer halben Stunde die Narbe verheilen und verpelzen lässt.«

»Perfekt, Irmina! Und die Lebensdauer?«

Die Frau rümpfte zweifelnd die Nase. »Fünf Wochen? Nein – eher vier. Dann zerfällt das Gewebe. Hoffentlich bleibt genügend Zeit, deinen Plänen nachzugehen. Dafür allerdings ist die Maske vollkommen lebensecht.«

Bull wusste, dass vier Wochen mehr als ausreichend waren. Er würde seine Rolle nicht annähernd so lange spielen können. »Hast du genügend Platz für meine kleinen Spielereien vorgesehen?«

Irmina lächelte. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie ein paar schwarze Haarsträhnen aus der Stirn. »Natürlich. Du kannst die Hautfalten spüren, sobald du in die Maske schlüpfst.«

*

Am nächsten Morgen verließ er Straquus.

Das kleinste aller derzeitigen EXPLORER-Segmente, die LOVELY & BLUE, war auf einer Freifläche nahebei gelandet. Es war dreißig Meter lang, ungefähr zwanzig breit und verfügte über eine Höhe von nicht mehr als sechs Metern. Seine Form ähnelte einem vieleckigen, unregelmäßigen Puzzleteil. An zwei entgegengesetzten Enden hingen einfach lichtschnelle Beiboote.

»Zurück in den Orbit!«, bat er, als er den Kommandoraum erreicht hatte. »Wir koppeln an die EXPLORER an.«

»Und hinterher?« Die schrille Stimme gehörte Elskalzi, dem bluesschen Mentor der LOVELY & BLUE. Wie bei allen Blues saß auf seinen kurzen Stummelbeinen ein langgestreckter Rumpf, der in den schlauchförmigen, biegsamen Hals überging. Sein Kopf erinnerte an einen unbehaarten, blassrosa gefärbten Diskus. Als einzig hervorstechendes Merkmal hatte sich Bull Elskalzis ungewöhnliche Größe gemerkt: Immerhin maß der Blue fast zwei Meter und zwanzig.

»Anschließend nehmen wir Kurs auf den nördlichen Zipfel von Absantha-Gom.«

»Nach Kumai?«

»Nach Kumai«, bestätigte Bull. »Ins Branderk-System. Es geht los.«

Vor sechs Wochen hatte er gemeinsam mit dem Mausbiber Gucky auf Pinnafor einen »Flugschreiber« erbeutet, worin die Koordinaten einer Kartanin-Welt in Absantha-Gom niedergelegt waren. Sie trug den Namen Kumai. Die Entfernung von dort bis zum Planeten Chanukah bezifferte die Virenintelligenz ihres Schiffes auf lediglich 4,9 Lichtjahre. Diesem Anhaltspunkt wollte er nun nachgehen. Wenn er Glück hatte, kam er dort dem Rätsel der Lao-Sinh, wie sich die Kartanin in ESTARTU nannten, auf die Spur. Schade nur, dass Irmina nicht dabei war ...

»Komm schon, Mensch!«

Er schaute erschrocken auf.

»Du bist eingedöst. Wir haben den EXPLORER-Verbund längst erreicht. Zeit für eine Konferenz.«

Elskalzi und er verließen als einzige Besatzungsmitglieder das LOVELY & BLUE-Segment. Die übrigen siebzehn Vironauten, wovon nur zwei Terraner waren, würden sich den Maßgaben der Konferenz anschließen. Zumindest hoffte Bull das – schließlich hatten alle Segmente die Möglichkeit, für sich allein ihrer Wege zu gehen.

Sie erzielten relativ schnell Übereinkunft in allen Sachfragen. Auf Bulls Vorschlag hin wurde Absantha-Gom von »Norden« her angesteuert.

»So ist es das sicherste«, stimmte Stronker Keen, Mentor aller derzeit verbundenen Segmente, bei. »Unsere Route meidet alle Patrouillen. Und auf einen Kontakt mit Krieger-Schiffen sind wir schließlich alle nicht scharf.«

Bull wusste, dass der Hinweis in erster Linie ihm galt. Er war ein Toshin. Das Mal an der Stirn kennzeichnete ihn als Ausgestoßenen, der sich noch fünfundachtzig Jahre lang der Willkür der Ewigen Krieger unterwerfen musste. Dann erst konnte er mit Irmina Kotschistowa die Mächtigkeitsballung ESTARTU verlassen.

»Bitte, entschuldigt mich jetzt«, bat er. »Stronker, du weißt ja, wohin es geht.«

»Was willst du tun?«

»Ich war zwei Wochen lang auf Straquus. Es ist an der Zeit, wieder einmal den Netzkoder abzufragen.«

*

Zuvor allerdings schaute er nach den gefangenen Kartanin-Espern. Beide saßen in einer Schleusenkammer, die Bull ihnen persönlich hergerichtet hatte. Meist gingen ihre Blicke teilnahmslos ins Leere. Zu anderen Zeiten wiederum tappten die deformierten Kartanin sinnlos in der begrenzten Räumlichkeit umher. Dazu kamen dann gestammelte Sätze, manchmal auch nur Wortfetzen, und nicht einmal das künstliche Hirn der EXPLORER entdeckte Verstand daran.

Bull allerdings war anderer Ansicht. Welches Lebewesen auch immer ein solches Schicksal wie das der Kartanin bewusst in Kauf nahm, musste auf seine Aufgabe extrem fixiert sein. Instinktiv versuchten die beiden Fremdwesen also nach wie vor, Paratau zu bewachen. Nur waren sie inzwischen unfähig dazu.

»Nun zum Netzkoder«, murmelte er abwesend.

Der Netzkoder war ein Psifunk-Gerät, das er von den Gängern des Netzes erhalten hatte. Bull konnte damit die Informationsknoten des Psionischen Netzes sowohl abfragen als auch mit Daten beschicken. Keine Einrichtung an Bord der EXPLORER verfügte über bessere Schutzmechanismen. Der Netzkoder war starr eingebaut und reagierte ausschließlich auf Bulls Psi-Muster. Darüber hinaus würde eine Selbstvernichtungsschaltung ansprechen, sobald ein Unbefugter sein Geheimnis zu enträtseln suchte.

»Lässt du mich zusehen?«

Bull fuhr herum. Hinter ihm stand Stronker Keen, der Mentor der EXPLORER.

»Wenn du möchtest. Dies hier geht dich genauso an wie mich.«

Auf einem zugehörigen Bildschirmdisplay grenzte Bull den Kreis der interessanten Meldungen ein. Viele Situationsberichte stellten die Situation in Siom Som nach dem Zusammenbruch der großen Kalmenzone dar. Andere wiederum lieferten Details zum neuen Verhältnis zwischen Animateuren und Ewigen Kriegern.

»Das ist alles nichts ... Aber hier! Eine Meldung von Testare. Sie betrifft das Kartanin-Rätsel.«

Per Knopfdruck ließ er den Text ausdrucken. So erfuhr er, dass der Psycho-Symbiont Alaska Saedelaeres sich verselbständigt und Ernst Ellert, einen lange verschollenen Freund, getroffen hatte. Beide waren in erster Linie auf der Suche nach einem neuen Körper. Nebenher allerdings hatten sie die Koordinaten zweier weiterer Lao-Sinh-Welten aufgetan und abgespeichert.

»Da ist eine weiterführende Analyse, Bully.«

Jetzt erst fiel ihm der Vermerk ins Auge, den offenbar sabhalische Analytiker hinzugefügt hatten. Die erste Welt, genannt Bansej, war offenbar mit Chanukah identisch. Bull hatte letztere Daten schon vor geraumer Zeit ins Informationssystem der Netzgänger gegeben. Die zweite »Neuentdeckung« namens Shallej befand sich wiederum von Kumai nur 5,5, von Bansej/Chanukah nur 5,2 Lichtjahre entfernt.