Polaroids der Leidenschaft - Sinnliche Versuchung beim Fotoshooting - Synithia Williams - E-Book

Polaroids der Leidenschaft - Sinnliche Versuchung beim Fotoshooting E-Book

Synithia Williams

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Beschreibung

PRICKELNDE KÜSSE AUF NACKTER HAUT von SYNITHIA WILLIAMS Basketballprofi Kevin beschließt: Wenn er seine Karriere beendet, dann mit einem frechen kleinen Skandal – Nacktaufnahmen! Doch als er vor der schönen Fotografin Jasmine blankzieht, knistert es heiß. Ein erotisches Spiel beginnt … HEIßER KUSS, KALTES HERZ von THOMAS, RACHAEL Es ist die Story ihres Lebens! Als Journalistin Emma über den geheimnisvollen Nikolai Cunningham schreiben will, sprühen zwischen ihr und dem Banker heiße Funken. Eine süße Winternacht gibt sie sich ihm bedingungslos hin – doch anschließend ist Nikolai plötzlich kalt wie Eis … DIESER DOC IST VIEL ZU SEXY von SUSANNE HAMPTON Was bildet sich Laine ein? Schlimm genug, dass Dr. Pierce Beaumont für einen Charity-Kalender halbnackt vor der schönen Fotografin posieren muss! Denn statt Geduld zu zeigen, ist sie dermaßen arrogant, dass die Funken sprühen. Funken der Wut – und der Leidenschaft … AFFÄRE MIT HINDERNISSEN von TRACY KELLEHER Jeder anderen Frau hätte die Fotoreporterin Claire Marsden den Kampf angesagt, wenn sie ihre Finger nach Jason Doyle ausgestreckt hätte. Denn der Eishockeyprofi, mit dem sie eine Fotoserie für Sports Illustrated" macht und dessen leidenschaftliche Küsse entschieden Lust auf mehr wecken, ist genau, was sie will. Doch die Frau, mit der sie Jason nachts in einem Hotelzimmer verschwinden sieht, ist zu ihrem Entsetzen Trish – Auftraggeberin für die Story mit Jason und ihre beste Freundin obendrein ... "

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Synithia Williams Rachael Thomas Susanne Hampton Tracy Kelleher
Polaroids der Leidenschaft - Sinnliche Versuchung beim Fotoshooting

Polaroids der Leidenschaft - Sinnliche Versuchung beim Fotoshooting

Cover

Titel

Inhalt

Prickelnde Küsse auf nackter Haut

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

Heißer Kuss, kaltes Herz

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Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

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6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

Dieser Doc ist viel zu sexy

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3. KAPITEL

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5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

EPILOG

Affäre mit Hindernissen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

EPILOG

Guide

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Contents

IMPRESSUM

Prickelnde Küsse auf nackter Haut erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.) Produktion: Christina Seeger Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Synithia R. Williams Originaltitel: „Guarding His Heart“ erschienen bei: Kimani Press, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA COLLECTION Band 437 - 2021 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Trixi de Vries

Umschlagsmotive: LightFieldStudios / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2023 .

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751522670

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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1. KAPITEL

Kevin Koucky hatte grundsätzlich kein Problem damit, sich nackt zu zeigen.

In einem kalten Fotoatelier, wo die Aufnahmen für Sports Fitness geschossen werden sollten und wo völlig fremde Menschen um ihn herumwuselten, sah die Sache schon ganz anders aus.

Fragend warf er seinem PR-Berater Rod, der das Geschehen beobachtete, einen Blick zu. Rod grinste aufmunternd und reckte beide Daumen in die Höhe. Er war sofort Feuer und Flamme gewesen, als das Magazin bei Kevin wegen der Nacktfotos angefragt hatte.

Schon bald würde der nackte Kevin auf dem Titelbild der immens populären Sonderausgabe Bodies in Motion prangen. Dieses Heft kam einmal im Jahr heraus und widmete sich einem Spitzensportler.

Kevin war achtzehn gewesen, als er sein erstes Spiel in der NBA absolviert hatte. Basketball war sein Leben, und es erfüllte ihn mit großem Stolz, als Topathlet für das Cover ausgewählt worden zu sein, auch wenn er sich nicht mehr in Bestform befand.

Die Mitarbeiterin des Magazins, eine zierliche, sehr fokussierte Brünette, kam auf ihn zu. „Okay, Kevin?“, erkundigte sie sich freundlich. „Jasmine ist jetzt da. Es kann also gleich losgehen.“

Er wollte einen Blick auf seine Armbanduhr werfen. Dann fiel ihm ein, dass er ja auch die abgelegt hatte. Splitterfasernackt stand er hier in diesem eisigen Fotoatelier in Uptown Manhattan. Eine gute Viertelstunde hatte die kapriziöse Fotografin auf sich warten lassen! Er kannte Jasmine Hook noch nicht persönlich, war aber bereits genervt von ihr. Was sollte diese Verspätung? Wollte die Fotografin sich dadurch wichtig machen?

„Wie schön, dass sie uns doch noch die Ehre gibt“, sagte Kevin ungehalten.

„Sie hatte noch einen anderen Termin, der länger als geplant dauerte, und dann stand sie im Stau“, erklärte die Verlagsmitarbeiterin eilig.

Kevin richtete den Blick himmelwärts. „Wenn man ständig Models und Schauspieler fotografiert, hat man natürlich immer eine perfekte Entschuldigung, zu spät zu kommen.“ Ihm war durchaus bekannt, dass Jasmine die beste Modefotografin Amerikas war. Vermutlich hatte man sie wegen ihrer Berühmtheit für diese Fotoaufnahmen gebucht. Die Frau war bestimmt so modebesessen und mit sich selbst beschäftigt wie die Models vor ihrer Linse.

„Es wird Sie überraschen, wie lehrreich es für mich ist, Models und Sportler zu fotografieren“, sagte eine amüsierte Frauenstimme hinter ihm. „Besonders die arroganten Nackten.“

Hastig zog er das Handtuch fester um seine Hüften und wandte sich um. Die passende Antwort erstarb ihm auf den Lippen, als er das Funkeln in Jasmines Augen bemerkte.

Sie war fast einen Meter achtzig groß. Er selbst maß knapp über einen Meter neunzig und stand auf hochgewachsene Frauen. Die hochhackigen Stiefeletten machten sie noch größer. Die Ponyfransen ihrer Kurzhaarfrisur leuchteten königsblau. Eine weiße Bluse reichte vorne knapp bis zum Bund hautenger schwarzer Jeans, war im Rücken aber länger. Brillantohrstecker glitzerten in der künstlichen Beleuchtung des Ateliers, daneben zierten unzählige Piercings die Ohren, darunter ein großer Ring oben im linken Ohr. Hatte sie noch andere Piercings? Suchend ließ Kevin den Blick über den kurvigen Frauenkörper gleiten und hatte plötzlich kein Problem mehr mit der Kälte.

„Jasmine Hook, nehme ich an.“ Kevin schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, auf das die meisten Frauen mit Kichern reagierten.

Jasmine zog eine Augenbraue hoch und lächelte unbeeindruckt. „Ihre Annahme ist korrekt.“ Sie beugte sich über eine schwarze Tasche, die sich auf einem Tisch befand und zog eine Kamera und diverses Zubehör heraus.

„Freut mich, Sie endlich kennenzulernen.“ Sie war wahnsinnig sexy, aber das entschuldigte noch lange nicht ihre beträchtliche Verspätung.

„Die meisten Leute freuen sich über meine Gesellschaft“, flachste sie und zwinkerte ihm frech zu.

Ihre braunen Augen waren wunderschön. Das Make-up beschränkte sich auf dunkelbraunen Lidstrich und Mascara, der ihre langen dichten Wimpern perfekt betonte. Das Blut pulsierte sofort schneller durch seinen Körper. Jasmine war nicht nur sexy, sondern auch schlagfertig.

„Das ist mir klar.“ Er kam zu ihr hinüber. Die anderen Anwesenden hatte er vorübergehend vergessen. „Haben Sie sich verspätet, weil jemand anders Ihre Gesellschaft genießen durfte?“

„Ja und nein. Ich habe wirklich versucht, eher herzukommen, aber der Typ konnte kein Ende finden.“

Er hätte wissen müssen, dass eine so anziehende Frau nicht solo war. „Sind Sie mit ihm zusammen?“

Ihr leicht heiseres Lachen umschmeichelte ihn wie eine Liebkosung.

„Versuchen Sie herauszufinden, ob ich vergeben bin?“ Sie überprüfte die Kamera und legte sie auf den Tisch.

Kevin machte sich neue Hoffnungen. „Wäre das denn ein Problem?“

Blitzschnell ließ sie den Blick über ihn gleiten. „Das weiß ich noch nicht.“ Sie verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. „Okay, Kevin. Was erwarten Sie von dem Shooting heute?“ Nun klang sie rein geschäftsmäßig.

Schade, er hätte gern noch etwas geflirtet. Aber das würde er auf später verschieben. Ihm war gerade bewusst geworden, dass sie nicht allein waren, dass er nackt war und aus einem ganz bestimmten Grund hier war.

Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was er von diesem Fotoshooting erwartete. Man hatte ihn gebeten, nackt zu posieren, und er hatte sich darauf eingelassen. Das Magazin war wohl auf ihn gekommen, weil seine Mannschaft zweimal hintereinander die Meisterschaft gewonnen hatte. Trotz seines Patzers hatte er eine Schlüsselrolle dabei gespielt. Nun wurden Wetten abgeschlossen, ob er bald seinen Rücktritt als Basketballprofi erklären werde.

Kevin dachte gar nicht daran, den Gerüchten Nahrung zu liefern, auch wenn sie leider einen wahren Kern hatten. Mit sechsunddreißig Jahren war man im Profisport uralt. Die Zeit war reif für Plan B. Wenn er denn einen hätte …

Zunächst konzentrierte er sich auf Jasmines Frage. „Ich möchte demonstrieren, wie athletisch ich noch bin. Im Vergleich zu meinen Mitspielern bin ich nämlich ein alter Mann, aber noch genauso fit wie die jungen.“ Schön wär’s, dachte er.

Jasmine kniff die Augen zusammen und nickte nachdenklich.

Hat sie mich durchschaut? überlegte er misstrauisch.

„Das bekomme ich hin.“ Sie kratzte sich mit der linken Hand die Schulter. Dabei wurde ein Bauchnabelpiercing sichtbar.

Fasziniert betrachtete Kevin den silbernen Ring, der durch die karamellfarbene Haut gestochen war.

Seine Reaktion war Jasmine entgangen. Sie wandte sich ab und wühlte in der schwarzen Tasche nach einem weiteren Zubehörteil.

Kevin wünschte sich nichts sehnlicher, als ihren verführerischen Körper nach weiteren Piercings abzusuchen. Er wollte ganz in Ruhe auf Schatzsuche gehen, allen Geheimnissen dieser sexy Frau auf die Spur kommen. War sie auch tätowiert? Er selbst war an Armen, Brust und Rücken tätowiert. Jedes einzelne Kunstwerk hatte eine besondere Bedeutung für ihn.

Sie hatte gefunden, was sie suchte, hielt die Kamera in der Hand und wandte sich wieder um. „Sind Sie bereit, sich mir jetzt ganz nackt zu zeigen, Kevin?“

Obwohl dies ja eine rein professionelle Frage war, pulsierte heiße Erregung durch Kevins Körper. Sein bestes Stück hatte sofort reagiert. Es lag wohl an dem Kussmund, der sinnlichen Stimme und dem aufregenden Flackern in ihrem Blick.

Lächelnd ließ Kevin das Handtuch zu Boden gleiten. „Nur zu bereit.“

Jasmine blieb cool und ließ den Blick über den nackten Körper gleiten. Was sie unter der Gürtellinie entdeckte, ließ ihre Augen bewundernd aufleuchten.

Das erfüllte ihn mit Genugtuung. Um eine volle Erektion zu vermeiden, dachte er schnell an das harte Training, mit dem der Coach sie ständig quälte. Jasmine zu verraten, wie heiß sie ihn machte, ließ sich nicht mit seinem Stolz vereinbaren.

Sie sah ihm in die Augen. „Dann legen wir los.“

Sie hatte schon viele Nackte und Halbnackte vor der Linse gehabt, die schönsten Frauen, die heißesten Männer, die faszinierendsten Persönlichkeiten. Das gehörte zu ihrem Beruf als Modefotografin. Aber noch nie war es ihr so schwergefallen, sich auf den Job zu konzentrieren, statt den nackten Mann in seiner unglaublichen Attraktivität mit Blicken förmlich zu verschlingen.

Tatsächlich hatte sie sich nach einem Fotoshooting schon mal auf eine Affäre mit dem Mann eingelassen, den sie vor der Kamera gehabt hatte.

Momentan war sie aber nicht auf der Suche nach einer Affäre, geschweige denn einer langfristigen Beziehung. Sie verfolgte gerade ganz andere Ziele. Doch Kevin interessierte sie nicht nur als professionelle Fotografin, sondern reizte sie auch als Frau.

Ihr sehnsüchtiger Körper reagierte auf dieses Bild von einem Mann, dessen muskulösen braunen Körper geschmackvolle Tätowierungen zierten. Auf den ersten Blick wirkte er durch seine Größe fast einschüchternd. Doch sein unwiderstehliches Lächeln, das unmissverständliche Glitzern in seinen Augen versprach Stunden heißer Lust und Leidenschaft.

Nur durch äußerste Konzentration gelang es ihr, das Shooting zu Ende zu bringen, ohne sich anmerken zu lassen, wie heiß sie auf den Typ war. Sie hatte gerade wirklich andere Pläne. Angelo hatte endlich einer Ausstellung ihrer Fotos in seiner Kunstgalerie zugestimmt. Die Vernissage sollte am Jahresende stattfinden. Somit konnte sie den lukrativen Job als Modefotografin an den Nagel hängen und sich der Fotokunst widmen.

Ihr Entschluss wurde eher skeptisch aufgenommen. Aber Jasmine war der Meinung, genug Geld verdient zu haben. Sie hatte sich als Modefotografin einen Namen gemacht, jetzt wurde es Zeit, sich etwas zu widmen, für das sie wirklich brannte. So sexy Kevin auch sein mochte, die letzten Nächte in New York waren bereits verplant.

„War es für Sie auch so gut wie für mich?“

Kevins Stimme umschmeichelte ihren Körper wie eine warme Meeresbrise. Fast hätte sie ihm die plumpe Anmache verziehen.

Jasmine, die gerade ihr Equipment in der Tasche verstaute, sah auf. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie in Kevins Augen schaute. Das Handtuch hatte er sich wieder um die Hüften geschlungen. Seine Körperwärme umfing sie.

„Bilden Sie sich wirklich ein, Sie wären der Erste, der es mit dieser Anmache bei mir versucht?“ Jasmine lehnte sich an den Tisch und stützte die Hände hinter sich auf der Tischplatte auf.

„Das interessiert mich gar nicht. Ich will nur wissen, ob es heute funktioniert.“

Sein Selbstbewusstsein beeindruckte sie. War es aufgesetzt oder berechtigt? Vermutlich berechtigt, mutmaßte sie. „Wie meinen Sie das?“

„Erhöht sie die Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen?“

Sie musterte ihn. „Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie wiedersehen möchte?“

Kevin verlagerte das Gewicht und rieb sich die Hände. Dabei verrutschte das Handtuch. Instinktiv sah Jasmine hin. Als sie den Blick wieder hob, zog Kevin eine Augenbraue hoch.

Ja, du siehst gut aus, und das ist mir durchaus bewusst.

„Sie waren hinter der Kamera. Das ist sehr unpersönlich. Ich dachte, Sie möchten vielleicht eine direktere Erfahrung machen.“

War das seine Erfolgsmasche, eine Frau ins Bett zu kriegen? Zweifellos. Sein heißer Blick brachte ihr Blut in Wallung. Ihre Nippel waren hart, und sie sehnte sich nach einer Berührung dort. In ihrem Schoß pulsierte heiße Lust. Und das nur durch einen Blick von diesem Mann! Kevins Sex-Appeal war gefährlich.

„Das wird nicht nötig sein. Meine Kamera ist mit einem Teleobjektiv ausgestattet. Ich habe schon alles aus nächster Nähe betrachtet.“

„Und das reicht Ihnen?“

Nein, sie hätte gern mehr gesehen, doch heute Abend hatte sie bereits andere Pläne. Außerdem würde sie bald abreisen und musste packen. Sonst hätte sie gern herausgefunden, ob er es wert wäre, das Bett mit ihr zu teilen.

Es war definitiv sicherer, nicht mit ihm zu schlafen. Männer wie Kevin konnten ihr gefährlich werden, gingen ihr unter die Haut. Womöglich verliebte sie sich ausgerechnet dann in ihn, wenn er schon drauf und dran war weiterzuziehen.

„So leid es mir tut, ich muss Ihr Angebot ablehnen, Kevin“, beschied sie ihn freundlich, aber bestimmt. Zwar machte er einen vollkommen entspannten Eindruck, aber man konnte nie wissen, wie ein Mann auf eine Abfuhr reagierte. Ein Lächeln hätte ihn vielleicht ermuntert, sie weiter zu bedrängen.

„Sicher?“

Sie musterte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß und seufzte bedauernd. „Ja.“

Er gab sich geschlagen und wich zurück. „Es bricht mir das Herz, Jasmine. Aber ich werde mich nicht aufdrängen.“

Das sprach für ihn. „Danke.“

„Ich bin noch einige Tage in New York. Rufen Sie mich an, wenn Sie es sich anders überlegt haben.“

„Ich habe keine Handynummer von Ihnen.“

Er zog einen Stift unter dem Handtuch hervor, das erneut ins Rutschen kam. Jasmines Blick fiel auf schwarze Härchen. Schnell sah sie wieder auf. „Sie haben einen Füller im Handtuch?“, fragte sie erstaunt.

Lachend kam er näher und griff nach ihrer Hand. „Man muss immer bereit sein.“

Die sanfte Berührung löste sofort ein heißes Prickeln bei Jasmine aus. Ein betörender Duft stieg ihr in die Nase.

Kevin zog die Kappe mit den Zähnen ab, drehte Jasmines Handfläche zu sich und schrieb seine Handynummer aufs Handgelenk.

Ihr stockte der Atem vor Verlangen. Dieses Verlangen las sie auch in Kevins Augen. Er zog die Hand näher und pustete die Tinte trocken. Ein lustvoller Schauer durchströmte ihren sehnsüchtigen Körper.„So, jetzt hast du meine Nummer“, raunte er mit seiner sexy Stimme, fuhr einmal zärtlich über die Zahlen und ließ dann Jasmines Hand los. „Ruf mich an!“

Sie sah ihm nach. Fast wäre das Handtuch auf dem Boden gelandet. Im letzten Moment hielt Kevin es fest. Schade … Der Typ ging ihr wirklich unter die Haut. Gut, dass sie nur noch zwei Wochen in New York blieb. Jetzt musste sie bloß stark sein und ihn nicht anrufen.

„Komm schon, Kevin! Mir kannst du’s doch sagen. Hörst du auf als Profi?“

Kevin lachte amüsiert und trank einen Schluck Rotwein, entspannt an der Brüstung von Rafael Sims Dachterrasse lehnend. Vom Penthouse des Fotografen hatte man einen herrlichen Blick über Uptown Manhattan. Reflexartig streckte er die Hände. Der Schmerz ließ nicht nach. Eigentlich war er jetzt sein ständiger Begleiter. Er stellte das Glas ab und sah auf. „Ich sag dir Bescheid, sowie die Entscheidung getroffen ist, Rafael.“

„Meinst du denn, du kannst noch eine Spielsaison durchhalten?“

Bewunderung schwang im Tonfall des Freundes mit.

„Ich bin noch nicht bereit fürs Abstellgleis“, witzelte Kevin, griff vorsichtig nach dem Weinglas und nahm noch einen Schluck. So leicht gab er sich nicht geschlagen. Er war noch nicht bereit, seinen Platz in der Profiliga zu räumen.

„Immerhin hättest du dann Zeit für andere Projekte“, gab Rafael zu bedenken. Seine schwarze Lockenfrisur war der letzte Schrei und hätte bei jedem anderen Mann lächerlich gewirkt. Doch Rafael konnte sie tragen, ebenso wie die weiße Hose, das geblümte Hemd und die Hornbrille. Er folgte stets der neusten Mode.

„Was für Projekte?“

Rafael stützte sich neben Kevin auf die Brüstung. „Du könntest die Kunstausstellung eines guten Freundes unterstützen.“

Der Wink mit dem Zaunpfahl amüsierte Kevin, der Rafael vor einigen Jahren auf der New York Fashion Week kennengelernt hatte. Damals war er frisch geschieden und hatte in den Armen eines Supermodels Trost gesucht. Seine neue Freundin hatte ihn zur Modenschau geschleppt. Statt sich dort tödlich zu langweilen, hatte Kevin neben Rafael gesessen und sich angeregt über Kunst unterhalten. Kevin hatte zugestimmt, Rafaels nächste Kunstausstellung zu unterstützen. Seitdem waren die beiden Männer befreundet.

„Ich bin dabei“, sagte er daher. „Worum geht es bei der Ausstellung?“

„Um eine Zeitreise durch meine texanische Heimatstadt. Leider liegt die Blütezeit hinter ihr. Es gibt keine Arbeit mehr, viele Menschen sind fortgezogen. Meine Familie ist geblieben und versucht, sich durchzuschlagen. Noch haben sie die Hoffnung auf eine neue Blütezeit nicht aufgegeben.“

„Kommt mir bekannt vor“, sagte Kevin nachdenklich. In seiner Heimatstadt in South Carolina war die Entwicklung ähnlich gewesen. Fabriken hatten dichtgemacht, die Arbeiter waren weggezogen und drastisch gesunkene Steuereinnahmen hätte der Stadt fast den Rest gegeben. Seine Mutter und Großmutter waren geblieben. Kevin hatte viel Geld investiert, um seiner alten Heimat neues Leben einzuhauchen. Inzwischen florierten die Geschäfte wieder. „Deine Idee ist gut, Rafael. Vielleicht wird dadurch Interesse an deiner alten Heimatstadt geweckt.“

„Das hoffe ich.“

Gesprächsfetzen aus dem Penthouse drangen hinaus auf die Dachterrasse. Kevin richtete sich auf. „Deine Party findet ohne uns statt“, frotzelte er. Die Stimmung schien ausgelassener zu werden.

Rafael überquerte die Terrasse und winkte Kevin heran. „Komm, wir wollen mal sehen, was drinnen los ist.“

Neugierig spähte er durch die Glastür und entdeckte eine Frau mit wunderschönen braunen Augen und blauen Ponyfransen. „Jasmine Hook“, sagte er begeistert und spürte sofort heißes Verlangen. Immer wieder hatte er nach dem Fotoshooting an sie gedacht.

Rafael grinste wissend. „Ja, sie hat es doch noch zur Party geschafft.“

„Du kennst sie?“, fragte Kevin erstaunt.

„Wir haben einige Male zusammengearbeitet“, erzählte Rafael. „Woher kennst du sie?“ Neugierig musterte er seinen Freund.

„Sie hat mich heute Morgen fotografiert.“

Rafael riss die Augen auf und schob sich die Locken aus der Stirn. „Sie hat dich nackt gesehen.“

„Stimmt. Aber es hat sie nicht sonderlich beeindruckt.“

„Mach dir nichts draus. Jasmine ist nicht leicht zu beeindrucken. Sie war mal mit Julio zusammen. Vor zwei Jahren haben sie sich wieder getrennt. Seitdem ist sie kaum ausgegangen. Ich hatte gehofft, deine animalische Anziehungskraft erweckt sie wieder zum Leben.“

Julio war ein ziemlich bekannter DJ in der New Yorker Clubszene und ein Cousin von Rafael. „Warum haben Jasmine und er sich getrennt?“ Kevin hatte schon erwartet, dass Jasmine sich privat mit ihm verabreden würde. Das hatte nichts mit Arroganz zu tun, sondern mit der Tatsache, dass es ganz schön geknistert hatte zwischen ihnen. Ihm war auch klar, dass es Frauen gab, die auf Profisportler flogen, nur weil sie Profisportler waren. Diese Erfahrung hatte er schon ganz am Anfang seiner Karriere machen müssen.

„Julio ist wieder mit der Mutter seines Kindes zusammengekommen. Sie sind jetzt verheiratet“, erzählte Rafael.

„Er hat Jasmine das Herz gebrochen?“ Kevin wurde sofort klar, warum Jasmine ihm einen Korb gegeben hatte. Er kannte beide Seiten dieser Medaille aus eigener Erfahrung.

„Das wage ich zu bezweifeln. Sie war nach der Trennung eigentlich ganz normal. Und den Kontakt zu mir hat sie auch nicht abgebrochen“, fügte Rafael hinzu, als würde das alles erklären.

„Warum hätte sie das tun sollen?“, fragte Kevin erstaunt.

„Weil ich die beiden zusammengebracht habe.“ Rafael zog die Tür auf und ging hinein. „Komm, Kevin, wir begrüßen sie gemeinsam.“

Jasmine wirkte entspannt und noch anziehender als Stunden zuvor. Sie hatte sich unter die Gäste gemischt und schien bester Stimmung. Ihr Lachen klang ansteckend. Zu den Stiefeletten trug sie nun eine modisch zerrissene Jeans und ein graues Tanktop.

Rafael zog Jasmine fest an sich, was sie sich gern gefallen ließ. Die beiden waren offensichtlich gut befreundet.

Beim Blick über Rafaels Schulter entdeckte sie Kevin und schien sehr überrascht. Er neigte zur Begrüßung kurz den Kopf und dankte dem wohlmeinenden Schicksal, das sie beide zu dieser Party geführt hatte. Jasmine schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, löste sich von Rafael und sah ihn fragend an.

„Wie ich höre, hast du dir ein genaues Bild von Kevins bestem Stück gemacht“, sagte Rafael neckend.

Ihr amüsiertes Lachen verfehlte nicht seine Wirkung auf den Körperteil, von dem die Rede war.

„Er hat sich richtig gut geschlagen. Keine Spur von Scham oder Verlegenheit, trotz all der für ihn fremden Menschen im Atelier.“ Sie fing Kevins Blick auf. Bei dieser Beleuchtung nahmen ihre ausdrucksvollen braunen Augen einen Goldschimmer an.

„Ich wusste nicht, dass du auch hier sein würdest“, sagte sie zu Kevin gewandt.

„Kevin ist ein guter Freund von mir“, erklärte Rafael schnell. „Und er hat gerade eingewilligt, meine nächste Ausstellung zu unterstützen.“

In diesem Moment rief eine Frau quer durch den Raum nach Rafael. Er wandte sich um und nickte ihr zu. „Ihr habt euch ja schon kennengelernt. Dann kann ich euch ruhigen Gewissens allein lassen und mal hören, was Livie von mir will.“ Er winkte ihnen zu und verschwand in der Menge.

Jasmine strahlte Kevin an. Schon war der Schmerz in den Händen vergessen. An dieses sexy Lächeln könnte er sich gewöhnen.

„Du unterstützt also Ausstellungen. Ich sollte dich wirklich mal anrufen.“

„Rafaels Arbeiten gefallen mir. Deine kenne ich noch nicht.“ Das stimmte so nicht, denn nach dem Shooting waren sie die Fotos gemeinsam durchgegangen. Er war sehr beeindruckt gewesen. Sie hatte seinen athletischen Körper perfekt in Szene gesetzt: beim Laufen, Springen und beim Dribbeln des Basketballs. Jasmine verfügte über großes Talent. Aber er zog sie eben gern auf.

„Dann bist du jetzt unter die Kunstkritiker gegangen?“ Sie strich sich die Ponyfransen mit den blauen Spitzen aus den Augen und sah Kevin fragend an. Die silbernen Armreifen rutschten ihr übers schmale Handgelenk, fast bis zum Ellenbogen.

Kevin gab sich betont seriös. „Allerdings. Meine Meinung ist unter Experten sehr gefragt.“

Natürlich nahm sie ihn nicht ernst, spielte aber amüsiert mit. „Gut zu wissen. Ich kann ja nicht zulassen, dass du die Fotos kritisierst, die ich von dir geschossen habe.“

„Die werden aber ganz besonders unter die Lupe genommen.“ Er nickte Richtung Bar. „Möchtest du etwas trinken?“ Sie nickte und ließ ihn vorgehen. Die Gäste mixten sich ihre Drinks selbst.

„Wieso werden meine Fotos besonders unter die Lupe genommen?“, erkundigte sie sich auf dem Weg.

„Weil sie mich zeigen. Ich lasse mich nicht gern fotografieren.“

Sie wollte sich ausschütten vor Lachen. Kevin grinste. Er liebte dieses Lachen. Aber er mochte wirklich keine Fotos von sich. Frauen fanden ihn attraktiv. Dabei war er nicht im klassischen Sinn attraktiv. Seinen langen Körper hatte er durch Muskeln aufgepeppt und den Oberkörper tätowieren lassen. Seine Stirn stand zu sehr vor, das Gesicht war nicht ganz symmetrisch. Schlag bei der Damenwelt hatte er erst, seit er Basketball spielte und Profi geworden war.

„Durch die Kamera habe ich gesehen, dass du dich nicht zu verstecken brauchst.“ Jasmine schenkte sich ein Glas Rotwein ein.

„Ach? Dann hat dir gefallen, was du gesehen hast?“

Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Das ist eine rein professionelle Feststellung. Sozusagen eine wissenschaftliche Beobachtung.“

Er lachte amüsiert. Diese Frau war unglaublich cool, witzig und lebhaft. Sein Wunsch, sie näher kennenzulernen, wurde immer größer. „Akademisch … so so.“ Behutsam umfasste er ihre Hand, ignorierte den elektrischen Schlag bei der Berührung und drehte die Hand um. „Und wieso steht dann meine Nummer noch auf deinem Handgelenk?“

Auch sie schien den Schlag zu spüren, überging dieses Phänomen jedoch ebenfalls. „Keine Ahnung. Du verwendest wohl besonders haltbare Tinte.“

Sie irrte. Die Tinte war ganz normal und ließ sich leicht abwaschen. Die Tatsache, dass die Nummer noch sichtbar war, erfüllte ihn mit neuer Hoffnung. „Kann schon sein“, behauptete er und strich mit dem Daumen über die Zahlen.

Jasmine erschauerte. Ihre Augen waren fast schwarz. Vor Verlangen?

Schnell löste sie sich aus seinem Griff. „Ich wasch das nachher ab.“

„Aber erst, nachdem du dir meine Nummer woanders notiert hast, damit du mich anrufen kannst.“ Er atmete ihren verführerischen Duft ein – fruchtig mit einem Hauch von Schokolade – und unwiderstehlich. War das ein Parfum oder ihr ganz eigener Duft? Kevin konnte es kaum erwarten, sie nackt in seinen Armen zu halten und es herauszufinden. Jeden Zentimeter ihres wunderschönen Körpers wollte er erkunden, jedes Geheimnis lüften. Sein Puls schlug schneller bei dieser erotischen Vorstellung.

„Wer sagt denn, dass ich dich anrufen werde?“, fragte sie neckend.

Kevin grinste frech. „Wer sagt, dass du es nicht tun wirst?“

Sie trank einen Schluck Wein, leckte sich die Lippen und schaute Kevin an. Flirtete sie mit ihm? Ja, aber in ihrem Blick schwang auch eine Warnung mit, er sollte sie nicht überrumpeln. Schön, damit konnte er leben.

Rafael klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zu ziehen.

„Okay, Leute, ihr wisst, was jetzt kommt“, rief Rafael und lachte, als einige Gäste stöhnten. Jasmine verdrehte die Augen. Gleichzeitig riefen Kevin, sie und alle anderen Gäste fröhlich: „Partyspiele.“

„Genau.“ Rafael strahlte. Er liebte Partyspiele. „Zuerst spielen wir Cards against Humanity .“

Begeistert erhob Jasmine ihr Glas. „Ich liebe dieses Spiel.“

„Ich auch.“ Kevin zwinkerte ihr zu.

„Wir sind schrecklich, oder?“ Gespielt schuldbewusst biss sie sich auf die Lippe und lachte dann vergnügt.

Sie gefällt mir immer besser, dachte Kevin und lachte auch. Sie hatten den gleichen Sinn für Humor.

Bei dem Kartenspiel ging es um schamlose, unerhörte Fragen und Antworten. Es mit seiner Mutter oder Großmutter zu spielen hätte Kevin sich nicht getraut.

Two Truths, One Lie folgte. Hierbei handelte es sich um ein Kennenlernspiel. Jeder musste drei Geschichten erzählen, wovon eine erfunden war. Die anderen Partygäste mussten erraten, welche das war.

So erfuhr Kevin, dass Jasmine im Schwimmbad ihrer Highschool mal nackt geschwommen war. Das fand er sehr aufregend.

Nach den Spielen wurde die Stimmung noch ausgelassener. Gemeinsam mit Jasmine unterhielt Kevin sich mit Rafaels künstlerisch tätigen oder kunstinteressierten Freunden und Bekannten. Schließlich zogen sie sich auf die Dachterrasse zurück und sprachen zu zweit über Kunst, Musik und Filme.

„Und du hast wirklich noch nie Die Braut des Prinzen gesehen?“, fragte Jasmine fassungslos.

„Wieso sollte ich?“ Er amüsierte sich köstlich.

„Weil es ein absoluter Klassiker ist.“ Sie knuffte ihn. Dabei entdeckte Kevin ein tätowiertes Herz auf ihrer Schulter.

Er rückte näher heran und berührte ihre Fingerspitzen. „ Blues Brothers ist ein Klassiker, aber doch nicht so ein Prinzessinnenfilm.“

„Typisch Mann. Von solchen Filmen kann man viel über Romantik lernen.“ Sie trank einen Schluck aus der mitgebrachten Wasserflasche.

Behutsam fasste Kevin nach ihrer freien Hand. „Ich kenne mich ganz gut aus mit Romantik“, sagte er leise.

Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Hast du das von den Blues Brothers gelernt?“

„Ja. Gerade spüre ich einen Auftrag des Herrn.“ Ob sie das Zitat aus dem Film erkannte?

„Aha. Und wie sieht der Auftrag aus?“, fragte sie lachend.

„So“, antwortete er rau und küsste sie.

2. KAPITEL

Es war ein sanfter, zärtlicher Kuss. Kevin gelang es, sein wildes Begehren zu zügeln. Die Leidenschaft brodelte unterschwellig weiter. Sehr vielversprechend …

Der spielerische Kuss weckte auch bei Jasmine das Verlangen nach mehr. Sie stellte sich vor, wie Kevin mit seinen zärtlichen Lippen jeden Zentimeter ihres sehnsüchtigen Körpers liebkoste. Gerade dadurch, dass er sie nicht an sich presste, sondern nur zart mit den Lippen berührte, wurde ihre Lust gesteigert.

Kevin schien zu spüren, dass er ihren Hunger geweckt hatte und beendete den Kuss. Widerstrebend hob Jasmine die schweren Lider und begegnete Kevins Blick.

Er erinnerte sie an einen Jäger, der seine Beute nicht aus den Augen ließ. Jetzt lag es allein an ihr, sich auf eine Affäre mit ihm einzulassen oder nicht.

Doch so einfach war das nicht. Sie hatte Pläne – berufliche und private. Eine eigene Ausstellung, keine Beziehungsdramen mehr. Keine falschen Versprechungen immerwährender Liebe: „Was denkst du gerade?“, fragte er mit seiner einschmeichelnden Stimme, deren Klang ein süßes Ziehen im Schoß auslöste.

Denk an deine Ausstellung!

„Hütten“, antwortete sie.

Verständnislos blinzelte er, strich sich über die Unterlippe. „Wieso denkst du an Hütten?“

Das musste ja wie ein kalter Guss auf ihn wirken. Aber das war genau richtig nach dem fantastischen Kuss, mit dem er sie ködern wollte. Und sie wollte nur zu gern an der Angel hängen. Aber sie hatte sich nun mal andere Ziele gesteckt.

„Darum geht es in meinem nächsten Projekt. Ich mache eine Fotodokumentation über Hütten.“

Die Taktik hatte gewirkt. Kevin strahlte nicht mehr ganz so siegesgewiss.

„Dieses Projekt erfordert meine ganze Konzentration. Du würdest mich nur ablenken.“

„Ach so, jetzt verstehe ich, was du meinst.“ Er trat einen Schritt zurück, sodass sie außer Reichweite war.

Gut, dachte Jasmine erleichtert. Die Versuchung, ihn an sich zu ziehen, war nämlich sehr groß gewesen.

Kevin stützte einen Ellenbogen auf die Brüstung und sah Jasmine neugierig an. „Erzähl mir von deinem Projekt.“

War das sein Ernst? Sie hatte doch nur davon gesprochen, um sich selbst in die Schranken zu weisen. „Wozu?“

„Weil es dir offensichtlich so wichtig ist, dass nicht einmal ein verdammt guter Kuss dich ablenken kann. Er war doch gut, oder?“

„Ja, sehr gut sogar.“

„Trotzdem hast du an Hütten gedacht. Ich möchte mehr über das Projekt wissen.“

„Wirklich?“ Sie hatte durchaus damit gerechnet, er werde sie nun in Ruhe lassen oder vorschlagen, ein wenig Spaß zu haben, bevor sie New York den Rücken kehrte. Stattdessen machte er ihr den Abschied von New York schwerer.

„Ja, wirklich. Ich möchte dich besser kennenlernen.“

Jasmine sah ihn forschend an. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen.

Also gut. Sie würde ihn in das Projekt einweihen. Wenn er es uninteressant fand, würde sie sich schnell verabschieden. Falls nicht, würde sie New York mit einem Bums verlassen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie verkniff sich ein freches Lächeln.

Als sie ihr Projekt mal im Kollegenkreis der Modefotografen erwähnt hatte, war sie auf Unverständnis gestoßen. Natürlich betrat sie Neuland mit dem Vorhaben, aber sie wollte sich mal für etwas engagieren, das ihr wirklich wichtig war. Was die anderen Modefotografen davon hielten, war ihr egal. Aber bei der Vorstellung, Kevin könnte ebenso wie sie reagieren, wurde ihr flau im Magen.

„Letztes Jahr habe ich Verwandte in Georgia besucht“, erzählte sie schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Mein Onkel hat auf einem Feld in der Nähe des Hauses ein Lagerfeuer gemacht. Früher wurde dort wohl Mais angebaut. Jedenfalls befand sich am Feldrand eine alte Hütte. Als ich wissen wollte, wem die gehört, hat er erzählt, sein Urgroßvater hätte sie während der Reconstruction auf dem von ihm erworbenen Land gebaut. Dort hat er Ackerbau betrieben, gegen den Ku-Klux-Klan gekämpft, und er hat überlebt.“

„Das ist ja cool.“ Kevin war schwer beeindruckt.

„Ich weiß.“ Sie freute sich über seinen Enthusiasmus. Ihr war wichtig gewesen, mehr über die Familie ihrer Mutter zu erfahren. Leider hatte Jasmine sie schon sehr früh verloren. Ihr Vater hatte noch einmal geheiratet. Zu der Familie ihrer leiblichen Mutter hatte sie kaum Kontakt gehabt. Erst als ihr Vater sich von seiner zweiten Frau scheiden ließ und die aus ihrem Leben verschwand, hatte Jasmine sich der Familie ihrer Mutter zugewandt.

„Ich habe Fotos gemacht und alles über die Geschichte meiner Familie aufgeschrieben, was mein Onkel mir erzählt hat. Daraus habe ich ein Album zusammengestellt und meinem Onkel geschickt. Die anderen Familienmitglieder wollten dann auch alle ein Exemplar haben. So bin ich auf die Idee gekommen, weitere alte Hütten und Häuser zu fotografieren, die Schwarzen gehört haben, und so abzubilden, wie und wo sie gewohnt haben. Sozusagen eine Art Chronik des Alltags von Menschen, die versuchten, ihren eigenen Weg zu gehen – gegen den Widerstand ihres Umfelds.“

„Ich bin beeindruckt. Wo fängst du an?“

Kevins offensichtliche Begeisterung bestärkte Jasmine in ihrem Vorhaben. Im Gegensatz zu ihren Kollegen hatte er sofort erfasst, worum es ihr ging. Dann würden sich auch andere Menschen dafür interessieren.

„In Georgia. Ich kenne dort einen Historiker, der sich für die Erhaltung von Sklavenhütten einsetzt. Von dem Treffen mit ihm erhoffe ich mir weitere Inspirationen für die Fotodokumentation.“

„Und was machst du, wenn du fertig bist?“, fragte Kevin interessiert.

„Ich habe einen Vertrag mit Jordan and Jones geschlossen. Der Verlag wird meine Arbeit veröffentlichen.“ Zum ersten Mal hatte sie das ausgesprochen. Sie konnte ihr Glück selbst kaum fassen, dass der Verlag ihr freie Hand gelassen hatte. „In der Galerie Angelo darf ich meine Fotos ausstellen, sobald ich vor Veröffentlichung des Buches genug Interesse geweckt habe.“

„Fantastisch. Du hast alles genau geplant.“

Ja, das hatte sie. Trotzdem flatterten ihr die Nerven. Die Verträge waren zustande gekommen, weil sie als Fotografin von Prominenten selbst einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Das hieß aber noch lange nicht, dass die Leute sich auch für Fotos mit einer vollkommen anderen Thematik interessieren würden. Vielleicht verstanden sie nicht, dass Jasmine mit den Fotos verfallener Hütten ausdrücken wollte, was die ehemaligen Bewohner erlebt und überlebt hatten. Es könnte ein schrecklicher Flop werden.

„Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Projekt“, sagte sie strahlend, um ihre Zweifel zu überspielen.

„Es ist cool, einen Plan zu haben und zu wissen, was man will. Das kann nicht jeder von sich sagen.“

Bezog sich das auf ihn? Neugierig musterte sie ihn. „Was machst du während der spielfreien Zeit? Entspannst du dich, oder kannst du es kaum erwarten, dass die nächste Saison endlich wieder anfängt?“

Kevin betrachtete seine Hände, streckte sie und zog die Mundwinkel herunter. „Ehrlich gesagt versuche ich gerade herauszufinden, wie es weitergehen soll.“

Jasmine runzelte die Stirn. Was sollte das denn heißen? Ihres Wissens war er einer der besten Basketballspieler der Liga. „Wie meinst du das?“

„Rücktritt oder nicht.“ Er suchte ihren Blick.

„Rücktritt? Nicht dein Ernst! Du hast gerade die Meisterschaft gewonnen, bist auf dem Titel von Bodies in Motion . Das schaffen nur Topsportler. Wieso solltest du das Handtuch werfen?“

„Ich bin sechsunddreißig. Soll man nicht gehen, wenn man ganz oben ist?“

Ganz sicher schien er sich seiner Sache noch nicht zu sein. Kevin wirkte, als müsste er sich zu einer Entscheidung zwingen. „Und was willst du nach dem Rücktritt anfangen?“

„Gute Frage. Ich habe einige Geschäftsinteressen. Die könnte ich ausbauen. Allerdings …“

„… haben sie nichts mit Basketball zu tun. Richtig?“

Wieder betrachtete er seine Hände. „Basketball ist mein Leben, seit ich achtzehn war. Gleich im ersten Studienjahr wurde ich Profi. Seitdem wollte ich nie was andres machen. Ich weiß nicht, ob ich als Geschäftsmann am Schreibtisch sitzen könnte.“

Schwer vorstellbar, musste Jasmine zugeben. Nicht wegen seiner Tätowierungen oder den Piercings in den Ohren, sondern weil er so voller rastloser Energie steckte, immer in Bewegung sein musste, das Abenteuer suchte. Nach einem gewonnenen Playoff hatte er sein Team mal zum Fallschirmspringen eingeladen. So ein Mann würde am Schreibtisch versauern.

Aber er war sechsunddreißig und sehr erfolgreich. Jasmine hatte nach dem Fotoshooting kurz im Internet nach ihm recherchiert. Er gehörte nicht zu den Menschen, die mehr Geld ausgaben, als sie verdienten. Im Gegenteil. Sein Geld war gut investiert. Seine Geschäfte florierten.

„Probier es aus“, riet Jasmine. „Solltest du dich tatsächlich vom Profisport verabschieden, musst du zuversichtlich in die Zukunft sehen und dir sagen, dass du noch andere Talente hast.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte er mit einem so sexy Unterton, dass sie unwillkürlich näher kam.

„Aus deinen Augen spricht Intelligenz.“ Sie waren braun und glitzerten jetzt leicht unverschämt. Kevin war ganz gewiss nicht dumm, sondern ein guter Beobachter und Zuhörer – alles Zeichen von Intelligenz.

Sein Blick wurde wachsam. Offensichtlich hatte sie ihn überrascht. „Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.“

„Freut mich, dass ich die Erste bin.“

Besitzergreifend umschloss er ihre Taille und zog Jasmine an sich. Ihre Nippel berührten seinen muskulösen Oberkörper. Ein prickelnder Schauer lief ihr über den Rücken. Wildes Verlangen pulsierte in ihren Adern.

„Ich möchte dich wieder küssen.“

Sie konnte es kaum erwarten und schloss sehnsüchtig die Augen, als er den Kopf neigte. Die Spannung war unerträglich. Jeder Gedanke an Hütten und Projekte verpuffte.

Ein Klingeln schreckte sie auf. Irgendetwas vibrierte an Kevins Hüfte.

Widerstrebend löste er sich von ihr. „Mein Handy.“ Er lächelte entschuldigend, zog es heraus und warf einen Blick aufs Display. „Meine Tochter. Da muss ich rangehen.“

Jasmine nickte verständnisvoll und entfernte sich diskret einige Schritte.

„Hi, Babe. Was gibt’s?“ Er hörte zu und runzelte die Stirn. „Was? Na ja, wahrscheinlich hatte deine Mutter einen guten Grund, das zu sagen. Gib sie mir mal!“

Kevin warf Jasmine einen Blick zu und zuckte entschuldigend die Schultern. „Was ist denn los, Sabrina?“ Er hörte zu und lachte dann amüsiert.

Er scheint sich noch gut mit der Mutter seiner Tochter zu verstehen, dachte Jasmine, deren Puls sich wieder normalisiert hatte. Laut Internet hatte er seine Freundin aus Highschool-Tagen geheiratet, sobald er Profi geworden war. Nach vier Jahren wurde die Ehe geschieden. Danach hatte er eine Langzeitbeziehung. Die war kurz nach der Geburt von Zwillingen gescheitert.

Seitdem hatte es offenbar keine längeren Beziehungen mehr gegeben.

„Beruhige dich, Kätzchen“, sagte er gerade lachend. „Strafe muss allerdings sein. So spät hätte sie niemals nach Hause kommen dürfen. Weißt du was? Ich schwing mich nach Atlanta und sehe mir den Typen mal an, auf den sie steht.“

Kätzchen? So nannte er seine Ex-Frau? Jasmine hatte genug gehört.

Kevin beendete das Gespräch und schob das Handy wieder in die Hosentasche. „Entschuldige, das war meine Ex-Frau. Meine Tochter hat einen neuen Freund, und Sabrina dreht durch.“ Er streckte den Arm nach Jasmine aus. „Aber das ist jetzt nicht so wichtig.“

Jasmine wich ihm aus und sah auf die Uhr. „Ich muss jetzt los. Morgen wird es richtig hektisch.“

„Jetzt schon?“

„Ja.“ Sie hatte gerade ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt. Julio! Unter gar keinen Umständen würde ihr das noch einmal passieren! Es hatte ihr das Herz gebrochen, als Julio zu seiner Frau zurückgekehrt war. So wie Kevin mit seiner Ex kommunizierte, könnte es aber genau darauf hinauslaufen. Niemals!

„Aber ich dachte …“

„Es war wirklich nett, dich kennenzulernen, Kevin. Viel Glück in der spielfreien Zeit. Bis dann.“ Wie von Furien gejagt, verließ sie die Dachterrasse, bevor er sie mit seinem sexy Lächeln erneut herumkriegte. Sie wusste doch, dass Männer immer zu ihrer ersten Liebe zurückkehrten.

Zwei Wochen später musste Kevin immer noch an Jasmine denken.

Inzwischen hatte er in Atlanta seiner Ex-Frau Sabrina und den beiden gemeinsamen Töchtern einen Besuch abgestattet. Sabrina machte sich ständig Sorgen, die Mädchen könnten sich ernsthaft verlieben und ihnen würde das Herz gebrochen werden.

Kevin konnte ihr nicht einmal einen Vorwurf machen. Schließlich hatte er Sabrina das Herz gebrochen, als sie noch sehr jung gewesen waren. Deshalb ließ er sich seitdem nur noch auf oberflächliche Beziehungen ein. Nie wieder wollte er einer Frau das Herz brechen.

„Warum machst du so ein ernstes Gesicht?“, fragte seine Großmutter.

Kevin saß auf der Verandatreppe und sah überrascht auf. Er hatte seine Großmutter nicht aus dem Haus kommen hören.

In der spielfreien Zeit verbrachte er regelmäßig ein oder zwei Wochen bei seiner Mutter und Großmutter in Silver Springs, South Carolina. Und nicht nur weil seine Großmutter den besten Red-Velvet-Kuchen im ganzen Land backte.

Charlotte litt an Arthrose und bewegte sich nur noch langsam von der Stelle. Kevin wusste nur zu genau, wie sie sich fühlte.

Mit ihren dreiundachtzig Jahren war sie geistig noch ausgesprochen fit. Wenn Kevin mal einen Rat brauchte, wandte er sich immer an seine Großmutter.

„Habe ich wirklich so ernst ausgesehen?“ Er stand auf und hakte sie unter. Ihren Versuch, ihn davon abzuhalten, ignorierte er. Zu Hause verzichtete sie gern auf Stock und Gehwagen. Kevin führte sie zu einem der Schaukelstühle und half ihr hinein.

„Ich kann allein gehen.“

„Klar, und ich kann einen Basketball noch immer mit Leichtigkeit in der Hand halten“, entgegnete er und setzte sich wieder auf die oberste Verandastufe.

Heute war die Luftfeuchtigkeit zur Abwechslung mal erträglich. Als hier im Rahmen des Wiederansiedlungsprogramms der Golfplatz angelegt wurde, hatte Kevin dieses zwischen dem Platz und einem Naturschutzgebiet neu erbaute Haus für seine Mutter und Großmutter erworben.

Charlotte schnaubte und lehnte sich zurück. „Denkst du immer noch an dieses Spiel?“

Das Spiel hätte die Gators fast die Meisterschaft gekostet. Die Schmerzen und die Steifheit seiner Hände waren so unerträglich geworden, dass Kevin der Ball aus der Hand gerutscht war und die gegnerische Mannschaft blitzschnell einen Korb erzielte. Damit stand es unentschieden. Hätte Will Hampton nicht Sekundenbruchteile vor der Schlusssirene noch drei Punkte gemacht und die Gators zum Sieg geführt.

„Nein, das habe ich abgehakt, Grandma C. Ich musste gerade an Asia denken. Sabrina ist besorgt, weil sie einen neuen Freund hat.“

„Aber du hast doch mit ihm gesprochen, oder?“

„Ja, er scheint ein netter Junge zu sein. Jedenfalls habe ich ihn gewarnt, was ihm blüht, wenn er meiner Kleinen wehtut.“

„Sabrina macht sich ständig um irgendwas Sorgen“, monierte Charlotte. „So wird sie nie lockerer.“

„Jetzt wirst du aber ungerecht, Grandma.“

„Wieso? Ihr seid jetzt seit zwölf Jahren geschieden. Ihr habt viel zu jung geheiratet. Du hattest kaum die Highschool beendet, da wurde dir ein Millionenvertrag angeboten. Ich hätte dir gleich sagen können, dass die Heirat ein Fehler war.“

„Das hast du ja auch getan.“

Charlotte schnippte mit den Fingern und zeigte auf ihn. „Und ich hatte recht. Sie war deine erste und einzige Freundin. Plötzlich warst du ein Star. Natürlich wolltest du dich ausprobieren. Wenigstens hast du sie nie betrogen.“

„Stimmt.“ Dadurch fühlte er sich aber auch nicht besser. Nach vier Jahren Ehe hatte er die Scheidung eingereicht. Er war Sabrina nie fremdgegangen, auch wenn die Versuchung groß gewesen war. Seine Großmutter hatte recht: Er war zu jung gewesen, war über Nacht zu sehr viel Geld gekommen und hatte kaum Erfahrung mit Frauen gehabt, die ihn begehrten. Er hatte die Ehe beendet, weil er Sabrina nicht betrügen wollte. Leider glaubte Sabrina ihm bis heute nicht, dass er der Versuchung anderer Frauen widerstanden hatte, solange er verheiratet gewesen war. Immerhin waren sie Freunde geblieben, nicht zuletzt wegen der beiden gemeinsamen Töchter. Für seine Mädchen war Kevin immer da, wenn sie ihn brauchten.

Sabrina hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als seine damalige Freundin Hanna vor fünf Jahren Zwillinge zur Welt gebracht hatte, die nun auch zur Familie gehörten. Eigentlich hatte Kevin die Beziehung zu Hanna gerade beenden wollen. Dann hatte sich jedoch herausgestellt, dass Hanna schwanger war. Als Partner taugte er wohl nicht viel, aber er war ein guter Vater.

„Übrigens sollte Sabrina inzwischen wissen, dass sie sich auf dein Urteil verlassen kann. Wenn du sagst, der Junge ist okay, dann ist er das auch“, befand Charlotte.

„Sie weiß es.“ Nachdem er ihr immer wieder versichert hatte, dass der Junge ganz sicher nicht beabsichtigte, Asia das Herz zu brechen. „Asia hat ganz andere Sorgen. Ihre Mutter ist immer noch wütend, weil Asia sich heimlich aus dem Haus geschlichen hat, um sich mit ihm auf einer Party zu treffen. Ich kann Sabrina gut verstehen und habe ein ernstes Wort mit Asia gesprochen.“

Eigentlich sollte sie zu ihrem sechzehnten Geburtstag ein Auto bekommen. Das hatte sie sich natürlich verscherzt. Kevin war sehr stolz, unnachgiebig geblieben zu sein, als seine Tochter deswegen in Tränen ausgebrochen war.

Charlotte lachte. „Die Älteste ist immer die Wildeste. Paris ist da ganz anders.“

Kevin nickte. Asias jüngere Schwester interessierte sich mehr für Fantasy-Bücher als für Jungen. In einigen Jahren könnte sich das aber ändern.

„Du hast Sabrina also beruhigt. Und wieso dann die ernste Miene?“

„Ach, unwichtig“, behauptete er. Grandma C. gab ihm immer gute Ratschläge, doch über seine Affären redete er nicht mit ihr. Er würde schon eine Möglichkeit finden, Jasmine wiederzusehen. Zwischen ihnen hatte es spürbar geknistert. Trotzdem hatte sie sich abrupt verabschiedet. Über diese Enttäuschung dachte er ebenso oft nach wie über das Desaster mit dem Ball.

„Es geht um eine Frau, oder?“ Charlotte lächelte wissend.

„Ich kenne viele Frauen“, antwortete er ausweichend.

„Das weiß ich aus den Medien. Aber diese muss etwas Besonderes sein.“

In den Medien wurde ständig über Frauen an seiner Seite berichtet. Er wurde als wilder Playboy dargestellt, der die Frauen wechselte wie andere Männer die Hemden. Da war natürlich nichts dran. Er wollte keine neue Freundin, aus Angst, sie zu enttäuschen.

„Können wir bitte das Thema wechseln, Grandma C.?“

„Klar. Wenn du versprichst, sie mir erst vorzustellen und dann zu heiraten“, flachste sie.

Kevin wollte sich ausschütten vor Lachen. „Ich werde nie wieder heiraten.“

„Denkst du.“ Sie zeigte gen Himmel. „Der da oben denkt vielleicht anders darüber.“

Kevin wandte sich ab und ließ den Blick über das gepflegte Grundstück gleiten. Er hatte keine Lust, mit seiner Großmutter zu streiten. Seine Mutter hätte ihm jetzt bestimmt einen Vortrag über Liebe und irdisches Glück gehalten, wäre sie nicht gerade an der Westküste, um die Zwillinge zu besuchen.

Für ihn kamen nur noch belanglose Affären infrage. Das hatte er sich nach seinen beiden gescheiterten Beziehungen geschworen. Sabrina und er waren zu jung für die Ehe gewesen. Sie waren verliebte Teenager, die noch nie aus der Kleinstadt herausgekommen waren. Sie hätten besser daran getan, sich erst mal etwas von der Welt anzusehen und erwachsen zu werden. Mit Hanna war es besser gelaufen. Aber er hatte sie nicht geliebt. Jedenfalls war er zu dem Schluss gelangt, beziehungsunfähig zu sein.

„Übrigens habe ich gestern beim Einkaufen mit Rob Taylor gesprochen.“ Charlotte wechselte das Thema. „Er sagt, das neue Gemeindezentrum ist fast fertig. Das ist wirklich eine tolle Sache und genau, was unserer Stadt gefehlt hat. Ich soll dir ganz herzlich für deine Spende danken.“

„Der Bürgermeister braucht sich nicht bei mir zu bedanken. Für mich ist es selbstverständlich, meine Heimatstadt zu unterstützen.“

„Ich weiß. Aber es ist doch schön, dass die Menschen hier das zu würdigen wissen.“

„Wie gesagt, für mich ist das eine Selbstverständlichkeit.“

„Jedenfalls solltest du dir das Gemeindezentrum mal ansehen, bevor du wieder abreist.“

Kevin kam nach Silver Springs, um seine Familie zu besuchen, nicht, um Autogramme zu schreiben und Selfies mit Fans zu machen. Doch jetzt war er neugierig, wie die Kleinstadt sich inzwischen entwickelt hatte, seit er hunderttausend Dollar für die Umgestaltung des alten Gemeindezentrums gespendet hatte. „Mach ich“, versprach er daher.

In dem alten Gebäude hatte er gelernt, Basketball zu spielen. Hier hatte er nach der Schule die Zeit überbrückt, bis seine Mutter und Großmutter von der Arbeit nach Hause kamen.

Seit er in der Profiliga spielte, war seine Heimatstadt immer mehr den Bach runtergegangen. Kevin hatte viel Geld investiert, um dem Verfall entgegenzuwirken. Das hatte sich bezahlt gemacht. Es hatten sich wieder Geschäfte und kleine Unternehmen angesiedelt. So waren neue Arbeitsplätze entstanden, und die Menschen zogen wieder in die Stadt.

Charlotte nickte zufrieden. „Sehr gut. Du könntest dann auch einen Blick auf die Farm jenseits der Stadt werfen. Ich habe da einen Kaufinteressenten an der Hand. Er will dort ein Drive-in-Kino eröffnen.“

Erstaunt drehte Kevin sich zu ihr um. „Ein Drive-in?“

„Genau. Er meint, das wäre wieder in. Das Land liegt sowieso brach. Wenn ich es verkaufe, bringt es wenigstens noch Geld ein.“

Ein Gedanke durchzuckte ihn. „Sag mal, steht das alte Haus eigentlich noch dort?“

„Es sei denn, es hat sich aus dem Staub gemacht“, witzelte sie. „Warum fragst du? Das Haus ist inzwischen nur noch eine Ruine.“

Aber vielleicht von Interesse für eine gewisse sexy Fotografin … „Vielleicht lässt es sich wiederaufbauen. Für nachfolgende Generationen.“

„So eine verrückte Idee. Wie sollen wir denn die alte Hütte meines Granddaddys retten?“

Durch die Fotodokumentation einer Fotografin, die er unbedingt bald wiedersehen wollte. Dass ihm das nicht eher eingefallen war … Aber er war eben seit Jahren nicht mehr auf der alten Farm gewesen. Grandma C. hatte sie lange nicht mehr erwähnt.

Jetzt kam ihm die alte Hütte sehr gelegen, um Jasmine herzulocken.

„Ich habe da so eine Idee, Grandma C. Du wirst schon sehen“, sagte er geheimnisvoll.

3. KAPITEL

„Dad sagt, Kathy möchte uns sehen.“

Jasmine, die gerade ihren Koffer packte, wirbelte überrascht zu ihrer Schwester herum.

Jada saß auf dem Fußboden, an Jasmines Bett gelehnt und warf den gelben Plüschelefanten in die Luft, den Jasmine mit fünf Jahren geschenkt bekommen hatte. Geschickt fing sie ihn wieder auf. Dabei wippte ihr Haarbausch lustig auf dem Kopf. Das cremeweiße Sommerkleid, das Jasmine sich im letzten Monat gekauft hatte, stand Jada viel besser, wie Jasmine neidlos zugeben musste.

„Wieso will Kathy uns denn plötzlich sehen?“ Ihre Stiefmutter hatte sich seit Jahren nicht mehr gemeldet. Bei der Scheidung war Jasmine sechzehn gewesen. Kathy war auf die andere Seite des Kontinents gezogen und hatte ein Jahr später geheiratet. Sie hatte ein neues Leben und eine neue Familie.

„Keine Ahnung. Sie ist wieder geschieden“, erzählte Jada unbekümmert.

Diese Information ließ Jasmine kalt. „Und da meldet sie sich nach zwanzig Jahren wieder bei uns? Danke, ich verzichte auf ein Wiedersehen.“ Ungerührt packte sie weiter. Den größten Teil des Sommers würde sie wegen der Fotodokumentation in den Südstaaten verbringen. Eigentlich könnte sie mit leichtem Gepäck reisen. Andererseits war sie aber auch zehn Jahre lang in der Modebranche tätig gewesen, und ihr Schrank quoll über. Da fiel die Auswahl schwer. Deshalb hatte sie Jada gebeten, ihr beim Aussortieren zu helfen.

„Nun reiß mir nicht den Kopf ab, Jasmine! Ich habe dir nur erzählt, was Dad gesagt hat.“

„Ist ja schon gut, Jada.“ Sie hielt einen bunten Maxirock hoch, den sie letztes Jahr in L.A. erstanden hatte. „Mitnehmen oder hierlassen?“

„Mitnehmen. Der macht sich bestimmt gut bei einer Grillparty.“

„Wie kommst du auf Grillparty?“

Jada verdrehte die Augen. „Weil man im Süden im Sommer draußen grillt, Jasmine.“

Lachend packte sie den Rock also ein.

Ihre Schwester legte das Stofftier aus der Hand und blickte nachdenklich vor sich hin. „Ich würde sie gern wiedersehen.“

Jasmine wirbelte herum und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum?“

„Weil sie uns großgezogen hat. An Mom kann ich mich nicht erinnern, an Kathy schon.“

Auch Jasmine erinnerte sich kaum an ihre Mutter. Bei deren Tod war sie fünf und Jada zwei Jahre alt gewesen. Kathy war lange ihre Bezugsperson gewesen. Jasmine hatte sehr gelitten, als auch dieser Mensch auf Nimmerwiedersehen aus ihrem Leben verschwand. Damit hatte Kathy ihnen allen gezeigt, dass sie nicht ihre Familie waren. Warum sollte sie sich nun mit ihr treffen? „Tu, was du nicht lassen kannst“, sagte sie nur, griff nach einer Bluse und warf sie in Jadas Richtung.

Reaktionsschnell fing Jada das Kleidungsstück auf, bevor es an ihrem Kopf landete, und betrachtete es eingehend. „Die gehört jetzt mir. Das wird dich lehren, mir keine Sachen an den Kopf zu werfen.“

„Blöde Ausrede. Du klaust doch sowieso ständig Klamotten von mir.“ Das war nicht einmal vorwurfsvoll gemeint. Sie hatte sowieso zu viele Outfits. Jada konnte sich gern bedienen.

„Stimmt.“ Unbekümmert stopfte Jada die Bluse in die mitgebrachte Tasche und wechselte das Thema. „Freust du dich auf die Reise?“

„Klar. Allerdings bin ich auch etwas nervös. Ich weiß ja nicht, wie die Fotos von alten Hütten ankommen werden.“

„Darum mach dir mal keine Sorgen. Erstens werden deine Aufnahmen künstlerisch wertvoll sehn. Zweitens erzählst du ja auch die Geschichten dazu. Die Leute werden sich darum reißen“, prophezeite Jada.

Jasmine setzte sich zu ihr auf den Boden und legte den Arm um sie. „Du bist wirklich mein größter Fan, kleine Schwester.“

„Und ein wichtiges Mitglied des Jasmine-Hook-Fanclubs.“ Jada schnippte mit den Fingern.

Sie war sehr glücklich über ihre Schwester. Jada war ihr eine große Stütze. Nur mit ihr wagte sie, über ihre Versagensängste zu reden. Sie vertraute ihr blind und hätte nicht gewusst, was sie ohne sie gemacht hätte.

Um ihre Rührung zu überspielen, zupfte sie an dem Kleid, das ihre Schwester trug. „Pass bloß auf! Wenn du weiterhin meine Kleider klaust, ziehe ich deine Mitgliedskarte ein“, drohte sie gespielt streng.

„Tust du nicht. Die gehört zur VIP-Mitgliedschaft.“

Sie lachten beide vergnügt über die Frotzelei, merkten dann auf, denn Jasmines Handy klingelte. Etwas umständlich zog sie das Telefon aus der Gesäßtasche und warf einen Blick aufs Display. Die Nummer war ihr unbekannt. Da der Anruf aber möglicherweise mit ihrer bevorstehenden Reise zusammenhängen könnte, nahm sie ihn an.

„Hallo?“

„Jasmine? Hier ist Kevin.“

Überrascht rappelte sie sich hoch und ging quer durchs Zimmer. „Kevin? Woher hast du meine Nummer?“

Jada war ihrer Schwester gefolgt und flüsterte neugierig: „Wer ist Kevin?“

Jasmine winkte ab und stellte sich ans Fenster.

„Von Rafael.“

Ich bringe ihn um, dachte sie wütend. Rafael hatte ihr eingeredet, sie müsste sich mal wieder auf ein Date einlassen. Im Prinzip gab sie ihm recht, war aber nicht sicher, ob Kevin der richtige Kandidat dafür war. Trotzdem schlug ihr Herz sofort schneller, als sie seine Stimme hörte.

„Dein Anruf überrascht mich.“ Sie hatte gedacht, er würde sie nach der Abfuhr schnell vergessen. In den vergangenen Wochen war ihr Blick immer wieder auf den Zettel gefallen, auf dem sie seine Handynummer notiert hatte.

„Ich hatte keine Wahl. Du hast dich ja nicht gemeldet.“

„Ich hatte sehr viel zu tun.“

„Und ich habe ständig an dich gedacht“, sagte er mit seiner einschmeichelnden, verführerischen Samtstimme.

Sie hatte auch an ihn gedacht. An den Kuss … Aber der Mann hatte eine zu komplizierte Vergangenheit. Das war nicht gut für sie. Nicht einmal für eine kurze Affäre. „Ich habe Sports Fitness die Aufnahmen geschickt und einen Vorschlag fürs Titelbild gemacht. Hast du die Fotos schon gesehen?“

Kevins amüsiertes Lachen vibrierte in ihrem Schoß. „Du übergehst also meine Bemerkung, dass ich ständig an dich gedacht habe?“

Klar. Sonst würde sie unweigerlich wieder mit ihm flirten. „Wenn du sie noch nicht hast, schicke ich sie dir.“

„Ich habe sie gesehen. Allerdings weiß ich nicht, welches Foto du für die Titelseite vorgeschlagen hast.“

„Es wird dir gefallen.“ Sie fand es toll. Kevin mit dem Ball in der Hand beim Sprung, um den Ball im Korb zu versenken. Großartig! Eine Momentaufnahme des Muskelspiels beim mühelos wirkenden Sprung. Das strahlende Lächeln spiegelte seine Freude am Spiel wider.

„Dann verlasse ich mich auf dein Expertinnenurteil. Bei meinem Anruf geht es auch um deine Fotos.“

Jasmine freute sich über das Kompliment. Selbstverständlich war so ein Lob nicht.

„Sprichst du vom Fotoshooting?“

Jada warf sich aufs Bett und beobachtete ihre Schwester genau. Wieder fragte sie im Flüsterton nach dem Anrufer.

Jasmine bedeutete ihr, still zu sein.

„Nein, es geht um deine Fotodokumentation über Sklavenhütten, die nach dem Krieg von befreiten Sklaven erworben wurden. Das hat mich sehr beschäftigt.“

„Echt jetzt?“

„Ja. Ich wüsste da einen Ort, der dich interessieren könnte.“

„Wo?“

„Auf der ehemaligen Farm meiner Familie. Meine Großmutter plant, das Grundstück zu verkaufen. Das soll mir recht sein. Aber ich fände es gut, wenn du es in deine Dokumentation aufnehmen würdest, bevor es den Eigentümer wechselt. Was meinst du?“

Das war doch bestimmt ein Trick, sie wiederzusehen. Nun hatte es natürlich auch etwas für sich, die ehemalige Familienfarm eines berühmten und sehr beliebten Profisportlers zu dokumentieren. Es wäre gute Werbung für die Ausstellung und das Buch.

Außerdem würde sie den Mann schon gern wiedersehen.

„Ich wusste gar nicht, dass deine Familie eine Farm hat.“

„Ich bin auf dem Grundstück aufgewachsen. Allerdings nicht in der alten Hütte. Mein Großvater war Farmer. Mein Dad ist in seine Fußstapfen getreten, aber die Landwirtschaft war nichts für ihn. Er ist dann fortgegangen, und meine Mutter und Großmutter haben auch aufgegeben und sich Arbeit in der Textilfabrik gesucht. Sowie ich beruflich auf festen Füßen gestanden hab, habe ich dafür gesorgt, dass sie ein neues Haus beziehen.“ Er verstummte abrupt. „Entschuldige bitte. Ich rede zu viel“, sagte er verlegen.

„Nein, nein, ich bin froh, dass du mir das erzählt hast“, widersprach Jasmine sofort. Der charismatische Basketballspieler aus South Carolina stammte also vom Land. Sie fand das faszinierend und wollte mehr über ihn erfahren.

„Bist du interessiert?“

O ja! Und nicht nur an den Fotos … „Wo ist das Haus? Heute Nachmittag fliege ich nach Georgia, um mich mit Mr. Tatum zu treffen. Ich habe dir von ihm erzählt. Er setzt sich für den Erhalt der alten Sklavenhütten ein. Ich bleibe etwa eine Woche dort.“

„Es befindet sich in der Pee Dee-Region. Das wird dir wahrscheinlich nichts sagen. Ich schicke dir die Info aufs Handy.“

Seine freudige Erregung erfasste auch Jasmine.

„Ich bin jetzt dort, muss aber demnächst geschäftlich nach Atlanta und Jacksonville. Übernächste Woche könnte ich wieder hier sein.“

Wenn er ihr die Informationen schickte, konnte sie auch auf eigene Faust losziehen. Allerdings wäre es naheliegender, mit ihm vor Ort auf Spurensuche zu gehen.

„Lass mich mal kurz nachdenken.“ Schnell überlegte sie, wie sie einen Abstecher nach South Carolina einplanen könnte. Kevin durfte auf keinen Fall merken, wie gern sie ihn wiedersehen würde. „Ich muss erst mal sehen, was sich aus dem Treffen mit Mr. Tatum ergibt. Wahrscheinlich werde ich dort reichlich zu tun haben. Wenn ich absehen kann, wie lange das dauert, ziehe ich deinen Vorschlag in Betracht.“

„Dann darf ich mich auf deinen Anruf freuen?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Ich ruf dich an.“

„Wirst du auch an mich denken?“

Musste seine Stimme unbedingt so sexy klingen? Jasmine schloss kurz die Augen. Wahrscheinlich würde sie jetzt jede Nacht davon träumen, wie Kevin ihr verführerische Worte ins Ohr hauchte. Sie riss sich zusammen.

„Ich werde über das Land deiner Familie nachdenken“, antwortete sie ausweichend.

„Und ich denke an unseren Kuss. Bis dann, Jasmine.“

Ein heißes Prickeln durchströmte sie. Kaum hörte sie Kevins verführerische Stimme, schon stand sie wieder in hellen Flammen. Der Mann wusste genau, was er wollte. Es hatte unglaublich zwischen ihnen geknistert. Er wollte, dass mehr daraus wurde. Und ich will es auch, musste Jasmine zugeben.

Aber sie würde ihn zappeln lassen. So leicht war sie nicht zu haben. Er musste sich schon anstrengen, sie zu erobern. Bis dahin musste sie eine Mauer um ihr Herz ziehen, damit er es ihr nicht brechen konnte.

„Wer ist Kevin? Wieso siehst du aus, als wärst du drauf und dran, ihm dein Höschen zu schicken?“, fragte Jada frech.

Erschrocken wirbelte Jasmine herum und steckte das Handy wieder ein. Jada hatte sie ganz vergessen.

„Niemand verschickt hier Höschen“, behauptete sie.

„Mir scheint, er bekommt sie auch so zu fassen.“ Jada sah ihre Schwester forschend an. „Ich bin mächtig froh, dass es da wieder jemanden gibt. Julio hat dich tief verletzt. Nun scheinst du endlich drüber weg zu sein“, fügte Jada erleichtert hinzu.

„Moment.“ Jasmine musterte ihre Schwester streng. „Erstens ist Julio schon lange Vergangenheit. Ich wollte damals einfach nicht wahrhaben, dass er noch in seine Ex verknallt war. Zweitens ist genau das der Grund, warum Kevin keine gute Idee ist. Das war übrigens Kevin Koucky von den Jacksonville Gators.“

Jada stockte der Atem. Dramatisch legte sie sich eine Hand auf die Herzgegend. „Nein! Der sexy Typ mit den Tätowierungen?“

Jasmine verdrehte die Augen. „Der sexy Typ mit einer Ex-Frau, einer Ex-Freundin und vier Kindern, der ständig mit einer neuen Flamme fotografiert wird.“

„Na und? Du willst ihn doch nicht heiraten, oder?“

Energisch schüttelte Jasmine den Kopf. „Nein! Meine Karriere steht an erster Stelle. Dieses neue Projekt ist mir sehr wichtig.“

„Das verstehe ich sehr gut. Trotzdem kannst du doch etwas Spaß mit einem ausgesprochen heißen Typen haben, oder?“

„Der Mann hat eine viel zu komplizierte Vergangenheit. Und ich habe genug Probleme.“

„So ein Unsinn!“ Wütend ballte Jada die Hände zu Fäusten. „Julio war ein solcher Idiot. Wie konnte er dir nur deine Diabeteserkrankung vorwerfen? Die hast du dir ja wohl nicht gerade ausgesucht.“

„Du hast recht. Aber ich muss auch bedenken, dass ein Mann, der mit mir zusammen ist, damit klarkommen muss, dass ich Insulin spritzen muss und gelegentlich mal nicht ganz bei mir bin, wenn ich vergessen habe, den Insulinwert zu messen, und unterzuckert bin.“

Julio hatte schon beim Anblick einer Spritze das Weite gesucht. Bei gelegentlichen Aussetzern infolge von Unterzuckerung hatte er sie beschimpft. Irgendwann war es ihr zu viel geworden, und sie hatte ihm geraten, sich entweder an ihre angeborene Erkrankung zu gewöhnen oder Schluss zu machen. Einen Monat später war er zu seiner Ex-Frau zurückgekehrt.

„Seine Vergangenheit kann dir egal sein. Und er braucht nicht allzu viel über deine Krankheit zu wissen. Du willst ihn ja nicht heiraten, sondern nur etwas Spaß mit ihm haben.“