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Beschreibung

Rechtspopulistische Bewegungen und Diskurse greifen auf neue, ästhetisierte Politikstile und bis dato links konnotierte, künstlerisch erprobte Provokationsformen zurück. Zudem besetzen sie Geschlecht, Familie und Sexualität als Trigger-Themen. Die Beiträger*innen bringen die Populismusforschung mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Ansätzen zusammen und fokussieren dabei auf das kulturelle Feld und Geschlechterdiskurse als spezifische Aushandlungsterrains. Neben einer Analyse, wie der »rechtspopulistische Komplex« jeweils aktuelle gesellschaftliche Problemlagen instrumentalisiert, eröffnen sie auch Gegenstrategien im Sinne radikaldemokratischer und emanzipatorischer Politiken.

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Evelyn Annuß ist Leiterin des »International Research Center Gender and Performativity« und Professorin für Gender Studies an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Als Theater- und Literaturwissenschaftlerin erhielt sie ihre venia docendi von der Ruhr- Universität Bochum und promovierte an der Universität Erfurt.

Ralf von Appen ist Professor für Theorie und Geschichte der Popularmusik an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie an der Justus- Liebig-Universität Gießen und promovierte dort 2007.

Sarah Chaker ist Assistenzprofessorin am Institut für Musiksoziologie der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Sie studierte Musik in den Massenmedien und Germanistik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und promovierte 2012 ebendort im Fach Musik.

Silke Felber ist habilitierte Theater- und Kulturwissenschaftlerin. Sie leitet das Einzelprojekt »Performing Gender in View of the Outbreak« (FWF) an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und hat Fellowships sowie Lehraufträge u.a. an der Freien Universität Berlin.

Andrea Glauser ist Professorin für Kulturwissenschaft am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Sie studierte Soziologie, Kunstgeschichte, Philosophie und VWL in Bern und New York.

Therese Kaufmann ist Leiterin der Forschungsförderung an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Sie hat in Wien und London Germanistik, Kunstgeschichte und Cultural Studies studiert.

Susanne Lettow ist Privatdozentin am Institut für Philosophie und leitet den Forschungsbereich am Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin. Sie ist Principal Investigator im Teilprojekt »Eigentum am menschlichen Körper im Kontext transnationaler Reproduktionsökonomien« des SFB/TRR »Strukturwandel des Eigentums«.

Evelyn Annuß, Ralf von Appen, Sarah Chaker, Silke Felber, Andrea Glauser, Therese Kaufmann, Susanne Lettow (Hg.)

Populismus kritisieren

Kunst – Politik – Geschlecht

Veröffentlicht mit Unterstützung aus den Mitteln der Open-Access- Förderung der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.dnb.de/ abrufbar.

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Non-Commercial 4.0 Lizenz (BY-NC). Diese Lizenz erlaubt unter Voraussetzung der Namensnennung des Urhebers die Bearbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung des Materials in jedem Format oder Medium ausschliesslich für nichtkommerzielle Zwecke. https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/. Um Genehmigungen für die Wiederverwendung zu kommerziellen Zwecken einzuholen, wenden Sie sich bitte an [email protected]. Die Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz gelten nur für Originalmaterial. Die Wiederverwendung von Material aus anderen Quellen (gekennzeichnet mit Quellenangabe) wie z.B. Schaubilder, Abbildungen, Fotos und Textauszüge erfordert ggf. weitere Nutzungsgenehmigungen durch den jeweiligen Rechteinhaber.

Erschienen 2024 bei mdwPress, Wien und Bielefeld

© Evelyn Annuß, Ralf von Appen, Sarah Chaker, Silke Felber, Andrea Glauser, Therese Kaufmann, Susanne Lettow (Hg.)

Umschlaggestaltung: bueronardin/mdwPress

Lektorat und Korrektorat: Valerie Gföhler

Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar

https://doi.org/10.14361/9783839474303

Print-ISBN: 978-3-8376-7430-9

PDF-ISBN: 978-3-8394-7430-3

EPUB-ISBN: 978-3-7328-7430-9

Inhalt

 

Dank

EinleitungEvelyn Annuß, Ralf von Appen, Sarah Chaker, Silke Felber, Andrea Glauser, Therese Kaufmann, Susanne Lettow

Begriffliche Reflexionen

Populismus und KritikEvelyn Annuß

Leere Signifikanten und kulturpolitische HerausforderungenMonika Mokre

Demokratiekritik des Populismus <-> Politiktheorie des FilmsDrehli Robnik

Popkulturelle Artikulationen

»Hulapalu, What Is It All About?« Embodied Performativity in the Relationship between Popular Music and Populism in AustriaAndré Doehring, Kai Ginkel

Popular Music, Populism in Germany, and the Politics of CritiqueMario Dunkel, Reinhard Kopanski

Flaunting of the »High«Popular Music, Taste and Populism in HungaryEmília Barna, Ágnes Patakfalvi-Czirják

Postdemokratische Mobilisierungen

Autoritärer Rechtspopulismus und maskulinistische Identitätspolitik1Birgit Sauer

Gender als Affektbrücke und ArenaRechtspopulistische Muster der VergeschlechtlichungJulia Roth

Feminität als politisches Kapital – rechtspopulistische ModelleGabriele Dietze

Paradoxien rechter sexueller Politiken in FrankreichPopulismus oder Opportunismus?Cornelia Möser

(S)Caring Masculinities?Politische Männlichkeiten im Kontext von COVID-19Silke Felber

Artivistische Politisierungen

Visuelle Strategien für einen linken PopulismusEine Diskussion mit Blick auf künstlerisch-aktivistische InterventionenRachel Mader

Demagogik und FigurationSzenologien einer feministischen RevolutionJulia Stenzel

Anhang

Autor*innen

Über mdwPress

Dank

2020 fanden sich Mitarbeiter*innen der mdw – Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien institutsübergreifend zum Projektteam »Populismus kritisieren« zusammen, das in Kooperation mit dem Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin zwischen Herbst 2020 und Dezember 2023 20 Veranstaltungen – Podiumsdiskussionen, Vorträge und Workshops – realisierte.1 Der vorliegende Sammelband umfasst Beiträge, die auf diese Veranstaltungsreihe zurückgehen. Beides – Buch wie Veranstaltungsreihe – sind in den vergangenen Jahren tatkräftig durch Menschen unterstützt worden, ohne deren Engagement weder das eine noch das andere in dieser Form möglich gewesen wäre: Wir bedanken uns herzlich bei Rektorin Ulrike Sych sowie bei Gerda Müller, Vizerektorin für Organisationsentwicklung und Diversität der mdw, für die proaktive Unterstützung. Ermöglicht wurde unsere Arbeit außerdem von dem Institut für Kulturmanagement und Gender Studies, dem Institut für Musiksoziologie, dem Institut für Popularmusik, der Filmakademie Wien – Institut für Film und Fernsehen, der mdw-Forschungsförderung sowie dem Margherita-von-Brentano-Zentrum. Außerdem bedanken wir uns bei den ehemaligen Kolleg*innen Mariama Diagne, bis 2021 tätig am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies, Claudia Walkensteiner-Preschl von der Filmakademie sowie bei Dagny Schreiner vom Zentrum für Weiterbildung an der mdw für ihre wertvolle Mitarbeit und langjährige Unterstützung. Für ihren organisatorischen und gestalterischen Beitrag gilt unser Dank an der mdw Benedikt Arnold, Seraina Brugger, Sebastian Hierner und Claudia Schacher sowie auf Seiten des Margherita-von-Brentano-Zentrums Franziska Wohlfarth; für Lektorat und Proof Reading danken wir Sebastian Engler, Peter Waugh und Valerie Gföhler. Vielen Dank auch an Kathrin Heinrich und Max Bergmann von mdwPress, die den Band umsichtig betreut haben. Das Kuratorium von mdwPress hat unseren Publikationsvorschlag kritisch gesichtet und kommentiert – wir danken allen daran beteiligten Kolleg*innen ebenso wie den Peer-Reviewer*innen. Last but not least danken wir von Herzen allen Gästen und Vortragenden, die zu unserer Veranstaltungsreihe und zur Diskussion beigetragen haben, sowie unseren Autor*innen.

1Dem Online-Archiv zur Reihe können Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen entnommen werden: https://www.mdw.ac.at/ikm/populismuskritisieren/archiv/ [letzte Abfrage: 1.2.2024].

Einleitung

Evelyn Annuß, Ralf von Appen, Sarah Chaker, Silke Felber, Andrea Glauser, Therese Kaufmann, Susanne Lettow

Rechtspopulistische Parteien und Bewegungen prägen seit Jahrzehnten die Politik und sind so gesehen nichts Neues. Neu ist, dass sie seit der Jahrtausendwende zunehmend breiten Zuspruch erfahren und gesellschaftlich resonieren (vgl. z.B. Rooduijn et al. 2019). Hatte die Koalitionsbildung zwischen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) zur Jahrtausendwende noch für internationales Entsetzen gesorgt und 14 EU-Regierungen dazu veranlasst, sich von dem österreichischen Regierungsbündnis geschlossen zu distanzieren, so hält sich der Protest über ähnliche politische Konstellationen inzwischen in Grenzen.1 Einher geht dieser Paradigmenwechsel vielerorts mit einem Strukturwandel in Medien und Öffentlichkeit, durch den »etablierte Modi der Veridiktion« (van Dyk 2021, 74), der politischen Gegenrede, erschüttert werden. Zugleich sind neue, ästhetisierte Politikstile entstanden, die wiederum auf bis dato links konnotierte, künstlerisch erprobte Provokationsformen zurückgreifen. Ein Beispiel für solche Provokationsformen ist die Wiener Containeraktion Bitte liebt Österreich – eine Art Big-Brother-Installation, in der Christoph Schlingensief die Internierung und Abschiebung von Asylbewerber:innen simulierte.2 Im Jahr 2000 sorgte diese Aktion, die den öffentlichen Raum in Referenz auf bestehende politische Auseinandersetzungen theatralisierte und in der Schlingensief selbst als maskulinistische Rampensau in Erscheinung trat, noch eindrücklich dafür, dass sich die gesellschaftlichen Verwerfungen auf der Straße handgreiflich manifestierten.3

Rund zwanzig Jahre später nahm die US-amerikanische Gruppe Yes Men vor dem Hintergrund der Konjunktur rechtspopulistischer Strategien, die auf eine Unterminierung der Trennung von Wahrheit und Lüge, Tatsachen und Meinungen (vgl. van Dyk 2021, 70ff.) abzielen, Abstand von ihrem bis dato bewährten Fake-Truth-Artivismus. Berühmt geworden waren Yes Men als Kommunikationsguerilla, die mit performativen Hoaxes die herrschende Repräsentation internationaler Konzerne nachhaltig untergrub. In den 2000er-Jahren etwa hatten sie als vermeintliche Repräsentanten des Konzerns Dow Chemicals, der für das Giftgasunglück im indischen Bhopal 1984 mit bis zu 25.000 Toten verantwortlich ist, im Fernsehen Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe versprochen und damit 20 Jahre nach dieser Katastrophe die Aktienmärkte durcheinandergebracht.4 In dem Moment aber, in dem die Produktion von sogenannten »AltFacts« zur Regierungskunst wurde, stand das kritische Potenzial solcher Aktionen infrage.

Ausgehend von den hier skizzierten politischen Verschiebungen widmet sich unser Band der Analyse von unterschiedlichen, vor allem rechtspopulistischen Strategien und Politiken, die darauf zielen, parlamentarische Kontrollinstitutionen auszuhöhlen, Spielformen repräsentativer Demokratie zu sprengen oder zumindest so zu transformieren, dass sie mit autoritären und radikalen nationalistischen sowie rassistischen Formen des Regierens kompatibel werden. Die Frage nach Ästhetisierungsstrategien, die politische Regularien untergraben, spielt eine wichtige Rolle – ebenso wie die Frage nach dem kulturellen Feld und auch nach Geschlechterdiskursen als spezifischen Aushandlungsterrains. Wie viele Autor:innen des vorliegenden Bandes betonen, steht der »rechtspopulistische Komplex« (zu diesem Begriff vgl. Dietze und Roth 2020)5 dabei keineswegs für eine kohärente Ideologie. Seine politisch-ideologische Stärke resultiert vielmehr daraus, dass es seinen Protagonist:innen gelingt, Disparates zusammenzubringen und die jeweils aktuellen gesellschaftlichen Problemlagen – man denke an die Proteste im Kontext von COVID-19 – so zu instrumentalisieren, dass dadurch das Projekt einer gesellschaftlichen und politischen Rechtswende gestärkt wird.

Um die spezifische Dynamik dieses Populismus zu verstehen, gilt es auch zu berücksichtigen, dass er »zu einer Konstellation rechter, neofaschistischer, neonazistischer oder autoritär-konservativer Kräfte, Strategien und Weltbilder« (Book et al. 2020) gehört. Innerhalb der genannten Konstellation positionieren sich rechtspopulistische Akteur:innen sehr unterschiedlich, bilden differente und wechselnde Allianzen und Gegner:innenschaften aus. Vor diesem Hintergrund zielt Populismus kritisieren nicht darauf ab, »den« Rechtspopulismus zu erfassen oder den vielfältigen Begriffsbestimmungen innerhalb des Populismusdiskurses eine weitere hinzuzufügen. Vielmehr fragen wir danach, welche Erscheinungsformen rechtspopulistischer Politik es im kulturellen Feld gibt, wie postdemokratische Mobilisierungen von rechts funktionieren und wie und warum gerade Geschlechterfragen in deren Zentrum stehen. Mit Blick auf die potenzielle Rückgewinnung von kritischen Strategien und Impulsen im Sinne radikaldemokratischer und emanzipatorischer Politiken6 werden zudem aktuelle Politisierungen des öffentlichen Raums durch Auftrittsformen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Aktivismus untersucht, die mit den gängigen Vorstellungen von rechts-identitärem Populismus nichts gemein haben bzw. sich diesen aktiv widersetzen. Dies schließt auch die Referenz auf Perspektiven eines möglichen Linkspopulismus mit ein.

Die hier versammelten Beiträge gehen aus einer interdisziplinären Veranstaltungsreihe hervor, die ab dem Wintersemester 2020/21 bis zum Wintersemester 2023/24 von der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in Kooperation mit dem Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin realisiert wurde. Ein wichtiger Ausgangspunkt war der Befund, dass die Populismusforschung bislang vor allem von den Politik- und Sozialwissenschaften bestimmt ist. Daraus ergab sich für uns das Anliegen, diese verstärkt mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven zusammenzuführen. In Anbetracht der zentralen Bedeutung von kulturellen Politiken und ästhetischen bzw. ästhetisierenden Praktiken für das Feld des Rechtspopulismus ist es aus unserer Perspektive sowohl in wissenschaftlicher als auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht notwendig, die Schnittstelle zu Kultur, Ästhetik und künstlerischen Praktiken – u.a. populärkulturelle Phänomene in der Musik – in den Blick zu nehmen. Kulturkämpferische Rhetorik von rechts, Angriffe auf kulturelle Freiheit und Herabwürdigung, Störung, Skandalisierung von künstlerischen Produktionen und kulturellen Einrichtungen sind Teil des rechtspopulistischen Instrumentariums. Gleichzeitig ist gerade Kulturpolitik der Ort der Aushandlung darüber, wie und ob Publika die reale gesellschaftliche Zusammensetzung repräsentieren. Vor dem Hintergrund der zentralen Rolle, die Geschlechterpolitiken in der Auseinandersetzung um Populismus einnehmen, haben wir zudem einen Fokus auf die aktuellen Forschungen zu dieser Problematik gelegt. Denn Geschlecht, Familie und Sexualität haben sich in der Tat zu Kristallisationspunkten der Auseinandersetzung um populistische Politiken entwickelt (vgl. exemplarisch bereits Dietze und Roth 2020). So zeichnen sich zwei einander berührende Schwerpunkte dieses Bandes ab, die über viele derzeit gängige Ansätze der Populismusforschung hinausweisen: Zum einen ist dies die Akzentuierung von Ästhetik, Kunst und Kulturpolitik, zum anderen die Analyse von – zunächst oft widersprüchlich erscheinenden – Sexualitäts- und Geschlechterpolitiken.

In vier Abschnitten geht dieser Band der Kritik des Populismus in seinen mannigfaltigen, auch widersprüchlichen, Ausformungen nach. Der erste Abschnitt, Begriffliche Reflexionen, verfolgt zunächst eine einführende Diskussion des bereits vielfach kritisierten Populismusbegriffs: (1) mit Blick auf das jeweils zugrunde liegende Verständnis von populus/Volk, das als demos/Volk im Begriff der Demokratie ebenfalls aufgerufen wird, (2) bezogen auf die vermeintliche Gleichsetzung von Links- und Rechtspopulismus und (3) hinsichtlich des Verhältnisses von Populismus und Antipopulismus. »Populismus kritisieren« bezieht sich auf zwei unterschiedliche Akzentuierungen – einerseits auf die Kritik an den Bedingungen rechtspopulistisch begriffener Entwicklungen und andererseits auf die Frage nach möglichen linken, emanzipatorisch-inklusiven kulturpolitischen Mobilisierungen, die Verteidigung minoritärer Positionen sowie die Eröffnung von Möglichkeiten für widerständiges politisches Handeln. Entsprechend ist dieser Band keineswegs einstimmig. Vielmehr lotet er unterschiedliche Argumentationen aus und fordert so zur Diskussion heraus.

In ihrem einleitenden Beitrag Populismus und Kritik geht Evelyn Annuß dem Populismusbegriff, dessen funktionalisierendem Gebrauch und seiner Kritik nach und befragt, inwiefern die Populismuskonjunktur in Politik und Wissenschaft symptomatisch für den gegenwärtigen gesellschaftlichen und medialen Wandel ist. Anhand der Anti-Genderismus-Kritik diskutiert sie exemplarisch die Fallstricke des Populismusdiskurses und stellt dem Laclau’schen »leeren Signifikanten« des Volkes und damit der Figuration eines potenziell gegenhegemonialen Wir die offene Figur der tout-monde aus der Kreolisierungsforschung entgegen. Im Rekurs auf Ernesto Laclau und Gayatri Chakravorty Spivak argumentiert hingegen Monika Mokre im daran anschließenden Beitrag Leere Signifikanten und kulturpolitische Herausforderungen dafür, strategische Essenzialismen für die Analyse von konkreten Politiken im Feld der Kulturpolitik zu nutzen. Dabei geht sie von einem weit gefassten und gerade nicht auf rechte Strategien beschränkten Populismusbegriff aus. Sie votiert also für die Möglichkeit inklusiver populistischer Diskursformen. Anhand entsprechender Auseinandersetzungen im kulturellen Feld verdeutlicht sie die Relevanz von künstlerischen und kulturpolitischen Beiträgen zu demokratischen Aushandlungsprozessen. Auch Drehli Robniks Beitrag Demokratiekritik des Populismus <–> Politiktheorie des Films befragt den zeitgenössischen Populismusdiskurs. Im Rückgriff auf Laclaus Konzept der »elevation« (Laclau 2005) untersucht er anhand von Jordan Peales Black Horror Movie Us (2019) die filmische Reflexion dieses Diskurses durch die Doppelgänger-Figur eines bis dato inexistent erscheinenden, unter der Erdoberfläche hausenden Volkes, das nun im Feld der Sichtbarkeit gewaltförmig Hegemonie zu gewinnen versucht.

Die Beiträge im zweiten Abschnitt dieses Buchs, Popkulturelle Artikulationen, sind im Rahmen des von der VW-Stiftung geförderten Projektes »Popular Music and the Rise of Populism in Europe« entstanden, in dem die Rolle populärer Musik in populistischen Bewegungen in Österreich, Deutschland, Schweden, Ungarn und Italien vergleichend untersucht werden, wobei die Geschlechterdimension popmusikalischer Inszenierungsformen auf je verschiedene Weise akzentuiert wird.

André Doehring und Kai Ginkel untersuchen am Beispiel von Andreas Gabaliers Song »Hulapalu« (2015) die Rolle von Musik im Wahlkampf der FPÖ. Dabei zeigen sie, dass politische Effekte bei FPÖ-nahen Bands meist nicht oder nicht in erster Linie von den Songtexten ausgehen, da Politik in diesen keine erkennbare Rolle spielt. Vielmehr ergeben sich Wirkungen und Bedeutungszuschreibungen auf subtile Weise aus dem Zusammenspiel der vom Interpreten verkörperten Persona als »Naturbursche« oder »VolksRock’n‘Roller«, Affordanzen der Musik und einem spezifischen materiellen Setting wie etwa dem Bierzelt. Mario Dunkel und Reinhard Kopanski warnen in ihrem Beitrag davor, jegliche Form von Populismus pauschalisierend als eine politische Bedrohung zu sehen und plädieren ihrerseits für eine differenzierte Betrachtung. Im Musikvideo zu »Der Osten rockt« (2015) von der Band Goitzsche Front erkennen die Autoren eine mit populistischen Mitteln operierende Kritik an hegemonialen Strukturen aus einer dezidiert ostdeutschen Underdog-Perspektive. Mit dem pauschalen Populismus-Vorwurf würde, so die Autoren, diese mitunter berechtigte Kritik leicht übersehen und die Band zu Unrecht in eine Ecke mit der rechten Partei Alternative für Deutschland (AfD) gestellt. Selbstkritisch reflektieren und hinterfragen sie dabei ihre eigene Rolle im Forschungsprozess. Am Beispiel des ungarischen Rockstars Ákos, dessen Praktiken und Inszenierungsstrategien Emília Barna und Ágnes Patakfalvi-Czirják in ihrem Beitrag untersuchen, wird deutlich, dass der Populismus der Fidesz-Regierung gerade nicht auf sozial Benachteiligte zielt, sondern auf die Stärkung einer bürgerlichen, streng konservativen und nationalistischen Mittelklasse, die sich als bedroht und unterdrückt inszeniert, obwohl sie eine (männlich)hegemoniale Position innehat. Deren Werten entspricht die Inszenierung und das öffentliche Bild des Orbán-nahen Ákos, der sich mit poetischen Songtexten und Sinfonieorchester-Kooperationen bemüht, nicht »bloß« als gesellschaftskritischer Rockmusiker, sondern zugleich als gebildete Künstlerpersönlichkeit wahrgenommen zu werden.

Der dritte Abschnitt, Postdemokratische Mobilisierungen, fokussiertdie geschlechter- und sexualitätspolitischen Dimensionen rechtspopulistischer Politiken. Birgit Sauers Beitrag Autoritärer Rechtspopulismus und maskulinistische Identitätspolitik widmet sich den politischen Kommunikationsstrategien autoritärer rechter Parteien, insbesondere der deutschen AfD und der österreichischen FPÖ. Deren Popularität erklärt Sauer mit Verweis auf die Verwerfungen neoliberaler Vergesellschaftung. Als Antwort auf die damit verbundenen Veränderungen der Geschlechterregime diene rechtspopulistischen Parteien das Diskursangebot maskulinistischer, selbstaffirmativer Identitätspolitik. Der Beitrag von Julia Roth über Gender als Affektbrücke und Arena: Rechtspopulistische Muster der Vergeschlechtlichung erweitert die an anderer Stelle bereits skizzierten Überlegungen zum »rechtspopulistischen Komplex« (Dietze und Roth 2020) um affektpolitische Aspekte. Dabei problematisiert Roth auch rechts-feministische, anti-migrantische Positionen, die sie als femonationalistisch und okzidentalistisch bezeichnet. Hieran knüpft Gabriele Dietzes Beitrag Feminität als politisches Kapital – rechtspopulistische Modelle an. Am Beispiel der sogenannten »Tradwives«,die eine retrotopische Form von Familienweiblichkeit propagieren und durch diese Inszenierung zu Führungsfiguren der neuen Rechten avanciert sind, geht der Beitrag in komparativ-kulturwissenschaftlicher Perspektive auf den Globalen Norden der traditionalistisch feminisierten Kehrseite maskulinistischer Identitätspolitiken ein. Dietze zufolge sind diese rechten Geschlechterinszenierungen sowohl Ausdruck einer emancipation fatigue als auch Mimikry feministischer Politik, die hier zum Einfallstor für homophobe und rassistische Familienpolitiken wird. Die politische Inszenierung von Feminität spielt dabei für rechtspopulistische Politiken deshalb eine zentrale Rolle, weil dadurch deren Gewaltförmigkeit verdeckt wird. Den Widersprüchen rechtspopulistischer Geschlechterpolitiken ist auch der Text Paradoxien rechter sexueller Politiken in Frankreich. Populismus oder Opportunismus? vonCornelia Möser gewidmet. Am Beispiel Frankreichs faltet er das breite Spektrum dieser Politiken sowohl im Hinblick auf politische Organisationsformen als auch auf unterschiedliche Politikstile auf und verdeutlicht, wie die Rechte zugleich vom Rekurs auf femonationalistische Positionen als auch von antifeministischen Invektiven profitiert. Mit Blick auf die Diversität der französischen Rechten und die Überlappungen von rechten und rechts-konservativen Positionen fragt Möser zudem danach, welcher Erklärungswert dem Populismusbegriff in diesem Kontext zukommt. Silke Felber problematisiert in ihrem Beitrag (S)Caring Masculinities? Politische Männlichkeiten im Kontext von COVID-19 ebenfallsden Populismusbegriff, allerdings liegt ihr Fokus auf der Entdifferenzierung zwischen linken und rechten Positionen. Ausgehend von der spezifischen Choreografie des Erscheinens, der die Lockdown-Auftritte von Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) unterlagen, untersucht Felber vergeschlechtlichte affektmobilisierende Inszenierungen von Sorge angesichts des Ausnahmezustands und richtet dabei den Blick auch auf weibliche Entwürfe von Führungspositionen.

Der vierte Abschnitt, Artivistische Politisierungen, schlägt die Brücke zurück zu künstlerischen und kulturpolitischen Fragen. Hier stehen emanzipatorische Gegenpositionen zu den herrschenden »Regierungskünsten« (Foucault 2010) an der Schnittstelle zwischen performativer Kunst und Aktivismus im Zentrum. Rachel Mader zeichnet in ihrem Beitrag, der (visuelle) Strategien für einen linken Populismus auslotet, aktivistische Interventionen an der Schnittstelle zur Kunst nach, die ihr zufolge als linkspopulistisch gedeutet werden können. Aktionen des Künstler:innenkollektivs Zentrum für Politische Schönheit und von Black Lives Matter zusammenlesend, geht sie der Frage nach komplementären performativen Erinnerungspolitiken nach – zum einen mit Blick auf inszenierte Begräbnisse für die Opfer der europäischen Grenzpolitik (Zentrum für Politische Schönheit), zum anderen hinsichtlich des dekolonialen Ikonoklasmus (Black Lives Matter). Diese werden von Mader als performative Ausformungen der Parrhesia im Sinne des Widerstreits gegen rechtspopulistische Exklusionsrhetoriken gelesen. Julia Stenzels Beitrag Demagogik und Figuration. Szenologien einer feministischen Revolution öffnet schließlich die Diskussion um die Kritik am Populismusbegriff sowie um das Verständnis und die Rolle des Volks als demos der Demokratie mit Blick auf die Inszenierungen der feministischen Revolte im Iran. Der Demagogie, hier als Synonym des Populismus bestimmt, setzt Stenzel ein inklusives, auf fortgesetzter Signifikation basierendes Modell politischen In-Erscheinung-Tretens – der Demagogik – entgegen. Mit Nitzan Lebovics auf die Unterwanderung demokratischer Institutionen in den USA und Israel ausgerichtetem, nach Redaktionsschluss stattfindendem Beitraghat unsere Reihe eine weitere geopolitische Redimensionierung erfahren und die Auseinandersetzungen mit Populismus für zukünftige Fragen nach Komplizität im Kontext illiberaler Politikentwicklungen geöffnet.

Literatur

Annuß, Evelyn. 2019. Volksschule des Theaters. Nationalsozialistische Massenspiele. Paderborn: Fink.

Balme, Christopher.2014. The Theatrical Public Sphere. Cambridge: Cambridge University Press.

Becker, Martin, Veit Medick, und Serafin Reiber. 2023. »Empörung über Manfred Webers Flirt mit Italiens Rechten.«. Der Spiegel, 13.05.2023. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-csu-empoerung-ueber-manfred-webers-flirt-mit-italiens-rechten-a-f2006110-3e4e-4fae-800b-3fd27a64629b.

Book, Carina, Nikolai Huke, Norma Tiedemann, Olaf Tietje. 2020. »Konservative Mobilmachung. Liberale Demokratie als fragile Herrschaftsordnung und der Aufstieg des autoritären Populismus.« In Autoritärer Populismus, herausgegeben von Carina Book, Nikolai Huke, Norma Tiedemann, Olaf Tietje, 8–27. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Demirović, Alex, Susanne Lettow und Andrea Maihofer, Hg. 2019. Emanzipation. Zur Geschichte und Aktualität eines politischen Begriffs. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Demirović, Alex. 2020. »Einleitung: Globaler Autoritarismus – Überlegungen und Fragen.« In Autoritärer Populismus, herausgegeben von Carina Book, Nikolai Huke, Norma Tiedemann, Olaf Tietje, 28–29. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Dietze, Gabriele und Roth, Julia, Hg. 2020. Right-Wing Populism and Gender. European Perspectives and Beyond. Bielefeld: transcript.

Foucault, Michel. 2010. Kritik des Regierens. Berlin: Suhrkamp.

Laclau, Ernesto. 2005. On Populist Reason. London/New York: Verso.

Lettow, Susanne. 2019. »Subjektivität, Herrschaft und Zeit. Dimensionen eines feministischen Begriffs der Emanzipation.« In Emanzipation. Zur Geschichte und Aktualität eines politischen Begriffs, herausgegeben von Alex Demirović, Susanne Lettow und Andrea Maihofer, 156–174. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Lilienthal, Matthias und Claus Philipp, Hg. 2000. Schlingensiefs Ausländer raus! Bitte liebt Österreich. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Möller, Kolja, Hg. 2022. Populismus. Ein Reader. Berlin: Suhrkamp.

Niehoff, Simone. 2017. »Theatrale Interventionen: Subversiv-mimetische Dramaturgien und agonale Öffentlichkeiten.« Dissertation, LMU München: Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften.

Oltermann, Philip. 2023. »Berlin fashion spoof causes chaos as Adidas denies involvement.« The Guardian, 16.1.2023. Stand: 18.01.2024. https://www.theguardian.com/fashion/2023/jan/16/berlin-fashion-spoof-causes-chaos-as-adidas-denies-involvement.

Rooduijn, Matthijs, Stijn van Kessel, Caterina Froio, Andrea Pirro, Sarah De Lange, Daphne Halikiopoulou, Paul Lewis, Cas Mudde und Paul Taggart. 2019. The PopuList: An Overview of Populist, Far Right, Far Left and Eurosceptic Parties in Europe. Stand: 18.01.2024.https://www.popu-list.org.

Spivak, Gayatri Chakravorty. 2008. Can the Subaltern Speak. Postkolonialität und subalterne Artikulation. Mit einer Einleitung von Hito Steyerl. Aus dem Englischen von Alexander Joskowicz und Stefan Nowotny. Wien: Turia + Kant.

Van Dyk, Silke. 2021. »Die Krise der Faktizität und die Zukunft der Demokratie.« In Leviathan 37 (49): 68–90.

1Manfred Weber, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP), etwa erklärte das Bündnis der italienischen Christdemokratischen Partei mit Giorgia Melonis Fratelli d’Italia (Brüder Italiens – FdI) gar zum Erfolgsmodell für die bürgerliche Rechte (vgl. Becker et al. 2023).

2Zu Schlingensiefs Container-Aktion vgl. Lilienthal und Philipp 2000; mit Blick auf die affektpolitische Dimension und der Historisierung populistischer Politiken vgl. Annuß 2019; zur Theatralisierung der Öffentlichkeit Balme 2015.

3Siehe Paul Poets Film Ausländer raus! Schlingensiefs Container (2002).

4Ein Überblick über die Aktionen der Yes Men findet sich auf ihrer Website: https://theyesmen.org/. Siehe allerdings auch die aktuelle Aktion der Yes Men gegen die Ausbeutung kambodschanischer Arbeiter:innen durch Adidas während der Berlin Fashion Week (Oltermann 2023). Zur Geschichte performativer Hoaxes vgl. Niehoff 2017.

5Siehe auch Roth in diesem Band.

6Zur Aktualisierung des Begriffs der Emanzipation vgl. Lettow 2019:, sowie insgesamt Demirović, Lettow, Maihofer, 2019..

Begriffliche Reflexionen

Populismus und Kritik

Evelyn Annuß

Abstract: Populism Studies have become popular indeed. This article provides an overview over the existent literature and a preliminary critique of the use of the term populism itself (I). With regard to Gender Studies, i.e. the author’s field of study, it outlines the possible pitfalls of populism critique (II). Turning back to the concept of creolization and Édouard Glissant’s understanding of tout-monde, of people, it finally argues to open the current discourse rather for transoceanic perspectives on indirectional alliances and solidarities, i.e. ways of touching across, than for populist notions of counter-hegemonic groupisms (III).

Populismus boomt – sowohl als politisches Phänomen als auch als Forschungsfeld.1 Die Populism Studies sind in den letzten Jahren zu einem in der Tat populären Wissenschaftsfeld avanciert. Entsprechend hat sich auch die akademische Beschäftigung mit aktuellen politischen Artikulationsformen ausdifferenziert. Das zeigt sich etwa an Kolja Möllers gerade erschienenem, lesenswertem Populismus-Reader, der einen Überblick über einen Großteil der gegenwärtigen Forschungsliteratur gibt und von Antonio Gramsci über Chantal Mouffe bis hin zu aktuellen Beiträgen unter anderem von Armin Schäfer und Michael Zürn prominente Texte zum Thema versammelt. Zugleich wird hier exemplarisch deutlich, wie der seit den 1960er-Jahren politik- und sozialwissenschaftlich systematisierte Begriff (Möller 2022, 16) inzwischen selbst in unterschiedlichen Bubbles zirkuliert und entsprechend immer schwammiger erscheint; in Möllers Reader etwa werden auf bemerkenswerte Weise Geschlechterfragen – mithin eine zentrale Aushandlungsplattform für neue, populistisch genannte Politikformen – ausgeklammert. Weil Populismus heute je nach Situierung alles Mögliche zu meinen scheint – von antimigrantischen Exklusionsrhetoriken, Inszenierungen von Selbstjustiz und der kalkulierten Verbreitung spektakulärer »AltFacts« bis hin zu aktuellen globalisierten Social-Media-Auftritten der feministischen Streikbewegung2 – mag der heuristische Wert dieses Großbegriffs geschrumpft sein. Allmählich lassen sich denn auch Ermüdungserscheinungen im Populismusdiskurs ausmachen. Vor diesem Hintergrund gilt es, seinen umstrittenen Gebrauch genauer zu reflektieren und seinen Einsatz zu verorten.

Seine bisherige Konjunktur – ob nun als Kampfbegriff oder als Phänomenbezeichnung in Anschlag gebracht – kann auch als Symptom veränderter politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen im 21. Jahrhundert gelesen werden, die erst allmählich verstehbar werden. Die Konjunktur des »Populismus« zeugt, so mein Vorschlag, von der Notwendigkeit, die postdemokratische Dimension3 neuer, oft auf Provokationsspektakel angelegter Politikformen, ihre Ursachen und autoritären Effekte zu bestimmen. Im Zuge zunehmend krisenhafter Neoliberalisierungstendenzen, der entsprechenden Aushöhlung demokratischer institutioneller Prozesse und der aufmerksamkeitsökonomischen, vorzugsweise aufs Ressentiment setzenden Transformation des medialen Gefüges exponieren skandalisierende, effektkalkulierende Auftrittsformen den globalen Wandel des demokratischen Modells selbst.4 Hierbei geht es also nicht nur um deren »Fundierungsparadoxie« (Möller 2022, 25), mithin die notwendig arbiträre Setzung demokratischen Rechts. Vielmehr zeichnet sich inzwischen deutlich ab, was an der kolonialen Kehrseite bürgerlich-nationalstaatlicher Demokratien immer schon ablesbar war: dass sie auf Entscheidungsfindungen planetarischen Ausmaßes nicht ausgerichtet sind. Und möglicherweise scheint durch die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen hindurch zudem das Begehren nach einer anderen Form des Politischen auf – einer Form des Aushandelns, die auch die Rechte von Leuten anderswo und obendrein die zukünftiger Generationen reflektiert. Ich möchte mich zunächst der vorliegenden Begriffskritik zuwenden (I), dann am Beispiel meines eigenen Feldes – der Geschlechterforschung – auch den Fallstricken der Populismuskritik nachgehen (II), und schließlich im Rekurs auf die Kreolisierungsforschung vorschlagen, den aktuellen Diskurs angesichts sich abzeichnender neuer Allianzen und Solidaritäten für transozeanische Perspektiven und bislang vielleicht unabsehbare Formen politischer Bezugnahmen zu öffnen (III).

1.»Populismus« kritisieren?

Als (falsche) Identitätspolitik oder als dichotome Entgegensetzung von phantasmatisch-eindimensionalen Kollektivfiguren – von Volk und Elite – verstanden, ist der Populismusbegriff gerade im deutschsprachigen Raum negativ besetzt.5 Spätestens seit der Finanzkrise 2007/08, mithin der Kehrseite des globalisierten Wirtschaftsliberalismus und seiner anti-etatistischen Souveränitätseffekte – der Entstehung informeller, von den Sachzwängen der Finanzmärkte bestimmter Regierungsreservate (Vogl 2015) – proliferieren gerade im Globalen Norden und im postsowjetischen Raum vor allem rechts-identitäre Mobilisierungsformen ›im Namen des Volkes‹. Hier mischen sich von den Identitären sogenannte metapolitische Entwendungen kultureller Codes, Vigilantismus, illiberale, zugleich wirtschaftsliberale wie folkloristisch-traditionalistische Regierungspolitiken mit zeitgenössischen, affekttriggernden PR-Strategien. Die neue Rechte inszeniere sich, so Möller, »in einer paradoxen Kombination aus dem Ruf nach obrigkeitsstaatlicher Kontrolle und querdenkender, esoterischer und graswurzelbewegter Opposition« (2022, 40), während sie beanspruche für ›das Volk‹ zu sprechen. Die sogenannten Hygienedemos von Coronaleugner:innen – provokativ ausgestattet mit Alubommeln oder gelben Sternen –, die sich als Opfer einer angeblichen Pandemiediktatur inszenierten und nur selten Berührungsängste mit Neonazis und Reichsbürger:innen hatten, deuten nicht zuletzt im deutschsprachigen Raum auf eine solche querfrontartige Gemengelage hin. Als spätkapitalistische Begleiterscheinung fusionieren darin majoritäre Selbstviktimisierung und libertärer Autoritarismus (Amlinger und Nachtwey 2022), mithin die regressive Rebellion im Namen liberaler Selbstermächtigung für die neoautoritäre Wahrung bestehender Konkurrenzverhältnisse.6 Auch und gerade der Trumpismus, die Informationsschnitzeljagden von QAnon und der Sturm aufs US-Kapitol 2021 zeugen paradigmatisch von einer neuen Politik der Invektivität, der Herabsetzung, die etwa Joseph Vogl im Kontext von Social-Media-Affordanzen und plattformkapitalistischen Vergesellschaftungsmechanismen verortet (Vogl 2021).7 Hier zeichnet sich im Zuge des globalisierten rechten Backlash der potenzielle Umschlag identitärer Erscheinungsformen in durchaus auch demokratisch legitimierbare autoritäre Regierungspolitiken und die entsprechende Unterminierung institutionalisierter Kontrollmechanismen ab.8

Das Gros der Populismusforschung jedenfalls richtet das Augenmerk angesichts der politischen Entwicklungen der letzten beiden Jahrzehnte weitgehend auf die advokatorische Gewalt9 rechter, identitärer Formen. Jan-Werner Müller sieht Populismus, unter anderem auf Jürgen Habermas Bezug nehmend, als antipluralistisches Projekt (Müller 2016, 129). Viele Autor:innen akzentuieren gerade die spezifische Disposition zur autoritären Transformation; Möller (2022) etwa argumentiert in diesem Sinn und betont zugleich mit Cas Mudde, dass sich Populismus nicht auf eine distinkte, themenspezifisch gebundene Weltanschauung festnageln ließe.10 Was der Begriff jenseits eines spezifischen Politikstils meint, ist entsprechend volatil. War die Kritik an rechten Erscheinungsformen zudem lange Zeit auf ideologiekritische Perspektiven fokussiert,11 werden angesichts der daraus resultierenden blinden Flecken inzwischen rechte Affektpolitiken akzentuiert (u.a. Dietze und Roth 2020; Sauer und Penz 2017; mit Fokus auf den »digitalen Faschismus« Strick 2021) und als Gefühlskitt (Kováts und Põim 2015) diskutiert. Dabei rückt vor allem die Mobilisierungskraft ressentimentgeladener Energien in den Blick (Fassin 2019; zur medialen Disposition Vogl 2021).

Der Dialektik des Antipopulismus entsprechend aber gerät der Populismusbegriff gerade in dieser politischen Situation leicht zum Instrument, sich primär auf das Wie politischer Artikulationen, auf spezifische Auftrittsformen zu konzentrieren und dabei allzu schnell auszublenden, was jeweils politisch verhandelt wird. Jacques Rancière (2016) liest den Populismusdiskurs denn auch nicht zuletzt als Indikator für das Massenressentiment komplizitärer Intellektueller.12 In der Tat unterbestimmt die liberale Ausformung der Populismuskritik vertikale Stratifizierung und den durchaus berechtigten Protest gegen aktuelle kapitalistische Vergesellschaftungsmodi ebenso wie die neue Allianz von neoliberalen Positionen und individualistischen Emanzipationsvorstellungen und delegitimiert mithin zugleich den Widerstreit gegen heutige, soziale Ungleichheit affirmierende Regierungspolitiken. »Populismus« ist zum oftmals entleerten Gegensignifikanten und Kampfbegriff geraten, um missliebige politische Positionen im Schnellschuss der affektpolitischen Aufladung und falschen Stellvertretung zu bezichtigen (u.a. Marchart 2017).13 Die Notwendigkeit einer stichhaltigen Argumentation obsolet machend, kann der Populismusvorwurf gegenüber ›den anderen‹ also dazu beitragen, soziale Fragen, Privilegien oder Gegenpositionen zu entnennen.14 Entsprechend hat auch Nancy Fraser auf die postpolitische Schlagseite des liberalen Antipopulismus hingewiesen und jenen »progressive neoliberalism« problematisiert, der ihr zufolge im Fokus auf Symbolpolitiken Verteilungskämpfe ausblendet (Fraser 2016).15

Gerade die geopolitischen Verwerfungen und planetarischen Bedrohungen der Gegenwart mögen in der Tat daran erinnern, dass die Kritik politischer Auftrittsformen flankierender, global perspektivierter Strukturanalysen und eines Bewusstseins von der Katastrophe kapitalistischer Vergesellschaftung bedarf. So zeugen nicht zuletzt Klimakatastrophe und Ressourcenverschwendung von den suizidalen Globaleffekten einer auf Profitmaximierung und Extraktivismus basierenden irrationalen Wirtschaftsform,16 deren Auswüchse fatalerweise zunächst jene trifft, die an ihrer demokratischen Legitimierung andernorts ohnehin gar nicht beteiligt sind. Insofern ließe sich – im exemplarischen Blick auf ökologische Fragen – die hiesige Ausformung demokratischer Politik selbst als spezifisch populistische Legitimation lokaler Interessen begreifen, weil sie im Namen eines nationalstaatlich geframten Volksverständnisses die Rechte anderer offenkundig verletzt. Möglicherweise also bedarf die Populismusforschung in diesem Sinn der kritischen Selbstreflexion und – mit Dipesh Chakrabarty (2007) formuliert – der entsprechenden Provinzialisierung, das heißt, der Einsicht in den lokalen Horizont und den entsprechend beschränkten Volksbegriff hiesiger Demokratievorstellungen sowie in die Auswirkungen solcherart legitimierter ›Wohlstandsverwahrlosung‹ gerade auf den Globalen Süden.17

2.»Genderism« Revisited

Terry Eagleton hat Ideologiekritik mit Mundgeruch verglichen; den hätten vermeintlich immer nur die anderen.18 Mit der Populismuskritik verhält es sich oft ähnlich. Forderungen danach, vor dem Populismus anderer institutionell geschützt zu werden, laufen durchaus auch Gefahr, Selbstviktimisierungen als partikularistischen Lobbyismus ersatzpolitisch einzusetzen, um das eigene Feld in der Konkurrenz zu verteidigen. Nun akzentuiert dieser Band, Populismus kritisieren, zu Recht Geschlechterdiskurse als Schauplatz politischer Auseinandersetzungen, weil sie die gegenwärtigen Verhandlungen gesellschaftlichen Strukturwandels wie in einem Prisma vor Augen führen. Wie etwa Birgit Sauer ausführt, nehmen »Geschlechter- und Sexualitätsverhältnisse« im »Kampf um kulturelle Hegemonie […] eine prominente Rolle ein«, offenbaren »den Zusammenhang von ökonomischen Transformationen, sozialen Kräfteverhältnissen und Veränderungen von Geschlechterregimen«.19 Gender erweise sich im Kontext eines autoritär-rechten Projekts als zentrales Mobilisierungsinstrument, das doch zugleich dessen immanente Widersprüche exponiere. Sauer exemplifiziert die populistischen Symptombildungen anhand maskulinistisch-autoritärer Identitätspolitiken. Auch diese aber haben eine feminisierte Kehrseite, wie nicht zuletzt Gabriele Dietzes und Julia Roths Arbeiten zur autoritären Rechten und ihrem familienorientierten Traditionalismus verdeutlichen.20 Freilich ist der von ihnen ins Visier genommene Femonationalismus, so wiederum Susan Farris’ Wording (Farris 2017), nicht bloß ein Problem des genuin rechten Populismus, sondern bereits aus Teilen der Frauenbewegung der 1970er-Jahre hervorgegangen. Alice Schwarzers antimuslimische Auslassungen zum Hijab etwa – in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Emma, in Talkshows und anderswo – bespielen dezidiert die Schnittstelle zwischen einem exklusiv verstandenen, bislang eher links konnotierten Feminismus und rechtem Mobilisierungspotenzial (Schwarzer 2019). Hier zeigt sich exemplarisch, dass es im Hinblick auf gegenwärtige Geschlechterdiskurse und die Frage populistischer Agitation längst nicht mehr ausschließlich um dezidiert rechts-identitäre maskulinistische Politiken geht. Angesichts dieser neuen Unübersichtlichkeit aber wird auch deutlich, wie notwendig es ist, nicht bloß den Populismus der anderen zu problematisieren.

In der queerfeministischen Populismusforschung fehlten bislang weitgehend jene Stimmen, die auch das eigene Feld kritisch ins Visier nehmen. Nun haben Anika Thym, Andrea Maihofer und Matthias Luterbach vorsichtig die »defensiv selbstvergewissernden« (2021, 156) Positionen innerhalb der populismuskritischen Geschlechterforschung problematisiert und die Frage nach der »Herrschaftsfähigkeit des eigenen Projekts« (157), mithin nach der Möglichkeit unreflektierter Komplizität der Gender Studies aufgeworfen. Und gerade an der Geschlechterforschung als erst Ende des 20. Jahrhunderts etabliertem Wissenschaftsfeld lässt sich in der Tat zeigen, was die Fallstricke postkontrollgesellschaftlicher Populismuskritik sein könnten.

Als Disziplin wurde die Geschlechterforschung zu einem Zeitpunkt implementiert, zu dem die Neoliberalisierung der Hochschulen bereits im Gang war und die Universitäten auf neue Formen des (Selbst)Managements und der Antragsprosa im Drittmittelzirkus ausgerichtet wurden (Annuß 1999). Gerade in den Gender Studies hat sich angesichts der schon bestehenden Institutionalisierung ihres bewegungspolitischen Backgrounds in der Gleichstellungspolitik die Grenze zwischen kritisch-reflexiver Wissenschaft und Impact-orientierten Managementpolitiken verwischt: Ihr theoretical glue war denn auch in den frühen 1990er-Jahren oftmals mit der Ausklammerung von Vergesellschaftungsfragen und der – wenn auch zunächst dekonstruktiv begriffenen – Hinwendung zu Identitätsdiskursen (zur Butler-Kritik siehe Annuß 1996) und der Legitimation strategischer Essenzialismen (so Gayatri Spivak im Kontext der Subaltern Studies u.a. 1993) verbunden; dem von Fraser so genannten progressive neoliberalism daran anknüpfender Positionen entsprechend, ist diese Perspektive inzwischen oft bei der umstandslosen Ineinssetzung von Positionalität und Epistemologie, das heißt, der einfachen Affirmation von Erfahrungswissen gelandet (vgl. etwa »Positionality as Knowledge«, den Titel von Acevedo et al. 2015). Insofern haben auch Teile der Gender Studies – freilich in bestimmter Reaktion auf tradierte Ausgrenzungsmechanismen – eine spezifische Funktion in der Durchsetzung neoliberalisierter Diversitätspolitiken eingenommen. Problematisch ist hier nicht nur die von Sara Ahmed kritisierte tokenistische Appropriation dieser Politiken durch bestehende Institutionen (2012), sondern es sind die fundamentalen Auswirkungen der verwaltungskompatiblen Konformisierung von Kritik auf die Ausbildungsmöglichkeiten kritischer Intellektualität. Denn freilich sind gerade die, deren Zugang zu den jeweiligen Institutionen nicht ohnehin selbstverständlich erscheint, permanent angerufen, ihre eigene Positionalität zu Markt zu tragen. So aber rücken grundlegende, über bestimmte Gruppeninteressen hinausweisende Strukturprobleme allzu schnell aus dem Blickfeld.

Möglicherweise also ist es an der Zeit, auch das eigene Feld – und zwar trotz des rechten Backlashs – selbstkritisch zu beleuchten. Dabei mag auch die überstrapazierte Figur des zornigen alten weißen Mannes noch einmal populismuskritisch unter die Lupe genommen werden; denn längst funktioniert diese oftmals als leerer Gegensignifikant, der potenziell die kritische Distanz zum eigenen Projekt verstellt. Wie Didier Eribon in seinem autosoziologischen Essay Rückkehr nach Reims an der eigenen Familiengeschichte den Umschlag proletarischer in rechtsradikale Identitätspolitiken skizziert (Eribon 2016), Adolph Reed Jr. wiederum Symbolpolitiken aus dem Umfeld von Black Lives Matter hinsichtlich der blinden Flecken gegenüber der Überlagerung von sozialen Ungleichheiten kritisiert und nach dem neoliberalen Potenzial mancher Critical-Race-Diskurse fragt (Reed 2018; für den deutschsprachigen Kontext vgl. Ibrahim et al. 2012), so wäre vielleicht auch die anhaltende Fokussierung queerfeministischer Populismusforschung auf den rechten »Anti-Genderismus«21 mit Blick auf institutionenpolitische Kollateralgewinne zu analysieren. Inwiefern impliziert der Populismusdiskurs auch hier die Gefahr, sich allzu schnell den hegemonialen Verhältnissen anzudienen? So bedrohlich der sogenannte Anti-Genderismus, dessen innen- wie geopolitische Instrumentalisierung und die oft über Social Media getriggerten realen Gewaltexzesse gegenüber Feminist:innen, Frauen*, Queers und Co. in der Tat sind (Nagle 2017), wäre zudem die zeitgleiche schleichende Transformation politischer Regulierung in postkontrollgesellschaftliche autoritäre Sicherheitspolitiken mit zu bedenken.

Die Rufe nach Sanktionen, nach Codes of Conduct etc., die sich aus dem populismuskritischen Fokus auf Anti-Genderismus ergeben, verleihen potenziell den Leitungs- und Verwaltungsorganen zunehmende Macht, legitimieren neue Top-Down-Management-Politiken und korrespondieren darin mit dem sich immer deutlicher abzeichnenden libertären Autoritarismus-Turn der Gegenwart.22 Wenn primär die jeweiligen Führungsebenen adressiert und damit institutionelle Kontrollen affirmiert werden, untergräbt dies eben auch allzu schnell die Möglichkeiten kollektiver Mobilisierungen jenseits von Unterwachungspolitiken (Luhmann 2018, 415–424).

Inzwischen werden etwa mit Eleonora Roldàn Mendívil und Bafta Sarbo jüngere Stimmen lauter, die das Mainstreaming vergesellschaftungsvergessener, nur mehr auf schnellen Impact orientierter Gender oder Diversity Studies kritisieren (Mendívil und Sarbo 2023). Und diese Kritik wird flankiert von einem neuen Nachdenken über unabsehbare, andere Allianzen und Solidaritäten jenseits des neoliberalen Unternehmens (Kastner und Susemichel 2021). Möglicherweise gälte es in der Tat, die hiesige Populismusdiskussion in diesem Sinn zu provinzialisieren, um neue postidentitäre Allianzbildungen lesbar zu machen und sich der allgegenwärtigen Verführung zu parallelgesellschaftlichen Blasenbildungen durch strategische Selbstviktimisierung zu entziehen.

3.Kreolisierung Revisited

Nun hat etwa Chantal Mouffe im Anschluss an ihre frühere Zusammenarbeit mit Ernesto Laclau einen linken Gegenpopulismus gefordert (Mouffe 2013; 2018). Diesen versucht sie in seinen Verfahrensweisen auf den legitimen Agon von (Identitäts)Politiken einzuhegen.23 Gerade an Mouffes Vorstellungen von einem gegenhegemonialen europäischen Wir aber wird angesichts der EU-Grenzpolitiken die beschränkte Reichweite dieser Perspektive deutlich (Mouffe 2014). Vielleicht wäre ja weniger nach einem leeren Signifikanten des Volkes zu fragen, der sich zur identitätspolitischen Mobilisierung eignet, als nach einem konstitutiv offenen Begriff der Leute, der die Möglichkeit neuer Beziehungsweisen (Adamczak 2017) und Allianzen (Lebovic 2019) zu denken gibt und den Interpellationen durch sogenannte strategische Essenzialismen widerstreitet, die sich im Zuge ihrer Institutionalisierung allzu leicht verselbstständigen.

Unter dem Label Kreolische Konstellationenhat die Berliner Jour Fixe Initiative gerade an vergangene Allianzpolitiken erinnert, die auf indirektionale Weise in aktuellen sozialen Bewegungen und ihrem identitätsübergreifenden globalen Solidarisierungspotenzial fortleben (Jour Fixe Initiative 2023; vgl. bereits Rothberg 2009). Daran anknüpfend wäre dem Ruf nach einem linken Populismus und der identitätsbasierten Affirmation eines agonalen Wir ebenso wie der managerialen Reifizierung von Diversität ein dezidiert anti-identitäres »Volks«-Verständnis entgegenzusetzen, wie es schon vor Jahrzehnten von der Kreolisierungsforschung im Rekurs auf die Gedankenfigur der tout-monde formuliert wurde. Denn angesichts planetarischer Katastrophen und neuer Kriege ließe sich eher von transozeanischen Perspektiven lernen, die vor dem Hintergrund europäischer Kolonialverbrechen die Figuration des Politischen als offenen Prozess des Bezugnehmens begreifen: Édouard Glissant hat bereits in den 1990er-Jahren der Vorstellung von einem geordneten Weltganzen und entsprechend antagonistischen Gruppenfiguren den Begriff der tout-monde, der Leute, entgegengehalten (Glissant 2005). Am Umgang zusammengewürfelter prekarisierter Leute mit den Traumata kolonialer Gewalt im Zuge der Middle Passage hat Glissant exemplarisch auf das Vermögen produktiver Bezugnahmen insistiert und deren Fortleben in der karibischen Literatur untersucht. Die Gedankenfigur der Leute, die sich nicht identitär einhegen lässt und die stattdessen auf arbiträre mimetische24 und zugleich dezidiert situierte soziale Praktiken verweist, deutet in fortgesetzter Übertragung auch auf die Geschichte aller möglichen sozialen Kämpfe hin und zeugt von der praktischen Kritik herrschender Regierungskünste.25

Hatte Glissant mit Blick auf das neue Südafrika nach dem Ende der Apartheid bereits vor der Wiederkehr des Identitären gewarnt, klagt die in Johannesburg lehrende Soziologin Zimitri Erasmus das Nachdenken über Kreolisierungsprozesse denn auch gegen identitäre Entwicklungen ein (2001; 2011; 2012). Angesichts der Messiness kolonialer Verschränkungen, die gerade an der Südspitze des afrikanischen Kontinents aus der Versklavung von Leuten aus dem südostasiatischen Raum resultierte, der Middle Passage vorausging und die retrospektive Reifizierung einer vermeintlich überhistorischen schwarzweißen Color Line durcheinanderbringt, greift sie Glissant erneut auf. Erasmus verschiebt die Perspektive von identitätsbasierten hin zu praxeologischen Ansätzen und revidiert damit den vor allem US-amerikanischen afropessimistischen Mainstream der Critical-Race-Diskurse (zur Kritik vgl. bereits Gilroy 1993).

Die Kreolisierungsforschung mag keine Antworten auf konkrete Fragen der politischen (Re)Organisation liefern, wie sie sich nicht nur angesichts der desolaten südafrikanischen Entwicklungen, sondern auch angesichts der globalen Gefahr militaristischer Flächenbrände im Kampf um eine neue multipolare Weltordnung aufdrängen. Aber sie öffnet immerhin den Blick für das Potenzial von Verbindungen, die der Reduktion aufs eigene Interesse und identitären Selbstmissverständnissen widerstreiten. So werden mithin Bezugnahmen von Leuten denkbar, die sich nicht »derartig regieren« (Foucault 2010, 257) oder in den Krieg führen lassen wollen. So kommen auch Einsätze der Geschlechterforschung in anderer Weise ins Spiel – etwa die Überlegungen zum »touching across time and space« (Dinshaw et al. 2007) im Rahmen queertheoretischer Temporalitätsdiskurse. Zugleich ließe sich von hier aus nach der globalen gesellschaftlichen Symptomatologie heutiger offener Allianzaffordanzen oder -dispositive fragen, die den vielgestaltigen rechtsautoritären Backlash angreifen und so produktiv zum politischen Diskurs der Gegenwart und zum Bemühen um eine transversal-antineoliberale Dynamik von unten (Gago 2021) beitragen.

Auch vor dem Hintergrund der planetarischen Katastrophe und handfester Ressourcenfragen gilt es, die offene Figur der tout-monde zu reformulieren und diachron wie synchron zu perspektivieren. Anstelle eines menschelnden Gattungspopulismus, mithin eines erweiterten Volksbegriffs (Möller 2022, 45), mag das queerfeministische Denken von »Inter- und Ecodependence« (Tsomou 2022, 246) die Klimafrage sowohl gegenstands- als auch haltungsbezogen (Strick 2021) offensiv auf ein antirepräsentationales Verständnis von globalisierter Tout-mondisierung beziehen, politische Praktiken des Solidarisierens (Kastner und Susemichel 2021) wieder denkbar und im Kontext planetarischer Demokratievorstellungen situierbar machen. Vielleicht zeugen manche gegenwärtig noch unüberblickbare Protestformen jenseits ihrer institutionellen Einhegung eben nicht nur vom allgegenwärtigen Populismus, sondern auch vom Potenzial, andere Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens und andere als identitäre Haltungen einzuklagen. Möglicherweise also erleben wir zurzeit nicht nur einen rechtsautoritären Backlash, sondern – trotz alledem – einen globalisierten Social Turn, an dem sich die notwendige Rückkehr zu Vergesellschaftungsfragen abzeichnet und der jene autonomen Formen politischer Aushandlung ins Gedächtnis ruft, die queerfeministische Bewegungsgeschichten lange gekennzeichnet haben.

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