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Wie schwer kann es schon sein, den perfekten Mann zu finden? Die Floristin Annie Walker will unbedingt eine Familie gründen. Dafür fehlt nur eine Kleinigkeit: ein Partner. Nachdem sie mitbekommt, wie ihr Date sie als »unfassbar langweilig« bezeichnet, will Annie lernen, wie man flirtet. Sie weiß auch schon genau, wer ihr das beibringen kann. Der attraktive Will, der Bodyguard ihrer berühmten Schwägerin in spe, ist zurück in Rome. Annie schafft es ihn zu überreden, ihr Nachhilfe in Sachen Dating zu geben. Aber schon bald beginnen die Grenzen zwischen Übung und Realität zu verschwimmen. Annie wünscht sich etwas Echtes mit Will, der jedoch um jede ernsthafte Beziehung einen großen Bogen macht … »Sarah Adams hat eine witzige, emotionale Liebesgeschichte geschrieben, die ich bis ins kleinste Detail liebe.« SPIEGEL-Bestsellerautorin B. K. Borison Die Romane der Reihe sind unabhängig voneinander lesbar.
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Seitenzahl: 515
Sarah Adams
Der Bodyguard Will Griffin ist zurück in der Kleinstadt Rome. Denn seine Klientin, die berühmte Popsängerin Amelia, will hier ihren Verlobten Noah heiraten. Während seines Jobs versucht Will, sich von den neugierigen Bewohnern von Rome fernzuhalten – und auch von Noahs Schwester Annie, die auf der Suche nach ihrem Liebesglück ist. Will hat nicht vor Wurzeln zu schlagen oder eine feste Bindung einzugehen. Doch plötzlich soll er Annie dabei helfen, den perfekten Mann zu finden. Schnell muss Will erkennen, dass Gefühle sich nicht an sorgfältig aufgestellte Pläne halten und er Annie nicht mehr aus dem Kopf bekommt …
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Schon als Kind träumte Sarah Adams davon, Schriftstellerin zu werden. Sie hat zwei Töchter, ist mit ihrem besten Freund verheiratet, hat ein Faible für Geschichte und ist süchtig nach Kaffee. Ihren ersten Roman schrieb sie, als ihre Kinder schliefen und sie keine Ausrede mehr hatte, es länger aufzuschieben. Mit ihren Geschichten möchte sie die Leserinnen und Leser zum Lachen, vielleicht sogar zum Weinen bringen – ihnen aber immer glückliche Lesestunden schenken.
Nicole Hölsken arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten als Übersetzerin aus dem Englischen und ist für zahlreiche Verlage tätig. Neben der Arbeit an Texten interessiert sie sich fürs Fotografieren, Laufen, Tanzen, Windsurfen, vegane Ernährung und Meditation.
[Widmung]
[Motto]
Annie
Annie
Will
Annie
Will
Will
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Annie
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Will
Will
Annie
Annie
Will
Annie
Montag
Annie
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Will
Annie
Annie
Annie
Epilog
Danksagung
Für die Softies.
Die Weichherzigen. Die Zartfühlenden.
Die Introvertierten, die ihr Licht unter den Scheffel stellen.
Wer einen Garten anlegt, glaubt an das Morgen.
Audrey Hepburn
1
Dating hat irgendein übler Schurke erfunden, nur um die Menschheit zu quälen. Zu dramatisch? Gar nicht. Für introvertierte Menschen wie mich, die im Grunde unter einer Sozialphobie leiden, ist Dating ebenso angenehm wie das Waxen der Bikinizone. Wie Periodenkrämpfe am zweiten Tag des Zyklus. Wie ein überraschender Notfalleingriff beim Zahnarzt, bei dem – dreimal dürfen Sie raten – der Praxis gerade das Novokain ausgegangen ist.
»Ich entschuldige mich noch mal wegen des Biers«, sage ich zu dem Mann, der mir gegenübersitzt.
»Schon gut«, antwortet er so kurz angebunden, dass eins klar ist: Gar nichts ist gut.
Der Abend ist eine Katastrophe. Nicht dass es in der Vergangenheit je gut für mich gelaufen wäre, aber diesmal ist es so richtig mies. Einen Mann schon in den ersten zehn Minuten eines Dates abgeschreckt zu haben, dürfte mein neuer Rekord sein. Denn John, dessen Poloshirt und Khakihose triefend nass und bierbefleckt sind, nachdem ich das Glas versehentlich quer über den Tisch in seinen Schoß geschleudert habe, sieht aus, als wolle er jeden Moment aufspringen und verschwinden. Woraus ich ihm keinen Vorwurf machen kann.
Wie konnte ich nur glauben, dass ich das hier hinkriege? Mein letztes Date ist Jahre her, und selbst damals hatte ich nicht allzu viel dafür übrig. Ich gehöre zu den Leuten, die um keinen Preis die Aufmerksamkeit anderer auf sich ziehen wollen. Denen partout nichts mehr einfallen will, wenn der Mann auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches sie eindringlich ansieht.
Und wieder stelle ich mir die Frage: Warum bist du überhaupt hier, Annie?!
Ach ja richtig. Es war dieser Brownie. Na ja, zuerst war es wohl die Erkenntnis, dass irgendetwas in meinem Leben fehlte. Obwohl ich den Blumenladen eröffnet hatte, von dem meine Mom Zeit ihres Lebens geträumt hatte, nagte dieses Gefühl nach wie vor an mir. Also kam ich zu dem Schluss, dass ich einen Plan brauchte, um mein perfektes Gegenstück zu finden – denn das ist der einzige Punkt auf meiner Liste, der noch nicht abgehakt ist. Und da ich John schon länger anschmachte (meine Schwester und ich bezeichnen ihn immer als den Heißen Banker), war er in meinen Augen der geeignetste Kandidat.
Die Jobkriterien für die fragliche Aufgabe sind ziemlich klar umrissen und basieren auf der innigen Liebe, die die Ehe meiner Eltern prägte. Zum einen muss er aus dieser Stadt kommen und auch seine Wurzeln in Rome, Kentucky, haben; zum zweiten sollte er eine sichere Anstellung haben; drittens muss er freundlich sein und mich beruflich unterstützen und viertens sich eine Familie wünschen.
Mehr Ansprüche habe ich gar nicht.
Als ich also neulich zur Bank ging, um einen Scheck einzureichen, nutzte ich meinen einmal jährlich auftretenden extrovertierten Moment und fragte ihn, ob er irgendwann mal Lust hätte, sich mit mir zu verabreden. Wundersamerweise sagte er ja, und ich benötigte die gesamte darauffolgende Woche, um mich von dem Stress und der Beklommenheit zu erholen, die mein Vorstoß in mir ausgelöst hatte.
Wie auch immer: Als ich vorgeschlagen hatte, sich zur Abwechslung mal nicht in Rome selbst, sondern ein wenig außerhalb zu treffen (unter anderem um zu verhindern, dass die Menschen in unserem neugierigen Kaff gleich zu tratschen anfangen), schlug er das Peppercorn vor, ein hübsches Restaurant etwa eine halbe Stunde Fahrt von unserem Heimatort entfernt. Yelp hat mir dann verraten, dass dort tolle und riesige Brownies serviert werden. Das ist das ganze Geheimnis.
Nur wegen dieses Desserts sitze ich noch hier und lasse dieses quälend peinliche Date über mich ergehen.
Ich wünschte, ich könnte meinen Schwestern schreiben und sie fragen, was ich jetzt tun soll. Aber dazu müssten sie überhaupt erst einmal wissen, dass ich mich mit einem Mann treffe, was mir eben jene Aufmerksamkeit bescheren würde, die ich zu vermeiden versuche.
Sobald meine Schwestern von meiner Suche nach einem Ehemann erfahren, wissen es auch alle anderen. Wie furchtbar, wenn Mabel (meine Ersatz-Grandma) versuchen würde, mich mit jedem verfügbaren Junggesellen aus ihrem Bekanntenkreis zu verkuppeln. Deshalb behalte ich mein Vorhaben lieber für mich – wie meistens.
Der einzige Grund, warum ich meine fürchterliche Sozialphobie momentan zu überwinden versuche, ist der, dass ich die Ehe definitiv für das eine Puzzleteil halte, das in meinem Leben noch fehlt. Ich wünschte, ich könnte meine Eltern anrufen und nach ihrer Meinung fragen, aber sie sind gestorben, als ich drei war, insofern steht das nicht zur Debatte. Stattdessen will ich in ihre Fußstapfen treten. Mit achtundzwanzig glücklich verheiratet sein. Rein rechnerisch bleibt mir also noch weniger als ein Jahr, um den einen Menschen zu finden, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will.
Zu blöd, dass ich mich vorher mit möglichen Kandidaten verabreden muss.
Ich lächele zu John empor in der Hoffnung, dadurch seinen Ärger über die durchweichten Klamotten zu lindern. Aber ich bin Annie Walker: schüchtern, zurückhaltend und außergewöhnlich introvertiert. Und ich spüre, dass dieser Mann keine Sekunde länger in meiner Gesellschaft verbringen will. Mein Lächeln gerät zur zittrigen Grimasse. Wahrscheinlich wirkt es wie ein Zähnefletschen. Und beben vielleicht sogar meine Nasenflügel?
Ich schaffe das einfach nicht.
John räuspert sich und versucht ebenfalls, ein zwangloses Lächeln zustande zu bringen. Das zugegebenermaßen besser gerät als meines. »Also … wie ist es so, einen Blumenladen zu führen?« Er klingt gelangweilt.
Am liebsten würde ich mich wie ein Schmetterling aus der Verpuppung befreien, die Außenhaut abstreifen und nach Mexiko davonfliegen. Mein Herz rast, und dieses piekfeine Restaurant kommt mir plötzlich viel zu laut vor. Ich gehöre nicht hierher. Meinen Schwestern Madison und Emily würde es hier viel eher gefallen.
»Annie?«, fragt John, als ich nicht sofort antworte.
Genau! Konversation. Du schaffst das, Annie. Der Mann hat ein Thema angeschnitten, über das du gern redest! Also mach den Mund auf! Blumen! Ist doch pillepalle-kinderleicht.
Ich schlucke und bereite mich innerlich auf eine Antwort vor. »Ähm – es macht Spaß.« John wartet einen Augenblick, dann beugt er sich ein wenig vor. Offensichtlich erwartet er noch mehr. »Großen Spaß«, füge ich hinzu, um sein Bedürfnis nach einer Antwort mit höherem Wortanteil zu befriedigen.
Ich würde es ja noch weiter ausführen, aber das Einzige, was mir durch den Kopf geht, ist der Fortpflanzungszyklus von Blumen (der mich außerordentlich fasziniert), und ich habe das deutliche Gefühl, dass John nicht der Typ ist, den Biologie zum Staunen bringen kann. Also schließe ich den Mund wieder.
»Also … großen Spaß?«, fragt er, und ich nicke. »Na, dann ist es ja gut.« Er atmet tief ein, lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und wendet den Blick ab. Unbehagliches Schweigen senkt sich auf uns herab. Bei den meisten Menschen würde diese Situation den Impuls auslösen, etwas zu sagen – irgendetwas – aber nicht bei mir. Ich erstarre sogar noch mehr. Das Gewicht, eine Unterhaltung führen zu müssen, lastet viel zu schwer auf meinen Schultern.
Ich bin in meiner Familie die Schweigsame. Diejenige, die ihre Nase ständig in ein Buch steckt, weil sie Welten vorzieht, in denen sie nicht mit anderen Menschen interagieren muss. Es ist so viel leichter, über Beziehungen zu lesen, als sie zu pflegen. Und außerdem weniger gefährlich. Figuren in einem Buch kann ich nicht beleidigen. Ich kann nichts Falsches zu ihnen sagen. Und sie können mich auch nicht verurteilen.
Als John sein Mobiltelefon zückt und anfängt herumzuscrollen, wird mir klar, dass ich bei der Unterhaltung einen Vorstoß wagen muss, sonst ist der Abend zu Ende, bevor er begonnen hat. »Also, John«, setze ich an, und während der darauffolgenden zehn Minuten habe ich eine Art Blackout, denn ich plappere nonstop vor mich hin. Erst bei dem letzten Satz erlange ich das Bewusstsein wieder: »Und deshalb besteht der Hauptzweck der Pflanze in der Reproduktion.«
»Wow. Okay. Das waren … ziemlich viele Informationen über Blumen«, sagt er beinahe gequält. Offensichtlich hat ihn mein Vorstoß ins Reich der Konversation geradewegs durchbohrt, so dass er jetzt verblutet.
Ich lächele schüchtern und schaue mich nach unserer Kellnerin um. Hier drin ist so viel los, dass sie, nachdem sie uns die Getränke gebracht hat, nicht mal dazu gekommen ist, unsere Bestellung entgegenzunehmen. Dabei hätte ich eine kleine Unterbrechung jetzt bitternötig.
Nichts.
»Also – äh – hast du wenigstens irgendwelche Hobbys?«, fragt er.
Auweia! »Wenigstens«! Er findet mich mittlerweile so uninteressant, dass er sich an jedem Strohhalm festhält.
Unter dem Tisch zerknülle ich den Stoff meines Kleides. Ich habe durchaus ein Hobby –, aber selbst meine Schwestern wissen nichts davon. Einem Mann, der aussieht, als verursache ihm schon das bloße Zusammensein mit mir physisches Unbehagen, werde ich ganz sicher nichts davon erzählen.
»Blumen sind sowohl mein Hobby als auch mein Beruf.«
»Klar«, sagt er höflich, denn schon wieder habe ich damit jegliche Konversation im Keim erstickt. Warum bin ich nur so? Ich muss endlich reden. Ihm Fragen stellen! Warum fallen mir keine ein? Mein Hirn ist wie leer gefegt, blank poliert, sauber.
Er trommelt mit dem Finger auf den Tisch und wendet den Blick ab.
In einem Anfall von Panik platze ich mit dem Ersten heraus, das mir in den Sinn kommt. »Ich will heiraten.«
Ach, sieh an, endlich habe ich etwas von mir gegeben, das Johns Aufmerksamkeit erregt.
Mit schreckgeweitetem Mund starrt er mich an, denn ja: Ich habe gerade bei einem Date, das bereits auf dem absteigenden Ast ist, das Thema Ehe erwähnt.
Ich versuche, die Situation zu retten, und füge hinzu: »Oh nein, nicht dich.« Mein Lächeln verblasst, als ich sehe, wie er das Gesicht verzieht. »Na ja, vielleicht doch dich. Wer weiß? Wenn es heute Abend gut läuft, ist schließlich alles möglich.« Sogleich wird mir klar, dass die Worte aus meinem Mund so klingen, als würden wir heute Abend auf jeden Fall miteinander schlafen, dass John mich jedoch zunächst befriedigen muss, um mich für sich zu gewinnen. Na super.
»Sorry nein. Ich meinte damit nicht, dass du gut sein musst im … du weißt schon …, damit ich dich heirate. Ich bin sicher, dass man auch auf diesem Gebiet dazulernen kann.«
Jetzt weicht alle Farbe aus seinem Gesicht, denn ich mache es immer schlimmer. John blinzelt – einmal, zweimal, dreimal. Offensichtlich hat es ihm die Sprache verschlagen. Für dieses Date gibt es definitiv keine Rettung mehr.
»Würdest du mich entschuldigen, John? Ich muss kurz austreten.« Und mich sammeln. Vielleicht auch aus dem Fenster klettern und fliehen.
Er ist so erleichtert, ein paar Minuten lang von meiner Gesellschaft befreit zu sein, dass er eifrig nickt. »Ja, lass dir Zeit!«
Auf unsicheren Beinen stehe ich auf und durchquere das Restaurant, wobei mich das irrationale Gefühl beschleicht, dass alle mich anstarren, weil mir dieses Kleid so gar nicht steht. Es gehört meiner Schwester und ist mir ein wenig zu lang. Es betont meine Kurven genau, wie es soll, ertränkt jedoch meine Knie und reicht bis zur Mitte meiner Waden, während es bei Emily genau über den Knien endet. Sie trägt dieses Kleid bei ihren zahlreichen, erfolgreichen Dates, denn sie hat nicht die Spur von Scheu vor anderen Menschen. Ich habe es aus ihrem Schrank gemopst und es in meiner Tasche verstaut, damit sie es nicht merkte, als ich unser Haus verließ. Sonst hätte sie mich nämlich mit Sicherheit gefragt, was ich vorhabe. Etwas Eigenes zum Anziehen besitze ich nicht, denn ich habe sonst nie Verabredungen (ich hatte seit drei Jahren kein Date mehr, und das damalige verlief ziemlich ähnlich wie das heutige).
Ich hätte auch ein Kleid von meiner anderen Schwester Madison nehmen können, aber Madison hat die Figur einer Elfe. Meine Hüften sind einfach zu breit für ihre Klamotten.
Nach gefühlt endlosen Kilometern bin ich endlich auf der Damentoilette angelangt und sinke ermattet gegen die Wand. Der automatische Handtrockner geht neben meiner Schulter los, weshalb ich mich zu Tode erschrecke und aufschreie.
»Na gut, Annie, jetzt reiß dich zusammen. Du schaffst das schon«, sage ich, rücke von den Handtrocknern ab und hole mein Handy aus der Tasche. Ich wische übers Display, um einen Chat mit meiner zukünftigen Schwägerin Amelia zu öffnen. Sie ist der einzige Mensch, der weiß, dass ich heute Abend verabredet bin.
Als Amelia (die ihr vielleicht als Rae Rose kennt, denn sie ist ein weltberühmter Popstar) vor etwas mehr als einem Jahr in die Stadt kam und sich in meinen älteren Bruder verliebte, fühlten wir uns sofort auf unerklärliche Weise verbunden. Es war, als sei sie wie geschaffen für unsere Familie. Und obwohl wir uns erst vergleichsweise kurz kennen, vertraue ich ihr wie nur sehr wenigen Menschen. Deshalb schreibe ich ihr jetzt.
Annie: Hilfe!!!!
Amelia: Oh nein! Läuft es nicht gut?
Annie: Erst habe ich mein Getränk über ihm verschüttet. Und dann habe ich ihm gesagt, dass ich heiraten will.
Amelia: Du lieber Himmel! So nett findest du ihn?
Annie: Nein, ich hasse ihn.
Amelia: Hmm, merkwürdig. Kannst du dich absetzen?
Annie: Nein! Das wäre total unhöflich!
Amelia: Em und Maddie kommen in ein paar Minuten her. Sag ihm einfach, dass irgendwas passiert ist, und komm dann zu uns!
Annie: Das kann ich nach dem verschütteten Drink doch nicht machen! Außerdem habe ich auch noch angedeutet, dass er gut im Bett sein muss, wenn er das Rennen als Ehemann machen will.
Amelia: Das wird ja immer schlimmer.
Annie: Ich werde mich einfach mit dem Essen beeilen. Fangt keinen Film ohne mich an.
Amelia: Viel Glück!! Und bring mir einen Brownie mit. Dort gibt es die besten.
Ich wappne mich mit einem Blick in den Spiegel, streiche mir das lange, blonde Haar zurück (zumindest das sieht dank Emilys Lockenstab, den ich ebenfalls entwendet habe, wirklich hübsch aus) und verlasse die Damentoilette.
Leider kehre ich gerade in dem Moment an den Tisch zurück, als John ein Telefonat beendet, das nicht für meine Ohren bestimmt ist. »Ja, wirklich, sie ist unglaublich langweilig. Und so ungeschickt und seltsam. Hat Zero Persönlichkeit.« Er lauscht der Stimme am anderen Ende. »Ich meine, ja, einigermaßen hübsch ist sie durchaus, aber ich hab nicht mal Lust auf einen One-Night-Stand mit ihr, weil sie so uninteressant ist. Also ruf mich in fünf Minuten an und behaupte, es sei ein Notfall. Okay, ja. Danke.«
Meine Wangen werden flammend rot. Die Frau am Nebentisch hat alles mitbekommen und wirft mir mitleidige Blicke zu. Ich hasse solche Blicke. Mir wäre es lieber, wenn sie mich auslachen würde. Mit Gelächter komme ich klar. Meine Geschwister sind professionelle Spaßvögel, weshalb ich gelernt habe, mich durchs Leben zu lachen. Aber Mitleid? Nein, danke.
Ich atme tief durch die Nase ein, um nicht loszuheulen –, denn das wäre nun wirklich das Tüpfelchen auf dem i, stimmt’s? –, und weiche ein paar Schritte zurück. Dann zähle ich bis fünf, und nachdem ich meine Fassung zurückerlangt habe, trete ich an den Tisch.
»Ich bin wieder da!«, verkünde ich lautstark.
John verlagert sich und streicht seine Serviette glatt, ein neues, strahlendes Lächeln auf dem Gesicht (wahrscheinlich, um umso überzeugender Bedauern mimen zu können, wenn er nach dem Notfallanruf verschwinden muss). »Toll. Weißt du schon, was du bestellen willst?«
»Wahrscheinlich nur einen Brownie«, sage ich mehr zu mir selbst als zu John, bevor ich aus den Augenwinkeln ein Paar wahrnehme, das gerade das Restaurant betritt. Ich hebe den Kopf und schaue noch einmal genauer hin.
Es ist … der Pirat.
2
Oder nein. Natürlich ist es kein richtiger Pirat, sondern Will Griffin – der ehemalige Bodyguard des Popstars Rae Rose, also von Amelia, der Verlobten meines Bruders Noah. Seit ihr Wagen vor etwas mehr als einem Jahr in Noahs Vorgarten den Geist aufgab, sind sie beinahe unzertrennlich. Nach Amelias letzter Tournee beschloss sie, offiziell in unsere Kleinstadt namens Rome in Kentucky zu ziehen, um mit meinem Bruder zusammenzuleben. Will begleitete sie für ein paar Wochen, bis sie sich eingelebt und die Presse sich abgeregt hatte. Als keine Sicherheitsbedenken mehr bestanden, war Will versetzt worden und nun für den Schutz eines anderen Prominenten zuständig.
Davor war er fünf Jahre lang je nach Bedarf immer wieder als Amelias Bodyguard tätig gewesen. Währenddessen hatte er als heißester Bodyguard der Welt einige Berühmtheit erlangt. Und als gefährlicher obendrein. Wenn man »heißer, gefährlicher Bodyguard« googelt, gehört das Foto von Will zu den ersten, die auf dem Bildschirm erscheinen. Hinzu kommen eine Reihe von Videos, die zeigen, wie er bedrohliche Typen, die sich Amelia nähern wollen, gegen eine Mauer presst, oder wie er im Rahmen einer Schutzmaßnahme für einen Politiker einen Kerl mit einem Messer zu Boden wirft. Es gibt zahllose Bilder und Videos, die dokumentieren, wie unglaublich mutig er ist, und wie gründlich und erfolgreich er arbeitet. Und dann dieser BuzzFeed-Artikel, den ich persönlich am liebsten habe. Er widmet sich ausschließlich Will Griffins wandlungsfähigem Äußeren. Im Grunde handelt es sich um eine Strecke von Fotos und GIFs, auf denen er entweder streng oder zum Dahinschmelzen dreinblickt. Will hat den Spagat zwischen Ich-schlag-dich-k.o.-wenn-du-mir-in-die-Quere-kommst und Meine-Hände-können-ja-ach-so-zärtlich-sein absolut perfektioniert.
Hinzu kommt der People-Bericht, der ihn an der Seite verschiedener Frauen bei diversen Dates auf dem ganzen Globus zeigt. Es sind ziemlich viele, weshalb mir dieser Artikel nicht ganz so sehr ans Herz gewachsen ist.
Amelia – die einzige Frau auf der ganzen Welt, die seinem Charme nicht erlegen ist – behauptet, dass er aussieht wie eine Figur aus dem Game Street Fighter, aber da täuscht sie sich. Street Fightern fehlt hie und da ein Stück vom Ohr oder vom Zahn, und sie haben riesige Fäuste. Will Griffin jedoch ist … wunderschön.
Markante, tintenschwarze Brauen befinden sich über mutwillig funkelnden, blaugrauen Augen. Dazu hat er einen muskulösen, schlanken Körper und einen Mund, dessen teuflisches Lächeln absolut hinreißend ist. Und dann ist da noch sein linker Arm, den ein umwerfend schönes, verschnörkeltes Blumen-Tattoo ziert, welches auf Hand und Knöcheln in die ausgebreiteten Flügel eines Schmetterlings mündet. Ich muss nicht genauer hinsehen, um mich zu vergewissern, dass der Schmetterling noch da ist. Während der Wochen, die Will sich in unserer Stadt aufhielt, hatte ich häufig genug Gelegenheit, mir verstohlen seine Form einzuprägen.
Will besitzt die Art von Gesicht, die einen geradezu auffordert, ihm in die Quere zu kommen, weil er die Jagd genießt – sich nach dem Abenteuer sehnt. Nein, er ist kein Street Fighter, sondern ein verschmitzter, wilder Teufel. Ein Pirat eben. Zumindest in meinen Träumen. In besagten Träumen trägt er zudem einen Ohrring, enge Wildlederkniehosen und dazu ein weißes Leinenhemd, dessen weit offener Hemdkragen das Tattoo auf seiner Brust enthüllt, das ich dort vermute.
Habe ich schon erwähnt, dass es mein geheimes Hobby ist, historische Romances zu lesen? Insbesondere solche mit Piraten.
Als Will an der Seite seiner phantastisch aussehenden Begleiterin das Restaurant betritt, kommt es mir so vor, als erwache der Raum zum Leben. Sein leichtes Grinsen scheint die Luft elektrisch aufzuladen. Und als er seinem Date die Hand ins Kreuz legt, spüre ich die Phantomliebkosung auch auf meiner Haut. Die Zeit scheint sich zu verlangsamen, als Will und die Frau durch das Restaurant auf ihren Tisch zuschweben – so selbstsicher und souverän, dass sie die Blicke der übrigen Gäste offenbar gar nicht bemerken. Womöglich ist er sie einfach gewöhnt.
Wie aufs Stichwort fängt Johns Handy an zu brummen. Ich lächele in mich hinein, als er eine oscarreife Show abzieht. Er blickt auf den Bildschirm hinunter und zwängt ein kleines Runzeln zwischen seine Brauen. Ein drolliges, leises hmm entfährt ihm. »Ich frage mich, warum mein Mitbewohner anruft. Hast du etwas dagegen, wenn ich drangehe?«
»Nein, überhaupt nicht«, antworte ich schwächlich, abgelenkt vom Anblick Wills, der seine hautenge Anzugjacke abstreift und sie über seiner Stuhllehne drapiert, bevor er sich die Hemdärmel hochkrempelt. Heilige Guacamole, diese Unterarme sind der Hammer.
John nimmt den Anruf entgegen und senkt beunruhigt die Stimme. »Hallo?«
Sofort runzelt er heftig die Stirn, und ich tue es ihm gleich. Schließlich will ich auch einen Oscar!
»Wirklich? Was ist passiert?« Mit erhobenem Finger signalisiert er mir, gleich wieder da zu sein, steht auf und entfernt sich vom Tisch, um besorgt mit seinem Mitbewohner oder wem auch immer am anderen Ende zu reden.
Ich kann endlich die Kellnerin heranwinken, die uns den ganzen Abend entschlossen ignoriert hat, und bitte um die Rechnung sowie einen großen Brownie zum Mitnehmen.
Dann beschäftige ich mich damit, die Serviette zu einem perfekten, kleinen Quadrat zusammenzufalten.
»Annie?«, erklingt eine bekannte, männliche Stimme über mir.
Mein Herz macht einen Hüpfer, und ich hebe den Kopf, um Will Griffin geradewegs in die geheimnisvollen Augen zu sehen. Noch nie habe ich ihn meinen Namen sagen hören – es ist wie Magie. Eigentlich hatte ich nicht mal vor, ihn zu begrüßen, weil ich nicht sicher war, ob er sich überhaupt an mich erinnert.
Als Amelias Bodyguard war er mit jeder Faser der konzentrierte Wachmann. Zugegeben, er pflegte stets freundlich zu lächeln und alten Ladys zuzuzwinkern, weshalb Mabel ihn regelmäßig anschmachtete; aber nie ließ er sich auf einen kleinen Schwatz ein. Angetan mit seiner verspiegelten Pilotensonnenbrille hielt er sich stets im Hintergrund, bereit, sich jeden Moment schützend vor Amelia zu stellen. Allein bei der Vorstellung, dass er dabei selbst hätte verletzt werden können, überläuft es mich eiskalt.
»Will Griffin. Sie sind es. Hi.«
Er lächelt. »Annie Walker. Ebenfalls Hi.«
»Was machen Sie hier?« Ich schaue mich um in der Hoffnung, irgendwo Adele zu entdecken, aber nein. Nur die attraktive, dunkelhaarige Begleiterin, die gerade die Speisekarte überfliegt. Ich wende den Blick erneut Will zu und mustere ihn unwillkürlich von Kopf bis Fuß. Seine maßgeschneiderte Anzughose umschmiegt seine muskulösen Schenkel auf höchst ansprechende Weise, und ein eng anliegendes, schwarzes Hemd ziert seinen Oberkörper. Es spannt ein wenig an den Schultern, der Kragen ist geöffnet, die Ärmel hochgekrempelt. Eine kunstvolle Ranke aus Magnolien und Blattwerk windet sich unter dem Shirt hervor und bis hin zu seinem Handgelenk.
Heilige Kartoffel, ich wette, bei Wills Anblick halten sämtliche Männer in diesem Lokal ihre Frauen fest. Sie können nur hoffen, dass Will nicht plötzlich auf die Idee kommt, mit einer von ihnen durchzubrennen.
»Ich habe eine Verabredung«, sagt er und deutet auf die hübsche Frau an seinem Tisch.
»Sie sind verabredet und treffen sich mit der Dame in einem Lokal, das nur eine halbe Stunde von Rome entfernt liegt? Ist das ein Zufall?«
Er grinst, und zwei Fältchen – für Grübchen reicht es nicht ganz – umrahmen seine Lippen, wie um die atemberaubende Natur des Lächelns zu unterstreichen. »Nicht ganz. Gretchen und ich sind beide auf der Durchreise, weshalb wir uns hier für eine Nacht getroffen haben. Morgen fahre ich nach Rome. Hat Amelia es nicht erwähnt? Ich bin ihr wieder für eine Weile zugeteilt.«
»Oh. Ich hatte keine Ahnung.« Warum hat sie mir nichts gesagt? Aber andererseits, warum hätte sie es tun sollen? Keiner weiß, dass ich in Will verschossen bin, seit ich ihn zum ersten Mal sah.
»Ihr Team erwartet angesichts der bevorstehenden Hochzeit erhöhte Medienaktivität in der Stadt. Vorsichtshalber wollte man mich in der Nähe wissen.«
»Gut. Ich freue mich, dass Sie zurückkommen.« Und dann wird mir klar, wie das klingt, weshalb ich hinzufüge: »Ich meine, um Amelias willen.«
Sein angedeutetes Grinsen versetzt mir einen Schlag in die Magengrube.
Ich schlucke trocken. »Und schön, dass Sie dadurch auch Ihrer Freundin für eine Weile näher sein können«, sage ich in dem Versuch, ihn von meinem versehentlichen Geständnis abzulenken, dass ich froh über seine Anwesenheit in der Stadt bin. Und in meiner Nähe.
Er wirft einen kurzen Blick über die Schulter und sieht dann wieder mich an. »Gretchen ist nicht meine Freundin – nur ein Date.«
Hatte er nicht gerade erwähnt, die Nacht mit ihr verbringen zu wollen …?
Oh! Klar! Sie haben nur Sex miteinander. Cool, cool, cool. Vollkommen cool und normal, und bei der Vorstellung, wie Will seine Klamotten auszieht, wird mir überhaupt nicht komisch zumute, und meine Haut wird auch nicht glühend heiß und fängt nicht an zu kribbeln.
»Sie sind allein hier?«, fragt er mich und lässt den Blick kurz über mich, dann über den Tisch und den leeren Stuhl wandern.
Im nächsten Moment kehrt John zurück. Bevor er den Mund aufmachen kann, ergreife ich das Wort. »Na ja, ich hatte ebenfalls ein Date. Aber ich vermute, dass John jetzt aufbrechen will, weil sich irgendein Notfall ereignet hat.« Ich blicke John in die weit aufgerissenen Augen. Jetzt hält er mich vermutlich für eine Hellseherin. »Steht euer Haus in Flammen? Wurde deine Großmutter ins Krankenhaus eingeliefert? Oder hat dein Mitbewohner einen Platten?«, frage ich fröhlich.
Er zögert kurz. »Äh – das mit dem Platten stimmt.«
So viel zu dem Oscar. Unter Wills plötzlich düsterem Blick fallen Johns schauspielerische Fähigkeiten ebenso zusammen wie sein Mut.
»Was für ein Pech!«, sage ich freundlich, während die Kellnerin unsere Rechnung und meinen Brownie bringt. Sie stellt ihn vor mir auf den Tisch und mustert Will eindringlich. Für einen Augenblick ist sie geradezu schockiert, wie gut er aussieht. Stellen Sie sich hinten an, Ma’am.
»Na dann, John, hilf deinem Freund. Viel Glück und fahr vorsichtig!« Ich greife in meine Tasche, um mein Portemonnaie zu zücken und Drinks sowie Dessert zu bezahlen, bevor ich gehe – mehr als begierig, endlich hier herauszukommen und dieses Date hinter mich zu bringen.
John tritt von einem Fuß auf den anderen und klopft sich mit den Schlüsseln gegen das Bein. »Ja. Danke für dein Verständnis.«
»Kein Problem«, winke ich ab und krame weiter in meiner Tasche herum.
Als ich ein Räuspern höre, blicke ich auf und sehe, wie Will die Schulter sacht gegen Johns Brust presst und ihn daran hindert zu verschwinden, was er anscheinend versucht hat. Mit einem Kopfrucken deutet Will auf den Tisch. John versteht die wortlose Männersprache, lässt die Hand hektisch in der Gesäßtasche abtauchen, holt seine Geldbörse heraus und wirft einen Fünfziger auf den Tisch. »Äh – das übernehme ich. Immerhin bin ich ja auch derjenige, der verschwindet.«
»Aber ich habe doch den Drink versch…«
»Schon gut. Einen schönen Abend noch, Annie.« Und dann ist John so schnell verschwunden, dass er beinahe eine Brandspur auf dem Teppich hinterlässt.
Ich schlinge mir die Tasche über die Schulter und stehe auf. Will hat sich noch keinen Zentimeter bewegt, und zum ersten Mal fällt mir auf, wie groß dieser Mann tatsächlich ist. Ich reiche ihm gerade bis zur Schulter. Was allerdings kein Kunststück ist, wenn man nur eins sechzig groß ist.
»Geht es Ihnen gut?«, erkundigt sich Will mit gerunzelten Augenbrauen.
Ich lächele. »Ja. Warum sollte es mir nicht gut gehen?«
»Weil dieser Mistkerl sich offenbar gerade eine Ausrede hat einfallen lassen, um die Fliege zu machen?«
»Oh. Ja. Ganz sicher hat er das.«
Will mustert mich eindringlich auf der Suche nach Anzeichen für Kummer. »Und das stört Sie nicht?«
Ich denke kurz darüber nach und antworte ihm dann aufrichtig. »Ein wenig, aber nicht allzu sehr. Es war für uns beide schrecklich. Ich würde nicht wollen, dass er hier ausharrt, wenn er sich nicht wohlfühlt.« Ich zucke mit den Schultern. »Hoffentlich hat er wenigstens noch einen schönen Restabend.«
Will lacht ungläubig auf. »Meinen Sie das ernst?«
»Sollte ich nicht?«
Er lächelt, und wieder fährt mir der Anblick geradewegs in die Magengrube. Jesus, wie es wohl wäre, mit einem Mann wie ihm auszugehen? Ganz und gar Charisma und Selbstvertrauen. Ich würde mich definitiv blamieren.
»Vielleicht sind Sie ein wenig zu nett?« Er formuliert es als Frage.
»Meine Schwestern würden Ihnen zustimmen, aber ein Blick in mein Hirn, wenn ich im Verkehr feststecke …« Ich pfeife leise und lasse die fiese Anspielung wirken.
»Und was ist jetzt mit Ihnen? Hat der Kerl Ihnen den Abend versaut?«
»Kann einem wirklich jemand den Abend versauen, wenn man auf der Heimfahrt einen riesigen Brownie verspeisen darf?« Zum Beweis halte ich den Plastikbehälter hoch.
Oh nein. Jetzt mustert er mich mit diesem Mitleidsblick. »Ja. Das macht es nämlich nur noch schlimmer. Möchten Sie vielleicht mit Gretchen und mir zu Abend essen?«
Ich lache lauthals auf. »Nein – danke, aber nicht in einer Million Jahren. Das wäre doch allzu peinlich«, antworte ich und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Will bleibt an meiner Seite, passt seine Schritte den meinen an. Keine Ahnung, warum er immer noch mit mir redet. Ach ja, richtig: Mitleid. »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Ich werde sogar einen ganz tollen Abend haben. Ich lese gerade ein Buch, das ich schon lange beenden will.«
Das ist nur die halbe Wahrheit. Auf dem Heimweg werde ich ganz sicher weinen, denn Johns Worte haben mich ziemlich getroffen. Und in Wirklichkeit bin ich mit meinen Schwestern und Amelia zum Filmabend verabredet, aber das will ich ihm nicht auf die Nase binden. Andererseits wartet zu Hause tatsächlich eine heiße Liebesgeschichte auf mich, in der der Pirat die Lady entführt hat, die wiederum seine Welt mit witzigen Bemerkungen und einer faszinierenden Persönlichkeit auf den Kopf stellt.
»Ein Buch«, wiederholt er ungläubig.
»Mmh-hmm.«
»Ein Buch ist für Sie amüsant?«
Ich lache in mich hinein, bleibe aber nicht stehen. »Gehören Sie zu den Leuten, die mit Lesen nicht allzu viel am Hut haben? Der Film ist nie besser als das Buch, glauben Sie mir.«
»Ich würde nicht behaupten, dass ich gar nicht lese. Es gehörte nur bislang nicht zu meinen bevorzugten Tätigkeiten.«
»Aber jetzt schon?«, frage ich hoffnungsvoll und werfe ihm einen Blick zu.
»Vielleicht.« Er grinst.
An der Tür angelangt erwarte ich, dass Will sich verabschiedet, aber zu meiner Überraschung beugt er sich vor, öffnet sie mir und folgt mir nach draußen. Er schaut sich noch einmal kurz nach seinem Date um, ob es für sie okay ist, wenn er mich nach draußen begleitet. Sie bedeutet ihm mit einer Handbewegung, ruhig mitzugehen. Nette Frau.
Die Luft ist heiß und schwül wie an allen Sommerabenden im Süden, und meine Pumps klappern auf dem Asphalt. Unwillkürlich muss ich lachen. Dieses Klippklapp ist wohl kaum der übliche Soundtrack meines Lebens. Normalerweise trage ich weiße Converses. Und die Klamotten dazu? Einer meiner fünf unterschiedlich farbigen Latzhosen mit einem T-Shirt drunter. Wenn Sie das Wort bequem im Wörterbuch nachschlagen, finden Sie daneben ein Foto von mir.
»Und welches Buch lesen Sie gerade?«, fragt Will, als wir an meinem Pick-up angelangt sind und ich die Schlüssel heraushole.
Ich lache leise. »Wie bitte?«
»Welches Buch werden Sie heute Abend lesen?«
Kurz werfe ich noch einen Blick zurück zum Restaurant und frage mich, warum zum Geier er hier draußen bei mir ist und versucht, sich meinem geheimen Buchclub anzuschließen, anstatt nach drinnen zu seinem Date zurückzukehren. Beinahe hat es den Anschein, als würde er Zeit schinden – als versuche er, unsere Unterhaltung in die Länge zu ziehen. Aber nein, mit Sicherheit will er nur nett sein. Ein Mann wie er würde sich ganz bestimmt nicht für eine Frau interessieren, die mitten in einem Date einfach sitzengelassen wurde, weil sie zwar einigermaßen hübsch, aber auch unfassbar langweilig ist und nicht mal für einen One-Night-Stand in Frage kommt. Ich bin mir sicher, dass Will diesem netten Mädchen nur ein bisschen Aufmerksamkeit schenken will, bevor er wieder seiner Wege geht.
Ich zwinkere ihm zu und lächele. »Nun ja, ich würde es Ihnen ja verraten –, aber danach müsste ich Sie töten. Und ich bin nicht so fürs Morden, deshalb schweige ich lieber.«
Will schnaubt. Er hat keine Ahnung, was er von mir halten soll. Da sind wir schon zwei, denn plötzlich wird mir klar, dass ich hier herumstehe und eine mühelose Unterhaltung mit Will Griffin führe. Keine Ahnung, wie ich das anstelle. Ich weiß nur eins: Aus irgendeinem Grund fällt es mir leicht.
»Wie auch immer, ich hoffe jedenfalls, dass Sie Spaß bei der Lektüre haben.«
Will öffnet die Tür meines Wagens, und kurz bin ich verstimmt – diese fünf Minuten mit ihm waren jetzt schon besser als jedes einzelne Date meines Lebens, und trotzdem wird es nie wieder dazu kommen. Außerdem werde ich ab sofort bei jedem Date, auf das ich mich einlasse, hoffen, dass mein Begleiter mir die Wagentür aufhält –, was er nicht tun wird, denn die Hälfte aller Frauen auf der Welt hasst es, wenn Männer das tun, und die andere Hälfte liebt es, was zur Folge hat, dass Männer verunsichert und panisch reagieren und wie von der Tarantel gestochen auf direktem Weg zur eigenen Tür rasen, ohne auch nur ein einziges Mal nachzufragen, was die betreffende Frau sich tatsächlich wünscht. Bislang war es mir eigentlich egal, aber nun, nachdem Will mir die Tür geöffnet hat, gehört es eindeutig in die Gefällt-mir-Kategorie.
Möglicherweise lese ich einfach nur zu viele Romances.
Ich lächele. »Und ich hoffe, Sie haben Spaß bei ihren amourösen Abenteuern mit Gretchen.« Ach du Schande. Ich ziehe eine Grimasse, als Will erstaunt die Augen aufreißt.
Falls es noch niemandem aufgefallen ist: Ich bin noch Jungfrau. Wahrscheinlich sollte ich das in diesem Moment erwähnen.
»Das hätte ich wahrscheinlich nicht sagen sollen. Sorry. Reste der Erstes-Date-Verlegenheit. Ich gehe jetzt lieber, bevor ich Ihnen noch etwas über die Vermehrung von Blumen erzähle.«
Will zuckt weder zusammen, noch wendet er den Blick ab. Sein breites Lächeln trifft mich geradewegs und mitten ins Herz, pumpt es auf wie eine sich selbst aufblasende Schwimmweste. »Na gut, vermutlich treffen wir uns irgendwann in der Stadt, Annie.«
»Vermutlich, ja.«
Dann springe ich in meinen Pick-up. Dabei springe ich ein wenig zu hoch und stoße mir den Kopf am Türrahmen.
3
Wie läuft es momentan im Job, Annie?« Mein Date blinzelt mich mit großen Augen an, und sofort bemerke ich meinen Fehler. »Gretchen! Mist. Sorry. Das war …«
»Schon das zweite Mal, dass du mich so genannt hast, seit du sie nach draußen begleitet hast«, sagt Gretchen ruhig, wenngleich mit einer gewissen Schärfe. Erst hatte sie nichts dagegen, dass ich draußen ein paar Minuten mit Annie verbrachte, aber nach dem ersten Versprecher ging es mit der Stimmung rapide bergab. Verständlicherweise.
Was für ein beschissener Move, sein Date mit dem Namen einer anderen Frau anzusprechen. Was zum Teufel ist nur los mit mir? Aus irgendeinem Grund kriege ich Annie Walker nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder driften meine Gedanken davon; ich stelle mir ihre sanften, blauen Augen vor, nur um dann zu bemerken, dass ich nur den Salz- und Pfefferstreuer auf dem Tisch anstarre.
Unbefriedigte erotische Anziehung. Mehr steckt nicht dahinter.
Während meines Arbeitseinsatzes in Rome, Kentucky, fiel es mir immer schon schwer, der jüngsten Walker-Schwester keine Aufmerksamkeit zu schenken. Der netten, wie jeder sagt. Der ruhigen. Der süßen. Ich habe gehört, wie sie von den Stadtbewohnern mit jedem möglichen Synonym dieser Begriffe belegt wurde –, aber kein einziges Mal bedachten sie sie mit dem Adjektiv, das mir bei ihrem Anblick stets in den Sinn kommt: atemberaubend.
Bislang haben wir uns noch nie unterhalten, denn erstens verkehre ich während der Arbeit nicht privat mit anderen, und zweitens wusste ich vom ersten Augenblick an, dass ich mich unter allen Umständen von ihr fernhalten muss. Irgendetwas an ihr fesselt mich dermaßen, dass ich womöglich noch Gefühle für sie entwickele. Und auf Gefühle lasse ich mich nicht ein.
Dass ich meinen Grundsätzen heute untreu wurde und doch mit ihr gesprochen habe, war ein Riesenfehler. Denn jetzt kann ich nicht mehr aufhören, an sie zu denken.
Auch wenn die Unterhaltung mit Annie vor dem Restaurant noch so kurz war: So sehr habe ich es schon lange nicht mehr genossen, mit jemandem zu reden. Und jetzt kann ich mich beim besten Willen nicht auf die Frau konzentrieren, mit der ich eigentlich verabredet bin. Ständig habe ich vor Augen, wie Annies Gesicht aufleuchtet und ihre Gedanken widerspiegelt. Ihre großen Augen. Ihre rosafarbenen Lippen. Ihre Nervosität. Am liebsten wäre ich die ganze Nacht bei ihr geblieben. Zum Teufel, ich hätte mich sogar damit zufriedengegeben, mich hinzusetzen und ihr bei der Lektüre ihres Buches zuzusehen. Ich wette, sie zieht beim Lesen alle möglichen Grimassen.
Mir wird klar, dass ich es schon wieder getan habe. Gretchen hat irgendetwas gesagt, und ich habe keine Ahnung, was es war. Mist, ich habe ihre Gesellschaft einfach nicht verdient. »Äh …« Ich lächele sie an und durchforste mein Hirn, ob es vielleicht doch etwas mitbekommen hat. »Verdammt, tut mir leid, Gretchen. Ich bin heute Abend abgelenkt und habe nicht gehört, was du gesagt hast.« Ich finde es ätzend, dass ich ihr nicht meine volle Aufmerksamkeit schenke. Irgendwie hat Annie mich völlig aus dem Konzept gebracht.
Gretchen tupft sich die Lippen mit der Serviette ab. »Schon gut, ich habe dir gerade erzählt, dass ich befördert wurde.«
»Toll. Das hast du auch verdient.«
»Ja«, pflichtet sie mir bei und runzelt dann die Stirn. »Um ehrlich zu sein, Will, ich habe das Gefühl, mit einer Backsteinmauer zu Abend zu essen. Ist es ihretwegen? Wegen Annie?«
Ich lüge, vornehmlich weil ich mir wünsche, dass es stimmt. »Nein. Na ja, irgendwie schon. Annie ist eine Verwandte der Person, für die ich ab morgen wieder als Bodyguard fungiere.«
»Rae Rose«, sagt Gretchen rundheraus. »Du bist seit Jahren immer mal wieder ihr Bodyguard, Will, das ist kein Geheimnis. Du kannst also auch einfach ihren Namen aussprechen.«
Ja, aber das werde ich nie tun. Ich nehme meinen Job, Amelia zu beschützen, ernst –, und das bedeutet, nie ihren Namen fallen zu lassen. Absurd, wie viele meiner Dates mich aus diesem verdammten BuzzFeed-Artikel wiedererkennen. Sobald wir dann zusammenkommen, hören sie gar nicht auf, mich zu löchern. Wie ist sie so? Ist sie nett? Habe ich je mit ihr geschlafen?
Unfassbar, wie übergriffig andere im Hinblick auf prominente Persönlichkeiten sein können und dass sie deren Privatleben für Gemeingut halten. Ach so, und die Antwort auf jene letzte Frage lautet laut und deutlich Nein. Ich habe nie mit Amelia geschlafen und werde es auch nie tun. Wie gesagt, ich nehme meinen Job ernst, und Sex mit der Person zu haben, die man beschützt, ist unprofessionell. Ganz zu schweigen davon, dass ich gewisse Moralvorstellungen habe, denen es widerspricht, mit jemandem intim zu verkehren, der verlobt ist. Und drittens empfinde ich Amelia, nachdem ich schon so lange für sie arbeite, eher als die kleine Schwester, die ich nie hatte.
Aber natürlich will ich auch niemanden beleidigen, also reagiere ich wie üblich und weiche Gretchens Bemerkung aus. »Das zufällige Zusammentreffen mit Annie hat mich schon früher als gedacht geistig wieder in meinen Job katapultiert. So leid es mir tut, ich fürchte, wir müssen unser heutiges Date abkürzen und nach dem Dinner Schluss machen.«
Gretchen runzelt die Stirn. »Warte. Du willst nicht mehr mit in mein Hotel kommen?«
Ich verstehe ihre Verärgerung. Gretchen und ich treffen uns keineswegs regelmäßig. Sie arbeitet für einen Pharmazeutischen Konzern und ist daher viel auf Reisen. Wenn wir in der gleichen Gegend sind, schlafen wir gelegentlich miteinander und gehen vorher gemeinsam aus. Aber heute bin ich einfach nicht in der Stimmung. Ich halte es nicht für richtig, mit Gretchen ins Bett zu gehen, während ich pausenlos an eine andere denke.
»Ja – ich glaube, heute Nacht brauche ich meinen Schlaf.«
Sie schnaubt, lächelt aber, als sie die Serviette vom Schoß nimmt und auf den Tisch legt. »Wow. Anscheinend hat sie großen Eindruck auf dich gemacht.«
»Tut mir wirklich leid, Gretchen«, wiederhole ich aufrichtig. So war das nicht geplant, und so etwas ist mir auch noch nie passiert.
Gretchens Eisschicht bröckelt, und sie schenkt mir ein aufrichtiges Lächeln. »Schon gut. Wirklich. Ich weiß gar nicht, warum ich plötzlich eifersüchtig reagiere. Wir beide hatten nie eine richtige Beziehung, und die strebe ich auch gar nicht an. Ich vermute, ich habe einfach …« Sie hält inne, blickt auf ihren Teller hinab und dann wieder mir ins Gesicht. »Dieser Ausdruck auf deinem Gesicht, während du an sie dachtest …« Ein flüchtiges Achselzucken. »Eine Minute lang dachte ich, dass es schön wäre, wenn jemand auch bei dem Gedanken an mich so aussehen würde. Vielleicht wird mir langsam klar, dass ich meine Zukunftsvorstellungen noch einmal gründlich überdenken sollte.«
Warte, ich hatte einen bestimmten Gesichtsausdruck? Gar nicht gut.
Gretchen seufzt und fährt fort. »Hast du je daran gedacht, eine feste Bindung einzugehen? Ich meine nicht mit mir … sondern mit einer anderen Frau?«
»Nie«, antworte ich schnell. »Langfristige Beziehungen sind nichts für mich und werden es auch nie sein.«
Ich nippe an meinem Wasser, denn plötzlich scheint meine Kehle zu trocken, um weiterzusprechen. Hauptsächlich, weil Gretchens Frage in meinem Kopf widerhallt. Annie hat tatsächlich Eindruck hinterlassen –, was mich alles andere als froh macht. Ich mag Frauen, ich gehe gern mit ihnen aus, und ich halte mich auch für einen anständigen Kerl, der Frauen schätzt und respektiert. Ich sorge dafür, dass sie von Anfang an wissen, worauf sie sich einlassen, und ich schlafe nur mit Frauen, die das gleiche Ziel verfolgen wie ich – Single zu bleiben.
Wenngleich mir nicht entgangen ist, dass mich neuerdings in ruhigen Minuten ein Gefühl beschleicht, das ich nicht genau beschreiben kann oder gar nicht beschreiben will. Deshalb bleibe ich stets in Bewegung und lenke mich durch Arbeit und Abenteuer ab. Nur um nicht ins Grübeln zu geraten.
Als ich heute Abend Annies Pick-up hinterhersah, ertappte ich mich jedoch dabei, wie ich mir die Brust rieb, um dieses verdammte Gefühl dort loszuwerden. Ein ätzendes Gefühl. Am besten würde ich jetzt unsere Rechnung begleichen und Gretchen in ihr Hotel bringen, um dort mit ihr im Bett herumzubalgen, bis das Gefühl sich in Luft auflöst und nie wiederkehrt.
Stattdessen begleite ich sie nach dem Restaurantbesuch zu ihrem Wagen. Auf dem Weg dorthin wechseln wir nur noch ein paar belanglose Worte. Mit einem Seufzer der Erleichterung steige ich anschließend in meinen SUV und fahre fort von ihr – geradewegs der Stadt entgegen, in die ich eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte. In die Nähe der Frau, die mir momentan wie der gefährlichste Mensch auf der Welt vorkommt.
Als ich bereits zehn Minuten unterwegs bin, klingelt mein Mobiltelefon, und ich gehe über die Bluetooth-Verbindung meines Autos dran.
»Hey, Mann«, sage ich zu Ethan. Mein Bruder ist zwei Jahre jünger als ich, und wir sehen einander absolut nicht ähnlich. Während ich dunkles Haar und blaue Augen habe, die bei bestimmten Lichtverhältnissen angeblich ins Graue spielen, sind seine Augen braun und sein Haar aschblond. Doch bei diesen Äußerlichkeiten hören die Unterschiede auch schon auf. Ansonsten sind wir uns sehr ähnlich.
Wir sehen uns nicht annähernd oft genug, denn mein Job hält mich auf Trab (lies: Ich liebe es, auf Trab zu sein). Er wiederum lebt am anderen Ende des Landes in New York und ist beruflich ebenfalls ziemlich eingespannt. Er arbeitet als Scheidungsanwalt, was angesichts unserer Kindheit ebenso passend wie befriedigend ist.
»Was machst du gerade?«, fragt er, als sei es vollkommen normal, zunächst ein Schwätzchen zu halten, bevor er zum Punkt kommt. Wir telefonieren nicht gern. Mit anderen Worten: Wenn einer von uns anruft, läuft es meist folgendermaßen ab:
Hey, Mann.
Hey.
Alles klar?
Ja. Bei dir auch?
Ja.
Okay, dann bis später.
Außerdem schicken wir uns gelegentlich Memes, um einander zu zeigen, dass wir noch am Leben sind.
»Ich bin auf der Rückfahrt nach Rome in Kentucky. Wo der Empfang übrigens beschissen ist, weshalb wir jeden Moment unterbrochen werden könnten.« Noch ein Grund, warum ich nicht gern dahin zurückkehre. Diese Stadt ist das sprichwörtliche Funkloch. Will man einen Anruf tätigen, muss man erst mal mit über dem Kopf ausgestrecktem Gerät durch die Gegend laufen und darauf hoffen, dass die Handygötter einem einen einzelnen Balken bescheren. Meine Agentur hat mir versichert, dass es seit meinem letzten Aufenthalt etwas besser geworden ist, da einige Geschäfte Wi-Fi in ihren Läden installieren ließen – immerhin besser als nichts.
»Ich dachte, dort würdest du erst morgen erwartet?«, fragt Ethan.
Ich umklammere das Lenkrad fester. »Habe beschlossen, heute Abend schon hinzufahren.«
Dass ich noch essen war, Annie getroffen und Gretchen versetzt habe, verschweige ich bewusst. Vornehmlich, weil es ja eigentlich nichts zu sagen hat und ich nicht will, dass er es in den falschen Hals bekommt. Ich bin einfach nur müde und abgelenkt, mehr nicht. Annie hat mich zufällig ein bisschen aus der Bahn geworfen, und ich brauche dringend eine ordentliche Mütze voll Schlaf, bevor ich morgen mit einem Einsatz beginne, für den ich wieder ganz bei der Sache sein muss.
»Cool«, sagt Ethan und verstummt. Die Pause wird länger und länger, bis sie förmlich greifbar ist. Etwas Großes kündigt sich an, das spüre ich. Und wenn er es so lange hinauszögert, dann weil er weiß, dass es mir nicht gefallen wird.
»Also … äh – hör zu.« Eine weitere Pause. »Ich muss dir etwas sagen.«
»Okay.«
»Ähm … ach, Mist. Ich sag es jetzt einfach. Ich habe Hannah gestern Abend einen Heiratsantrag gemacht.« Er holt tief Luft. »Und sie hat angenommen.«
Im Nacken bricht mir der kalte Schweiß aus, und ich umklammere das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortreten.
»Komm schon, Will. Sag etwas«, drängt Ethan, als ich zu lange eine Antwort schuldig bleibe.
Aber ich will nichts sagen. Ich will ihn verfluchen und auflegen.
Ich packe das Lenkrad noch fester. »Was erwartest du denn von mir? Dass ich dir gratuliere? Mich für dich freue? Das bringe ich nicht fertig, und das weißt du.«
Ethan seufzt tief. Ich enttäusche ihn nicht gern, aber er kennt meine Einstellung zur Ehe, und bis vor wenigen Monaten war er exakt der gleichen Meinung wie ich.
»Ich habe nicht erwartet, dass du mir gratulierst, aber vielleicht, dass du … keine Ahnung, dass du wenigstens versuchst, mir zuzuhören.«
Ich beiße die Zähne zusammen und starre auf die dunkle Straße hinaus. »Verdammt, Ethan. Ich will nicht hören, was du zu sagen hast! Du hast sie doch gerade erst kennengelernt. Wie lange ist es her? Drei Monate? Wie zum Teufel kann das lang genug sein, um zu wissen, dass du dein ganzes Leben mit ihr verbringen willst? Du bist Scheidungsanwalt, verflucht nochmal. Du müsstest es nun wirklich besser wissen.«
»Ja, genau, mir ist klar, dass es ein Wagnis ist. Aber ich liebe sie, Mann. Ich muss mich auf dieses Risiko einlassen … ich kann einfach nicht anders.«
Er kann nicht anders. Am liebsten hätte ich ihm eine runtergehauen.
»Nun ja, spätestens jetzt weiß ich mit Sicherheit, dass es ein Fehler ist. Wenn du mir erzählt hättest, dass praktische Erwägungen dahinterstehen –, dass sie deine Krankenversicherung braucht oder du dir von der Ehe Steuervorteile erhoffst –, wäre ich vielleicht damit klargekommen. Aber nicht mit einer fehlgeleiteten romantischen Vorstellung. Du kannst nicht anders? Lachhaft!«
»Warum muss sie denn fehlgeleitet sein?«, fragt er scharf.
»Du weißt, warum!« Meine Stimme klingt hart wie Granit. Kaum zu glauben, dass ich ihm das allen Ernstes erklären muss. »Du und ich, wir sind unter dem gleichen Dach groß geworden, Ethan. Unsere Eltern waren notorische Betrüger. Sie waren toxisch und haben uns für ihren Mist verantwortlich gemacht. Oder erinnerst du dich daran gar nicht mehr, weil ich dich immer beschützt habe? Vielleicht hätte ich dir ja die Kopfhörer von den Ohren nehmen und unsere Zimmertür wieder aufschließen sollen, als sie einander in der Küche anschrien, während wir halb wahnsinnig vor Angst oben saßen?«
»Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern«, sagt er, aber ich bezweifle es.
Schweigend hängen wir unseren Erinnerungen nach. Doch wahrscheinlich unterscheiden sich meine von seinen, denn ich tat damals mein Möglichstes, um ihn vor unserem dysfunktionalen Elternhaus abzuschirmen und wenigstens den Anschein der Normalität für ihn aufrechtzuerhalten. Unsere Eltern hatten beide unterbezahlte Jobs, derentwegen sie tagsüber meist nicht zu Hause sein konnten – und manchmal auch in der Nacht. Ich kümmerte mich mehr um meinen Bruder als sie. Ich kochte die meisten seiner Mahlzeiten. Ich machte unsere Wäsche. Ich half ihm bei den Hausaufgaben. Und wenn sie erschöpft und wütend heimkamen, bekam ich zu hören, dass ich Mist gebaut hatte, weil ich nach dem Kochen nicht auch noch gespült hatte. Meine vorgebliche Faulheit war meistens der Funke, der den Streit meiner Eltern zur Explosion brachte. Mein Dad trank. Meine Mom verließ das Haus und flüchtete zu irgendeinem Typen, mit dem sie gerade schlief –, und am Ende kamen sie immer wieder zusammen und erzählten mir und Ethan, dass sie nur unseretwegen zusammenblieben.
Unsere Kindheit und Jugend war alles andere als glücklich. Und ganz sicher gab es keine Liebe. Vielleicht funktioniert die Ehe ja für Menschen, die in idealen Familien aufgewachsen sind, mit Eltern, die einander unterstützen und zugetan sind; aber für Leute wie mich und Ethan – wir wüssten ja nicht mal ansatzweise, wie man eine gute Beziehung führt. Ich habe es ein paarmal versucht. Und nie länger als drei Wochen durchgehalten. Entweder beendete ich es selbst, oder meine Partnerin tat es, weil wir ständig nur stritten. Oder weil der Funke bereits wieder erloschen war. Deshalb hat sich das Thema für mich erledigt. Ich habe keine Ahnung, wie man liebt – bin nicht mal sicher, ob ich überhaupt zur Liebe fähig bin. Tatsächlich zweifele ich zuweilen sogar an der Existenz der Liebe.
Und bis vor drei Monaten, als er Hannah bei einem Konzert kennenlernte, empfand Ethan genauso.
»Tut mir leid, aber dabei werde ich dich nicht unterstützen. Du machst einen Riesenfehler, und ich bringe es nicht fertig, seelenruhig dabei zuzusehen«, teile ich ihm nun offen heraus mit. Es ist ätzend, ihm dermaßen die Hölle heiß zu machen, aber ich bin es ihm schuldig. Ich muss ehrlich sein, denn ich liebe ihn zu sehr, um untätig mit anzusehen, wie er sich ins Unglück stürzt. »Warum drückst du nicht ein wenig auf die Bremse und lässt es langsamer angehen? Geh noch eine Weile mit ihr und warte ab, ob deine Verliebtheit anhält –, denn wahrscheinlich steckt mehr nicht dahinter, und schon bald fangt ihr an zu streiten, oder sie betrügt dich, oder …«
»Stopp. Ich lasse mich von deinen Worten bewusst nicht provozieren, denn mit ist klar, warum du so denkst, aber dass du dich negativ über Hannah äußerst, geht zu weit. Da du mich besser verstehst als jeder andere, hatte ich gehofft, dass du bereit wärest, mir zuzuhören und mir zu vertrauen, wenn ich sage, dass ich mich im Hinblick auf Beziehungen und die Ehe getäuscht habe. Unsere Kindheit und Jugend waren grässlich, aber nicht alle Ehen müssen so sein wie die unserer Eltern. Meine Beziehung zu Hannah ist wirklich gut, Will. Wir kommunizieren miteinander, wir geben und nehmen beide gleichermaßen, und es ist so schön zu wissen, dass ich letztlich jemanden haben werde, der mich liebt und der mit mir durch dick und dünn …«
Ich trenne die Verbindung.
Später werde ich ihm schreiben und behaupten, in ein Funkloch geraten zu sein, aber vorläufig ertrage ich sein Gerede einfach nicht länger. Wie ätzend, dass er nur wegen dieser frisch erwachten Gefühle mit Volldampf in eine Sache hineinrast, die ihn zutiefst verletzen könnte. Und genauso ätzend finde ich es, dass er viel weniger Angst davor zu haben scheint als ich. Wie kann er unsere Vergangenheit so schnell hinter sich lassen, während mein Leben Tag für Tag wieder aufs Neue davon geprägt wird?
Egal. Denn Tatsache ist, dass ich erst einigermaßen glücklich wurde, als ich begann, andere auf Armeslänge von mir fernzuhalten. Und bislang habe ich noch keine Frau kennengelernt, derentwegen ich diese Entscheidung in Frage stellen würde.
Niemanden.
Nicht Gretchen, nicht die Frau, die ich vergangenes Jahr in Italien kennenlernte, nicht Jada aus Texas, nicht Allie aus Indiana, nicht einmal …
Meine Gedanken geraten ins Stocken, und zwar bei dem einen Namen, den ich aus einem äußerst bedenklichen Grund einfach nicht mit den anderen in einen Topf werfen kann.
Annie Walker.
4
Nach dem Restaurantbesuch fahre ich geradewegs zu Amelia und Noah, um mir einen Audrey-Hepburn-Filmabend mit den Mädels zu gönnen. Bevor ich das Haus jedoch betrete, ziehe ich noch im Pick-up Emilys Kleid aus und schlüpfe wieder in meine übliche Latzhose mit T-Shirt. Dann stopfe ich das Kleid in meine Tasche. Sehr gut – es ist dunkel. Niemand hat etwas gesehen.
Meine Schwestern und ich haben uns Amelias Gewohnheit zu eigen gemacht, uns einen Audrey-Film anzusehen, wenn irgendetwas schiefgelaufen ist, uns etwas verletzt hat oder wir bedrückt sind. Dann lassen wir ihr Lächeln in unser Herz, damit es heilt. Oder verbringen auch einfach nur einen Mädelsabend miteinander, in dem wir Klatschgeschichten austauschen und Popcorn essen.
Und genau darum geht es heute Abend. Wir haben es uns irgendwo in Noahs Wohnzimmer (wahrscheinlich sollte ich es mittlerweile auch als Amelias Wohnzimmer bezeichnen) gemütlich gemacht und schauen uns Ein süßer Fratz an. Als Amelia vor etwas mehr als einem Jahr in diese Stadt kam, hatten wir noch nie einen Audrey-Film gesehen. Amelia jedoch ist geradezu besessen – mit großem B – von ihr. Und nachdem wir ihre Filme kennengelernt haben, teilen wir ihre Begeisterung.
»Nope«, sagt Amelia plötzlich über die Geräusche des Films hinweg und deutet auf den Flur, der vom Wohnzimmer abgeht. »Ich hab dich gesehen. Zurück in dein Zimmer.«
Mit missmutiger Miene taucht mein Bruder Noah von dort auf. »Komm schon. Lass mich doch mitgucken. Du kannst mich nicht aus meinem eigenen, verdammten Wohnzimmer verbannen.«
Amelia hat an unserer beinahe von Anfang an bestehenden Tradition eines Mädelsabends festgehalten, und ihre Verlobung mit Noah hat daran nichts geändert. Das Witzige daran ist, dass er meiner Meinung nach den Film gar nicht sehen will. Er liebt es einfach nur, Amelia zu reizen, und sie liebt es, sich provozieren zu lassen. Eine geradezu himmlische Verbindung.
»Entschuldige mal – das hier ist jetzt auch mein Wohnzimmer.«
»Und das hier ist der Mädelsabend. Jungs sind verboten.«
Noah verdreht die Augen. »Na gut, dann gehe ich eben zu James.« James ist Noahs bester Freund und so etwas wie ein zweiter Bruder für uns. Ihm gehört die Huxley Farm nebenan (wobei nebenan bedeutet, dass sie einige Kilometer entfernt liegt).
»Ich schicke eine Brieftaube, wenn wir fertig sind«, sagt Amelia.
Noah klatscht sich eine Baseballkappe auf den Kopf. »Ruf einfach an.«
»Wir werden zwanzigmal die Taschenlampe ein und ausschalten, wenn du gefahrlos zurückkehren kannst, um es danach mit ihr zu treiben, Lover Boy«, sagt Maddie breit grinsend. Noah hasst den Spitznamen, den wir ihm verpasst haben, als er sich damals in Amelia verliebt hat. So schnell wird er den nicht mehr los.
Noah runzelt die Stirn. »Ruft mich an, wenn es vorbei ist, damit ich wenigstens ins Bett gehen kann. Einige von uns sind nämlich keine Lehrer in den Sommerferien, sondern müssen tatsächlich morgens früh zur Arbeit.«
Emily legt die Hände um ihren Mund, um sich besonderes Gehör zu verschaffen. »Ich stelle den Wasserschlauch an und richte den Wasserstrahl auf James’ Fenster, wenn wir auf dem Weg nach draußen sind. Dann weißt du, dass die Luft rein ist und du nach Hause kommen kannst, um dich der süßen, süßen Liebe zu Amelia hinzugeben!«
Nur mit Mühe verkneift sich Noah ein Lächeln, aber wir sehen, dass es auf seinen Lippen lauert. Mich sieht er als Nächste an. »Und du hast nichts zu sagen?«
Ich zucke mit den Schultern. »Grüß James von mir.«
Meine Schwestern und Amelia geben laute Buh-Rufe von sich, aber Noah grinst nur. »Dich hab ich am liebsten.«
Er wendet sich um und verlässt das Haus, aber kaum hat sich die Tür hinter ihm geschlossen, da öffnet er sie auch schon wieder und stürmt herein. Er umrundet die Couch, stellt sich vor Amelia hin, umfasst ihr Kinn und schiebt ihr Gesicht nach oben, um ihr einen Abschiedskuss zu geben.
Als ich Noah und Amelia zum ersten Mal als Paar erlebte, war ich total schockiert. Na ja, das waren wir alle. Die Zuneigung zwischen den beiden war so mühelos und überbordend. Noch nie hatte ich Noah so gesehen. Es ist inspirierend zu erleben, wie sie ihre Fernbeziehung gemanagt haben, denn durch Amelias Prominenz und ihre Verpflichtungen konnten sie sich beileibe nicht so häufig sehen, wie sie wollten.
»Igitt«, ruft Madison angewidert lachend. »Du küsst sie nach Spiderman-Art? Das hat Toby schon nicht allzu gut zu Gesicht gestanden, und bei dir sieht es auch nicht besser aus.«
Emily wirft Maddie ein Kissen an den Kopf, das sie mit einem Karatehieb abwehrt.
»Ich liebe dich«, flüstert Noah Amelia nach dem Kuss leise zu, aber ich sitze nah genug, um die Worte hören zu können.
Ich senke den Kopf und lächele in mich hinein, denn ich finde die Beziehung der beiden phantastisch. Wahrscheinlich ähnelt sie der meiner Eltern. Stabil, tief und verlässlich. Und wenn sie einander anschauen, haben sie buchstäblich Herzchen in den Augen, genau wie meine Eltern auf den Fotos. Es ist die Art von Liebe, die einfach funktioniert und alle anderen neidisch macht. Genau das wünsche ich mir auch. Die absolut beständige Sekundenkleberliebe, bis dass der Tod sie scheidet. Jemanden, der neben mich tritt und mir die Hand reicht, um glücklich mit mir durchs Leben zu gehen.
Schließlich verlässt Noah das Haus endgültig, und Amelias Wangen sind tief rosa, während wir meinen persönlichen Lieblingsfilm von Audrey Hepburn einschalten: Ein süßer Fratz. Ich identifiziere mich hundertprozentig mit Jo – der Figur, die Audrey verkörpert. Jo arbeitet in einer Buchhandlung (was mein Traumjob wäre, wenn ich nicht bereits einen Traumjob in meinem eigenen Blumenladen hätte). Man hält sie für still und introvertiert, vielleicht sogar ein wenig unscheinbar.
Aber in dem Film wird sie von Dick Avery (gespielt von Fred Astaire) entdeckt, einem berühmten Modefotografen, der etwas in ihr sieht, das alles andere als unscheinbar oder unauffällig ist. Gemeinsam gelingt es ihm und Maggie Prescott, der Herausgeberin der Modezeitschrift Quality, Jo nach Paris und dort aus ihrem Schneckenhaus zu locken, sie in ein Model zu verwandeln und ihr beizubringen, sich zu kleiden, zu posieren und zu benehmen wie die Quality-Frau. Natürlich verlieben sich am Ende Jo und Dick unsterblich ineinander und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage –, genau wie es von einer guten Story erwartet wird.
»Siehst du«, sage ich tief seufzend und deute nach der Schlussszene auf den Fernseher, in der Audrey und Fred zu dem Song »S’wonderful« tanzen. »Genau das brauche ich auch.«
Maddie und Emily sind gerade außer Hörweite in der Küche.
»Dass ein alter Mann sich in dich verliebt?«, fragt Amelia leise lachend.
Ich schnappe nach Luft. »Wage es nicht, den großartigen Fred Astaire und Helden meines Lieblingsfilms zu beleidigen.«
Amelia verzieht das Gesicht und beugt sich vor, um sich noch eine Handvoll Popcorn vom Couchtisch zu nehmen. »Normalerweise würde ich kein Sterbenswörtchen gegen einen Audrey-Film sagen. Aber selbst ich muss zugeben, dass dieses Paar ein wenig seltsam ist. Audrey war damals in den Zwanzigern und Fred schon definitiv über fünfzig.«
»Oh. Wie desillusionierend«, sage ich weiterhin auf den Bildschirm starrend.
»Wie dem auch sei, warum wünschst du dir eine Liebesbeziehung mit so einem Riesenaltersunterschied, Anna-banana?«
Ich ziehe die Beine auf die Couch hoch und schlinge die Arme darum. »Ich will keine Liebesbeziehung mit großem Altersunterschied. Ich will überhaupt eine Liebesbeziehung. Was ich sagen will, ist, ich wünschte, ich hätte jemanden wie Dick Avery oder Maggie Prescott, die in mein Leben platzen und mir beibringen, wie ich die Quality-Frau werde, mit der jedermann ausgehen will. Oder zumindest wünsche ich mir, dass meine Dates mich nicht für stinklangweilig halten und ihre Freunde veranlassen, einen Notfallanruf abzusetzen, um ihnen eine Ausrede zur Flucht zu verschaffen.«
»Wie bitte?!«, ruft Amelia ein wenig zu laut.