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Ernest Thompson Seton (* 14. August 1860 in South Shields, County Durham heute in Tyne and Wear, South Tyneside, England; † 23. Oktober 1946 in Seton Village, New Mexico) war ein bekannter schottisch-kanadischer Naturforscher, Schriftsteller, Illustrator und Maler. Seton war auch Mitbegründer der US-amerikanischen Pfadfinderbewegung.Inhalt:- Wacker, der Gunder-Widder.- Ein Straßen-Troubadour. – Die Abenteuer eines Sperlingsmännchens- Jochen Bär.- Mutter Krickente und ihre Reise über Land.- Tschink, der Treue.- Springmaus.- Tito. – Die Geschichte einer Präriewölfin.- Warum die Blaumeise einmal im Jahre den Verstand verliert.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Wacker, der Gunder-Widder.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
Ein Straßen-Troubadour. – Die Abenteuer eines Sperlingsmännchens
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
Jochen Bär.
I.
II.
III.
IV.
V.
Mutter Krickente und ihre Reise über Land.
I.
II.
III.
Tschink, der Treue.
I.
II.
III.
Springmaus.
I.
II.
III.
IV.
V.
Tito. – Die Geschichte einer Präriewölfin.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
Warum die Blaumeise einmal im Jahre den Verstand verliert.
Fußnoten
Ernest Seton Thompson
Prärietiere und ihre Schicksale
Berechtigte Übersetzung von Max Pannwitz
Stuttgart
Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde Geschäftsstelle: Franckh'sche Verlagshandlung
1921
38. Auflage
Vorwort.
Wenn ich dem Leser hiermit einen neuen Band Tiergeschichten überreiche, so müßte ich eigentlich die Einleitung zu einem meiner früheren Werke[1] zum großen Teile wiederholen.
Dort habe ich nachdrücklich unsere Verwandtschaft mit den Tieren hervorheben wollen durch den Nachweis, daß wir bei ihnen die am Menschen hochgeschätzten Tugenden finden können. Würde und treue Liebe bewundern wir an Lobo, Scharfsinn an Silberfleck, Gehorsam an Rotkrause, Treue an Bingo, Mutterliebe an Vixen und Zottelohr, physische Stärke an Wully und Freiheitsliebe an Paßgänger. In diesem Bande kommen Würde, Anmut, Kraft des Verstandes und andere geistige und körperliche Vorzüge als Eigenschaften von Vertretern der Tierwelt in den nordamerikanischen Prärien in ähnlicher Weise zur Anschauung.
Die Tatsachen, die meinen Schilderungen zugrunde liegen, sind wahr. Die hauptsächlichste Freiheit, die ich mir genommen habe, besteht darin, daß einem einzigen Tiere zugeschrieben wird, was sich im Leben von mehreren zugetragen hat.
Natürlich ist uns von der Lammzeit Wackers nichts bekannt, und ich habe sie daher nach dem geschildert, was mich die Anschauung vieler Berglämmer gelehrt hat. Aber die späteren Abschnitte seines Lebens, die lange Jagd und der Tod von Scotty Macdonnall sind einfach historisch. Das Bild der Hörner ist photographisch genau. Wenn ich nicht irre, hängen sie jetzt im Hause eines englischen Edelmanns.
Tito enthält sehr verschiedenartige Bestandteile. Die Geschichte mit dem Windhund, wobei Tito ihren Schwanz verlor, verdanke ich einer Mitteilung des Majors John H. Calef. Im übrigen beruht der Inhalt zumeist auf meinen eigenen Beobachtungen.
Jochen Bär entspricht fast durchweg den Tatsachen.
Die Springmaus faßt zwei und der Troubadour mehrere Persönlichkeiten in einer zusammen.
Tschink ist völlig wahr.
Die Blaumeise ist natürlich nur in den zugrundeliegenden Tatsachen wahr. Diese Erzählung gehört zu einer Reihe, die in den Jahren 1881-1893 entstanden und in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht worden ist. Sie ist als Muster meiner früheren Methode, wo ich die Tiere redend vorführte, eingefügt. Auch Zottelohr gehört zu dieser Reihe. Diese Erzählung wurde 1888 verfaßt und kam zum Teil in der Zeitschrift »St. Nicholas«, Oktober 1890, zum Abdruck. Später habe ich dann eine mehr wissenschaftliche Methode verfolgt, von der Lobo mein erstes bedeutendes Muster ist. Dies wurde im Februar 1894 für »Scribners Magazine« geschrieben und in der Novembernummer 1894 abgedruckt.
Für ein wildlebendes Tier gibt es nichts dergleichen, wie ein leichtes Abgleiten von der Höhe während eines friedevollen Lebensabends. Gewehr im Anschlag, stets zu Kampf und Abwehr bereit, so muß es durchs Leben schreiten, und fangen Kraft und Fähigkeit nur im geringsten an zu schwinden, so werden seine Feinde zu stark, und es muß fallen.
Nur auf eine einzige Weise läßt sich in der Geschichte eines Tieres die Tragik vermeiden: man muß sie vor dem letzten Kapitel abbrechen. Dies habe ich in »Tito«, der »Springmaus« und Mutter »Krickente« getan.
Wie bei meinem Buche Bingo, möchte ich auch hier die Buchausstattung insbesondere hervorheben und bemerken, daß Grace Gallatin Thompson Seton mich durch ihre Ratschläge dabei unterstützte. Bei dieser Ausstattung, die ich mir als Verdienst anrechne, verfolge ich einen Grundsatz. Gibt man dem Arbeiter die Ehre für sein Werk, so wird er auch mit seinem Herzen bei der Arbeit sein. Jedes Buch, das liebevoll hergestellt ist, sollte den Namen des Herstellers tragen; dann würden wir mehr Bücher von der Art haben, wie sie die alten Meister machten.
Bittere Anklagen habe ich erfahren, erstens, weil ich Lobo umkommen ließ, und sodann und hauptsächlich, weil ich davon erzählt habe zum Leidwesen vieler zarter Herzen.
Hierauf erwidere ich: Wie stellen sich denn meine Leser zu dem Tiere? Gehören ihre Sympathien dem Mann, der es umkommen ließ, oder dem edlen Geschöpf, das, jeder Probe gewachsen, so geendet hat, wie sein ganzes Leben war, voll Würde, ohne Furcht und standhaft?
In Beantwortung einer oft an mich gerichteten Frage erkläre ich, daß ich kein fanatischer Vertreter einer bestimmten Lebensweise bin. Es ist nicht mein Hauptziel, Anklage gegen gewisse Sporte in Wald und Feld zu erheben, auch nicht gegen Grausamkeit wider die Tiere.
Meine Hauptabsicht ist, mein ernstlichster, allen meinen Veröffentlichungen zugrundeliegender Wunsch geht dahin, die Ausrottung harmloser, freilebender Tiere zu hemmen, nicht um ihretwillen, sondern um unsertwillen, da ich des festen Glaubens bin, daß jedes einheimische wildlebende Geschöpf an sich ein kostbares Erbteil darstellt, das wir kein Recht haben zu vernichten und unsern Kindern vorzuenthalten.
Das unsinnige und brutale Werk der Zerstörung habe ich zu hemmen versucht, nicht indem ich den Verstand zu Hilfe rief – das hat sich bisher als Fehlschlag erwiesen –, sondern indem ich das Mitgefühl lebendig machte, vor allem das Mitgefühl des kommenden Geschlechts.
Viele Millionen werden jedes Jahr für Gemälde ausgegeben. Warum auch nicht? Das Geld ist gut angelegt, denn gute Bilder bereiten jedem, der sie sieht, ein dauerndes und erhebendes Vergnügen. Dabei verwenden aber die Menschen viel Mühe und Scharfsinn auf die Vernichtung harmloser wilder Tiere, aus der nichts Gutes, aber viel Unheil sprießt. Der Hauptgrund für die Erwerbung und Erhaltung guter Bilder gilt auch für die Erhaltung der meisten Tiere. Nie wird es ganz an ödem, unbenutzbarem Lande fehlen, dessen niemand zur Bebauung begehrt; und welchen besseren Gebrauch können wir davon machen, als daß wir es zur unverletzlichen Zufluchtsstätte für lebende wilde Geschöpfe machen, deren Anblick jedem eine reine Freude bereiten muß?
Wacker, der Gunder-Widder.
I.
Ich blicke auf ein unebenes, welliges Hochland im fernen Nordwesten der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Das Grau und den Purpur seines Felsengrundes unterbrechen reiche, warme Farbentöne, die neugebornen Farben des Hochlandlenzes, des echtesten Lenzes der Welt; denn nur wo es einen echten Winter gibt, kann auch ein echter Lenz seine Stätte finden. Das Dunkel ist der Maßstab für das Licht. So pflegt hier die Natur in einem Lande der langen, bangen Winternacht, wo sie ihre Freuden sechs schwere Monde lang versagt, endlich ihre Schuld zu bekennen und sie auf einmal abzutragen durch eine Frühlingspracht, die reichen Ersatz für die Zeit des Darbens beut. Einen vollen Halbjahrsrückstand an Freude begleicht sie durch eine einzige freigebige Spende, und der Zahltag ist Ende Mai. Dann feiert der Lenz, ein großer, gewaltiger, sechsfacher Lenz, auf jeder Höhe seinen Karneval.
Sogar die öde Gunderspitze, die das Nordende des Höhenrückens durchsticht, gewinnt ein etwas heitereres Aussehen. Mit allen Blumen, die es in den sechs verlorenen Monaten hätte hervorbringen können, schmückt sich jetzt das Hochland, und doch sehen wir nur eine einzige Art. Hier zu unsern Füßen und weiterhin und rechts und links und vor uns, soweit der Blick reicht, in großen, weiten Flächen blüht die purpurne Lupine. In der Nähe bedeckt sie unregelmäßige, abgerissene, zerstreute Flecke, die mit der Entfernung immer breiter und dichter werden, bis die fernen Abhänge mit langen, purpurnen Wolken gleichenden Gürteln gesäumt sind.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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