Prinz Friedrich von Homburg - Heinrich von Kleist - E-Book + Hörbuch

Prinz Friedrich von Homburg E-Book

Heinrich Von Kleist

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Beschreibung

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Ein Außenseiter als Held. Blinder Gehorsam in einem feudalistischen Staat. »Prinz Friedrich von Homburg« ist kontrovers. Bismarck befand, der Prinz sei »ein schwaches Rohr - mit seiner Todesfurcht«, eines preußischen Soldaten unwürdig. Die Nazis haben seine Unterwerfung unter das Gesetz als Sieg der Gnadenlosigkeit über die Gnade umgebogen. In den 1970er Jahren wird Kleist selbst zum Prinzen, der als Dichter »seine großen Sehnsüchte und Wunschbilder gegen die herrschenden engen Lebensbedingungen durchsetzt und schließlich, wie im Wunder, ihre paradiesische Erfüllung erlebt« (Botho Strauß).

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Heinrich von Kleist

Prinz Friedrich von Homburg

Ein Schauspiel

Fischer e-books

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Ihrer Königlichen Hoheit

der Prinzessin

Amalie Marie Anne

Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen

Bruders Sr. Majestät des Königs

geborne Prinzessin von Hessen-Homburg.

 

Gen Himmel schauend greift, im Volksgedränge,

Der Barde fromm in seine Saiten ein.

Jetzt trösten, jetzt verletzen seine Klänge,

Und solcher Antwort kann er sich nicht freun.

Doch eine denkt er in dem Kreis der Menge,

Der die Gefühle seiner Brust sich weihn:

Sie hält den Preis in Händen, der ihm falle,

Und krönt ihn die, so krönen sie ihn alle.

Personen

FRIEDRICH WILHELM, Kurfürst von Brandenburg

DIE KURFÜRSTIN

PRINZESSIN NATALIE VON ORANIEN, seine Nichte, Chef eines Dragonerregiments

FELDMARSCHALL DÖRFLING

PRINZ FRIEDRICH ARTHUR VON HOMBURG, General der Reuterei

OBRIST KOTTWITZ, vom Regiment der Prinzessin von Oranien

HENNINGS  Oberst der Infanterie

GRAF TRUCHSS  Oberst der Infanterie

GRAF HOHENZOLLERN, von der Suite des Kurfürsten

RITTMEISTER VON DER GOLZ

GRAF GEORG VON SPARREN  Rittmeister

STRANZ  Rittmeister

SIEGFRIED VON MÖRNER  Rittmeister

GRAF REUSS  Rittmeister

EIN WACHTMEISTER

OFFIZIERE, KORPORALE und REUTER. HOFKAVALIERE. HOFDAMEN. PAGEN. HEIDUCKEN. BEDIENTEN. VOLK jeden Alters und Geschlechts.

Erster Akt

Szene: Fehrbellin. Ein Garten im altfranzösischen Stil. Im Hintergrunde ein Schloß, von welchem eine Rampe herabführt. – Es ist Nacht.

Erster Auftritt

Der Prinz von Homburg sitzt mit bloßem Haupt und offner Brust, halb wachend halb schlafend, unter einer Eiche und windet sich einen Kranz. – Der Kurfürst, seine Gemahlin, Prinzessin Natalie, der Graf von Hohenzollern, Rittmeister Golz und andere treten heimlich aus dem Schloß, und schauen, vom Geländer der Rampe, auf ihn nieder. – Pagen mit Fackeln.

DER GRAF VON HOHENZOLLERN

Der Prinz von Homburg, unser tapfrer Vetter,

Der an der Reuter Spitze, seit drei Tagen

Den flüchtgen Schweden munter nachgesetzt,

Und sich erst heute wieder atemlos,

Im Hauptquartier zu Fehrbellin gezeigt:

Befehl ward ihm von dir, hier länger nicht,

Als nur drei Füttrungsstunden zu verweilen,

Und gleich dem Wrangel wiederum entgegen,

Der sich am Rhyn versucht hat einzuschanzen,

Bis an die Hackelberge vorzurücken?

DER KURFÜRST

So ists!

HOHENZOLLERN

   Die Chefs nun sämtlicher Schwadronen,

Zum Aufbruch aus der Stadt, dem Plan gemäß,

Glock zehn zu Nacht, gemessen instruiert,

Wirft er erschöpft, gleich einem Jagdhund lechzend,

Sich auf das Stroh um für die Schlacht, die uns

Bevor beim Strahl des Morgens steht, ein wenig

Die Glieder, die erschöpften, auszuruhn.

DER KURFÜRST

So hört ich! – Nun?

HOHENZOLLERN

         Da nun die Stunde schlägt,

Und aufgesessen schon die ganze Reuterei

Den Acker vor dem Tor zerstampft,

Fehlt – wer? der Prinz von Homburg noch, ihr Führer.

Mit Fackeln wird und Lichtern und Laternen

Der Held gesucht – und aufgefunden, wo?

Er nimmt einem Pagen die Fackel aus der Hand.

Als ein Nachtwandler, schau, auf jener Bank,

Wohin, im Schlaf, wie du nie glauben wolltest,

Der Mondschein ihn gelockt, beschäftiget,

Sich träumend, seiner eignen Nachwelt gleich,

Den prächtgen Kranz des Ruhmes einzuwinden.

DER KURFÜRST

Was!

HOHENZOLLERN

  In der Tat! Schau hier herab: da sitzt er!

Er leuchtet von der Rampe auf ihn nieder.

DER KURFÜRST

Im Schlaf versenkt? Unmöglich!

HOHENZOLLERN

             Fest im Schlafe!

Ruf ihn bei Namen auf, so fällt er nieder.

Pause.

DIE KURFÜRSTIN

Der junge Mann ist krank, so wahr ich lebe.

PRINZESSIN NATALIE

Er braucht des Arztes –!

DIE KURFÜRSTIN

     Man sollt ihm helfen, dünkt mich,

Nicht den Moment verbringen, sein zu spotten!

HOHENZOLLERN indem er die Fackel wieder weggibt

Er ist gesund, ihr mitleidsvollen Frauen,

Bei Gott, ich bins nicht mehr! Der Schwede morgen

Wenn wir im Feld ihn treffen, wirds empfinden!

Es ist nichts weiter, glaubt mir auf mein Wort,

Als eine bloße Unart seines Geistes.

DER KURFÜRST

Fürwahr! Ein Märchen glaubt ichs! – Folgt mir Freunde,

Und laßt uns näher ihn einmal betrachten.

Sie steigen von der Rampe herab.

EIN HOFKAVALIER zu den Pagen

Zurück! die Fackeln!

HOHENZOLLERN

   Laßt sie, laßt sie, Freunde!

Der ganze Flecken könnt in Feuer aufgehn,

Daß sein Gemüt davon nicht mehr empfände,

Als der Demant, den er am Finger trägt.

Sie umringen ihn; die Pagen leuchten.

DER KURFÜRST über ihn gebeugt

Was für ein Laub denn flicht er? – Laub der Weide?

HOHENZOLLERN

Was! Laub der Weid, o Herr! – Der Lorbeer ists,

Wie ers gesehn hat, an der Helden Bildern,

Die zu Berlin im Rüstsaal aufgehängt.

DER KURFÜRST

 – Wo fand er den in meinem märkschen Sand?

HOHENZOLLERN

Das mögen die gerechten Götter wissen!

DER HOFKAVALIER

Vielleicht im Garten hinten, wo der Gärtner

Mehr noch der fremden Pflanzen auferzieht.

DER KURFÜRST

Seltsam beim Himmel! Doch, was gilts, ich weiß,

Was dieses jungen Toren Brust bewegt?

HOHENZOLLERN

O – was! Die Schlacht von morgen, mein Gebieter!

Sterngucker sieht er, wett ich, schon im Geist,

Aus Sonnen einen Siegeskranz ihm winden.

Der Prinz besieht den Kranz.

DER HOFKAVALIER

Jetzt ist er fertig!

HOHENZOLLERN

         Schade, ewig schade,

Daß hier kein Spiegel in der Nähe ist!

Er würd ihm eitel, wie ein Mädchen nahn,

Und sich den Kranz bald so, und wieder so,

Wie eine florne Haube aufprobieren.

DER KURFÜRST

Bei Gott! Ich muß doch sehn, wie weit ers treibt!

Der Kurfürst nimmt ihm den Kranz aus der Hand; der Prinz errötet und sieht ihn an. Der Kurfürst schlingt seine Halskette um den Kranz und gibt ihn der Prinzessin; der Prinz steht lebhaft auf. Der Kurfürst weicht mit der Prinzessin, welche den Kranz erhebt, zurück; der Prinz mit ausgestreckten Armen, folgt ihr.

DER PRINZ VON HOMBURG flüsternd

Natalie! Mein Mädchen! Meine Braut!

DER KURFÜRST

Geschwind! Hinweg!

HOHENZOLLERN

   Was sagt der Tor?

DER HOFKAVALIER

           Was sprach er?

Sie besteigen sämtlich die Rampe.

DER PRINZ VON HOMBURG

Friedrich! Mein Fürst! Mein Vater!

HOHENZOLLERN

         Höll und Teufel!

DER KURFÜRST rückwärts ausweichend

Öffn’ mir die Pforte nur!

DER PRINZ VON HOMBURG

 O meine Mutter!

HOHENZOLLERN

Der Rasende! Er ist –

DIE KURFÜRSTIN

          Wen nennt er so?

DER PRINZ VON HOMBURG nach dem Kranz greifend

O! Liebste! Was entweichst du mir? Natalie!

Er erhascht einen Handschuh von der Prinzessin Hand.

HOHENZOLLERN

Himmel und Erde! Was ergriff er da?

DER HOFKAVALIER

Den Kranz?

NATALIE

   Nein, nein!

HOHENZOLLERN öffnet die Tür

           Hier rasch herein, mein Fürst!

Auf daß das ganze Bild ihm wieder schwinde!

DER KURFÜRST

Ins Nichts mit dir zurück, Herr Prinz von Homburg,

Ins Nichts, ins Nichts! In dem Gefild der Schlacht,

Sehn wir, wenns dir gefällig ist, uns wieder!

Im Traum erringt man solche Dinge nicht!

Alle ab; die Tür fliegt rasselnd vor dem Prinzen zu.

Pause.

Zweiter Auftritt

DER PRINZ VON HOMBURG

bleibt einen Augenblick, mit dem Ausdruck der Verwunderung, vor der Tür stehen; steigt dann sinnend, die Hand, in welcher er den Handschuh hält, vor die Stirn gelegt, von der Rampe herab; kehrt sich sobald er unten ist, um, und sieht wieder nach der Tür hinauf.

Dritter Auftritt

Der Graf von Hohenzollern tritt von unten, durch eine Gittertür, auf. Ihm folgt ein Page. – Der Prinz von Homburg.

DER PAGE leise

Herr Graf, so hört doch! Gnädigster HerGraf!

HOHENZOLLERN unwillig

Still! die Zikade! – Nun? Was gibts?

PAGE

               Mich schickt –!

HOHENZOLLERN

Weck ihn mit deinem Zirpen mir nicht auf!

– Wohlan! Was gibts?

PAGE

         Der Kurfürst schickt mich her!

Dem Prinzen möchtet Ihr, wenn er erwacht,

Kein Wort, befiehlt er, von dem Scherz entdecken,

Den er sich eben jetzt mit ihm erlaubt!

HOHENZOLLERN leise

Ei, so leg dich im Weizenfeld aufs Ohr,

Und schlaf dich aus! Das wußt ich schon! Hinweg!

Der Page ab.

Vierter Auftritt

Der Graf von Hohenzollern und der Prinz von Homburg.

HOHENZOLLERN indem er sich in einiger Entfernung hinter dem Prinzen stellt, der noch immer unverwandt die Rampe hinaufsieht

Arthur!

Der Prinz fällt um.

Da liegt er; eine Kugel trifft nicht besser!

Er nähert sich ihm.

Nun bin ich auf die Fabel nur begierig,

Die er ersinnen wird, mir zu erklären,

Warum er hier sich schlafen hat gelegt.

Er beugt sich über ihn.

Arthur! He! Bist des Teufels du? Was machst du?

Wie kommst du hier zu Nacht auf diesen Platz?

DER PRINZ VON HOMBURG

Je, Lieber!

HOHENZOLLERN

    Nun, fürwahr, das muß ich sagen!

Die Reuterei ist die du kommandierst,

Auf eine Stunde schon im Marsch voraus,

Und du, du liegst im Garten hier, und schläfst.

DER PRINZ VON HOMBURG

Welch eine Reuterei?

HOHENZOLLERN

   Die Mamelucken! –

So wahr ich Leben atm’, er weiß nicht mehr,

Daß er der märkschen Reuter Oberst ist?!

DER PRINZ VON HOMBURG steht auf

Rasch! Meinen Helm! Die Rüstung!

HOHENZOLLERN

          Ja wo sind sie?

DER PRINZ VON HOMBURG

Zur Rechten, Heinz, zur Rechten; auf dem Schemel!

HOHENZOLLERN

Wo? Auf dem Schemel?

DER PRINZ VON HOMBURG

Ja, da legt ich, mein ich –!

HOHENZOLLERN sieht ihn an

So nimm sie wieder von dem Schemel weg!

DER PRINZ VON HOMBURG

– Was ist dies für ein Handschuh?

Er betrachtet den Handschuh, den er in der Hand hält.

HOHENZOLLERN

         Ja, was weiß ich? –

Für sich.

Verwünscht! Den hat er der Prinzessin Nichte,

Dort oben unbemerkt vom Arm gerissen!

Abbrechend.

Nun, rasch! Hinweg! Was säumst du? Fort!

DER PRINZ VON HOMBURG wirft den Handschuh wieder weg

                    Gleich, gleich! –

He, Franz, der Schurke der mich wecken sollte!

HOHENZOLLERN betrachtet ihn

Er ist ganz rasend toll!

DER PRINZ VON HOMBURG

Bei meinem Eid!

Ich weiß nicht, liebster Heinrich, wo ich bin.

HOHENZOLLERN

In Fehrbellin, du sinnverwirrter Träumer;

In einem von des Gartens Seitengängen,

Der ausgebreitet hinterm Schlosse liegt!

DER PRINZ VON HOMBURG für sich

Daß mich die Nacht verschläng! Mir unbewußt

Im Mondschein bin ich wieder umgewandelt!

Er faßt sich.

Vergib! Ich weiß nun schon. Es war, du weißt, vor Hitze,

Im Bette gestern fast nicht auszuhalten.

Ich schlich erschöpft in diesen Garten mich,

Und weil die Nacht so lieblich mich umfing,

Mit blondem Haar, von Wohlgeruch ganz triefend

Ach! wie den Bräutgam eine Perserbraut,

So legt ich hier in ihren Schoß mich nieder.

– Was ist die Glocke jetzo?

HOHENZOLLERN

      Halb auf Zwölf.

DER PRINZ VON HOMBURG

Und die Schwadronen, sagst du, brachen auf?

HOHENZOLLERN

Versteht sich, ja! Glock zehn; dem Plan gemäß!

Das Regiment Prinzessin von Oranien,

Hat, wie kein Zweifel ist, an ihrer Spitze

Bereits die Höhn von Hackelwitz erreicht,

Wo sie des Heeres stillen Aufmarsch morgen,

Dem Wrangel gegenüber decken sollen.

DER PRINZ VON HOMBURG

Es ist gleichviel! Der alte Kottwitz führt sie,

Der jede Absicht dieses Marsches kennt.

Zudem hätt ich zurück ins Hauptquartier

Um zwei Uhr morgens wieder kehren müssen,

Weil hier Parole noch soll empfangen werden:

So blieb ich besser gleich im Ort zurück.

Komm; laß uns gehn! Der Kurfürst weiß von nichts?

HOHENZOLLERN

Ei, was! Der liegt im Bette längst und schläft.

Sie wollen gehen; der Prinz stutzt, kehrt sich um, und nimmt den Handschuh auf.

DER PRINZ VON HOMBURG

Welch einen sonderbaren Traum träumt ich?! –

Mir war, als ob, von Gold und Silber strahlend

Ein Königsschloß sich plötzlich öffnete,

Und hoch von seiner Marmorramp’ herab,

Der ganze Reigen zu mir niederstiege,

Der Menschen, die mein Busen liebt:

Der Kurfürst und die Fürstin und die – dritte,

– Wie heißt sie schon?

HOHENZOLLERN

    Wer?

DER PRINZ VON HOMBURG er scheint zu suchen

            Jene – die ich meine!

Ein Stummgeborner würd sie nennen können!

HOHENZOLLERN

Die Platen?

DER PRINZ VON HOMBURG

 Nicht doch, Lieber!

HOHENZOLLERN

      Die Ramin?

DER PRINZ VON HOMBURG

Nicht, nicht doch, Freund!

HOHENZOLLERN

      Die Bork? die Winterfeld?

DER PRINZ VON HOMBURG

Nicht, nicht; ich bitte dich! Du siehst die Perle

Nicht vor dem Ring, der sie in Fassung hält.

HOHENZOLLERN

Zum Henker, sprich! Läßt das Gesicht sich raten?

– Welch eine Dame meinst du?

DER PRINZ VON HOMBURG

   Gleichviel! Gleichviel!

Der Nam ist mir, seit ich erwacht, entfallen,

Und gilt zu dem Verständnis hier gleichviel.

HOHENZOLLERN

Gut! So sprich weiter!

DER PRINZ VON HOMBURG

      Aber stör mich nicht! –

Und er, der Kurfürst, mit der Stirn des Zeus,

Hielt einen Kranz von Lorbeern in der Hand:

Er stellt sich dicht mir vor das Antlitz hin,

Und schlägt, mir ganz die Seele zu entzünden,

Den Schmuck darum, der ihm vom Nacken hängt,

Und reicht ihn, auf die Locken mir zu drücken

– O Lieber!

HOHENZOLLERN

Wem?

DER PRINZ VON HOMBURG

O Lieber!

HOHENZOLLERN

          Nun, so sprich!

DER PRINZ VON HOMBURG

– Es wird die Platen wohl gewesen sein.

HOHENZOLLERN

Die Platen? Was! – Die jetzt in Preußen ist?

DER PRINZ VON HOMBURG

Die Platen. Wirklich. Oder die Ramin.

HOHENZOLLERN

Ach, die Ramin! Was! Die, mit roten Haaren! –

Die Platen, mit den schelmschen Veilchenaugen!

Die, weiß man, die gefällt dir.

DER PRINZ VON HOMBURG

  Die gefällt mir. –

HOHENZOLLERN

Nun, und die, sagst du, reichte dir den Kranz?

DER PRINZ VON HOMBURG

Hoch auf, gleich einem Genius des Ruhms,

Hebt sie den Kranz, an dem die Kette schwankte,

Als ob sie einen Helden krönen wollte.

Ich streck, in unaussprechlicher Bewegung,

Die Hände streck ich aus, ihn zu ergreifen:

Zu Füßen will ich vor ihr niedersinken.

Doch, wie der Duft, der über Täler schwebt,

Vor eines Windes frischem Hauch zerstiebt,

Weicht mir die Schar, die Ramp’ ersteigend, aus.

Die Rampe dehnt sich, da ich sie betrete,

Endlos, bis an das Tor des Himmels aus;

Ich greife rechts, ich greife links umher,

Der Teuren einen ängstlich zu erhaschen.

Umsonst! Des Schlosses Tor geht plötzlich auf;

Ein Blitz der aus dem Innern zuckt, verschlingt sie;

Das Tor fügt rasselnd wieder sich zusammen:

Nur einen Handschuh, heftig, im Verfolgen,

Streif ich der süßen Traumgestalt vom Arm:

Und einen Handschuh, ihr allmächtgen Götter,

Da ich erwache, halt ich in der Hand!

HOHENZOLLERN

Bei meinem Eid! – Und nun meinst du, der Handschuh,

Der sei der ihre?

DER PRINZ VON HOMBURG

       Wessen?

HOHENZOLLERN

    Nun, der Platen!

DER PRINZ VON HOMBURG