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Ein schwarzes, kleines Katzenfindelkind nimmt zwei grosse, weisse Zweibeiner "Fraule und Herrle" in Beschlag. Pussy soll das Kätzchen heißen. Wer hätte gedacht, wie schnell das Pussy-Katzerl, eine ganz alltägliche, kleine Hauskatz, das ganz alltägliche Leben und Treiben von Herrle und Fraule bestimmt? Welche Überraschungen hält das Katzerl bereit? Kann eine schwarze Katze Schicksalsschläge lindern? In humorvoller Sprache wird der Leser in 26 kleinen Kapiteln durch den Alltag, das Leid und die Freud einer Hauskatze geführt und in ansprechender Weise gezeigt, wie eine Katze der Lichtblick im Leben von Menschen sein kann. Pussy kann glücklich machen, Freude und Lachen schenken, Kummer und Sorgen vergessen lassen, Traurigkeit und Langeweile vertreiben, Schmerzen erleichtern, beruhigen, trösten und wärmen. Die zu den einzelnen Kapiteln passenden Katzenfotos runden die Erzählung ab und lassen den Leser die Welt einer Hauskatze erleben. Schwarze Katzen bringen Glück!
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Seitenzahl: 102
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In liebevollem Gedenkenposthumaus dem Nachlass herausgegeben
Hellmuth Sudheimer
Pussy-Katzerl
Ein Büchlein für alle Katzenfreunde
© 2021 Hellmuth Sudheimer
Herausgeberin: Ursula Sudheimer
Autor: Hellmuth Sudheimer
Bildnachweis:
www.pixabay.com
www.istockphoto.com
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-34048-0
Hardcover:
978-3-347-34049-7
e-book:
978-3-347-34050-3
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Vom ganz alltäglichen Lebenund Treibeneiner ganz alltäglichenkleinen Hauskatz
Kleine schwarze Katze spielerischbewegt von Dunkelheitenschmeichelnd um den hellen Tisch,in den Augen Jenseitsweiten.
Manchmal fremden Einsamkeitenins Leere schreiend, hingegeben,wie aus unbekannten Zeitenangefüllt mit Urweltleben.
Dann mit stillem großem Schauenachtend nahes Ungeschehenund vielleicht erfüllt vom Grauendessen, was wir nicht mehr sehen.
Schlaf, durchzuckt vom Traum von Riesenund von kleinen Futterfreuden,uns so fernen Paradiesen,deren Licht sie würd‘ vergeuden.
Hellmuth Sudheimer
1960-04-22-
Inhalt
Liebe auf das erste Blinzeln
Kinderstube
Pussy wird`s Reisekatzerl
Zuhaus
Hauptereignis: Essenszeit
Begrüßung
Verschwunden
Fliegenjagd
Fußballspiel
Pussy inspiziert
Ein Feind
Komm, spiel mit mir!
Bettszenen
Kampf mit dem Halm
Wasser – brr! „Gock gock gock“!
Reinfall
Wir lieben „Höhenluft“
Wir reden…
Pussy liebt Blumen und Sonnenschein
Das rote Ungeheuer
Seltsame Außenwelt – Im Geschirrchen
Im Schnee
Gefahr auf Bäumen
Liebesschmerzen
Wir werden berühmt
So leben wir
Liebe auf das erste Blinzeln
An der Hauswand auf der Straße streicht uns das kleine schwarze Etwas entgegen. Gerade ein wenig größer als eine Ratte ist es. Fröhlich hat es sein Schwänzchen hochgerichtet, ein schief geratenes Ausrufungszeichen. Das untere Ende davon, der „Punkt“, ist ein bisschen quergerutscht, das Ganze pechkohlrabenschwarz und wahrhaftig ein Katzerl, wie man hier im Bayerischen Walde sagt. Hallo, das ist die Welt! Spricht das Schwänzchen, es ist wirklich nur erst ein Schwanzerl. Ein zärtliches „Mih! Mih!“ piept sein junges vierbeiniges Anhängsel: Hier, da bin ich! Womit es uns freundlich anblinzelt. Mehr vermögen wir ja nun eben noch nicht, als gerade etwas zu piepen und blinzeln. Halb geschlossen sind noch die kleinen Augen Aber gewiss, die Welt ist gut, nicht wahr, ihr großen Zweibeiner, und ich will sie mir erobern.
Nun, sie hat uns erobert. Und wie. Schon hab ich sie beim Wickel. „Hast dich verlaufen, Kleines?“ sagt meine Frau. Der schwarze Punkt denkt nicht dran. Ich bin hier richtig. Widerstand? Diese Kinderkatzenseele ist offenbar erfüllt von einem göttlichen Vertrauen auf die ach so böse Welt. Keine Ahnung vom bethlehemitischen Ertränkungsmord unzähliger Kätzchen alle Jahr im Frühling. Hier, Stein und Kätzchen in den Sack, zugebunden, weg damit ins tiefe Wasser.
Wer kann gegen so viel Zutrauen widerstehen. Wir nicht.
Doch in der Welt geht es geregelt zu. Hat alles seine Bürokratie, ich glaube, auch die Ameisen haben eine. Also strenges Examen. Wo kommst du her, wo willst du hin? Aus einem breiten grauen Torweg, der schon ein paar hundert Jahre das Gähnen und daher die Maulsperre hat. Darin hockt, seitwärts in einer türverschlossenen Höhle, eine Schustergesellschaft.
„Gehört Ihnen vielleicht das Viecherl?“ frag ich.
„Naa!“, echt bayrisch. „Is zuglaafa! Ghört neamand. Woin Sie`s ham? Kennens mitnehma!“
„Dank schö! Scho recht!“
So hat sie uns beschlagnahmt. Wir sind unweigerlich adoptiert. Schon hat meine Frau die weiche schwarze Ratt` an der Brust unter der Wolljacke und streichelt das Seidenfellchen. Nicht schlecht, denkt die Kleine und rührt sich nicht. So gut hab ich`s lang nicht gehabt.
Aber Frauchen ist besorgt. Da muss doch jemand im Haus der Miezi Milch gegeben haben?
Gewiss, aus Mitleid, sagen die Schustersleut.
Frauchen hat Angst. Könnt nicht jemand den Findling zurückfordern? Fraule hat das weiche Warme an ihrer Brust bereits lieb. Sie birgt es vor den Leuten. Wir sind selbst zum Diebstahl schwer entschlossen. Zum Katzendiebstahl. Wir stehlen keine kleinen Kinder von der Straße, aber ein junges Katzenstromerchen. Ein „-chen“, muss man schon sagen.
Warm schlägts im Herzen der Frau. „Behalten wir`s?“ „Ja!“ sagt er, nämlich ich. Ein Manneswort. Denn auch ich …, nun ja. Wie lange wünschen wir uns schon einen stolzen Siamkater. So einen edlen, blauäugigen Aristokraten. Aber so kommt es. Da flammt die Liebe auf, und statt des teuren siamesischen Tempelherrn tut`s auch eine Feld-, Wald- und Wiesen-Hauskatz. Wo die Liebe hinfällt. Sie ist für die Katz. Für die Katz schlechthin.
Auch fürs Katzerl. Könnts nicht – mein Bruder, meine Schwester sein? Sie ein Mensch, und ich die Katz, wenn die Entwicklung von den Urzellen her andersrum gegangen wär? Wie sagt die indische Lehre Buddhas: Auch im Tier ist eine Seele auf der Wanderschaft durch viele Wiedergeburten zur Vollendung.
Kätzchen, hast du eine Seele, wiedergeboren aus einem Menschen? Oder willst du vielleicht einmal, in späteren Jahrmillionen ein Mensch werden?
Und ob sie eine Seele hat. Eine recht komplizierte sogar. Wir bekommens noch zu spüren, Ihr Leid und Freud einer Katzenseele.
Aber wer kann auch Ihro Lieblichkeit, diesem jungen, hübschen, schwarzen Teifi wiederstehen. Weich und klein die schwarzen Katzenkinderpfötchen, schwarz ist alles an ihr, von der kleinen frechen Stupsnase bis zur Pinselspitze des Schwänzchens. Warm und lebendig dazu in all ihrer Kleinheit. Man fühlt das Herzchen gegen die dünnen Rippen pochen. Jetzt schnurrt das Viecherl gar. Hier bin ich, an Frauchens Busen, hier bleib ich. Liebe auf das erste Blinzeln. –
… Frauchen hat gerade die englische Tour. Wir müssen die Kleine taufen. Pussy soll sie heißen, entscheiden wir. Wie die geliebten Mausekatzen in England. Nicht Murr, wir wissen ja auch noch nicht, ob`s ein Katerle ist. Nicht Spiegel, wie Gottfried Kellers schlauer Märchen-Katzenherr. Wir gehören keinem Hexenmeister. Nicht Ypsilon, wie jener liebenswürdige Österreicher Ginzkeys. Und gestiefelt sind wir schließlich auch nicht. Außerdem waren das alles Kater. Pussy passt immer, auch für Katzen-Evas. Also Pussy, damit wären wir getauft.
Kinderstube
Bist Du weise, kleines Katzentier? Deinesgleichen verehrten schon die alten Ägypter als göttlich. Aber du scheinst bei deiner Mutti nicht gerade die Weisheitsmilch genuckelt zu haben. Nein, du lernst es nie. Da hat Pussy ihr Eckchen, die Sandkiste, wo man bei drängenden Geschäften so schön dem Kratzinstinkt folgen kann. Doch lässt sich nicht auch auf einer Couch gut kratzen? Pussy ist dieser Ansicht. Und schließlich, kratzen kann man ebenso auf dem Fußboden, wenn der sich auch verteufelt glatt anfühlt und so wenig „sandig“.
Arme Katzenseele! Da putzt du dich und leckst dich, da streckst du dein Hinterbeinchen vor dir in den Himmel, damit du mit deinem kleinen Waschlappen von Zunge deinen Oberschenkel bearbeiten kannst, da drehst und verrenkst du dich bei dieser schwierigen „Arbeit“, die deine ganze winzige Persönlichkeit in Anspruch nimmt. Du gibst dir so große Mühe, aber – den bösguten Zweibeinern genügt deine Reinlichkeit, deine possierliche, nicht. Es ist so schwer zu lernen, wo man „darf“ und wo nicht. Was man darf und was nicht. Geschäftchen hierhin, Geschäftchen dorthin. Bekommt man Prügel, Backpfeifen, wie in „Katzbalgereien“ üblich, am Tatort, nun gut, geht man nächstens daneben hin. Aber auch das ist nicht recht. Dann wird man gegriffen, oben am Genick, wo man nicht hinlangen kann, auch wenn man alle krallenbewehrten Viere ausstreckt, man weint und mauzt gotterbärmlich, doch man bekommt seine Tracht. Freilich ein paar Kratzer kann man den strafenden Händen doch anbringen, welche Befriedigung! Man knurrt dazu, ziemlich laut, siehst du, ich kann auch! Ich bin nicht wehrlos. Einen Hund darfst du vielleicht ungestraft schlagen, aber nicht mich Pussy-Katz. Niemals sieht man Herrle und Fraule ohne diese „Orden“ ihrer Katzenerziehungskunst.
So gewöhnt Pussy sich an, auch nach Benützung dies richtigen Örtchens einen krummen Buckel zu machen: Man kann nie wissen. Schwänzchen hoch, springt sie vor, springt sie zurück: auf in den Kampf, Torero, wir sind katzenmäßig gerüstet.
Tapfer ist der kleine Teifi! Doch wird es ernst, so ist schnelle Flucht der bessere Teil der Tapferkeit: schnell unter die Couch. Da kehrt das Herrle sie hervor mit dem Besenstiel. Schon saust ein schwarzer Blitz quer durchs Zimmer unter das Sofa. Der Besenstiel folgt. Jetzt gibt’s unter den Schrank. Herrlich, dies Jagen und Fangenspielen: krieg mich doch, so denkts Viecherl. Es zucken die schwarzen Blitze über den Fußboden – bis das Herrle vielleicht doch den Anlass vergisst. Aber leider, die Zweibeiner haben ein gutes Gedächtnis.
Was ist nicht alles verboten! Man lernt bald, dass ein scharfer Ruf „Pussy!“ bedeutet: Weg da, sonst gibt’s was.
Auf den Tisch zu springen ist man noch zu klein. Steht ein Stuhl davor, gelingts schon eher. Aber Wehe, betritt ein Zweibeiner das Zimmer. Husch, nix wie unters Sofa! Man hat Erfahrungen.
Aber wenn das Fraule oder Herrle am Tisch sitzt und arbeitet, -- hupf, rauf auf den Schoß, hat man auch eben vielleicht eine kleine Abreibung gekriegt. Ich liebe es halt, warm da oben zu hocken, leg meine schwarzen Pfötchen um und genieße. Da wird behaglich geschnurrt, zumal hin und wieder eine sanfte Hand einem übers Fell streichelt. Alles Frühere – vergeben, vergessen.
**********
Endlich hat Pussy es heraus: Da ist doch auch im Nachbarzimmer eine Katz!
Öffnet ein Zweibeiner das Zimmer, -- schwupp, saust etwas Schwarzes an seinen Beinen vorbei und drüben ist es, das Pussy-Viecherl.
Da steht das fremde Katzenwesen, grau und weiß gefleckt, steht überrascht und äugt. Jung ist es auch, aber freilich, viel, viel größer und stärker. Dazu hat die Grauweiße schon ihre Erfahrungen in Feld, Wiesen und Scheunen. Scharf zupacken hat sie gelernt, und die Zweibeiner verfahren auch nicht immer glimpflich mit ihr. Da gibt es Leute, die schlagen nach ihr, sie meinen, das sei Spiel, aber wer soll das wissen, da tatzt sie dawider, Kratzer gibt es, und schon heisst es: „Böse Katz“!
Doch hier: was ist das, dies Kleine, Schwarze. Offenbar auch etwas Kätzisches. Da muss man den Katzenkomment einhalten. Mit aller Vorsicht beschnuppert man sich also gegenseitig, Näschen an Näschen. Nicht wie die Hunde, rund herum.
Vorsichtig, langsam, die Augen auf die andere gerichtet, geht Pussy rückwärts. Nein, Madame, Sie scheinen mir viel zu groß. Im Augenblick sind sie mir ein wenig unheimlich. Jedenfalls sehen Sie nicht ungefährlich aus.
Oder – versucht man‘s – doch?
Die Große tritt an das kleine Schwarze heran, wischt mal so mit der Pfote durch die Luft, zieht einen kleinen Luftschlag: Willst du? Wie wär‘s?
Pussy traut dem Frieden nicht. Lieber noch ein Schrittchen zurück.
Die Große wiederholt das Spiel.
Aha, nur Spiel, erkennt unser Kleines. Und schon – springt das schwarze Wollbällchen die Große an: Na, los! Zeig was du kannst.
Und alsbald, hast du, was kannst du, da geht’s durchs Zimmer, hetz hin, hetz her, mal lieg ich oben, mal liegst du oben, man balgt sich, wälzt sich, legt sich auf den Rücken, springt, auf vier Beinen, auf zwei Beinen, rollt sich, saust, ein schwarzes Wiesel, um alle Ecken, greift wieder an, knurrt böse, wenn die Große schärfer wird, -- aber oh, welche Lust, mit seinesgleichen sich balgen zu können.
… So groß ist die Lust, das Pussy drum ihr Leben riskiert. Da ist sie allein in ihrem ersten Zimmer und hat Sehnsucht nach dem Spielkameraden. Gelegentlich öffnet ein Zweibeiner die Tür zwischen den beiden Räumen. Auf so etwas haben wir gewartet, nicht umsonst an der Ritze gesessen: Schon witscht das kleine schwarze Ding durch den ersten Spalt, beinah wirds von der Tür zerquetscht, schreit, -- da ists noch einmal gerettet.
Ja, nun ist auch gar dies Spiel verboten. Selten nur lassen die Zweibeiner die beiden zusammenkommen. Die Große könnte zubeißen, und unser Kleines lebt nicht mehr. Die Grauweiße ist noch keine Katzenmutter, sie ist schon verdorben, zu grob für feine Manieren.
Aber was schiert sich Pussy um feine Manieren, wenn sie sich nur balgen kann.
Pussy wird`s Reisekatzerl
Pussy findet es herrlich. Frauchen rennt hin und her, Herrchen desgleichen. Pussy jagt dem Herrle an die Hosenbeine, dem Frauchen an die Strümpfe, worauf ein Schreckensruf erschallt: „Pussy, du zerreißt mir …“. Da ist das kleine Ungetüm schon wieder unter dem Sofa.
Dann aber wirds ernst. Ein Griff, und das schwarze Fellchen mit zappelnden Beinen verschwindet in der großen Einkaufstasche von Frauchen.
Ein Zug am Reißverschluss, und Pussy sitzt im Dunkeln: gefangen!