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Voller erstaunlicher Fakten über das Tierreich und mit viel Humor berichtet Bibi Dumon Tak in ihrem Buch für Kinder ab 9 Jahren, wie kurzweilig es sein kann, wenn Tiere über einander Referate halten! Die Tiere beschließen: Es wird Zeit, dass sie mal selbst über sich erzählen. Der Mensch sieht schließlich alles nur durch seine eigene Brille. Jedes Tier sucht sich ein anderes Tier aus, über das es erzählt: der Regenwurm die Anakonda, der Putzerfisch den Hai... Dabei erfahren nicht nur die anderen Tiere, sondern auch wir Menschen jede Menge Erstaunliches, Lustiges und Lehrreiches darüber, was es für Tiere auf der Welt gibt, wo und wie sie leben und vieles mehr. Hättest Du gewusst, dass es nur sieben ausschließlich schwarz-weiße Tierarten gibt? Und dass der Blaue Drache kein Fabeltier, sondern eine Nacktschnecke ist? Es lohnt sich, den Tieren zuzuhören! Kongenial und mit einem Augenzwinkern bebildert von Annemarie van Haringen - ein tolles Geschenk für alle kleinen und großen Tierfreunde!
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Bibi Dumon Tak & Annemarie van Haeringen
Was Tiere über sich erzählen
Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik
Vorweg …
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Zum Schluss …
Register
Das hier sind Referate von Tieren über andere Tiere. Referate können nämlich superviel Spaß machen. Vor allem, wenn sie mal nicht von der Tierart Mensch gehalten werden. Referate von Menschen sind oft sterbenslangweilig.
Warum?
Weil der Mensch alles durch seine eigene Brille sieht. Jedes Mal wieder:
Mensch für Mensch.
Kind für Kind.
Klasse für Klasse.
GÄHN!
Darum wird es Zeit für einen frischen Blick:
Tier für Tier.
Los geht’s!
»Hallo,ich bin ein Gewöhnlicher Putzerfischund halte heute ein Referatüber den Hai.
Haie gelten als echte Räuber. Sie fressen am laufenden Band Fische und andere Meerestiere. Wir Putzerfische sehen sie manchmal wie Torpedos hinter ihrer Beute durchs Wasser schießen. Das bringt uns Putzerfische zum Lachen: was für eine Panik bei den anderen Fischen, wenn ein Hai sich nähert! Manchmal jagen Haie sogar in der Gruppe. Dann umzingeln sie ihre Opfer. Und hast du nicht gesehen, happs und weg, nicht umsonst haben Haie ein großes Maul. Daraus zu entkommen ist unmöglich. Einmal drin und das war’s dann. Es sei denn, du bist ein Gewöhnlicher Putzerfisch wie ich. Aber heute geht es nicht um Putzerfische, sondern um Haie.
Gewöhnliche Putzerfische haben eine Reinigungsfirma vor Ort. Mit ›vor Ort‹ ist das Korallenriff gemeint. Jeder Fisch, der sich schmutzig fühlt, meldet sich bei unserer Waschstraße an. Und oft sind die Fische richtig dreckig. Hättest du nicht eher kommen können?, frage ich mich dann. Hinter ihren Finnen, wie man ihre Rückenflossen nennt, wimmelt es von Parasiten, kleinen Tieren, die auf der Haut und auf den Schuppen von Wassertieren leben. Manchmal schleppt unsere Kundschaft einen halben Zoo mit sich herum.
Wir bedienen alle, keine Frage. Wir schrubben Fische in allen Formen und Größen, sag ich jetzt mal. Aber dieses Referat handelt nicht von Fischen im Allgemeinen, sondern speziell von Haien. Was daran liegt, dass Haie meine Lieblingskundschaft sind. Darum also dieses Referat.
Der Hai ist mein Lieblingsfisch, weil er immer so leckere Essensreste zwischen seinen Zähnen hat. Und er hat viele Zähne. Unzählbar viele. Weiß und scharf sind sie. Die im Unterkiefer sind kleiner als die im Oberkiefer. Zwischen den ganzen Zähnen bleibt alles hängen. Und wir putzen das dann weg. Machen wir das nicht, kommt es zu Entzündungen durch die hängen gebliebenen Essensreste im Maul. Wir Putzerfische halten das Haigebiss gut in Schuss.
Nach einer solchen Gebissreinigung untersuchen Putzerfische außerdem den restlichen Körper des Hais auf kleine Verletzungen. Die sind bei Haien und ihrem wilden Lebensstil gang und gäbe. Wir sind verrückt nach Wundflüssigkeit und toten Hautfetzen. Manchmal putzen wir im Team, weil so ein Hai für uns ewig lang ist. Rund um seine Kiemen und Flossen findet sich der meiste Dreck. Das ganze Zeug entsorgen wir bei unserer Behandlung gleich mit. All inclusive nennt man das in unserer Branche. Aber gut, ich soll heute über Haie reden und nicht über Putzerfische.
Wir Gewöhnlichen Putzerfische können unserer Arbeit bei so einer Reinigungssession in aller Ruhe nachgehen. Ja, es ist ein schmutziger Job, aber wir lieben ihn. Haie vergessen während unserer Putzaktionen manchmal sogar zu treiben und sinken wie tote Quallen zu Boden. So sehr genießen sie unsere Behandlung! Und fressen uns darum nicht auf.
Wenn ein Hai von uns geputzt werden will, verhält er sich superhöflich. Also, uns Putzerfischen gegenüber halt. Er harrt regungslos vor unserer Waschstraße aus. Manchmal gibt es eine Warteschlange von fünf Haien oder so. Fünf superzahme Besucher, die sich plötzlich ganz geduldig geben. Auf diese Weise zeigen sie uns Putzerfischen an, dass es Arbeit gibt. Eigentlich sind Haie von uns abhängig. Ohne Putzerfische hätten sie kein Leben. Darum geht mein Referat über Haie.
Übrigens sind auch Falsche Putzerfische unterwegs. Ernsthaft. Die tun so, als wären sie Gewöhnliche Putzerfische, aber sobald der Hai seine Flossen entspannt im Wasser ausstreckt und sich sinken lässt, beißen sie ein Stück aus der gesunden Haut des Hais und schwimmen weg. Kannst du dir das vorstellen? Da liegt so ein Hai superentspannt auf dem Boden des Ozeans und freut sich auf die sanften Lippen des Gewöhnlichen Putzerfischs – wir Putzerfische gehören nämlich zur Familie der Lippfische – und dann beißt ihm auf einmal jemand in den Allerwertesten. Ehe der Hai kapiert, was passiert, ist der Schwindler schon wieder weg. Diese Schwindler heißen folglich Falsche Putzerfische. Sie gehören auch nicht zu unserer ehrlichen Familie der Lippfische, sondern zur Familie der Schleimfische, wie sie offiziell heißen. Na, dieser Familienname sagt ja wohl genug.
Jetzt wisst ihr alles über Haie. Ach ja, ganz selten wird ein Putzerfisch aus Versehen oder auch absichtlich von einem Hai gefressen. Das nennt man Berufsrisiko.
So, das war mein Referat über Haie. Gibt es noch Fragen?«
»Ja!«
»Was willst du wissen, Fuchs?«
»Also, wie viele Zähne hat ein Hai eigentlich genau?«
»Das hängt von der Haiart ab. Schwer zu sagen. Das können hundert sein oder auch tausend. Einem Hai wachsen sein Leben lang immer wieder Zähne nach. Wenn ein Zahn abgenutzt ist, kommt ein neuer zum Vorschein. Lass es mich mal so sagen: Wir Putzerfische haben immer Arbeit, egal ob Haie jung oder alt sind, sie haben nie Lücken im Gebiss.«
»Danke, Putzerfisch.«
»Gern geschehen, Fuchs. Noch mehr Fragen? Nein? Danke fürs Zuhören.«
»Hallo,ich bin eine Amselund mein Referat heute handeltvom Halsbandsittich.
Der Halsbandsittich ist ein ziemlich auffälliger Vogel. Er ist knallgrün und hat einen großen roten Schnabel, aus dem furchtbare Laute kommen. Wirklich ohrenbetäubend. Ohrenbetäubender als der ganze Straßenverkehr in der Stadt, Martinshörner inklusive. Und Kinderkreischen nicht zu vergessen. Wir Amseln lieben die Stadt und die Gärten und die Schulhöfe, aber sobald sich ein paar dieser grünen Tröten nähern, machen wir uns hübsch aus dem Staub.
Halsbandsittiche gab es hierzulande früher nicht. Sie steckten einst in Käfigen, wurden dann aber irgendwann von ihren Besitzern freigelassen. Wahrscheinlich, weil die von dem ganzen Geschrei im Haus verrückt wurden. Die Halsbandsittiche flogen weg und bekamen Kinder und noch mehr Kinder und jetzt schreien sie in unseren Parks zu Tausenden Zeter und Mordio.
Sie schreien, weil sie keine Singvögel sind. Sie schreien, weil sie gar nicht anders können. Sie haben keinen Stimmkopf in der Kehle, mit dessen Hilfe sie singen könnten. Sogar Krähen und Elstern haben einen solchen Stimmkopf, auch Syrinx genannt, dabei sind die schon kaum zu ertragen. Jetzt stell dir mal vor, was ganz ohne Syrinx passiert. Das führt zu dem Geräusch, das die Halsbandsittiche machen. Als ginge den ganzen Tag Luftalarm.
Was sie sich gegenseitig zurufen, ist uns Amseln ein Rätsel. Es macht den Eindruck, als wäre der Halsbandsittich in einem Zustand der Dauerpanik. Oder im Kriegszustand. Er trompetet durch alles hindurch. Wenn wir Singvögel versuchen würden, diese Laute nachzumachen, würde es uns die Stimmbänder zerreißen und wir könnten danach nicht mehr singen.
Wenn die Halsbandsittiche mal nicht schreien, machen sie alles kaputt. Sie brechen die Knospen von den Bäumen ab und stürmen in Mannschaftsstärke die Futterhäuschen, die der Mensch für die Vögel aufstellt. Wegen ihrer kräftigen Schnäbel sind sie die Bestimmer. Ständig machen sie Randale.
Trotzdem wäre ich manchmal gerne ein Halsbandsittich. Lärm zu machen muss herrlich sein. So richtig außer Rand und Band zu sein auch. Amseln sind nie außer Rand und Band. Amseln haben sich immer unter Kontrolle. Nur in Ausnahmefällen gehen sie singend aus sich raus. Aber das passiert nur im Frühling und auch nur den Männchen. Ich bin ein Weibchen und manchmal wäre ich am liebsten grün statt braun, mit einem roten Schnabel und grenzenlos frei. Manchmal würde ich die Bäume am liebsten krumm und schief schreien. Darum ging mein Referat über den Halsbandsittich, weil ich ihn insgeheim bewundere.
Gibt es Fragen? Nein? Gut, dann vielen Dank fürs Zuhören.«
»Ich bin ein Halsbandsittichund darumgeht mein Referatüber Singvögel.
Ich bin kein Singvogel, wie die Amsel schon gesagt hat.
Singen kann ich irgendwie schon, aber die anderen Vögel halten nichts davon. Die finden, ich schreie nur.
Singvögel dagegen können richtig singen, weil sie etwas in ihrer Kehle haben, das Syrinx genannt wird. Man spricht es ›Sierinks‹ aus. Es ist ein Lautbildungsorgan. Das habe ich auf Wikipedia gelesen. Und die Amsel hat ja auch schon davon gesprochen. Ich sag dazu aber nicht ›Lautbildungsorgan‹, sondern ›Singorgel‹.
Hahaha!
Singvögel haben also eine Singorgel in ihrer Kehle und können darum zwitschern. Wikipedia sagt, dass bestimmte Halsmuskeln der Vögel sogenannte Membranen zum Schwingen bringen.
Ich musste das Wort ›Membran‹ erst mal nachgucken, weil ich nicht wusste, was das ist, nämlich eine Art Haut zwischen zwei Räumen. Ich glaube, damit ist gemeint, dass eine Membran so was wie die dünne Folie auf einem frischen Glas Vogel-Erdnussbutter ist. Das Häutchen ist dann also eine Membran. Aber so winzig, dass sie in einen Vogelhals passt. Und ich spreche hier nicht von einem Schwanen- oder Straußvogelhals, das sind nämlich keine Singvögel, sondern von dem winzig kleinen Hals einer Nachtigall, zum Beispiel.
Kommen noch alle mit?
Die Singvögel haben also alle dieses Häutchen wie auf den Erdnussbuttergläsern in ihrem Hals. Und wenn dieses in Schwingung gerät, spricht man von Zwitschern.
Tja, ich würde die Gläser lieber leer futtern, als so was im Hals zu haben. Aber ich muss zugeben, dass manche Vögel echt megaschön singen können. Darum halte ich mein Referat über Singvögel.
Unter den Singvögeln ist der Zaunkönig mein Lieblingsvogel. Das liegt daran, dass er ein ganz schöner Wichtigtuer ist. Klitzeklein, dafür aber echt nicht zu überhören. Als hätte er Megamembranen im Rachen. Riesen-Erdnussbuttergläser mit Häuten so groß wie wehende Segel. Zaunkönige singen megalaut. Nicht nur im Frühling, sondern auch im Winter.
Es gab da mal einen Wettbewerb, von Menschenhand organsiert. Habe ich jedenfalls im Internet gelesen. Das waren die Top 100 des schönsten Vogelgesangs. Alle Vögel durften mitmachen, also auch die Nicht-Singvögel. Megatoll, niemand wurde ausgeschlossen. Hauptsache Federn. Wir Halsbandsittiche haben alles gegeben, trotzdem tauchen wir in der Liste nicht auf. Nicht mal auf Platz hundert oder so.
Weil mein Referat nicht länger als fünf Minuten dauern darf, kann ich nicht die ganze Liste aufzählen. Darum hier kurz die Singvögel-Top 5:
Amsel
Nachtigall
Singdrossel
Rotkehlchen
Zaunkönig
Mit den Top 100 bin ich nur teilweise einverstanden. Der Zaunkönig hätte natürlich auf Platz eins gehört. Und was mir wirklich ein Rätsel ist, ist, dass der Uhu und der Kuckuck auch darunter sind. Die wiederholen doch nur ihren eigenen Namen.
Hallo, so kann ich auch gewinnen. Wobei ›Halsbandsittich‹ schwer auszusprechen ist.
Dabei hat der Uhu nicht mal einen richtigen eigenständigen Namen, sondern heißt nur, wie er klingt: ›U-hu‹. Na toll.
Das Braunkehlchen ist der große Verlierer des Wettbewerbs, es landete nämlich als Letztes auf Platz hundert. Dann lieber gar nicht unter den Top 100 sein wie wir.
Außerdem frage ich mich, was der Waldkauz auf Platz sieben verloren hat. Macht Geräusche wie ein Gespenst. Wirklich wahr. Wo der Waldkauz wohnt, kannst du uns Halsbandsittiche lange suchen. Stell dir vor, du schläfst seelenruhig auf einem Ast und plötzlich segelt da mitten in der Nacht so ein Nachtgespenst an dir vorbei. Nein danke.
Wie, die Zeit ist schon um? Ich war noch nicht fertig. Dann rufe ich den Rest einfach vom Zaun.«
Vom Zaun:
»Der Rabe war unter den Top 100 auf Platz dreiundsiebzig. Der macht nur ›Krah‹. Verrückt.
Und der Rohrschwirl. Das ist ein kleiner Vogel, der brummt wie ein Motorroller. So sind die Rohrschwirle: kaum zu sehen, aber umso besser zu hören. Einen Heidenlärm veranstalten die!
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