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Der edle Schimmel Tam hat Erlengrund verlassen müssen und lebt jetzt auf Gut Wildbach. Als Mia ihre Sommerferien dort verbringen darf, ist sie überglücklich. Endlich kann sie bei ihrem geliebten Pferd sein! Doch leider kommt nicht alles, wie sie es sich vorgestellt hatte: Tam verletzt sich und darf den Sommer über nicht geritten werden. Und das ist erst der Anfang vom Unglück…
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Außerdem von Dagmar Hoßfeld im Carlsen Verlag lieferbar:Carlotta – Internat auf Probe Carlotta – Internat und plötzlich Freundinnen Carlotta – Film ab im Internat! Conni & Co – Conni und der Neue Conni & Co – Conni und die Austauschschülerin Conni & Co – Conni and the Exchange Student Conni & Co – Conni, Anna und das wilde Schulfest Conni & Co – Conni, Billi und die Mädchenbande Conni & Co – Conni, Mandy und das große Wiedersehen Conni & Co – Conni, Phillip und das Supermädchen Laura will zum Ballett Laura und ihr erster Auftritt Laura und die Primaballerina Laura tanzt mit einem Jungen Laura und der neue Ballettlehrer Laura und das Weihnachtsballett Beste Freundinnen wie wir Reiterhof Erlengrund – Pferdemädchen Mia Reiterhof Erlengrund – Mit Tam ins Turnier Reiterhof Erlengrund – Das Fohlen Filina Carlsen-Newsletter Tolle neue Lesetipps kostenlos per E-Mail!www.carlsen.de Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden. Veröffentlicht im Carlsen Verlag 2013 Erstmals erschienen im Schneider Buch Verlag, 1999 Copyright © 2013 Carlsen Verlag Umschlagbild: gettyimages / © James L. Stanfield (Pferd); iStockphoto.com: © Helga Jaunegg (Ranke) / © Rubberball (Mädchen) Umschlaggestaltung: formlabor Corporate Design Taschenbuch: bell étage Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-646-92478-7 Alle Bücher im Internet unterwww.carlsen.de
Mia rutschte unruhig auf der Rückbank des großen Autos hin und her. »Papa, bist du ganz sicher, dass du dich vorhin nicht verfahren hast?« Sie bohrte ihrem Vater den Zeigefinger zwischen die Schultern. »Bestimmt hast du eben die falsche Ausfahrt genommen. Wir müssten doch längst da sein!!«
Mias Vater zuckte zusammen. Seine Hände krampften sich fester um das Lenkrad. »Du, Mia, hör bitte endlich auf, mich zu nerven!«, beschwerte er sich. »Seit über vier Stunden quälst du mich schon. Die Ausfahrt war genau richtig und in einer halben Stunde sind wir da. Vorausgesetzt, du tötest mir vorher nicht noch den allerletzten Nerv. Noch ein einziges Wort von dir und ich setz dich an der nächsten Straßenecke ab. Dann kannst du das letzte Stück zu Fuß marschieren und das ist mein Ernst!«
Beleidigt zog sich Mia auf ihren Platz zurück. Ihre ältere Schwester Nina grinste und stellte ihren CD-Player lauter. Mia schnitt ihr eine Grimasse und sah aus dem Fenster. Na gut, so langsam kam ihr die Gegend wieder bekannt vor. Dann hatte ihr Vater wohl doch Recht. Aber es war alles so aufregend.
Mia war mit ihren Eltern und Nina auf dem Weg nach Köln. Das heißt, eigentlich waren nur ihre Eltern und Nina auf dem Weg nach Köln – Mia war natürlich auf dem Weg nach Gut Wildbach, dem Reiterhof und Gestüt, auf dem ihr geliebtes Pferd Tam seit einiger Zeit zu Hause war. Sie hielt es kaum noch aus vor Spannung, wie es dem schönen Lusitano ging. Sie blickte auf die vorüberziehende Landschaft und begann zu träumen. Wenn sie zurückdachte, was sie in den vergangenen Monaten erlebt hatte, fühlte sie sich fast wie die Hauptdarstellerin in einem spannenden Film – so viel war geschehen. Dagegen war ihr früheres Leben geradezu eintönig gewesen. Jedenfalls fand Mia das.
Nina sah das ganz anders. Sie interessierte sich nicht die Bohne für Pferde und fand die Pferdeleidenschaft ihrer Schwester einfach ätzend.
Alles hatte damit angefangen, dass sich Mia bei einem Sturz vom Pferd den Arm gebrochen hatte. Einen Tag vor den großen Sommerferien.
Ihr Vater war über diesen Reitunfall und Mias darauf folgendes schlechtes Zeugnis so erbost gewesen, dass er Mia kurzerhand das Reiten und den weiteren Umgang mit Tam verboten hatte. Mia bekam jetzt noch eine Gänsehaut, wenn sie daran zurückdachte. Ein Reitverbot war für sie fast die Todesstrafe. Und so ganz verziehen hatte sie ihrem Vater diese drastische Strafmaßnahme bis heute nicht.
Ja, und dann, als sie sich in der Schule verbessert hatte und endlich wieder reiten durfte, kam der nächste, viel, viel größere Schock: Jörg Lauer, der Besitzer ihres Lieblingspferdes Tam, zog nach Köln und nahm Tam mit. Für Mia brach damals die Welt zusammen. Sie hatte die schrecklichste Zeit ihres Lebens durchgemacht. Nie wieder wollte sie reiten, niemals mehr im Leben einen Stall betreten.
Doch mit Hilfe ihrer besten Freunde vom Reiterhof Erlengrund fand sie schließlich wieder zu den geliebten Pferden zurück. Sie freundete sich mit der Trakehnerstute Fuchsi an und machte zusammen mit dem jungen Pferd sogar das heiß ersehnte Jugendreiterabzeichen. Und in den letzten Ferien durfte sie dann endlich auch den Apfelschimmel Tam wiedersehen. Zu Mias Glück lebte ihre Tante Christel ganz in der Nähe von Tams neuer Heimat – Gut Wildbach bei Köln. Mia durfte zwei Wochen dort verbringen. Jeden Tag war sie auf dem Hof bei ihrem geliebten Tam und den anderen Pferden. Es waren die schönsten Ferien, die Mia jemals erlebt hatte, jeden Augenblick auf Wildbach hatte sie genossen.
Und nun war sie mit ihrer Familie wieder auf dem Weg nach Köln. Die Eltern wollten sich Wildbach einmal ansehen, denn Herr Meinhardt, der Stallbesitzer, hatte Mia für die Sommerferien eingeladen und – das war das Tollste! – ihr angeboten auf Gut Wildbach die Ausbildung zur Pferdewirtin zu machen. Mia lächelte vor sich hin. Gleich würde sie Tam wiedersehen!
»Verdammt, jetzt hab ich mich doch wirklich verfahren! Dieser Weg ist falsch! Das kommt davon, Mia, wenn du mich ewig nervst. Nun sag doch auch mal was, Anke!«, fuhr er Mias Mutter an.
»Jochen, bitte!« Die Mutter sah ihn beschwörend an. »Du bist wahrscheinlich an der letzten Ampel falsch abgebogen. Ich schau mal eben nach.« Sie faltete eine große Straßenkarte auseinander.
»Du kannst hier geradeaus fahren, Papa! Ich kenne den Weg genau«, sagte Mia. »Da war ich mal mit Tante Christel!« Sie versuchte sich ein leichtes Grinsen zu verkneifen.
Der Vater blickte sie im Rückspiegel misstrauisch an und runzelte die Stirn.
»Echt, Papa! Immer geradeaus und kurz hinter dem Wäldchen gleich rechts ab. Das ist der richtige Weg!« Mia konnte kaum noch an sich halten.
»Also, ich weiß nicht, Mialein …« Die Mutter kämpfte mit der Straßenkarte. »Ich war zwar schon seit Jahren nicht mehr bei Christel, aber die Gegend hier kommt mir gar nicht bekannt vor!«
Mia setzte ein superfreundliches und, wie sie meinte, absolut vertrauenswürdiges Lächeln auf. »Doch, doch, Mama. Ich kenne mich hier aus – es ist alles in Ordnung!« Und das war es auch. Mia lotste ihre Familie direkt nach Gut Wildbach und zu Tam.
Nach etwa zehn Minuten Fahrt durch Felder und Wiesen wurde endlich auch die Mutter misstrauisch. »Sag mal, Mia, hier stimmt doch irgendetwas nicht! Weit und breit ist kein Haus zu sehen. Wo bringst du uns bloß hin? Da müsste doch irgendwo ein Dorf sein!«
Mia pfiff fröhlich vor sich hin und antwortete endlich gelassen: »Ganz ruhig, Mama. Ich bin total sicher, dass dies der hundertprozentig richtige Weg ist!«, sagte sie sanft. »Wir sind gleich da!«
Tatsächlich tauchten am Ende der dichten Allee ein paar Gebäude auf.
Wildbach!, dachte Mia und ihr Herz klopfte. Gleich bin ich bei Tam.
»Sieh mal, Jochen, da vorn sind ein paar Häuser!«, wandte sich Mias Mutter Anke an ihren Mann. »Vielleicht sollten wir da mal fragen …«
Der Vater versuchte sich auf das holprige Kopfsteinpflaster zu konzentrieren. »Hm«, brummte er. »Dies ist ein Privatweg. Scheint ein Gut zu sein. Sind denn da keine Schilder?«
»Na, Tante Christels Haus ist es ja wohl nicht!«, mischte Nina sich ein. »Ich muss mal und ich hab Hunger, und hier stinkt’s irgendwie nach Pferdemist!«, erklärte sie. Schnell sah sie ihre Schwester an. »Na, kommt dir das bekannt vor?«
Mias Vater bremste und brachte den großen Wagen zum Stehen.
Mias Herz klopfte heftig. »Ich lauf mal vor und frag nach dem Weg!«, rief sie. Schon hatte sie die Wagentür geöffnet und war hinausgesprungen. Jetzt gab es kein Halten mehr. So schnell sie konnte, lief sie auf die vertrauten Gebäude des Reitstalls und Gestüts zu. Endlich! Endlich war sie wieder auf Wildbach! »Tam! Ich komme!«, rief sie atemlos.
Im Wagen herrschte ratloses Schweigen. Verblüfft sahen sich die Eltern an.
»Das darf ja wohl nicht wahr sein!«, schrie Nina auf dem Rücksitz. »Da hat sie uns direkt auf diesen blöden Reiterhof zu Tam gebracht – und ihr merkt es nicht einmal! Also, ich fass es nicht! Was soll ich denn hier?«
Mia war inzwischen am Ziel. Mit leuchtenden Augen stand sie auf dem Hof und holte tief Luft. Wie gut es hier roch! Endlich war sie wieder da – sie war wieder bei Tam. Etwas verloren stand sie da und versuchte sich zu beruhigen. Da wurde die große grün-weiß gestrichene Stalltür geöffnet und ein junger blonder Mann führte einen mächtigen Rappen auf den Hof.
»Hallo, Sebastian!«, rief Mia.
Der junge Mann drehte sich schnell um und sah Mia verdutzt an. »He, wo kommst du denn her?«, fragte er fassungslos. »So früh hab ich dich noch gar nicht erwartet!«
»Ich erklär dir später alles, Sebastian.« Hinter Mia fuhr der große Wagen ihres Vaters knirschend über den Kies.
»Tu mir einen Gefallen, Sebastian. Lenk meine Eltern ab!«, sagte Mia hastig. »Ich muss zu Tam, bevor mein Vater aussteigt. Das verstehst du doch!« Schnell schlüpfte sie durch die große Stalltür und ließ Sebastian stehen.
Mia atmete den guten Geruch nach Pferden, Heu und Leder ein. Ganz ruhig ging sie die Stallgasse entlang und stieß einen leisen Pfiff aus.
Ganz am Ende der langen Boxenreihe bellte ein Hund … und dann hob ein Apfelschimmel den edlen Kopf. Mia pfiff noch einmal und rief leise: »Tam! Findus!«
Der Schimmel spitzte die Ohren und wieherte hell, der kleine Hund jaulte und kratzte mit den Pfoten wie rasend an der Boxentür. Mia schob die Tür auf und sofort drängten sich ihr die Tiere entgegen. Findus, der kleine braune Fundhund, sprang schwanzwedelnd und wie ein kleiner Gummiball immer wieder an Mias Beinen hoch und Tam, der edle Lusitano, prustete und scharrte aufgeregt mit den Hufen im Stroh.
Mia lachte und weinte zugleich. Mit einer schnellen Bewegung nahm sie den kleinen Hund auf den Arm – mit dem anderen liebkoste und streichelte sie ihren geliebten Tam. Mia küsste ihn sanft auf die schön geschwungene Gamasche und versteckte ihr Gesicht in der langen seidigen Mähne.
»Ach, Tam, mein Dicker«, murmelte sie in das vertraut duftende Fell. »Wie sehr du mir gefehlt hast!«
Tam rieb zärtlich den Kopf an Mias Schulter, Findus knabberte hingebungsvoll an ihrem Ohr.
Mia musste lachen. »Ja klar, du hast mir auch gefehlt, kleiner Freund!« Aus der Tasche ihrer bequemen Jeans zog sie ein paar Zuckerwürfel für Tam, aus der anderen ein paar Hundeknochen für Findus.
»Tut mir leid, mehr hab ich im Moment nicht für euch. Ich bin nämlich sozusagen auf der Flucht!« Mia lachte und fütterte die Tiere mit den mitgebrachten Leckerbissen.
»Mia, wo steckst du?« Sebastian war in Tams Box getreten. »Dein Vater macht draußen ein Riesentheater. Deine Mutter ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch und deine Schwester hat sich im Auto verbarrikadiert und weigert sich auszusteigen.« Sebastian hatte einen roten Kopf. »He, komm jetzt mit raus!«, sagte er energisch. »Sonst passiert was! Außerdem muss ich Lorrento auf die Weide bringen – der wird mir auch noch ganz hektisch, wenn deine Familie weiter so um ihn herumtanzt. Spinnt ihr eigentlich alle?«
»Ach, Sebastian, tut mir leid, dass wir dich so überfallen haben, aber ich musste doch als Erstes zu Tam!« Mia strahlte den jungen Bereiter an, dann schnappte sie sich Tams Halfter und führte den Schimmel aus der Box. Findus rannte schwanzwedelnd hinterher. Zum zweiten Mal ließ Mia Sebastian einfach stehen.
»Aber Mia, du kannst nicht einfach so Tam mitnehmen«, begann er, doch dann verstummte er. Es hatte jetzt keinen Zweck, mit Mia zu reden. »Na, das kann ja heiter werden!«, brummte er.
Als Mia mit Tam am Halfter und Findus auf den Fersen aus der großen Stalltür trat, bot sich ihr ein seltsames Bild. Sebastian hatte nicht übertrieben – ihre Familie veranstaltete ein ziemliches Chaos.
In seiner Verzweiflung hatte Sebastian Mias Mutter wohl offensichtlich einfach die Führleine des großen Rappen Lorrento in die Hand gedrückt. Nun stand die Mutter in größtmöglicher Entfernung, die der Strick zuließ, vor dem großen schwarzen Pferd und versuchte sich mit ihm zu unterhalten. Lorrento sah Mias Mutter mit gespitzten Ohren und großen Augen an und hörte ihr aufmerksam zu.
Sobald der Rappe einen Schritt auf Mias Mutter zuging, um sich diese nette Frau ein wenig näher anzusehen, machte die einen großen Schritt zurück, um den Sicherheitsabstand zu wahren. Auf diese merkwürdige Weise hatten die beiden schon den halben Hof überquert.
Mias Vater ging unterdessen erbost um seinen Wagen herum und trommelte mit der flachen Hand auf das Autodach. »Nina, du öffnest sofort die Tür! Lass mich gefälligst in den Wagen!«, schrie er mit rotem Kopf und unterstützte seine Forderungen weiterhin mit Trommeln auf das Dach.
Im Auto saß Mias Schwester. Sie hatte alle Scheiben hochgekurbelt und die Knöpfe der Autotüren heruntergedrückt. Sogar außerhalb des Wagens konnte man hören, dass sie ihren CD-Player bis zum Anschlag aufgedreht haben musste. Nina hielt die Augen fest geschlossen und ignorierte das Geschehen um sie her.
»Hallo, Familie!«, rief Mia fröhlich. »Meine Güte, was macht ihr denn hier für ein Chaos? Ihr macht ja die Pferde scheu!« Sie streichelte Tams schlanken Hals. Findus stand erwartungsvoll neben ihr und hielt das Köpfchen schief.
»Hier sind Tam und Findus und möchten euch begrüßen!«, fuhr Mia fort, bevor ihr Vater etwas sagen konnte. »Komm, Findus, sag schön Guten Tag!«
Das ließ der kleine Hund sich nicht zweimal sagen. Wie ein Gummiball schoss er auf Mias Vater zu und sprang schwanzwedelnd an ihm hoch. Der Vater konnte nichts anderes tun, als sich hinzuhocken und den Kleinen zu streicheln. Findus war außer sich vor Freude und leckte Mias Vater übers Gesicht. Es war, als ob der Hund einen alten Freund wieder traf.
Na also, dachte Mia. Das wär schon mal gelaufen.
Tam beobachtete seinen kleinen Freund aufmerksam.
Mias Mutter wagte es nun sogar, Lorrento zaghaft zu streicheln. Schnell trat Sebastian dazu und übernahm mit einer kurzen Erklärung wieder die Führleine. Ganz locker wechselten Sebastian und Mias Mutter ein paar Worte und lachten dann beide.
Na gut, dachte Mia wieder. Auch diese Hürde ist genommen. Zufrieden kraulte sie Tam hinter den Ohren. Sie führte den Lusitano langsam an das Auto heran und Tam sah neugierig ins Wageninnere. Nina öffnete entrückt die Augen, um zu sehen, woher so plötzlich dieser Schatten kam. Als sie direkt in das große Pferdegesicht sah, stieß sie einen kurzen überraschten Schrei aus. Tam machte einen erschrockenen Satz zur Seite und starrte verdutzt das Mädchen an.
Mia lachte. Dann machte sie ihre Eltern mit Sebastian bekannt. Danach führte der junge Bereiter Lorrento zum wohlverdienten Weidegang.
»So ein netter junger Mann«, sagte Mias Mutter und sah Sebastian und Lorrento nach. »Und so ein schönes schwarzes Pferd!«
Mia kicherte. Ihr Vater hatte mittlerweile Findus auf dem Arm und schien ihn gar nicht mehr runterlassen zu wollen. Der kleine Hund hatte offenbar sein Herz erobert.
»Also, Mia, ich glaube, nun muss ich endlich Tante Christel anrufen. Gibt es hier irgendwo ein Telefon?«, fragte die Mutter.
»Ja, klar, Mama. In der Sattelkammer, gleich im Stall vorn links!« Mia nahm Tams Halfter ein bisschen fester. »Komm mit, ich zeig’s dir. Ich will Tam sowieso wieder in seine Box bringen. Er sollte euch nur begrüßen.«
Mia führte Tam und ihre Familie in das große Stallgebäude. Die Mutter telefonierte, Nina, die endlich ausgestiegen war, schaute sich neugierig um und der Vater folgte Mia und Tam in dessen Box.
»Du kannst Findus jetzt ruhig wieder runtersetzen, Papa!«, sagte Mia lächelnd.
Der Vater räusperte sich und setzte den kleinen Hund ins Stroh. Findus leckte noch einmal schnell über seine Hand und legte sich dann zufrieden in seine Ecke in Tams Box.
Mias Vater nickte. »So, so«, sagte er endlich. »Hier wohnt also dein Tam. Gefällt mir sehr gut, Mia. Kein Wunder, dass du dich hier in den Osterferien so wohlgefühlt hast.«
Mia versorgte Tam. Sie schüttelte das Stroh auf und gab ihm noch etwas Heu. Dann nahm sie dem schönen Wallach sanft das Halfter ab und gab ihm einen zärtlichen Klaps auf die Kruppe. »So, mein Tam, leider hab ich heute nicht so viel Zeit für dich. Ich muss mich nun auch mal meiner lieben Familie widmen, weißt du?«, sagte sie mit einem Seitenblick auf ihren Vater. »Morgen komme ich schon früh und hab den ganzen Tag Zeit für dich und Findus!«
Findus hob den Kopf. Mia verabschiedete sich von Tam und seinem kleinen Stallgefährten. Arm in Arm schlenderte sie mit ihrem Vater die Stallgasse entlang.
Nina und die Mutter warteten schon im Reiterstübchen auf sie. Nina hatte sich wieder beruhigt und trank eine Cola. Mias Mutter betrachtete durch das große Fenster den Betrieb in der Reithalle.
»Ach, Papa«, Mia gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. »Ich bin ja so froh, dass es dir hier gefällt. Hast du dich schon entschieden, ob ich in den Sommerferien wieder herkommen darf?« Fragend sah sie ihn an.
Der Vater lachte und hob die Hände. »Langsam, langsam, mein Mädchen. Ich hab noch gar nichts entschieden. Morgen Vormittag habe ich den Termin mit Herrn Lauer und Herrn Meinhardt, danach sehen wir weiter, okay?« Er stieg die Stufen zum Reiterstübchen hoch. »Jetzt brauche ich erst einmal einen starken Kaffee und dann müssen wir wohl auch so langsam mal zu Christel. Was meint ihr?« Er sah seine Frau an.
»Ich gehe noch einmal zu Tam!«, rief Mia plötzlich und lief hinaus. »Ich hab mich noch gar nicht richtig von ihm verabschiedet.«