Robbenfang - Walther Kabel - E-Book

Robbenfang E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

Bevor wir ein Erfrischungsbad nehmen, läutet Harald noch den schwedischen Generalkonsul an und bittet Sigrin an den Apparat, teilt ihr schonend das Verschwinden der Leiche ihres Vaters mit und erhält von dem jungen Mädchen die ruhige Antwort, daß sie darauf vorbereitet gewesen sei und daß wir dem Verbleib der Sargkiste nicht weiter nachforschen möchten.
Harst sagt zu mir, nachdem er den Telephonhörer weggelegt hat:
»Sigrin weiß mehr wie wir, mein Alter … Ich wette, daß Amalgi sehr bald wieder im Kloster Damalang droben in Nepal sich befinden wird …«
 

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Der Detektiv

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

Band 187

Robbenfang

© 2023 Librorium Editions

ISBN : 9782385740849

 

 

Inhalt

Robbenfang

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

Fürst Spinatri

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

Robbenfang

1. Kapitel.

Am Bollwerk des Hugli-Flusses, schräg gegenüber dem Zollamt von Kalkutta, der Millionen-Hauptstadt des Zweihundertmillionen-Reiches Indien liegt an einem Privatbootsstege ein kleines graublau gestrichenes Fahrzeug vertäut — ein U-Boot von so geringen Abmessungen, wie es bisher nirgends gesehen wurde …

Morgens war dieses Tauchboot vom Meerbusen von Bengalen her den Fluß aufwärts gekommen, hatte dann kaum an dem Balkenstege, der dem Vertreter der deutschen Stiemer-Werke gehörte, festgemacht, als sich auch schon am Ufer hunderte und aberhunderte von Neugierigen versammelten, die sich aus allen Schichten der Bevölkerung zusammensetzten. Da waren Inder, Malaien, Chinesen, Singhalesen, Siamesen, Neger, Japaner, Europäer aller Nationen, — kurz, ein Rassengewimmel, wie es eben nur Kalkutta aufweist.

Schnell hatte man die schwarzen Buchstaben am Bug des U-Bootes, das die deutsche Handelsflagge am Heck trug, entziffert … Der Name »Robbe« ging von Mund zu Mund.

Fünf Minuten nach Ankunft der »Robbe« hielt ein Auto am Bollwerk. Ihm entstieg ein blonder Herr, der einem älteren, vornehm ausschauenden Manne höflich aus dem Kraftwagen half.

Die beiden Herren bahnten sich mühsam einen Weg durch die Menge, betraten nach kurzem Gespräch mit dem den Steg absperrenden Polizeibeamten die dicken Planken der kleinen Anlegebrücke und — — in demselben Augenblick hob sich auch der Deckel der Turmluke und ein Mann mit rundem, gebräuntem Gesicht, Hornbrille und Sportmütze wurde sichtbar …

Meine Wenigkeit: Max Schraut!

Ich hatte durch das Turmfenster das Nahen unseres alten Bekannten Ingenieur Wendler und des schwedischen Generalkonsuls Baron Axenlund beobachtet, empfing die Herren jetzt in gebührender Form und führte sie in die große Kabine hinab, wo Harald Harst dann dem Baron unseren jungen liebreizenden Schützling Sigrin Amalgi zu weiterer liebevoller Betreuung übergab.

Wer Sigrin Amalgi ist, wie wir sie von der Nikobareninsel Tillangchong befreiten, — all das kennen meine Leser und Freunde aus dem vorigen Band.

Eine Viertelstunde drauf waren wir drei wieder allein an Bord unserer »Robbe«: Harald, ich und der brave alte Inder Rami, der vorläufig noch bei uns bleiben wollte, da wir nach ein paar Tagen der Erholung mit der »Robbe« die Heimreise nach Deutschland anzutreten gedacht und dann auch Rami in Bombay, wo er zu Hause war, an Land setzen konnten.

Harst gab Rami nun die nötigen Verhaltungsmaßregeln, damit während unserer Abwesenheit von Bord nichts geschähe, was unsere ferneren Pläne irgendwie stören könnte.

Auf Rami war in allem voller Verlaß. Wir kleideten uns daher »sonntäglich« an, um im Deutschen Klub, dessen Einladung Wendler uns überbracht hatte, die für uns bestimmten Gastzimmer zu beziehen.

Dann fanden sich auch schon an Bord zwei farbige Klubdiener ein, die den einen unserer Koffer in das Klubhaus schaffen sollten und für uns auch ein Auto besorgt hatten.

Bevor wir die »Robbe« verließen, betraten wir nochmals die kleinere Kabine, in der bisher bei verschlossener Tür jene große Kiste gestanden hatte, in der die Leiche Doktor Georg Amalgis lag, jene Leiche, die uns so sehr viel zu raten aufgegeben hatte.

Ich sage: bisher gestanden hatte …!

Denn — — die Kiste war spurlos verschwunden!

Auch Rami machte ob dieses unerklärlichen Abhandenkommens des primitiven Sarges ein äußerst bestürztes Gesicht.

Die Kabinentür hatte ein Patentschloß. Harst hatte den Schlüssel dazu in der Tasche gehabt. Gestern abend war die Kiste noch vorhanden gewesen, als wir uns der Hugli-Mündung näherten, und als Sigrin, unser Schützling, den Wunsch geäußert hatte, mit dem Toten eine Weile allein zu sein.

Jetzt — leer die Stelle auf dem Teppich …!

Amalgi verschwunden — genau so geheimnisvoll, wie er in Bombay an Bord gelangt war.

Harald zuckt die Achseln …

»Wir müssen uns eben mit der Tatsache abfinden …«

Dann fahren wir beide nach dem Klubhaus.

Die Menge der Neugierigen, die jetzt bereits gehört hat, daß die Insassen der »Robbe« die deutschen Detektive Harst und Schraut sind, macht uns freiwillig Platz.

Trotz des Regens haben sich auch bereits etwa zwanzig Reporter und Photographen eingefunden …

Harst wehrt die zudringlichen Herren ab und bestellt sie für ein Uhr ins Klubhaus. Das Auto jagt mit uns von dannen …

Wir sehen den Maidan wieder, Kalkuttas Riesenpark, flitzen über tadellos gepflegte Wege dahin und grüßen nach Landessitte das Standbild des Marschalls Wellington, atmen die schwere feuchte Luft ein, der ein Europäer nur dann gewachsen ist, wenn er in kurzen Zwischenräumen in den Vorbergen des Himalaja gesündere Luft die Fieberkeime im kreisenden Blute abtöten läßt.

In einer Seitenstraße unweit der Bank von Bengalen steht das Haus des deutschen Klubs, im Kriege verödet gewesen, jetzt wieder in voller Blüte …

Zwei Herren des Vorstandes empfangen uns. Dann sind wir uns in unseren beiden freundlichen Zimmern mit Aussicht auf den Garten allein überlassen, haben nun Ruhe bis sechs Uhr nachmittags, wo im Festsaal das feierliche Begrüßungsessen stattfinden soll.

Bevor wir ein Erfrischungsbad nehmen, läutet Harald noch den schwedischen Generalkonsul an und bittet Sigrin an den Apparat, teilt ihr schonend das Verschwinden der Leiche ihres Vaters mit und erhält von dem jungen Mädchen die ruhige Antwort, daß sie darauf vorbereitet gewesen sei und daß wir dem Verbleib der Sargkiste nicht weiter nachforschen möchten.

Harst sagt zu mir, nachdem er den Telephonhörer weggelegt hat:

»Sigrin weiß mehr wie wir, mein Alter … Ich wette, daß Amalgi sehr bald wieder im Kloster Damalang droben in Nepal sich befinden wird …«

Und damit ist auch dieser Zwischenfall abgetan. Wir baden, schlüpfen in unsere bequemen Schlafanzüge und werfen uns im Wohnsalon auf die bequemen Ruhebetten …

Der Regen klatscht gegen die Fensterscheiben … Die Ventilatoren summen … Von der Straße her dringt gedämpft das Tuten von Autos in unsere Erdgeschoßräume, und vom Garten her schrillt zuweilen das schnatternde Keifen zankender zahmer Affen auf …

Ich schlummere ein …

Träume …

Erwache wieder …

Reibe mir die Augen …

Stimmen an der Tür des Salons …

Ein mir fremder Herr, den Harald eingelassen hat, stellt sich mir vor:

»Doktor Munzinger, Privatgelehrter …«

Harst erklärt:

»Der Herr Doktor möchte uns ein Anliegen vortragen, lieber Alter … Bitte, nehmen Sie Platz, Landsmann …«

Munzinger ist ein älterer Herr mit grauem Vollbart, Künstlermähne, Knollennase und goldener Brille, kurzsichtig blinzelnden Augen und ganz der Typ des deutschen Gelehrten, der auf Äußerlichkeiten sehr wenig gibt. Sein weißer Leinenanzug stammt von »der Stange«, der Gummikragen ist praktisch, aber bläulich, und der Schlips ein Untier von Geschmacklosigkeit.

Munzinger knetet verlegen seine knochigen Hände, entschuldigt sich nochmals stotternd wegen der Störung, und lehnt Harsts Mirakulum dankend ab …

»Schießen Sie los, Herr Doktor …«

Munzinger faßt in die Tasche und holt ein Blechkästchen hervor …

Öffnet es …

Auf weißer Watte blitzt da die größte Seltenheit auf dem Diamantenmarkt: ein schwarzer Stein von Taubeneigröße und wundervollem Schliff …

Ein Stein von so berückendem Feuer, daß wir als Kenner uns halb erheben und uns bewundernd über das Kästchen beugen …

Bewundernd und vollkommen arglos!