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Von Pythagoras wird überliefert, dass er im Bewusstsein der Schwierigkeit, Weisheit zu erreichen, für sich auf den Namen eines Weisen (Sophos) verzichtet und sich einen "Weisheitsliebenden" (Philosophus) genannt habe. Wer die Weisheit liebt, sagt uns diese Anekdote, behauptet nicht, sie zu besitzen, sondern strebt nach ihr und weiß zugleich, dass er sie nicht erreicht. Das Dach ist groß, unter dem sich die Philosophen versammeln. Das lässt sich gut an Robert Grosseteste und Michel de Montaigne erkennen, die sich der Untersuchung der Phänomene Mensch und Welt grundsätzlich anders nähern und dennoch eines gemeinsam haben, den Versuch, den Menschen mit Hilfe der Philosophie die letzten Gründe des Seins, der Erkenntnis und des Handelns, die zusammenfassende Betrachtung des Wesens und des Sinnes der Welt nahezubringen.
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Seitenzahl: 67
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Christoph Werner
Robert Grosseteste und Michel de Montaigne
Zwei Philosophen
© 2023 Christoph Werner
Umschlag und Layout: Helga Dreher
Softcover 978-3-347-92943-2
E-Book 978-3-347-92944-9
Druck und Distribution im Auftrag:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
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Cover
Titelblatt
Urheberrechte
VORWORT
Theologe und Philosoph des Lichtes und des Kosmos: ROBERT GROSSETESTE
BIOGRAPHISCHES
NATURWISSENSCHAFT
PHILOSOPHIE UND THEOLOGIE
PAPST UND KIRCHE
DIE JUDEN
POLITIK UND STAAT
ROGER BACON ÜBER GROSSETESTE
RESÜMEE
QUELLEN
Philosoph der Lebenskunst: MICHEL DE MONTAIGNE
BIOGRAPHISCHES
PHILOSOPHIEREN HEIßT STERBEN LERNEN
WEINEN UND LACHEN
ANGENEHMES UND UNANGENEHMES
DIE LIEBE DER ELTERN ZU IHREN KINDERN
QUE SAIS-JE? WAS WEIß ICH DENN?
ÜBER DIE FREUNDSCHAFT
ÜBER DIE RUHMSUCHT
ÜBER DIE ANMAßUNG
ALLES IST EITEL
ÜBER DIE FRAUEN
ÜBER DIE KANNIBALEN
ÜBER DIE GRAUSAMKEIT
VOM UNGETEILTEN MENSCHSEIN
WÜRDIGUNGEN
RESÜMEE
QUELLEN
ÜBER DEN AUTOR
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VORWORT
Von Pythagoras wird überliefert, dass er im Bewusstsein der Schwierigkeit, Weisheit zu erreichen, für sich auf den Namen eines Weisen (Sophos) verzichtet und sich einen „Weisheitsliebenden“ (Philosophus) genannt habe. Auf diese Weise sei das Wort „Philosophie“ in Gebrauch gekommen. Wer die Weisheit liebt, sagt uns diese Anekdote, behauptet nicht, sie zu besitzen, sondern strebt nach ihr und weiß zugleich, dass er sie nicht erreicht.
Es ist kaum möglich, eine genaue Definition des Begriffes „Philosophie“ zu finden, da es beinahe so viele Definitionen gibt, wie es eigenständige Philosophen gegeben hat. Daher ist es nützlich, sich der Philosophie zu nähern, indem man sich einzelnen ihrer Vertreter annimmt.
Die bedeutenden Philosophen von der Antike bis zu Neuzeit waren häufig auch Naturforscher oder Naturwissenschaftler oder wenigstens Mathematiker, weil ihnen klar war, dass der Weg zur Weltweisheit, zu einer übergreifenden, umfassenden kritischen Betrachtung aller grundsätzlichen Mensch-Weltverhältnisse beginnen muss mit der sorgfältigen Untersuchung der einzelnen Phänomene der Natur und des Menschseins.
Wie groß das Dach ist, unter dem die Philosophiehistoriker die Philosophen versammeln, lässt sich an Robert Grosseteste und Michel de Montaigne erkennen, die sich der Untersuchung der Phänomene Mensch und Welt grundsätzlich anders nähern und dennoch eines gemeinsam haben, den Versuch, den Menschen mit Hilfe der Philosophie die Gründe des Seins, der Erkenntnis und des Handelns, die zusammenfassende Betrachtung des Wesens und des Sinnes der Welt nahezubringen.
Dieses kleine Buch soll dem Leser als Anregung zur Beschäftigung mit den beiden Freunden der Weisheit dienen.
ROBERT GROSSETESTE
Theologe und Philosoph des Lichtes und des Kosmos
BIOGRAPHISCHES
An einem uns unbekannten Tag des Jahres 1175 wurde armen Eltern in dem Dorf Stradbroke in der Grafschaft Suffolk im Osten Englands ein Sohn geboren. Sie nannten ihn Robert, ein Name anglo-normannischer Herkunft als Folge der normannischen Eroberung im Jahre 1066 durch Wilhelm, Herzog der Normandie, später Wilhelm der Eroberer genannt. Der anglonormannische Dialekt, eine Form des Altfranzösischen, wurde in England für mehr als zwei Jahrhunderte zur Sprache des Hofes, der Gerichte, der Schulen, der Universitäten, des Parlaments und später auch der Stadtverwaltungen und des Handels. Die englische Aristokratie bediente sich des Anglonormannischen, und sein Gebrauch wurde als Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer höheren und wohlhabenden Gesellschaftsschicht betrachtet, während der Gebrauch des Englischen den Armen und Ungebildeten überlassen wurde.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts, nach dem Verlust der Normandie unter König John, verloren viele anglonormannische Adlige ihre Besitztümer in Frankreich und begannen, sich mehr und mehr als Engländer zu betrachten und sich der englischen Sprache zu bedienen. Das Englische verbreitete sich auch in der an Bedeutung gewinnenden gewerbe- und handeltreibenden Mittelschicht, die mit der angelsächsischen Bevölkerung kommunizieren musste.
Suffolk ist Teil von East Anglia, das nach der angelsächsischen Eroberung von den Angeln besiedelt wurde und eines der sieben angelsächsischen Königreiche, der sogenannten Heptarchie in England war. Inwieweit die Vielfalt der Landschaften (von sandigen Nordseestränden, einschneidenden Flussmündungen über eine Hügellandschaft im Inneren und einen Kalksteinrücken im Westen) die Kindheit Roberts prägte, ist nicht bekannt, wie auch über seine frühe Jugend keine verlässlichen Quellen vorhanden sind.
Grosseteste (Großkopf) ist wahrscheinlich ein Familien- und kein Beiname, der wegen eines charakteristischen Körpermerkmals zunächst an eine individuelle Person vergeben und dann später zum Familiennamen wurde.
Wie es bei Persönlichkeiten, die aus Armut zu großem Ansehen oder Reichtum gelangten, gelegentlich der Fall ist, wurde auch über Robert Grosseteste anekdotisch überliefert, dass er in seiner Jugend niedere Dienste tat, in diesem Fall hütete er Schweine. Gesichert ist allerdings seine Herkunft von armen Eltern, die ihm einmal sein eigenes Domkapitel bei einem Rechtsstreit vorwarf.
Einem weiteren, aus einer nicht zuverlässigen Quelle stammenden Bericht zufolge (Richard von Bardney in: Felten, S. 6) starb Roberts Mutter, als er noch ein Kind war. Arm und hungrig sei er in Lincoln betteln gegangen, unter anderem auch an der Tür des Bürgermeisters. Dieser hätte ihm nur unter der Bedingung Almosen gegeben, wenn er verspräche, niemals Bischof von Lincoln werden zu wollen. Lieber aber habe Robert gehungert, als dieses Versprechen abzugeben. Er bat den Bürgermeister, ihm statt Essen eine Unterstützung zu gewähren, damit er die Schule in Lincoln besuchen könne.
Wahrscheinlich hat Grosseteste tatsächlich eine Schule in Lincoln besucht.
Die erste unbestreitbare Angabe zu seiner Biographie lässt sich einem Brief entnehmen, in dem ihn Giraldus Cambrinus, ein berühmter Historiker, Literat und