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Das Dramen-Fragment "Robert Guiskard" schrieb Heinrich von Kleist 1808. Er bezieht sich auf den historischen Robert Guiskard (1015-1085), einen normannischen Herrscher sowie Herzog von Apulien und Kalabrien. Heinrich von Kleist (1777 – 1811) war ein deutscher Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist. Bekannt ist er vor allem für das historische Ritterschauspiel "Das Käthchen von Heilbronn", sein Lustspiel "Der zerbrochne Krug" und für seine Novellen "Michael Kohlhaas", "Die Marquise von O..." und "Das Erdbeben in Chili". Am 21. November 1811 nahm sich Kleist zusammen mit seiner Begleiterin Henriette Vogel das Leben.
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Seitenzahl: 20
Heinrich von Kleist
Dresden 1808
Robert Guiskard,Herzog der Normänner
Robert,sein Sohn, Normännerprinz
Abälard,sein Neffe, Normännerprinz
Cäcilia,Herzogin der Normänner, Guiskards Gemahlin
Helena,verwitwete Kaiserin von Griechenland,Guiskards Tochter und Verlobte Abälards
Ein Greisder Normänner
Ein Ausschuß von Kriegernder Normänner
Das Volkder Normänner
Szene: Zypressen vor einem Hügel, auf welchem das Zelt Guiskards steht,im Lager der Normänner vor Konstantinopel. Es brennen auf dem Vorplatz einige Feuer, welche von Zeit zu Zeit mit Weihrauch und andernstarkduftenden Kräutern genährt werden. Im Hintergrunde die Flotte.
Ein Ausschuß von Normännern tritt auf, festlich im Kriegsschmuck.Ihn begleitet Volk jeden Alters und Geschlechts.
Das Volk(in unruhiger Bewegung).Mit heißem Segenswunsch, ihr würd'gen Väter,Begleiten wir zum Zelte Guiskards euch!Euch führt ein Cherub an, von Gottes Rechten,Wenn ihr den Felsen zu erschüttern geht,Den angstempört die ganze Heereswog'Umsonst umschäumt! Schickt einen DonnerkeilAuf ihn hernieder, daß ein Pfad sich unsEröffne, der aus diesen SchrecknissenDes greulerfüllten Lagerplatzes führt!Wenn er der Pest nicht schleunig uns entreißt,Die uns die Hölle grausend zugeschickt,So steigt der Leiche seines ganzen VolkesDies Land ein Grabeshügel aus der See!Mit weit ausgreifenden EntsetzensschrittenGeht sie durch die erschrocknen Scharen hin,Und haucht von den geschwollnen Lippen ihnenDes Busens Giftqualm in das Angesicht!Zu Asche gleich, wohin ihr Fuß sich wendet,Zerfallen Roß und Reuter hinter ihr,Vom Freund den Freund hinweg, die Braut vom Bräut'gam,Vom eignen Kind hinweg die Mutter schreckend!Auf eines Hügels Rücken hingeworfen,Aus ferner Öde jammern hört man sie,Wo schauerliches Raubgeflügel flattertUnd den Gewölken gleich, den Tag verfinsternd,Auf die Hülflosen kämpfend niederrauscht!Auch ihn ereilt, den Furchtlos-Trotzenden,Zuletzt das Scheusal noch, und er erobert,Wenn er nicht weicht, an jener KaiserstadtSich nichts als einen prächt'gen Leichenstein!Und statt des Segens unsrer Kinder setztEinst ihres Fluches Mißgestalt sich drauf,Und heul'nd aus ehrner Brust VerwünschungenAuf den Verderber ihrer Väter hin,Wühlt sie das silberne Gebein ihm frechMit hörnern Klauen aus der Erd' hervor!
Ein Greis tritt auf. Die Vorigen.
Ein Krieger.Komm her, Armin, ich bitte dich.
Ein anderer. Das heult,Gepeitscht vom Sturm der Angst, und schäumt und gischt,Dem offnen Weltmeer gleich.
Ein dritter. Schaff Ordnung hier!Sie wogen noch das Zelt des Guiskard um.
Der Greis(zum Volk).Fort hier mit dem, was unnütz ist! Was soll's