ROBOT LOVE - Arbeit ist das halbe Leben - Philippa L. Andersson - E-Book

ROBOT LOVE - Arbeit ist das halbe Leben E-Book

Philippa L. Andersson

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Beschreibung

Für Sheila ist Arbeit nicht nur das halbe Leben, als selbstständige Eventmanagerin lebt sie im Trubel erst so richtig auf. Doch ein neues Projekt bringt sie an ihre Grenzen, und ehe sie sich versieht, bekommt sie unfreiwillig Hilfe: Ihre Schwester halst ihr einen GentleRobotMan namens Dante auf. Und der Roboter hat nicht nur einiges auf dem Kasten. Irgendwie wird sie das Gefühl nicht los, dass er ihr aus ganz anderen, sehr egoistischen Gründen hilft … Will er etwa wissen, wie es ist, Sex zu haben?! Da kann er lange warten! Oder doch nicht?

ÜBER DIE REIHE
Gefühle, Knistern, Humor, Erotik und eine winzige Portion Science-Fiction & Fantasy, das ist ROBOT LOVE, die Liebesromane-Reihe, in deren Mittelpunkt GRMs, GentleRobotMen, stehen, TRAUMMÄNNER, die man sich im Internet per Mausklick zusammenstellen kann und die nur eines wollen: das Beste für ihre Besitzer. Und manchmal auch mehr …

Bisher erschienen:
1. Robot Love - Starke Schultern (Alexandra & Jacob)
2. Robot Love - Arbeit ist das halbe Leben (Sheila & Dante)

Enthält explizite erotische Szenen.
Alle Titel der Reihe sind in sich abgeschlossen.
Die angegebene Reihenfolge ist eine Empfehlung, der man folgen kann, aber nicht muss ...

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

Über Philippa L. Andersson

Originalausgabe Oktober 2015

4. neu korrigierte Auflage Juni 2017

Robot Love - Arbeit ist das halbe Leben

Philippa L. Andersson

Copyright: © Philippa L. Andersson, 2015-2017, Berlin, Deutschland

Umschlagfoto: © iStock.com/juhy13

Umschlaggestaltung: Philippa L. Andersson

Lektorat: Mona Gabriel, Leipzig, Deutschland

Korrektorat: Laura Gosemann, Berlin, Deutschland

Philippa L. Andersson vertreten durch:

Sowade, Plantagenstraße 13, 13347 Berlin, Deutschland

[email protected]

www.facebook.com/PhilippaLAndersson

www.philippalandersson.de

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

1. KAPITEL

Montag

»Nein, Alexandra! Schaff mir die Kiste vom Hals!« Die Diskussion war beendet. Sheila stülpte sich den zweiten Hörer ihres Headsets wieder übers Ohr, warf ihrer Assistentin Rose einen warnenden Blick zu, sich jetzt ja nicht einzumischen, drehte sich mit dem Ledersessel zurück an ihren geliebten Louis-Quatorze-Schreibtisch mit seinen zig Schubfächern und kontrollierte die Zeitpläne auf ihrem Laptop-Bildschirm.

Sheila hatte mehr als genug zu tun und brauchte nicht auch noch einen Roboter, um den sie sich kümmern müsste, egal, wie gut es ihre Schwester Alexandra meinte, die mit ihrem Mann Jacob und dem Ding vor ihrer Tür aufgetaucht war. Heute Abend fand eine Galerieeröffnung statt, sie musste Vorbereitungen für eine gigantische Promiparty in vierzehn Tagen treffen, und weil sie ein riesiger Klassikfan war, hatte sie sich obendrein breitschlagen lassen, einem Studienfreund zu helfen. Franks Eventmanagerin war wegen eines Surfunfalls ausgefallen und er hatte jemanden gebraucht, der das Sommer-Open-Air am Pier 27 organisiert – mehr als ein Dutzend Veranstaltungen, verteilt über vier Wochen! Und der Auftakt war Samstag. Hilfe!

Aber Alexandra ließ sich nicht vertreiben. So war das wohl mit Schwestern. Wütend blies sie sich eine ihrer roten, gewellten Haarsträhnen aus der Stirn und stemmte die Hände in die Hüften. »Unglaublich, dass du mir noch vor einem Monat vorgeworfen hast, dass ich mein Leben wegwerfe. Wo du es selbst tust! Du solltest dich mal sehen, Sheila! Du verbarrikadierst dich hinter der Technik und glaubst, die schrecklichen Schulterpolster deines Blazers verraten nicht, wie es dir wirklich geht. Du lachst nicht und erzähl mir nicht, dass du das vermeidest, weil du keine Fältchen bekommen willst. Die hab ich auch und sie sehen süß aus. Du funktionierst nur noch. Und das kann nicht gut sein. Wenn du mich fragst, bist du auf dem besten Weg, selbst eine dieser ›Kisten‹ zu werden.«

»Mach dich nicht lächerlich!« Niemals benahm sie sich wie eine Maschine. Wütend ordnete sie die Kugelschreiber auf ihrem Tisch so an, dass sie parallel zu ihrem Notizblock lagen.

Ein Schnaufen ließ sie aufschauen.

Hatte diese blöde Kiste etwa über sie gelacht? Sheila linste zu dem GentleRobotMan, der neben ihrer Goldblattpalme stand und so tat, als hörte er nichts. Alexandra zupfte gerade sein Shirt zurecht und strich es glatt. Sobald sie fertig war, schlang Jacob, ihr eigener GentleRobotMan, der ihr nicht von der Seite wich, besitzergreifend den Arm um sie und drückte ihr flüchtig einen Kuss auf die Lippen. Sofort strahlte ihr Gesicht und sie tauschten einen dieser innigen Blicke aus, die Sheila einen Stich versetzten. Sosehr sie sich für ihre Schwester freute, sie war gleichzeitig neidisch. Wer hätte gedacht, dass Alexandra sich nicht nur in einen dieser modernen Roboter verlieben würde, sondern dass der im Gegenzug plötzlich Gefühle für sie entwickelte? Sheila schaute verstohlen zu der Kiste, die dummerweise wie die erwachsene, männlichere Version ihrer ersten großen Liebe aussah.

»Was ist es dann? Als ich dir mal den neuesten Blackberry mitgebracht habe, hast du deutlich enthusiastischer reagiert. Hab ich irgendein Detail an Dante falsch bestellt? Ich dachte, du stehst auf durchtrainierte Bad Boys, mit durchdringenden, funkelnden blaugrünen Augen und süßen Grübchen in den Mundwinkeln.« Sie drehte sich zu dem GRM. »Lach mal, Dante!«

Oh Gott! Und er hieß auch noch wie der Austauschschüler aus Europa, dem sie ihren ersten Kuss verdankte. Warum hatte sie Alexandra nur davon erzählt? Sheila rutschte unruhig auf ihrem Po hin und her und versuchte, cool zu bleiben. Ihre Schwester hatte ja keine Ahnung, wen sie ihr da bestellt hatte. Ihren ganz persönlichen feuchten Traum! Denn statt breit zu grinsen, lag nur der Hauch eines Lächelns auf seinen sexy Lippen. Sein Mundwinkel zog leicht nach links. Und dort war es: das Grübchen.

»Siehst du. Süß, oder?«, lächelte ihre Schwester.

»Na ja …« Sheilas Blick wanderte von seinen Lippen über seine Nase zu seinen funkelnden Augen, die direkt in ihre sahen. Mist! Er wusste, welche Wirkung er auf sie hatte. Und er musterte sie unverschämt gelassen mit amüsiert gekräuselten Lippen zurück. Sheila war versucht, den Sitz ihrer roten Haare zu kontrollieren, nur um sicherzugehen, dass sich keine der widerspenstigen Strähnen gelöst hatte. Trotz einer halben Spraydose Haarlack. Und den obersten Knopf ihrer Bluse wollte sie am liebsten auch wieder schließen, bis zum Kragen, wenn sie so angesehen wurde.

»Oder ist er dir zu klein? Ich dachte, ein Kopf größer wäre ideal, selbst wenn du High Heels trägst. Oder sind es die Oberschenkel? Zu durchtrainiert? Die Unterarme finde ich nämlich perfekt. Oder hab ich ihn mit zu viel Bräunung bestellt? Das lässt sich noch ändern. Was ist es, Sheila?« Alexandra biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und wandte sich an den Roboter.

Sheila stellte ihre Ohren auf Durchzug. Die Angebote für das Catering waren endlich gekommen. Während sie die Zahlen überflog, hörte sie weiterhin die strenge Stimme ihrer Schwester: »Egal, wie sie sich anstellt, du bleibst. Hast du das kapiert?«

»Ja, Ma’am.«

Die Stimme des Roboters fuhr Sheila durch Mark und Bein. Sie wusste, dass man dafür auch eine Auswahl treffen konnte. Oder man klickte auf Passend zu den ausgewählten Features. So wie bei allem, wenn es um einen GentleRobotMan ging. Sie waren eine Neuentwicklung. Für ein kleines Vermögen konnte sich jede Frau ihren persönlichen Traummann im Internet per Mausklick zurechtbasteln. Mit allen körperlichen und allen charakterlichen Eigenschaften. Genau so einen hatte sie selbst Alexandra vor einigen Wochen verpasst, da sie sich seit dem Tod ihres Mannes Andrew verkrochen hatte. Aber Sheila war nur etwas überarbeitet. Kein Grund, ihr auch so einen Supermann an die Seite zu stellen. Trotzdem fragte sie sich, was ihre Schwester als Auswahl angegeben hatte, denn die Stimme des GRM klang verdammt tief und sinnlich, und obwohl er so höflich antwortete, meinte sie, einen widerspenstigen Unterton herauszuhören. So wie bei einem dressierten Tier. Das in Wahrheit viel wilder war.

»Und du behandelst sie nur zu ihrem Besten? Das ist auch klar, ja?«

»Natürlich, Ma’am.« Wieder der dienende Unterton, der keinesfalls ernst klang.

»Und nenn sie ›Babe‹. Darauf fährt sie total ab, auch wenn sie gleich protestieren wird.«

»Sag mal, spinnst du?« Wie zum Beweis fuhr Sheila von ihrem Bildschirm und dem Angebot, das sie doch nur angestarrt hatte, hoch und sah wütend zwischen Alexandra und Dante hin und her.

»Babe?«

Das war keine Feststellung. Es war eher eine Frage. Als wollte Dante wissen, ob Sheila darauf reagierte. Und Himmel, das tat sie, genau, wie es ihre Schwester prophezeit hatte: Wie ein Blitz schlug der Gedanke an Sex in ihren Kopf ein, und ihr wurde unverschämt warm – zwischen den Beinen, im Nacken und im Gesicht. Und ein Flackern in seinen blaugrünen Augen verriet, dass er ihre Reaktion registrierte. Mist!

So gefasst wie möglich las Sheila das Angebot zum dritten Mal. Und endlich ergab es einen Sinn. Gar nicht so schlecht, die Konditionen. »Rose, prüf mal, ob das Gelände für die Foodtrucks alle Anforderungen erfüllt. Ich möchte dort keinen Kurzschluss erleben. Die Bedingungen stehen alle auf Seite zwei, und wenn dem so ist, dann nehmen wir das Angebot an.«

Rose überschlug sich förmlich, hektisch in einem Stapel an Unterlagen zum Open Air zu kramen, um die Spezifikationen nachzuschlagen. Dann verschwand sie in die Küche, um in Ruhe telefonieren zu können. »Hier Rose von Cameron Events, Sie haben uns gerade ein Angebot geschickt und …« Die sich schließende Küchentür verschluckte alle weiteren Worte.

Doch das Trio in ihrem Arbeitszimmer wurde Sheila trotz ihrer Demonstration, alles unter Kontrolle zu haben, nicht los. Und langsam ging ihr das auf die Nerven. »Ihr seid ja immer noch hier?«

»Schau mal, Sheila, es ist doch zu deinem Besten. Du musst ja nicht mit ihm schlafen. Auch wenn ich das sehr empfehlen kann.«

Jacob knurrte eifersüchtig neben ihrer Schwester, und Alexandra warf ihm einen dieser Blicke zu, der signalisierte, dass er sich keine Sorgen machen musste. Sobald beide allein wären, käme er schon auf seine Kosten. Irgendwie süß, fand Sheila. Aber Alexandra hatte leicht reden. Sie hatte ihr fettes Vermögen, das sie nach dem tragischen Tod ihres Mannes geerbt hatte. Sie musste nie wieder arbeiten. Für Sheila sah das wie für den Rest der Menschheit anders aus. Und sie hatte nicht so hart geschuftet, um sich nun von Hormonen durcheinanderbringen zu lassen. Sex war das Letzte, was sie jetzt brauchte.

»Ich weiß das wirklich zu schätzen, dass du mir helfen willst. Aber wenn ich eine dritte Person bräuchte, dann hätte ich sie längst eingestellt.«

»Bist du sicher?«

»Meine Analysen haben ergeben, dass du nicht mal mehr dafür Zeit hast«, ergriff Jacob zum ersten Mal das Wort. »Und bevor du dich aufregst: Wenn es dir nicht gut geht, geht es auch Alex nicht gut. Und genau an der Stelle komme ich ins Spiel. Du weißt, dass wir GRMs alles tun, um unsere Besitzer glücklich zu machen?«

Sheila nickte. Auch wenn ihr nicht passte, in welche Richtung sich diese Unterhaltung entwickelte.

»Und Alexandra wäre glücklicher, wenn sie mehr Zeit mit dir, ihrer Schwester, verbringen könnte. So wie früher, als ihr Teenager wart. Und so wie während ihres Trauerjahres. Jetzt bist du quasi nicht mehr ansprechbar.«

Müde rieb sich Sheila die Stirn. Diese Diskussion brauchten sie wirklich nicht anzufangen. Als es ihrer Schwester schlecht ging, hatte sie sich, wo es nur ging, Zeit abgeknapst. Klar hatte ihr das gefallen, aber im Leben traf man Entscheidungen, und sie hatte gewusst, dass das nicht ewig so weitergehen konnte. Warum sonst hatte sie Jacob besorgt? Nun musste Sheila sich wieder um ihr Leben kümmern. Das musste doch erlaubt sein! Und soviel Rose auch erledigte, ihre Assistentin konnte nicht alles abfedern. Sie führte ihr eigenes Leben. Dennoch rührte Sheila die Absicht ihrer Schwester und sie wurde weicher. »Warum muss er so gut aussehen?«

»Er gefällt dir also?« Alexandra klatschte aufgeregt in die Hände. »Oh, ich wusste, der ist genau dein Typ.«

»Antworte schon! Du hättest mir auch eine kleine bucklige Kröte schicken können.«

»Eine kleine bucklige Kröte kann dich aber nicht überallhin begleiten, ohne dich schlecht dastehen zu lassen.«

»Und ein Model ist besser?«, fauchte Sheila. Alle würden ihn anflirten. Und sie hätte es plötzlich mit hormonell gestörten Kunden zu tun. Ihr Job war schon ohne Supermann anstrengend genug.

»Oh Mist! Tut mir leid!«, hauchte Alexandra und schlug sich die Hand vor den Mund, ehrlich betroffen. »Ich dachte wirklich, du freust dich. Aber so hab ich es gar nicht gesehen. Was machen wir jetzt?«

»Er bleibt«, sagte Jacob und warf Dante einen warnenden Blick zu. »Du weißt, dass die Datenbanken eines GRM unendlich sind. Dante hat obendrein Spezialwissen zu vergangenen Events bekommen, das ihn wertvoller als jeden anderen Mitarbeiter macht. Und natürlich kann er Zeitpläne analysieren, mehrere Prozesse gleichzeitig koordinieren und Budgets verwalten. Und er braucht keinen Schlaf.«

»Oh klasse, dann kann er ja gleich meinen Job übernehmen!« Sheila sprang so aufgebracht auf, dass ihr ein paar Haarnadeln aus ihrer züchtig hochgesteckten Frisur rutschten und sich ihre verfluchten roten, schwer zu bändigenden Haare lösten. Ihr Firmenhandy klingelte. Ihr privates ebenso. Und jemand versuchte, sie per Skype zu erreichen. Und sie hatte noch nichts geschafft! Dabei war ihre Agentur wie ihr Baby. Und Mist, jeden Moment würde sie anfangen zu heulen. Wo sie nie heulte. Weil sie Nerven aus Stahl hatte.

»Wir können das Angebot nicht annehmen, weil …« Rose stürmte panisch ins Arbeitszimmer und hielt beim Anblick der Runde inne.

»Weil?«, seufzte Sheila.

»Sie können nun doch nur die erste Woche, nicht den ganzen Monat.«

Großer Mist! Sheila sprang auf und flitzte zu dem breiten Regal an der Wand. Dort waren alle ehemaligen Zulieferer abgelegt, und ehe sie im Internet weiter die Nadel im Heuhaufen suchte, wurde sie vielleicht dort fündig. Sie hatte ein Event mit zigtausend Leuten, und die durften nicht verhungern.

»Babe?«

Sheila fuchtelte mit den Händen, als könnte sie dadurch verhindern, dass seine Stimme über ihre Haut fuhr und ihre Nippel aufstellte. Sie brauchte keinen Sexprotz.

»Hey?« Seine Stimme klang unverändert, aber der Effekt auf sie war erträglicher.

»Ich brauch deine Hilfe nicht«, fauchte sie. Und wenn das hieß, dass sie selbst mit einem mobilen Grill herumlaufen und Hot Dogs verkaufen musste.

Fehlanzeige! Keiner der Caterer, mit denen sie in der Vergangenheit gearbeitet hatte, kam infrage. Sheila pfefferte den Ordner in eine Ecke, hechtete zurück zu ihrem Schreibtisch und beugte sich über ihren Laptop. Vielleicht wäre einer der Anbieter, die früher ausgeschieden waren, nun in der engeren Auswahl? Dienstleister veränderten sich. Ihr Angebot vielleicht auch. Bitte, bitte, bitte. Es musste eine Lösung geben.

»Du solltest eine mobile Küche aufstellen.«

Sheila zuckte zusammen. Dante stand ganz nah bei ihr. Sie spürte seine Wärme. Und sie roch ihn und ein dezentes Männerparfüm. Und sie starrte auf seine Hand, die sich neben ihr auf der Tischplatte abstützte. Perfekte Hände mit langen, kräftigen Fingern und sexy gepflegten Nägeln. »Würdest du bitte den Abstand wahren?«

Dante blieb.

Sheila wurde heißer. Und genau das musste eine Sicherung in ihrem Kopf gelöst haben, denn statt ihn anzuschnauzen, sagte sie: »Glaubst du, daran habe ich nicht längst gedacht? In ganz San Francisco gibt es kein einziges Restaurant, das gerade für mein Event Zeit hat.« Sie knirschte mit den Zähnen. »Und anderswo kenne ich keines, das infrage kommt.« Sie richtete Events in der Region und nicht auf der ganzen Welt aus.

»Aber das kriegen wir hin. Geh du an dein Telefon! Ich kümmere mich um das Catering.« Dante packte Sheila an den Schultern. Ein kleiner Stromschlag durchfuhr sie. Er schob sie beiseite, setzte sich an ihren Arbeitsplatz und reichte ihr das Handy, das schon wieder klingelte.

»Siehst du, er ist eine Hilfe«, stellte Alexandra zufrieden fest. »Oder willst du das etwa abstreiten?«

Skeptisch sah Sheila zu Dante, ihrem neuen GentleRobotMan. Er arbeitete sich, so schnell es ihre Internetleitung erlaubte, durch diverse Bewertungsseiten für Restaurants. Und die Liste potenzieller Caterer für ihr Event wuchs. »Okay«, seufzte sie und gab sich geschlagen. »Bis auf Weiteres kann er bleiben.«

Alexandra fiel ihr um den Hals und knutschte sie vor versammelter Mannschaft überschwänglich ab. »Du glaubst nicht, wie glücklich mich das macht, Sheila! Ich wusste, es ist das Richtige. Ich wollte dir ja anfangs auch nicht glauben, und sieh, wie toll sich alles für mich entwickelt hat.«

Sheila verdrehte die Augen, als sie über Alexandras Schulter lugte und Jacob breit lächeln sah. Ja, ganz toll. Ehrlich. Aber ihrer Schwester länger vorzuwerfen, dass sie ihr helfen wollte, dazu war jetzt der falsche Zeitpunkt. Nicht wenn ihr Telefon immer noch beziehungsweise schon wieder klingelte.

Alexandra steckte Sheila fürsorglich eine Haarsträhne mehr schlecht als recht fest und lächelte breit: »Wenn was ist, ruf an, ja?« Sie küsste sie auf die Wange und jauchzte. »Aber ich bin mir sicher, ihr vertragt euch. Sieh ihn einfach als einen unbezahlten Arbeiter, der nichts will, außer für dich zu schuften. Und du kannst ihn herumkommandieren, wie du willst. Er macht wirklich alles.« Sie zwinkerte zweideutig.

»Ha, ha«, Sheila blieb das Lachen im Hals stecken. »Dazu wird es nicht kommen, Alex.«

»Wir werden sehen.«

Sheila verdrehte die Augen. Aber eine weitere Diskussion ersparte sie sich und ihrer Schwester. Sie hatte schon ihren Willen bekommen, indem Dante in ihrem Haus blieb. Sheila hatte keine Lust zuzugeben, dass etwas Sex vielleicht doch mal wieder schön wäre. Natürlich erst, sobald der neueste Auftrag abgeschlossen wäre. Sobald sie Zeit hätte. Und sobald dieses verfluchte Telefon fünf Minuten stillstand.

Mit gemischten Gefühlen sah Sheila zu, wie ihre Schwester sich bei Jacob einhakte und beide sich verabschiedeten. Rose, die sich von all dem Drama nicht hatte aus der Ruhe bringen lassen, packte ebenfalls ihre Sachen.

»Und wo gehst du jetzt hin?«

Ihre Assistentin drehte sich auf dem Absatz um. »Schon vergessen? Wir hatten ausgemacht, dass ich bei der Galerieeröffnung vor Ort bin. Vorher muss ich noch zur Reinigung und mich umziehen.« Sheila starrte sie weiter verwundert an, bis sich ihre Wangen verlegen rot färbten. »Und Daniel fährt doch heute auf diese Konferenz. Ich dachte, ich hab vielleicht noch zehn Minuten mit ihm, bevor er weg ist.«

»Stimmt.« Sheila zwang sich zu einem Lächeln. Genau das hatten sie ausgemacht. Sie teilten sich die Events und heute war Rose dran. Außerdem konnte sie niemanden dafür bestrafen, dass er ein Privatleben hatte. »Viel Spaß!«

»Danke.« Rose machte sich aus dem Staub, als könnte Sheila es sich noch mal anders überlegen. Dabei war sie überhaupt nicht sprunghaft.

Erschöpft rieb sich Sheila die Schläfen. Der Abend würde lang werden. Wie viele Abende zuvor.

Zwei Sekunden später registrierte sie, dass Dante nicht mehr auf der Computertastatur herumtippte. Er musterte sie, sodass sie wieder diese seltsame Gänsehaut bekam, bei der ihre Nippel hart wurden. Klasse, das Haus war leer und sie war mit der Kiste allein. Genau das, was sie brauchte.

»Mach weiter!«, grollte sie und setzte sich mit ihrem Laptop an den Arbeitsplatz von Rose.

»Klar, Babe.« Mit einem wissenden Grinsen drehte er sich zurück zum Computer.

2. KAPITEL

Montagabend

Mmh … endlich mal wieder ein schöner Traum. Jede Zelle in ihrem Körper kribbelte. Himmel, fühlte sich das gut an! Wie eine Verhungernde wollte sie mehr von diesem wohligen Gefühl, das sie nicht in Worte fassen konnte.

Schläfrig kuschelte sie sich an eine gut riechende starke Männerbrust, hörte auf den ruhigen Herzschlag und genoss die angenehme Wärme. Ihr Arm legte sich um einen Hals. Ihre Finger spielten mit weichen Haaren im Nacken. Sie grub sie fordernd tiefer. Und sie wollte mehr. Daraufhin drückte sie jemand zärtlich und ein Mund hinterließ einen feuchten Kuss auf ihrer Wange, Atem kitzelte ihr Ohr. Sie stöhnte und befeuchtete sich ihre trockenen Lippen. Auf dass der, der sie trug, ihr die Kleider von ihrer brennenden Haut riss, ihre Hüften an seine zog, in sie eindrang und mit ihr machte, was er wollte. Genau davon fantasierte sie seit Jahren. Jaaa!

Nur … Der Geruch des Mannes kam Sheila vage bekannt vor. Sie träumte nicht!

Ihre Augen flogen erschrocken auf. Sie hing in den Armen des Roboters, einen Meter über dem Boden, ihr Körper eng an seinen geschmiegt. Dort wo ihr Kopf an seiner breiten Schulter lehnte, hatte sie sein Shirt angesabbert. Wütend ballte sie die Hände in seinem Nacken zu Fäusten. Was bildete er sich ein? Okay, war sie eben am Schreibtisch eingeschlafen. Aber dann hätte er sie einfach wecken können, so wie das Kollegen tun würden, statt sie wie ein Liebhaber ins Bett zu tragen.

»Lass mich, ich kann alleine gehen«, fauchte sie und versuchte, sich aus seiner Schraubstockumarmung zu lösen.

»Setzt du dich dann wieder an den Rechner?« Ihr Roboter war mit ihr auf der Treppe und trug sie ohne Eile nach oben in die erste Etage, wo neben zwei Gästezimmern, einem Bad und einem Stauraum für Haushaltsgeräte ihr Schlafzimmer war.

Sheila schwieg ertappt.

»Genau deshalb lass ich dich nicht.«

»Aber …« Sheila zappelte, um sich zu lösen, doch sein Griff blieb eisern. Tatsächlich spürte sie jetzt noch deutlicher, wie verdammt gut er gebaut war. Und Himmel, wie erregend es war, wenn sein Atem beim Sprechen ihre Haut kitzelte.

»Babe?«

Eine Welle der Lust schoss unerwartet durch ihren Körper. Und peinlich berührt drückte sie die Knie zusammen, als würde das etwas daran ändern, dass sie zwischen ihren Beinen nass und bereit war. Was war los mir ihr? Das konnte unmöglich an dem einen Wort liegen! Babe. Wieso hatte Alexandra ihm das verraten? Sie wollte ihn. Aber das war unsinnig. Sie war mit ihrer Arbeit verheiratet. Keinesfalls würde sie sich wie ihre Schwester auf so ein Ding einlassen. Klar, der letzte Sex war ein paar Jährchen her, aber bis heute Morgen hatte sie den auch nicht vermisst. Doch jetzt …? Sie wollte ihn wütend anfunkeln, aber ihr Blick war verhangen.

Dante lächelte wissend. »Entspann dich! Dein Catering ist so gut wie gesichert. Mehr kannst du heute nicht mehr tun.«

Entweder er hatte einen Sensor für die Schlafzimmer von Frauen, oder er hatte sich während ihres Nickerchens im Haus umgesehen. Zielsicher steuerte er ihr Bett an, und ihr Puls spielte verrückt. Sanft setzte er sie ab, zog ihr die High Heels aus, schnappte sich einen Fuß und massierte sanft genau die Stelle, die regelmäßig verkrampfte.

So gut sich das auch anfühlte, sie musste sich auf den Job konzentrieren. Knurrend zog Sheila ihren Fuß von seinem Schoß. »Und was genau heißt das?«

»Ich habe ein hervorragendes Restaurant in Sacramento gefunden. Wir haben dort morgen einen Termin zum Probeessen.« Dante stand auf, stellte ihre Schuhe beiseite und öffnete die Fenster einen Spaltbreit, woraufhin frische Nachtluft ins Zimmer strömte.

Sacramento? Probeessen? Gemeinsamer Termin? Die Infos schlugen wie kleine Bomben in Sheilas Kopf ein. »Das ist 90 Meilen entfernt. Habe ich morgen einen halben Tag Zeit für diesen Ausflug?«

»Hast du.«

»Und das Restaurant ist …«

»Ja, es ist gut. Und eine Crew und Equipment für Outdoor-Catering haben die auch. Und Lust ohnehin, da sie hier in der Stadt einen Ableger eröffnen wollen und die Werbung gebrauchen können.«

Wie auch immer Dante die aufgetrieben hatte … Erleichtert lehnte sich Sheila in ihre weichen Kissen zurück. Ihre angespannten Schultern lockerten sich und sie gähnte verstohlen. Sie konnte mit gutem Gewissen schlafen gehen. »Wow. Danke.«

»Babe.« Klang wie ›Keine Ursache‹ in sexy.

Konnte er bitte aufhören, sie so zu nennen? Sheila rollte mit den Augen und ließ das unkommentiert. Müde schnappte sie sich ihr Nachthemd und verschwand im angrenzenden Bad, um sich, von ihm unbeobachtet, umzuziehen. Klar, er war ein Roboter. Aber irgendwie war er auch ein Mann. Noch dazu sehr attraktiv. Kein Grund, einen Striptease hinzulegen.

Als sie umgezogen wieder zu ihrem Bett ging, stellte er gerade ein Glas Wasser auf ihren Nachttisch. Warum auch immer er das tat. Natürlich war das nett, aber noch netter wäre es, wenn er sie in Ruhe ließ. Zeit für ein Machtwort. »Mir wäre es lieber, wenn du mich ›Sheila‹ oder ›Chefin‹ nennst.«

»Babe?« Seine blaugrünen Augen musterten sie intensiv, als ergründete er, was sie eigentlich wollte.

»Du hast mich schon gehört …« Sie seufzte und schlüpfte unter die Bettdecke. »Und triff nie wieder eine Entscheidung ohne mich. Rose macht das auch nicht. Das Geschäft läuft auf meinen Namen. Ich bin für alles verantwortlich. Kapiert?«

»Es ist nur ein Probeessen.«

»Und wenn es furchtbar läuft, bin ich diejenige, die dazu nett lächeln muss.«

»Verstanden.« Dante grinste breit und setzte sich auf die Bettkante.

»Warum gehst du dann nicht? Jetzt wäre der richtige Moment. Husch.« Sie fuchtelte mit den Händen, als wollte sie einen Kater von der Decke scheuchen.

»Wir unterhalten uns zum ersten Mal.« Er blieb.

»Tun wir nicht.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und knickte unter seinem Blick ein. »Meinetwegen, tun wir. Aber ich bin zu müde, um ein sinnvolles Gespräch zu führen, okay?« Nicht gelogen.

»Okay, Babe. Dann lass ich dich schlafen.«

Das klang gut. Auch wenn er sie schon wieder so bescheuert anredete. Doch anstatt sofort zu gehen, beugte er sich zu ihr. Sheila stemmte sich gerade noch schnell genug mit beiden Händen gegen ihn, um ihn aufzuhalten. Er wollte sie küssen? »Wehe, sonst schrei ich die ganze Nachbarschaft zusammen.«

»Doch noch so viel Power, Babe?«

Eindeutig, er machte sich einen Spaß daraus, sie aufzuziehen. Und er wäre überrascht, wie viel Power in ihr steckte. Wer war sonst schon so lebensmüde und ging ins Eventmanagement? Resolut griff Sheila ein Kissen und packte es wie einen Abstandshalter zwischen ihn und sie.

»Nur ein Gutenachtkuss.« Er lächelte. »Es ist das Beste für dich. Glaub mir.«

Sheila traute ihren Ohren nicht. Das Beste? Mit der Nummer brauchte er ihr nicht zu kommen. Sie wusste, wie Jacob mit dem gleichen Spruch ihrer Schwester ein Date aufgezwungen hatte. Und am Ende war es keinesfalls das Beste gewesen, sondern hatte für jede Menge Drama gesorgt. Sheila entschied selbst, was gut für sie war und was nicht. Basta. »Hau ab und tu, was ihr Roboter nachts eben so tut!«

»Nicht bevor ich dir einen Kuss geben konnte.«

»Du gehst nicht eher?«

»Keine Chance, Babe.« Er begann, vorsichtig ihre Haarnadeln zu lösen, die sie immer erst im Bett rausnahm, und Strähne für Strähne löste sich ihre strenge Hochsteckfrisur auf und verwandelte sich in einen kupferroten Wasserfall. Und Sheila traute sich nicht, sich zu regen. Sie saß da wie erstarrt. Sogar etwas verkrampft. Als könnte eine falsche Bewegung sie das Leben kosten.

Warum tat er das? Warum kümmerte er sich um sie? Sie brauchte niemanden. Sie konnte das allein. Hatte sie bisher immer. Außerdem jagten ihr die fremden Berührungen Schauer über den Rücken. Was total eigenartig war.

Statt etwas zu sagen, legte Dante Haarnadel für Haarnadel auf ihren Nachttisch. Jedes Klirren des Metalls auf der Glasoberfläche sorgte für ein erneutes Kribbeln. Abschließend fuhr er ihr durch die Haare, was verdammt guttat. Denn wie jeden Abend schmerzte ihre Kopfhaut von der strengen Frisur. Sie selbst massierte sich immer schnell und mit einem Seufzen den Kopf. Nun verkniff sie sich wohlige Laute. So gut sie konnte. Er schien dennoch zu bemerken, wie sehr sie es genoss, und sah sie abwartend an. Seine Forderung stand klar im Raum. Und wer wusste, was er anstellen würde, wenn sie sich weiter weigerte. Wieder ihre Füße massieren, die von einem Tag auf High Heels noch brannten?

»Fein! Du hast gewonnen. Ein Kuss! Einer. Verstanden? Mehr nicht.« Das würde sie nicht umbringen. Und danach könnte sie endlich schlafen gehen. Eine total rationale Entscheidung.

Er nickte einverstanden.

Na dann! Sheila setzte sich auf, beugte sich vor und berührte flüchtig seine Lippen. »Fertig! Das war‘s! Zufrieden?«

Dante sah so aus, als verkniff er sich, lauthals loszulachen. Und er rührte sich nicht, sondern blieb auf ihrer Bettkante sitzen.

»Hey! Roboter! Wir hatten einen Deal. Warum gehst du jetzt nicht?«

»Das war kein Kuss, Babe.«

»Natürlich war das einer. Lippen an Lippen gleich Kuss. Ich bin mir sicher, einer deiner zigtausend Lexikoneinträge wird das bestätigen.«

Dante zog eine Augenbraue hoch. »Meinst du, Babe? Meine Datenbank ist voller Küsse. Und das war definitiv keiner. Das war …« Er tat so, als suchte er nach Worten, dabei hatte er damit ganz sicher keine Probleme. »… die Berührung zweier Münder, mehr nicht.«

»Ist nicht genau das die Definition eines Kusses?« Müde ließ Sheila sich in die Kissen zurückfallen. Sie wollte keine Diskussion darüber führen, was ein Kuss war und was nicht. Nicht mit so einem heißen Typen. Nicht in ihrem Bett. Nicht jetzt.

»Babe?«

»Nenn mich nicht so«, grollte sie.

»Warum nicht, Babe?«

Weil es sie an einer Stelle verrückt machte, die nicht durchdrehen durfte. Sie hatte sich nie von Hormonen leiten lassen. Niemals. Und jetzt war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen. »Alexandra hat sich nur einen Spaß erlaubt«, log sie.

Dante grinste frech. »Nein, hat sie nicht.«

Und das konnte er nach nicht mal einem Tag in ihrem Haus erkennen? Je näher er kam, desto schneller schlug Sheilas Herz. Und ganz sicher bemerkte er das, so wie seine Augen funkelten und jedes verfluchte Detail an ihr registrierten. Bestimmt hatte er einen Infrarotscanner und nahm Temperaturschwankungen an ihrem Körper wahr. Und dann wüsste er auch, dass sie zwischen den Beinen glühte. Und was hatte Alexandra bitte schön bestellt, dass er so gut roch? Und warum machte er sie so nervös? Wo er nur ein Ding war!

Dantes Daumen strich über ihren Mund, und alle ihre Gedanken verstummten. »Siehst du, Babe, so beginnen richtige Küsse. Kaum berühre ich dich, werden deine Lippen noch etwas voller und wärmer.«

Sheila schreckte panisch zurück und stieß ans Kopfteil des Bettes. »Lass das!«

»Nicht bevor ich nicht einen richtigen Kuss bekomme.«

»Und wie müsste der sein, damit du ihn akzeptierst?«

»Du öffnest deinen Mund einen Spaltbreit, du lässt meine Zunge in dich eindringen. Und du entspannst dich.«

Das klang kompliziert. Denn wie zum Henker entspannte man sich, wenn einen jemand wie ein Dessert ansah? »Eher gehst du nicht?«

»Eher gehe ich nicht, Babe.«

»Und was ist daran das Beste für mich?«

»Sieh es als meine kleine Belohnung dafür, dass ich dir ein neues Catering organisiert habe.«

Wenn die Dinge in Zukunft so liefen, dann wüsste sie, wohin das führte. Für jeden beruflichen Gefallen würde er eine sexuelle Gegenleistung verlangen. »So läuft das nicht«, protestierte sie unwirsch und stemmte sich wieder gegen ihn. Wodurch sie seinen muskulösen Oberkörper und die Wärme seiner Haut spürte. Und dahinschmolz.

Er lachte auf. »Doch, genau so läuft es.« Und bevor sie erneut protestieren konnte, nahm er ihr Kinn in beide Hände, zog ihren Kopf zu sich und küsste sie.

Im ersten Moment war Sheila viel zu perplex, um sich zu wehren. Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an und stellte irritiert fest, wie er sie ebenfalls beobachtete, unter halb geschlossenen Lidern und vor Lust schmal zusammengezogenen Augen.

Dann legte sie ihre Hände auf seine. Um sie zu lösen. Mit mäßigem Erfolg. Sie blieben, wo sie waren.

Schließlich seufzte sie, weil ihr gefiel, dass er sie einfach so nahm. Seine Lippen knabberten sanft an ihren und automatisch öffnete sie ihren Mund. Seine Zunge nutzte ihre Einladung und stieß langsam in sie, berührte sie, dass wieder alles kribbelte und ihr Körper so seltsam reagierte, wie sie es nicht kannte und nur für ein Gerücht gehalten hatte.

Und plötzlich neckte ihre Zungenspitze ihn ebenso und forderte gierig mehr von ihm und diesem Gefühl, das sie derart durcheinanderbrachte.

»Gute Nacht, Babe.« Dante löste sich und stand auf.

Was? Jetzt? Wo sie gerade mitmachen wollte? Ihr Atem ging heftig, und fassungslos strich sie mit den Fingerspitzen über ihre Lippen und starrte ihm Löcher in den Rücken. Das hätte nicht passieren dürfen. Hilfe! Was tat sie da?

Mit der Klinke schon in der Hand drehte Dante sich um und sein lässiges Lächeln verschwand. Stattdessen zog er eine Augenbraue hoch, verwundert. »Alles okay, Babe?«

Sheila nickte. Mit aller Macht erinnerte sie sich an Situationen mit schwierigen Kunden, die man anlächelte, obwohl man ihnen den Hals umdrehen wollte. Sie räusperte sich und fixierte den Punkt zwischen seinen Augen, was so aussah, als erwiderte sie seinen Blick. »Natürlich. Gute Nacht, Dante.«

Misstrauisch musterte er sie, als witterte er ihren kleinen Schwindel. Doch sie flog nicht auf. Mit einem erneuten »Gute Nacht« wandte er sich ab und schloss die Tür hinter sich.

Puh! Das war knapp! Sheila brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Was hatte er mit ihr angestellt? Ihre Lippen fühlten sich geschwollen an und ihr Körper zitterte.

»Nichts. Gar nichts«, antwortete sie sich selbst. Dennoch starrte sie mit großen Augen an die Decke und befühlte ihre Lippen. Dante musste sie für eine miserable Küsserin halten, denn sobald sie ihn zurückgeküsst hatte, hatte er sie losgelassen. Trotzdem wollte sie seinen Mund erneut spüren. Und seine Hände an ihrem Körper. Und diesen Blick auf sich …

Ruhelos wälzte sie sich auf die Seite, nur um dann auf dem Rücken, danach auf dem Bauch und dann erneut auf der Seite zu liegen. Und bei jeder Bewegung dachte sie weder an den nächsten Tag noch an ihren Job oder das Open Air. Dante spukte ihr durch den Kopf. Klasse.

Den Kuss hätte er sich sparen können. Von einer guten Nacht konnte keine Rede sein.