ROBOT LOVE - Starke Schultern - Philippa L. Andersson - E-Book

ROBOT LOVE - Starke Schultern E-Book

Philippa L. Andersson

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Beschreibung

Stell dir vor, du kannst dir deinen Traummann im Internet bestellen!
Er sieht wie ein echter Mann aus.
Und er gehorcht nur einem Prinzip: Dich glücklich zu machen!


Für Alexandra ist das DIE Lösung, um nach einem schweren Verlust ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen – findet zumindest ihre Schwester Sheila und schenkt ihr prompt Jacob. Alexandra ist nicht einverstanden damit. Doch je länger sie und der im Internet bestellte, lebensechte Roboter zusammen sind, desto stärker werden ihre Gefühle für ihn. Und was könnte schrecklicher sein, als jemanden zu lieben, der von allen Dingen Ahnung hat, nur nicht von wahrer Liebe?

ÜBER DIE REIHE
Gefühle, Erotik, Knistern, Humor und eine winzigkleine Portion Science-Fiction & Fantasy - das ist ROBOT LOVE, die Liebesromane-Reihe, in deren Mittelpunkt GRMs, GentleRobotMen, stehen, TRAUMMÄNNER, die man sich im Internet per Mausklick zusammenstellen kann und die nur eines wollen: das Beste für ihre Besitzer. Und manchmal auch mehr …

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Über die Autorin

Originalausgabe

Juni 2015

4. neu korrigierte Auflage

Juni 2017

Robot Love - Starke Schultern

Philippa L. Andersson

Copyright: © Philippa L. Andersson, 2015-2017, Berlin, Deutschland

Umschlagfoto: © konradbak - http://de.fotolia.com

Umschlaggestaltung: Philippa L. Andersson

Lektorat: Mona Gabriel, Leipzig, Deutschland

Korrektorat: SW Korrekturen e.U., Heiligenbrunn, Österreich

Philippa L. Andersson vertreten durch:

Sowade, Plantagenstraße 13, 13347 Berlin, Deutschland

[email protected]

www.facebook.com/PhilippaLAndersson

www.philippalandersson.de

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

1

»DU HÄTTEST MIR einen Goldfisch schenken sollen.« Alexandra konnte ihren Blick nicht von dem … sie suchte nach Worten … dem Ding abwenden, das in voller Pracht auf ihrer Veranda stand. Der menschliche Roboter, den ihre Schwester angeschleppt hatte, maß mindestens 1,90 m, wenn nicht sogar mehr. In seiner Gegenwart fühlte sich Alexandra wie ein Zwerg und straffte ihre Schultern. Seine Augen hatten einen seltsamen Glanz, blaugrau, soweit sie sehen konnte, aber mit einer Intensität, die ihr Schauer über den Rücken jagte. Eine Brise fuhr ihm durch die dunklen Haare, und Alexandra biss sich auf die Unterlippe, um sich bei seinem sexy Anblick ein Stöhnen zu verkneifen.

»Das habe ich doch. Und im Gegensatz zu dir habe ich nicht vergessen, was mit dem armen Tier passiert ist«, tadelte Sheila ihre Schwester. Alexandra hatte den Fisch verhungern lassen. Aus Versehen. »Dieses Mal gehe ich auf Nummer sicher. Jacob gehört zur neuesten Generation der GRMs, der GentleRobotMen. Zum Glück kann er gut auf sich allein aufpassen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich ihm den Stoff seines schwarzen Shirts glatt. Nun betonte es noch besser seine breiten Schultern.

»Warum machst du mir so ein Geschenk, bei dem ich mich um nichts kümmern muss?« Alexandra löste den Blick von Sheilas Mitbringsel. Zwei Sekunden später sah sie wieder hin. Sie interessierte weder der Anblick ihrer blühenden Rhododendren neben dem Eingang noch der Techniker, der teilnahmslos neben dem GRM stand, noch ihre Schwester, die sie mit ihren grünen Augen und ihrem feuerroten Haar mal wieder an den Teufel persönlich erinnerte. Sie musste IHN erneut schauen. Und er sah zu ihr. Immer noch.

»Genau deshalb.«

Alexandra atmete tief die salzige Brise vom Pazifik ein und wandte sich ihrer Schwester zu. »Was meinst du?« Sie zog die verschlissene, rot gepunktete Jogginghose, in der sie bereits als Mädchen ihren ersten Kummer durchgestanden hatte, nach oben, strich sich die fettigen Haare zurecht und stemmte angriffslustig die Hände in die Hüften.

Bereit für den Kampf!

Sheila lächelte müde. Zu dumm, dass Schwestern einen so gut kannten und wussten, wenn man versuchte, jemandem etwas vorzuspielen. »Nimm es mir nicht übel, Liebes, aber so wie du dich um den Goldfisch gekümmert hast, so kümmerst du dich leider auch um dich: gar nicht.«

Alexandra verzog bockig den Mund. »Na und? Ich brauche keinen Babysitter! Und so einen schon gar nicht.«

»Er hat gute Manieren.«

»Das meine ich nicht und das weißt du auch«, presste Alexandra warnend zwischen den Zähnen hervor. Bis zum heutigen Tag hatten sie sich alles anvertraut. Und Sheila wusste genau, worauf ihre jüngere Schwester, die mit blauen Augen, aber ebenso roten Haaren wie sie selbst gesegnet war, stand.

»Sag bloß, du willst ihn nicht, weil er gut aussieht?!«, feixte Sheila.

»Ich will ihn nicht, weil ich ihn nicht brauche.«

»Du findest ihn toll.«

»Sheila!«

Begeistert klatschte ihre Schwester in die Hände. »Du findest ihn sogar richtig heiß. Oh Mann, ich wusste, das war eine gute Idee. Ich hatte schon Sorge, dass ich bei der Bestellung der breiten Schultern etwas übertrieben habe. Aber ich seh es dir an, du willst ihm an die Wäsche!«

Brauchte ihre Schwester demnächst eine Brille? »Nie im Leben. Mir ist nur warm. Wir haben Sommer. Falls du es nicht bemerkt hast.« Alexandra fächelte sich Luft zu.

»Ausreden! Sonst kann es dir hier in San Francisco nie sonnig genug sein.«

Konnte sie bitte mal die Klappe halten? Alexandra wollte ihre Schwester am liebsten erwürgen. Wieso nur hatte sie in der Vergangenheit so viele intime Wünsche mit ihr geteilt? Wütend lugte sie zum GRM. Sein Blick traf ihren. Und sie konnte nicht so schnell wegschauen, wie sie wollte: Ein wissendes Lächeln stand in seinem linken Mundwinkel. Dieser Bastard! »Nimm ihn wieder mit«, knurrte Alexandra.

»Jacob war teuer und er bleibt!« Sheila wandte sich an den Roboter und unterbrach endlich den Blickkontakt zwischen ihm und Alexandra: »Genau so eine Szene hatte ich erwartet. Aber das darfst du ihr auf gar keinen Fall durchgehen lassen. Du hast dafür zu sorgen, dass es ihr gut geht, verstanden? Ihr Mann ist vor einem Jahr gestorben und seitdem hat sie dieses Haus nicht mehr verlassen. Weder für einen Kaffee noch für einen Einkaufsbummel. Oder irgendeine andere nützliche Tätigkeit. Ein bisschen Trauer ist okay. Aber nun ist es an der Zeit, nach vorne zu schauen und zu leben. Alex mag gute Küche, Musik, Scrabble und … mpf.«

Entsetzt legte Alexandra ihrer Schwester die Hände auf den Mund. »Was erzählst du ihm denn da alles? Bist du verrückt? Wenn den jemand hackt, dann weiß er alles von mir!«

»Mich kann man nicht hacken.«

Alexandra glotzte Jacob an. War ja klar, dass nicht nur sein Körper, sondern auch seine Stimme sie geil machte. Ein tiefer Bass, leicht vibrierend, schnörkellos und dominant. Eine Stimme wie Sex für die Ohren. Mitten in der Öffentlichkeit. Am helllichten Tag! Binnen Sekunden überzog Gänsehaut ihren ganzen Körper. Ihre Brustwarzen wurden hart, und ein warmes Gefühl schoss so plötzlich in ihren Schoß, dass sie unwohl ihr Gewicht verlagerte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so bereit für einen Mann gewesen war. Nicht einmal Andrew hatte sie so schnell verführt.

Um Sheilas Mundwinkel zuckte es amüsiert und sie löste Alexandras Hände von ihrem Mund. »Schwesterherz, du bist eine miserable Schauspielerin. Er bleibt!«

»Tut er ni…« Mit offenem Mund sah Alexandra ihrer Schwester hinterher, die jegliche Widerrede ignorierte und in die pompöse Empfangshalle der kleinen Villa trat. Wie jedes Mal blieb sie vor der verglasten Front stehen, von der man einen wunderbaren Panoramablick auf die San Francisco Bay mit der Golden Gate und der Bay Bridge hatte.

Der Techniker, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, folgte Sheila. Unter seinen Armen standen dunkle Schweißflecken, und er freute sich offensichtlich, der brennenden Sonne zu entkommen und einen klimatisierten Raum zu betreten.

Großartig! Das war ja nur ihr Haus. Und hier hatte ja auch nur sie das Sagen. Wie schön, dass jeder machte, was er wollte. Von einer Sekunde auf die andere stand Alexandra mit Jacob allein vor der Tür. Plötzlich erschien er ihr viel präsenter. So wie Eiscreme bei einer Diät einen ganz fiesen Sog ausübt. Man will sie essen, aber man weiß genau, man sollte nicht. Und von Anfang an ist einem klar, dass man verlieren wird.

»Hast du dich bewegt?«

»Nein, Miss Alexandra.« Das Lächeln in seinen Mundwinkeln blieb.

»Seltsam«, sagte sie mehr zu sich als zu ihm. Sie hätte schwören können, er war näher gekommen. Und warum redete er sie so förmlich an? Als wäre sie die Herrin eines Sklaven.

»Jacob! Kommst du bitte rein!«, erlöste Sheila ihre Schwester. »Und bring deine neue Besitzerin mit!« Das wiederum gefiel Alexandra nicht.

Der Mann … der Roboter … Jacob nahm Kurs auf Alexandra. Sie war unfähig, sich zu rühren. Sie brauchte all ihre Konzentration fürs Atmen. Ein. Aus. Ein. Aus. Zu mehr war sie nicht imstande. Dieser Mann durfte nicht bleiben. Er würde sie nicht ins Leben zurückführen, sondern ihr das letzte bisschen Verstand rauben.

Er ging vor ihr in die Knie und sah zu ihr hoch. Obwohl er nun unten war und sie auf ihn herabschaute, war klar, wer welche Rolle spielte. Jacob bestimmte und gab den Ton an. Sie hatte Folge zu leisten. Er lauerte auf ihre Reaktion. Und dann entwickelte sich eine dieser stummen Unterhaltungen, von denen sie bisher nur gehört hatte. Oder sie hatte wie halb Kalifornien ebenfalls einen Knall und hörte Stimmen. Dann bräuchte sie einen Psychiater, aber keinen Roboter.

Er grinste.

Was ist so komisch?

Sei ein braves, Mädchen, Miss Alexandra! Geh ins Haus!

Du hast mir keine Befehle zu erteilen.

Ach nein?

Alexandra rieb sich über ihre Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die seine stummen Worte ausgelöst hatten. Ach nein.

Eine Sekunde später packte er sie und sie hing über seiner Schulter. Mit einer Hand hielt er ihre Beine und strich über ihre Waden. Die andere legte er warm und fest auf ihren Po. So, dass Alexandra sich für einen Moment wünschte, er würde leidenschaftlich zudrücken. Dann wurde ihr klar, worauf sie nun erstmals einen Blick werfen konnte: seinen Knackarsch. Sie grinste.

»Alles okay da oben?«

Wenn die Aussicht sie nicht so auf schmutzige Gedanken bringen würde: ja. Aber so? Sie sog scharf die Luft ein. Beruhigend strich er daraufhin mit seiner Hand über ihre rechte Wade. Was alles noch schlimmer machte. Wie bei einer Spirale der Lust. Nein, nichts war okay. Sie begehrte eine Maschine nach nicht einmal fünf Minuten. Und er brachte sie gleichzeitig auf die Palme.

Unter ihr schwankte der Boden. Jacob nahm die breiten Treppenstufen, es waren zehn, und betrat die Eingangshalle. Der weiße Marmorboden erstreckte sich über wenige Meter, die Farbe wechselte, und sie passierten das buddhistische Mandala, ein Gleichnis auf das Universum, auf Himmel, Erde und Unterwelt. Und Alexandra wurde warm. Obwohl es im Gebäude deutlich kühler war als draußen. Der menschliche Körper steckte wirklich voller Wunder. Und im Augenblick hasste sie diesen miesen Verräter, der begann, diesen kleinen Ausflug auf Jacobs Schulter zu genießen!

Sie zappelte in seinem Griff und trommelte auf seinem Rücken herum. »Lass mich runter! Ich kann alleine laufen!«

»Entschuldigung, Miss Alexandra.« Trotz seiner Worte setzte er sie nicht ab, sondern durchquerte die Halle. Der Boden wechselte von Marmor zu Robinienholz-Parkett. Sie passierten die breite Jugendstiltreppe, die in die erste Etage mit ihren Gäste- und Schlafzimmern führte. Auch am Wasserspiel machte er keinen Halt und ebenso wenig am Fenster, wo eben noch ihre Schwester gestanden hatte.

»Verdammt noch mal, hörst du schlecht?« Sie schlug ihn nicht mehr. Ihre Handflächen brannten. Das fing ja gut an!

»Da wären wir.« Fest packte er ihre Taille, sodass Alexandra erneut das Kribbeln auf ihrer Haut und zwischen ihren Beinen spürte. Wenn es bei ihm bloß keinen Sensor gab, der das mitbekam! Behutsam ließ er sie im Wohnzimmer zu Boden. Sie stand so nah vor ihm, dass ihr Atem, der gegen seine Brust schlug, warm zu ihr zurückströmte. Außerdem roch sie ihn, seinen herben, maskulinen Geruch, der sauber und zugleich so verführerisch schmutzig war, dass sie erneut an Sex dachte. »War doch gar nicht so schlimm.« Er lächelte und löste ihre Arme von seinem Hals. Wie zufällig fuhren seine Finger dabei über ihre Haut, tanzend, zärtlich, folternd.

Klar, wenn einem ein Roboter an die Wäsche wollte, dann war das nicht so schlimm! In allen anderen Fällen könnte sie ihn wegen sexueller Belästigung verklagen. Aber ob das Gesetz auch für Roboter galt? Alexandra bezweifelte es. Sie warf ihm einen bösen Blick zu. Jacob zuckte mit den Schultern und entfernte sich einen Schritt von ihr. Doch er ließ sie nicht vollständig los. Seine Hand ruhte leicht auf ihrem Rücken. Nicht so stark, dass sie sich bedrängt fühlte, und nicht so schwach, dass er es genauso gut auch sein lassen könnte. So, dass es sich gut anfühlte.

»Wag das nie wieder!«, grollte Alexandra und ignorierte das Kichern ihrer Schwester, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte.

»In Ordnung. Dein Wunsch ist soeben abgespeichert.« Er grinste. »Nie wieder.«

Was? Nicht, dass sie eine Wiederholung wollte! Aber ›nie wieder‹ war eine Aussage, die man nicht leichtfertig treffen sollte. Damit verbaute man sich zu viele Optionen. So wie sie nie wieder etwas fühlen, geschweige denn jemanden lieben wollte. Und hier stand sie nun, mit einem feuchten Slip, einem panischen Herzschlag und hypersensibler Haut, die selbst auf die Andeutung einer Berührung reagierte. »So war das nicht gemeint. Das weißt du auch. Ich meine … nicht generell …« Hilfe suchend schaute Alexandra zum Techniker, der mit einem Tablet über Jacobs Arme und Beine fuhr und in regelmäßigen Abständen auf seinem Display etwas antippte.

»Jacob ist mit der neuesten Technologie ausgestattet. Er ist darauf programmiert, sich um sich selbst zu kümmern. Alle Updates führt er alleine durch. Und sollten Fehler passieren, so meldet er sie, ohne dass Sie etwas davon bemerken.« Das Gerät piepste. Der Mann runzelte die Stirn. Er fuhr mit dem Sensor über Jacobs Schlüsselbein, tippte auf das Display und nickte. »Außerdem lernt ein GRM aus jeder Situation mit Ihnen. Ein Verbot ist nicht auf ewig ein Verbot. Sie können es selbstverständlich jederzeit aufheben. Steht alles im Handbuch. Ich leg Ihnen das mal …« Auf dem Gesicht des GRM-Servicemitarbeiters breitete sich ein angewiderter Ausdruck aus. Von dem ursprünglichen Stilmix von Moderne und Orient war im Wohnzimmer nicht mehr viel zu sehen. Kunstgegenstände, Skulpturen und Vasen, die Alexandra und Andrew von Reisen mitgebracht hatten, erstickten unter einer dicken Staubschicht. Zeitschriften lagen auf dem Teppich oder auf Stühlen. Getragene Kleidung stapelte sich in einem Sessel. Leere Eiscreme-Schachteln standen auf dem Sofa. Da er keinen keimfreien Platz fand, drückte er ihr das Heft in die Hand. »… hier. Wenn Sie ihm also ein anderes Mal sagen, dass Sie hochgehoben werden wollen, dann macht er das. Nicht wahr, Jacob?«

»Ja, Sir.«

»Feiner Kerl«, lobte der Techniker den GentleRobotMan und sah sich um. Von Alexandra dachte er das offensichtlich nicht und wollte schnell fertig werden. »Unterschreiben Sie bitte hier, dass Sie die Lieferung erhalten haben und alles einwandfrei funktioniert. Ich erklär Ihnen alles. Dauert nicht lange.«

Alexandra tat genau das und hörte in der Folge mit halbem Ohr zu, als der Techniker sämtliche Funktionen seines technischen Wunderwerks herunterratterte. Statt aufmerksam zuzuhören, starrte Alexandra Jacob an. Er hatte sich einmal im Raum umgesehen, so als würde er seine neue Umgebung registrieren, und nun lag sein Blick erneut auf ihr, mit einer Intensität, die sie nervös ihr Gewicht verlagern ließ – immer von einem Bein auf das andere. Als müsste sie auf die Toilette.

»Haben Sie noch Fragen?«

Mist, sie hatte nicht aufgepasst, sondern geträumt. Mit offenen Augen. Von Jacobs Händen, von seinem Geruch, von seinen Lippen. Alexandra starrte den Techniker verständnislos an. Und als Sheila kicherte, schaute sie Hilfe suchend zu ihr.

»Ich würde sagen, ihr gefällt ihr Geschenk. Endlich!«

»Sheila!« Alexandra spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Und das war ihr zuletzt als Teenager passiert. Das triumphierende Blitzen in Jacobs blaugrauen Augen machte es auch nicht besser. Verflucht!

»Es muss dir nicht peinlich sein, Liebes. Ich freue mich, dass mein Geschenk besser ankommt als die Goldfische.« Sheila drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Wobei mich das nicht wundert.« Sie kicherte und klemmte ihrer Schwester eine besonders störrische Strähne fest. Dann wurde sie ernst. »Mach dir keine Sorgen, Alex! Ich liebe dich, und ich weiß, dass es das Richtige für dich ist. Der Typ von GRM bringt gleich noch jede Menge Zeug für Jacob ins Haus und dann hast du deine Ruhe. Ich komm in einer Woche vorbei. Und wenn du vorher reden willst, dann melde dich. Dieses Mal wirklich, okay?«

»Aber …«

»Versprich es mir, Alex!«

»Ich kann nicht …«, stammelte sie.

»Sie wird sich melden«, übernahm Jacob das Wort.

Frechheit! Ein Schauer rieselte über Alexandras Rücken. »Ich kann für mich alleine sprechen!«

Seine Augen funkelten frech. »Kannst du?«

»Ja.« Alexandra reckte ihr Kinn.

»Gut. Dann versprich es deiner Schwester!«

Mist, das war eine Falle gewesen. Und Sheila lächelte dazu.

»Na los!« Sein Blick bohrte sich unnachgiebig in ihren. Kurz spielte Alexandra mit dem Gedanken, sich zu weigern. Aber so stur sie auch war, sie war nicht dumm. Dafür sprach ein Master of Science and Business Administration und die Tatsache, dass sie bei Scrabble in 99 Prozent aller Fälle gewann. In diesem Fall würde sie verlieren.

Sie zog eine dicke Lippe. »Ja, ich verspreche es dir, genauso, wie es dir diese Blechkiste versprochen hat. Wenn etwas ist, melde ich mich.«

Sheila umarmte sie. »Siehst du, Liebes. Alles wird gut.«

Wehe, sie wollte jetzt gehen. Hallo?! JETZT? Mit zahlreichen Einwänden versuchte Alexandra, ihre Schwester zum Bleiben zu überreden. Sie bat um Hilfe mit den Kisten, versprach ein gemeinsames Abendessen, bot an, dass Jacob Hausarbeiten in Sheilas Haus erledigen könnte. Aber ihre Schwester blieb standhaft. Sie und der Techniker verabschiedeten sich und ließen sie mit einem lebensechten 1,90 m großen, hinreißend aussehenden GentleRobotMan namens Jacob und zig Kisten Klamotten, Waschartikeln, Schuhen und was Mann sonst noch so brauchte allein.

2

»MISS ALEXANDRA, wobei kann ich dir als Erstes helfen?«

Indem er sie nicht so anstarrte. Sein Blick machte sie nervös, und das war dermaßen lächerlich, dass ihre Laune noch schlechter wurde. Er war eine Maschine, oder etwa nicht? Er war nicht aus Fleisch und Blut. Statt einer Antwort befühlte sie prüfend seine Arme. Mit den Händen umfasste sie, so gut sie konnte, seinen Bizeps. Und mit den Fingern strich sie über seine leicht gebräunte Haut und die dunklen Haare auf seinen muskulösen Unterarmen. Sein Körper strahlte eine angenehme Wärme aus und unter ihren Fingern zuckten Muskeln. »Verblüffend.«

»Nicht wirklich. Ich bin das neueste Modell mit Zx3D-Technologie. Unsere Haare und Nägel wachsen. Wir können Nahrung aufnehmen und so tun, als würden wir essen. Auf Wunsch altern wir sogar. Die Zx3D-Technologie ahmt die Wirklichkeit perfekt nach.«

Alexandra musste breit grinsen, zum ersten Mal seit über einem Jahr. Dieses Geschenk war deutlich unterhaltsamer als die Goldfische. »Bist du stolz darauf?«

»Ich verstehe die Frage nicht, Miss Alexandra.«