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Beschreibung

Fantastisch romantische Leseproben von Lena Kiefer, Jeaniene Frost und weiteren!

Ob Göttin, Prinzessin, Vampirin oder knallharte Kämpferin, ob 1.000 Jahre in einer dystopischen Zukunft oder weit in der Vergangenheit, ob eine Großstadt vor dem endgültigen Abgrund oder verwunschene Welten voller Magie – unsere Romantasy-Titel garantieren jede Menge Leidenschaft und Herzklopfen!

Enthalten sind Leseproben der folgenden Bücher:

Lena Kiefer, KNIGHTS - Ein gefährliches Vermächtnis
Jeaniene Frost, Night Rebel - Kuss der Dunkelheit
Laura Sebastian, Ash Princess
Lora Beth Johnson, Die letzte Göttin
E.M. Castellan, Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe
Margaret Rogerson, Rabenprinz

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Seitenzahl: 238

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2021 Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: © Marie Rödel unter Verwendung eines Motivs von © Unsplash (Christopher Campbell; Meiying Ng)

ISBN 978-3-641-29140-2V002

Besuchen Sie uns auch auf www.penguinrandomhouse.de

Liebe Leser*innen,

ob Göttin, Prinzessin, Vampirin oder knallharte Kämpferin, ob 1.000 Jahre in einer dystopischen Zukunft oder weit in der Vergangenheit, ob eine Großstadt vor dem endgültigen Abgrund oder verwunschene Welten voller Magie – unsere Romantasy-Titel garantieren jede Menge Leidenschaft und Herzklopfen! Tauchen Sie mit uns in romantisch-fantastische Welten ein und stöbern Sie in den exklusiv zusammengestellten Leseproben voller mutiger Held*innen und faszinierender Settings. Sie finden in diesem Sampler sowohl Leseproben der ersten Bände von großartigen Reihen als auch von mitreißenden Einzelbänden. Wir freuen uns, wenn unsere vielfältigen Bücher Sie genauso in den Bann ziehen wie uns und wünschen Ihnen fantastische Lesestunden! Ihr Verlagsteam von Blanvalet Penhaligon cbj cbt

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LENA KIEFER

EIN GEFÄHRLICHES VERMÄCHTNIS

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der

Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Carolin Liepins, München,

unter Verwendung mehrerer Motive von © Shutterstock.com(Regina Erofeeva/vs148/Bokeh Blur Background)

sh · Herstellung: AJ

Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-641-25752-1V003

www.cbj-verlag.de

Für Gerlinde,

Knight-Gnaden – Team Stanham

ARTHUR

LANCELOT

GAWAIN

Oscar Blackwell

Noel Mayfield

Xavia Dupree

Macht

Liebe

Mut

Gerechtigkeitssinn

Vertrauen

Furchtlosigkeit

Willensstärke

Hingabe

Hoffnung

Verantwortungsgefühl

Inspiration

Zuversicht

 

 

 

KAY

TRISTAN

PERCIVAL

Zephaniah Marconi

Levi McGuire

Thora Lindholm

Treue

Mitgefühl

Glaube

Loyalität

Höflichkeit

Vertrauen

Ehrgefühl

Großzügigkeit

Zielstrebigkeit

Ergebenheit

Milde

Beharrlichkeit

Prolog

Homines sumus, non dei.

Vier Worte. Vier tiefschwarze Worte, die für die Ewigkeit auf meinen Unterarm geschrieben waren und nun sichtbar wurden, als wir den Pub betraten und ich meine Jacke auszog.

»Menschen sind wir, keine Götter«, übersetzte Oscar neben mir mit getragener Stimme und stieß mich in die Seite. »Dabei wissen wir doch beide, dass das nicht stimmt. Oder, Noel?«

»Understatement ist eine Tugend, Oz«, gab ich grinsend zurück. »Das wirst du auch noch irgendwann merken.«

»Ja, vielleicht. Aber heute sicher nicht.«

Ich zog den Ärmel meines Pullovers herunter und das Tattoo verschwand, als könnte ich so aus meinem Kopf verbannen, was diese Worte bedeuteten. Welche Verantwortung sie bedeuteten. Zumindest für diesen einen Abend.

Der Empty Grail war brechend voll und wir mussten uns den Weg durch die Menschen bahnen. Der einzige freie Tisch befand sich hinten in der Ecke, weit weg von der Tür. Oscar rutschte auf die Bank und griff gleichzeitig nach der folierten Speisekarte auf dem Tisch. »Ich habe noch nie so sehr einen Burger gebraucht. Wie viele Einsätze hatten wir allein in diesem Monat? Zwanzig? Oder sogar mehr?«

»Definitiv mehr.« Ich wusste, was er meinte. Wir hatten so viel zu tun, dass kaum genug Zeit zum Schlafen oder Essen blieb. Tage verschwammen ineinander, genau wie Zeitzonen und Aufträge. Das hier war der erste freie Abend seit Wochen. Was auch der Grund war, warum wir beschlossen hatten, nach London zu fahren – wir brauchten dringend ein bisschen Normalität. Oder eher die Illusion davon, denn an unserem Leben war gar nichts normal.

Aufmerksam sah ich mir die Leute um uns herum an: die Gruppe von Studentinnen am Nebentisch, den Junggesellenabschied in der Nähe der Toiletten, die beiden Pärchen direkt an der Garderobe. Sie wirkten alle harmlos. Kurz checkte ich die Uhr an meinem Handgelenk, die mit meinem Handy gekoppelt war. Keine neuen Nachrichten.

»Sieht so aus, als hätten wir Glück«, sagte ich. »Kein Auftrag in Sicht.«

»Gut so.« Oscar nickte zufrieden und schaute sich dann um. »Dafür irgendwelche großen Liebespaare? Ich wette, hier sind maximal drei, denen du mehr als fünf Jahre gibst.«

Ich musste lachen. Dieses Spiel hatten wir früher oft gespielt, als wir noch Teenager in der Ausbildung gewesen waren und bei jeder Gelegenheit unsere Kräfte getestet hatten. Jetzt war das Überprüfen zur Routine geworden, aber ich tat Oscar trotzdem den Gefallen.

Unauffällig deutete ich auf die Pärchen, die ich vorhin noch ins Visier genommen hatte. »Die da vorne, maximal zwei Monate. Die beiden hinten am Tresen, eventuell ein Jahr, wahrscheinlich weniger. Kommt darauf an, ob sie noch versuchen, es zu retten.« Ich drehte den Kopf und mein Blick blieb an zwei Jungs hängen, die so aussahen, als wären sie nur Freunde. Aber ich wusste es besser. »Die beiden Typen an der Dartscheibe, das hat Potenzial«, sagte ich und nahm dann die Karte. »Zumindest wenn sie damit aufhören, umeinander herumzuschleichen.«

Oscar grinste breit. »Gott, was würde ich dafür geben, deine Fähigkeit zu haben.«

»Warum, ist deine eigene dir langweilig geworden?« Ich hob eine Augenbraue.

»Ja, ein bisschen schon.« Mein Freund zuckte mit den Schultern. »Klar, Macht ist was Cooles, aber Liebe … daraus sind die wirklich großen Geschichten gemacht.«

»Nein, die sind aus Hass gemacht«, sagte ich sarkastisch. »Und den kann ich dir echt nicht empfehlen.« Bei meinen Worten tastete ich die Umgebung nach genau diesem Gefühl ab, konnte aber keine größeren Mengen davon finden. Allerdings wusste ich nicht, ob mich das tatsächlich beruhigte. Seit den Vorfällen in den letzten Monaten vermutete ich sie überall. Warum sollten sie uns nicht genau dann angreifen, wenn wir uns in Sicherheit glaubten? Ich hätte es so gemacht.

Eine der Bedienungen trat an unseren Tisch. »Hey, Jungs, was kann ich euch bringen?«

Ich ahnte, dass Oscar den Pub wegen der hübschen Studentinnen ausgesucht hatte, die hier kellnerten. Dieses Mädchen war da keine Ausnahme. Sie hatte blonde Haare, in der Farbe von hellem Stroh, zum Zopf gebunden. Ihre Augen waren braun, ein Karamellton, soweit ich es in diesem Licht erkennen konnte. Unter der Schürze, die sie um ihre Hüften gewickelt hatte, trug sie zerschlissene schwarze Jeans und Sneakers, darüber ein dunkelgraues T-Shirt mit dem Logo des Pubs. Ihre Finger hatten Schwielen, auf ihrem Handrücken war der verblasste Stempel eines Clubs zu sehen. Ich brauchte keine Sekunde, um das alles zu bemerken. Sie brauchte kaum länger, um Oscars Bestellung aufzunehmen.

»Und was ist mit dir, Champ?«, fragte sie und sah mich zum ersten Mal direkt an. Ich lächelte, aber als unsere Blicke sich trafen, erstarrte ich. Es war, als wären plötzlich nur noch sie und ich im Pub, alle anderen Menschen und Geräusche waren ausgeblendet. In meinem Inneren breitete sich eine Wärme aus, die ich in meinem Leben noch nie gespürt hatte, und die Sorge, die gerade noch da gewesen war, verschwand, ebenso wie sämtliche Ängste, die seit Monaten meine ständigen Begleiter waren. Es war, als hätte dieses Mädchen sie allein durch ihre Anwesenheit vollkommen ausradiert. Was unmöglich war.

Oder auch nicht.

Es dauerte nur einige Augenblicke, kam mir aber vor wie eine Ewigkeit. Kurz hatte ich das Gefühl, dass sie ebenfalls spürte, was da zwischen uns passierte. Aber dann wiederholte sie nur freundlich ihre Frage und zeigte ein unverbindliches Lächeln. Ich räusperte mich.

»Ich hätte gern den BBQ-Burger und ein Ale, bitte.«

»Klar.« Sie notierte sich nichts und nickte. »Kommt sofort. Wobei, das ist gelogen. Es ist viel los, wahrscheinlich müsst ihr ein bisschen warten.«

»Das macht nichts«, ließ Oscar sie wissen und grinste. »Du darfst uns gerne warten lassen.«

»Ach, wirklich?« Sie wirkte amüsiert. »Mal sehen, ob du das in einer Stunde auch noch sagst.« Damit ging sie zur Theke zurück, um unsere Bestellung aufzugeben. Ich sah ihr nach, bis Oscar mich anstieß.

»Alter, alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.

»Klar«, sagte ich und riss meinen Blick los. »Warum?«

Mein Freund warf mir einen belustigten Blick zu. »Weil du diese süße Blonde gerade angesehen hast, als wolltest du ihr einen Antrag machen. Was war das, ein spontaner Anfall von Liebe auf den ersten Blick?« Sein Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. »Oh, fuck. Im Ernst? Du meinst, sie ist …?«

»Nein, ist sie nicht«, sagte ich schnell. »Ich finde sie nur hübsch, das ist alles. Es hat nichts zu bedeuten.«

Das war eine Lüge, und ich musste froh sein, dass Oscar sie schluckte. Die Wahrheit war: Leute wie ich waren Profis für das Erkennen von dauerhaften Verbindungen – und diese Fähigkeit endete nicht vor der eigenen Haustür. Wir brauchten keine fünf Dates, lange Gespräche oder eine gemeinsame Nacht, um zu wissen, ob jemand zu uns passte: Erben von Lancelot bemerkten es nach nur wenigen Sekunden. Ich hatte das gewusst, theoretisch. Aber erlebt hatte ich es bei mir selbst noch nie.

Bis jetzt. Eigentlich hätte ich sofort gehen müssen. Von hier zu verschwinden und den Pub nie wieder zu betreten, war das Beste, was ich in dieser Situation tun konnte. Ich durfte dem Gefühl keine Beachtung schenken, nicht bei der Lage, in der wir uns momentan befanden. Aber wenn ich Oscar sagte, dass ich gehen wollte, wusste er Bescheid und würde mich schon allein deswegen daran hindern. Also blieb ich, setzte mein bestes Pokerface auf und tat so, als wäre alles in bester Ordnung, während mein Herzschlag sich nur sehr langsam beruhigte.

Die Getränke und das Essen kamen, gebracht von einer anderen Bedienung, und die leeren Teller gingen wieder. Oscar und ich alberten herum und ich merkte, dass ich mich tatsächlich entspannte. Zwar wollte mein Blick immer wieder zu dem blonden Mädchen wandern, aber ich widerstand dem Drang eisern und sah nicht zu ihr.

Ablenkung nahte, als Oscar ein paar Studentinnen zu uns an den Tisch holte, weil er unseren Plan, sich heute zu amüsieren, im Gegensatz zu mir nicht vergessen hatte.

»Und, welche Fächer habt ihr belegt?«, fragte eine von ihnen, eine niedliche Brünette.

»Ach, so dies und das.« Oscar grinste.

»An welcher Uni?«

»Oh, wir sind an keiner Uni.«

»Das heißt, ihr macht ein Fernstudium?«

»Ja, so was in der Art. Es ist eine Mischung aus … Genetik und Geschichte.«

»Klingt spannend«, sagte die Brünette. Ich grinste. Das klang nicht spannend, sondern total absurd. Trotzdem kam es der Wahrheit ziemlich nahe.

»Was ist denn da los?« Eines der anderen Mädchen reckte den Hals in Richtung Theke. An der Bar gab es einen Tumult.

»Vergreif dich noch einmal an meiner Freundin und es setzt was!« Zwei Kerle hatten sich miteinander angelegt, es schien um eine Frau mit rot gefärbten Haaren zu gehen. Ich spürte eine Welle von Abneigung und Eifersucht, als ich mich auf die beiden konzentrierte. Der Größere der Kontrahenten, Marke Bodybuilder, schob die Rothaarige zur Seite. Dann ging er auf seinen Gegner zu.

Der reckte das Kinn. »Ach, komm schon, verpiss dich, Justin. In zwei Wochen hat sie eh genug von dir.«

Justin machte noch einen Schritt nach vorne – in der gleichen Sekunde standen Oscar und ich auf, eingespieltes Team, das wir waren. Wenn ich etwas näher herankam, konnte ich die Gefühle von beiden ohne große Anstrengung neutralisieren. Aber bevor sich einer von uns einmischen konnte, kam ein blonder Zopf dazwischen.

»Das ist ein Pub, kein Fight Club, okay? Regelt euren Mist draußen.« Die hübsche Bedienung schubste den Schmaleren der beiden weg und packte den bulligen Kerl an der Jacke. Ich bewunderte ihren Mut. Sie war nicht klein, aber doch zierlich und sicher nur halb so schwer wie der Unruhestifter.

»Hast du Todessehnsucht, Püppchen?« Justin baute sich drohend vor ihr auf. Ich schob mich durch die gaffende Meute, um ihr zu helfen. Allerdings hatte sie das nicht nötig.

»Nein, aber du offenbar schon.« Sie funkelte ihn an und ließ seinen Ärmel nicht los. »Was wird wohl deine Mum tun, wenn ich ihr erzähle, wie du dich hier aufführst? Ich glaube nicht, dass du dann noch viel zu lachen hast, sobald du nach Hause kommst.«

Der Schrank wurde mit einem Mal ganz blass.

»Du wirst ihr doch nichts davon verraten, oder?«, fragte er kleinlaut.

»Nicht wenn du dich verziehst und hier nie wieder Ärger machst.« Mit der freien Hand öffnete sie die Tür und stieß den Typen in die kalte Januarluft hinaus. Kaum war er weg, applaudierten die Gäste, Oscar pfiff sogar mit den Fingern. Das Mädchen verneigte sich spöttisch, bevor sie zurück an die Theke ging.

Dort wartete jemand auf sie, ein großer Mann Mitte dreißig mit unordentlichen blonden Haaren. Er wirkte besorgt und redete auf sie ein, aber sie winkte nur ab, bevor sie sich ein Tablett mit vollen Gläsern schnappte und es zu einem Ecktisch brachte. Ich beobachtete, wie sie über die Bemerkung eines Gastes lachte und tief in meinem Magen spürte ich wieder diese Wärme von vorhin. Verdammt, Schluss damit. Es gab wirklich keinen schlechteren Zeitpunkt dafür als jetzt.

Ich wollte zu meinem Tisch zurück, da bemerkte ich, dass der Typ hinter der Theke mich ansah. Es war kein normales Mustern, eher eine Art misstrauisches Starren. Erst dachte ich, es wäre der strenge Blick eines Chefs, der seine Bedienungen beschützen wollte. Aber als ich ihm in die Augen schaute, fühlte ich plötzlich einen tiefen Schmerz, der mir körperlich so wehtat, dass es mich für einen Moment lähmte. Ich konnte nicht wegsehen, bis er es schließlich tat. Er sprach mit dem Barkeeper, dann verschwand er durch eine Tür in den Gang dahinter.

»Noel, alles okay?« Oscar tauchte neben mir auf und folgte meinem Blick, zog aber nur die halbwegs richtigen Schlüsse. »Sicher, dass du nicht mit der hübschen Blonden reden willst?«

»Ja, ganz sicher«, antwortete ich und sagte nichts von dem, was ich da gerade wahrgenommen hatte. Dieser Mann musste einen heftigen Verlust erlitten haben – nach beinahe zehn Jahren Training kam es nur noch sehr selten vor, dass ich ungefragt etwas abbekam. Aber das war seine Angelegenheit und hatte mich nicht zu interessieren.

»Was dagegen, wenn wir noch woanders hingehen?«, fragte ich Oscar und mein Blick flog zu unserer Bedienung, ohne dass ich es verhindern konnte.

»Nein, gar nicht.« Mein Freund schüttelte den Kopf. »Gib mir nur zehn Minuten, damit ich die kleine Brünette und ihre Freundinnen überreden kann mitzukommen.«

Während er zurück an unseren Tisch ging, checkte ich meine Uhr und sah, dass ich einen verpassten Anruf von einer unbekannten Nummer hatte. Ich gab Oscar einen Wink, dass ich schon rausgehen würde und er zahlen sollte, schnappte mir meine Jacke und ging vor die Tür, um zurückzurufen. Eigentlich waren alle wichtigen Nummern unter Codenamen eingespeichert, aber es kam vor, dass jemand ein fremdes Telefon benutzen musste. Hoffentlich war es kein Notfall. Wobei, vielleicht wäre ein Einsatz jetzt genau das Richtige gewesen, um mich abzulenken.

Vor der Tür des Pubs war fast so viel los wie drinnen, also lief ich um die Ecke in die nächste Seitengasse, um die fremde Nummer anzurufen. Es klingelte, aber niemand ging ran. Ich versuchte es ein zweites Mal, wieder nichts.

»Hey«, sagte jemand hinter mir. »Kann ich mal vorbei?«

Ich drehte mich um und schaute ausgerechnet dem blonden Mädchen aus dem Pub ins Gesicht. Sie stand im Schein der Lampe über der Seitentür, hatte einen ganzen Stapel flach gedrückter Kartons in den Armen und schien zu dem Container zu wollen, der etwas weiter vorne in der Gasse stand.

»Warte, ich helfe dir.« Ich steckte mein Telefon weg und griff nach den Kartons. Das Mädchen ging vor und öffnete den Deckel des Containers, damit ich den Müll hineinwerfen konnte. Dann schloss sie ihn wieder.

»Danke, nett von dir.« Sie lächelte.

»Kein Problem.« Ich erwiderte das Lächeln, und obwohl ich es besser wusste, ging ich nicht direkt wieder. Es lag aber nicht nur an der Anziehung, die sie auf mich ausübte. Es lag auch daran, dass ich ein Echo darauf von ihr wahrnahm. Ein Echo, das meinen Pulsschlag erneut nach oben trieb. Ich wollte sie noch nicht gehen lassen. »Gute Aktion, das mit den zwei Streithähnen vorhin«, sagte ich also.

Sie nickte, aber ihr Lächeln war jetzt ein bisschen stolz. »Es war auch nett, dass du und dein Freund helfen wolltet. Die meisten Leute gaffen immer nur.«

»Die Hilfe war ja nicht nötig«, erinnerte ich sie. »Du hattest die Sache schließlich vollkommen im Griff.«

Sie winkte ab. »Ach, mit der Zeit lernt man, wie man mit den schweren Jungs umgehen muss. Viele von denen sind eigentlich nur zu wenig geknuddelt worden, als sie Kinder waren.«

»Oder zu viel.« Ich grinste. »Woher wusstest du, dass er noch zu Hause wohnt?«

»Ich kenne seine Mum.« Sie zuckte mit den Schultern. »Sie kommt immer am Montag mit ihren Bridgefreundinnen her und jammert, dass der liebe Justin nicht ausziehen will.«

»Vielleicht sollte sie sich von dir erklären lassen, wie man jemanden rauswirft«, sagte ich trocken.

Sie lachte. »Ja, vielleicht. Wobei ich fast bereue, das getan zu haben. Ich hätte gern gesehen, wie du das ohne mein Insiderwissen erledigst.« Es klang neckend.

»Traust du mir das etwa nicht zu?« Ich hob amüsiert eine Augenbraue.

»Oh, doch. Ich traue dir das mehr als zu.« Sie sagte es auf eine Art, die mich für einen Moment glauben ließ, sie wüsste über mich Bescheid. Aber das konnte nicht sein – was wir taten, war mehr als nur geheim. »Ich meine, wer diese wirklich schweren Pappkartons tragen kann, wird sicherlich auch mit Justin fertig«, schob sie spöttisch nach.

»Autsch, das tat weh«, ich griff mir ans Herz. »Vielleicht sollte ich ein paar Getränkekisten für dich tragen, damit ich mein Ego wieder aufpolieren kann.«

»Volle oder leere Kisten?« Sie schaute mich unschuldig an und ich grinste.

»Okay«, lachte ich. »Jetzt bin ich wirklich beleidigt.«

»Nein, bist du nicht.« Ihr Widerspruch klang vertraut und das Gefühl in meinem Magen drehte eine Extrarunde. Da fiel mir auf, dass ich meine Manieren wohl im Pub gelassen hatte, als ich hier rausgekommen war.

»Ich bin übrigens Noel«, stellte ich mich vor.

Das Nennen meines Namens schien sie kurz aus dem Konzept zu bringen, denn für eine Sekunde schaute sie mich nur an, bis ihr einzufallen schien, dass sie noch nichts gesagt hatte. »Ich bin Charlotte.«

»Freut mich, Charlotte.«

»Ja, mich auch.« Sie nickte und lächelte, aber jetzt war es ein bisschen verlegen, was ich bei ihr nicht erwartet hätte. Dann zeigte sie zur Tür. »Ich sollte wohl besser wieder rein. Du hast ja gesehen, was los ist. Und die Getränkekisten tragen sich nicht von allein.«

»Mein Angebot steht noch«, sagte ich.

Charlotte schien einen Moment zu überlegen, dann nickte sie. »Okay, komm mit.«

Ich folgte ihr ins Innere und dann in einen Flur, der nach rechts um eine Ecke bog. Wir waren fast am Ende des Ganges angekommen, als plötzlich die Beleuchtung an der Decke ausging und alles dunkel wurde.

»Keine Sorge, ich kenne mich hier aus.« Charlotte streckte instinktiv die Hand nach mir aus und fand meinen Arm. Ich legte wie automatisch meine Finger auf ihre und unsere Blicke trafen sich im schwachen Licht der Notausgangsbeleuchtung.

Es war, als hätte jemand die Zeit für einen Moment angehalten. Ein Schlag fuhr durch meinen Körper wie eine Vorahnung. Der Blick aus Charlottes braunen Augen verband sich mit meinem zu etwas, das ich nie hätte benennen können. Und sie merkte es auch, ich konnte es fühlen, klarer als jemals etwas zuvor.

Sie kam so nah, dass ich die Wärme ihres Körpers an meinem spüren konnte. Ich hörte sie zitternd einatmen, hatte den Drang, ihr noch näher zu kommen, aber ich beherrschte mich, überließ die Entscheidung ihr. Es dauerte nur eine Sekunde, dann verschwand das Zögern aus Charlottes Blick. Sie hob die Hand und berührte mich an der Wange, ich spürte ihren Atem auf meiner Haut. Und endlich erlöste sie uns beide und küsste mich.

Im ersten Moment war der Kuss sehr sanft und trotzdem heftiger als alles, was ich bisher erlebt hatte. Tausend Empfindungen explodierten in meinem Körper, es fühlte sich an, als hätte ich mein ganzes Leben nur darauf gewartet, sie zu küssen – als hätte ich genau gewusst, dass ich es irgendwann tun würde. Aber es war nicht genug, ich wollte mehr, wir beide wollten mehr. Ich zog Charlotte enger an mich, sie schlang ihre Arme um meinen Hals und öffnete ihren Mund. Ich spürte ihre Zunge an meiner und unterdrückte den Laut, der mir die Kehle hochstieg, als Charlotte mir meine Jacke von den Schultern zog und ihre Hände unter meinen Pullover schob. Unsere Lippen trafen sich erneut, ich vertiefte den Kuss, löste ihren Zopf, vergrub meine Hände in ihren Haaren.

Da ging das Licht plötzlich wieder an.

Charlotte versteifte sich, als wäre ihr plötzlich klar geworden, was wir da taten. Dann machte sie sich von mir los. »Scheiße«, stieß sie aus und trat einen Schritt zurück, jetzt nur noch Verunsicherung und Bedauern in ihren Augen. »Es tut mir leid, ich hätte nicht … es tut mir leid.« Sie sah mich nicht an, während sie ihre Entschuldigung stammelte. Dann drehte sie sich um und stürmte in die Richtung davon, aus der wir gekommen waren.

Ich blieb allein zurück, holte Luft, weil ich sie die ganze Zeit angehalten hatte. Was war das denn gewesen? Das weißt du genau, sagte eine Stimme in meinem Kopf, und sie hatte recht. Mein Gefühl, als ich Charlotte zum ersten Mal angesehen hatte, war richtig gewesen – sie hatte mich völlig aus der Bahn geworfen. Aber das hieß nicht, dass ich dem Gefühl nachgeben musste. Ich konnte mich dagegen entscheiden, und genau das war es, was ich tun würde. Ganz egal, wer ich war und was ich in ihrer Gegenwart fühlte. Wir befanden uns im Krieg. Ich durfte mich im Moment auf nichts einlassen, das mich von meiner Pflicht ablenkte. Und wenn ich es noch so sehr wollte.

Ich nahm meine Jacke vom Boden und ging zurück in den Pub, um Oscar zu holen, damit wir endlich gehen konnten. Aber als ich meinen Blick über die Leute schweifen ließ, konnte ich sein Gesicht nirgendwo entdecken. Wo bist du, verdammt noch mal? Die Brünette, mit der er geflirtet hatte, war an den Nebentisch verschwunden, wo sie Selfies mit jemandem machte, der aussah wie Ed Sheeran. Aber mein Freund war nirgends zu sehen. Ich benutzte meine Fähigkeit, aber bei dem Chaos in meinem Inneren war sie alles andere als zuverlässig. Also half nur die altmodische Suche.

Ich nahm mein Handy und rief ihn an, aber er ging nicht ran. Also zwängte mich eilig durch die Menge zu den Toiletten, folgte dem miesen Gefühl, das ich hatte. Dabei rempelte ich zwei Typen an.

»Hey, Alter, pass gefälligst auf!«, raunzte der eine.

Ich murmelte eine Entschuldigung. Da trat mir der andere in den Weg.

»Willst du Ärger, Mann?«

Ich verdrehte die Augen. Natürlich hätte ich mich mit ihnen anlegen können und wäre garantiert nicht als Verlierer aus der Nummer rausgegangen. Aber ich suchte meinen Freund. Ich hatte keine Zeit für eine Prügelei.

Schnell packte ich den zweiten Kerl an den Schultern und drückte ihn an die Wand. Dann sah ich ihm fest in die Augen und dachte an etwas anderes als meine Panik und seine Wut. Der Willen des Typen wehrte sich nur einen winzigen Moment, dann gab er nach. Sein Blick wurde leer und ich schob ihn zur Seite.

»Geht doch.« Ich ging vorbei zu den Toiletten und stieß die Tür auf, um mich umzusehen. Zwei Kerle standen an den Pissoirs und beäugten mich misstrauisch. »Bist du schwul oder was?«, fragte der eine aggressiv.

»Japp, bin ich«, sagte ich sarkastisch. Was hatte ich an mir, dass jeder Ärger mit mir anfangen wollte? Ach ja, richtig. Mein Erbe. »Und hey, weil ich mich mit euch im selben Raum aufgehalten habe, seid ihr es jetzt auch. Gratulation.«

Oscar war nicht in den Kabinen, und bevor zwei weitere Manipulationen fällig wurden, trat ich den Rückzug an. Aber auch im Flur war er nicht, ebenso wenig an der Theke. Ich suchte den gesamten Gastraum nach ihm ab, aber er war nicht mit irgendeinem Mädchen in eine Ecke verschwunden. Also ging ich wieder vor die Tür. Vielleicht war Oscar eine rauchen gegangen. Wenn wir unterwegs waren, tat er das manchmal.

Immer noch standen viele Leute vor dem Pub, Oscar war nicht dabei. Ich fragte mich durch, ob sie ihn gesehen hatten – Fehlanzeige. Aber wer achtete heutzutage noch auf einen Typen, der Feuer schnorrte oder auf dem Bürgersteig neben einem stand?

Ich wollte gerade loslaufen, um in der Hauptstraße von Camden nach Oscar zu suchen, als sich zwanzig Meter vor mir wieder die Tür vom Seitenausgang öffnete und ein blonder Zopf auftauchte. Charlotte. Sie sah mich nicht, sondern stellte eine Kiste mit Altglas auf den Boden und verschwand dann wieder.

Ich folgte ihr mit den Augen und schob den Schmerz weg, der sich mir aufdrängte und sich anfühlte, als hätte ich sie verloren. Es war unlogisch, aber trotzdem erschreckend real. Deswegen dauerte es, bis mich etwas aus meiner Erstarrung riss: ein Funkeln auf dem Gehsteig, das Display eines Handys. Ich lief hin, rutschte auf einem vereisten Stück Boden beinahe aus und fing mich nur dank guter Reflexe. Dann ging ich in die Hocke.

Die anderen nannten mich oft paranoid und vielleicht hatten sie recht. Der Rest des Teams hätte behauptet, Oscar wäre mit einem Mädchen ins Wohnheim verschwunden, und sie hätten prophezeit, dass ich mir vollkommen umsonst Sorgen machte. Aber in dieser Sekunde, als ich sein kaputtes Smartphone vom Asphalt hob, wusste ich es: Sie hatten ihn. Sie hatten Oscar.

Und das war meine Schuld.

Vier Monate später

1

»Guten Abend, Charlotte. Das Gleiche wie immer?«

Ich grinste. »Du kennst mich, Mohana. Ich bin ein Gewohnheitstier.«

»Das sind mir die liebsten.« Die Inderin lächelte breit. »Ich bin gleich wieder da. Amar hat die Bestellung bestimmt schnell fertig.«

»Macht euch keinen Stress, ich habe Zeit.« Ich sah Mohana nach, wie sie in der Küche verschwand. Dann stellte ich meine Sporttasche ab und lehnte mich gegen den mit orangefarbenem Stoff bespannten Tresen.

Das Indian Dreams war an diesem Dienstagabend mäßig besucht, nur drei Tische waren besetzt. An einem lärmte eine Familie mit vier Kindern, der zweite wurde von einem Paar um die fünfzig in Beschlag genommen. Am letzten saß eine junge Frau allein vor drei vollen Platten, ohne etwas anzurühren. Sie hatte die Hände gefaltet, als würde sie beten. Es wirkte merkwürdig, sogar hier. In London gab es so ziemlich jede Religion, die unsere Welt zu bieten hatte. Aber diese Frau, in ihrem Kapuzenpulli und mit dem unordentlich gebundenen Zopf, sah nicht so aus, als würde das tägliche Gebet zu ihr passen.

Ich beobachtete sie einen Moment, da sah sie plötzlich auf und schaute mich direkt an. Fast wäre ich einen Schritt zurückgewichen, so durchdringend war ihr Blick. Trotzdem schaute ich nicht weg, das tat ich nie. Stattdessen straffte ich die Schultern und hob das Kinn. Die Frau quittierte es mit einem schmalen Lächeln. Dann senkte sie den Kopf und faltete ihre Hände erneut.

»So.« Mohana kam zurück und lenkte mich von ihrem unheimlichen Gast ab. »Hier haben wir einmal die 24, dann noch die 48 und zweimal die 12. Das macht 26 Pfund und 30 Pence.«

Ich nahm einen Fünfziger und schob ihn über den Tresen. »Machen wir dreißig.«

»Vielen Dank.« Mohana gab mir einen Zwanziger zurück.

»Nein, ich danke dir.« Ich schob das Restgeld in die Hosentasche. »Wenn ihr nicht wärt, bekäme ich nicht jeden Dienstag das beste indische Essen in ganz London.«

»Wenn das nur mehr Leute so sehen würden …« Mohana seufzte, als sie einen Blick in den Gastraum warf. Ich konnte die dunkle Wolke mit all den Sorgen über ihrem Kopf förmlich sehen. Zu gerne hätte ich dafür gesorgt, dass es ihr besser ging. Aber das durfte ich nicht. Nicht so.

»Läuft es zurzeit nicht gut?«, fragte ich stattdessen vorsichtig. Das Restaurant von Mohana und ihrem Mann Amar Batra war wie die beiden selbst in die Jahre gekommen, aber trotzdem sehr gemütlich. Gut, ich hätte wahrscheinlich ein paar der 364 Elefanten entfernt und das Orange reduziert. Aber sonst gab es nichts zu meckern.

»Wir hatten ein paar schlechte Google-Bewertungen in den letzten Monaten, und seit an der Early der Schickimicki-Inder aufgemacht hat, ist es noch schwieriger geworden.« Mohana hob die Schultern. Ich sah sie mitfühlend an.