Salz auf der Haut - Suzanne van der Veeken - E-Book

Salz auf der Haut E-Book

Suzanne van der Veeken

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Beschreibung

Kein Boot? Kein Geld? Keine Erfahrung? – Kein Problem! Der Traum von Segeltörns über die Weltmeere begleitet viele von uns – doch einfach lossegeln und zu Hause alles aufgeben, kommt für viele Reisende nicht infrage. Woher das Boot nehmen? Und das Geld? Einmal Aufbrechen ist der große Traum, aber alle Zelte abbrechen? Alles verkaufen, um sich diese Reise finanzieren zu können? Nicht für jeden ist dies das Richtige. Also muss eine neue Idee her – und was könnte da besser sein als Trampen!? Was mit dem Auto funktioniert, kann schließlich auch mit dem Segelboot nicht so schwierig sein. Genau diese Ideen hat sich Hitchsailerin Suzanne van der Veeken zu Herzen genommen. Gestartet ist sie mit einem Törn über den Atlantik – aber nicht auf ihrem eigenen Boot, sondern als mitsegelndes Crewmitglied an Bord einer Yacht. Mittlerweile hat sie längst nicht nur den Atlantik überquert, sondern auch andere Meere und Ozeane. Das Prinzip des "Hitchsailing" ist dabei ihr treuer Begleiter geworden, mit dem sich ihr Traum vom Segeln auch ohne eigene Yacht und großes Budget verwirklichen lässt. • Praktische Tipps für das Leben an Bord • Hilfreiche Hinweise für die Suche nach dem passenden Boot • Packlisten für das Hitchsailing • Empfehlungen zum Schutz der Meere In ihrem Buch gibt die Meeresnomadin Einblicke ist das Leben per Anhalter über die Weltmeere. Sie versammelt ihre Tipps und Tricks, wichtigen Infos und hilfreichen Packlisten und macht auch vor Themen wie Seekrankheit und dem Happy-Faktor an Bord nicht Halt. Neben der perfekten Vorbereitung auf das Hitchsailing geht sie auch auf ihr Herzensthemaein: den Meeresschutz. Warum wir den Ozean unbedingt schützen müssen und wie jeder dazu beitragen kann , erzählt Suzanne ebenfalls in diesem Buch. Damit es auch in Zukunft diese einzigartige Welt auf, im und unter Wasser gibt. Damit wir auch in Zukunft segeln können. Egal, ob auf unserem eigenen Boot oder als Hitchsailer.

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SUZANNE VAN DER VEEKEN

SALZ AUF DER HAUT

DELIUS KLASING VERLAG

Vorwort

von José van der Veeken

»Wenn nicht jetzt, wann dann?«

Viele von uns verwenden Zitate. Aus Filmen, von berühmten Persönlichkeiten, aus der Zeitung. Diese Zitate sollen uns motivieren, uns inspirieren, im Leben besser zu werden, Verantwortung zu übernehmen. Aber handeln wir auch danach?

Ich kenne tatsächlich jemanden, der das tut. Ich kenne sie schon sehr lange, ihr ganzes Leben lang. Ich habe sie auf die Welt gebracht, habe sie aufgezogen und versucht, ihr alles beizubringen, was sie meiner Meinung nach wissen sollte. Aber nach einer Weile begann sie, auf eigene Faust zu forschen. Sie entdeckte, dass das Leben viel mehr zu bieten hat als das, was in der kleinen Stadt, in der sie aufwuchs, passierte. Sie begann zu reisen. An berühmte Strände und die entlegensten Orte auf der ganzen Welt. Sie suchte nach Möglichkeiten, nachhaltiger zu reisen, und entdeckte dabei die Magie des Segelns.

Der Traum, einen Ozean zu überqueren, war geboren. Ein berühmtes Zitat von Walt Disney lautet: »Wenn du davon träumen kannst, dann kannst du es auch tun!« In diesem Sinne überquerte Suzanne eines Tages den Atlantik mit einem Segelboot. Und noch einmal und noch einmal, mittlerweile 5-mal. Ihre Erfahrungen hat sie in diesem Buch versammelt, ein Buch über die Herausforderungen, über das, was man tun und lieber lassen sollte, und darüber, wie jeder zu einem gesünderen Ozean beitragen kann. Mit fantastischen Geschichten über Menschen, die sie traf, über das Essen, das sie lieben lernte, und vielen weiteren Abenteuern vom Leben auf dem Meer kam sie nach Hause.

Bis heute reist sie langsam und teilt ihre Liebe für das Meer, seine Lebewesen, seine Küsten und Inseln und ermutigt andere, die Natur und das Meer auf verantwortungsvolle Weise zu erkunden.

»In 20 Jahren wirst du von den Dingen, die du nicht getan hast, enttäuschter sein als von denen, die du getan»

Wir sind so stolz auf unsere Tochter!

Prolog

Ich war schon immer ein Wassermensch. Es ist mein Sternzeichen, auch mein chinesisches Zeichen. Im oder nahe am Meer zu sein, fühlt sich für mich großartig an. Ich habe viele Wassersportarten zu meinem Hobby gemacht: Surfen, Kiten, Tauchen und Freitauchen. Zum Segeln fand ich relativ spät. Erst während eines Praktikums auf Mauritius habe ich das erste Mal ein Segelboot von innen gesehen. Ich weiß noch, dass ich damals dachte: »Wow, wie cool wäre es, wenn ich eines Tages auch mal auf so einem Boot schlafen könnte!« Dieser Gedanke blieb seitdem in meinem Kopf.

Meine erste Übernachtung auf See habe ich dann in Australien erlebt. Trotz Seekrankheit verliebte ich mich in diese Art zu leben. Der Traum, eines Tages um die Welt zu segeln, war geboren. Ich war so neugierig auf den nomadischen Lebensstil einer Seglerin. Es gab nur ein paar Herausforderungen zu meistern. Ich hatte kein Boot und keine Ahnung vom Segeln, und keine Mittel für ein solches Abenteuer. Allerdings bin ich sehr ehrgeizig, deshalb wollte ich auch nicht nur einfach segeln, ich wollte von Anfang an alles richtig machen. Ich wollte alle Aspekte der Seemannschaft kennen, die technischen Aspekte der Boote, die Navigation, das Wetter, die Sterne. Ich wollte mehr über den Ozean selbst erfahren. Ich wollte von Seglern lernen, von ihren Lebenserfahrungen. Alles Dinge, die kein Segelkurs vermitteln kann.

Als ich anfing, Segelschiffe als Transportmittel zu erkunden, dachte ich nach einigen Wochen der Suche im Internet, ich hätte das coolste Boot, den coolsten Kapitän und die coolste Crew der Welt gefunden. Es klang zu schön, um wahr zu sein. Und das war es auch. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da einließ, ich hätte mehr Nachforschungen anstellen sollen. So aber habe ich gelernt, wie man dieses Abenteuer nicht angehen sollte.

Mein Durchhaltevermögen hat mich schließlich auch gelehrt, wie man es richtig macht. Inzwischen bin ich über 40.000 Seemeilen auf allen Kontinenten gesegelt, als Amateurin und Profi-Crew, als Kapitänin, als Bootswartin und als Expeditionsveranstalterin. All diese Erfahrungen waren einzigartig. Immer wieder andere Routen, anderes Wetter, andere Boote, andere Menschen, alles anders. Ich erlebte die unterschiedlichsten Arten, mit einem Segelboot zu reisen. Dieses Buch basiert auf den Lektionen, die ich bei meinen Segelabenteuern in mehr als 30 Ländern gelernt habe. Und auf Erkenntnissen aus 15 Jahren, die ich allein um die Welt gereist bin.

Das Seglerleben in der Crew hat mir viele Fähigkeiten und Erfahrungen beigebracht und mir unvergessliche Erinnerungen beschert. Was mich dabei am meisten beeindruckt hat, ist das, was ich über den Ozean selbst gelernt habe. Wie wichtig er für uns ist, und in welch gefährdetem Zustand er sich befindet. Als Meeresnomaden können wir unsere Zeit auf dem Meer dazu nutzen, den Ozean kennenzulernen, seine Wunder ebenso wie seine Not. Wenn wir die Ozeane zum Reisen nutzen, dann übernehmen wir auch Verantwortung für seine Existenz. Meine Segelreisen haben mir dieses Bewusstsein geschenkt, aus dem Fürsorge erwächst, und dem Gefühl der Fürsorge folgen Taten.

Alle meine Gedanken und Erkenntnisse, die ich in den Jahren auf dem Meer gewonnen habe, teile ich in diesem Buch mit euch. Sie sollen euch inspirieren, selbst als Nomadin oder Nomade der Meere, um die Welt zu segeln. Auch ohne eigenes Segelboot, auch ohne großes Budget und ohne endlos viel Zeit.

Aber wie geht das mit dem Mitsegeln?

Streckt man auf dem Steg einfach den Daumen aus oder hält ein Schild mit dem eigenen Ziel in der Hand und wartet, bis ein Segelboot anlegt?

Natürlich nicht, wenn das so einfach wäre, hätte ich dieses Buch nicht schreiben müssen.

Widmung

An meine kleinen Neffen Hugo, Aiden & Nino und meine Nichte Mathilde:

Ich wünsche euch, dass ihr alle die Schönheit des Ozeans erleben werdet.

An meine Eltern: Danke, dass ihr mir eine spielerische, naturverbundene Kindheit und ewige mentale Unterstützung gegeben habt, egal, wie verrückt das Abenteuer auch war.

An meinen Hund: Danke, dass du mich täglich inspirierst, unermüdlich neugierig auf die Welt und das Meer zu bleiben.

An Jonatan: Danke, dass du mein Fels in der Brandung bist und alle meine Ideen und Abenteuer unterstützt.

An den Ozean: Danke, dass du mir Abenteuer, Spiel und Leben geschenkt hast. Dieses Buch ist eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben.

Und an alle Abenteuerlustigen!

Inhalt

Vorwort

Prolog

TEIL 1 Der Traum

Warum Segeln?

Lebenserfahrung

Mythen rund ums Segeln

TEIL 2 Planung und Recherche

Ticket ins Paradies

Küstensegeln versus Offshoresegeln

Die Wahl des Bootes

Kosten – wer zahlt was?

Suchkriterien definieren

Sehnsuchtsrouten und Jahreszeiten

Partnersuche, die richtige Crew finden

Sicherheit und Glücklichsein

Weniger ist mehr. Packen für die große Reise

Knoten bis Wetterkunde

Wie sage ich es meiner Mutter?

Einkaufen, Partyplanung, Essensgewohnheiten

TEIL 3 An Bord

Tag des Aufbruchs

Wache halten

Seekrank – und nun?

Menschen und Gewohnheiten

Kreativ in der Kombüse

Schlafenszeit

Nie Langeweile

Begrenzte Ressourcen

TEIL 4 Zurück an Land

Die Welt zu Füßen – Ankunft in einem neuen Land

Willkommene Planänderung

TEIL 5 Ozeanliebe

Warum der Ozean so wichtig ist

Meereserkundungen

Glossar

Abkürzungen

Das bin ich

Danksagung

TEIL 1

Der Traum

Warum segeln?

Da die Welt zu zwei Dritteln aus Meer besteht, warum verbringen wir dann die meiste Zeit unseres Lebens an Land?

Es gibt da draußen ein ganzes Wasseruniversum zu erkunden. Eine Entdeckungsreise mit dem Segelboot vermittelt das ultimative Gefühl von Freiheit. Man fährt einfach dorthin, wohin einen der Wind lenkt, und erreicht Orte, die kaum jemand sonst erreicht. Es ist eine unverfälschte Art des Reisens, bei der man völlig von der Natur umgeben ist und die eine einfache, autarke Lebensweise in sich trägt. Niemand muss es sich nur vorstellen, wie sich Kolumbus fühlte, als er nach Wochen auf dem offenen Meer Land sah. Jeder kann es erleben.

Aber ist das Segeln auch etwas für mich? Wo finde ich ein Boot, online oder vor Ort im Hafen? Woher weiß ich, dass ich jederzeit in Sicherheit bin? Wie reist es sich allein? Als Frau?

Das Leben an Land ist recht bequem. Segeln ist ein großer Schritt aus der Komfortzone heraus, ohne den vertrauten Luxus zu Hause. Eine Segelreise ist garantiert ein Abenteuer. Allein mit der Kraft der Natur, mit Wind und Wellen, kann man den langen Weg zu einem anderen Ort, Land oder sogar Kontinent zurücklegen. Das allein ist schon unglaublich. So ist man früher gereist, als es noch keine Flugzeuge und Frachtschiffe gab.

Ja, man kann sich auf solch eine Reise gut vorbereiten, planen und noch mehr planen, aber am Ende bedarf es immer des Mutes, zum ersten Mal auf ein Boot zu steigen und loszusegeln. Denn es ist eine völlig neue Situation, in die man sich da begibt, und es wird garantiert nicht alles nach Plan verlaufen. Viele herausfordernde Aufgaben sind zu erwarten, für deren Bewältigung das bisherige Erfahrungswissen nicht ausreicht. Auf dem Meer geht es darum, erfinderisch zu sein und die eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten stets zu erweitern.

Segeln ist nachhaltig

Flugreisen belasten die Umwelt und sind teuer, Reisen auf Kreuzfahrtschiffen sind fast noch schlimmer. Das liegt nicht nur an der Treibstoffmenge, die sie verbrauchen, und dem Abfall, den sie verursachen. Sie stören auch die Meeresbewohner mit ihrem Lärm. Ein Segelboot belastet die Umwelt vergleichsweise gar nicht – und wir können diese Belastung auf ein Minimum reduzieren. Eine Segelyacht wird vor allem durch Wind angetrieben, der sogar im Zusammenspiel mit der Sonne die Bordelektronik versorgen kann. Mit einem Segelboot zu reisen, ist einfach und nachhaltig.

Digital Detox

Wo wir auch hingehen, wir sind in der Regel vernetzt. Und das zu jeder Tageszeit. Das Internet ist nur einen Mausklick entfernt und bietet eine Fülle interessanter Informationen. Deshalb erfordert es viel Willenskraft, dem Drang, ständig online zu sein, zu widerstehen. Beim Segeln fällt es leicht, dieser Versuchung zu widerstehen. Vor allem, wenn man auf dem Meer ist. Auf See kann man einfach nur sein. Inmitten der Natur und quasi abgekoppelt von der Gesellschaft, bietet das Meer den idealen Raum, um das eigene Leben zu überdenken und sich neu zu orientieren.

Auf See gibt es kein WLAN

Es gibt keine Medien. Keinen Stress. Keine Fristen. Keinen Druck. Keine Leute, die etwas von einem wollen, außer dem Skipper, der von den Mitreisenden erwartet, dass sie sich an den Aufgaben an Bord beteiligen. Was in den meisten Fällen eine unterhaltsame Sache ist. Es kann ein paar Tage auf See dauern, bis man sich an die Ruhe gewöhnt hat. Aber die Belohnung ist es wert. Wenn man offline ist, kann man die schönsten und tiefgründigsten Gespräche führen, ohne dass jemand nur halb anwesend ist, weil das Telefon ständig für Ablenkung sorgt. Offline zu sein, schafft Raum im Kopf und gibt einem die Chance, zu erkennen, was wichtig ist, was man wahrhaftig liebt. Man erlernt die Kunst, präsent zu sein, eine Fähigkeit, die großes Glück birgt.

Beep, beep

Wir haben ein Signal. Das war’s dann wohl mit der Ruhe. Nach tagelanger Unterbrechung der Verbindung zur WLAN-Zone ist die Flut an Nachrichten, die ich erhalte, immens. Gibt es Dringendes? Eigentlich nicht. Wichtig? Na ja – also zurück zum Offline-Zustand.

Eine schöne Art, die Welt zu erkunden und zu entdecken.

Für mich ist einer der stärksten Gründe, mit dem Segel zu reisen, neue Orte zu erkunden, abgelegene Orte, weniger touristische Orte, die ich auf anderem Wege kaum oder gar nicht erreichen könnte. Weil sie entweder zu abgelegen sind, eine Pauschalreise zu teuer wäre oder sie nicht auf dem Tourismusatlas verzeichnet sind. Ich bin auf Dutzenden von Inseln und in zahlreichen Buchten gelandet, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich habe dadurch einzigartige Naturlandschaften gesehen, tolle Menschen getroffen, köstliche Früchte und Speisen kennengelernt. Und: Ich kann mit dem Segelboot immer noch weiter reisen, noch abgelegenere Ecken der Welt erkunden, noch rauere, ländlichere oder verwunschenere Gegenden kennenlernen.

Dankbarkeit

»Auf See habe ich gelernt, wie wenig ein Mensch braucht, nicht wie viel.« Diese Worte von Robin Graham, amerikanischer Seemann und Schriftsteller, sprechen mir aus der Seele. Als Segler sind wir täglich eng mit dem Meer verbunden. Segeln vermittelt einen tiefen und dauerhaften Respekt vor der Natur. Man erlebt die Kraft des Windes und der Wellen und erkennt, wie kostbar Ressourcen wie Wasser, frische Luft, Strom und frisches Gemüse sind. Einem wird bewusst, dass das, was man zu Hause als normal ansieht, auf einem Boot gar nicht normal ist.

Morgens aufrecht im Bett sitzen, eine Dusche nehmen, die länger als zehn Sekunden dauert, einen Kaffee einschenken, der nicht verschüttet wird, eine Toilettenspülung, ein frischer Apfel in der Obstschale, in einem Bett schlafen, das sich nicht bewegt, Essen, das auf dem Herd bleibt, Steckdosen, die morgendliche Routine ohne vier neue blaue Flecken überstehen, Geschirr mit warmem Wasser spülen, länger als zehn Meter gehen, Freunde treffen, mit denen man sich unterhalten kann, WLAN und vieles mehr. All die Dinge, die wir an Land für selbstverständlich halten, werden zu Luxus. Wer auf dem Meer lernt, auf diese Annehmlichkeiten zu verzichten, wird ewig dankbar sein, sie zu Hause wieder genießen zu dürfen. Denn derartige Selbstverständlichkeiten gibt es auf einer Segelyacht nicht. Durch die begrenzten Lagerungs- und Kühlmöglichkeiten muss gut durchdacht sein, was man auf die Reise mitnimmt und was nicht. Extreme Einschränkung ist an Bord ein Muss. Vor allem nach einer längeren Überfahrt mit all dem Verzicht, wird jeder Tropfen Wasser, der zu Hause wie selbstverständlich aus dem Hahn kommt, jedes Stück frisches Obst, jede gute Nachtruhe zu einem wertvollen Gut.

Begegnung mit Gleichgesinnten

Bei der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit, der Vorbereitung des Bootes und der Ankunft an einem neuen Orten, trifft man viele interessante Menschen. Jeder hat seine eigene Geschichte und seine Gründe, warum er oder sie segelnd unterwegs ist. Es ist eine großartige Gemeinschaft. Früher hatte ich die Vorstellung, dass Segeln nur etwas für reiche Leute sei, dass es vor allem darum geht, teure Boote und schickes Bootsinterieur zu zeigen; dass man als Besatzung nur dazu da ist, das Deck zu schrubben. Mein Bild vom Segeln hat sich komplett geändert, seit ich angefangen habe, mich in Häfen und Marinas herumzutreiben und in die Welt auf dem Wasser einzutauchen.

Segler sind Freigeister und Menschen, die das Meer lieben. Die meisten von ihnen haben den gleichen Traum: ein einfaches Leben auf dem Wasser zu führen, die Welt zu erkunden und nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben. Auf dem Meer trifft man viele, die diesen Traum leben. Menschen mit einer Mission.

Anker lichten

Es brist auf! Wir setzen das Großsegel und rollen die Fock aus. Ich liebe dieses Gefühl! Mit einer schönen Geschwindigkeit von 4 Knoten (das ist Joggingtempo) segeln wir zur nächsten Bucht in Langkawi, einer Inselgruppe in Malaysia. Der Skipper relaxt mit einem Buch, ich übernehme das Steuer. Ich navigiere zwischen Mini-Inseln, Fischerbooten und Netzen hindurch. Im Suzy-Zickzack-Stil bewegen wir uns vorwärts. Ich finde es großartig, wie viel Vertrauen er in mich setzt. Ich habe zwar keinen Segelschein, aber ich bin schon auf acht Booten mitgefahren und habe mehr als 10.000 Seemeilen Erfahrung. Während ich die raue malaysische Landschaft bewundere, komme ich mit den anderen Seenomaden an Bord ins Gespräch, mit Menschen aus den USA, der Schweiz und Neuseeland. Wir sprechen über die Gesellschaft, über Geschäftsideen, die Zukunft und Fragen des Lebens. Die Verbindungen, die ich mit Menschen auf dem Meer eingehe, vertiefen sich viel schneller als an Land. Auf See ist niemand auf dem Sprung, man ist einfach da.

Lernerfahrungen

Bei einer Segelreise geht es mehr um gute Seemannschaft als um das Segeln an sich. Dabei hängt das Ausmaß, wie intensiv man Segeln lernen kann, stark vom Kapitän ab, dem Boot, der Strecke und dem Wetter. Je kleiner das Boot ist, umso eher versteht man, wie Segeln ganz grundsätzlich funktioniert.

Seemannschaft, worunter Seeleute alle Verhaltensregeln, die die sichere Fahrt, das Miteinander auf dem Schiff und die Begegnung mit anderen Schiffen betreffen, verstehen, ist der interessanteste und anspruchsvollste Teil eines Segelabenteuers. Man mag das größte Bankkonto haben, aber nichts kann gegoogelt oder gekauft werden, wenn man auf See ist. Und man kann auch niemanden anheuern, um schnell mal etwas zu reparieren. Man muss erfinderisch sein, wenn sich schwierige oder unerwartete Situationen ergeben, und man lernt durch die eigenen Erfahrungen auf dem Weg. Man lernt beispielsweise, mit den eigenen Händen zu arbeiten und viel Wissenswertes über den Wind, das Wetter, die Geografie, die Sterne, die Navigation.

Wann sonst nimmt man sich die Zeit, so intensiv zu beobachten? Besonders viel erfährt man an Bord natürlich über die Ozeane. Seit ich Seglerin bin, wurde mir bewusst, wie bedrohlich die Situation unserer Meere tatsächlich ist und wie sehr unser eigenes Überleben vom Zustand der Meere abhängt.

Wenn ich auf einem Segeltörn mit eigenen Augen die Fischereiflotten sehe, den Müll in den Häfen, im Meer und an den Stränden, bedrohte Meeresfrüchte auf Speisekarten und beschädigte Korallen erkenne, dann spüre ich eine ohnmächtige Wut in mir aufsteigen. Doch dem Entsetzen folgt schnell der Wunsch, aus dieser Ohnmacht zu erwachen und aktiv zu werden, mich selbst für den Schutz der Meere einzusetzen. Wir stehen an vorderster Front des Geschehens, und wir können eine Menge tun und bewirken.

Verbindung zur Natur

»In der Wirtschaft der Natur ist die Währung nicht Geld. It’s life.« Wie recht die indische Sozialaktivistin Vandana Shiva mit diesen Worten hat. Die meisten von uns verbringen mehr Zeit in geschlossenen Räumen als im Freien. Da vergisst man leicht die natürliche Welt, aus der wir kommen. Auf dem Meer ist man den Elementen ausgesetzt und spürt sofort die Natur. Man stelle sich ein Szenarium ohne Verkehr, Nachrichten, Umweltverschmutzung oder Zivilisation vor. Nur Wind und Wasser – und davon jede Menge.

Man bestaunt stundenlang die Millionen von Sternen über sich, erfreut sich an Dutzenden von Delfinen, die am Bug des Bootes durchs Wasser gleiten, und kann die rosa-orange-roten Sonnenaufgänge und ebenso schillernde Untergänge der Sonne bewundern, ohne dass irgendwelche Flugzeugspuren die fluffigen, blumenkohlartigen Wolkenmuster verändern.

Auf dem Meer wird einem bewusst, wie sehr man von der Natur umgeben ist. Das inspiriert. Und es öffnet die Augen. Man erkennt, wie abgekoppelt wir in unserem Alltag von Flora und Fauna sind. So sieht man etwa mitten in der Natur, weit weg von der Zivilisation, eine Plastikflasche vorbeischwimmen. Ein von Menschen gemachtes Ding, das dort nicht hingehört. Wenn man das sieht, denkt man über all jene Auswirkungen nach, die wir als Menschen verursacht haben. Und zwar jeder von uns.

Wenn ich eine Flasche im Meer sah, konnte ich nicht garantieren, dass es nicht meine gewesen war. Ich habe in meinem Leben Dutzende von Flaschen entsorgt. Jetzt habe ich aber gelernt, dass der Plastikmüll damit nicht automatisch weg ist. In den sozialen Medien und in den Nachrichten können wir es alle sehen: Plastikflaschen in Meeresstrudeln, Strohhalme, die von Schildkröten verschluckt wurden, Inseln, die untergehen, an Land gespülte Wale. Im Alltag befinden wir uns meist weit entfernt von diesen dramatischen Bildern. Es ist deshalb schwer, die Bedrohung greifbar zu machen. Sie scheint uns nicht wirklich zu betreffen. Zumindest denken wir das. Aber wenn man draußen ist, erweitert man buchstäblich seinen Horizont. Wer sich auch aufs Meer hinauswagt, wird es selbst sehen, wird zum Nachdenken angeregt werden – und zum Handeln.

Neue Perspektiven

»Was ist eigentlich ein Wissenschaftler? Es ist ein neugieriger Mann, der durch ein Schlüsselloch schaut, das Schlüsselloch der Natur, und versucht zu wissen, was los ist«, so formuliert es Jacques-Yves Cousteau, französischer Meeresforscher und Dokumentarfilmer. Man stelle sich vor, jede Nacht in den Himmel zu blicken und Galaxien zu sehen. Da fühlt man sich klein und gleichzeitig dem Himmel so nah. Solch ein Erlebnis bringt einen dazu, seinen Platz in der Welt zu überdenken. So regen Segeltörns dazu an, über den Sinn des Lebens zu philosophieren.

Ich habe neulich im Radio gehört, dass ein Mensch pro Tag 2.800 Entscheidungen trifft. Ob es stimmt oder nicht, weiß ich nicht, aber ich glaube, wir sind nah dran. Man braucht nur durch den Supermarkt zu gehen, und schon ist man 100 Entscheidungen weiter. Ist das nicht wahnsinnig? Wie viel Energie das kostet. Das ist ein Abenteuer für sich. Wer sich für Tage oder Wochen mit Vorräten versorgen muss, wird die Lebensmittelverschwendung aus einem anderen Blickwinkel betrachten.

Auf See muss man nicht täglich 1.000 Entscheidungen treffen, sondern nur noch zehn pro Tag. Soll ich Tee oder Kaffee kochen, dieses oder jenes Buch lesen, kurze oder lange Hosen tragen, auf dem Vorderdeck oder im Cockpit sitzen? Das ist alles. Wirklich. Und es ist großartig! Man muss sich nur mal vorstellen, wie viel zusätzliche Energie dadurch frei wird. Oder mit Marcel Proust, dem französischen Schriftsteller, gesprochen: »Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern darin, neue Augen zu haben.«

Beim Abenteuer Meer entdeckt man seine eigenen Werte neu und erkennt, was einem wirklich wichtig ist. An Land sind ständig und überall neue Anreize um uns herum, die halten uns auf Trab. Auf einem Boot wird man aufs Inselleben vorbereitet, auf ein entschleunigtes Leben. Wenn man aus dem System aussteigt, weg von den Schlagzeilen, der Werbung und den sozialen Medien, weg vom lauten Verkehr und der stinkenden Luft, dann kommt man mit seinem wahren Selbst in Kontakt. Man legt eine Pause ein von der Achterbahn der Geschäftigkeit, Produktivität und der Bequemlichkeit. Es ist ein Neustart. Man hat Zeit, Gedanken schweifen zu lassen. Das fördert die eigene Kreativität und bringt uns auf großartige Ideen.

Es sind Erlebnisse, wie der Anblick der Plastikflasche mitten im Nirgendwo, die einen zum Innehalten bringen. Es ist wie ein Wellness-Retreat. Und nachdem man neue Perspektiven auf Vertrautes gewonnen hat, erkennt man vielleicht, dass es Zeit ist, den Kurs in manchen Bereichen seines Lebens zu ändern, sobald man wieder an Land ist oder sogar sofort. Mit all dem Freiraum, der draußen auf dem Meer entsteht, werden wir erfüllt und sind bereit zu Neuem.

Segeln ist gesund

»Der Ozean rührt das Herz, beflügelt die Fantasie und bringt der Seele ewige Freude.« Da kann ich Robert Wyland, dem amerikanischen Künstler und Naturschützer, nur zustimmen. Das Meer wirkt nicht nur geistig heilend, es hält uns auch körperlich gesund. Tag für Tag können wir frische Meeresluft einatmen. Wie viel Energie, Sauerstoff und Lebendigkeit das für unser Wohlbefinden bedeutet! Reine Luft ist heutzutage ein Luxus. Außerdem tanken wir Vitamin D durch die Sonne – aber natürlich: Vorsicht vor zu viel UV-Strahlung.

Ich fühle mich so lebendig, obwohl mir klar ist, dass heute der berühmte »blaue Montag« ist, jener dritte Montag im Januar, der zumindest in meiner Heimat als der deprimierendste Tag des ganzen Jahres gilt. Heute ist tatsächlich alles um mich herum blau. Der Himmel ist blau, das Meer ist blau, und auch meine Kleidung ist blau. Aber: Ich bin so was von nicht deprimiert – ich bin der möglicherweise glücklichste Mensch auf dem Planeten. Die Temperatur des Wassers beträgt jetzt 24,6 °C. Die Luft ist wärmer als auf den Kanarischen Inseln. Ich brauche den Pullover nicht mehr. Wir sind definitiv auf dem Weg in die Tropen. Am Horizont sehen wir ein Boot. Aufregend, das erste Schiff seit drei Tagen.

Erinnerungen fürs Leben

Egal, ob man das Segeln nur ausprobieren will oder den Segelsport mit Ernsthaftigkeit ausüben möchte, ein Abenteuer auf dem Meer ist eine Erfahrung, an die man sich für den Rest seines Lebens erinnern wird. Man wird zurückblicken und denken: »Verdammt, ja!« Wenn man etwas will, muss man Mut fassen und handeln. Schritt für Schritt kann man sich dem Traum nähern und ihn verwirklichen. Die Reise ist es wert.

Ich stehe auf einem Felsen

Mein erster großer Erfolg bei einem Outdoorabenteuer im Ausland ereignete sich, als ich acht Jahre alt war. In einem wilden Fluss, irgendwo in den belgischen Ardennen, gab es diesen sehr, sehr großen Felsen, der förmlich darauf wartete, erklommen zu werden. Also sprang ich mit meinen kleinen rosa Gummistiefeln an den Füßen ins Wasser und kletterte auf den Felsen. Ich fühlte mich wie auf dem Gipfel der Welt und schrie laut zu meinen Eltern: »Ich stehe auf einem Felsen!« Jedes Mal, wenn ich zu einem neuen Abenteuer aufbreche, schreiben sie diesen Ausspruch jetzt auf eine Postkarte.

Zunächst ist bei mir alles so abgelaufen, wie es von einer jungen Mitteleuropäerin erwartet wird. Ich war 17 Jahre alt, als ich die Highschool abschloss. Ein Jahr jünger als die anderen. In der Grundschule hatte ich eine Klasse übersprungen. Nach der Schule wollte ich auf jeden Fall reisen, aber alle rieten mir davon ab. Wie die meisten Teenager in der westlichen Welt, wuchs ich in einem System auf, das von einer Bildungseinrichtung zur nächsten führt. Der Plan ist klar: Wenn man die Schule abschließt, geht’s auf die Universität.

Mir ist völlig klar, dass dies für viele junge Menschen ein erstrebenswertes Ziel ist und wir das Glück haben, dass diese Möglichkeit uns offensteht. Aber mit 16 Jahren, als ich mich für ein Studienfach entscheiden sollte, war ich eigentlich noch zu jung, um zu studieren. Ich wollte durch Erfahrungen lernen, auf Reisen gehen.

Schließlich hörte ich doch auf meine Eltern und studierte. Ich entschied mich für Freizeitwissenschaften. Ich dachte mir, wenn ich schon keine Freizeit habe, dann studiere ich sie halt. Zwei Jahre lang hatte ich aber nicht das Gefühl, etwas Nützliches zu lernen.

Um ein umfassenderes Bild von der Welt und dem Leben zu bekommen, müssen wir hinausgehen und Erfahrungen sammeln. Jetzt, nachdem ich das getan habe, studiere ich erneut, diesmal Ayurveda. Ich bereue nichts, habe aber viel Energie damit verschwendet, mir Gedanken darüber zu machen, was wohl andere über mich denken.

Eines Tages fragte mich meine Mutter: »Solltest du nicht vielleicht dein Studium aufgeben?« Sie hatte bemerkt, dass mir das Ganze keinen Spaß machte. Ich habe nicht einmal in Erwägung gezogen, dass ich abbrechen könnte. Etwa zur gleichen Zeit überredete mich eine meiner besten Freundinnen, meinen ersten Snowboardurlaub in Frankreich zu machen. Wahnsinn! Das hat mich begeistert. Ich sagte Ciao zum Studium und Hallo zu einer fünfmonatigen Snowboardsaison. Ich fand einen Job bei einem Reiseveranstalter und in einer Bar in den französischen Alpen. Tagsüber konnte ich jeden Tag snowboarden. Dieses Abenteuer öffnete meinen Lebenskosmos und meinen Geist. Fünf Monate lang befand ich mich in einem Flow-Zustand. Nachdem ich mich in den Alpen im Schnee ausgetobt hatte, arbeitete ich einige Monate lang in einem Surfcamp an der französischen Atlantikküste, um das Salz des Meeres zu kosten. Diese Erfahrungen machten mich neugierig auf weitere Abenteuer. Aber nun sollte es etwas Internationales sein, damit ich irgendwie in meinem Abenteuer-Flow bleiben konnte.

Klare Prioritäten

Mittlerweile stürze ich mich von einem Abenteuer ins nächste. Und das hat nichts mit Glück zu tun, im Wesentlichen sind es Willenskraft, Entschlossenheit und das Setzen klarer Prioritäten, die mich immer wieder auf Reisen schicken. Schritt für Schritt habe ich mir einen Lebensstil geschaffen, der meine Neugier auf die Welt in den Mittelpunkt stellt. Dafür habe ich in den letzten Jahren die Welt behutsam bereist und mittlerweile mit Ausnahme der Antarktis alle Kontinente besucht.

Dabei sehe ich mich selbst nicht als Reisende per se, vielmehr gehe ich auf Langzeitabenteuer mit vielen kleinen Wagnissen auf dem Weg. Es ist ein langsamer Reisemodus und Lebensstil. Normalerweise bleibe ich ein paar Monate an einem Ort, dabei vergeht kein Tag, an dem ich nicht etwas im Freien unternehme.

Wo immer ich hinging, versuchte ich, eine erfüllende Arbeit zu leisten und so gut wie möglich zur lokalen Szene beizutragen. Das ist die wichtigste Lektion, die ich nach all den Jahren des behutsamen Reisens gelernt habe: Welches Abenteuer auch immer ich unternehme, es sollte jemand anderem helfen, damit es sich lohnt. Je mehr ich über die Geschehnisse in der Welt erfuhr, desto mehr wurde ich angeregt, nicht nur Spaß zu haben, sondern mehr zu leisten, mich einzusetzen. Ich habe erkannt, dass es nicht nur um mich geht. Es geht im Leben darum, einen Sinn zu finden und etwas zurückzugeben.

Ich bin glücklich, gesund und lebe in einer Zeit, in der vieles möglich ist. Ich habe das Glück, in den Niederlanden geboren worden zu sein, einen Reisepass zu besitzen, der mir Reisen ins Ausland ermöglicht, und Eltern zu haben, die auf meine Gesundheit und Bildung geachtet haben. Ich möchte nicht nur ein Teil der Lösung sein, die wir für die Probleme auf unserem Planeten benötigen, ich will auch selbst Lösungen schaffen.

In Peru habe ich in den Anden geholfen, Angebote für Besucher vor Ort zu entwickeln; in Tonga, einem Inselstaat im Südpazifik, habe ich den Tourismus und die Anpassung an den Klimawandel erforscht. Ich habe den Menschen auf der Insel Saba geholfen, nachhaltiger zu leben. In Indonesien habe ich mit Einheimischen zusammengear-beitet, um ihnen zu helfen, ihr kleines Reiseunternehmen bekannter zu machen. All meine Trips weckten in mir den Wunsch, andere zu inspirieren, vergleichbare Erfahrungen zu machen. Ich begann zu bloggen und Videos zu drehen, um meine Erfahrungen weiterzugeben und andere zu motivieren, auch ihre Reisen für Sinnvolles zu nutzen.

Meine Abenteuer, Aufbrüche, kleinen Fluchten haben sich immer um das Meer gedreht. Tauchen, Schnorcheln, Surfen, Kitesurfen. Aktivitäten am Meer sind wie Magie für Körper und Seele. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, mich mit Freitauchen und Segeln zu beschäftigen. Diese Wassersportarten haben mir den Weg in neue Dimensionen gezeigt und mir die ernsten Probleme der Ozeane vor Augen geführt. Es steht schlimm um die Weltmeere, und sie brauchen unsere Aufmerksamkeit. Das Einzige, was wir nicht kaufen können, ist ein neuer Planet.

Ich hoffe, dass ich etwas zum Erhalt des Planeten beitragen konnte und auch in Zukunft kann – das ist meine Motivation und auch die Basis für dieses Buch.

Geld haben oder eine Kokosnuss

»Wächst dein Geld auf den Bäumen?« Diese Frage, wird mir oft gestellt. Wie finanziere ich meine Abenteuer? Erstens: Die Art und Weise, wie ich reise, kostet nicht viel Geld. Ich habe mich dafür entschieden, mich einzuschränken und mit wenig zu leben, um mehr Freiheit für Entdeckungen zu haben. Ich besitze nicht viele Dinge, und das finde ich unglaublich befreiend. Seit vier Jahren habe ich zum ersten Mal in den Jahren des Reisens einen festen Wohnsitz. Mein Zuhause ist ein altes Wohnmobil. Ich habe keinen Kühlschrank. Nur ein Solarpanel, um meine elektrischen Geräte aufladen zu können. Außerdem besitze ich eine Freitauchausrüstung, eine Filmausrüstung und einen Computer, sodass ich meine Freude und meine Gedanken und Ideen mit der Welt teilen kann.

Zum Beispiel habe ich dieses Buch geschrieben, während ich bei Freunden übernachtet habe – ich habe ihre Häuser gehütet und ihre Segelboote fit gemacht. Ein Deal, bei dem beide Seiten gewinnen, ohne dass Geld im Spiel ist. Ich buche keine Hotels. Ich schließe mich der lokalen Gemeinschaft an und frage die Einheimischen um Rat. Wenn die mit 300 US-$ im Monat auskommen, dann kann ich das auch. Und ich konnte es. Ich habe monatelang von weniger als diesem Betrag gelebt, es ging so weit, dass ich nur noch einen Peso für eine einzige Kokosnuss übrig hatte. Tatsächlich kann man sich eine ganze Woche lang sehr gut von Kokosnüssen ernähren, sicher sogar noch länger. Genug Zeit, um eine Lösung zu finden, um den Abenteuerfonds mithilfe von außen aufzustocken. Ich helfe Menschen, und sie helfen mir. Der Austausch von Fertigkeiten und Dienstleistungen bringt mich weit. Und ich bin Niederländerin, Sparsamkeit liegt mir im Blut. Ich investiere eben lieber in Erinnerungen als in Dinge.

Dennoch basiert unser System letztlich auf Geld, und auch ich brauche etwas davon. Ich konnte mir meine Abenteuer durch unterschiedliche Projekte ermöglichen – durch meinen Blog, meine Beratertätigkeit im Bereich des nachhaltigen Tourismus und das Unterrichten von Freitauchern. Durch Videos und Fotos und, seit ich mit dem Segeln begonnen habe, auch durch die Organisation von Segeltörns und durch die Ozeannomaden-Community. Und natürlich auch: durch dieses Buch.

Ich habe mir einen Lebensstil geschaffen, der mir die Freiheit gibt, selbst zu entscheiden, wann ich für den Erhalt meines – wenn auch geringen – Lebensstandards mein Gehirn einsetze und wann es an der Zeit ist, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen. Eine Freiheit, für die ich auch Opfer bringen muss. Ich kann nicht einfach die neueste Meerjungfrauenflosse kaufen. Okay, vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Ich verpasse oft Großereignisse mit Freunden und Familie, Hochzeiten, Geburten und Geburtstagsfeiern. Ich kann nicht einfach einen Flug buchen oder meine Mission für derartige Anlässe unterbrechen. Dafür ermöglicht es mir mein Lebensstil, ständig in der Happy Zone, im Meer und in der Natur zu sein und meine Superkräfte zu erhalten, damit ich die Energie habe, etwas zurückzugeben, wo ich kann. Ich bin ein glücklicher Narr, was mir nicht geschenkt wurde, denn ich habe im Laufe der Jahre sehr hart für meinen Traum gearbeitet. Und ich arbeite zu den seltsamsten Zeiten, meistens dann, wenn andere Feiern gehen. Das coole Foto an der Mastspitze kommt nicht von allein. Ich muss erst auf den Mast klettern.

Das wunderbare Freitauchen

Diese Mentalität, andere Wege einzuschlagen und dabei den eigenen Kräften zu vertrauen, wurde durch das Freitauchen noch verstärkt. Es ist ein Sport, der die Grenzen von Körper und Geist auslotet. Freitauchen hat mich gelehrt, dass die Fähigkeiten unseres Körpers weit über das hinausgehen, was ich für möglich gehalten hatte. Wichtige Voraussetzung: Man muss ruhig und entspannt bleiben und sich ganz auf den Moment konzentrieren.

Oberhalb der Wasserlinie ist es genauso. Ich war von Booten fasziniert. Aber abgesehen davon, dass ich das aufblasbare Gummiboot, mit dem wir in den Campingferien unterwegs waren, steuern konnte, wusste ich anfangs nichts übers Segeln. Mit einer Yacht zu segeln, schien für mich eine ziemlich ferne Angelegenheit zu sein. In den Jahren, in denen ich jetzt gereist bin, gab es nur eine Konstante in meinem Leben: den Ruf des Meeres. Im, am oder in der Nähe des Meeres bin ich die beste Version meiner selbst.