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In Linns Leben läuft es rund: Sie ist frischgebackene Hausbesitzerin und so gut wie verlobt. Dass ihr Angebeteter Adam bereits gebunden ist und die erträumte Villa sich als bessere Gartenhütte entpuppt, blendet sie heldenhaft aus. So, wie auch alles andere Unangenehme in ihrem Leben, denn Linns Lebens- und Liebesmotto ist: Wenn man ein Problem nur lange genug ignoriert, löst es sich irgendwann in Luft auf.
Dass sie trotz ihrer rosaroten Einstellung nachts kein Auge zubekommt, versteht sie nun wirklich nicht. Als ihr Bruder sie um einen Gefallen bittet, willigt Linn ahnungslos ein ... und holt sich mit dem unverschämten Connor das nächste Problem ins Haus. Bis sie aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ...
Die Liebeskomödie ist in sich abgeschlossen.
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EVA HERZSPRUNG
Schlaf weiter, Liebling!
Von der Autorin ist ebenfalls erschienen:
Küss mich noch mal, Teufel!
DIE AUTORIN
Eva Herzsprung wurde in den 70er Jahren in Wien geboren. Nach einer bewegten Jugend und zwei Studienversuchen probierte sie sich in unterschiedlichsten Berufen. Sie arbeitete unter anderem als Servicekraft, Sekretärin, Trainerin und Deutschlehrerin, bevor sie zur Selbstfindung für mehrere Jahre ins Ausland ging.
Heute lebt sie mitsamt bürgerlichem Beruf und Familie in München.
Überarbeitete Neuausgabe
»Schlaf weiter, Liebling!« ist erstmals erschienen:
2018 bei BoD, Hamburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
2. Überarbeitete Ausgabe
Korrektorat und Coverdesign: Buchgestalt
© 2021 Eva Herzsprung
Eva Herzsprung
c/o Autorenservice Gorischek
Am Rinnergrund 14/5
8101 Gratkorn
Österreich
Kontakt: [email protected]
Für L
1.
Ich gehörte dazu. Ich war jetzt auch eine von ihnen. Man konnte meinen Namen in einem Atemzug mit Paris Hilton und Athina Onassis nennen. Ja, ich war eine Erbin.
Der Tag, an dem ich von meiner großen Hinterlassenschaft erfahren hatte, war auch der Tag, an dem ich die Nachricht vom Ableben meines unbekannten Vaters erhalten hatte. Ich wurde also mit einem Schlag Halbwaise und Hausbesitzerin. Wenn ich atemberaubend schön gewesen wäre, hätte das der Beginn eines Rosamunde-Pilcher-Romans sein können.
Aber ehrlich, wenn ich so aus dem Autofenster sah, wirkte das nicht gerade wie Beverly Hills. Durch die Lüftung stieg mir die würzige Duftmischung von Dünger und Kuhscheiße in die Nase.
»Sieh mal! Ein Bauernhof!«, rief meine beste Freundin Britt, da hatten wir auch schon wieder das Gehöft passiert.
»Ach, wie romantisch!« Britt liebte das ländliche Idyll. Solange ihr Kuhfladen nicht die Stöckelschuhe verklebten.
Meine Freundin chauffierte den Wagen den schmalen Schotterweg entlang, während ich mich ungestört meinen Träumereien hingab.
Seit ich von meiner großen Erbschaft Kenntnis erlangt hatte, war ich ganz aus dem Häuschen. So sehr, dass ich fast vergessen hätte, was der Grund dafür war. Nachts lag ich stundenlang wach, gut, das kam öfter vor, aber diesmal hatte ich zumindest was zum Nachdenken und malte mir fröhliche, farbenfrohe Bilder aus. Ich träumte von meinem zukünftigen Leben als Hausbesitzerin. Was heißt Haus? Vielleicht sogar Villenbesitzerin!
»Ach«, seufzte Britt zum zigsten Mal, »ich bin ja so neugierig!« Sie blickte von links nach rechts und wieder nach links. In ihrem Gesicht ein Strahlen, das sogar Julia Roberts wie eine Schwerdepressive aussehen ließ.
Britt war meine beste Freundin und eine nordische Schönheit. Wenn man sie betrachtete, konnte man meinen, sie wäre einem schwedischen Supermodel-Katalog entsprungen. Was sie in blond war, war ich in dunkel. Wir waren wie Yin und Yang. Sie hatte hellblondes, glattes Haar, ich dunkles, gelocktes. Ihre Augen waren hellblau, meine fast schwarz, ihre Haut blass, meine hatte einen olivfarbenen Ton. Ich hatte Britt in der Unterstufe kennengelernt. Sie war mit vierzehn mit ihren Eltern aus Schweden gekommen, da ihr Vater geschäftlich versetzt worden war. Von dem Augenblick, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, wusste ich, sie würde meine beste Freundin werden. Wir verbrachten jede freie Minute zusammen. Meist trafen wir uns vor Schulbeginn, um gemeinsam zu frühstücken, später besuchten wir dieselben Nachmittagskurse. Abends, wenn wir nicht zusammen waren, schrieben wir uns Briefe, die wir uns am nächsten Tag beim Frühstück überreichten. Unsere Freundschaft war so innig, dass es Zeiten gab, in denen ich überzeugt gewesen war, ich sei vom anderen Ufer.
»Laut Navi müssten wir jeden Moment hier sein. Hat er noch was gesagt?«, fragte sie. »Der Notar, meine ich.«
»Oh, das hat er. Sogar ziemlich viel.« Im Grunde hatte er die ganzen zwei Stunden, die ich bei ihm zugebracht hatte, nichts anderes gemacht. Okay, fünf Minuten Abzug für die Testamentsvorlesung.
»Vor allem, dass ich mich glücklich schätzen könne, dass meine Geschwister auf ihren Erbschaftsanteil verzichtet hätten, na ja, dieses ganze juristische Blabla«, sagte ich.
Ich hatte zwei Geschwister: Paul und Klara. Klara mit dem klaren Blick, wie Paul und ich sie zu nennen pflegen. Sie verkörperte hundertprozentig die DNA unserer Mutter und war genauso wie sie davon überzeugt, ein Patentrecht auf Einsichten und Wahrheiten zu besitzen. Das Beste an Klara war, abgesehen davon, dass sie nicht mit Schönheit gesegnet war, dass sie in Australien lebte. Das war auch etwas, was unsere Familie auszeichnete. Die Flucht ins Ausland. Denn auch mein Bruder Paul hatte es wie meine Schwester vorgezogen, das Weite zu suchen und nach Irland überzusiedeln. Man könnte annehmen, dass ich, weil ich nicht das Land verlassen habe, am meisten an meiner Mutter hinge. Diese Annahme war falsch.
»Linyan!« Ich zuckte auf dem Beifahrersitz zusammen. So nannte mich Britt nur, wenn ich ihr nicht meine volle Aufmerksamkeit schenkte. Linyan. Ja, das ist mein Name. So wollte es zumindest meine Mutter. Das allein war schon Grund genug, mich selbst in Linn umzubenennen. Außerdem, wer will schon wie eine chinesische Diva heißen? Ich staune heute noch darüber, welch bürokratischer Aufwand es gewesen war, zwei Buchstaben dieses Namens streichen zu lassen.
»Wir sind gleich da!«
Schnell fuhr ich das Wagenfenster herunter und blickte suchend um mich. Da stand etwas. Sah ein bisschen aus wie eine Scheune. Vielleicht war es auch eine Lagerhalle kurz vor dem Abriss, aber ich tippte eher auf Scheune. Gut, ich sah es zwar nur von hinten, aber es musste eine Scheune sein. Höchstens eine Garage.
»Ist es das?« Britt brachte den Wagen zum Stillstand und wir stiegen aus.
»Das muss es sein. Lerchenweg Nummer achtzehn.«
O Gott! Sollte dieses Etwas wirklich MEIN Haus sein? Vor uns bot sich der Anblick eines völlig verwahrlosten Grundstücks. Darauf stand ein altes Holzhaus, wie gesagt, sah aus wie ’ne Scheune. War das etwa meine Villa? Mein Haus? Ich schnappte nach Luft.
»Ach, so schlimm ist es nun auch wieder nicht!«, sagte Britt. »Komm, lass uns reingehen.«
»Das ist aber ziemlich groß für eine Scheune«, sprach ich meine Befürchtung laut aus.
Ich ließ meinen Blick über das Grundstück schweifen, das aussah, als hätte es seit Urzeiten keinen Rasenmäher gesehen. Britt wirkte ebenfalls leicht schockiert.
»Ich würde sagen, das nennt man wohl romantisch wild.« Nachdem sie jedoch meinen Gesichtsausdruck erblickte, zauberte sie ein Strahle-Lächeln in ihr Gesicht.
»Das machen wir schon! Ich werd mal Gerry, den Gärtner meines Vaters, vorbeischicken.«
Ich war ihr unendlich dankbar. Britt wusste, dass ich mit Gartenarbeit ungefähr so viel am Hut hatte wie mit den Vorbereitungen für die nächste Eiskunstlauf-Olympiade. Wenn’s gut ging, konnte ich gerade noch einen Baum von einem Strauch unterscheiden.
Wir folgten einem kurzen, verwilderten Weg, der an der Seite der Scheune vorbeiführte und schließlich vor einer Tür endete.
Mir wurde heiß und eine leichte Übelkeit stieg in mir hoch. War es tatsächlich möglich?
»Willst du dein neues Heim aufschließen?«, verkündete Britt feierlich und deutete dabei auf die Scheunentür. Das konnte wohl nicht wahr sein!
»Ta da!« Sie reichte mir feierlich den Hausschlüssel. »Ich weiß gar nicht, was du hast. Ich finde es niedlich!«
Okay, es war vielleicht nicht eine Scheune, es war einfach ein altes Holzhaus, so wie aus Hänsel und Gretel oder irgendeinem Horrorfilm. Bei dem Gedanken wurde mir mulmig.
Zögernd nahm ich den Schlüssel entgegen und sperrte auf. Als das alte, bereits etwas mitgenommene Schloss knackte, nahm ich endgültig Abschied von meiner Villa. Ich trat durch den Eingang und der Mief, der allen alten Dingen eigen ist, wehte mir entgegen. Im Vorraum verweilte ich einige Minuten. Natürlich hatte ich es mir gänzlich anders vorgestellt, ich meine, das war, als wollte man Schokoeis und bekam eine Schweinshaxe! Es sah aus wie in einem Partykeller aus den Siebzigerjahren. Die Wände waren mit braunen Holzdielen vertäfelt, ebenso wie der Boden und die Decke. Ich kam mir vor wie in einem Holzbunker.
»Du musst zugeben«, sagte Britt, »es hat einen ganz eigenen Charme!«
»Tja, so kann man es auch nennen.« Ich stand noch immer unter Schock. Okay, er war nicht mehr ganz so übermächtig, aber meine Beine machten noch immer, was sie wollten.
Aber ich konnte auch nicht leugnen, dass sich mittlerweile in mir auch ein anderes, angenehmeres Gefühl regte. Je länger ich im Flur verweilte, desto mehr breitete es sich in meinem Inneren aus.
Britt lief indessen wie ein aufgeschrecktes Huhn durch das Haus. Von einem Zimmer ins andere, vom Erdgeschoss in den oberen Stock und wieder hinunter und wieder ins Zimmer, dann ins Bad und in den Garten, dann ging die Tour von vorne los.
»Herrlich, süß, reizend!« gab sie meinem Haus alle Attribute, die man normalerweise einem Neugeborenen geben würde.
»Boah! Da gibts sogar ’nen Weinkeller!« Ich musste lachen. Klar, dass ihr das gefiel!
Okay, dann lass uns mal loslegen!
Von der Diele aus erreichte man eine Toilette und zwei Räume. Einen geräumigen Wohnraum mit integrierter Küche und ein helles kleines Zimmer mit angrenzendem Bad. Ein perfektes Schlafzimmer. Das Wohnzimmer war ziemlich geräumig und hell, was dem großen Terrassenfenster geschuldet war, welches einen wunderbar großzügigen Ausblick auf den hinteren, weitaus größeren Teil des Gartens bot. Der sah genauso verwildert aus wie der vordere Teil! Um Himmels willen! Vielleicht konnte ich mir ja von dem Bauernhof an der Ecke ein paar Kühe leihen?
An der Seitenwand des Wohnraums war die Treppe, die in den ersten Stock führte. Ich ging hinauf. Oben gab es einen einzigen großen Raum, ein Badezimmer und einen kleinen Abstellraum. Das Haus erwies sich als gar nicht so klein, wie es auf den ersten Blick gewirkt hatte. Im Gegenteil, es war ziemlich geräumig! Außerdem war es hell und freundlich. Irgendwie war es süß. Gut, das ganze Mobiliar war zwar im Großmutter-Stil, aber mit ein paar modischen Kniffen würde ich das schon hinbekommen. Ich hatte ein Händchen für dekorative Belange. Und ein Jahresabo der Schöner Wohnen. Ich stieg die Treppe wieder hinab. Britt war noch immer auf Erkundungstour.
Abermals durchstreifte ich die unteren Räume und versuchte, mir die einzelnen Zimmer in anderen Farbtönen vorzustellen. Sofort kamen mir etliche Ideen in den Kopf. Schließlich erreichte ich den kleinen Raum neben dem Wohnzimmer, welchen ich als mein Schlafzimmer auserkoren hatte.
Da fiel mein Blick auf ein Bild, welches auf einer Kommode stand. Es war ein gerahmtes Foto, auf dem mein Vater mit einer Frau abgelichtet war. Sie wirkten glücklich. Es musste die Frau sein, derentwegen er seine Familie verlassen hatte. Damals, kurz nach meiner Geburt. Schlagartig breitete sich ein Unwohlsein in mir aus. Ich konnte es nicht genau deuten, aber es hatte etwas mit diesem Bild zu tun. Schnell stellte ich es wieder zurück und verließ das Zimmer. Im Wohnzimmer stieß ich auf Britt.
»Sag mal, war dein Vater schwul?«, fragte sie. Das überraschte mich doch ein wenig.
»Soviel ich weiß nicht. Aber ich weiß auch nicht viel. Im Grunde weiß ich gar nichts. Also schon möglich. Andererseits, er war verheiratet.«
»Aber sie hatten keine Kinder«, erinnerte sie mich. »Vielleicht war es ja eine Scheinehe. Du könntest sie ja mal fragen.«
»Seine Frau hat schon vor ihm das Zeitliche gesegnet. Also ist alles möglich.«
Mein schwuler Vater wurde mir immer sympathischer. Nun verband uns etwas. Nämlich der Umstand, dass meine Mutter ihn hassen würde. Obwohl, das tat sie ohnehin schon.
»Also hier kann unmöglich ein Hetero-Mann gelebt haben. Hier schreit es ja geradezu nach Laura Ashley. Ich persönlich find es ja süß, aber einen Mann kannst du hier nicht reinlassen, der läuft dir ja davon!« Da fiel ihr Blick auf ein graues Etwas.
»Hey! Sieh dir das mal an!«, rief sie völlig verzückt und schielte auf einen grauen Apparat aus dem vorigen Jahrhundert. »Dass es so was noch gibt!« Es war ein Wählscheibentelefon! Sie lief hin und nahm den Hörer ab. Das Freizeichen ertönte. »Das funktioniert ja! Ich mach mich an!«
Okay, ab und an neigte meine Freundin zu einer etwas vulgären Ausdrucksweise. Aber ganz Dame, wie sie nun mal war, wusste sie, in wessen Gegenwart sie was sagen konnte und wann sie sich lieber in Zurückhaltung übte.
»Ich finde es fantastisch! Aber unter uns, da wartet einiges an Arbeit auf dich. Am besten du suchst dir deinen nächsten Freund auf einem Handwerkerball«, kicherte sie scherzhaft.
»Ich habe einen Freund«, erinnerte ich sie. »Sozusagen.«
»Ähm, natürlich!« Sie blickte betreten zur Seite.
Britt mochte Adam nicht, und das konnte ich ihr auch nicht verübeln. Es gab genügend Zeiten, da mochte ich ihn auch nicht. Aber noch weniger konnte ich mich selbst dafür leiden, dass ich seit nun fast zwei Jahren ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hatte.
Adam hatte eine leitende Position in einem Textilhandelsunternehmen, war äußerst charmant und sah obendrein noch verdammt gut aus. Aber er hätte genauso gut Tellerwäscher in einem billigen Chinarestaurant sein und einen Quasimodo-Buckel haben können, ich wäre ihm genauso hörig gewesen. Das Schlimmste war: Ich wusste das auch. Ich wusste, dass ich ihm verfallen war. Er gab mir das Gefühl, dass ich die einzige Frau auf Erden sei, die ihn glücklich machen konnte.
»Und nun lass uns Pläne für dein neues trautes Heim schmieden!«, sagte Britt.
Damit war die Stimmung wieder gerettet.
So überlegten wir bis spät abends und besprachen alle möglichen Veränderungen. Britt, das Finanzgenie, rechnete mir vor, wie ich möglichst kostengünstig renovieren konnte. Der Plan war, bis auf die Küche keine gröberen Arbeiten machen zu lassen. Mit hell gestrichenen Wänden, neuen Teppichen und einigen Farbakzenten konnte ich mir kostengünstig ein gemütliches Zuhause schaffen. Das war mir ganz recht, denn ich war von Natur aus nicht sparsam und somit im unglücklichen Zustand der Dauerpleite. Daher hätte ich auch kein Geld gehabt, um große Renovierungsarbeiten durchführen zu lassen. Allein die Umgestaltung der Küche übertraf schon meine finanziellen Mittel. Aber darüber machte ich mir wenig Sorgen. Kommt Zeit, kommt Rat. Das war mein Lebensmotto.
2.
Mittlerweile waren drei Wochen vergangen und ich hatte die schriftliche Erlaubnis des Notars bekommen, dass ich einziehen durfte. Nur hatte ich mich irrtümlicherweise mit der Kündigung meiner Wohnung verrechnet. Es dauerte ewig, bis die Abmeldung von Strom, Gas, Fernsehen und Post in Kraft trat. Na ja, vielleicht hätte es nicht so lange gedauert, hätte ich es nicht am letztmöglichen Tag gemacht. Das Wählscheibentelefon hatte ich beschlossen zu behalten. Das Ding war so originell, dass es als Sehenswürdigkeit durchging. Dennoch ärgerte ich mich gerade über die verpassten Abmeldefristen, als mein Handy läutete. Ein Blick auf das Display zeigte mir: Paul! Erfreut drückte ich auf Annehmen.
»Hallo, Schwesterherz!«, hörte ich die geliebte Stimme.
»Hi! Wie geht’s meinem irischen Lieblingsbruder?«
»Ausgezeichnet! Und dir? Bist du schon im Umzugsstress?«
»Sozusagen, aber es ist ein schöner Stress«, sagte ich und vergaß für einen Moment ganz mein Anmeldungs- und Abmeldungschaos.
»Ich bin gespannt, was du aus dem Haus zaubern wirst. Du hast ja einen guten Geschmack.« Den hatte ich wirklich, dennoch freute ich mich über sein Kompliment.
»Und was gibt’s sonst Neues?«, fragte er.
»Wenn du auf Adam anspielst, nichts. Ich bin noch immer glücklich … liiert.« Das letzte Wort murmelte ich mehr, als dass ich es sprach.
»Das glaubst du doch wohl selber nicht. Linn, ich sage das ungern, aber du machst dir etwas vor in Bezug auf Adam.«
»Ich glaube, du sagst das sogar sehr gern. Aber ich möchte nicht weiter darauf eingehen.«
»Mir ist klar, dass du das nicht möchtest.«
Ach, nicht schon wieder!
»Ich will dich ja nicht kränken, aber du gehst unangenehmen Dingen einfach lieber aus dem Weg.«
»Was soll das denn jetzt?« Seit wann war Paul zum Sigmund Freud mutiert?
Aber er ging gar nicht auf meine Frage ein und wechselte schnell das Thema.
»Vergiss es. Warum ich anrufe, es ist Folgendes: Du weißt ja, dass ich eigentlich auch ein Wohnrecht auf dieses Haus hätte.«
Oje! War das etwa der Auftakt dieser allseits bekannten Erbschaftstragödien?
»Keine Angst, ich will nicht bei dir einziehen. Aber ich habe einen sehr guten Kumpel, Connor. Ich glaube, ich habe dir schon einmal von ihm erzählt.«
»Kann sein. Ich erinnere mich dunkel.«
»Er ist Architekt und hat eine tolle Stelle in Wien angeboten bekommen. Er soll neueste ökonomische Konzepte am Beispiel einer Hotelanlage verwirklichen. Das ist ein Millionen-Projekt. Das kann er sich nur schwer entgehen lassen.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte ich, doch ich ahnte bereits Böses.
»Na ja, solange er noch keine Wohnung hat, habe ich ihm vorgeschlagen, dass er das Wohnrecht statt mir in Anspruch nehmen könnte. Natürlich nur so lange, bis er eine eigene Wohnung findet.«
Wenn Paul etwas wollte, hatte er die Angewohnheit, sich besonders kompliziert auszudrücken. Er erhoffte sich davon, das Übel zu lindern. Daher begriff ich erst nach einigen Sekunden, was er eigentlich wollte.
»Was?!«
»Linn, ich denke dabei auch an dich. Du hast doch anfangs sicherlich Angst, allein zu schlafen«, versuchte er es mit der brüderlich-fürsorglichen Tour.
Das hatte ich tatsächlich. Schon als Kind war es mir schwergefallen, alleine einzuschlafen. Manchmal war es vorgekommen, dass ich mich nachts zu Paul ins Bett geschlichen hatte. Dennoch wollte ich es ihm gegenüber nicht zugeben. Stattdessen meinte ich zynisch: »Und was will er dagegen tun? Sich zu mir ins Bett legen?«
»Natürlich nicht!«, tat Paul entsetzt. »Das würde er nie tun! Connor ist ein anständiger Mann.«
»Da er dein Freund ist, kann ich das kaum glauben.«
Er ging gar nicht erst auf meine Äußerung ein. »Glaub mir, er ist ein echter Gentleman. Die Frauen fliegen auf ihn.«
»Wie schön für ihn. Dann wird er ja sicherlich bald eine finden, die ihm ein Bettchen zur Verfügung stellt«, meinte ich spöttisch.
»Er kommt doch nicht zur Brautschau! Ich verspreche dir, er wird dir nicht auf die Nerven gehen. Du wirst ihn gar nicht bemerken. Er könnte doch im ersten Stock wohnen? Den benutzt du sicher nicht. Du magst doch nicht, oben zu schlafen.« Bevor ich etwas einwerfen konnte, fuhr er fort. »Außerdem würde er dich finanziell unterstützen. Er wird natürlich Miete bezahlen.«
»Und was, wenn er verrückt ist und nachts mit dem Schlachtermesser um die Häuser zieht?«
Das war ein Fehler, denn mit diesem Satz hatte ich sozusagen schon meine Einwilligung gegeben und nun handelten wir nur noch nebensächliche Details aus. Aber so leicht würde ich mich nicht geschlagen geben. Da müsste Paul schon mit mehr auftrumpfen.
»Also wirklich, glaubst du ernsthaft, ich würde dir einen Psychopathen ins Haus setzen? Was denkst du eigentlich von mir?«
Die Art und Weise, wie er das sagte, machte mich traurig, denn er hatte recht.
»Und außerdem«, sprach er bereits weiter, »denk ich, wirst du ihn mögen.«
Wenn Paul das dachte, konnte das gut möglich sein. Außer Britt kannte mich nämlich niemand so gut wie mein Bruder. Plötzlich kam mir jedoch jemand anderes in den Sinn: Michael!
Nachdem ich mit zwanzig ausgezogen war, hatte ich zwei Jahre mit Paul, der damals kurz vor seinem Wirtschaftsexamen stand, und seinem Freund Michael in einer Art Wohngemeinschaft gelebt. Wir taten eigentlich nichts anderes als Partys zu feiern. Unser Zusammenleben gestaltete sich in etwa so: Wir schliefen täglich bis zwölf Uhr mittags, hingen bis sechs Uhr abends auf dem Sofa rum und zogen nachts um die Häuser.
Oder wir veranstalteten zu Hause Partys. Paul lud seine Uni-, und Michael seine Hausbesetzer-Freunde ein. Ich glaube, Michaels Hauptbeschäftigung zu der Zeit war die Gründung eines Anarchisten-Vereins. Ich wunderte mich oft, dass Paul und Michael die besten Freunde waren, aber es war so. Unsere Partys waren stets laut, lustig und lang. Und am nächsten Tag sah es bei uns aus wie auf einer Müllkippe. Also so wie immer.
Es war eine grandiose Zeit gewesen und ich hatte sie in vollen Zügen genossen.
Vielleicht war das mit dem Untermieter dann doch gar keine so schlechte Idee? Es stimmte, ich war nicht so gern allein, andererseits, ein Leben wie damals konnte ich mir auch nicht mehr vorstellen. Schließlich lebte ich seit fünf Jahren allein. Aber jetzt würde ich in einem Haus abseits der Stadt wohnen. Da wäre es für den Anfang vielleicht gar nicht so übel, wenn jemand im ersten Stock wohnen würde. Jemand, der unauffällig war, keine allzu hohen Ansprüche stellte. Vielleicht würde ich mich ja mit diesem Connor so gut verstehen wie seinerseits mit Michael.
Michael hatte ich wirklich gern gehabt. Er war der perfekte Mitbewohner gewesen, nett, hilfsbereit, klein und hässlich. Mit anderen Worten: Es bestand nie die Gefahr, dass ich mich in ihn verknallte.
»Ist er so wie Michael?«, fragte ich.
»Na ja, nicht ganz. Er ist doch etwas seriöser.«
»Mit anderen Worten: Er ist ein Langweiler?«
»Aber nein doch. Er ist sogar sehr witzig, aber eben ein ganz anderer Typ als Michael. Und noch etwas«, sagte er, »er ist handwerklich überaus begabt.«
Es machte den Eindruck, Paul wäre auf einem Jahrmarkt und wolle den besten Mann versteigern.
»Ist das nicht jeder Baumeister?«, fragte ich unbeirrt.
»Er ist kein Baumeister, sondern Architekt. Und noch dazu einer der besten der Stadt. Komm schon, Linn! Er ist ein echt guter Freund von mir und ich möchte ihm gerne helfen. Es ist höchstens für zwei Monate.«
Sein flehender Tonfall stimmte mich irgendwie traurig. Ich spürte, dass es ihm viel bedeutete, und ich schämte mich auch, dass ich ihn so betteln ließ wegen eines kleinen Gefallens.
»Also gut, weil du es bist. Aber wirklich nur für ein paar Wochen.«
»Klar! Ich danke dir! Connor wird sich sehr freuen.«
»Und wann kommt der Ehrengast?«
»Du hast noch Zeit. Nicht vor dem nächsten Monat. Aber ich ruf dich dann noch rechtzeitig an und sag dir Bescheid.«
»Okay. Also, bis dann!«
»Ich liebe dich! Du bist ein Schatz! Bis dann!«
»Ich dich auch!«
So war es. Andernfalls wäre ich niemals auf diesen Handel eingegangen.
Dennoch war ich mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee war, mein Haus zu teilen.
Schließlich war ich eine erwachsene Frau und nicht mehr achtzehn. Auch wenn ich mich manchmal so fühlte.
Ich nahm das Handy wieder in die Hand und wählte Britts Nummer. Ich musste die Neuigkeiten unbedingt mit ihr besprechen.
Sie meldete sich und ich legte los: »Hast du kurz Zeit? Ich muss was mit dir besprechen.«
»Das klingt ja sehr ernst. Ist was passiert?«, fragte sie besorgt.
»Nein, mach dir keine Sorgen!«
»Okay, treffen wir uns um vier im kleinen Café. Kannst du mir nicht einen Tipp geben, damit ich bis dahin nicht allzu sehr leide?«
»Ich bekomme Zuwachs«, sagte ich in verschwörerischem Ton. Mir war klar, dass ich damit bei Britt genau ins Schwarze traf. Nun würde sie den ganzen Nachmittag über meine Worte grübeln.
»Wa–«
»Bis dann!«, würgte ich sie ab und legte auf.
Bis zu dem Treffen versuchte ich, so viele Dinge wie möglich in Kartons zu verpacken. Denn bereits am darauffolgenden Wochenende würde ich umsiedeln. Britt hatte einen Transporter von der Firma ihres Vaters organisiert. Zusammen mit ein paar Möbelpackern sollten wir den Umzug in einem Nachmittag bewältigen können.
Mein Handy klingelte abermals. Anonym? Womöglich war es Adam. Freudig drückte ich auf Annehmen und rief: »Hallo?«
»So meldet man sich nicht!«, tadelte mich die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Man meldet sich mit dem Namen!« Ich konnte die negativen Schwingungen sogar durch die Telefonleitung spüren.
»Das tue ich, um bei unerwünschten Anrufern auflegen zu können«, sagte ich zu meiner Mutter.
»Und das bin ja zweifellos ich.«
»Wie kommst du nur auf sowas?«, fragte ich unschuldig.
»Ach Kind, wir sollten uns wirklich einmal zusammensetzen …«
»Rufst du deshalb an? Ich hab nämlich wirklich viel zu tun, Mutter.«
»Nein. Erstens wollte ich dich fragen, wann du nun umziehen wirst, zweitens, wann du mich wieder mal besuchen kommst, und drittens, wie es dir so geht.«
Bei meiner Mutter hatten Telefonate immer eine gewisse Ähnlichkeit mit Einkaufslisten.
»Erstens, dieses Wochenende, zweitens, weiß noch nicht, drittens, gut.«
Ich hatte mir auch angewöhnt, im Telegrammstil zu antworten.
»Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?«
»Und wie, bitte?«, fragte ich, doch ehe ich zu Ende gesprochen hatte, tat es mir bereits leid. Ich wusste, ich war zu hart zu ihr. Aber sie schaffte es immer wieder aufs Neue, maßregelnd und unterwürfig gleichzeitig zu sein. Das machte mich wahnsinnig!
»Ich … ich dachte ja nur.«
»Danke, es ist schon okay.«
»Was gibt es sonst Neues?« Sie war sichtlich bemüht, das Gespräch in Gang zu halten.
»Ich habe gerade mit Paul telefoniert. Er schickt mir seinen besten Freund als Untermieter.«
»Wie meinst du das?«
»So, wie ich es gesagt habe. Sein Freund braucht für ein paar Monate eine Bleibe und ich stelle ihm den ersten Stock zur Verfügung.«
»Aber das ist doch ein wildfremder Mann, Kind!«
»Mutter, ich bin eine erwachsene Frau! Außerdem kann ich ein bisschen Bares gebrauchen und im Haus kann er sich auch nützlich machen.« Ehe ich mich verhörte, sprach ich in den höchsten Tönen von meinem unbekannten Untermieter.
»Wenn du meinst.«
»Ja, ich meine! Ehrlich gesagt dachte ich selbst schon daran, bevor Paul mit dem Vorschlag kam«, log ich dreist vor mich hin. Aber ich hätte mich niemals als unselbstständiges Mädchen dargestellt, besonders nicht vor meiner Mutter.
Warum glichen unsere Gespräche eigentlich immer Box-Ringkämpfen? Waren alle Mutter-Tochter-Beziehungen so?
»Also, wann kommst du mich denn nun besuchen?«, kam meine Mutter auf ihr ursprüngliches Anliegen zurück.
»Ich weiß es wirklich nicht. Es ist derzeit sehr stressig. Lass mich erst mal in Ruhe umsiedeln. Wir schauen dann in zwei Wochen. Ich werde sehen, dass ich mir dafür Zeit schaffe.«
»Gut, Kind. Wenn du etwas brauchst, dann melde dich einfach.«
»Mach ich«, sagte ich, obwohl ich wusste, ich würde es nicht tun. »Bis dann!«
Kurz vor vier machte ich mich fertig für mein Treffen mit Britt. Ich hatte nicht wirklich Ausgehlaune, also zog ich einen weiten, sandfarbenen Oversize-Pulli an und meine engen, ausgewaschenen Lieblingsjeans. Ich trug noch Lippenstift auf und musterte mich im Spiegel. Nicht schlecht!
Ich hatte nicht viele Ticks, aber einen hatte ich: Mein Lippenstift musste immer auf meine Kleidung abgestimmt sein. Für mich gab es nichts Unansehnlicheres, als wenn Klamotten und Make-up eine Schlacht austrugen. Dabei blieb eindeutig der Geschmack auf der Strecke. Deshalb hatte ich auch unzählige Lippenstifte. Britt neckte mich stets: »Und, wer ist heute dran? Yves oder Jil? Wenn du dein Geld, anstatt es in diese Dinger zu investieren, auf ein Konto gelegt hättest, wärst du heute wahrscheinlich eine reiche Frau, meine Liebe!« Damit hatte sie sicherlich recht. Aber was sollte ich machen? Ohne passenden Lippenstift fühlte ich mich, als wenn ich keine Unterwäsche trüge.
Britt und ich hatten uns in unserem Stammcafé verabredet.
Ich fand sofort einen netten Eckplatz, wo wir ungestört reden konnten. Anschließend bestellte ich ein Glas Weißwein.
Als Britt kam, fiel ihr Blick sofort auf mein Glas. »Also doch nicht schwanger! Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!« Sie setzte sich mir schräg gegenüber und bestellte ebenfalls Wein.
»Damit spüle ich den Schrecken runter«, erwiderte ich gelassen.
Britt zog ihre rechte Augenbraue hoch. Der Kellner kam und brachte ihr Getränk.
»Ah, ich vergaß, könnte ich wohl noch ein stilles Wasser, nicht gekühlt haben? Mit einer Scheibe Zitrone, keinem Zitronensaft. Falls Sie mir doch einen Saft bringen, sage ich Ihnen gleich, schick ich ihn zurück«, verkündete sie seelenruhig ihre Drohung.
Das war einer ihrer Ticks. Sie trank Wasser prinzipiell nur mit Zitrone und ungekühlt. Wäre sie in der Wüste gewesen, wäre sie verdurstet.
»Also«, begann sie, »nun raus mit der Sprache!«
»Paul hat angerufen. Er hatte eine Bitte.«
»Aha, und die wäre?«
»Er möchte, dass ich seinem Freund für einige Zeit Asyl gewähre.«
Sie blickte etwas entsetzt drein. »Ernsthaft jetzt?«
Ich nickte.
»Ist das etwa auch so ein Gammler wie Michael? Du weißt, ich mochte ihn gern, und er hat sich ja auch prächtig entwickelt.« Michael, der Hund, wurde Jurist. »Aber meinst du, so einer ist jetzt in deinem Entwicklungsstadium der richtige Umgang für dich?«
»Aber der ist angeblich ein ganz anderer Typ. Ruhig, unauffällig, ordentlich und pflegeleicht.«
»Also so wie mein neuer Staubsauger.«
»Sozusagen. Aber dieser spuckt sogar Geld!«
»Okay.« Doch so recht schien sie nicht überzeugt.
»Er ist geschäftlich hier und braucht vorübergehend eine Bleibe.«
»Mhm.« Sie überlegte. »Andererseits wärst du dann nicht so allein … in dieser Einöde.«
»Das denke ich auch. Und je länger ich drüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass es sogar eine gute Idee ist.« Genau! Ich müsste anfangs nicht alleine schlafen und meine Haushaltskasse würde auch aufgebessert werden.
»Und wie sieht er denn so aus?«, fragte Britt scheinheilig und sicher nicht ohne Grund.
»Keine Ahnung. Ich hab mir keine Beschreibung geben lassen. Warum fragst du?«
»Ich habe da so eine Idee. Wenn er nicht gerade ein Quasimodo ist, könntest du ja Adam ein wenig eifersüchtig machen. Dann merkt er endlich, was er an dir hat!«
Adam! In dem ganzen Tumult hatte ich ihn total vergessen! Du meine Güte! Wie würde er das aufnehmen? Doch ein anderer Gedanke erschreckte mich genauso. Nämlich Britts irrsinnige Idee.
»Sag mal, spinnst du? Ich fang mir doch nichts mit wem an, mit dem ich zusammenwohne. Den werde ich ja nie wieder los! Abgesehen davon liebe ich Adam.«
»Okay, ich gebe zu, das war dumm von mir. Ich dachte nur, der sollte ruhig mal um dich kämpfen.«
»Was ist eigentlich mit deinem Liebesleben?« Höchste Zeit, das Thema zu wechseln!
»Na ja, so lala. Du kennst ja Boris. Er will sich halt nicht zu fest binden.«
Britt war nun seit über einem Jahr mit Boris liiert, dennoch wohnten sie getrennt. Denn Boris hatte schreckliche Angst vor zu viel Nähe. Da er einmal von einer Frau verletzt worden war, glaubte er, ein Patentrecht auf Eigenheiten diesbezüglich zu besitzen.
Er weigerte sich strikt, mehr als drei Abende wöchentlich mit Britt zu verbringen, mit ihr in den Urlaub zu fahren oder eine Wohnung zu teilen. Die Wochenenden verbrachte sie ebenfalls stets alleine, während er sie mit Freunden oder seinen Eltern verlebte. Im Grunde war es die gleiche Beziehung, die ich mit Adam führte, mit dem Unterschied, dass Adam verheiratet war. Zu Beginn störte es Britt wenig, dass sie nur so wenig Zeit miteinander verbrachten. Doch die letzten Monate ertappte ich sie immer öfter dabei, dass sie die Beziehung anzweifelte und eine Trennung in Betracht zog. Sie hing an Boris, wollte aber in ihrer Beziehung mehr Zugeständnisse. Und so kam es immer öfter zu Streitereien.
Vorsichtig versuchte ich, ihr einen Vorschlag zu unterbreiten.
»Vielleicht solltest du ihm mal ein Ultimatum stellen?« Britt sah mich an, als hätte ich ihr geraten, ihm einen Heiratsantrag zu machen, am besten via Instagram-Live-Übertragung.
»Damit er sich auf dem Absatz umdreht und für immer verschwindet? Ich will einen Mann nicht erpressen müssen, damit er zu mir steht.«
»Aha, mir rätst du aber zu so einem Verhalten!«
»Das kannst du doch nicht vergleichen. Adam braucht einfach etwas Druck zu seinem Glück. Für Boris ist Druck tödlich.« Sie nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Wein.
»Ach, ich weiß auch nicht«, begann sie genervt. »Mich kotzt das Ganze schon so an! Ich bin es einfach leid, immer um einen Mann kämpfen zu müssen. Der sollte mal um mich kämpfen!«
Ich verstand sie. Irgendwie. Aber Britt war nicht wie ich.
»Ich glaube, das würdest du gar nicht wollen. Ein Typ, der dich umwirbt, wär dir sicher lästig. Du bist doch die Eroberin.« Resigniert legte sie ihr Kinn in ihre Hände.
»Du hast ja recht. Darin liegt wahrscheinlich das Grundproblem. Ich sollte mich mal umpolen. Vielleicht würde mir so ein Psycho-Seminar helfen.«
Da hatte sie recht. Solche Selbstfindungsseminare waren sicher eine tolle Sache. Für andere.
»Das täte dir übrigens auch ganz gut!«, fuhr sie mich an.
»Mir? Wie kommst du denn darauf?« Was für eine hirnverbrannte Idee! »Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, will ich es gar nicht wissen.«
Sie zuckte mit den Achseln und blickte mir geradewegs in die Augen. Ich sah schnell zur Seite und fixierte den Salzstreuer auf dem Nachbartisch. »Ich sage es dir trotzdem. Linn, du bist die perfekte Verdrängerin!«
»Das ist nicht wahr!« Ich bin überhaupt keine …
»Siehst du? Du machst es schon wieder!«, durchkreuzte sie meine Gedanken.
»Ich mache gar nichts!«, entgegnete ich resolut.
»Das ist es ja eben. Du gehst gar nicht auf das Problem ein.« Britt ließ nicht locker.
»Auf welches Problem? Ich habe kein Problem.« Keine Ahnung, wovon sie sprach. »Obwohl«, lenkte ich ein, um die Stimmung zu heben, »das stimmt nicht ganz, denn mein Glas ist bereits leer.« Ich kicherte vor mich hin.
»Siehst du, du machst das immer so!«, erwiderte Britt im Oberlehrerton. »Zuerst ignorierst du dein Problem und dann ziehst du es ins Lächerliche. So wie eben!«
Schon langsam kam ich mir vor wie in einem Kinofilm, den alle Zuschauer verstanden, bloß ich nicht.
»Aber du weißt ja, man kann nicht ewig verdrängen. Alles findet seinen Weg an die Oberfläche.«
»Das befürchte ich auch, wenn ich nicht bald auf ein Klo komme.«
Ich stand auf und ging in Richtung Toiletten, um meine ohnehin leere Blase noch mehr zu entleeren.
Normalerweise hätte ich das nicht getan. Britt und ich waren ein eingeschworenes Team. Aber diesmal war etwas anders. Ich fühlte, dass sie recht hatte, nein, ich wusste es. Irgendwann musste ich mich den unangenehmen Dingen in meinem Leben stellen. Aber eben nicht gerade heute. Morgen war auch noch ein Tag.
3.
Am darauffolgenden Wochenende war es dann endlich soweit. Der große Umzug stand ins Haus. Ich hoffte, Britt würde ein paar Packer mitbringen, denn Kartonschleppen stand nicht auf meiner Favourite-things-to-do-Liste.
Natürlich hatte ich professionell, so wie ich immer schon sein wollte, meinen ganzen Kram in Kisten verpackt. In der Eile hatte ich jedoch vergessen, diese zu beschriften. Das wäre an und für sich nicht weiter schlimm gewesen, hätte ich die Dinge nach ihrer Zusammengehörigkeit verpackt. Das tat ich aber nicht. Vielmehr packte ich einfach das ein, was in Reichweite meiner Hände war. So kam es, dass neben den Kochtöpfen auch meine Bankauszüge und Socken verstaut waren. Ich dachte nicht allzu viel darüber nach, denn ich war froh, dass die Sachen aus meinem Blickfeld verschwunden waren.
Dann ging alles ziemlich schnell. Vormittags um elf Uhr kam Britt mit drei Dwayne Johnsons durch meine Tür spaziert. Mit den Worten »Packen wir’s!« schwangen sich die drei Klone meine Kisten schwungvoll auf die Anabolika-gestärkten Schultern und marschierten federleichten Schrittes in Richtung Wagen. Sie waren mir sehr sympathisch.
Es brauchte sechs Stunden und fünf Ladungen eines Kleintransporters, um meinen Kram in mein neues trautes Heim zu bringen.
Nach der letzten Fuhre sanken wir erschöpft in die ersten sich bietenden Sitzgelegenheiten. Unsere drei Muskelmänner schienen nicht im Geringsten geschwächt. Bei dem Bild, das wir fünf abgaben, hätte man glauben können, wir Frauen hätten die fünfzig Kisten geschleppt und die drei Typen hätten geschäftig einen Regenschirm nebenher getragen.
Ich verabreichte jedem der Kerle das gebührende Trinkgeld und verabschiedete sie freundlich.
Sie hatten meine Stimmung und meinen Rücken gerettet, dafür war ich ihnen außerordentlich zu Dank verpflichtet.
Zur Feier des Tages öffneten wir eine Flasche Sekt und begannen, die Kartons zu entleeren. Nach drei Minuten stieß Britt auf etwas.
»Sieh mal einer an, was ich gefunden habe!«
Ich hielt gerade eine Unterhose in der einen und meine Steuererklärung in der anderen Hand, während sie aufgeregt mit einem Kartensatz vor meinem Gesicht rumwedelte.
»Wenn das kein Omen ist. Neues Haus, neue Chance!«, rief sie entzückt.
Das brauchte sie mir nicht zweimal zu sagen. Ich liebte Kartenlegen! Und Britt liebte es noch mehr. Sie hatte großes Vertrauen in Vorhersagen. Wir dämpften das Licht und setzten uns im Schneidersitz gegenüber vor das große Terrassenfenster. Britt meinte, heute sei ich an der Reihe. Sie wisse schon alles Wissenswerte über ihre Zukunft. Übersetzt bedeutete das, sie wolle nicht von den Karten gesagt bekommen, dass sie mit Boris keine Zukunft hatte.
»Du musst dir ein Thema aussuchen!«, forderte sie mich auf. Ich brauchte nicht lange nachzudenken, denn ich hatte immer dasselbe Thema im Kopf: Ob ich jemals den Mann meiner Träume finden würde und, vor allen Dingen, wann. Am liebsten hätte ich noch eine Personenbeschreibung und seinen Kontostand erfragt, aber ich war schon froh, wenn mir überhaupt ein Mann vorhergesagt wurde.
Nachdem ich meine Karten gezogen hatte, begann Britt, sie einzeln aufzudecken. Ich liebte diese Séancen. Britt wurde bei derartigen Sitzungen immer zu einer Art Nostradamus. Sie konnte das wirklich gut. Vor allen Dingen beherrschte sie die Gabe des Interpretierens, die für solcherlei Hellseherei unentbehrlich war, perfekt.
Bedeutungsvoll schlug sie das schlaue, dazugehörige Büchlein auf und begann, darin zu lesen. Nach ewig langer Zeit blickte sie zu mir auf und verkündete theatralisch: »Du stehst vor dem Ende eines wichtigen Lebensabschnittes. Du hast etwas Wichtiges verloren.«
»Das stimmt! Letzte Woche hab ich meine Brieftasche verloren!«, fuhr ich aufgeregt dazwischen.
»Schweig!«, wies mich Britt autoritär zurecht. »Deine Wege gabeln sich. Du hast die Möglichkeit zu wählen, welchen Weg du gehen möchtest. Noch hast du die Wahl und du weißt es auch. Verspiele deine Chancen nicht! Wenn du den richtigen Weg wählst, wartet das Glück auf dich! Du musst dich nur zur rechten Zeit richtig entscheiden.«
Damit endete ihre bedeutungsvolle Verheißung.
»Ist das alles? Was heißt ›zur rechten Zeit‹? Woher soll ich denn wissen, wann die rechte Zeit ist? Und außerdem hasse ich Entscheidungen!«, sagte ich enttäuscht.
»Die Entscheidung ist bereits in dir. Du musst sie nur zulassen!«, so die schwarze Hexe.
Davon war ich wenig beeindruckt. Wenn sie mir eine wichtige Mitteilung zu machen hatte, musste sie schon mit härteren Geschützen auffahren.
»Was? Diesen Roman hast du in meinen fünf lächerlichen Karten gelesen?«
»Wie oft soll ich dir das noch sagen?! Die Karten spiegeln deinen momentanen Zustand wider. Morgen sieht es vielleicht schon ganz anders aus.«
»Und wann kommt mein Traummann?«, stellte ich die einzige mich bewegende Frage.
»Dann, wenn du den richtigen Weg wählst.«
»Und der soll welcher sein?«
»Du kennst ihn bereits!«, wiederholte Britt.
»Aha. Ich werde also in mich gehen und ihn erfühlen.«
»Genau!«
»Jetzt bin ich genauso klug wie vorher.«
Ich mochte keine geheimnisvollen Deutungen, die alles oder nichts enthalten konnten. Damit konnte ich nichts anfangen. Ein Datum, ein Name oder eine Telefonnummer wäre mir lieber gewesen. Plötzlich fühlte ich mich schuldig.
Warum fragte ich überhaupt nach anderen Männern? Ich hatte doch Adam. Er war meine Zukunft. Ich war doch glücklich.
4.
Die folgende Woche hatte ich mir freigenommen, um mich ganz der Renovierung meines neuen Heims zu widmen.
Ich kaufte neue Farbe und strich die Omatapeten einfach weiß. Außerdem erstand ich noch hektarweise weiße Sofabezüge, weiße Bettwäsche und cremefarbene Teppiche in diversen Größen. Ich nahm mir vor, mein Haus ganz in Weiß, leicht und luftig, zu halten. Somit konnte ich mich ungetrübt dem Gefühl hingeben, es sei ewig Sommer, auch wenn es draußen minus zwanzig Grad hätte. Doch mein Vorhaben erwies sich schwieriger als gedacht. Die erste Hürde ergab sich beim Überstreichen der Tapeten mit weißer Farbe. Denn je mehr Farbe ich auftrug, desto mehr Tapete löste sich von der Wand. Nachdem ich völlig aufgelöst mehrere Baumärkte angerufen hatte, um nach Rat zu fragen, erklärten mir Berater dieser (mit einiger Genugtuung, wie mein feines Gehör entnehmen konnte), dass ich auf dem völlig falschen Weg sei, die Tapete so naturgemäß runterkommen musste und ich logischerweise, das wusste doch jedes Kind (bis auf mich!), zuerst die Tapeten von der Wand lösen musste. Also machte ich mich abermals auf den Weg zu einem Baumarkt, um das passende Werkzeug für das Herunterlösen der Tapete zu besorgen. Eiligen Schrittes kehrte ich zurück nach Hause. Es dauerte ewig, bis ich die mittlerweile verhassten und verfluchten Tapeten heruntergekratzt hatte. Die gekauften Spachteln erwiesen sich dabei als so hilfreich wie Chinastäbchen beim Essen von Suppe. Mit anderen Worten, ich hätte es genauso gut mit meinen Fingernägeln machen können, und das wäre auch noch billiger gewesen. Jedenfalls brauchte ich für einen Raum zehn Stunden und verbrachte die nächsten Tage mit dem Abscheren der Wände. Das Streichen erwies sich dann glücklicherweise als einfach und schnell. Alle Sofas und Betten überzog ich mit den gekauften Überwürfen. Das Resultat konnte sich durchaus sehen lassen! Ich war stolz auf mich. Ein wenig ärgerte ich mich darüber, dass Adam nicht angeboten hatte, mir zu helfen. Genau genommen hatte ich die ganze Woche nichts von ihm gehört. Aber aufdrängen wollte ich mich ihm auch nicht.
Denn zu einem Verhältnis mit einem verheirateten Mann gab es einige ungeschriebene Verhaltensregeln. Falls man gegen diese verstoßen sollte, glich das mitunter dem Todesurteil der Liebe.
Regel Nummer 1: Rufe niemals abends oder am Wochenende an. Wenn du anrufst, dann nur auf dem Mobiltelefon. Eigentlich ist das die einzige Nummer, die du hast, denn die Herausgabe der Festnetznummer, sofern eine vorhanden, wäre ein Scheidungsgrund.
Regel Nummer 2: Erzähle ihm nie allzu viel von deinen Sorgen, schließlich ist er bei dir im Urlaub. Falls du zu nervig bist, könnte er vorzeitig abreisen.
Regel Nummer 3: Frage ihn nie, wann er sich scheiden lässt. Am besten, du fragst ihn überhaupt nichts, außer ob es draußen regnet.
Regel Nummer 4 und wichtigste Regel: Mach nie Szenen! Außer du willst die Beziehung ernsthaft beenden.
Natürlich wollte ich all das nicht, also hielt ich mich, brav, wie ich nun einmal war, an den inoffiziellen Ratgeber der außerehelichen Liebe.
Es war Freitagnachmittag, als ich ihn auf seinem Handy anrief, um ihn zum Abendessen einzuladen. Ich wusste, er würde noch im Büro sein.
»Linn, mein Engel, ich habe dich vermisst!« Wow, wie ich seine Stimme liebte! Es war das Erste, in das ich mich verliebt hatte. So männlich und sexy. Sofort war mein Unmut verflogen.
»So so«, sagte ich, »so sehr, dass wir gemeinsam am Abend essen?«
»Wann? Heute?«
»So hatte ich es mir gedacht. Ich koch uns was Kleines«, bot ich an. Obwohl, wie ich das ohne Vorkenntnisse meinerseits, ohne warmes Wasser und mit einem nur nach Belieben funktionierenden Abfluss anstellen sollte, war mir noch nicht klar. Bei mir glich Kochen auch mit Jamie-Oliver-Ausstattung einer unbezwingbaren YouTube-Challenge.
»Dann seh ich ja dein neues Heim! So ein verlockendes Angebot kann ich natürlich nicht ausschlagen.«
»Heißt das ja?«
»Natürlich, meine Engel. Ich freu mich auf dich!« Es klang so süß und unschuldig. Ich schwebte auf Wolken.
»Ich auch. Bis dann!« Ich legte auf. Okay, jetzt musste ich kochen. Plumps! Vorbei war der Wolkenflug.
Dennoch, ich machte mich an die Arbeit. Während ich den Reiseintopf, bestehend aus Reis und Erbsen, zubereitete, drifteten meine Gedanken in die Vergangenheit. Zu dem Tag, als ich Adam kennengelernt hatte.
Es war unglaublich romantisch gewesen. Wir hatten sozusagen über den Wolken – genau genommen über denen von Tunis – geschwebt. Dabei hatte es nicht besonders romantisch angefangen, denn ich litt seit jeher an Flugangst. Ich bestieg wie immer als Letzte das Flugzeug und setzte mich auf meinen Korridorplatz. Ich saß prinzipiell am Gang, da mir dieser Platz das trügerische Gefühl vermittelte, ich könnte im Ernstfall fliehen. Dann machte ich die schreckliche Entdeckung:
Der Platz neben mir war leer! Das Einzige, was schlimmer war als Fensterplätze, war es, keinen Sitznachbar zu haben. Ich hatte nämlich bei Flügen die Angewohnheit, meinen Sitznachbarn zu kontaktieren. Damit nahm ich mir die Möglichkeit, über meine Ängste nachzusinnen. Das benötigte nicht mal ein einladendes Lächeln. Genauer gesagt, so unfreundlich konnte mein Nachbar gar nicht sein, als dass ich ihn nicht vollgequatscht hätte. Vor mir gab es kein Entkommen. Wer auch immer das Los gezogen hatte, mein Nachbar zu sein, würde für die begrenzte Zeit des Fluges mein bester Freund sein. Und nun sollte ich alleine fliegen! No-Go!
Während ich innerlich mit mir beriet, ob ich wieder aussteigen sollte, kam die Lautsprecherdurchsage, dass wir noch auf einen Passagier warteten, aber sobald dieser einträfe, sofort starten könnten. Welch ein Trottel! Ich fühlte mich, als würde ich auf meine eigene Hinrichtung warten. Da hörte ich sie! Es war die erotischste Stimme, die mir je zu Ohren gekommen war. Die Stimme kam näher, sie entschuldigte sich links und rechts, bis sie an ihrem Ziel angekommen war. Und das Ziel war ich! Der Trottel war mein Sitznachbar. Als er sich neben mich setzte, machte mein Herz einen Hüpfer: Zu der schönen Stimme gehörte auch ein schöner Mann! Er war hochgewachsen, gut gebaut und hatte einen dunklen, fast südländischen Teint. Ich verliebte mich auf der Stelle in ihn. Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, schlug er eine Zeitung auf und begann zu lesen. Das konnte unmöglich wahr sein! Das musste ich natürlich sofort ändern. Also wandte ich mich ihm zu und fragte: »Wissen Sie, wie lange der Flug nach Tunis dauert?« So, als würde ich es selbst nicht wissen.
»Genau drei Stunden«, antwortete die schöne Stimme.
»Und wissen Sie auch, wie die Zeitverschiebung ist?«, kam meine noch dümmere Frage.
»Eine Stunde vor.«
»Machen Sie Urlaub dort?« Endlich funktionierte mein Hirn wieder.
»Nein, ich bin geschäftlich unterwegs. Und Sie?«
Unsere Unterhaltung wurde minütlich ungezwungener und herzlicher. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl und geborgen in seiner Nähe. Als er mir sagte, dass er verheiratet sei, war ich enttäuscht, dennoch gab ich ihm meine Telefonnummer. Da er bereits des Öfteren in Tunis gewesen war und die Stadt einigermaßen kannte, bot er an, sie mir zu zeigen. Der Gedanke, ihn wiederzusehen, versetzte meinem Herz einen Stups. Und das Beste war: Ich hatte während des gesamten Fluges nicht einmal an Notlandungen oder Flugzeugabstürze gedacht!
Am nächsten Tag rief er mich an und wir trafen uns. Einmal, zweimal und immer öfter. Als der Urlaub zu Ende ging, war ich mir sicher, dass dies auch das Ende unserer Affäre wäre. Umso überraschter war ich, als er mich schon nach wenigen Tagen daheim anrief. Er gestand mir, dass er sich in mich verliebt hätte. Mit diesen Worten hatte unsere Beziehung begonnen. Er war der erste Mann gewesen, der nach mir verrückt war, und ich genoss dieses Gefühl des Begehrtwerdens unendlich.
Erst mit der Zeit begann ich, die Nachteile des Daseins einer Geliebten zu spüren. Und mit den Monaten verschob sich auch die Balance unserer Gefühle. Adams Sehnsucht nach mir wurde schwankend, meine nach ihm unstillbar. Das Wort Scheidung wurde niemals erwähnt, so als würde es gar nicht existieren. Und so passierte es, dass fast zwei Jahre vergangen waren und ich noch immer mit diesem Mann schlief.
5.
Er, die Liebe meines Lebens, kam wie immer zu spät. Um sein schlechtes Gewissen zu kaschieren, tanzte er mit dem breitesten Zahnpasta-Lächeln und einem riesigen Blumenstrauß, hinter dem er sein Gesicht verbarg, an.
»Tritt ein in mein neues Heim!«
Nachdem der Blumenstrauß durch die Tür war, zog er noch ein paar Tüten nach sich. Er musste sich wirklich mies fühlen. Dazu hatte er natürlich allen Grund. Obwohl ich ihm gegenüber nicht den geringsten Unmut zeigte, schließlich kannte ich die ungeschriebenen Gesetze der Noch-Geliebten-aber-möchte-gern-zukünftigen-Ehefrauen. Aber irgendwie musste mein Unterbewusstsein ihm eindeutige Signale gesandt haben, denn er hatte prinzipiell kein Gewissen, so viel war mir doch bei aller Liebe klar.
Bevor ich ihn noch irgendetwas fragen konnte, legte er schon los: »Mein Engel, ich habe dich so vermisst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie!«
»Nein, das kann ich wirklich nicht. Aber ich bin bereit, deinen verbalen Ergüssen zu lauschen«, neckte ich ihn und wartete auf eine eingehende Schilderung seines Leides.
»So sehr, dass ich richtig krank vor Sehnsucht nach dir war«, jammerte er eindrucksvoll.
»Wirklich?« Mein Herz zerfloss.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlecht es mir ging, mich hat es richtig erwischt.«
Weiter, weiter … ich höre zu.
Und er litt weiter: »Es kam praktisch über Nacht. Eine echte Grippe. Die soll ja jetzt umgehen. Ich konnte kaum aus dem Bett.«
Mein Hirn schien nicht kapiert zu haben, denn ich starrte ihn an, als wäre er der erste Mensch. Aber Adam irritierte das keineswegs. Er sprach munter weiter.
»Darum konnte ich dich auch nicht anrufen und zu dir kommen, um dir zu helfen.«
»Aha«, meinte ich. Irgendwie registrierte ich allmählich, dass seine Liebeserklärung gar keine war und sich nur als solche tarnte.
»Glaubst du, sonst hätte ich dich nicht angerufen? Also wirklich, Linn! Das denkst du tatsächlich von mir? Ich hätte dir auf der Stelle geholfen, wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre!«
»Aber so im Bett liegend, sterbend vor Sehnsucht, war das ja nicht möglich«, stellte ich zynisch fest.
»Du sagst es! Sterbend vor Grippe«, korrigierte er mich.
»Was soll ich dazu noch sagen?«, dichtete ich vor mich hin.
»Dass du mir verzeihst! Verzeih dem Mann, der dich über alles liebt. Gib ihm nicht den Todesstoß. Denn dies wäre einer. Er wäre verbannt von Liebe bis in alle Ewigkeit!«
Dazu kniete er noch nieder und hielt meine Hand. Seine Rede unterstrich er mit ausschweifenden Handbewegungen. Adam beherrschte derartige Auftritte recht gut, man könnte meinen, er probte für die Aufführung von Faust.
Und obwohl es doch komisch war, wie er so theatralisch vor sich hin litt, versuchte ich so zu tun, als machte dies alles keinerlei Eindruck auf mich. Aber ein Schmunzeln konnte ich nicht unterdrücken.
»Du machst dich lustig über einen leidenden Mann? Wie kannst du nur? Willst du mich ins Grab bringen?«, künstelte er hysterisch. Plötzlich wurde er vollkommen ernst.
»Dabei wäre ich viel lieber in deinem Bett«, sagte er mit rauer Stimme. Er beugte sich über mich und schlang seine Arme um meine Hüften. Sein Gesicht war nun über meinem, seine Augen dunkel vor Verlangen. Meine Knie wurden schlagartig weich und in meinem Magen machte sich ein flaues Gefühl breit. Ich begehrte diesen Mann so unglaublich! Ich spürte seinen heißen Atem auf meinen Wangen, gleichzeitig zog er mich mit seinen Händen dicht an sich, sodass ich seine Erektion deutlich spüren konnte. Ich war so scharf auf ihn! Seine Lippen streiften meine vor Verlangen glühenden Wangen, bis sie schließlich auf meinen landeten. Sein Kuss war intensiv und wild. Mit einer Hand umfasste er meinen Nacken, mit der anderen drängte er mich in Richtung Sofa. Ich war ihm vollkommen ergeben. Als wir am Sofa anstießen, warf er mich leicht auf das Kissen. Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er stand vor mir. Zuerst knöpfte er sein Hemd auf und ließ es zu Boden gleiten, dann löste er den Gürtel seiner Hose. Langsam zog er den Reißverschluss hinab und streifte seine Hose und Unterwäsche ab. Ich folgte jeder seiner Bewegungen mit meinen Augen. Er stand nun völlig entblößt vor mir. Ich konnte nicht umhin, sein erigiertes Glied anzustarren. Es erregte mich unheimlich. Für einige Momente passierte gar nichts. Er stand da und schaute auf mich hinab, dabei fixierte er mich mit seinen dunklen Augen. Die Spannung war zum Zerbersten, ich wollte ihn so sehr und er schien sich keinen Millimeter zu bewegen. Endlich beugte er sich über mich und streifte mit einer Bewegung mein Kleid hoch und mit einer weiteren meinen Slip hinunter. Mit einem Ruck packte er meine Oberschenkel und zog sie zu sich heran. Im nächsten Augenblick drang er heftig in mich ein. Es war ein vollkommener Moment, ich war selig. Stöhnen begleitete unsere rhythmischen Bewegungen.
Doch mein Zustand der Glückseligkeit ging genauso schnell, wie er gekommen war, noch dazu ohne Vorankündigung. Gerade als sich meine Lust steigerte, war Adams wieder im Abflauen. Mit anderen Worten, er gehörte der Schnellschießer-Fraktion an. Klarerweise ärgerte ich mich ein wenig, dennoch hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt kein Mann jemals so erregt wie Adam. Dieses Gefühl allein war schon umwerfend genug für mich und ich wollte es um keinen Preis missen.
»Du bist wundervoll«, hauchte er zart in mein Ohr.
Schon war mein kurz aufgeflammter Ärger wieder vergessen. Und er setzte noch eins drauf: »Mein Herz gehört ganz dir, mein Engel. Was würde ich nur ohne dich machen? Sterben wie ein Fisch ohne Wasser. Ich würde niemals erfahren, was wahre Leidenschaft ist.«
Wäre dieser Mann hässlich, würde ich mich zur Seite drehen und mich übergeben müssen. Stattdessen kam mir wieder einmal in den Sinn, welch schöne Lippen er hatte. Lippen, mit denen er mich gleich …
»Jetzt werde ich mir einmal das Haus ansehen!« Mit diesen Worten sprang er auf und ließ mich ungeküsst zurück auf dem Sofa.
»Ich habe uns eine Kleinigkeit gekocht!«, rief ich ihm hinterher.
»Du bist ein Schatz!«, klang es vom oberen Stock.
Ich schwang mich vom Sofa, schlüpfte wieder in meine Unterwäsche und tänzelte schwungvoll in Richtung Küche.
Nach ungefähr drei Minuten stand er neben mir, schlang seine Arme um meine Taille und küsste mich zart auf die Schläfe.
»Es ist fantastisch! Du hast wieder einmal ein richtiges Heim geschaffen! Und nun lass uns essen!«
Meine Stimmung hob sich abermals schlagartig, denn ich war ein leidenschaftlicher Esser. Und ich machte aus meiner Leidenschaft auch keinen Hehl. Einige Zeit dachte ich sogar, vielleicht sei ich esssüchtig. Aber ich liebte das Essen viel zu sehr, als dass ich es wieder von mir gegeben hätte. Also beschränkte ich mich einfach darauf, ein leidenschaftlicher Esser zu sein. Während ich etwas aß, war ich in einem Zustand totalen Glücks und Sorglosigkeit. Demnach liebte ich Männer, die mich in einen solchen Zustand versetzen konnten, umso mehr. Adam war so ein Mann, er konnte sehr gut kochen und tat es auch gerne, leider eben nicht nur einzig in meiner Küche.
Ich deckte den Tisch und füllte unsere Gläser mit Wein, während Adam das Essen auftrug. Dann setzte er sich mir gegenüber, während ich schon mal von dem Mahl probierte. Mhm, gar nicht mal so schlecht.
»Was machst du denn mit den vielen Zimmern?«, fragte Adam.
Ein flaues Gefühl regte sich in meinem Magen. Aber das konnte auch genauso gut von meinem Huhn kommen. Dennoch sagte mir eine innere Stimme, dass es wahrscheinlich etwas mit dem Untermieter zu tun hatte. Irgendwie hätte ich die Sache gern verschwiegen, andererseits konnte ich ja schwer einen bei mir wohnenden Menschen verschweigen. Ich hatte das Gefühl, dass ich um die Wahrheit nicht herumkommen würde. Plötzlich hoffte ich, der neue Bewohner würde hässlich sein und mindestens einen Buckel haben. Jedenfalls erkannte ich, dass die Stunde der Wahrheit gekommen war. Wie immer, ohne mich vorher darüber zu informieren.
»Es gibt ja eine Neuigkeit, die du noch gar nicht weißt«, setzte ich so beiläufig an, wie ich nur konnte. Es klang ungefähr so, als würde ich ein Erdbeben Stärke acht voraussagen.
Adam schien das Vibrieren in meiner Stimme nicht entgangen zu sein, denn er blickte plötzlich, nein, ich bildete es mir nicht ein, besorgt drein. Sieh mal einer an!
Ich wartete sicherheitshalber einige Sekunden, ob ein Hurrikan oder eine andere Naturkatastrophe über uns käme und mich von meinem bevorstehenden Schicksal erlösen würde. Aber es passierte nichts. Adam, der sonst den Mund nicht zukriegen konnte, schwieg und sah mich erwartungsvoll an. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als zu beichten.
»Ich hab dir doch schon von meinem Bruder Paul erzählt, der in Irland lebt«, begann ich vorsichtig. Warum habe ich, verdammt noch mal, ein schlechtes Gewissen?
Adam nickte verständnislos.
»Na ja, jedenfalls braucht er ein Zimmer für ein, zwei Monate.«
»Und da will er bei dir einziehen? Linn, du bist eine erwachsene Frau, du lebst dein eigenes Leben, du brauchst deinen Freiraum!« Er überschlug sich fast vor Aufregung.
Aber nicht nur Adams Gesichtsfarbe hatte sich schlagartig geändert, nein, auch meine Stimmung. Wut stieg in mir hoch.
»Du meinst wohl eher, du ziehst es vor, ungestört zu sein?«
»Du hast natürlich recht, sicher möchte ich lieber mit dir allein sein. Aber was red ich da überhaupt? Ich hab natürlich gar kein Recht, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Du kannst zusammenwohnen, mit wem du willst!«
»Das möchte ich wohl auch meinen!«, schnaubte ich. Mit einem Mal schien es mir auch nicht mehr schwer, die ganze Wahrheit zu sagen. »Außerdem möchte nicht Paul bei mir wohnen, sondern sein Freund.« Das saß.
Da Adam nur verdattert dreinschaute, nutzte ich die Gunst der Sekunde und sprach einfach weiter.
»Er braucht für einige Zeit eine Bleibe, und Paul hat mich gefragt, ob ich ihm nicht das obere Stockwerk vermieten könne. Und da dachte ich mir, das ist doch gar keine so schlechte Idee. Abgesehen davon wollte ich Paul den Gefallen nicht abschlagen.«
Während ich so scheinbar belanglos vor mich hinplapperte, erkannte ich leichte Anzeichen von Entsetzen auf Adams Gesicht. Bildete ich es mir ein, oder war sein Antlitz tatsächlich verzerrt? Damit sah er aber nicht mehr so gut aus.
»Tja, so ist das.« Die Sache war geritzt.
Schlagartig verschwand sein fragwürdiger Ausdruck aus seinem Gesicht. Er wirkte gelassen und heiter, so als hätte ich ihm gerade einen Witz erzählt. Kaum zu glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
»Wenn du meinst. Ich verstehe dich natürlich. Finanziell gesehen ist das ja auch nicht zu unterschätzen. Wann kommt der Herr des Hauses?«
Ich traute meinen Ohren kaum. Wie kam diese Verwandlung zustande?
»In einigen Wochen. Vielleicht aber auch schon früher.«
»Dann bin ich ja mal gespannt.«
»Das bin ich auch, glaube mir!«, erwiderte ich wahrheitsgemäß und er verstummte. Wir aßen schweigend zu Ende.
Inmitten unseres Konversationslochs stand Adam unvermittelt auf: »Dann werd ich wohl mal wieder gehen.«
»Was, jetzt schon?«
»Nun, ich habe noch eine längere Autofahrt vor mir. Jetzt, wo du so entlegen wohnst«, tat er übertrieben. »Außerdem, du weißt ja, wie das ist.«
Das wusste ich leider nur allzu gut. Von meinen Leiden ließen sich ganze Oden schreiben. Ovid hätte daneben wie ein Komiker ausgesehen.
Er ging zur Tür und verabschiedete sich ein wenig gekünstelt höflich.
»Danke für das gute Essen. Wir sehen uns.«
Zum Abschied küsste er mich flüchtig auf den Mund. Ich stand wie angewurzelt da und brachte nichts weiter über die Lippen als: »Bis bald!«
Ungefähr fünf Stunden später dachte ich noch immer über das Vorgefallene, oder besser gesagt nicht Vorgefallene, nach. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas an Adams Reaktion nicht stimmte. Und wie es sich für eine ängstliche Person wie mich nun einmal gehörte, machte ich mir maßlos Sorgen und gab für all das wohl wem die Schuld? Natürlich – mir!
Ich dachte sogar daran, Paul anzurufen und ihm abzusagen, brachte es dann aber doch nicht übers Herz. Doch mitten in meinem Hadern gab es einige Momente, in denen mich Wut überkam, weil ich mein Leben von einem Mann bestimmen ließ, der verheiratet war. In diesen Augenblicken dachte ich: Jetzt erst recht!
Aber ein Gedanke war immer der gleiche, und er schien wie eine Wolke mein Hirn zu benebeln: die Angst, Adam zu verlieren.
6.
Als ich Montagmorgen zur Arbeit kam, hatte ich noch immer diesen dumpfen Nachhall im Kopf, den seelische Tiefs hinterließen. Ich hatte das gesamte vergangene Wochenende damit zugebracht, an Adam zu denken. Und daran, dass ich allein war und er nicht.
Im Schmerz meines Gefühls hatte ich mich in Horrorszenarien über Adams und meine Trennung geweidet – diese hatte ich unzählige Male durchgespielt. Gepaart mit einigen Gläsern Rotwein der Sorte »Lass die Trauer über mich kommen« und existentialphilosophischen Gedanken musste ich gestehen: Es war noch eine anständige Wochenenddepression geworden, die sich, wie sich das gehörte, bis in die frühen Montagmorgenstunden hineinzog. Joseph Murphy wäre stolz auf mich gewesen.
Nun wieder bei der Arbeit, hätte ich im Grunde Freudensprünge machen müssen. Denn es war ja allseits bekannt, dass nichts besser gegen Liebeskummer half als die tägliche Routine und der intensive, maximale Einsatz, den ein Job einem abforderte. Gott sei Dank gab es Überstunden und Burnout. Normalerweise hätte das vielleicht auch zugetroffen, aber in meinem Fall war die Sache doch etwas komplizierter. Bei mir half Arbeit nämlich nicht im Geringsten, um über irgendetwas hinwegzutrösten. Ich mochte meinen Job, aber noch mehr mochte ich meine freien Tage.
Ich ging also mit dem üblichen Montagmorgen-Elan zur Arbeit. Zur Begrüßung gähnten wir uns gegenseitig zu. Wir begannen unsere Morgenrunde, wie immer, mit einem Frühstück.
»Bei dir ist es wohl gestern wieder spät geworden?«, meinte Astrid, meine Chefin, eher feststellend als fragend. Sie war um die vierzig, gertenschlank und hatte schulterlanges, brünettes Haar.
»Das kann man wohl sagen. Wie war dein Wochenende?«
»Der übliche Wäschewaschen-Putzen-Kochen-Scheiß. Ich hasse dieses Leben.«
»Wie ich höre, philosophieren meine Damen wieder!«, meinte Hugo, unser Seelenklempner und rechte Hand der Leitung.
»Ach, Hugo, warum ist das Leben so kompliziert?«, fragte ich. Doch Astrid erschien diese Frage unberechtigt.
»Was ist in deinem Leben kompliziert?