Schlüssel zum Glück - Sementha Luig - E-Book

Schlüssel zum Glück E-Book

Sementha Luig

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Beschreibung

Magdalena erzählt ihrer Enkelin Marie die Lebensgeschichte von sich und ihrem Mann Theo. Vom Kennenlernen bis zum gemeinsamen Träumen und Wünschen und dessen Erfüllung. Vom Verlust eines Kindes und dem Glück einer kleinen Familie. Begleitet von Witz und traurigen Momenten schwelgt sie in Erinnerungen über ein ganz normales, besonderes Leben. Von Menschen und Herzen, die gewonnen und verloren wurden und von der nie vergangenen Hoffnung, am Ende doch noch die Lücke im Leben füllen zu können.

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*

,,Oma..."

Marie ruft mich und läuft auf mich zu.

,,Da seid ihr ja. Drück deine Oma endlich, ich hab dich so vermisst."

Unser Sohn ist mit seiner Frau und unserer Enkelin zu Besuch bei uns.

,,Komm, mein Schatz, wir setzen uns bevor die Anderen kommen und du erzählst mir alles über deinen neuen Freund.“, sage ich noch zu Marie, bevor sie auch schon weint.

,,Ich dachte er liebt mich!"

Ach Gott, der erste Liebeskummer.

In dem Alter.

,,Und nun meinst du, er liebt dich nicht mehr?" frage ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

,,Oma, du nimmst mich nie ernst. Wir haben uns wirklich geliebt. Die ganze Zeit war alles so toll.

Wir haben uns immer zusammen mit den Anderen getroffen und so viel zusammen gemacht und plötzlich macht er Schluss, weil er eine Andere hat."

Unter einem Meer aus Tränen klagt sie mir ihr Leid.

- Die ganze Zeit - das war ein Zeitraum von ungefähr einem Monat.

Und nun hat er eine neue Liebe.

Das ist nicht möglich, finde ich.

,,Marie, mein Schatz, weine nicht mehr.

Weißt du, vielleicht sollte es nicht sein und dein Prinz sucht dich einfach noch."

,,Nein, er war meine große Liebe!"

Klar, was auch sonst mit 15 Jahren.

Die große Liebe.

Die Liebe des Lebens.

Wie auch schon der Freund davor.

Und davor.

Und wenn ich richtig liege, dann wohl auch der Nächste.

,,Ach, Kind. Die große Liebe. Du kannst mir glauben,wenn ich sage, dass es diese eine große Liebe im Leben auch wirklich nur einmal gibt. Die wahre Liebe trifft man nicht alle paar Wochen."

,,Woher soll ich wissen, wann und ob es die große Liebe ist?" fragt Marie.

,,Du wirst es wissen. Du wirst gar nicht darüber nachdenken müssen. Such nicht danach, denn dein Prinz ist ganz Gewiss schon auf der Suche nach dir.

Warte einfach auf ihn und er wird den Weg zu dir finden. Vielleicht nicht heute und morgen, vielleicht auch noch nicht in 2 Jahren aber er wird kommen, da kannst du dir sicher sein. Bis dahin wirst du noch den ein oder anderen Frosch küssen, aber das sind Erfahrungen, die wir alle gemacht haben." versuche ich meine Enkelin zu trösten.

,,War Opa der Prinz oder der Frosch?" fragt sie mit dem selben frechen Lächeln, wie ich es von mir kenne.

,,Dein Opa war und ist mein Prinz. Ab und an ist er auch mal ein Frosch, aber er entwickelt sich immer wieder zum Prinz zurück."

Da kommt er auch schon.

,,Marie, willst du deinen alten Opa nicht begrüßen? Komm her, Prinzessin."

Er nennt seine Enkelin von jeher Prinzessin.

Ein schönes Bild, wie sie sich in den Armen liegen.

Unser Sohn Anton versucht uns so oft wie möglich zu besuchen, aber wir sehen uns leider nicht oft genug.

Die Zeit rast nur so dahin.

Mein Mann und ich genießen unseren gemeinsamen Lebensabend in vollen Zügen.

Es ist das größte Glück, wenn die Familie zusammen ist.

Wir sitzen alle gemeinsam hinter unserem Haus.

Mein Mann hat dieses Haus gebaut.

Für uns.

Es ist so herrlich still hier.

Nur der Laut der Vögel und das Brechen der Wellen am Ufer.

Was will man mehr?

Wir haben viele Jahre unseren Traum verfolgt und letztlich wahr werden lassen.

Gemeinsam schafft man alles, sage ich immer.

,,Oma, du träumst schon wieder." Marie ist ein aufgewecktes Kind, voller Freude (wenn sie nicht gerade, mal wieder, die Liebe ihres Lebens verloren hat) und sie hat den Schelm im Nacken.

Sie kommt geradewegs nach mir und das ist auch gut so.

Anton sieht aus wie sein Vater. Redet,wie er und bewegt sich, wie er.

Man könnte meinen, ich wäre gar nicht die Mutter.

An Marie sehe ich jedoch, dass ich schon irgendwie an ihrem Vater beteiligt war und er nur so gnädig war, meine Gene an seine Tochter weiterzuleiten.

Oder so ähnlich.

,,Ich träume nicht mehr, Kleines. Mein Traum hat sich schon lange erfüllt.

Schau dich um. Ich habe die beste Familie bei mir, den liebsten Mann an meiner Seite und ein tolles Haus am See, dank deinem Opa.

Ich bin dann wohl die glücklichste Frau auf Erden."

,,Gott sei dank, denn wenn Oma glücklich und zufrieden ist, kann und darf ich es auch sein."

Ein Schelm, mein Mann.

Wir lachen.

,,Oma, Opa, erzählt mir,

wie ihr euch kennengelernt habt." fordert Marie.

Es freut mich, dass sie fragt.

,,Das war was ganz besonderes und das ist es heute noch." flüstert mein Liebling verliebt in meine Richtung.

Er hat seinen Charme in den Jahren nicht verloren.

,,Oma, wie war das denn nun?" drängelt Marie und meine Erinnerungen erblühen in den schönsten Farben...

*

Das Straßenfest war damals schon im vollen Gange.

Ich war mit Freunden unterwegs.

Wir liefen einfach von Straße zu Straße, tranken hier und da ein Bier oder Schnäpschen.

So, wie es jeder macht, der zum Straßenfest geht.

Von überall her dröhnt Musik.

Die Leute sind einfach nur fröhlich und feiern ausgelassen.

Das Straßenfest dauert jedes Jahr genau 9 Tage.

Und diese Zeit nutzen alle Bewohner der Stadt aus.

Viele legen sogar ihre Urlaubstage so, dass sie zum Fest gehen können.

Das Highlight der Tage ist das montags - Frühschoppen.

Ob nun jemand von Sonntagabend durchfeiert oder aber erst, wie andere, am Montagfrüh um 10 Uhr pünktlich beginnt zu feiern, das ist jedem selbst überlassen.

Die Party findet in der Zeit immer und überall statt.

Die Hauptsache ist, dabei zu ein.

So wie wir auch.

Wir waren eine kleine Gruppe von 5 Freunden und standen gerade am Getränkeverkauf auf dem Festplatz.

Ich träumte vor mich hin und lauschte der Musik als einer meiner Freunde,

Lutz, mich anstupste.

,,Lena, schau mal. Da drüben ist Theodor."

,,Wer?" fragte ich und wusste gar nicht, wen er meint.

,,Na Theodor. Ich hab dir doch erzählt, dass er heute auch kommt und ich euch bekannt machen will."

Jetzt fiel der Groschen.

Doch da ich ja nun nicht wusste, wie er aussieht, wusste ich auch nicht, wen genau er meint.

Ein Mann kam auf uns zu.

Nicht nur ein Mann.

Ein junger Mann.

Ein hübscher, junger Mann.

Da stand er, der Mann meiner Träume.

Dunkles Haar.

Blaue Augen.

Groß.

,,Mensch, Lena, was ist los mit dir?" regt sich Lutz auf.

Ich weiß gar nicht, was er meint.

,,Ich hab gesagt, das ist Theodor. Ich will euch bekannt machen." sagt Lutz, nach wie vor empört von mir, denn ich träumte.

,,Hallo Lena, ich bin Theo. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen."

Oh ja, mich auch, du Mann aller Männer.

,,Hallo." sagte ich schüchtern.

Ich sollte noch erwähnen, dass ich zu den schüchternen Menschen gehörte.

Zu denen, die sich übersehen fühlen, unbemerkt, unschön und überhaupt unterwertig.

Hab ich schon erwähnt, dass ich dazu auch noch mollig bin?

Diese Mischung macht es mir nicht einfach.

Aber, das ist halb so wild.

Denn es ist eh noch kein Mann ernsthaft auf mich aufmerksam geworden, also kann ich mich auch zurückziehen in mein Schneckenhaus.

,,Du bist ja mal allein unterwegs." sagt Lutz fröhlich zu Theodor.

,,Nein, sie ist da hinten." entgegnet Theodor und deutet mit der Hand aufs andere Ende des Platzes.

Ob er seine Freundin meint?

Er muss ja vergeben sein, denn solche Männer sind immer in festen Händen.

Und da kam sie auch schon.

Lucifer in Person.

Das sehe ich doch gleich.

Kurze schwarze Haare, das Gesicht zickig verzogen und wo ist denn ihre Nase?

Ah ja, da oben...

Hochnäsig ist sie auch noch.

,,Theodor, du musst dir die Tasche da hinten ansehen. Die muss ich haben.

Kaufst du sie mir?" säuselt sie Theo an.

Er verdreht die Augen.

Hat die eigentlich keine Manieren?

Kein Hallo.

So unhöflich.

Ach da war er, der Blick.

Mit diesem Blick macht sie mir deutlich, wo sie steht.

Beziehungsweise, wo sie meint zu stehen.

Nämlich mehrere Meter über mir in der Rangordnung.

Ich schätze, sie stellt sich selbst auf eine Stufe mit den Reichen und Schönen.

- Tja, Schätzchen, da verschätzt du dich aber. -

Denke ich.

Jedoch zeige ich ihr, dass ich sehr wohl unter ihr stehe und schaue einfach weg, um ihren bösen, herabschauenden Blicken aus dem Weg zu gehen.

Ich bin dem einfach nicht gewachsen und lasse mich total einschüchtern.

Wir redeten und feierten noch eine Weile zusammen, bis Theo und Lucifer gingen.

Ja,okay, sie heißt auch nicht Lucifer.

Ihr Name ist Beate.

Aber sollte nicht jeder einen Namen tragen, der auch zu ihm passt?

Als die beiden weg waren, fragte ich Lutz:

,,Sag mal, wie kann es sein, dass so ein Mann mit so einer Frau zusammen ist?"

,,Sie erwarten ein Kind." antwortete mir Lutz und für mich war alles glasklar.

Dieser arme, arme Mann wurde mit einem Kind von dieser Frau gefesselt.

Ich wusste es.

Andererseits, ein Kind bringt, soweit bekannt, nicht einfach so der Klapperstorch.

Liebt er die?

Und wenn ja, was liebt er denn an ihr?

Liebe.

Was ist eigentlich Liebe?

Liebe ist eine Illusion.

Liebe ist Kontrollverlust.

Vielleicht einfach nur ein schwacher Moment.

Vielleicht nur eine magische Zeit, die man überbewertet.

Ich habe noch nicht geliebt und ich lege auch keinen Wert darauf.

So viele Freunde haben sich geliebt und dann doch wieder getrennt nach kürzester Zeit.

Kann denn Liebe so schnell kommen und gehen?