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Millionen schulpflichtiger Kinder müssen derzeit zu Hause lernen. In Zeiten von Corona müssen Eltern Lehreraufgaben übernehmen, ohne zu wissen, wie sie anfangen sollen. Soll das Kind von acht bis zwölf Uhr lernen wie in der Schule auch? Braucht es einen Schreibtisch oder darf es auch auf dem Boden sein? Und was macht man, wenn das Kind einfach nicht lernen will? Oliver Hauschke weiß nicht nur, wie man Kinder am besten motiviert, sondern hilft bei der richtigen Organisation der verschiedenen Aufgaben, erklärt, wie wichtig der richtige Arbeitsplatz ist und zeigt, was Kinder in dieser Situation außerhalb des Schulstoffes noch lernen können.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Oliver Hauschke
Schule zu Hause
Oliver Hauschke
Schule zu Hause
Organisieren, motivieren und begeistern –so gelingt Lernen in den eigenen vier Wänden
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
Originalausgabe
1. Auflage 2020
© 2020 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Redaktion: Sybille Beck
Umschlaggestaltung: Catharina Aydemir
Umschlagabbildung: Shutterstock/Stock Rocket, tovovan
Layout und Satz: inpunkt[w]o, Haiger (www.inpunktwo.de)
Druck: CPI books GmbH, Leck
ISBN Print 978-3-7474-0256-6
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-606-2
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-607-9
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
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INHALT
Dies ist kein Homeschooling
Sie sind keine Lehrer und müssen es auch nicht sein
Struktur ja, aber kein Stundenplan wie in der Schule
Motivation, der heilige Gral des Lernens
Der Ort ist wichtiger, als man denkt
Wenn es doch der Schreibtisch sein soll
Ohne Ruhe klappt es meist nicht
Nutzen Sie neue Medien
Widerstand: Was tun?
Was noch wichtig ist – vielleicht das Wichtigste
In aller Kürze für die Ungeduldigen
Das Internet kann helfen – einige Links
Ich sitze hier und schreibe an dieser kleinen Gedankenanregung, während meine Frau und ich unsere sechs schulpflichtigen Kinder und deren Aufgabenstellungen im Auge zu behalten versuchen, während wir Mails lesen und weiterleiten, Unmengen an Arbeitsblättern ausdrucken und verteilen, für die wir die bezahlten Kopierkosten wohl nicht zurückerhalten werden, gemachte Aufgaben einscannen, richtig formatieren und zurücksenden, darauf bedacht, jede Lehrkraft über die richtige Plattform zu kontaktieren. Wir versuchen, den richtigen Abgabezeitpunkt, trotz anderer wichtiger täglicher Arbeiten und zusätzlich drei kleinen zu betreuenden Kindern, einschließlich eines Säuglings, nicht zu verpassen, weil wir nicht wissen, wie sehr es sich auf die Beurteilung und die Noten auswirkt, wenn wir hier nachlässig sind. Lehrkräfte vergessen ja nicht so leicht. Und selbst wenn sie die Arbeitsergebnisse nicht direkt benoten dürfen, so wird sich im weiteren Verlauf schon eine Möglichkeit finden, diese in die Gesamtbeurteilung einfließen zu lassen. Außerdem könnte alles irgendwie prüfungsrelevant sein. Wann welche Prüfung bei Schulbeginn ansteht, weiß allerdings niemand.
Die aktuelle Situation des Ausbruchs des Coronavirus und seiner raschen Ausbreitung über den Erdball hat uns alle in kürzester Zeit vor eine neue, unglaubliche Situation gestellt. Die Maßnahmen zur Eindämmung dieser schrecklichen Krankheit stellen jeden Menschen vor eine bisher für ihn völlig unbekannte Herausforderung. Eltern von schulpflichtigen Kindern sehen sich nicht nur in der schwierigen Situation, die Betreuung ihrer Sprösslinge zu gewährleisten, sofern sie noch zur Arbeit dürfen. Sie müssen, ob tagsüber bei der Arbeit oder im Homeoffice, die schulische Arbeit ihrer Kinder nicht nur im Blick haben, sondern oft auch aktiv begleiten. Die neue Pandemie zwingt uns plötzlich etwas auf, was bis vor wenigen Wochen in Deutschland noch schier undenkbar gewesen wäre und etliche Schulverantwortliche mit dem Kopf schütteln lässt: eine Art »Homeschooling«.
Sosehr ich es für wünschenswert halte, Eltern diese Form des Unterrichts für ihre Kinder grundsätzlich zu ermöglichen, so sehr kann es nicht richtig funktionieren, wenn es auch Eltern machen müssen, die dies weder wollen noch sich dazu in der Lage sehen und die dazu gezwungen werden, eine solche Situation in kürzester Zeit zu stemmen.
Homeschooling ist ein weltweit verbreitetes und durchaus erfolgreiches Konzept, das mit dem, was Sie momentan in Deutschland erleben, nicht viel gemeinsam hat, außer dass die Kinder eben nicht in der Schule, sondern zu Hause sind. Echtes Homeschooling funktioniert ganz anders. Dieser Hinweis ist wichtig, denn das, was wir notgedrungen gerade zu Hause versuchen, soll diese gute und von Eltern bewusst gewählte Form des Unterrichts ihrer Kinder nicht diskreditieren, was sie aber würde, wenn wir nicht darauf hinwiesen, dass es erhebliche Unterschiede gibt. Wenn ich also im weiteren Verlauf weiter den Ausdruck »Homeschooling« (in Anführungszeichen) benutze, dann schlicht und einfach aus Gründen der Einfachheit und nicht, weil es sich wirklich um diese Form des Lernens handelt.
Sie, liebe Eltern, hatten nur wenige Tage, vielleicht gerade einmal das Wochenende, Zeit, um sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen und sich darauf mental einzustellen. Was es für Sie wirklich bedeuten würde, war Ihnen womöglich ansatzweise klar, aber bestimmt nicht in seiner ganzen Bandbreite. Und wenn es für Ihre Kinder sicherlich auch eine Herausforderung ist, so ist die Hürde, die Sie selbst nehmen müssen, vermutlich deutlich höher.
Die Situation wird noch dadurch erschwert, dass es nicht Ihre Ideen und Konzepte sind, die Sie in diesem falschen »Homeschooling«-Modell umsetzen und erfüllen müssen. Es sind die Konzepte anderer Menschen, der Lehrkräfte Ihrer Kinder, die aber ebenso wie Sie selbst erst lernen müssen, mit dieser Situation umzugehen, weil sie diese Arbeitsform genauso wenig kennen wie Ihre Kinder. Mir ist sehr bewusst, dass die aktuelle Situation der Verlagerung der Schule nach Hause etliche Familien vor eine ganz besondere Herausforderung und vor erhebliche Schwierigkeiten stellt. Nicht nur die Ängste um die Gesundheit der Familie und enger Freunde und Bekannter sowie eventuelle Sorgen hinsichtlich der eigenen beruflichen Existenz belasten den Alltag. Auch der plötzliche Zwang, den ganzen Tag zusammen zu sein, oft auf engem Raum, ohne die Möglichkeit, diesem Missstand durch Entweichen auf Spielplätze, zu Freunden oder in Vereine zu entkommen, erschweren den Alltag und das Zusammenleben. Es ist jetzt viel weniger möglich, Stress abzubauen oder erst gar nicht aufkommen zu lassen und ihm aus dem Wege zu gehen. Die schwierige Situation wird aufgeladen mit negativen emotionalen Momenten, die sich dann schnell in Streit entladen. Hinzu kommt, dass viele Familien auf die Anforderungen eines häuslichen Unterricht angeleitet von Seiten der Schule nicht vorbereitet sind. Die Enge der eigenen Wohnung kann plötzlich erdrückend werden, weil man keine Möglichkeit hat, sich zur Arbeit zurückzuziehen oder die Geschwister ruhigzustellen. Darüber hinaus sind womöglich die technischen Voraussetzungen zu Hause nicht gegeben. Das kann vielerlei Ursachen haben. Eine ist auch, dass man bis vor kurzer Zeit auf diese in Bezug zur Schule nicht angewiesen war. Man lernte ohne Computer und Internet. Diesen Mangel kurzfristig zu beheben, ist vielerorts nicht möglich.
Unsere eigenen Ansprüche und unser Hang, den Ansprüchen anderer, im konkreten Fall, den Ansprüchen der Schule, zu genügen, erfordern von uns, diese schwierige Situation möglichst perfekt zu meistern. Das können wir vielfach aber nicht, weil es die Umstände einfach nicht zulassen. Lassen Sie, liebe Eltern, sich von diesem »Perfektionismus« bitte nicht treiben. Was nicht geht, geht eben nicht. Wir können nur das Beste aus dieser Situation machen und versuchen, die Bedingungen so weit es eben geht, zu optimieren, damit auch das Lernen und Arbeiten zu Hause weitgehend gut gelingt. Wenn wir uns und unsere Kinder unter Druck setzen, weil verschiedenen Dinge erwartet oder erwünscht sind, dann machen wir das Lernen zu Hause und damit die gesamte Situation nur noch schwieriger, als es bereits ist. Niemand kann von Ihnen und Ihren Kindern erwarten, dass plötzlich funktioniert, was die letzten Jahrzehnte nicht funktionierte, weil es nicht gewollt war. Und niemand kann erwarten, dass Lernen zu Hause genauso funktioniert wie in der Schule – wobei es erfahrungsgemäß auch da häufig nicht wirklich gut funktioniert, wie uns etliche Studien zeigen. Wenn also Schule selbst und der Unterricht dort nicht perfekt sind, wie sollte Lernen dann in dieser herausfordernden Situation perfekt sein? Machen Sie sich also frei von diesem Anspruch, leben Sie (es bleibt uns ja eh nichts anderes übrig) mit den Unzulänglichkeiten des momentanen Alltags und versuchen Sie hinsichtlich des Lernens, aber auch des täglichen Zusammenlebens, das Beste daraus zu machen und die Situation so weit zu entspannen, wie es möglich ist.
In dieser unbefriedigenden Lage mag es hilfreich erscheinen, Ideen, Vorschläge und Möglichkeiten an die Hand zu bekommen, wie Sie gemeinsam mit Ihren Kindern erfolgreich zu Hause lernen und für die Schule arbeiten können. Es mag helfen zu erfahren, worauf man achten kann und sollte, was man in den Blick nehmen und was man ihm ruhig entgehen lassen kann.
Dieses kleine Büchlein ist der Versuch, Sie, liebe Eltern, während der Phase des aufgezwungenen »Homeschooling« und vielleicht auch darüber hinaus zu unterstützen, Ihnen zu zeigen, dass Sie als Eltern nicht alleine sind. Wir alle stehen vor dieser außergewöhnlichen neuen Aufgabe: Lehrkräfte, Eltern, aber auch Ihre Kinder. Plötzlich sollen sie in einer Form selbstständig arbeiten, die sie nicht gelernt haben. Hierbei benötigen sie Ihre Unterstützung als Eltern. Ich möchte Ihnen bei dieser Unterstützung mit diesem kleinen Ratgeber ein wenig zur Hand gehen. Dabei ist dies mit absoluter Sicherheit nicht der einzige richtige Weg. Vielmehr kann es sich dabei nur um Vorschläge und Gedankenanregungen handeln, die nur einen kleinen Teil des möglichen Handlungsspektrums abdecken. Es ist also ein kleiner Auszug eines Marktes der Möglichkeiten, der Ihnen aber dennoch hoffentlich hilft und Sie auf eigene tolle Ideen kommen lässt.