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In 'Schwester Monika', geschrieben von E.T.A. Hoffmann, erleben wir eine faszinierende Verschmelzung von Erotik und Klassik. Das Buch ist in einem poetischen und suggestiven Stil geschrieben und zieht den Leser durch seine detaillierten Beschreibungen und intensiven Emotionen in seinen Bann. Hoffmanns Werk gehört zu den Klassikern der erotisch-literarischen Bewegung und zeichnet sich durch seine einzigartige Darstellung von Liebe, Leidenschaft und moralischen Konflikten aus. Der Roman spielt im 18. Jahrhundert und bietet einen Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Normen und Tabus. E.T.A. Hoffmann, ein bekannter deutscher Schriftsteller und Musikkritiker des 19. Jahrhunderts, war bekannt für seine düsteren und fantastischen Erzählungen. Seine vielseitigen Interessen spiegeln sich in 'Schwester Monika' wider, in dem er die Themen der menschlichen Natur und der gesellschaftlichen Konventionen erforscht. Hoffmanns literarischer Stil ist geprägt von einer Mischung aus Romantik und Realismus, die seine Werke zeitlos und fesselnd macht. Für Liebhaber klassischer Literatur und erotische Romane ist 'Schwester Monika' ein Muss. Mit seiner tiefgründigen Handlung, den facettenreichen Charakteren und der meisterhaften Sprachführung bietet das Buch eine einzigartige und bereichernde Lesererfahrung. Tauchen Sie ein in die Welt von E.T.A. Hoffmann und lassen Sie sich von 'Schwester Monika' verführen.
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Seitenzahl: 171
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Diese Ausgabe ist ein wortgetreuer Neudruck der »editio princeps« des 1815 bei Kühn in Posen anonym erschienenen Romans.
Schwester Monika erzählt den versammelten Freundinnen besonders aber der Schwester Annunciate Veronica, ehemaligen Gräfin von R … das Leben ihrer Mutter und ihres Vaters.
Meine Familie, liebe Schwestern! ist wenigen von euch bekannt, mein Vater aber desto mehr seinen Kameraden, die mit ihm und Laudon den siebenjährigen Krieg mitmachten, und dem großen Friedrich mehr als eine Schlappe anhängten.
Auf einem adelichen Wittwensitz, ohnweit Troppau, in einer der anmuthigsten Gegenden der Oppa, verlebte meine Mutter die ersten Jahre ihres Frühlings; und sie verlebte ihn in jenen heißen Gefühlen des Seyns, das mit dem coeur palpite! nicht immer anfängt, gewöhnlich aber mit dem haussez les mains! endet.
Ihre Mutter hatte in der Welt gelebt und sie genossen, sie hatte ihr Temperament in ihr zurückgelassen und ihre Liebe mitgenommen in die Einsamkeit und für die Bildung ihrer Louise.
Diese Louise ist meine Mutter. Sie war vorurtheilslos erzogen und vorurtheilslos lebte und wirkte sie. –
Mit den einladendsten Reizen des Körpers verband sie eine Grazie ohne Gleichen, ein savoir faire ohne Rückhalt und Heucheley. –
Herr Kaplan Wohlgemuth, genannt Bruder Gerhard, dem die Mutter sehr wohlwollte, übernahm als Hauslehrer die Bildung der jungfräulichen Blume. Er war ein junger schöner Mann von dreißig Jahren, und seine reizende Elevin hatte Nachts in ihrem einsamen Bette alle mögliche Mühe von der Welt, mit ihren Fingern ein Feuer zu stillen, das seine reizende Suada in ihrem noch unreifen Busen angezündet hatte.
Ihre Mutter war gewöhnlich in den Lehrstunden gegenwärtig, und ihr heiterer Geist belebte dann jedesmal die trockene, ascetische und scientivische Unterhaltung des Kaplans. –
Meine Mutter war aber beständig zerstreut, und unter zehn Blicken, die auf ihre Bücher fallen sollten, schweiften neune auf den schönen Händen und Lenden des Bruders Gerhard aus. –
Sie geben nicht acht, Louise – sagte ihr einmal ernstlich der Kaplan; Louise erröthete und schlug die Augen nieder. – Was ist das für ein Betragen, Louise? fragte halb zürnend die kluge Mutter, – aber Louise blieb zerstreut und antwortete verkehrt auf alles, was sie gefragt wurde. –
Wie heißt der Heilige, der einmal den Fischen predigte, fragte jezt Pater Gerhard, – Louise wußte das nicht mehr. Und wie heißt der Ritter, welcher vor Cromwelln die Gewalt der Luftpumpe experimentirte? sezte fragend Louisens Mutter hinzu – Louise hatte das auch vergessen. – Wart, ich will dir einen Denkzettel schreiben, fuhr die Mutter fort, stand auf und langte nach einer großen Ruthe. – Louise fing an zu weinen, aber es half nichts, die Mutter zog sie über den Tisch, hob ihr Röckchen und Hemdchen auf und zerhieb ihr vor den leuchtenden Augen des Bruders Gerhard den zarten Hintern dermaßen, daß die ganze Mnemonik der Alten auf ihm sichtbar wurde. – Pater Gerhard bat für die Arme und schloß diesmal seine Lehrstunde mit der Bemerkung: » daß den alten Leuten immer etwas von der Strafe zu gut kommen müsse, die den jungen zu Theil werde.«
Er war bey diesen Worten aufgestanden und hatte Louisens Mutter, entzündet von dem Anblick des jugendlichen Hintern, unter die Röcke gegriffen. –
Pfui! Gerhard! versezte die Mutter und befahl Louisen in den Garten zu gehen – ich hoffe doch nicht, daß Sie mich für so unartig halten, als unsere Louise war? – Nein! das nicht, versetzte Gerhard, – indem Louise die Thüre in die Hand nahm und sich, hinter ihr durch das Schlüsselloch schauend, die Thränen von den Wangen abwischte, – aber Sie wissen doch, gnädige Frau! – wie die Alten summen, so zwitschern die Jungen – und daß folglich … und ohne die Antwort der lüstigen und konsequenten Frau abzuwarten, die schon in einem Gelächter die Meinung ihres Herzens offenbarte – hatte er sie auf das Sopha hingeworfen, ihre Röcke und Hemde mit Gewalt aufgehoben und ihr mit der besten Lebensart bewiesen, daß es immer von einer gewissen Schlechtigkeit zeuge, Ändern das lehren zu wollen, von dem man selbst am wenigsten Gebrauch zu machen gesonnen sey. – Das meinen Sie, fragte Louisens Mutter, indem sie zuckend sich unter dem fürchterlichen Tremulanten des Bruders Gerhard hin und her bewegte. Ja! das meine ich – versezte dieser und gab ihr solche kräftige Stöße, daß das Sopha bebte, wie im letzten Erdbeben die Häuser zu Messina. Ihre Tochter – hat zu le-ben, stieß der Kaplan heraus, lassen Sie-sie ihren Hang zum Wohl-thun –, Menschenglück um sich her zu verbrei-ten, – ein – Genüge – leisten. – Ach! – Ach! – Kap-lan! hören Sie – auf, intonierte Louisens Mutter, ich – ersticke –! –! Louise sah diese ganze Scene durch das Schlüsselloch, schöner als Hebe aufgedeckt, kühlte sie mit ihren Fingern die Wuth feuriger Empfindungen, die jezt ihren ganzen Körper durchströmten, als sie das mächtige Glied des frommen Bruders erblickte. – – – Sie zerfloß in eben dem Moment, als Gerhard seinen aufgebrachten Amor versöhnt aus dem Schooße ihrer Mutter hervorzog und jezt mit lüsternen Augen die schönsten Zeiten Griechenlands und Roms bewunderte. – Doch –
PERSPICERITAS ARGUMENTATIONE ELEVATOR! CIC.
Klare Sachen werden durch Anfuhrung der Beweise verdächtig. –
Demonstrirte Pater Gerhard, wenn er mir, der schönen Latinität wegen, Cicero’s Pflichten erklärte, und ich habe einige dieser Argumente, da sie immer gesunden Menschenverstand verrathen, so lieb gewonnen, daß ich manchmal über ihren Eindrücken Hora und Vesper vergaß, zumal da man bey ihnen weder früh aufzustehen noch spät schlafen zu gehen braucht.
Pater Gerhard küßte mit Inbrunst den Bauch, die Schenkel, die Gefilde der Lust und die entblößten Brüste der Mutter – Louise stand wie angewachsen hinter der Thür und schaute über den herabgelassenen Hosen des Bruders Gerhard nach dem Stabat mater seines Immatrikular-Instruments und – dieser wollte eben den Actus conscientiae wiederholen, als ein Geräusch auf der Treppe Louisen von der Thüre wegjagte und sie den Qualen und Wollüsten ihrer eigenen Empfindungen überließ.
Sie lief in den Garten und suchte Adolphen, den Gärtnerjungen. Dieser sollte ein Feuer löschen, das die Natur und der Zufall zur Unzeit in ihr angezündet hatte. Adolph war aber nicht zu finden – und als sie ein paar Gänge des ziemlich großen Gartens durchstrichen hatte, erblickte sie die Mutter am Arme des Kaplans, mußte an ihrer Seite anständig dahergehen und durfte nicht einmal ihren Augen erlauben, den ersehnten Adolph hinter irgend einer Hecke zu erblicken. –
Seit dieser Zeit war es meiner Mutter gleichsam ins Herz geschrieben, alles aufzusuchen, was ihre Leidenschaften befriedigen konnte. Der kleine Adolph wurde aufgefordert, der große Martin wurde geneckt, und die gute Christine mußte ihr oft sagen, was denn der Kasper lezthin bey ihr auf der Kammer angefangen habe; und wenn Christine eine Lüge ersann, so sagte ihr Louise die Wahrheit, die sie nicht läugnen konnte; nemlich der Kasper habe sie aufs Bette geworfen, habe ihr Röcke und Hemde in die Höhe gehoben, habe seine Beinkleider herabgezogen, und habe zwischen ihre Schenkel ein langes starres Ding eingeschoben, das sie nicht mit Namen zu nennen wisse. –
Louise hatte also alles gesehen, und Christine wußte sich nicht anders zu helfen, als daß sie ihr einigemal Macaroni gab und sie bat, der Mutter bey Leib und Leben ja nichts davon zu sagen. Und Louise sagte auch nichts, nährte ihre Phantasie mit wollüstigen Bildern, lebte mit dem ganzen Hause in der besten Eintracht, wurde von jedermann geliebt und befriedigte sich alle Nächte in ihrem Bette so genügend, daß es ihr nur bey wirklichen Ereignissen einfiel, sich auf – gebotenen Wegen zu ergötzen. –
Indessen gelang es Adolph doch, sich den Vorgenuß ihrer Jungfrauschaft zu verschaffen.
Eines Tages stand Louise nach Tische im Pavillon des Gartens und sah in dem Teiche die Forellen spielen; Adolph schlich sich leise hinzu, hob Louisen, die, über die Gartenbank hinausgelehnt, keine Acht hatte auf das, was hinter ihr geschah – Röcke und Hemdchen bis auf den Gürtel in die Höhe und hatte seine Hand zwischen ihren geöffneten Schenkeln, ehe sie noch die Blöße fühlte, die über ihren Strumpfbändern ein loser Zephir ankündigte. –
Adolph! ich bitte dich, laß mich los, bat das beschämte Mädchen, aber Adolph war unerbittlich. – Er zog ihr die zarten kleinen Lenden voneinander und befriedigte seine Lust so vollständig, als es ihm nur möglich war. –
Dieser genaue Umgang mit Adolphen würde von Folgen gewesen seyn, wenn nicht Louisens Mutter, bey näherer Einsicht in die Natur ihrer Tochter, für nöthig gefunden hätte, sie zu den Ursuliner-Nonnen nach Z. in die Kost zu thun. –
Und dorten verblieb sie bis in ihr 14. Jahr, wo der plötzliche Tod ihrer Mutter sie zur Erbin eines ansehnlichen Vermögens, zweyer Dörfer und eines Wittwensitzes machte und ihr die Aufwartung aller Heirathslustigen und verliebten Müßiggänger in einem Umkreis von zehn Meilen zuzog.
Von ihrem Leben im Kloster habe ich nie viel erfahren können; es verfloß, sagte sie mir, zwischen Einförmigkeit und Phantasien. – Die erste, als Lichtgestalt und Nachtschatten des ganzen weiblichen Zirkels, und die zweyte lebte in mir selbst und wurde genährt durch das Lesen ascetischer und religiöser Erbauungsbücher. –
Von natürlichen Gegenständen ereignete sich selten etwas, ausgenommen, daß sie einmal eine junge Novizin mit aufgehobenen Röcken und Hemde, vor dem Sprachgitter, unter der Zucht eines jungen Karmeliten gefunden habe, der ihr den nemlichen Liebesdienst zum Siegel der Verschwiegenheit aufgedrückt hätte.
Louise ging, nachdem ihre Erbschafts-Angelegenheiten beseitiget waren, nach Troppau. Der Winter war vor der Thür, und ein verliebtes Temperament haßt die Kälte der Natur, wie jene der Herzen. –
Dort sah sie den Obersten von Halden und sah ihn nicht ungestraft. Es ist sonst gewöhnlich der Fall, daß das männliche Geschlecht zuerst seinen Leidenschaften den Zügel schießen läßt und das Treiben seines Bluts, als einen Herzensakt, den Sinnen zur Ausgleichung überläßt. Unglücklicherweise war aber mein Vater ein Weiberhasser. Wenn man ihn hierüber aufzog oder gar zur Rede stellte, pflegte er zu sagen: Ich diene meiner Kaiserin und dem Vaterlande, das ist mein Schwert und meine Scheide, und wo es heißt: Stecke dein Schwert in die Scheide, da muß Friede seyn, sonst thue ich es nicht. – Giebt es aber unter euch Weibern eine, die mir Frieden mit mir selbst zu verschaffen weiß, ohne einen Weg zum Herzen oder zum Cabinet einzuschlagen, so will ich ihr zeigen, wie man für einen ewigen Frieden unterhandelt. – Das heißt: ohne das Schwert aus der Scheide zu ziehen – meinte sein Freund, der Lieutenant Söller, und mein Vater gab ihm lächelnd und stillschweigend Beyfall.
Louise erfuhr diese natürliche Art und Weise, am Frieden zu arbeiten, durch eine dritte Hand; erröthete, lachte, ärgerte sich und fing an, ihre Batterien dem stürmenden Muthe des Obersten so entgegen zu setzen, daß er hätte blind sehen müssen, der Feind wünschte angegriffen zu werden. –
Mein Vater haßte durchaus alle Empfindsamkeit, von der platonischen an bis zur müllerischen: denn, sagte er, sie taugt durchaus nichts; es sind faule Ausdünstungen, die sich im dikken, angefüllten Magen des Gemüths zusammenziehen und bey ihrem Ausbruche die ganze Atmosphäre menschlicher Heiterkeit verpesten. –
Meine Mutter kannte dies Räsonnement des Obersten, das sich leider! im gewöhnlichen Leben oft bestätigt, und – sie baute auf – dasselbe ihren Plan.
Nirgends zeigte sie größere Heiterkeit, anspruchslosem und doch anziehendem Witz, als in Gesellschaft des Obersten; und es kann keine fröhliche Laune erdacht werden, die nicht unter ihrer Behandlung fessellos geworden wäre.
Ihr wißt, Schwestern! wo Personen unseres Geschlechts vertraut, offen und ohne Etiquette und Konsequenz mit einander umgehen können, da fallen alle Schleyer des überklugen Anstandes und der bedächtigen Observanz; und weibliche Seelen kennen dann keinen Rückhalt mehr unter sich, wenn sie einmal Zutrauen zu gegenseitiger Discretion und innigen Freundschaftsbezeugungen gefaßt haben.
Louise von Willau, so hieß meine Mutter, ehe der Oberste diesen Namen gegen den seinigen einlöste, – Louise von Willau, hieß es in der ganzen Stadt Troppau, unter dem Pöbel und Adel der haute parage – ist ein herrliches Mädchen voll Witz, voll Verstand, voll gesunder Säfte, und ihr voller Busen ihr bisquitzarter Steiß mehr wert, als die ganze Geschichte von Troppau, die Acten ad acta auf dem stillen Rathhause mit eingeschlossen. –
Die Freundinnen Louisens gingen in ihren Vergleichungen schon weiter.
Friederika von Bühlau – Lenchen von Glanzow – Franziska von Teilheim – Juliane von Lindorack und Emilie von Rosenau, - diese fünfe hatten einmal in einer gemeinschaftlichen Badereise nach Eger die Reize Louisens so von allen Seiten betrachtet, daß ihr bis jezt keine unter ihnen den Preis streitig machen wollte. – Doch ich schweife zu weit aus – wollte ich alles erzählen, was die gute Mutter mir zur Lehre, Nachahmung und Warnung mittheilte, ich würde von einem Scapulirfest bis zum andern zu erzählen haben! –
Aber die Scene, in welcher eigentlich meine Mutter den Obersten von Halden fing, die muß ich euch ausmahlen.
Es war ein kleiner freundschaftlicher Damenzirkel bey ihr, und es hätte wie bey den Mysterien der Bono Dea keine Mannsperson Zugang haben sollen, da indessen jede unter den sechs Vereinigten einen Clodius hatte, den sie gerne einzuspinnen wünschte in ihre – vielbegehrende Weiblichkeit, so hatte man sich gleichsam stillschweigend das Wort gegeben, so viel Hosen einzuladen, als Unterröcke ihre sechspfündige – eigentlich sagten sie sechs vernünftige – Reize verhüllten.
Eine ganze Stunde hatten sie sich schon Solo mit dem edlen L’hombre beschäftigt, als Louisen eine Karte fiel; Franziska, das ganze Spiel hindurch von einem ihr gerade gegenüberhängenden Gemählde, Apollo und Klytia im höchsten Genuß vorstellend, entzündet, gab wenig Acht auf ihre Karte; jezt aber, da Louisen eine Karte unter den Tisch fiel, wollte sie den Zufall benützen und der Unterhaltung eine ihr anständige Wendung geben. Sie bückte sich also rasch, hob die Karte auf und versteckte sie unter Louisens Kleidung, und da diese eben mit geöffneten Lenden das Spiel leitete, so kam das witzige Dissipations-Diplom auf eine Stelle zu liegen, die wir alle kennen, und an dessen offenen Thüren ich neun Monate auf das Licht der Welt warten mußte.
Louise schrie laut auf – und Franziska lachte. Du Sau! schmollte Louise, deckte sich bis an den Nabel auf, – und alle sahen das Blatt da liegen, wo eigentlich der Leichenstein männlicher Tugend seit Joseph, seligen Andenkens, zu liegen kommen sollte, wenn es noch irgend eine Art von männlicher Tugend gäbe, die nicht – bezweifelt zu werden verdiente. –
Ach, Louise! wie bist du so schön, schrieen jezt alle zugleich, und Franziska hatte die Bosheit, ihr das herabgefallene Hemd wieder aufzuheben. –
Franziska, laß mich gehen! rief jezt ängstlich Louise, aber Franziska küßte sie schnell auf den Mund und fuhr ihr mit heißen Fingern an die Herzkammer der Liebe.
O du bist auch gar zu unverschämt, zürnte jezt meine Mutter und preßte ihre Lenden aufeinander.
Aber Franziska kannte Louise besser und fuhr fort mit fleißigen Händen ihre Gefühle zu wenden – während diese dem Erwachen der Lust keinen besseren Einhalt zu thun wußte, als daß sie aufsprang. –
Aber nun hatte sie das Uibel ärger gemacht. Lenchen, die auf der ändern Seite saß, hob ihr schnell die wenigen leichten Röcke und das wie ein von Zephiren herum geschleuderte Hemde von hintenzu über den schneeweißen Hintern hinauf und griff ihre sämtliche Reize mit lasciver Berührung so heftig an, daß Louise auf einmal still ward und unter den Händen der beyden geilen Mädchen alle Gewalt verlor, die sonst die Schamhaftigkeit noch in ihrer Macht hat, wenn man sie nicht im Centrum aufsucht.
Zum Unglück für Louisen rissen jezt Juliana und Friederika sie über den Tisch, daß die Kartenblätter bis in das Futteral des beliebten und allerliebsten Cottaischen Spielalmanachs hineinfuhren; streiften ihr das zarte Hemde vollends über das heilige Kreuz hinauf und fingen an, ihr den herrlichen Steiß zu klatschen. –
Louisen riß die Geduld, mit Löwenstärke zog sie ihr Untertheil hin und her und entwickelte den herrlichen Bau ihrer Muskeln und das wollüstige Spiel ihrer Lenden mit so grazienähnlicher Furie, daß alle zugleich ah! ah! wie schön! allegro non troppo, piu presto – prestissimo! ausriefen.
Aber Louisen währte der Spaß zu lange; ehe sichs die unverschämten Mädchen versahen, hat sie sich mit Gewalt ihnen entrissen, und – dort lagen sie alle Viere theils auf dem Boden, theils unter dem Tisch, der mit seinem ganzen Inhalte von chinesischem Porzellan, englischem Steingut und übriggelassenem Vemens-Nectar jezt die Muthwilligen ärger drückte und verunzierte als der Alp auf nächtlichem Lager eine keuchende Unschuld. –
Nun, das ist doch zu arg! fing jezt Louise an und schüttelte ihre Kleidung, wie Wetzels Madame Arend, über das Verborgene ihrer Reize. Ich helfe euch jezt nicht! Ihr bringt mir das alles wieder in Ordnung, macht mir das Zerbrochene wieder ganz, ersezt mir das Vergossene, oder ich lasse euch durch meine zwey Stallknechte so lange mit Ruthen peitschen, bis das von selbst geschieht.
Alle lachten, aber Louise ging zornig zum Zimmer hinaus und verschloß hinter sich.
Die Gefangenen fingen an aufzuräumen, allein es ging ihnen mit der wieder herzustellenden Ordnung, besonders dem Restitutio in integris wie den egyptischen Zauberern mit den Läusen Jehovahs – sie konnten das zerbrochene Porzellan und das Steingut nicht wieder ganz machen und schrieen laut: da sind die Engländer und die Chineser dran schuld!
Louise sah dem Geschäfte, das einer Mediations-Acte ähnelte, keinem heimlichen Gerichte, lächelnd durch das Schlüsselloch zu, und die drinnen fingen an, sich aufs Bitten zu legen.
Aber Louise war unerbittlich! Jezt gehe ich, rief sie durchs Schlüsselloch, und rufe den Jeremias und den Anton, lasse euch die Kleider aufheben und auf die bloßen Hintern so lange peitschen, bis eure Untugenden euch aus der Haut herausfahren. –
Die Mädchen fingen nun gar an zu weinen, versprachen den Schaden zu vergüten und sich überdies noch jeder Züchtigung zu unterwerfen, die sie nur selbst an ihnen zu vollziehen im Sinne haben möchte; aber den Jeremias und den Anton müßte sie weglassen, sonst würden sie ihr in diesem Leben nicht mehr gut, im Gegentheil aber ihre ärgsten Feindinnen werden.
Gut –! versezte meine Mutter, wollt ihr den Schaden ersetzen und euch einer wohlverdienten Züchtigung unterziehen, so soll Jeremias und Anton im Stall bleiben, und ich werde sogleich mit einem Paar Ruthen erscheinen und euch wie Gideon das Fleisch zerhauen.
Lenchen lief ans Schloß inwendig und blies meiner Mutter entgegen: mach auf, Beste, wir unterwerfen uns der Strafe, aber Jeremias und Anton bleiben bey den Pferden.
Wartet, ihr jungen Fohlen! ich will euch striegeln! rief Louise, lief in den Garten, brach und schnitt ein Dutzend Rosenzweige samt ihren ersten Knöspchen, ohne Barmherzigkeit ab und eilte wie eine Erinnye aus der Unterin die Oberwelt, um ihre zerbrochenen Opfergefäße zu rächen.
Den Busen entblößt, die Haare in wilder Bacchantinnen Mode, um die Schultern fliegend, öffnete Louise die Thür des Gefängnisses, und alle kamen ihr trozend mit schallendem Gelächter entgegen.
Louise schwang den Thyrsusstab ihrer Rosenknöspchen drohend gegen die muthwilligen Nymphen, declamirte in pythischer Wuth:
Silence! imposture outrageante! Dichirez-vous, voiles affreux; Patrie auguste et florissante, Connois-tu des temps plus heureux?
und verlangte gebieterisch, daß Lenchen, Franziska und Juliana sich aufdecken sollten; aber Franziska trat vor die Mädchen hin und entgegnete:
Favorite du Dieu de la guerre, Heroine! dont l’eclat nous surprend Pour tous les vaincqueurs du parterre, La plus modeste et la plus grande – Voltaire.
Was du glaubest, Fränzchen! versezte lachend Louise und legte die Rosenzweige aufs Sopha, will ich jezt prüfen, komm her, hierher zum Apollo und zur Klytia: und nun büße, was du gethan hast. –
Ehe noch Franziska sich zu besinnen vermochte, stand sie schon mit nackendem Untertheil vor dem weiblichen Areopag, der, entzückt über die Schönheit ihres Hinterns, mit einem dreymaligen Händeklatschen sein Lob aussprach.
Louise legte ihr Röcke und Hemde über das glühende Gesicht und befahl Emilien, es ihr auf den Busen festzustecken. Franziska hielt die zarten jungfräulichen Lenden fest aneinander; wie ihr aber Emilie das Hemde über den Gewändern vom schön gerundeten Bäuchgen zog, und die ganze entzückende Gegend vom noch buschlosen Jda bis zum Wendezirkel hinauf enthüllte, da wurde auch jener reizende Tempel von Amathunt sichtbar, den wir uns so gern in der Nachbarschaft des olimpischen Gottes denken, wenn er, gereizt von seiner Schönheit, den eigenen verläßt und auf Cytherens Altären opfert. –