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Der aufstrebende, junge Mark Zoller erleidet Schiffbruch in seiner Vita. Angetrieben von Angst, Zweifel und Frust sucht er Rat und Unterstützung bei einem Psychologen, damit er wieder auf die richtige Spur des Lebens zurückfindet. Während seiner Reise erzählt Mark über seinen persönlichen Werdegang, seine familiäre Geschichte, seine Liebschaften und wie er sich momentan selbst sieht. Mark gibt dem Doc außerdem Anhaltspunkte, was er sich von den Sitzungen mit ihm erhofft und wer er nach Abschluss der Therapie sein möchte.
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Seitenzahl: 93
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Erik Sam Springer wurde 1986 in Regensburg geboren und lebt in Straubing. Bereits im Alter von 16 Jahren schrieb er Kommentare zu großen Sportereignissen. Ebenso verfasst der Autor gerne lyrische Texte und Gedichte. Seelentherapie ist sein Debütroman.
In diesem Roman sind alle Personen und deren Handlung frei erfunden.
Marks privater, schulischer und beruflicher Werdegang
Das Verhältnis Eltern – Mark
Mark und der Sport
Mark, der Kumpel
Wie tickt Mark?
Mark und die Liebe
Wer bist du jetzt, Mark?
Wer willst du sein, Mark?
Hey Doc, ich möchte mich kurz vorstellen, mein Name ist Mark Zoller, eigentlich bin ich nur ein stinknormaler Mann, der kurz vor seinem 30. Geburtstag steht. Ich bin weder sonderlich reich noch außerordentlich sexy. Besondere Begabungen hab ich an mir noch nicht feststellen können, ein Workaholic bin ich auch nicht – nein, ich bin eher ein Lebemann … Freizeit kann man nicht genug haben, oder?
Ich war auch nie der Ladykiller, der jeder Typ gern sein würde. Warum ich dennoch Erfolg bei den Damen hatte und habe, liegt an meinem Charme und den Umgangsformen, da ich ein Kavalier der alten Schule bin. Doch eines, das war ich immer: Ehrlich. Das Problem an der Ehrlichkeit ist einfach, dass man sich damit nicht allzu viele Freunde macht, außer bei den Menschen, welche jenes Prädikat tatsächlich verdient haben.
Aufgewachsen bin ich in einer Stadt mit dem schönen Namen Rosenheim. Ich war der Erstgeborene meiner Eltern Erich und Monique, welche alles führten, aber beileibe keine harmonische und glückliche Ehe. Schläge für Mutter und mich gehörten zu der beliebtesten Freizeitaktivität meines Vaters. Ja, ich weiß, Sie werden jetzt denken, immer diese Alkoholiker und ihre Aggressivität – nein, Dad war nie ein Alki, aber er war mit seinem Leben immer unzufrieden, weil er nie das erreicht hat, was er sich vorgenommen hatte. Ein Grund seines Scheiterns war meine Mum, da sie sehr ehrgeizig war und alle ihre Träume und Ziele verwirklichen konnte, die sie sich gesteckt hatte. Der zweite Grund war ich, denn ich war ein »Unfall« und hinderte Erich daran, sein Leben und seine Jugend genießen zu können. Genauso war ich auch hinderlich daran, dass er seinen beruflichen Aufstieg forcieren konnte. Alles in allem waren Monique und ich die am besten geeigneten Ventile, um seiner Aggression freien Lauf zu lassen. Letztlich muss ich jedoch festhalten, dass ich heute keinen Hass mehr hege gegen diesen Menschen, der sich Vater nennt, sondern vielmehr Mitleid.
Ja, Doc ich soll Ihnen Auskunft über mich selbst geben? Aufgewachsen bin ich größtenteils in der Obhut meiner Mutter, mit drei Jahren kam ich in den Kindergarten, um mit sieben in die Schule überführt zu werden. Schulisch war ich eigentlich recht erfolgreich, zumindest in den Klassenstufen eins bis vier. Notentechnisch hätte ich es auf das Gymnasium geschafft, aber mein Lerneifer war nicht wirklich der größte – ich war stinkfaul – und so führte mein Weg auf die Realschule. Auch hier konnte mich der Arbeitseifer nicht packen und so machte ich die mittlere Reife mit einem Notendurchschnitt von 2,9. Ich finde für einen Dauerurlaub, welchen ich mir in den Klassenstufen fünf bis zehn verordnet hatte, ist das doch noch relativ passabel.
Und abgesehen davon war es mir sowieso wichtiger, das weibliche Geschlecht zu studieren und meinen Charme spielen zu lassen. Ebenso war es meine Berufung, der Klassenclown zu sein und das Sprachrohr der Klassengemeinschaft, daher war ich mit meinem Notendurchschnitt im Abschlusszeugnis doch mehr als recht zufrieden.
Apropos Schule: Anzumerken ist, dass ich die achte Klasse wiederholen musste, da ich es nicht für sinnvoll erachtet hatte, Mathematik und Physik zu pauken. Im darauffolgenden Schuljahr musste ich die Realschule wechseln, da ich meiner Klassenleitung lautstark und sehr eindringlich mit den Worten: »Frau Rampf, mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch«, meine Meinung einverleibte. Die Lehrerin unterstellte mir nämlich, dass ich für das kollektive Versagen, der Klasse bei einer Mathematik Schulaufgabe, verantwortlich sei.
Wie Sie erkennen, meine Meinung hielt ich nicht hinter vorgehaltener Hand zurück, aber mit den Konsequenzen konnte ich meist gut leben.
Anschließend meinte Monique, ich solle doch ruhig über den zweiten Bildungsweg mein Abitur nachholen, da ich es ihrer Meinung nach in der Birne hätte, aber mein Lerneifer bislang nicht mit meinem Geistesvermögen konform gehen wollte.
Was denkt ein junger, aufstrebender Rebell natürlich: Muttern redet Quatsch. So entschied ich mich für eine Berufsausbildung zum Bürokaufmann. Ja, das waren auch wieder drei Jahre ohne Stress und ohne wirklicher Belastung für mich, meinen Gesellenbrief habe ich eher schlecht als recht gemacht – aber wen interessiert es?
Hm, falscher Gedankenansatz als Dankeschön für meine »Nichtleistung« durfte ich die Firma nach der Ausbildung verlassen, da der Chef weit mehr von mir erwartet hatte.
Da ich aber rhetorisch immer schon sehr gewandt war, stellte es kein Problem dar, gleich einen Job in einem anderen Büro zu ergattern. Dies war jedoch sehr kurzweilig. Zum einen, weil ich mich in dieser Firma nicht wohlgefühlt habe, und zum anderen, weil der Geschäftsführer alles in mir sah – nur keinen geeigneten Bürokaufmann. Nachdem dieses Arbeitsverhältnis in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde, stellte sich zum wiederholten Mal die Frage: Was tun?
Im Hinterkopf waren mir Mutters Worte: »Du hättest das Zeug, Abitur zu machen.« Ja, diesmal tat ich es. So machte ich erst einmal mein Fachabitur und anschließend dann mein Vollabitur, jedoch beide Male mit eher mittelprächtigem Erfolg. Hier konnte ich mir den Vorwurf des mangelnden Eifers nicht gefallen lassen, es fiel mir tatsächlich schwer, mit dem Lernstoff starke Ergebnisse zu erreichen – aber ich hatte jetzt das Abitur!
Tja, was also macht der Kerl nach dem Abitur? Gute Frage, ich weiß es nicht. Mein Traumstudium war Sportjournalismus, denn Sport bereicherte mein Leben und ich war die Sportbibel in Person … jedoch scheiterte die Idee des Studiums an meinem Notendurchschnitt und für die Privatakademien hatte ich nicht die nötigen Peanuts, denn woher sollte ich 4000 Euro pro Semester nehmen? Somit musste ich diesen Traum schnell begraben.
Es wurde mir empfohlen, Lehramt mit den Fächern Deutsch und Geschichte zu studieren, da ich angeblich gut mit Kindern könne und sehr geduldig sei. Auch der Zugang zu den Menschen fiele mir sehr leicht, das hieß es von meinen Großeltern und von meiner Mutter.
Schön, dachte ich mir, ihr haltet ja offensichtlich sehr viel von mir – aber Lehrer? Nein, Mark, du bist kein Lehrer und wirst es auch nie sein. Abgesehen davon wollte ich niemals in die Fußstapfen Moniques treten, da diese zum einen viel zu groß für mich waren und zum anderen verfolgte ich einen ganz anderen Weg.
So ließ ich es mit dem Studium sein und entschied mich, aufgrund der Tatsache, dass ich gerne Menschen um mich hatte, für ein Praktikum im Krankenhaus als Krankenpfleger. Dort gefiel es mir wirklich sehr gut und hier bekam ich die Wertschätzung, die ich oftmals in meinem Leben vermisst hatte.
Angestachelt vom Praktikum bewarb ich mich umgehend um eine Lehrstelle als Gesundheits- und Krankenpfleger. In drei Häusern bekam ich eine Zusage, entschied mich dann aber für das Spital in Starnberg. Während der ersten beiden Lehrjahre verlief die Ausbildung wunderbar. Bewertungen, Noten, Berufsschule alles lief wie am Schnürchen. Im letzten Ausbildungsjahr taten sich dann einige Probleme auf, sei es beruflicher oder privater Natur, sodass ich mich immer weiter in die Abgeschiedenheit zurückzog …
… und jetzt sitze ich vor Ihnen, Doc, und hoffe, Sie können mir helfen.
Ja, das Leben spielt schon oft verrückt mit einem. Aber was erzähl ich Ihnen da? Das wissen Sie selbst am besten.
Wenn ich rückblickend auf meine Kindheit schaue, stelle ich immer wieder fest, dass ich eigentlich relativ streng erzogen wurde und mir Gefühle, im Sinne von Umarmungen, oder ein: »Ich habe dich lieb« von meiner Mutter gefehlt haben. Nach der Scheidung von Erich und Monique übernahm meine Mutter ebenso die Rolle des Vaters. Verstehen Sie es nicht falsch, ich bin ihr überaus dankbar dafür, aber so richtig erfahren, was Liebe bedeutet, habe ich nicht. Ich wurde oft belehrt, was Leistung ist, sei es schulisch oder beruflich. Muttern brachte mir bei, den Haushalt zu führen und zeigte mir auch die handwerklichen Dinge – sie war und ist ein wahres Allroundtalent. Doch eines konnte sie mir nicht beibringen: Wie man richtig mit Gefühlen umgeht.
Wenn ich als Kind weinen musste, dann hörte ich oft ein: »Du bist ein Junge. Jungs weinen nicht!« Daher lernte ich schnell, meinen Kummer und meine Ängste zu verheimlichen und teilweise auch zu verbergen. Früh verstand ich für mich also: Du hast Probleme, behalte sie für dich und löse sie. Aber löse sie allein, denn niemand wird dir dabei helfen und dich unterstützen.
Natürlich habe ich auch viele Fehler gemacht, die das Verhältnis zu meiner Mutter nicht unbedingt positiv geprägt haben – wenn es mir mal wieder an Geld fehlte, was nicht selten der Fall war, so nahm ich gern ihren Geldbeutel und holte mir, was ich brauchte. Geld und ich, das war lange Zeit ein Problem. Ich habe immer versucht, über meinen Verhältnissen zu leben – ich denke, ich wollte irgendetwas darstellen, was ich nicht war und auch nie sein würde. Vielleicht wollte ich so Selbstachtung vor mir erlangen, ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, aber vorstellbar wäre es durchaus.
Ebenso kann ich mich an einen Streit mit meiner Mutter erinnern, wobei ich ein einziges Mal tätlich wurde. Ich wollte sie nur wegschubsen, sie ließ aber nicht ab – ich habe ihr dann einen heftigeren Stoß gegeben und sie fiel in eine Glasvitrine. Ich wollte sie niemals verletzen und auch nie handgreiflich werden, hatte ich doch zu oft erlebt, wie Erich die Hand gegen Monique und mich erhob. Das waren für mich die schlimmsten Ereignisse, und ich denke mir, Mum wurde so kaltherzig in Bezug auf meine Erziehung, weil sie diese körperlichen sowie geistigen Misshandlungen Vaters auf diese Weise verarbeitete: »Lass keine Gefühle rankommen an dich – dann kannst du auch nicht verletzt werden.« Zurück zu meiner Handgreiflichkeit – es war das erste und einzige Mal in meinem Leben, dass ich die Hand gegen einen Menschen erhob, der mir am Herzen lag. Und ich hasse mich auch heute noch dafür – das war ein Fehler, den ich mir niemals verzeihen möchte und den ich nicht vergessen kann …
So kompliziert meine Kindheit auch gewesen sein mag, nein – auf meine Mutter lasse ich nichts kommen. Sie war es, die mich großgezogen hat, wenn auch auf die Art und Weise eines Generals, und mir Manieren und Anstand beibrachte. Auch wenn wir nicht die herzlichste und emotionalste Mutter-Sohn-Bindung haben, so würde ich niemals etwas auf Monique kommen lassen, denn Blut ist bekanntlich dicker als Wasser.
Warum ich da so denke?
Es sollte etwas wie Ehre, Dankbarkeit und Anerkennung im Leben geben und diesen Respekt hat sich Mum durchaus verdient.
Wie ich über meine Mutter als Menschen denke, wollen Sie wissen, Doc?!