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"Emerson hat jene gütige und geistreiche Heiterkeit, welche allen Ernst entmutigt." FRIEDRICH NIETZSCHE Mit seiner existentialistischen Ich-Philosophie zählt Ralph Waldo Emerson zu den einflussreichsten Philosophen überhaupt. Dabei wissen wir meist gar nicht, dass wir eigentlich durch seine Ideen beeinflusst sind. Der sogenannte amerikanische Transzendentalismus speist sich vor allem aus den Ideen der europäischen Romantik. Diese wurde durch Ralph Waldo Emerson erheblich erweitert, ausgearbeitet und man könnte auch sagen, auf die Spitze getrieben. Über den Umweg der Rezeption seiner Gedanken durch Friedrich Nietzsche wurde seine Philosophie dann wieder im deutschen Sprachraum relevant: Seine moderne Auffassung von Selbstständigkeit, starker und eigenständiger Persönlichkeit, Freiheit und Naturverbundenheit sind in der heutigen Zeit so aktuell wie eh und je. Was heißt und erfordert es, eine "starke" und "eigenständige" Persönlichkeit zu haben - zu sein? Wie bewahrt man sich seine "Spiritualität" ohne religiös zu werden - zu sein? Welchen Platz und welches Verhältnis nimmt der Mensch in und zu seiner Natur ein? Wer auf diese Fragen konkrete Antworten sucht, aber auch gewillt ist, seine Persönlichkeit und die damit verknüpften Werte und Moralvorstellungen als Prozess zu verstehen, ist bei Ralph Waldo Emerson richtig.
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Seitenzahl: 259
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RALPH WALDO EMERSONwurde 1803 geboren und starb 1882. Er ist der Begründer der Denkschulen des New Thought und des amerikanischen Transzendentalismus. Nach kurzer Zeit als Prediger wandte er sich vom Christentum ab und entwickelte eine eigene naturmystische pantheistische Philosophie. Emerson war aber nicht nur Philosoph, sondern schrieb auch Erzählungen und Gedichte und setzte sich engagiert für die Sklavenbefreiung ein. Sein intellektueller Einfluss ist noch heute in der Literatur und der Philosophie spürbar, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika.
»Emerson hat jenegütige und geistreiche Heiterkeit,welche allen Ernst entmutigt.«FRIEDRICH NIETZSCHE
Mit seiner existentialistischen Ich-Philosophie zählt Ralph Waldo Emerson zu den einflussreichsten Philosophen überhaupt. Dabei wissen wir meist gar nicht, dass wir eigentlich durch seine Ideen beeinflusst sind. Der sogenannte amerikanische Transzendentalismus speist sich vor allem aus den Ideen der europäischen Romantik. Diese wurde durch Ralph Waldo Emerson erheblich erweitert, ausgearbeitet und man könnte auch sagen, auf die Spitze getrieben. Über den Umweg der Rezeption seiner Gedanken durch Friedrich Nietzsche wurde seine Philosophie dann wieder im deutschen Sprachraum relevant: Seine moderne Auffassung von Selbstständigkeit, starker und eigenständiger Persönlichkeit, Freiheit und Naturverbundenheit sind in der heutigen Zeit so aktuell wie eh und je.
Was heißt und erfordert es, eine »starke« und »eigenständige« Persönlichkeit zu haben – zu sein? Wie bewahrt man sich seine »Spiritualität« ohne religiös zu werden – zu sein? Welchen Platz und welches Verhältnis nimmt der Mensch in und zu seiner Natur ein? Wer auf diese Fragen konkrete Antworten sucht, aber auch gewillt ist, seine Persönlichkeit und die damit verknüpften Werte und Moralvorstellungen als Prozess zu verstehen, ist bei Ralph Waldo Emerson richtig.
Ralph Waldo Emerson
Selbständigkeitund andere Essays
Übersetzt von Dr. Karl Federn
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.
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© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2015Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2015Covergestaltung: network! Werbeagentur GmbH, MüncheneBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0496-7
www.verlagshaus-roemerweg.de
»Vertraue dir selbst!«
SELBSTÄNDIGKEIT
EINE VORLESUNG
DER DICHTER
PERSÖNLICHKEIT
MANIEREN
DER WERT UND DIE BEDEUTUNG GROSSER MENSCHEN
»Ne te quaesiveris extra!«1
Ich las jüngst einige Werke von der Hand eines berühmten Malers; dieselben waren ungewöhnlich und nichts an ihnen war konventionell. In solchen Zeiten vernimmt die Seele stets ein mächtige Mahnung, der Inhalt mag sein, welcher er will. Das Gefühl, das sie einflößen, ist wertvoller als die tiefsten Gedanken, die sie enthalten könnten. An den eigenen Gedanken zu glauben, – zu glauben, daß, was für uns im Innersten unserer Seele wahr ist, wahr sein muß für alle Welt, – das ist Genius. Sprich deine geheimste Überzeugung aus, und sie wird bald die allgemeine sein. Denn das Geheimste wird seiner Zeit das Offenbarste und unsere ersten Gedanken sind es, die uns in den Posaunen des jüngsten Gerichts entgegentönen. Jedem klingt die Stimme des Geistes vertraut, und das höchste Verdienst, das wir Plato, Moses und Milton zuschreiben, ist, daß sie Bücher und Traditionen hintansetzten und aussprachen, nicht was die Leute, sondern was sie selbst dachten. Der Mensch sollte sich mehr bemühen, den Lichtstrahl, der aus seinem eigenen Innern durch seine Seele flammt, zu entdecken und zu beachten, als allen Sternenglanz am Firmament der Sänger und Weisen. Und doch läßt er gewöhnlich seinen eigenen Gedanken unbeachtet – weil es der seine ist. In jedem Werk des Genies finden wir unsere eigenen Gedanken widergespiegelt, sie kommen mit einer fremden Majestät bekleidet zu uns zurück. Die größten Werke der Kunst geben uns keine ergreifendere Lehre als die, an unserem spontanen Eindruck mit fröhlicher Unbeugsamkeit festzuhalten, und gerade dann am meisten, wenn das ganze Stimmengezeter für die Gegenseite ertönt. Sonst wird morgen ein Fremder mit meisterhaftem Verständnis gerade das aussprechen, was wir die ganze Zeit über gedacht und gefühlt haben, und wir sehen uns mit Beschämung gezwungen, unsere Meinung von einem anderen zu entlehnen.
In der Entwicklung jedes Menschen kommt der Augenblick, in dem er erkennt, daß Neid Unwissenheit, Nachahmung Selbstmord ist; daß er sich selbst schlecht und recht als seinen Anteil am Leben hinnehmen muß, daß, obgleich das weite Weltall des Guten voll ist, kein Körnchen Nahrung ihn zukommen kann, außer durch seine eigene Mühe auf dem Ackerfeld, das gerade ihm zum Bebauen gegeben ward. Die Kraft, die in ihm ruht, ist neu in der Natur, und nur er weiß, was er leisten kann, und auch er nicht eher, als bis er es versucht hat. Nicht umsonst macht ein Gesicht, ein Charakter, ein Ereignis mächtigen Eindruck auf ihn und andere nicht. Diese Empfänglichkeit des Gedächtnisses beruht in einer prästabilierten Harmonie. Das Auge ward dort angebracht, wohin ein bestimmter Strahl fallen sollte, um eben diesen Strahl aufzunehmen. Wir sprechen uns immer nur halb aus und schämen uns der göttlichen Idee, die jeder von uns darstellt. Wir könnten uns ruhig auf sie verlassen, sie ist schon gut und führt zu glücklichen Zielen, wenn wir sie nur getreulich mitteilen wollten; aber durch Feiglinge will Gott seine Werke nicht offenbar machen. Der Mensch fühlt sich gehoben und fröhlich, wenn er sein Herz in ein Werk getan und sein Bestes gegeben hat; aber was er anders gesagt und getan, gewährt ihm keinen Frieden. Es ist eine Befreiung, die nicht befreit. Im Versuche selbst läßt sein Genius ihn im Stich, die Muse weicht von ihm, kein Einfall, keine Hoffnung kommt ihm zu Hilfe.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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