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Ich nehme das Leben, ziehe es ganz aus, bis die Hülle voller Vorurteile fällt, und schmücke die Strukturen mit Buchstaben. So zeichne ich die Menschen, das Leben und die Welt mit Wörtlichkeit, um hinter die Fassaden zu blicken. Denn ein Wort hat die Gabe der Vernunft, die Kraft eines Glaubens und die Macht über Leben. Inhalt: In diesem Sammelband treffen sich in vier Sequenzen (Kapiteln) lyrische und kurzprosaische Texte. Themen wie Selbstfindung, Menschlichkeit, Umbrüche, Krieg und Religion werden aufgenommen und miteinander literarisch verknüpft.
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2018
Sequenz I
Gedankenozean
Lavendel
Gründe
Einhundert Jahre
Erinnerungen
Zwietracht
Versprechungen
Happy End
Ozean aus Asche
Schuldig
Sintflut
Regengüsse
Schwerelosigkeit
Betrachtungsweise
Schmetterlinge
Nebelfarben
Farblosigkeit
Märzlied
Wünschenswert
Flutlichter
Heilung
Grenzenlos
Sequenz II
Tänzerin
Liebe
Farben
Der Schlussstrich
Wenn ich bleibe
Pusteblumen
Unter Wasser
Wenn Stille schweigt
Verbliebenes Grau
Wüstenwind
Reflexion
Das letzte Kapitel
Hoffnung
Versenkung
Sturm
Nachtigall
Schneegestöber
Taub
Sequenz III
Eden
Wolkenfee
Trockenes Wasser
Vom Haiku der Sternschnuppen
Evangelien der Gegenwart
Kriegsgedanken I
Kriegsgedanken II
Kriegsgedanken III
Nachsicht
Blutende Bäume
Taten
Weltschmerz
Gesellschaftsspiel
Sequenz IV
Write In Pieces
Inspiration
Zeilensprünge
Wortgespinste
Worte der Musik
Von Wundern und Erkenntnis
Königlich
Einfachheit
Flucht
Spinne
Nimmerland
Geschichtenschreiber
Für Paul.Und für deine einhundert Schutzengel. Danke, dass du noch da bist. Ich habe dich so lieb.
Von den Menschen und ihren Gesichtern.
Wenn ich in dem Chaos hier versinke, findest du mich im Wahnsinn wieder.
***
Für alle, die kämpfen, wenn die Hoffnung längst verloren scheint.
Leichtes Atmen. Ein und aus. Sanfte Klänge einer raschelnden Bettdecke. Dumpf, aber idyllisch, klingt das Zwitschern der Vögel durch die geschlossenen Schlafzimmerfenster zu mir hinein.
Ich öffne meine Augen und blinzle dem zarten Licht des Morgengrauens entgegen, bis mein Blick sich klärt und mir seine Anwesenheit bewusst wird.
Die Wärme, die von ihm ausgeht, kriecht nebelhaft zu mir herüber und saugt sich an mir fest. Sie lässt mich auf eine seltsame Weise frösteln.
Und dann ist da der Klang meines Herzens, welches gemächlich schlägt und im stetigen Rhythmus Blut durch meine Adern pumpt.
Das sind sie. Diese Augenblicke, in denen ich mir lauernd gegenübertrete. Jene Momentaufnahmen, die mich so häufig einholen und mich unwirklich festhalten. Diese natürlich unnatürlichen Minuten zu Beginn eines Tages, in denen ich mein inneres Spiegelbild betrachte. Ganz zentral diese eine, alles überlagernde Frage nach dem Glück.
Und ich schaue mich an, blicke von oben auf mich herab und frage mich, ob ich es überhaupt sein kann. Glücklich, meine ich.
Dieses Mädchen, diese junge Frau, auf die ich nun hinunter schaue, sieht nachdenklich aus. Fast verängstigt. Als fürchtete sie sich davor, auf die rechte Seite ihres Bettes zu blicken. Als verschließe sie die Augen, um nicht sehen zu müssen, wo sie sich in ihrem Leben befindet. Und ich komme nicht umhin, mich zu fragen, was mit ihr geschehen wird. Welche Wege sie einschlagen wird.
Manchmal erscheint es mir, als würde ein einziger geworfener Stein den Ozean ihres Selbst zum Toben bringen. Und ich flehe innerlich, dass der Sturm kommen möge, der ihr Innerstes zermürbt und umwirft, damit sie endlich wieder atmen kann. Der rettende Sturm, der sie vor dem Ertrinken bewahrt.
Denn hier schwimmt sie, strampelt und schreit. Stumm. In ihrem Ozean voller Gedanken. Nicht in der Lage, sich zu befreien. Wenn sie doch wenigstens sinken würde. Doch nichts geschieht. Sie steckt fest und ist gefangen in sich selbst.
Und inmitten meines Wahnsinns begreife ich, dass sie sich nicht bewegen will. Dass sie tief in sich noch immer nach einem geeigneten Weg sucht, zu akzeptieren. Zu feige, sich von der Stelle zu bewegen und einen neuen Pfad zu wählen.
So liege ich hier. Höre ihn leise atmen. Ein und aus. Lausche den sanften Klängen der raschelnden Bettdecke. Dumpf, aber idyllisch, klingt das Zwitschern der Vögel durch die geschlossenen Schlafzimmerfenster zu mir hinein.
Ich schließe die Augen und sperre das zarte Licht des Morgengrauens aus, während ich krampfhaft versuche, ihn nicht mehr zu spüren.
Doch die Wärme, die von ihm ausgeht, umgibt mich wie eine zweite Haut. Sie sollte mich doch nicht frösteln lassen.
Und dann ist da der Klang meines Herzens, welches gemächlich schlägt und im stetigen Rhythmus Blut durch meine Adern pumpt.
Das Herz, das mir zeigt, dass ich lebe.
Der Wind flüstert,
der Regen weint um mich.
In meinem Feld voller vertrockneter Blumen
liege ich in mir selbst
und höre den Ozean
meinen Namen
singen.
Ganz langsam denke ich
rückwärts und schleiche
über unbekannte Gedankenlichter.
Nur ich allein zerdenke
dich und mich und uns. Und suche nach
Erklärungen.
Jahre.
Einhundert Jahre.
Einhundert Jahre für einen einzigen Tag.
Ich blicke mir in die Augen, als könnte ich mich nicht an mich erinnern. Ich höre mir zu, als würde ich meine eigene Stimme nicht erkennen.