Shotgun Lovesongs - Nickolas Butler - E-Book + Hörbuch

Shotgun Lovesongs Hörbuch

Nickolas Butler

4,4

Beschreibung

Little Wing im Norden Wisconsins. Henry und Beth waren schon in der Schule ein Paar und haben ihren Heimatort nie verlassen. Sie kämpfen um ihre Farm und unterstützen ihren Freund Ronny, der nach einem schweren Unfall vom Rodeo-Star zum Alkoholiker wurde. Kip war als Rohstoffmakler in Chicago erfolgreich. Nach seiner Hochzeit will er in seiner alten Heimat neu beginnen, findet dort aber nur schwer Halt. Lee hat ein Album aufgenommen – »Shotgun Lovesongs« – und wurde damit zu einem international gefeierten Star. Auch ihn zieht es zurück nach Little Wing, zu seinem besten Freund Henry und dessen Frau Beth, mit der ihn mehr als eine Freundschaft verbindet. In einem unvorsichtigen Moment setzt er alles aufs Spiel.

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:6 Std. 54 min

Sprecher:Florian Lukas
Bewertungen
4,4 (114 Bewertungen)
73
18
22
1
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Besuchen Sie uns im Internet: www.klett-cotta.de

Klett-Cotta

Die Originalausgabe erscheint unter dem Titel »Shotgun Lovesongs« im Verlag Thomas Dunne Books/St. Martin’s Press, New York

Copyright © 2013 by Nickolas Butler

Für die deutsche Ausgabe

© 2013 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Redaktion: Ulf Müller, Köln

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg

Unter Verwendung eines Fotos von © Rob Howard/Corbis

Der Verlag dankt Frédéric Rich für die Erlaubnis der Verwendung seiner Schrift »Frenchy«.

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98008-0

E-Book: ISBN 978-3-608-10506-3

Dieses E-Book entspricht der 1. Auflage 2013 der Printausgabe

Well I hope that someday buddy

We have peace in our lives

Together or apart

Alone or with our wives

And we can stop our whoring

And pull the smiles inside

And light it up forever

And never go to sleep

My best unbeaten brother

This isn’t all I see

»I See A Darkness«

Bonnie ›Prince‹ Billy

(Will Oldham)

Aber segel mal zu, alter Junge, ich würd mich lieber von dir umbringen als von irgendeinem andern Manne am Leben halten lassen.

Moby Dick, Herman Melville

Wir alle luden ihn zu unseren Hochzeiten ein. Er war berühmt. Die Einladungen schickten wir an das Hochhaus seiner Plattenfirma in New York, damit man dort die festlichen, mit Goldrand versehenen Umschläge an ihn weiterleiten konnte, während er irgendwo auf Tour war – in Beirut, Helsinki, Tokio. Orte, die über unseren Horizont oder unsere begrenzten finanziellen Mittel weit hinausgingen. Er schickte Geschenke in verbeulten Pappkartons, die mit ausländischen Briefmarken übersät waren; feine Schals oder Parfüm als Geburtstagspräsente für unsere Frauen, kleine zierliche Spielsachen oder Schmuckanhänger zur Geburt unserer Kinder: Rasseln aus Johannesburg, hölzerne Matrjoschkas aus Moskau, winzige Seidenpantoffeln aus Taipeh. Manchmal rief er uns an. Dann rauschte es in der Leitung oder es gab ein Echo, und im Hintergrund konnte man das Kichern junger Frauen hören. Seine Stimme klang nie so glücklich, wie wir erwartet hatten.

Monate vergingen, bevor wir ihn wieder zu Gesicht bekamen. Dann kam er heim, bärtig, abgehärmt und mit müden Augen, aber irgendwie auch glücklich und erleichtert. Wir konnten erkennen, dass er froh war, uns zu sehen und wieder zurück in unserer Mitte zu sein. Wir gaben ihm immer Zeit, sich ein wenig zu erholen, bevor wir unser gemeinsames Leben wieder aufnahmen. Wir wussten, dass er erst einmal runterkommen und seine Balance wiederfinden musste. Wir ließen ihn schlafen und schlafen. Unsere Frauen brachten ihm Auflauf oder Lasagne, Schüsseln mit Salat oder frisch gebackene Pasteten.

Er liebte es, mit dem Traktor auf seinem weitläufigen Anwesen herumzufahren. Er genoss es wohl, das heiße Tageslicht, die Sonne und die frische Luft auf seinem bleichen Gesicht zu spüren. Das schleppend langsame Tempo des alten John-Deere-Traktors, der so zuverlässig und geduldig war. Die Erde, wie sie sich unter ihm abspulte. Es wurde natürlich nichts angebaut auf seinem Land. Aber er fuhr mit dem Traktor durch die brachliegenden Felder voller Präriegras und wilder Blumen, mit einer Zigarette oder einem Joint zwischen den Lippen. Er lächelte immer, wenn er auf diesem Traktor saß, mit seinen fliegenden hellblonden Haaren, die im Sonnenlicht so aussahen wie der Flaum einer Pusteblume.

Für seine Bühnenauftritte hatte er sich einen Künstlernamen zugelegt, aber den benutzten wir nie. Wir nannten ihn Leland, oder einfach nur Lee, denn so hieß er eigentlich. Er wohnte in einem alten Schulhaus, abseits von allem, abseits unseres kleinen Ortes Little Wing, ungefähr fünf Meilen weit draußen auf dem Land. Auf seinem Briefkasten stand L. SUTTON. In der kleinen uralten Turnhalle hatte er sich ein Aufnahmestudio eingerichtet. Er hatte die Wände mit Schaumstoff verkleidet und den Boden mit dicken Teppichen ausgelegt. An den Wänden hingen Platinschallplatten und Fotos, die ihn mit berühmten Schauspielerinnen und Schauspielern, Politikern, Chefköchen und Schriftstellern zeigten. Die Kiesauffahrt zu seinem Haus war lang und voller Schlaglöcher, aber auch das schreckte einige der jungen Frauen nicht ab, die ihn dort ausfindig machten. Sie kamen von überall auf der Welt. Und sie waren immer wunderschön.

Lees Erfolg hatte uns nicht überrascht. Er war seiner Musik immer treu geblieben. Während wir anderen auf der Universität oder in der Army waren oder auf unseren Familienfarmen hängenblieben, hatte er sich in einem verfallenen Hühnerstall verschanzt und in der allumfassenden Stille des tiefsten Winters auf seiner ramponierten Gitarre gespielt. Er sang mit einer gespenstischen Falsettstimme, die einen manchmal, am Lagerfeuer, im unsicheren Schatten der rötlich gelben Flammen und des weiß-schwarzen Rauchs zum Weinen brachte. Er war der Beste von uns allen.

Er schrieb Lieder über unseren Flecken Erde: die allgegenwärtigen Maisfelder, die bewirtschafteten Wälder, die buckeligen Hügel und die eingekerbten Täler. Die schneidende Kälte, die viel zu kurzen Tage, den Schnee, den Schnee, den Schnee. Seine Lieder waren unsere Hymnen – sie waren unsere Sprachrohre, unsere Mikrofone, unsere Jukebox-Gedichte. Wir vergötterten ihn; unsere Frauen vergötterten ihn. Wir kannten jedes Wort von jedem seiner Lieder und manchmal kamen wir sogar selbst darin vor.

...

Kip würde im Oktober heiraten, in einer Scheune, die er extra zu diesem Zweck renoviert hatte. Die Scheune gehörte zu einer Pferdefarm; die Konturen des Landes waren von Stacheldrahtzäunen bestimmt. Direkt neben der Scheune lag ein kleiner ländlicher Friedhof, auf dem man mühelos die flechtenverkrusteten Grabsteine zählen konnte, um in Erfahrung zu bringen, wie viele Verstorbene unter dem schweren grünen Rasen ruhten. Wie bei einer Art Volkszählung. Alle waren zu der Hochzeit eingeladen. Lee hatte sogar eine Etappe seiner Australientournee verkürzt, um da sein zu können, und das obwohl sich Kip und Lee – wie wir alle fanden – unter unseren Freunden am wenigsten nahestanden. Soweit ich wusste, hatte Kip sich nicht ein einziges von Lees Alben gekauft. Man sah ihn nie durch den Ort fahren, ohne dass er nicht ein Bluetooth-Gerät in seinem Ohr klemmen hatte und seinen Mund hektisch bewegte – so als befände er sich immer noch auf dem Handelsparkett der Börse.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!