Siena - Silvana Koschak - E-Book

Siena E-Book

Silvana Koschak

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Beschreibung

Siena ist in die finstere Welt in der Macht, Reichtum und Grausamkeit zum Alltag gehören eingetaucht und hat ihre Aufmerksamkeit erregt. Um ihrem Bruder seinen sehnlichten Wunsch zu erfüllen, fordert sie das Schicksal erneut heraus. Doch die Gefahr lauert dort, wo sie sie am wenigsten erwartet und sie muss durch die Hölle gehen und versinkt dabei in der Dunkelheit. Als sie sich schließlich selbst findet und wieder an das Leben glaubt, muss sie sich ihren tiefsten Ängsten stellen. Aber sie ist nicht mehr alleine. "Denn Licht und Schatten gehören zusammen. Genau wie du und ich."

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Dieses Buch ist ein Folgeband. Um die Zusammenhänge zu verstehen, ist es erforderlich vorher Siena Du gehörst mir (ISBN: 978-3-7578-0881-5) zu lesen.

Dieses Buch ist ein fiktives Werk. Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen, Begebenheiten und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Geschäftseinrichtungen, Ereignissen oder Schauplätzen sind rein fiktiv wären zufällig und nicht beabsichtigt.

Playlist

Folgende Titel haben mich in der Zeit des Schreibens begleitet.

Kiss you all over

-

Exile

Wer bin ich wirklich

-

Annett Louisan

You to me are everything

-

The Real Thing

Du knallst in mein Leben

-

Udo Lindenberg

Perfect Symphony

-

Ed Sheeran

-

(with Andrea Bocelli)

Hoffnung bedeutet, daran zu glauben, dass es trotz aller Dunkelheit immer Licht gibt.

Unbekannt

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

… Barcelona …

… Sizilien …

… Chicago …

… Sizilien …

… Chicago …

… Sizilien …

… Barcelona …

… Sizilien …

… Barcelona …

Kapitel 2

… Sizilien …

… Barcelona …

… Sizilien …

… Barcelona …

… Sizilien …

… Barcelona …

… Sizilien …

Kapitel 3

… Neapel …

… Sizilien …

… Neapel …

… Sizilien …

… Neapel …

… Sizilien …

… Neapel …

… Sizilien …

Kapitel 4

… Barcelona …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

Kapitel 5

Kapitel 6

… Neapel …

… Capri …

… Sizilien …

… Capri …

… Sizilien …

… Capri …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

Kapitel 7

… 6 Monate später …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

… Chicago …

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Schweiz …

Kapitel 14

Kapitel 15

… Schweiz …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

Kapitel 16

Kapitel 17

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

Kapitel 18

… Rom …

… Neapel …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

Kapitel 19

… Barcelona …

… Sizilien …

Kapitel 20

… Barcelona …

… Sizilien …

Kapitel 21

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Rio de Janeiro …

… Sizilien …

… Siena …

Kapitel 22

… Sizilien …

Kapitel 23

… Miami …

… Australien …

… Indien …

… Irgendwo im Indischen Ozean …

… Sizilien …

… Irgendwo im Indischen Ozean …

… New York … 2 Wochen später …

… Sizilien … 2 Wochen später …

… Irgendwo im Indischen Ozean … 1 Monat später …

… Sizilien … 1 Monat später …

… Neapel …

… Sizilien …

… Irgendwo im Indischen Ozean …

… Sydney …

… Irgendwo im Indischen Ozean …

… Sizilien …

Kapitel 24

… einige Monate später …

6 Jahre später

… Sizilien …

Kapitel 1

… Barcelona …

„Sieh doch! Dort unten liegt Barcelona“, ruft Vincenzo aufgeregt und drückt seine Nase ans Fenster.

Siena ist auf dem zwei stündigem Flug eingedöst und gähnt. „Ist ja gut. Ich guck ja schon“, mault sie, als er sie drängend am Ärmel zupft.

„Ist es nicht schön“, schwärmt er. „Catania gefällt mir besser.“ Er übergeht ihre Bemerkung und redet einfach weiter.

„Hoffentlich bleibt uns genug Zeit, um einiges von dem, was auf meinem Zettel steht, anzusehen. Die Sagrada Familia, den Park Güell, die Kathedrale … ach, es gibt einfach so viel. Man könnte schon alleine einen Tag im Aquarium verbringen oder mit den Seilbahnen über die Stadt gondeln.“

„Denk nicht so viel nach und genieße die Zeit. Wir besichtigen auf jeden Fall die Sagrada Familia. Sie soll wie eine riesige Kleckerburg aussehen“, meint Siena nun hellwach und freut sich mit ihrem Bruder.

Auch am spanischen Flughafen gibt es keine Probleme und auf dem Weg zum Hotel macht Signor Asketo eine kleine Einweisung.

„Der heutige Tag steht im Namen der Anreise. Wer aber noch Lust hat Barcelona unsicher zu machen, der kann das gerne tun. Schreibt euch den Namen vom Hotel auf und nehmt Geld für ein Taxi mit. Ich kopiere im Hotel alle Pässe und ihr nehmt die Kopien mit. Wer Fragen hat, findet mich auf einem gemütlichen Sessel mit einer Tasse Kaffee und einem guten Buch“, endet er und alle schwatzen aufgeregt durcheinander.

„Wollen wir noch losziehen?“, fragt Vincenzo hoffnungsvoll und Siena lacht. „Aber, sowas von!“

Im Hotel räumen sie rasch ihre paar Klamotten aus und versuchen sie zu entknittern.

Dann melden sie sich bei Signor Asketo ab. Er gibt ihnen die Kopien der Pässe und die Telefonnummer vom Hotel.

„Seid zu 19 Uhr zurück, damit die ganze Gruppe zusammen essen kann. Viel Spaß“, sagt er zum Abschied.

„Machen wir“, versprechen sie und sind mit ihren Gedanken schon in der lebhaften Stadt.

Vincenzo winkt einmal und das erste Taxi hält.

„Sagrada Familia, bitte“, sagt er, als sie eingestiegen sind und der Fahrer braust los.

„Mann, ist die Schlange lang“, jammert er, als sie den Taxifahrer bezahlt haben und auf die wartenden Menschen sehen. „Man hätte eben online reservieren müssen. Was soll`s. Dann warten wir halt. Du kannst mich in der Zeit mit Informationen über Barcelona versorgen“, meint sie gelassen und er beginnt.

Nach einer Weile wird Siena auf eine Gruppe aufmerksam, die sich an den Wartenden vorbeidrückt. Kurz entschlossen nimmt sie Vincenzos Hand und schleust sich in die Gruppe.

Ein paar Minuten später stehen sie in der Kirche und er sieht sich ungläubig um.

„Wie? Was? Bist du verrückt“, fährt er sie an.

„Ja, sonst wären wir nicht hier“, grinst sie und seine Wut verpufft.

Sie haben gerade den ersten Schritt getan, als jemand seine Hand in ihre Nacken legt.

„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragt eine Stimme halb verärgert und halb belustigt.

Vincenzo dreht sich um und als sich seine Augen mit denen des Mannes treffen, der sie festhält, erstarrt er.

… Sizilien …

Lorenzo schlendert nach der Schule gemütlich zum wartenden Wagen. Antonio, der direkt neben ihm läuft, fragt sich, wie man so ruhig bleiben kann.

„Wo habt ihr eure Geschwister gelassen?“, fragt Martino sofort alarmiert, als sie ankommen.

„Antonio!“ Martinos Stimme ist schneidend, aber er antwortet wie am Morgen mit Lorenzo besprochen. Dieser sieht ihn anerkennend an. Seine Stimme hat nicht gezittert, obwohl ihm sicherlich danach zumute ist.

„Ich habe sie heute Morgen noch bei Signor Asketo und der Musikgruppe gesehen und dachte, dass sie ihnen alles Gute wünschen wollen“, wirft Lorenzo ein und hat sofort Martinos Aufmerksamkeit. Antonio ist froh über die unerwartete Hilfe. „Sie werden doch nicht …“, spielt Lorenzo nach einer Kunstpause den Geschockten und Martino wird blass.

„Das ist unmöglich. Sie haben weder die Erlaubnis noch ihre Pässe.“

Essen bei Morpheus, das Aufräumen anschließend und dann dieses brave Verhalten in den Tagen zuvor. Was hat sie zu Matthew gesagt? Er hatte nicht alles verstanden, aber so etwas wie nie bewusst wehtun, glaubt er sich zu erinnern. Martino verlässt den Wagen. „Ihr wartet hier auf mich!“

„Signor Tagili“, begrüßt der Direktor ihn erfreut. „Wir sind alle sehr dankbar, dass Sie sich doch noch dazu entscheiden konnten ihre Zwillinge an dem Musikentscheid in Barcelona teilzunehmen zu lassen.“

Martino fühlt Übelkeit aufsteigen und antwortet nur mit: „Ähm, ja natürlich.“

„Ein Schüler aus der Siebten hat mir vor einer Stunde die Einverständniserklärung gebracht. Er hat er vor dem Unterricht nicht mehr geschafft.“ Er zeigt Martino die beiden Zettel mit seiner Unterschrift.

„Sehen Sie. Es ist alles in bester Ordnung.“ Als dieser weiterhin schweigt, sieht er langsam auf.

„Signor Tagili? Stimmt etwas nicht? Gibt es ein Problem mit der Reise?“ „Ich habe den Zettel mit den Daten des Hotels verlegt“, beendet Martino die unangenehme Situation und beruhigt den Direktor mit seinen Worten.

„Aber deshalb hätten Sie doch nicht extra herkommen müssen. Ein Anruf hätte genügt.“ Er fischt unter einem Stapel einen Zettel hervor und reicht ihn Martino.

Dieser starrt fassungslos auf die Adresse und bedankt sich abwesend. Er geht langsam zum Auto zurück. Siena Tagili, denkt er, was hast du dir nur dabei gedacht?

Auf der Rückfahrt ist Martino still.

„Alles okay, Papa?“, fragt Lorenzo und sieht besorgt in dessen fahles Gesicht.

„Was? Ja, also, nein. Deine Geschwister sind abgehauen“, schreckt dieser aus seinen Gedanken. „Ich muss deinen Onkel und deinen Großvater darüber informieren. Das gefällt mir gar nicht, aber es ist ein Notfall. Antonio, du übernachtest heute bei Sandro. Wir setzen dich gleich ab und du Lorenzo verschwindest in deinem Zimmer, bis ich dich rufen lasse.“ „Na gut, aber…“, wendet Lorenzo ein.

„Fang jetzt nicht mit aber an!“, unterbricht Martino ihn ungewohnt scharf und Lorenzo zieht es vor zu schweigen und zu gehorchen.

… Chicago …

„Morpheus, ein Anruf für dich. Ich stelle ihn dir in dein Zimmer rüber. Es ist Martino und er sagt, es sei wichtig“, ruft Charly über den Flur.

Matthew hat einen großen Teil seiner Ausbildung bei Charly verbracht und er ist ein guter Freund der Familie.

„Danke Charly“, gibt Morpheus verwundert über den Anruf zurück.

„Martino, was ist los? Warum so privat?“, fragt er ohne Umschweife. Martino atmet dreimal tief durch. Dann antwortet er immer noch schwer atmend.

„Sie sind nach Barcelona abgehauen.“ „Sag mir nicht, dass du von deinen Zwillingen sprichst.“ „Leider doch! Ich war in der Schule und ich schwöre dir, dass ich diese Einverständniserklärung niemals unterzeichnet habe. Trotzdem war meine Unterschrift darauf. Und wie zum Teufel sind sie an ihre Pässe gekommen? Du sagtest doch, dass du sie in deinem Tresorraum liegen hast.“ „Das habe ich! Ich muss etwas überprüfen. Ich rufe dich zurück. Informiere Papa“, sagt Morpheus und legt auf.

… Sizilien …

„Das habe ich längst“, sagt Martino tonlos, als die Verbindung bereits unterbrochen ist.

Jacopo hat bereits seine Kontakte genutzt, um die Zwillinge aufzuspüren und zu beobachten. Matthew darf erstmal nichts von ihrem Verschwinden erfahren. Er handelt sehr impulsiv und es ist ihm zuzutrauen, dass er ihnen nachreist.

„Espresso?“, fragt Jacopo und klopft ihm beruhigend auf die Schulter.

„Whiskey wäre mir ehrlich gesagt lieber“, antwortet er düster. „In der Einverständniserklärung gab es noch einen Zusatz. Dass, falls ihr guter Bekannter die Zeit findet, sie dort übernachten dürfen. Der Direktor fand das nicht ungewöhnlich, da wir in Rom bei den Tusali waren.“ „Welcher Bekannte?“, horcht Jacopo auf.

„Das weiß nur Siena alleine.“ Martino lacht plötzlich auf. „Sie würde uns jetzt Baldrian empfehlen.“ Jacopo kann es sich nicht verkneifen und stimmt in sein Lachen ein.

„Siena liebt ihren Zwillingsbruder wirklich sehr. Ich frage mich allerdings, welche Rolle mein Enkel dabei spielt? Ist er in seinem Zimmer?“ „Ist er, aber er hatte keine Ahnung von ihrem Plan.“ „Da bin ich mir nicht so sicher“, schmunzelt Jacopo und macht sich auf den Weg zu ihm.

… Chicago …

Morpheus fährt seinen Laptop hoch und in seinem Kopf formt sich ein Bild. Sienas Frage, ob sie ihn begleiten dürfte und das fertige Abendessen, als er sich verabschiedete. Alles passt zusammen. Der kleine Igel hat ihn reingelegt!

Er gibt den Code in den PC, der ihm die Aufzeichnung seiner Kameras freischaltet.

Lorenzo telefoniert im Büro und Martino sieht die Nachrichten. In der Küche räumt Vincenzo Geschirr in den Schrank und hört Musik. Aber das interessiert ihn im Moment nicht.

Er schaltet zum verbotenen Zimmer und was er sieht, bestätigt seine schlimmsten Befürchtungen.

Siena betrachtet eine Weile das Gemälde, dann scheint sie etwas zu suchen, findet den Tresorraum, gibt die sechzehnstellige Zahlenkombination ein, die Tür öffnet sich, sie verharrt einen Moment in Staunen, scheint etwas abzuschätzen und rennt los.

Im letzten Moment quetscht sie sich an der Tür vorbei, starrt auf das Display, sackt zu Boden, weint, springt auf, zeigt die Siegerpose und in ihren Händen hält sie die Pässe.

Der Triumpf in ihren Augen scheint ihn zu verspotten. Dann geht sie zu dem Gemälde und verneigt sich, bevor sie es wieder hinter dem Vorhang verschwinden lässt.

Als sie den Raum verlassen hat, schaltet er auf die Kamera in der Küche und sieht die Sorge in Vincenzos Augen, die sich in Freude verwandelt, als er die Pässe sieht.

Morpheus ballt die Hand zur Faust. Merda! Zwillinge! Er spult zurück und sieht die Szene dreimal an, bevor er aufsteht und mit einem schweren Brieföffner die Fensterscheibe zerschmettert.

Charly stürzt zusammen mit Gianni und gezogener Waffe ins Zimmer.

„Morpheus, alles okay?“, fragt Gianni außer Atem und sieht sich nach einem Angreifer um. Morpheus deutet auf den Bildschirm des Laptops.

„Sieh selbst“, presst er hervor und seine Stimme bebt vor Zorn.

Gianni und Charly sehen sich die Aufzeichnung an und sind sprachlos.

„So ein freches, verrücktes, fantastisches Mädchen“, entfährt es Charly.

„Merda! Lebensmüde trifft es schon eher. Sie hätte dabei sterben können“, macht Morpheus seinem Zorn Luft. „Der Tresorraum produziert Vakuum, wenn jemand anderes als ich reingeht. Er wird über verschiedene Mechanismen, wie Fingerabdruck und so, ausgelöst.“

„Das wäre allerdings ein Problem gewesen“, meint Gianni tonlos. Charly sieht fragend zu ihm, wird aber von seiner Frau abgelenkt.

„Was ist denn hier los? Ich habe Lärm gehört. Ist alles in Ordnung?“, fragt Priscilla. Charly fängt an zu lachen.

„Jemand ist in Morpheus Tresorraum eingebrochen und hat überlebt. Und noch dazu scheint dieser jemand ihm etwas zu bedeuten“, erklärt er ihr.

„Niemand, an dem Morpheus etwas liegt und den ich kenne, würde so etwas Verrücktes tun“, schüttelt sie den Kopf.

„Nicht jemand, sondern Matthews Mädchen“, stellt Morpheus richtig und in seinen Augen lodert Zorn.

„Siena?“, hakt Priscilla sicherheitshalber nach, dass sie sich nicht verhört hat.

„Genau die! Und die Gefahr ist noch nicht vorüber. Die beiden sind nach Spanien abgehauen. Nach Barcelona!“, bringt er zähneknirschend hervor.

Priscilla legt ihre Hand auf Morpheus Arm.

„Es wird alles gut und ich freue mich schon heute darauf sie kennenzulernen. Was für ein Mädchen muss das sein, wenn sie es schafft, dich aus der Fassung zu bringen. So sehr zu reizen, dass du dich zu einem Wutanfall hinreißen lässt und Scheiben zertrümmerst. Herrlich! Ich liebe sie jetzt schon und Matthew ist ein Glückspilz. Ich freue mich für ihn.“

Dann fängt sie an zu lachen und während sie sich die Aufzeichnungen ansieht, wird dieses ansteckende Lachen immer lauter. Am Ende stimmt sogar Morpheus mit ein.

„Ich verstehe nur nicht, warum sie das getan hat. Gibt es einen bestimmten Grund, warum sie nach Spanien wollte?“, hakt Priscilla interessiert nach.

„Es ist Vincenzos Traum“, schnauft er. „Das macht sie nur noch sympathischer. Sie stellt die Bedürfnisse ihres Bruders über ihre eigenen“, lächelt Priscilla versonnen und lässt ihn alleine, damit er ungestört telefonieren kann.

… Sizilien …

„Wir erwarten deinen Anruf seit mehr als einer Stunde“, fährt der sonst so ruhige Martino ihn an. „Was hast du solange überprüft?“ „Die Kameraaufzeichnungen in meinem Haus. Ich musste mich erst davon überzeugen, dass es wahr ist. Stellt sich mir die Frage, was mein Neffe dabei für eine Rolle spielt. Die drei hocken in letzter Zeit viel zusammen und Matthew erwähnte mal etwas von einer Wette, die Lorenzo verloren hat.“ „Als wir in Deutschland waren, haben sie gewettet, ob Matthew uns nachreist oder nicht. Dein Neffe hat verloren und schuldet den beiden einen Gefallen. Aber was hat das mit Barcelona zu tun?“, fragt Martino ungeduldig.

Jacopos Verdacht ist bestätigt und er schmunzelt.

„Er wusste davon und hat mitgespielt“, sagt er ruhig. „Hat er dir vorhin gesagt, als du oben gewesen bist?“, fragt Martino und fühlt sich von allen hintergangen.

„Nein, er hat kein Wort verloren, aber er muss noch an seinen Gesten arbeiten.“

Trixi ist bisher auf ihrem Stuhl herumgerutscht und sieht, dass Martino immer unruhiger wird.

„Was werdet ihr tun?“, wirft sie vorsichtig ein.

„Nichts! Wir werden nichts tun“, antwortet Jacopo ruhig. „Alles andere würde sie nur gefährden. Sie müssen selbst auf sich aufpassen. Unser Verhältnis zu den Katalanen ist mehr als angespannt. Vincenzo weiß das!“ „Und ist trotzdem mitgefahren“, ergänzt Martino tonlos.

„Um die beiden mache ich mir weniger Sorgen, als um Matthew“, sagt Trixi ernst. „Er neigt zu impulsiven Handlungen und nach allem, was Martino mir aus Deutschland erzählt hat, wird er keine Sekunde zögern und nach Spanien fliegen, um Siena zurückzuholen.“ Morpheus schnauft.

„Dann muss Vater ihn zwingen zu bleiben. Gianni und ich sind in vier Tagen zurück. “

Morpheus legt auf und Martino lehnt sich zurück. Er sieht aus, als würde die Last der ganzen Welt ihn erdrücken. Trixi nimmt vorsichtig seine Hand und er sieht sie mit leerem Blick an und atmet tief aus.

„Siena, meine kleine Siena. Was hat sie sich nur dabei gedacht?“

Jacopo fängt an zu lachen und Martino wirft ihm einen verständnislosen Blick zu.

„Sie will ihren Zwilling glücklich sehen. Vielleicht ist das der andere Weg von dem Rosalia gesprochen hat. Er mag doch Paella?“

… Barcelona …

Auch der Mann stutzt, als Vincenzo sich umdreht und seine Augen flackern im Moment des Erkennens kurz auf.

Siena versucht seinen Griff zu lockern, aber er gibt nur ihren Bruder frei.

„Das könnten wir auch fragen?“, sagt sie, trotz des vergeblichen Versuchs sich zu befreien, unbefangen.

Er dreht sie um und mustert sie ungeniert von oben bis unten. An ihren Augen bleibt er hängen.

„Ich habe den Eintritt bezahlt“, hält er dagegen und sieht sie herausfordernd an.

Der Mann ist kleiner als Matthew, schlank, fast zierlich, aber trotzdem sehr kräftig. Er hat dunkles, kurzes Haar, braune Augen und trägt eine modische Brille. Seine Klamotten sehen nicht aus wie die eines Touristen. Vielmehr als würde er einen Geschäftsausflug machen. An seinem Handgelenk blitzen eine teure Uhr und ein Armband aus Leder.

Siena runzelt kurz die Stirn und bemerkt drei schwere Ringe. Das Symbol auf einem davon, hat sie schon irgendwo gesehen, aber es will ihr nicht mehr einfallen wo.

„Was schulden wir?“, fragt sie unverbindlich. „Fangen wir mit euren Namen an.“ „Anstelle des Eintritts?“, eröffnet Siena die Verhandlung.

„Da muss schon mehr drin sein. Immerhin habe ich euch die Wartezeit erspart“, springt er freudig darauf an.

„Was schlagen Sie vor?“ Der Mann scheint zu überlegen. „Wie wäre es mit diesem Tag. Ihr verbringt den restlichen Tag mit mir. Ich nehme an, dass ihr alleine unterwegs seid?“, hakt er neugierig nach. „Wir haben Freigang bis 19 Uhr. Dann müssen wir zurück im Hotel sein.“ „Das ist in Ordnung. Ich werde euch rechtzeitig dorthin zurückbringen.“ „Einverstanden!“, sagt sie und hält ihm die Hand hin.

Er schlägt ein und Siena sieht viel Licht und wenig Schatten. „Ich bin Siena und das ist mein Bruder Vincenzo. Sollen wir dich Spanier oder Katalane nennen oder hast du auch einen Namen.“ Sie wendet ihren Blick nicht ab, als sie die Frage stellt. „Carlos. Sagt einfach Carlos zu mir“, stellt er sich vor und sein Blick schweift zu Vincenzo.

„Dein Bruder scheint sich nicht wohl zu fühlen. Er ist blass.“

Vincenzo hat noch kein Wort gesprochen und sieht fortwährend zu Carlos.

„Die Kathedrale hier beeindruckt ihn. Er ist im Herzen Spanier und einem echten Spanier gegenüberzustehen, macht ihn ganz nervös“, lacht sie. „Ihr seid also keine Spanier?“, hakt er nach und ist gespannt, was dieses süße, mutige Mädchen ihm erzählt.

„Wir sind aus Sizilien und heute erst angekommen.“

Carlos ist erstaunt über ihre Ehrlichkeit. Vielleicht sollte er zu süß und mutig noch naiv hinzufügen.

„Dann sind eure Eltern im Hotel?“ „Hm, nicht ganz. Pst! Hören Sie das?“, lauscht sie angespannt. „Ohne Sie bitte, aber was soll ich hören“, fragt er flüsternd und lauscht angestrengt.

„Die Flüche und Tobsuchtanfälle, die von Sizilien herüber wehen“, lacht sie und hält wieder inne.

„Der so ganz weit weg klingt und am meisten wütet, ist unser Onkel in Chicago.“ „Ich verstehe nicht ganz“, fragt er verwirrt. „Unsere Musikgruppe nimmt an dem Europaentscheid der Schulen teil, aber die liebe Familie, und da waren sich alle mal einig, hat es uns verboten mitzufahren. Wir sind trotzdem geflogen und wollen jede Minute nutzen, um möglichst viel von dieser schönen Stadt zu sehen.“

In Carlos breitet sich ein Lachen aus. Die zwei sind abgehauen. Jetzt hört er die Flüche auch ganz deutlich.

„Ist dein Bruder immer so still?“, fragt er, als er sich beruhigt hat. „Er redet nicht so viel wie ich, aber er kann sprechen. Er liebt das Essen, die Sprache, das Land, die Kleidung, …“ „Siena, hör auf damit!“, fährt Vincenzo sie an und Carlos sieht erstaunt auf.

„Bist du aus Barcelona?“, fragt sie Carlos und ignoriert Vincenzos böse Miene.

„Ich bin hier geboren, ich lebe hier und hier will ich auch sterben“, lächelt Carlos und seine Augen blitzen dabei.

„Vincenzo hat zwar jede Menge Bücher gelesen, aber vielleicht kannst du uns empfehlen, was man unbedingt sehen muss. Wir haben leider nur 4 Tage und die auch nicht komplett. Es sind noch Proben“, bedauert sie.

„Das ist nicht viel Zeit. Welche Bücher hast du denn gelesen, Vincenzo?“, wendet sich Carlos an ihn.

Er fühlt sich befangen und kann den Blickkontakt nicht halten. Seine Schwester schafft es immer, sie in die unmöglichsten Situationen zu bringen.

Siena kommt der Gedanken, die beiden eine Weile alleine zu lassen und erkundigt sich nach einer Toilette.

„Paolo zeigt dir den Weg und wartet“, gibt Carlos ihm einen Wink und dankt im Stillen für diese Gelegenheit.

Als sie zwischen den Touristengruppen verschwunden sind, deutet er auf eine Bank in der Nähe und sie setzen sich. Carlos mustert den Jungen aufmerksam, der sich unter seinem Blick windet.

„Im Herzen ein Spanier?“, amüsiert er sich. „Das gefällt deinem Vater und vor allem Morpheus ganz sicher nicht.“ Vincenzo sieht erschrocken auf. Die letzte Krume Hoffnung, dass Carlos nicht weiß, wer sie sind, ist dahin.

„Vincenzo Tagili. Es ist schön dich kennenzulernen. Ich habe nur nicht gehofft, dass es schon so bald sein wird. Paolo hat mir von eurer Ankunft erzählt. Weiß deine Schwester, wer ich bin?“ „Ich bin mir nicht sicher, aber sie weiß, dass es Probleme mit den Katalanen gibt“, versucht er es diplomatisch.

Carlos bricht in schallendes Gelächter aus und erntet warnende Räusperer. Er hat ganz vergessen, dass sie in einer Kirche sind.

„Probleme gibt … ist eine gute Umschreibung für Erzfeinde“, lacht er weiter, aber deutlich leiser. „Ich frage mich, was Jacopo von eurem Ausflug hält? Seine Spione sind uns sicher schon auf den Fersen. Wir werden einen netten Tag zusammen verbringen. Entweder seid ihr sehr mutig oder total durchgeknallt.“ „Ein wenig von beidem.“

Wieder muss Carlos lachen. „Stimmt es was Siena behauptet? Liebst du Spanien?“, fragt er neugierig.

„Kann sein!“, antwortet er verlegen.

„Nein, es ist so. Wirklich! Vincenzo ist immer so bescheiden“, lacht Siena, die gerade zurück ist. „Zeig doch mal die Bücher, Vincenzo. Dann kann Carlos uns zeigen, was wir sehen müssen“, fordert sie ihren Bruder auf.

„Ich habe noch eine bessere Idee. Ihr schenkt mir mehr als diesen einen Tag und ich lege euch dafür Barcelona zu Füßen“, schlägt er mit leuchtenden Augen vor. „Für heute beginnen wir mit der Kirche und sehen uns später, bei einem guten spanischen Essen, deine Bücher an.“

Die Zwillinge schweigen und suchen Augenkontakt.

Vincenzo nickt kaum wahrnehmbar und Siena stimmt Carlos Vorschlag zu.

Wunderbar, geht es ihm durch den Kopf. Die Tagili-Zwillinge in Barcelona. Er betrachtet Siena und fragt sich, ob die Gerüchte, die er gehört hat, gar keine sind. Konnte es sein, dass dieses lebensfrohe, offene Mädchen mit so einer dunklen Gestalt wie Matthew Bonetti zusammen ist? Schwer vorstellbar!

Sie stehen auf und Carlos beginnt seine Ausführungen. Er erzählt über die Geschichte und den Erschaffer der Sagrada Familia.

„Manche bezeichnen Gaudi als Genie und manche als Wahnsinnigen, aber wer weiß schon so genau, wo das eine endet und das andere anfängt.“ „Was für ein faszinierendes Bauwerk. Es wirkt wie eine Kleckerburg und jedes Detail ist sehenswert“, wirft Siena begeistert ein.

„In Rom hat Michelangelo die Decke der Sixtinischen Kapelle mit Fresken zu einem Kunstwerk gemacht und hier entsteht ein 3D Puzzle gigantischen Ausmaßes“, fügt Vincenzo mit staunenden Augen hinzu.

„Und sie wird immer noch einzig nach Gaudis Skizzen und Modellen erbaut. Er betrachtete jedes seiner Werke als Gesamtkunstwerk und entwarf auch jedes Detail selbst“, erzählt er erfreut über das geweckte Interesse.

Wie schön es ist, diesen beiden Kindern beim Staunen zuzusehen. Sie haben ihn im Sturm erobert und es ist ihnen nicht einmal bewusst.

„Ich wünschte, Matthew könnte das sehen“, sagt Siena in Gedanken und Carlos schüttelt ungläubig den Kopf. Hat er richtig gehört?

Ein Blick zu Vincenzo lässt ihn zusammenschrecken. Der Junge beobachtet ihn und er fühlt sich ertappt.

„Sie ist sein Mädchen!“, flüstert er und Carlos hat das Gefühl, dass es eine Warnung ist.

Zwei Stunden später verlassen sie schweren Herzens die Kirche.

„Wollt ihr noch die Außenfassade sehen? Sie ist einen Blick wert.“ „Einen Blick wert?“ Siena sieht ihn entgeistert an. „Sie ist unbeschreiblich schön. So liebevoll entworfen und erschaffen. Samt den drei christlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe!“ „Nun, es gibt auch kritische Stimmen, die behaupten, die Kirche sei überladen und füge sich nicht in das Stadtbild. Ich finde, dass sie einzigartig ist. Ein Wunder, so wie das Leben selbst“, sagt Carlos und denkt dabei an sein kleines Mädchen.

„Wir sollten etwas essen. Mein Fahrer wartet dort“, deutet er auf eine dunkle Limousine. Die Zwillinge steigen, ohne zu zögern, ein und lassen sich von ihm mitnehmen.

Vor einem kleinen Restaurant steigen sie aus und Siena entfährt ein Laut des Entzückens. Es liegt etwas oberhalb der Stadt und man kann bis zum Meer sehen. Die eben besichtigte Sagrada Familia hebt sich deutlich ab.

„Was ist das für ein grüner Streifen, da vorne in der Nähe vom Wasser?“, fragt sie neugierig. „Das ist La Rambla. So eine Art Promenade mit zahlreichen Restaurants, Shops, Theater und Ständen für Kunst, Blumen oder anderen Kram. Am Sonntag kommen noch die Antiquitätenmärkte hinzu und man hat das Gefühl, als würde sich die gesamte Stadt in einen Markt verwandeln“, erklärt Carlos geduldig.

„Fahren die Gondeln immer über die Stadt?“, fragt Vincenzo mit Blick auf die kleinen Kabinen. „Immer! Wir schreiben es auf die Liste“, lacht er. „Aber jetzt lasst uns hineingehen. Wir können uns ans Fenster setzen, damit ihr euch in Ruhe alles ansehen könnt.“

Das kleine Restaurant ist liebevoll mit vielen Details rund um Spanien dekoriert. Carlos wird wie ein alter Bekannter begrüßt und führt sie zu einem Tisch am Fenster. Er bestellt, ohne vorher einen Blick in die Karte zu werfen, für alle.

„Hast du von jedem etwas bestellt?“, kichert Siena. Als er sie verständnislos ansieht, erklärt sie: „So hat es Matthew damals in Rom gemacht, als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin.“ Carlos nickt und bittet sie ein wenig von Sizilien zu erzählen.

Als das Essen kommt, hat Siena ihm ihre Insel in den schönsten Farben beschrieben. Von der Familie hat sie nichts erwähnt.

„Das war alles megalecker“, bedankt sich Vincenzo nach dem Essen und lehnt sich zufrieden zurück. Carlos sieht zu Siena und hebt fragend eine Augenbraue.

„Italienische Küche finde ich besser, aber es war okay“, meint sie und kann sich das Lachen über seinen kritischen Gesichtsausdruck kaum verkneifen.

„Wollen wir deine Bücher ansehen, Vincenzo?“, wendet sich Carlos an ihn. Er greift in seinen Rucksack und zieht den ersten Band heraus. Er ist über Gaudi.

„Und das hast du gelesen?“, staunt Carlos. Vincenzo bestätigt und dann beginnen die beiden eine rege Unterhaltung über Casa Mila und den Park de Güell. Seine anfängliche Befangenheit ist verschwunden und er unterhält sich ganz ungezwungen mit Carlos und Paolo.

Siena bringt sich nur selten ein. Ihr Blick ist in der Ferne und sie fragt sich, was Matthew gerade tut.

Auf dem Weg zum Hotel machen sie eine kleine Stadtrundfahrt und Carlos verschafft ihnen einen groben Überblick.

„Wann darf ich euch morgen abholen?“ Sie vereinbaren eine Zeit und die Zwillinge verschwinden im Hotel.

Er stellt ein paar Leute ab, die das Hotel überwachen und fährt nach Hause. Einen Tag kennt er diesen Jungen erst und liebt ihn wie einen Sohn. Den Sohn, den er nie hatte.

Signor Asketo kommt ihnen entgegen.

„Hey, ihr zwei. Schön, dass ihr pünktlich seid. Könntet ihr bitte noch euren Vater zurückrufen, bevor ihr zum Essen kommt. Ich habe vor einer Stunde mit ihm gesprochen.“ „Hat er etwas auf dem Herzen?“, fragt Siena mit einem mulmigen Gefühl. „Er wollte nur wissen, ob wir gut angekommen sind und euch nochmal kurz sprechen“, antwortet er bereits auf dem Weg zum Speisesaal.

In ihrem Zimmer atmet Siena noch einmal tief durch und sieht Vincenzo an. Dann hebt sie den Hörer ab und wählt die Nummer ihres Vaters. Es klingelt nur zweimal.

„Ciao Papa. Hier sind Siena und Vincenzo. Wir…“, weiter kommt sie nicht.

„Was fällt euch ein einfach abzuhauen? Siena, verdammt nochmal. Dass du verrückt bist, weiß ich inzwischen, aber dein Bruder. Geht es euch gut? Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Martinos Stimme klingt sauer, aber auch besorgt.

„Es geht uns gut und wir haben schon die Sagrada Familia besichtigt. Echt toll“, erzählt Siena unbeeindruckt von der Schimpftirade. „Sollen wir zurückkommen?“

„Ist Vincenzo auch da?“, fragt er anstelle einer Antwort und sie gibt den Hörer weiter.

„Papa“, sagt ihr Bruder vorsichtig und hält den Hörer ein Stück weg.

„Vincenzo, verdammt nochmal. Ich habe dich für vernünftiger gehalten.“ „Ich konnte nicht anders“, sagt er schlicht und Martino versteht sofort.

„Pass bitte auf deine Schwester auf. Lass sie nicht alleine. Nie! Hörst du?“ „Dann dürfen wir bleiben?“, hakt Vincenzo nach. „Jacopo hält das für das Vernünftigste. Ich bin mir da noch nicht so sicher, aber er muss es schließlich Matthew erklären“, sagt Martino und wirft Jacopo einen schadenfrohen Blick zu.

Die beiden Geschwister sehen sich sprachlos an.

„Wir dürfen bleiben?“, fragt Siena, um sich zu vergewissern, dass sie es richtig verstanden hat. Vincenzo nickt und sie fällt überwältigt aufs Bett.

… Sizilien …

„Ich hoffe, du behältst Recht“, meint Martino trocken. „Und überlebst Matthews Wutausbruch.“

Jacopo lacht nur in sich hinein und denkt an die Informationen, die er vor wenigen Minuten erhalten hat.

„Er ist ein guter Junge und immer so brav“, sagt er sanft. „Deine Tochter allerdings …“ Er führt den Satz nicht zu Ende. „Ich frage mich, wo sie das Rebellische herhat? Von dir jedenfalls nicht“, überlegt Jacopo laut und beobachtet ihn genau.

Aber er reagiert nicht. Seine Gedanken schweifen mehr als 18 Jahre zurück nach Siena, der hübschen Stadt in der Toskana.

… Barcelona …

Der Vormittag des nächsten Tages steht im Zeichen von Proben und Signor Asketo ist zufrieden mit seiner Gruppe. „Ihr seid bereit, um die Bühne zu rocken. Wir lassen die Proben morgen aus, damit ihr eure Stimmen schonen könnt und fahren in zwei Tagen zum Soundcheck auf die große Bühne“, teilt er die Pläne mit. Als er endet, schnattern alle durcheinander und bilden Grüppchen.

Siena und Vincenzo stehen unbeteiligt daneben und sehen zur Tür, als sie sich endlich öffnet und Carlos hereinkommt. „Hola, meine Kleinen“, begrüßt er sie mit Küsschen. „Habt ihr eurem Lehrer schon Bescheid gegeben?“ Vincenzo und Siena sehen ihn mit großen Augen an.

„Na, ihr wolltet doch zu mir ziehen, solange ihr in Barcelona seid. Wir sehen uns doch so selten“, sagt er bedauernd.

Sienas Gesicht hellt sich sofort auf. „Das haben wir gestern total vergessen. Darum hat Papa angerufen, aber vergessen es bei Ihnen zu erwähnen. Er wollte sie noch zurückrufen, Signor.“ Sie sieht ihren Lehrer er-wartungsvoll an.

„Ich war noch in der Sauna. Ich schreibe mir rasch Namen und Adresse eures Bekannten aus seinem Ausweis ab und dann könnt ihr los. Die Einwilligung liegt ja vor.“

Carlos reicht ihm seine Papiere und Signor Asketo macht sich Notizen.

„Die hier steht nicht im Ausweis“, sagt er, als er seine Papiere zurückbekommt und reicht ihm eine Telefonnummer.

„Ich bin rund um die Uhr erreichbar, solange die beiden in meiner Obhut sind. Ich war mir nicht sicher wie viele Mitglieder ihre Gruppe hat. Ich hoffe 20 Karten reichen?“

Signor Asketo ist irritiert. „Bitte, ich verstehe nicht? Wofür?“ „Sagrada Familia! Es sind Eintrittskarten ohne Wartezeit. Einfach, wann immer sie wollen, direkt zur Kasse gehen und vorzeigen“, erklärt er.

„Aber Signor ...“ er liest kurz in seinen Notizen „Santini. Das können wir doch nicht annehmen.“ Er ist völlig perplex. „Aber nicht doch. Es ist nur eine kleine Geste. Anschließend unbedingt mit den Gondeln fahren.“

Carlos wendet sich an die Zwillinge.

„Holt rasch eure Sachen und dann nichts wie los. Barcelona wartet und es gibt viel zu sehen.“

In Sienas Kopf wirbelt alles durcheinander. Carlos Santini! Sie kann ihr Glück kaum fassen. Jerseys Papa spielt für sie den Stadtführer. Keine 5 Minuten später stehen sie am Ausgang neben ihm.

„Habe ich gar nicht mitbekommen, dass Papa sowas erlaubt haben soll“, meint Vincenzo verschmitzt und Siena lacht. „Er ist bestimmt selbst ganz überrascht. So wie damals, als wir vom Zuckerhut aus angerufen haben.“ Carlos sieht horcht interessiert zu.

„Meint ihr den in Rio de Janeiro?“ „Logo!“, freut Siena sich bei den Erinnerungen daran und Vincenzo fasst für Carlos kurz zusammen.

„Ihr seid ja richtige, kleine Rebellen“, lacht er am Ende Tränen.

„Was machen wir heute? Der halbe Tag ist schon verloren“, fragt Siena ungeduldig.

„Erst eine große Stadtrundfahrt, dann eine kleine Pause, später die Kathedrale und zum Schluss fahren wir zu mir. Morgen machen wir den Park unsicher und die Seilbahn. Wie findet ihr das?“, sieht er erwartungsvoll zu den beiden.

„Super!“ „Sehr schön. Paolo begleitet uns. Dann fange ich mit ein paar Randdaten über Barcelona an. Oder langweilige ich euch damit?“ „Nein, auf keinen Fall“, sagt Vincenzo sofort. „Er ist wie ein Schwamm und saugt alles auf, was du sagst“, zieht Siena ihren Bruder auf und er schneidet ihr eine Grimasse. Carlos mag diese Liebe zwischen den Geschwistern, ihre enge Verbundenheit und beginnt.

„Die Stadt wurde etwa 100 v. Chr. von den Römern gegründet. Immer diese Italiener“, zwinkert er den beiden zu.

„Wir sind uns gar nicht so unähnlich in unserer Geschichte“, meint Vincenzo nachdenklich, als Carlos eine Pause macht. Dieser schmunzelt und erzählt weiter.

„Heute ist Barcelona nicht nur eine Millionenmetropole und die Hauptstadt Kataloniens, sondern auch Trendschmiede und Kulturhochburg. Sie bildet mit ihrem Verbund aus den verschiedenen Epochen ein faszinierendes Gesamtkunstwerk.“

Die beiden können ihre Augen gar nicht schnell genug umherfliegen lassen, so vielfältig ist diese lebendige Stadt. An jeder Ecke gibt es etwas anderes, aufregendes, neues zu entdecken.

„Catania ist gradlinig und düster. Sie ist vom Ätna geformt. Rio de Janeiro ist noch jung und mit ihrer großen Pflanzenvielfalt grün. Aber diese Stadt ist ein Bauwerk in dem jeder etwas hinzugefügt hat, ohne das Alte dabei zu zerstören“, sagt Siena bewundernd. Carlos freut sich über dieses Kompliment.

Zwei Stunden und viele neue Eindrücke und Informationen später hält der Wagen direkt vor einem kleinen Restaurant am Meer. Sie wählen einen Platz am Fenster und er empfiehlt den Fisch. Das kleine Restaurant ist nicht überlaufen und es herrscht eine angenehm ruhige Atmosphäre.

„Wie schön ruhig es hier ist. In Sizilien wird sehr viel geredet und gestuliert. Ich mag auch diese Seite. Es heißt, wenn ein Italiener länger als 5 Minuten nichts sagt, glaubt er, dass er tot ist“, bemerkt Siena.

„Spanier reden auch sehr viel, aber es gibt durchaus Zeiten, in denen ich die Ruhe bevorzuge“, erzählt Carlos.

„Dann würdest du dich fabelhaft mit Jacopo verstehen“, meint Siena abwesend und er starrt sie mit offenem Mund an.

Das Essen duftet herrlich und es schmeckt ebenso fabelhaft. Als Carlos seinen Kaffee trinkt, sieht sie übers Meer.

„Denkst du wieder an ihn?“, fragt Vincenzo besorgt, aber Siena schüttelt den Kopf.

„Ich denke gerade daran, wie schön Barcelona ist und wie schön es wäre, wenn wir öfter herkommen könnten.“ „Ihr Herz schlägt bald für Spanien“, meint Carlos grinsend.

„Nein, sie ist Sizilianerin durch und durch!“

Zur Kathedrale ist es ein Stück zu Fuß und Paolo setzt sie in der Nähe ab.

„Hier will ich eines Tages heiraten“, sagt Vincenzo spontan, als sie vor dem Bau im gotischen Stil stehen.

„Da wäre ich gerne dabei“, lädt Carlos sich sofort ein und Siena kichert. „Wenn meine Freundin Jersey heiratet, können wir alle herkommen.“

Carlos stoppt und mustert sie. Jersey? Doch nicht etwa seine Jersey. Er kramt in seinem Gedächtnis und tatsächlich. Er hat im vergangenen Sommer einen Brief für sie aufgegeben. Er war an ein Postfach in Sizilien adressiert, aber zu Händen einer Siena. Er fängt an zu lachen. Siena Tagili, denkt er und kann sich nicht beruhigen.

„Entschuldigt. Ich habe mir nur das Gesicht eures Vaters vorgestellt, wenn Vincenzo hier heiratet“, begründet er seinen plötzlichen Anfall von Heiterkeit. Aber Siena kann er damit nicht täuschen.

Der Innenbereich der Kathedrale steht der Schönheit ihrer Außenfassade in nichts nach. Buntglasfenster, Stuckarbeiten, Madonnenfiguren und Holzschnitzarbeiten verleihen dem Raum eine andächtige Atmosphäre.

Es sind nur wenige Touristen unterwegs und Carlos flüstert leise, dass sie alle an der Sagrada Familia anstehen.

Carlos Haus liegt in einem ruhigen Stadtviertel, aber trotzdem nicht abgelegen.

Sie sitzen gemeinsam im Wintergarten und die Zwillinge trinken Kakao. Carlos trinkt Wein und mustert Siena.

„Weißt du, wer ich bin?“ Sie lässt sich mit der Antwort Zeit. „Du bist Carlos Santini. So steht es in deinem Ausweis, richtig?“ Er schmunzelt und beobachtet Vincenzo der unruhig in seinem Sessel herumrutscht.

„Unsere Familie würde ihn als unseren Feind bezeichnen“, erklärt er.

„Wenn sie sich ein wenig Mühe geben würden, könnten sie Freunde sein“, meint Siena säuerlich und ihr Bruder nickt zustimmend. Carlos ist sehr erstaunt über die unerwartete Sympathiebekundung.

„Ist Morpheus wirklich so schlimm wie sein Ruf?“ „Nein, er ist sogar noch schlimmer. Er kann aber auch sehr lieb sein. Matthew sagte mir, dass man so wird oder stirbt.“ Siena nippt wieder an ihrer Tasse.

„Matthew! Dein Freund? Der Gedanke, dass ihr ein Paar seid, ist für mich unvorstellbar. Wenn nur die Hälfte von dem was ich gehört habe, wahr ist, was er gemacht hat und macht, wird mir schon schlecht“, sagt Carlos.

„Alles ist wahr“, gibt Vincenzo nüchtern zurück. „Aber Siena und er, das ist etwas anderes. Sie sind füreinander bestimmt, wenn es so etwas gibt. Wenn er hier wäre, wüsstest du, was ich meine.“ Carlos wirkt nachdenklich, als sie sich zur Nacht verabschieden.

„Guten Morgen ihr Schlafmützen“, begrüßt er sie munter. „Buongiorno! Sieht lecker aus, was du da gezaubert hast.“ Siena bewundert den Frühstückstisch. „Nicht ich, sondern meine treue Milla.“

Sie schlemmen sich durch die dargebotenen Speisen. Carlos beobachtet die beiden und denkt einmal mehr, wie viel Leben sie in so kurzer Zeit in sein Dasein gebracht haben.

Plötzlich vermisst er seine Tochter schmerzlich und wenn es ihr in dem Internat nicht so gut gefallen würde, hätte er sie längst nach Hause geholt.

„Wir wären dann soweit“, holt Siena ihn zurück und vertreibt die schwermütigen Gedanken. Er erhebt sich und freut sich auf den neuen Tag mit den Tagili Zwillingen.

Der Parkplatz des Park de Güell ist nur mit zwei Bussen besetzt, aber Carlos meint, dass es auch im Februar einige mehr werden sollten. Paolo begleitet sie auch an diesem Tag und er wechselt sich mit seinen Erklärungen mit ihm ab.

„Antonio wäre definitiv begeistert. Schade, dass er nicht hier ist“, bedauert Siena ein wenig. „Aber vielleicht gibt es einen Kunstband, den wir ihm mitbringen können?“

„Einen Ausgezeichneten! Aber wer ist Antonio?“, ist Carlos Interesse geweckt.

„Onkel Sandro und er sind ein Paar“, erklärt Vincenzo kurz.

Carlos hat schon von Alessandro gehört, aber, dass der begabte Arzt ihr Onkel ist, ist ihm neu.

„Onkel?“ „Er ist der Bruder unseres Vaters und hat moosgrüne Augen“, schwärmt Siena, als sie an das tiefe Grün denkt. „Das Grün scheint wohl öfter in eurer Familie vorzukommen.“

Sie spazieren weiter und Paolo erklärt, dass der Park Bau und Natur in Vollkommenheit vereint. Es erweckt den Eindruck, dass alles direkt aus dem Boden gewachsen zu sein scheint. Sogar freilebende Papageien gibt es.

Als sie einen Punkt erreichen, von dem aus man über die Stadt bis hin zum Meer sehen kann, seufzt Vincenzo traurig. „Ich würde gerne im Sommer noch einmal wiederkommen.“ Siena freut sich, als sie Carlos grübelnden Blick bemerkt. Ob er überlegt, wie er Vincenzo diesen Wunsch erfüllen kann?

„Seht ihr die beiden Pavillons? Sie sind auf nahezu jeder Postkarte der Stadt und die Echse mit den vielen Mosaiken ist das Wahrzeichen Gaudis“, erklärt er stolz.

„Du trägst auch eine Echse“, stellt Siena fest und deutet auf einen seiner Ringe.

„Sie ist Teil meines Familienwappens. Du jedoch, trägst das Wappen der Bonetti und das ist in Spanien sehr mutig“, meint er vielsagend. Sie greift schnell nach dem Anhänger, aber Carlos beruhigt sie, dass ihr keine Gefahr droht, solange sie seine Gäste sind.

„Wie kommst du dazu?“, fragt er nachdenklich. „Die drei haben ihn mir zu Weihnachten geschenkt. Damals wusste ich noch nicht einmal, dass der Mann aus Rom Matthew ist.“ „Welche drei? Morpheus, Matthew und dein Vater?“ „Nein Jacopo. Sandro hat Ostern einen Ring von ihm bekommen.“

Carlos taumelt zurück und ihm stockt der Atem.

„Jacopo Bonetti“, krächzt er ungläubig. Nur die Blutlinie der Bonetti trägt diesen Ring.

„Wen meinte sie mit Sandro?“, wendet er sich an ihren Bruder, da sie sich bereits dem ersten Pavillon zugewandt hat.

„Onkel Alessandro. Jacopos Sohn“, erklärt dieser. „Deine Schwester weiß noch sehr wenig von Riten und Traditionen deiner Familie.“ Vincenzo zuckt mit den Schultern.

„Darum ist sie so mutig und verrückt. Sie soll langsam herangeführt werden, weil sie aus einer anderen Welt kommt und von unserer erst die Hülle angekratzt hat.“

Carlos schüttelt den Kopf. Mutig und verrückt oder leichtsinnig und unvorsichtig, denkt er. Eine lebensgefährliche, wenn nicht am Ende tödliche, Kombination.

Sizilien ist gefährlicher, als er angenommen hat. Matthew hat zwar offiziell die Leitung der Familie übernommen, aber sein Vater steht noch über ihm. Das der alte, schlaue Gangster noch einen weiteren Sohn hat, noch dazu mit grünen Augen ist äußerst interessant!

Sie verbringen den gesamten Vormittag im Park und erst als ihre Mägen anfangen zu rebellieren, machen sie sich auf dem Weg in die Stadt.

„Hier schlendern Leute aus allen Nationen Seite an Seite durch die Stadt und die Händler sind relaxt“, stellt Siena erfreut fest.

„Die Stadt ist am Puls der Zeit, ohne ihre historischen Wurzeln zu vergessen. Davon ist Sizilien noch weit entfernt. Hier fühlt man sich nicht wie ein Ausländer oder Tourist. Man fühlt sich als Teil des Ganzen“, lässt Vincenzo Carlos für einen Moment an seinen tiefsten Gefühlen teilhaben.

„Das sind die schönsten Komplimente, die ich je über meine Stadt gehört habe“, sagt er gerührt.

„Wer hat Lust shoppen zu gehen?“, fragt Carlos fröhlich, als sie sich vom Essen erheben, erhält aber zu seinem Erstaunen nur lange Gesichter.

„Es muss aber sein und wir sind auch ganz schnell fertig, wenn ihr nicht so wählerisch seid“, lacht er.

Sobald sie mit ihm ein Geschäft betreten, überstürzen sich die Inhaber förmlich. Siena muss kichern und Carlos hebt fragend die Augenbraue.

„Das ist jetzt fast wie zu Hause. Nur das die Begleitung hier Santini heißt und nicht Bonetti. Es gibt doch einige Parallelen zwischen euch.“

Carlos amüsiert sich bei der Vorstellung, wie die Bonetti und er sich um die Zwillinge streiten, wer mit ihnen shoppen gehen darf. Und am Ende haben die zwei gar keine Lust.

Zur Belohnung für ihre Kooperation beim Einkaufen machen sie zum Abschluss des Tages eine Fahrt mit der Seilbahn. Es ist ein besonderes Erlebnis, die Stadt von oben zu sehen und viele Bauwerke wie in einem großen Puzzle wiederzufinden.

„Das war ein herrlicher Tag“, sagt Siena und gähnt, als sie schließlich im Auto sitzen. Dann lehnt sie sich zurück und ist nach kurzer Zeit eingeschlafen.

„Was meinst du, sollen wir sie schlafen lassen?“, fragt Carlos Vincenzo, als sie am Haus halten. Dieser nickt und Carlos trägt sie zum Bett.

„Das Ausziehen übernimmst du, aber, falls du noch Lust auf einen Kakao hast, ich bin unten“, sagt er und entfernt sich leise aus dem Zimmer.

Vincenzo entkleidet seine Schwester so gut es geht und deckt sie zu. Er gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und murmelt ein leises danke, bevor er sich auf den Weg nach unten macht.

Carlos erwartet ihn bereits mit einer dampfenden Tasse. „Kakao?“ „Gerne“, bedankt sich Vincenzo und nimmt die Tasse. Die beiden reden noch viele Stunden über die Zukunft, Träume, Familie und alles, was ihnen in den Sinn kommt. Das Gespräch beruht auf der Basis von Vertrauen und ein Beobachter könnte meinen, es handele sich um Vater und Sohn.

Kapitel 2

Siena hat eine traumlose Nacht verbracht und setzt sich am nächsten Morgen gut gelaunt und ausgeschlafen neben Carlos an den Frühstückstisch.

„Buongiorno! Vincenzo pennt noch. Begleitest du uns heute Abend?“ „Definitiv. Dieses Ereignis lassen ich mir nicht entgehen und außerdem fühle ich mich für euch verantwortlich, solange ihr hier seid“, stimmt er zu und zwinkert schelmisch.

Solange wir hier sind, denkt sie und sieht aus dem Fenster. Nach dem Wettbewerb würde es Abschied nehmen heißen und sie freut sich unbändig auf Sizilien und vor allem auf Matthew. Andererseits knüpfen Vincenzo und Carlos gerade zarte Bande. Sind diese schon stark genug?

Carlos Blick ruht auf ihr und er fragt sich, was in diesem hübschen Kopf vorgeht, als sie es ausspricht.

„Ich frage mich, ob wir nicht noch ein wenig länger bleiben können.“ Als er seine Augenbrauen fragend hebt, lächelt sie verlegen.

„Wir haben erst so wenig gesehen und Vincenzo würde es auch wollen.“ „Ihr seid meine Gäste, solange ihr möchtet“, gibt er sich gelassen, obwohl er innerlich vor Anspannung fast zerreißt.

„Das ist lieb von dir und wenn Papa ja sagt, verlängern wir noch ein paar Tage.“ Er bleibt skeptisch und runzelt seine Stirn. „Deine Familie soll dem zustimmen?“ „Nur Papa“, meint sie zuversichtlich und er lacht.

„Ich verstehe jetzt, warum Jersey dich so unendlich liebhat und ich bin froh, dass sie meine Freundin ist“, meint Siena eine Weile später. Sie waren beide in ihre eigenen Gedanken versunken, aber bei ihren Worten wird er hellhörig.

„Sie hat von einem Mädchen gesprochen, das nur ein paar Monate im Internat war und ein paar Jahre älter ist, als Virginia und sie. Aber mit keinem Wort erwähnte sie deinen Namen oder die Auffälligkeit deiner Augen. Es kam mir nur in den Sinn, weil ich letzten Sommer einen Brief für sie an ein Postfach nach Sizilien schicken sollte und dieser Brief an eine Siena adressiert war.“ „Ich war ein paar Monate in der Schweiz im selben Internat wie sie und habe sie im Chor kennengelernt. Morpheus wollte mich damals möglichst schnell wegsperren und trennte mich von meinem Bruder, kurz nachdem ich ihn gefunden habe. Ich hatte so einen Hass auf ihn“, erzählt Siena ruhig. „Verrückterweise mag ich ihn jetzt.“

„Wissen die anderen über Jersey und dich …“, wagt er seinen Satz nicht zu beenden.

„Nein, nur Matthew erkundigte sich mal, aber da Jersey Raminez heißt, hat er das Thema fallen lassen. Bitte sag Vincenzo auch nichts davon.“ „Unser Geheimnis“, nickt er zustimmend und die Vorstellung gefällt ihm.

„Ich muss ein paar Sachen erledigen. Du kannst dich gerne bei den Büchern bedienen“, sagt er und steht auf.

Sie nickt und sieht aus dem Fenster. Er bleibt noch eine Weile an der Tür stehen, um sie zu beobachten. Dann macht er sich auf den Weg in sein Büro. Er hat das Gefühl, dass sie bald jemanden vom Flughafen abholen müssen und es gibt viel zu organisieren.

Drei Stunden später erscheint Vincenzo und setzt sich zu ihr. Sie ist gerade in ein Buch vertieft und bemerkt ihn erst, als er sie anspricht.

„Morgen früh müssen wir zurück nach Sizilien“, bedauert er. Ihr Bruder hat nicht nach Hause gesagt und sie horcht auf. „Würdest du lieber bleiben?“ „Haben wir eine Wahl?“ „Ich habe mal gehört, dass man immer eine Wahl hat“, sagt sie geheimnisvoll.

„Das sehe ich genauso“, kommt Carlos lachend zu ihnen. „Gut geschlafen, Vincenzo?“ „Sehr gut sogar.“ „Dann lasst uns essen und anschließend bringe ich euch zum Soundcheck, bevor euer Lehrer noch einen Anfall von Verzweiflung durchleidet“, fordert er sie gut gelaunt auf.

Seine positive Energie steckt die Zwillinge an.

Ihre Gruppe ist vollständig versammelt und schnattert aufgeregt durcheinander.

Signor Asketo begrüßt sie und bedankt sich noch einmal bei Carlos für die Tickets. Die Sagrada Familia ist ein einzigartiges Bauwerk und er hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen anstehen. Ohne Carlos Großzügigkeit hätten sie fast 4 Stunden auf Einlass warten müssen.

Bevor sie zur Bühne starten und die Show beginnt, verabschiedet sich Carlos und setzt sich in die Ränge.

Die Breakdancer, der Chor und die kleine Klassikeinlage stoßen auf große Zustimmung und die Schule setzt sich schnell in den Top 3 fest.

Als Siena und Vincenzo zum Abschluss ein Duett singen, hält die Halle die Luft an. Der letzte Ton ist schon längst verklungen, als tosender Beifall aufbraust und es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen hält.

Am Ende kann es nur einen Sieger geben: Italien!

Nach dem ersten Siegestaumel ist auch Carlos wieder bei ihnen und umarmt sie überschwänglich.

„Für einen Moment war ich Italiener“, beglückwünscht er sie und Siena lacht ausgelassen.

Signor Asketo drängt sich durch die jubelnde Gruppe zu ihnen durch.

„Ich habe vorhin ganz vergessen zu erwähnen, dass euer Vater und Onkel heute Morgen angerufen haben. Sie hatten wohl vergessen, dass ihr bei einem Freund wohnt und waren etwas erstaunt. Ich soll Sie grüßen Signor Santini. Ihr zwei sollt heute noch zurückrufen.“

Die Zwillinge sind seinen Worten aufmerksam gefolgt und nicken.

„Beruhigt, als sie den Namen hörten? Grüßen? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, sagt Vincenzo, als der Lehrer sich umdreht.

„Eine Warnung für mich nett zu euch zu sein“, lacht Carlos. „Sie sind stur und bleiben gefährlich!“

… Sizilien …

„Sieh dir das an, Morpheus. Sind die beiden nicht ein Traumpaar?“, sagt Martino, der sich mit Trixi die Lifeübertragung ansieht, zur Begrüßung. „Wie war der Flug?“

Morpheus starrt auf den Bildschirm und ballt die Hand zur Faust.

„Die hatten nichts, aber auch gar nichts zu lachen in Chicago“, grinst Gianni, als er sich an Morpheus vorbeigeschlängelt hat. „Morpheus war stinksauer und hat jeden noch so kleinen Fehler eiskalt gegen sie verwendet. Ich denke, sie haben es verstanden und Charly ist begeistert. Liebe Grüße übrigens von Priscilla und sie freut sich auf den Tag, an dem sie deine Tochter kennenlernen darf.“

Morpheus starrt immer noch auf den Bildschirm.

„Wo ist Matthew?“, presst er mühsam hervor. „Er sollte jeden Moment eintreffen. In Palermo hat es etwas länger gedauert“, meint Martino vielsagend.

Keine Minute zu früh hören sie Matthews genervtes Gemecker im Flur.

„Solche Arschlöcher. Halten mich wegen nichts und wieder nichts in Palermo fest, aber …“, betritt er den Raum und schluckt alle weiteren Worte, als er auf den Bildschirm sieht. „Siena!“ Er traut seinen Augen nicht. „Sind das Vincenzo und Siena dort im Fernsehen?“

„Der kleine Igel ist in meinen Tresorraum eingebrochen, hat die Pässe geklaut und ist mit Vincenzo nach Barcelona abgehauen“, knurrt Morpheus.

„Darum hat sie das zu mir gesagt“, überlegt Matthew laut. „Dass sie nichts tun würde, um mich zu verletzen.“ Er fühlt sich leicht benommen und setzt sich.

In diesem Moment wird Italien als Sieger verkündet und die Zwillinge jubeln und lachen mit den anderen aus ihrer Gruppe.

Ein italienischer Reporter hat sich zu der Gruppe durchgekämpft und bombardiert sie mit Glückwünschen und Fragen. Alle rufen Grüße an die Familie und die Schule wild durcheinander.

Der Reporter wendet sich an Signor Asketo und die Kamera schwenkt zu ihm herum. Er beantwortet einige Fragen, aber Matthew und die anderen interessiert nur die Szene im Hintergrund.

Carlos Santini empfängt mit weit ausgebreiteten Armen die Zwillinge und hält sie lange fest.

Alle sind so auf den Fernseher konzentriert, dass sie förmlich zusammenzucken, als das Telefon klingelt. Martino nimmt ab und die Zwillinge rufen in den Hörer. Hinter ihnen steht die ganze Gruppe und feiert lautstark.

„Wir haben gewonnen Papa und danke, dass wir noch 10 Tage verlängern dürfen. Du bist der Beste.“ Es ist Sienas Stimme und Martino ist total überrumpelt.

„Also, ich …“, setzt er an und wird sofort unterbrochen. „Wie wir zurückkommen? Kein Problem! Carlos bucht und bezahlt uns den Rückflug. Wir können auch weiter bei ihm wohnen. Danke Papa!“

Martino fängt sich schnell und sagt streng: „Siena, euer Ausflug war lange genug.“

Anstatt einer Antwort ruft Siena: „Papa! Papa, bist du noch dran? Hier ist es so laut und die Verbindung wird schlechter. Wir haben dich so lieb Papa.“

… Barcelona …

Dann legt sie auf und sieht zu ihrem Bruder, der sie kritisch betrachtet.

„Ist nur aufgeschoben, ich weiß! Oder wolltest du nach Hause?“, fragt sie frech. Er schüttelt energisch den Kopf und umarmt sie glücklich.

„Ihr seid tatsächlich verrückt, aber mir soll es recht sein“, lacht Carlos, als er sie wieder in die Arme schließt.

… Sizilien …

„Matthew?“ Morpheus dreht sich um. Sein Bruder ist ungewöhnlich still geworden.

„Ich gehe zu Papa“, antwortet dieser leise. „In Ordnung. Ich komme später nach“, ruft Morpheus ihm hinterher und wendet sich wieder Martino zu.

Aber Matthew hat längst einen anderen Entschluss gefasst, als Carlos Siena umarmt hat. Wenn sie nicht freiwillig nach Hause kommt, dann wird er sie holen müssen. Sie gehört ihm!

Eine Stunde später trifft Morpheus erschöpft bei Jacopo ein. „Ciao Papa! Wie sah Matthew aus? War er okay, als er ging? Die Sache hat ihn ganz schön mitgenommen. Das Haus ist dunkel und ich dachte, er sei noch hier.“ „Matthew habe ich seit 5 Tagen nicht mehr gesehen. Ist er aus Palermo zurück? Weiß er vom Ausflug der Zwillinge?“, fragt Jacopo alarmiert. Morpheus wird übel.

„Nein, das darf nicht sein“, stöhnt er. „Die Zwillinge haben 10 Tage verlängert.“ „Verlängert? Was soll denn der Unsinn? Ich habe die Show gesehen, aber die Zeit ist um“, wird Jacopo sauer.

„Und Matthew ist auf dem Weg zu ihnen“, schlussfolgert er, ohne seinen Vater zu beachten. Dieser wird blass.

„Das kann nicht dein Ernst sein. Auf dem Weg nach Barcelona? Denkt der Junge noch? Hat er vergessen, wer er ist? Die Zwillinge sind die eine Sache, aber Matthew?“

Das Telefon klingelt und Jacopo schüttelt seinen Kopf. „Martino hatte eben einen Anruf aus Catania, dass Matthew vor einer halben Stunde Sizilien verlassen hat. Alleine! Er ist wirklich auf dem Weg nach Spanien.“ Sorgenfalten zerfurchen seine Stirn und Morpheus holt Whiskey.

Eine weitere Stunde später klingelt Morpheus Telefon. „Wo zum Teufel steckst du?“, fährt er den Anrufer an und Jacopo horcht auf. Matthews Antwort ist gefährlich ruhig. „Ich bin gerade in Barcelona gelandet und ich hole mir zurück, was mir gehört. Haltet euch raus. Verstanden?“

„Er ist verrückt geworden!“, stöhnt Morpheus. Es ist lange her, dass Jacopo ihn so hilflos gesehen hat. Er legt seine Hand auf die Schulter seines Sohnes.

„Wir müssen ihm vertrauen! Und den Zwillingen!“

Jacopo steht auf und geht nach draußen. Er setzt sich, obwohl es schon kühl ist, auf seine Bank. Seine Gedanken sind wieder klar und er ist überzeugt, dass die Zwillinge und sein Sohn ihren Weg nach Hause finden werden.

Aber wenn er Siena ständig nachläuft, konnte das andere Folgen haben. Matthew musste mit ihrem Training beginnen. Er würde nach seiner Rückkehr mit ihm darüber sprechen.

Der Anruf, den er vor wenigen Stunden bekommen hat, bereitet ihm mehr Kopfzerbrechen.

Er hat immer noch Kontakte zu seinen alten Freunden und es kann nie schaden, wenn man in allen Geschäftsbereichen auf dem Laufenden bleibt.

Es kursiert das Gerücht, dass jemand 10 Millionen für eine Sexsklavin bietet. Eine Europäerin aus gutem Hause, heißt es! Wer würde diese historische Summe für eine einzige Frau investieren? Und wer ist diese Frau?

… Barcelona …

Es ist bereits nach 22 Uhr, aber sie sind voller Adrenalin und kein bisschen müde.

„Carlos, das ist nicht der Weg zu deinem Haus“, bemerkt Siena aufmerksam und er sieht sie anerkennend an.

„Du bist eine gute Beobachterin und du hast Recht. Wir fahren noch nicht zu mir. Jetzt wo ihr länger bleibt, solltet ihr meine Familie kennenlernen. Und sie euch. Was eignet sich dafür besser als eine Siegerparty?“

Vincenzo ist bei seinen Worten still geworden und Carlos merkt, wie er sich zurückzieht.

„Ich bin die ganze Zeit bei euch und ihr werdet sie mögen“, verspricht er.

Vor einem exklusiven Club steigen sie aus. Sie halten sich dicht bei Carlos, aber das ist, wie sie selbst bald feststellen, nicht nötig.

Jeder will sie zuerst begrüßen, gratulieren und sich vorstellen. Vincenzo steht inmitten der Spanier und strahlt.

Als sie einen kurzen Augenblick alleine haben, nimmt er ihre Hände. „Siena, ich bin Zuhause!“ „Ich weiß!“

Carlos zieht Siena neben sich auf einen bequemen Sessel, während Vincenzo tanzt.

„Ihr seid so anders als Sizilianer. So herzlich und fröhlich“, sagt sie mit Blick zu ihrem lachenden Bruder.

„Mag sein, dass wir eine andere Mentalität haben, aber in vielen Dingen ähneln wir uns. Du darfst dich nicht täuschen lassen.“ „Sizilianer pochen auf ihre Traditionen. Nein, sie sitzen darauf und Neues ist Teufelszeug“, beschwert sie sich. „Traditionen sind wichtig. Man definiert sich darüber. Sie sind gar nicht so verschlossen, wie du glaubst. Du hast sie schon nach wenigen Monaten aufgemischt und daran müssen sie sich erst gewöhnen“, amüsiert er sich.

„Ich vermisse sie. Sie alle, aber vor allem Einen.“ „Er dich auch! Habe ich so gehört. Aber wenn du ihn so vermisst, warum bist du hergekommen und hast auch noch verlängert?“, fragt er neugierig.

„Für Vincenzo. Spanien ist sein Traum und wer weiß, vielleicht wird er eines Tages wahr. Außerdem will ich den Sturköpfen zeigen, dass ihr gar nicht so unnahbar seid, wie sie glauben und vielleicht kann man den alten Hass begraben und nochmal neu anfangen.“

Carlos lacht Tränen und verschluckt sich heftig dabei. „Eine äußerst interessante Herangehensweise, um Todfeinde zu versöhnen. Aber vielleicht gelingt der Versuch tatsächlich. Ich bin jedenfalls nicht abgeneigt. Du hättest aber auch einen Krieg auslösen können. Ob du mir jetzt glaubst oder nicht, die Sturköpfe wollen dich nur beschützen. Du machst sie verwundbar und du hast Einfluss auf sie. Einige Leute macht das nervös.“

Sie setzt zum Protest an, aber Carlos hebt die Hände und gebietet ihr zu schweigen.

„Du machst es ihnen nicht leicht mit dem Schutz, wenn du ständig wegläufst. Die Tatsache, dass du eine Tagili bist und ich möchte „Eine“ betonen, reicht, um dich zu töten.“

Siena rollt eine Träne über die Wange.

„Das haben Papa und Jacopo auch schon gesagt.“

Carlos nimmt ihre Hand. Er hat, kurz nachdem sie im Club angekommen sind, einen Anruf erhalten.

„Ich schätze, dass dein Matthew herkommen und dich holen wird. Er ist zwar das Familienoberhaupt, aber wenn er das tut, hat er sich über die Regeln der Familie gesetzt. Auch das macht einige Leute nervös. Dass Matthew Regeln für dich ignoriert. Er ist auch mit diesen Regeln schon unberechenbar. Ich habe den Eindruck, dass du ihm sehr viel bedeutest. Wie soll er dich schützen, wenn du nicht geschützt werden möchtest?“

Er stellt die Frage in den Raum, ohne eine Antwort zu erwarten. Die Antwort darauf kann Siena sich nur selbst geben.

Carlos hat Recht und sie ist zu oft leichtsinnig. Das Glück ist bisher auf ihrer Seite gewesen, aber sie beschließt das Schicksal nicht länger herausfordern.

„Signor Bonetti! Ein herzliches Willkommen in Barcelona. Wir haben sie bereits erwartet“, empfängt ihn am Flughafenausgang ein schmaler, großer Mann mit tiefschwarzem Haar und maßgeschneiderten Anzug. Er erkennt ihn als Paolo, Carlos rechte Hand und nickt.

Im Hintergrund machen sich vier grimmig aussehende und zu allem entschlossenen Gestalten bemerkbar.

„Ich habe den Auftrag, Sie unversehrt zu ihrer Unterkunft zu begleiten. Haben Sie Gepäck?“

Paolo sieht zu dem kleinen Trolley hinter Matthew und weist einen der vier Männer an, den Koffer zu übernehmen. Ein anderer taste ihn geschickt nach Waffen ab und entwendet sein Handy. Für Außenstehende sieht es wie eine herzliche Begrüßung aus.