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Allie Kinsley

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Beschreibung

"Tag 518 meiner Gefangenschaft. Ich saß noch immer in der elften Reihe. Ganz außen, Fensterplatz. Auch an diesem Tag fielen die Schneeflocken. Dick und schwer, als wollten sie ganz New York unter sich begraben, mich in dieser Uni gefangen nehmen, bis ich unter der dicken, schweren, weißen Schneeschicht erstickte. Okay, maybe war ich heute mal wieder ein wenig melodramatisch und ich saß einfach nur im dritten Jahr in meiner Physikvorlesung, die mich leider so gar nicht die Bohne interessierte." Für Lea ist jedes Traumland besser als der Physiksaal, in dem sie tagtäglich ihre Stunden absitzen muss. Nicht einmal Dr. Hot Clay Davis schafft es, ihr Interesse für Physik zu wecken. Ihre träumerische Art treibt ihn in den Wahnsinn und zieht ihn gleichzeitig magisch an. Als dann noch eine Portion Eifersucht ins Spiel kommt, fliegen die Fetzen, und sie kommen sich näher, obwohl das nur Probleme für beide Seiten bedeuten kann. Dies ist der 4. Teil der "Single Bells"-Reihe. Die vier Bände der »Single Bells«-Reihe spielen zeitgleich in New York während der Weihnachtszeit. In jedem Band geht es um ein anderes Pärchen, sie können also unabhängig voneinander gelesen werden, es gibt aber wiederkehrende Figuren.

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Ähnliche


Liebesroman

Single Bells

Ein Professor zum Verlieben

von Allie Kinsley

Copyright 2019 © by Allie Kinsley.

All rights reserved.

Allie Kinsley

Rotkreuzstr 8

87488 Betzigau

Coverdesign: Hippomonte Publishing e.K.

Covermotive: Hintergrund ©️ by malija, www.bigstockphoto.com (Stockfoto-ID: 280217302); Mann ©️ by IgorVetushko, www.depositphotos.com (Stockfoto-ID: 220727224)

Illustrationen im Buchinnern: Weihnachtsglocken © by Clker-Free-Vector-Images, www.pixabay.com/photos/36241

Korrektorat: SW Korrekturen e.U., www.swkorrekturen.eu

Satz: Hippomonte Publishing e.K.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Epilog

Über die Autorin

Leseprobe aus „Single Bells“ Band 1

Für meine Kolleginnen

Kimmy, Aurelia und Rose

Dafür, dass ihr 2019 zu etwas Besonderem gemacht habt!

Danke!

Kapitel 1

Lea

„Wenn du dich nicht bald konzentrierst, wird er dir den Kopf abreißen“, flüsterte meine Freundin Pixie und holte mich damit zurück aus meinem eigenen kleinen Traumland.

Dort befand ich mich oft. Umgeben von all den Fantasiegebilden, Werwölfen, Vampiren, Mädchen, die durch Raum und Zeit reisen können. Sie alle wollten mir ihre eigene kleine Geschichte erzählen, wollten, dass ich sie niederschreibe, damit der Rest der Menschheit sie lesen konnte.

Doch leider war das alles eben nichts als meine Fantasie. Denn in der Wirklichkeit saß ich in einer Physikvorlesung.

Ja, wirklich. Physik.

Wann immer ich hier saß und die Formeln für Kreisbewegungen oder noch komplizierteres Zeug sah, drehte sich mir der Magen um. In diesen Momenten ärgerte ich mich darüber, dass ich so schlecht im Neinsagen war. Ansonsten hätte ich meinen Eltern einfach sagen können, dass ich wirklich nicht der Typ für ein Physikstudium war.

Doch es war unsinnig, darüber nachzudenken. Ich wollte sie nicht enttäuschen, würde es niemals wollen, also blieb mir nichts anderes übrig, als in ihre Fußstapfen zu treten und ebenfalls eine steile Karriere in der Physikbranche hinzulegen.

Na ja … meine würde wohl eher sehr flach werden, sofern ich nicht irgendwann meine Leidenschaft für all dieses mathematische Gebrabbel entwickeln würde.

Für mich klang Physik immer eher nach: Wenn drei Pudel im Kreis rennen, wiegt das passende Quadrat dazu drei Lichtjahre.

„Lea!“, zischte Pixie.

Blinzelnd wandte ich mich ihr zu, bewunderte ein weiteres Mal ihre kurzen lila Haare und ihre feinen Gesichtszüge.

Pixie könnte die Heldin in meinem nächsten Roman sein. Genau so, wie sie war, mit ihrer frechen Art und dem vorlauten Mundwerk.

Pixie war so anders als ich. Wo ich mich in meiner Fantasie verlor, war sie in der Physik zu Hause. Ich war eher der stille Typ, während sie sich kein Blatt vor den Mund nahm. Eigentlich passten wir so gar nicht zusammen. Genauso wie der Rest unserer kleinen Truppe. Auch Bailey und Jamie waren nicht auf den Mund gefallen, immer geradeheraus und standen mit beiden Beinen im Leben. Und ich … Nun, ich wusste gar nicht so genau, warum ich in die Truppe tougher Mädels gerutscht war.

Ich war ruhig, introvertiert, verträumt und …

„LEA!“, zischte Pixie erneut.

„Was?“ Blinzelnd drehte ich mich zu ihr und sah sie fragend an.

Immer wieder nickte sie unauffällig auffällig nach vorn, und es dauerte einen Moment, bis ich verstand, was sie mir sagen wollte.

Widerwillig wandte ich mich ebenfalls der Tafel zu. Von dort aus fixierte mich ein äußerst angepisst wirkender Professor Dr. Clay Davis.

Er hatte die muskulösen Arme vor der breiten Brust verschränkt. Für einen Professor und Physik-Nerd war er eindeutig zu gut trainiert, und ich würde ziemlich viel dafür geben, zu erfahren, woran das wohl liegen mochte. Vielleicht war er ein Schwimmer wie der heiße Wassermann aus meinem neuesten Hirngespinst.

Dieser hatte zwar noch keine grauen Strähnen wie Professor Hot, aber selbst das sah an Dr. Davis einfach nur heiß aus, auch wenn ich es nicht gern zugeben wollte.

„Miss Brown, vielleicht schaffen Sie es ja nach der Vorlesung, mir einige Minuten Ihrer Aufmerksamkeit zu schenken.“

Meine Wangen wurden schlagartig rot, was bei meinem blassen Teint leider immer sofort auffiel. In solchen Momenten verfluchte ich meine roten Haare und die weiße Haut mit den vereinzelten Sommersprossen.

Verlegen nickte ich und schielte dann aus dem Augenwinkel zu Pixie, als ich diese verhalten kichern hörte.

„Lass das“, murmelte ich und schämte mich dafür, dass ich wieder einmal nicht mitbekommen hatte, dass Professor Davis mich angesprochen hatte.

Verdammte Traumwelten. Verdammter Schnee, der in so dicken Flocken am Fenster vorbeirieselte, dass man davon fast schon hypnotisiert wurde. Okay, nicht „man“, sondern ich, aber das brachte mich dann auch nicht weiter.

Endlich kündigte das Klingeln der Glocke aus den Lautsprechern das Ende der Vorlesung an.

„Du hast leicht lachen, du Physikass“, knurrte ich meine Freundin an.

Das veranlasste sie leider nur dazu, noch mehr zu lachen.

„Vielleicht würde dir Physik auch leichter fallen, wenn du nicht dauernd aus dem Fenster starren würdest“, antwortete Pixie und packte ihre Unterlagen in die Umhängetasche, die sie immer bei sich trug.

„Wie soll ich nicht, wenn sich da draußen das reinste Winterwonderland bildet, während wir uns hier drin über seltsame theoretische Überlegungen die Köpfe zerbrechen.“

„Vielleicht würden Sie herausfinden, warum sich ein Winterwonderland aus Schnee bildet, wenn Sie die physikalischen Grundlagen verstehen würden. Das würde Ihnen vielleicht auch helfen, Ihre unangebrachte Faszination in den Griff zu bekommen“, warf Dr. Hot ein, der sich mit seinem Knackarsch an das Rednerpult gelehnt hatte.

Wieder wurde ich rot und widmete mich dann eilig dem Einpacken meiner Sachen.

„Wir treffen uns zu Hause“, sagte Pixie grinsend und schob sich an mir vorbei. Allerdings nicht ohne mir noch ein „Ich schwöre dir, er steht auf dich“ ins Ohr zu flüstern.

Was völliger Blödsinn war, denn Dr. Davis wollte mir täglich den Kopf abreißen dafür, dass ich seine physikalischen Gesetze einfach nicht verstehen konnte.

Das einzige Gesetz, das festzustehen schien, war, dass ich absolut kein Talent für Mathematisches hatte. Und mein Interesse konnte noch nicht einmal durch den äußerst heißen Enddreißiger mit den wirklich anbetungswürdigen Oberarmen, den breiten Schultern und den stechend blauen Augen geweckt werden.

Leider.

Clay

In all den Jahren, in denen ich nun schon unterrichtete, hatte ich allerhand gesehen. Nerds, Naturtalente, fleißige Bienchen, schnelle Lerner und Studenten, die sich jede Arbeit hart erkämpfen mussten.

Ich hatte zu allen einen Draht gefunden, hatte mit ihnen gekämpft und ihnen zu den bestmöglichen Abschlussarbeiten verholfen.

Nur an dieser jungen Frau biss ich mir die Zähne aus. Es machte mich wahnsinnig, dass jemand in meinem Kurs saß im Abschlussjahr und offenbar so überhaupt kein Interesse an meiner Arbeit oder Physik im Allgemeinen hatte.

Manchmal fragte ich mich, wie sie es überhaupt so weit hatte schaffen können. Ich kam mir oftmals vor, als würde ich mit der Luft vor mir sprechen, als würden meine Worte überhaupt nicht bis zu der Schönheit vor mir durchdringen.

Hör auf damit!, schalt ich mich zum gefühlt eintausendsten Mal selbst.

Lea Brown war eine meiner Studentinnen. Und dennoch musste ich mir regelmäßig verbieten, darüber nachzudenken, wie fein ihre Gesichtszüge gezeichnet waren, dass ihre hellblauen Augen mich faszinierten und dass ich nicht darüber nachdenken durfte, wie weich sich die fast taillenlangen roten Haare in meinen Händen anfühlen würden. Doch nicht nur das, ich musste mir vor allem verbieten, darüber nachzudenken, wie sich ihre rosa Lippen auf meiner Haut anfühlen würden und dass ich ihre schmale Taille wohl mit meinen Händen umfassen könnte.

In diesem Moment legte sie sich den Riemen ihrer Tasche auf die Schulter, zog ihre Hände in die Ärmel ihrer Jacke zurück und kam die Stufen des Hörsaals zu mir herunter.

Sie war eine der letzten, die den Hörsaal verließ. Nicht, weil ich mit ihr sprechen wollte. Sie war fast immer die Letzte. Als bräuchte sie ein paar Minuten länger, um aus ihrer Traumwelt zurück zur Erde zu gelangen und sich dem Trott meiner fleißigen Studenten anzupassen.

„Ich habe noch immer kein Thema für Ihre Abschlussarbeit vorliegen, Miss Brown“, sagte ich, um mich selbst von meinen völlig unpassenden Gedanken abzulenken.

Mein Gott, es konnte doch nicht wahr sein, dass mir eine junge Frau so völlig den Kopf verdrehte. Noch dazu so ein verträumtes kleines Ding! Ich stand auf reife Frauen mit blitzscharfem Verstand, mit denen ich tiefgehende physikalische Gesetze diskutieren konnte. Frauen, die sich perfekt in meinen Freundeskreis aus Physiknerds einpassen würden. Lea war eher die Penny in meiner erwachsenen Version von The Big Bang Theory.

Dass ich überhaupt darüber nachdachte, dass Lea nicht in meinen Freundeskreis passen würde, machte mich nur viel wütender.

„Ich habe auch immer noch kein Thema für meine Abschlussarbeit“, antwortete sie und sah dabei an mir vorbei zum Fenster hinaus. Es machte mich wahnsinnig, dass sie mich so überhaupt nicht wahrnahm, mich und anscheinend auch dieses Studium nicht sonderlich ernst nahm.

„Wie genau stellen Sie sich Ihr Leben denn vor, Miss Brown? Sie können doch nicht für immer Ihren Eltern auf der Tasche liegen und endlos wahllose Fächer studieren, nur um Ihnen die Zeit zu vertreiben!“

Anscheinend hatte ich tatsächlich mal einen Nerv bei dem hübschen Ding getroffen, denn sie funkelte mich wütend an. Und hatte ich bisher noch gehofft, dass mir das weniger gut gefallen könnte, so hatte ich mich leider grundlegend getäuscht. Denn auch funkelnde babyblaue Augen sahen immer noch absolut fantastisch aus.

Verdammt.

Sie verschränkte die schmalen Arme vor dem – von der dicken Winterjacke gut versteckten – A-Körbchen und reckte das Kinn nach oben.

„Vielleicht schreibe ich meine Abschlussarbeit ja über die Formen des Winterwonderlands. Im Schlusswort steht dann, mit besonderem Dank an Dr. Davis für diesen grandiosen Einfall.“

Dann zog sie ihre Mütze mit dem riesigen dunkelblauen Bommel so energisch auf ihren Kopf, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Sie drehte auf dem Absatz um und stapfte regelrecht aus meinem Vorlesungssaal.

Das Ganze ließ mich so perplex zurück, dass ich tatsächlich sprachlos war. Doch weil ich ihr diesen Sieg nicht gönnen wollte, rief ich ihr nach: „Es heißt Professor Dr. Davis, Miss Brown. Professor!“

Auch wenn sie es zu vermeiden versuchte, so zuckte sie doch zusammen. Unwillkürlich lächelte ich in mich hinein. Sie gefiel mir verdammt gut, wenn sie wütend war, als würde sie endlich einmal aus ihrer Traumwelt auftauchen und die Realität wahrnehmen. Vielleicht fiel ihr dann auch einmal auf, dass es so nicht weitergehen konnte.

Mein Kopf spielte die vergangenen Minuten in Dauerschleife ab. Inklusive ihrem stapfenden Abgang, bei dem ihr kleiner, fester Hintern so herrlich wütend von links nach rechts geschwungen hatte.

Vielleicht solltest du lieber mal in der Realität ankommen, Trottel!, schalt mich mein dummes Unterbewusstsein, das genau mitbekam, was für eine Wirkung die kleine Miss Brown auf mich und meinen Körper hatte.

Lea

Völlig entnervt kam ich im Wohnhaus unserer Studentenverbindung an. Amor Sororis hieß die Schwesternschaft, zu der mich meine Eltern überredet hatten. Meine Mum war dort schon Mitglied gewesen und schwärmt noch heute davon. Mein Dad wiederum, Pragmatiker seines Zeichens, wusste vor allem die kostenlose Unterkunft zu schätzen.

Und ich, die ich mich anfangs so sehr dagegen gesträubt hatte, mit einem Haufen eingebildeter Ziegen eine Wir-haben-uns-alle-lieb-Schwesternschaft zu zelebrieren, ich konnte mir mittlerweile nichts Besseres vorstellen, als mit meinen Freundinnen zusammenzuwohnen.

Also an jedem anderen Tag, nur nicht an diesem, da ich dringend meine Ruhe brauchte.

Ich wollte das Geschehene einfach hinter mir lassen, den arroganten Professor vergessen und mich in meine kleine Traumwelt zurückziehen.

Dass das nicht funktionieren würde, hätte mir eigentlich klar sein müssen. Ich hörte ihr Lachen schon, als ich den Flur entlang zu meinem Zimmer lief. Aufzusperren konnte ich mir sparen, denn ich wusste, dass sie alle bereits in meinem Zimmer sitzen würden. Also öffnete ich die Tür und entdeckte als Erstes Jamie, die auf meinem Schreibtischstuhl saß, die Beine auf meinem Tisch abgelegt hatte und in einer Zeitschrift blätterte. Ihr dichtes, langes, schwarzes Haar fiel offen über die Stuhllehne und hinterließ bei mir erneut den Wunsch, die gleichen dunklen Wellen zu haben.

Bailey saß neben Pixie auf meinem Bett und sie sahen zusammen in ihr Handy.

„Neues Bild von deinem Boss?“, fragte Pixie in diesem Moment und klang dabei irgendwie beeindruckt.

„Ja und er ist Satan in Person“, antwortete Bailey und pustete sich eine ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht.

„Kerle im Anzug sind immer Ärsche“, antwortete Jamie, ohne von ihrer Zeitung aufzusehen.

„Ich glaube, du meinst Kerle mit Motorrädern“, gab Pixie zurück und kicherte so ausgelassen, als gäbe es einen Insider.

Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass Jamie eher zu ihrem Mamoa-Nerd-Bruder Seth passen würde. Die zwei gaben ein gutes Team ab. Ein wenig gegenpolig, aber irgendwie gut. Ein bisschen wie der Vampir in meinem Hirngespinst letzte Woche, der immer wieder gegen seinen Willen …

„LEA!“, riefen alle drei gleichzeitig, was mich verwirrt blinzeln ließ.

„Was?“, antwortete ich, stellte meine Tasche neben der Tür ab und schloss sie hinter mir.

„Wie war es mit deinem Prof?“, fragte Pixie und lehnte sich in meinem Bett zurück, bis sie die Wand im Rücken hatte.

„Er ist nicht mein Professor“, murmelte ich und zog mir die Mütze vom Kopf. Ich hasste es, dass meine feinen Haare danach elektrisch aufgeladen in alle Richtungen abstanden. Baileys Haare machten das nie! Sie lagen immer akkurat in ihren blonden Wellen. Als wären sie dort hinbetoniert worden.

Jamie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Raus mit der Sprache. Pixie hat uns extra alle hierherbeordert. Was wollte der sexy Prof mit dir unter vier Augen besprechen?“

„Er ist wirklich heiß. Hätte ich mal Physik und nicht BWL studiert, dann hätte ich jetzt auch nicht meinen arroganten Boss an der Backe, sondern sexy-as-hell Davis.“

Stöhnend entledigte ich mich meiner Jacke. „Er hat mir einen Vortrag darüber gehalten, dass ich noch kein Thema für meine Abschlussarbeit habe und ich mir mal überlegen sollte, was ich mit meinem Leben anfangen will.“

„Urg … unsexy“, murmelte Pixie und verzog das Gesicht.

„Jap.“ Ich nickte nachdrücklich. „Ich hasse meinen Prof!“

Bailey nickte ebenfalls verstehend. „Ich hasse meinen Boss!“

In diesem Moment klingelte Jamies Handy. Augenverdrehend schwang sie die Beine vom Tisch und stand auf. „Ich hasse meinen Nerd.“ Sie winkte noch einmal in die Runde, ging dann ans Telefon und verließ mit einem letzten Augenrollen das Zimmer.

„Wenn wir schon dabei sind: Ich hasse meinen Sportler. Er stellt sich an wie der Ochs am Berg. So schwer ist Mathe doch nicht, oder?“

Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Ich bin der lebende Beweis, dass Physik und der ganze dazugehörige Mathekram genau so schwer sind!“

Pixie winkte ab. „Du könntest es sehr wohl, wenn du nicht lieber dem Schnee beim Fallen zuschauen würdest.“

Ich öffnete die Tür und deutete nach draußen. „Geht jetzt, ich habe genug Vorträge für einen Tag bekommen.“

Pixie lachte nur. „Ich bleibe lieber, solange du dich noch so herrlich über den Doc ärgerst und mir jedes kleine Detail erzählst!“

„Es heißt Professor Dr. Davis, Miss Brown. Professor!“, äffte ich meinen Physikdozenten nach.

Bailey und Pixie lachten, und ich hätte schwören können, dass ich sogar Jamie am Ende des Ganges noch hatte lachen hören.

Schwungvoll schlug ich die Tür zu und ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen. Dann erheiterte ich meine Freundinnen mit meiner Geschichte über Professor Dr. Davis und musste zugeben, dass es mir dabei ein klein wenig besser ging.

Arroganter Schnösel. Von ihm ließ ich mir sicher nicht die Laune verhageln.

Kapitel 2

Clay

„… und deshalb sollte dann jeder Fachbereich seinen Beitrag zum Winterfest beitragen“, sagte der Studiengangleiter. Einer der Typen, die ich niemals ernst nehmen konnte.

Er war einfach genau das Klischee eines Dozenten, der von jedem Studenten auf den Arm genommen wurde. Kleines Dickerchen mit kreisrundem Haarausfall, dicker Hornbrille und altersblassem Strickpullunder.

Und seine Einfälle waren die meiste Zeit über genauso veraltet wie sein Aussehen. Ich meine, ernsthaft, wer zum Teufel wollte auf einem Uniball Vorführungen sehen?

Die jungen Leute wollten feiern! Musik, tanzen, Alkohol. Keiner von ihnen wollte physikalische Experimente sehen. Das hatten sie doch den ganzen Tag in den Vorlesungen!

Vielleicht lag es daran, dass ich selbst noch nicht so lange aus dem Studentenleben draußen war. Okay, mit Ende dreißig war es auch schon eine Weile her, aber bestimmt zwanzig Jahre weniger als bei Scott, meinem Pummelkollegen.

„… ich denke, vor allem Clay könnte interessante Beiträge leisten, die anschaulich und ansprechend sind“, fuhr Scott mit der von mir befürchteten Aussage fort.

Seufzend ließ ich mich noch tiefer in meinen Stuhl sinken. Mit vor der Brust verschränkten Armen sagte ich: „Scott, ernsthaft … mal davon abgesehen, dass ich diese Idee ziemlich lahmarschig finde, habe ich nur eine Abschlussklasse dieses Semester.“

„Ah, Studenten, die schon etwas können. Das werden bestimmt tolle Experimente“, säuselte Moira, die Scott in allem recht gab, was dieser ansprach. Ansonsten war sie aber das komplette Gegenteil von ihm. Hochgewachsen, hager, mit vollem, blondem Lockenkopf, der fast schon an einen Afro erinnerte. Nur eben in Blond und aus 70er-Jahre-Dauerwelle geformt. Wäre sie ein Hund, wäre sie einer dieser Labradoodle.

„Sie haben wirklich andere Dinge im Kopf. Bewerbungen, Abschlussarbeiten, dafür ist sicher keine Zeit.“

„Na, na!“ Scott hatte seinen Oberlehrer-Blick aufgesetzt. „Dann gib ihnen doch die Chance, eine zusätzliche Note zu erarbeiten. Du musst ihnen nur den passenden Anreiz bieten.“

„Leute, ernsthaft …“, begann ich noch mal in der Hoffnung, diesem Streberclub klarzumachen, wie scheiße diese Idee war.

„Sei nicht immer gegen alles, Clay. Wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Lasst uns abstimmen“, forderte Scott in die Runde, und ohne mich noch länger mit dem Gebrabbel oder der Abstimmung zu befassen, wusste ich, dass ich verloren hatte. Der Streberclub hielt zusammen, auch wenn sie alle schon selbst Dozenten waren.

Lea

 

Tag 518 meiner Gefangenschaft. Ich saß noch immer in der elften Reihe. Ganz außen, Fensterplatz. Auch an diesem Tag fielen die Schneeflocken. Dick und schwer, als wollten sie ganz New York unter sich begraben, mich in dieser Uni gefangen nehmen, bis ich unter der dicken, schweren, weißen Schneeschicht erstickte.

Okay, maybe war ich heute mal wieder ein wenig melodramatisch, und ich saß einfach nur im dritten Jahr in meiner Physikvorlesung, die mich leider so gar nicht die Bohne interessierte.