SinnenReize -  - E-Book

SinnenReize E-Book

0,0

Beschreibung

Wir hören, riechen, schmecken, sehen, tasten, ohne dass wir uns über Dasein und Leistung unserer Sinne Gedanken machen müssen. Sie funktionieren von sich aus, unauffällig, zuverlässig, und das rund um die Uhr. Selbst im Schlaf lassen sie uns nie ganz im Stich, sind um uns herum wachsam, ja hellhörig. Diese Erfahrungen vom Erlebnis zum Schreibtisch haben an der Volkshochschule Bad Homburg Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses Schreibwerkstatt: Erinnerungen an das eigene Leben über mehrere Semester hinweg beschrieben. So ist eine bunte Sammlung ganz persönlicher Sinnen Reize, fein gegliedert nach unseren fünf Sinnen, entstanden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 361

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vom Sehen

Marziniak

Inge

Renate

Hecht

Irene

Logo-Mobil

Bormann

Gisela

Hoffnungsvolle Kulleraugen

Münch

Klaus

... hinter dem Bahnhof

Purrnhagen

Sylta

Trugbilder

Bormann

Gisela

Mit den Augen meiner Schwester

Münch

Klaus

... in Frankfurt Sachsenhausen

Eisner

Gabriele

Hilfe, der Kleine ist weg

Hecht

Irene

Eisige Höhen

Pitschula

Anna-Maria

Eine Stunde für eine Sekunde

Marischen

Werner

Sea Food and more

Hecht

Irene

Fischer's Fritz

Bormann

Gisela

Gefangen im weißen Nichts

Münch

Klaus

... im Outdoorladen

Hecht

Irene

„Ist der Hund drin?“

Marziniak

Inge

Paragliding

Hecht

Irene

Männerwelten

Hecht

Irene

Die Bahn kommt ... ins Bild

Vom Riechen

Pitschula

Anna-Maria

....

dann kam Ella

Purrnhagen

Sylta

Der Geruch meiner Kindheit

Pietrowski

Brunhilde

Natalie

Hammer

Wolfhard

Eine Frage der Gewöhnung

Marischen

Werner

Bohnerwachs und Alkohol

Marischen

Werner

Long-Way-Wiskey

Pitschula

Anna-Maria

Doktorspielchen

Pietrowski

Brunhilde

Sonntage

Eisner

Gabriele

Das Westpaket

Vom Schmecken

Münch

Klaus

... früh morgens in der Brauerei

Bormann

Gisela

Der eine große Rote!

Bormann

Gisela

Eine kleine Lehre!

Hecht

Irene

„Das süße Stück“

Bormann

Gisela

Ein schwarzer Klumpen

Eisner

Gabriele

Feine Köstlichkeit

Münch

Klaus

Selbstgemachte Pralinen

Bormann

Gisela

Blaubeeren sammeln

Pitschula

Anna-Maria

„Melitta“ hieß das Zauberwort

Pitschula

Anna-Maria

Erste Sahne

Marziniak

Inge

Leben wie Gott in Frankreich

Tobeck

Klaus

Die Weinprobe

Purrnhagen

Sylta

Von knusprigen Brötchen und grünen Äpfeln

Hecht

Irene

Die Weihnachtsgans

Vom Hören

Bormann

Gisela

Orkankapelle – Schnarch-Gemeinde

Münch

Klaus

... vor dem Kindergarten-Fasching

Pitschula

Anna-Maria

Nur vier Worte

Hecht

Irene

Una giornata dolce vita

Purrnhagen

Sylta

Ohrenbetäubend

Hecht

Irene

Die Königin

Marziniak

Inge

Schlaflos in Oberbayern

Hecht

Irene

En français

Marziniak

Inge

Nichts wie raus

Münch

Klaus

... in Assmannshausen

Pitschula

Anna-Maria

Was ich dann hörte...

Tobeck

Klaus

Banzai-Anfeuerungsrufe auf dem Fuji

Münch

Klaus

... an der Supermarktkasse

Tobeck

Klaus

Buhstürme im Bayreuther Festspielhaus

Vom Tasten

Hecht

Irene

Alster-Eisvergnügen

Purrnhagen

Sylta

El baño

Münch

Klaus

... bei der Yoga-Endentspannung

Bormann

Gisela

Das Auge isst nicht mit

Münch

Klaus

... bei Mrs. Gilday

Tobeck

Klaus

Schmutzige Wände

Bormann

Gisela

Ein Sieg über mich selbst

Münch

Klaus

... in Duisburg

Pitschula

Anna-Maria

Ein Moment von Heiligkeit

Hammer

Wolfhard

Erotik und Erschrecken

Autoren

Liebe Leserin, lieber Leser der „Sinnen Reize“

Kaum auf der Welt zog einen kleinen Jungen das helle Etwas, eine über dem Wickeltisch hängende Leuchte, unwiderstehlich an. Auf dem Arm seiner Mutter versuchte das Kerlchen immer wieder, dieses Etwas zu greifen und zu patschen. Da es nie gelang, jedesmal eindringlich heftiges Protestgeschrei. Als sich das wiederholte und wiederholte, ließ man endlich einmal den kleinen Schreihals gewähren – glühend heiß! Das nun folgende Weinen und Klagen überbot alles zuvor Geschehene. Von nun an aber unterblieb jedes Strecken und Greifen nach dieser verlockend strahlenden Leuchtkugel.

Aus dem kleinen Jungen ist inzwischen der Schreiber dieser Zeilen geworden – also nur noch eine Erinnerung an ein Geschehen vor langer, langer Zeit. Aber warum sie jetzt wieder erzählen? Die Rede darin ist vom Sehen und Tasten, aber auch vom Hören, von drei der fünf Sinne, mit denen wir unser ganzes Leben, und das von Anfang an, wahrnehmen: Wir hören, riechen, schmecken, sehen, tasten, ohne dass wir uns über Dasein und Leistung unserer Sinne Gedanken machen müssen. Sie funktionieren von sich aus, unauffällig, zuverlässig, und das rund um die Uhr. Selbst im Schlaf lassen sie uns nie ganz im Stich, sind um uns herum wachsam, ja „hellhörig“.

Drängt aber unweigerlich alles Erleben in die Vergangenheit, bleiben nur die Erinnerungen daran und das Erzählen darüber. Mit der Zeit droht auch noch das Vergessen, Gedächtnislücken entstehen, die nur mit Hilfe anderer Beteiligter wieder zu schließen sind. Drängt die Zeit noch weiter voran, dann spätestens weckt diese Vergänglichkeit aber beim Einen oder Anderen ein Bedürfnis, längst Erlebtes nicht nur immer wieder einmal erzählend aufzufrischen, sondern ihm auf Papier eine neue Gegenwart zu schaffen, es schwarz auf weiß festzuhalten, noch bevor alles mehr und mehr zu verblassen oder ganz zu verschwinden droht.

Das heißt aber nichts anderes, als sich mit dem Autobiografischen, dem Selbst-über-sich-Schreiben, vertraut zu machen.

Diesen Weg vom Erlebnis zum Schreibtisch haben an der Volkshochschule Bad Homburg Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses „Schreibwerkstatt: Erinnerungen an das eigene Leben“ über mehrere Semester hinweg zurückgelegt. So ist eine bunte Sammlung ganz persönlicher „Sinnen Reize“, fein gegliedert nach unseren fünf Sinnen, entstanden. Nun liegt es an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sich allen diesen Reizen auszusetzen, vielleicht erst einmal blätternd und stöbernd, dann aber doch auch lesend, in die eine oder andere Erzählung sich vertiefend. Eine Vorstellung aller Autorinnen und Autoren im Bild und Kurztext sowie eine Übersicht zu den bisherigen Publikationen des Kurses beschließen die „Sinnen-Reize“. Möge letztlich viel Freude während des Lesens ein wenig Schreiblust auslösen, aus dem eigenen Leben das eine oder andere selbst einmal auf Papier festzuschreiben.

Klaus-Dieter Metz

Kursleiter

Marziniak Inge

Renate

Das Telefon hat schon mehrmals geklingelt, als ich endlich die Stimme meiner Schulfreundin höre. Sie ist erstaunt über meinen Anruf. Wir haben lange nichts voneinander gehört, meint sie fast ein wenig vorwurfsvoll. Ich bin etwas unsicher. Ich weiß im Moment nicht, wie ich ihr die unglaublichen Neuigkeiten mitteilen kann. Meine Stimme zittert, hoffentlich merkt sie es nicht. Sie bittet mich um kurze Geduld, möchte sich noch einen Kaffee in der Küche holen. Sie seufzt. Ich höre ihre Schritte im Zimmer.

Wenige Tage vor meinem Anruf war ich mit einer Reisegruppe unterwegs in Nordfrankreich. Meine Begeisterung, Le Mont-Saint-Michel noch einmal zu besuchen, war ungebrochen. Ich empfand es als großes Geschenk. Angekommen, näherten sich alte Erinnerungen, die wie Wellen an die Klostermauer schwappten.

Ich atmete tief durch. Mit jeder ausgetretenen Treppenstufe, die ich hinter mir ließ, steigerte sich die Vorfreude auf mein Ziel, das mich erwartete. Neunhundert Treppenstufen waren zu bewältigen, bis man den vergoldeten Erzengel Michael aus der Nähe anschauen konnte. Was würde diese Reise noch für mich bereithalten? Der Besuch in diesem Kloster war jetzt bereits außergewöhnlich.

Kaum hatte ich wieder im Bus Platz genommen, erklärte uns der Reiseleiter, dass noch ein Besuch auf einem deutschen Soldatenfriedhof geplant war. Ich spürte augenblicklich, wie mich dies aus all meinen Träumen riss, denn ein Besuch auf einem Soldatenfriedhof war auch immer wie eine Brücke zu meinem Vater, der im Krieg gefallen war.

Nur wenige Leute stiegen mit mir aus. Wieder führte mein Weg über eine Steintreppe hin zu einem Raum, in dem eine Gedenktafel auf die Opfer des Zweiten Weltkrieges hinwies. In einem Nebenraum fiel mein Blick auf ein ungewöhnlich großes schwarzes Buch das sofort mein Interesse weckte. Neugierig durchblätterte ich es wahllos mit seinen über tausend Namen, bis sich mein Blick nicht mehr von dem einen abwenden konnte. „Das könnte doch“, dachte ich und verdrängte wieder meine Gedanken. „Nein, soweit will ich nicht gehen!“ Immer wieder schaute ich hin. Ich hielt den Namen dennoch mit der Kamera fest. Meine Gedanken waren blitzartig in der Küche meines Elternhauses. Ich sah meine Mutter und ihre Freundin, wie sie sich angeregt unterhielten. Beide hatten ihren Ehemann im Krieg verloren und boten sich gegenseitig Halt. Aus ihren Gesprächen hatte ich damals entnommen, dass über den Tod meines Vaters in Russland nichts zu erfahren war. Die Freundin meiner Mutter jedoch wusste, dass ihr Mann, Vater ihrer vier Kinder, verhungert war. Meine kindlichen Gedanken damals ließen mich glauben, alle Soldaten seien in Russland gefallen.

Die Bilder der Vergangenheit verblassten, als ich meinen Blick zum Kreuz in der Mitte des Innenhofs richtete, jeder Schritt, den ich jetzt auf dem steinigen Boden im Inneren des Mausoleums trat, unterbrach die Stille und war gefüllt mit Erinnerungen. Sie endeten vor „Gruft 66 Grabkammer 46“. Ich hielt kurz inne, ehrfürchtig und in Anspannung betrat ich diese Stätte. Es war kalt. Mir war kalt. Was erwartete mich? Genauso wie ich wenige Minuten zuvor den Namen im Buch erblickte, stieß ich unweigerlich auf die Bronzeplatte. Adolf Schlesinger, „geboren 24.10.1902 gestorben 9.9.1945“, Tränen liefen über mein Gesicht. Behutsam legte ich meine Hand auf die kühle Tafel. „Ich kenne deine Kinder“, brach es laut aus mir heraus in die kalte Stille.

Die Silhouette des Le Mont-Saint-Michel, der ich zum Abschied noch einen Blick zuwarf, verblasst in dem Augenblick, als ich Renates Schritte wieder höre. „Inge, bist du noch dran?“

„Ja Renate, und ich habe dir viel zu erzählen.“

Hecht Irene

Logo-Mobil

Wir hatten in der Werbeagentur nach Monaten wieder einen neuen Chef bekommen, den Creative-Director.

Sein Vorgänger hatte uns in Richtung Norden verlassen, um in Hamburg einen neuen Job anzutreten. Wir, meine Texterin und ich, mussten solange in seine Fußstapfen treten und gemeinsam als Groupheads vorübergehend die Führung unserer Gruppe übernehmen: Artdirectoren und Texter und vor allem Junioren. Für die Junioren hatten wir sogar ein „Kinderzimmer“ eingerichtet, in dem sie alle zusammen saßen und sich gegenseitig helfen und inspirieren konnten und wir hatten den besseren Überblick.

Wir führten das sogenannte Montagsfrühstück ein, das in der ganzen Agentur neu und einmalig war. Die Gruppe war mit Feuereifer dabei, das gemeinsame Frühstück zu gestalten. Jeder leistete seinen Beitrag mit Brötchen und Kaffee und sogar mit selbst gebackenem Kuchen. So ganz nebenbei wurde in der fröhlichen Frühstücksrunde der Wochenstatus erstellt: Die erledigten Jobs wurden abgehakt, die neuen Aufgaben verteilt, Teams gebildet und neue Termine gemacht.

Das Montagsfrühstück war ein voller Erfolg und trug gleichzeitig zum guten Betriebsklima bei. Zusätzlich hatten wir in dieser Zeit die Gelegenheit die kreativen Ergebnisse unseren Kunden selbst zu präsentieren und zu verkaufen, was eigentlich Aufgabe des Creative-Directors ist. Damit hatten wir bewiesen, dass wir als Team eine Gruppe führen konnten. Brauchte man da jetzt wieder einen neuen Creative-Director als Vorgesetzten? Eigentlich nicht.

Nun ja, jetzt war er halt mal da – der Neue. Neugierig wurde er von uns begutachtet. Er war ein hochgewachsener, schlaksiger Typ mit lustigem Akzent.

Für uns designverliebte „Agenturmäuschen“ ein Kontrastprogramm zu seinem Vorgänger. Dieser war Ästhet und sehr auf Äußerlichkeiten bedacht und trug natürlich nur farblich abgestimmte Designerklamotten.

Am Frankfurter Flughafen kannte man ihn schon, weil er immer erst in letzter Minute erschien und im Eiltempo zum Check-in stürmte, um am Ende doch noch den Flieger nach Hamburg zu erwischen. Ich musste ihm folgen und in Highheels hinterher rennen und saß anschliessend immer fix und fertig im Flugzeug.

Er hatte höchste Ansprüche an die gute Gestaltung unserer Werbemittel, an eine coole Optik, an Typografie und Fotografie und ganz besonders an ein reduziertes Logo-Design. Ich habe viel von ihm gelernt.

Aber er hatte uns nun mal verlassen und jetzt stand dieser unbekannte Neue vor uns und wir trauten unseren Augen kaum.

Er war – wie gesagt – groß und schlaksig, eher der lässige Typ und hatte schulterlange, graue Haare, die wohl schon lange keinen Friseur mehr gesehen hatten. Nix mit Designer-Klamotten – er trug ausgebeulte Jeans und seltsam bunte Pullover. Dazu seine abgeliebten Cowboystiefel.

Schlimm aber waren seine „Trauerränder“ unter den Fingernägeln. Das hatte man uns doch schon als Kind beigebracht, dass man sich die Fingernägel putzt.

Irgendwann entdeckten wir, dass er diese „Trauerränder“ seinem Hobby zu verdanken hatte. Er schraubte nämlich am Wochenende begeistert an seinen Oldtimern herum und wechselte höchstpersönlich das Öl. Das versöhnte uns natürlich. Er fuhr mit uns sogar zum beliebten Oldtimer-Rennen am Nürburgring, wo wir dann begeistert Rennbenzin schnuppern durften.

Es stellte sich auch heraus, dass unser neuer Chef nicht nur der Design-Ästhet war – wie sein Vorgänger. Das war ihm zu wenig. Er wollte zuerst eine kreative Idee von uns haben, bevor es ans Gestalten ging. Seine Prioritäten lagen auf einem einzigartigen und unkonventionellen Konzept und erst dann auf ästhetischem Äußeren.

„Ist es nur Silber oder ist es schon Gold“? forderte er uns heraus und meinte damit die Medaillen, die am Jahresende für die besten Werbekonzepte vom renommierten ADC, dem Artdirectors Club für Deutschland, vergeben wurden. Damit spornte er uns zu kreativen Höchstleistungen an.

Eines Morgens rief unser neuer Creative Director meine Texterin und mich in sein Büro. Wir sollten für den neuen Agentur-Kunden „Monroe“ einen creativen TV-Spot für Stoßdämpfer entwickeln. Ach, du grüne Neune!

Wir schlurften lustlos über den langen Flur in eins der Eckzimmer, die nur den Chefs vorbehalten sind und trugen dicke Kladden unterm Arm, in die wir neuerdings unsere tollen Ideen schrieben – man könnte sie ja noch Mal für etwas anderes gebrauchen.

Ein Film für Stoßdämpfer? Oje, keine Ahnung, was man da machen sollte. Meine Texterin kommentierte das Ganze auf dem Hinweg auch noch lakonisch: „Komm, lass uns die Goldmedaille abholen!“

Im Eckzimmer wurden wir zum Thema gebrieft, und als ich die gezeichneten Tageszeitungsanzeigen des Kunden Monroe zu sehen bekam, befürchtete ich das Schlimmste: Aussicht auf eine Goldmedaille war das wohl nicht. Unser Oldtimer-Freak-Chef erzählte uns dann auch noch voller Begeisterung, dass wir als Bonus jeder einen Satz Monroe-Stoßdämpfer geschenkt bekämen. Ja, darauf hatten wir gerade noch gewartet. Entsprechend unmotiviert machten wir uns dann an die Arbeit.

Wie kann man ein solches Produkt spannend darstellen, ohne negative Bilder von Unfällen zu zeigen? Die Zuschauer sollten aufmerksam werden und den Film interessiert bis zum Ende anschauen. Sie mussten überzeugt werden, dass sie unbedingt Monroe Stoßdämpfer brauchen und dann auch kaufen?

Ganz nach der Marketing-Formel „AIDA“: „Attention, Interest, Desire, Action."

Da wir ein sehr kreatives – um nicht zu sagen – natürlich das „beste" Kreativ-Team der Agentur waren, hatten wir dann auch bald eine zündende Idee. Der entscheidende Gedanke war, das Produkt in eine „illustrierte“ Story zu verpacken, in der man auf unterhaltsame Weise erzählt, was eben nicht passiert, wenn man die richtigen Stoßdämpfer hat.

Mir fiel auf, dass die beiden „O"s des „Monroe“-Logos an Reifen erinnerten. Also wurde das Logo zum „Auto“ und als Zeichentrick animiert. Das „N“ wurde zur Autotür, in die ein kleines, gezeichnetes Männchen einstieg und das „Auto“ startete. Das „Monroe-Logo“ Auto fuhr also los auf einer roten, gezeichnete Linie, die mehrfach ihre Form veränderte. Sie stellte die Straße dar mit ihren verschiedenen Unwegsamkeiten.

Dieses „Logo-Mobil“ meisterte jede Kurve dieser Linie, jedes Schlagloch und jede Bodenwelle und legte kurz vor „Land’s End“ – da wo Englands Süd-Küste zu Ende ist – eine perfekte Bremsung hin, ohne ins Wasser zu fallen. Das Männchen stieg ganz entspannt aus dem Auto, ging davon und pfiff dazu das deutsche Volkslied „Muss i denn, muss i denn zum Städele hinaus“, das durch Elvis international bekannt wurde.

Der Film wurde in London hergestellt von einer Filmproduktion, die sich auf Zeichentrickfilme spezialisiert hatte. Als Artdirector war ich natürlich beim Dreh dabei und hatte eine gute Zeit mit der jungen, unkonventionellen, britischen Filmcrew. Von deren speziellem britischen Humor bekam ich gleich am ersten Drehtag eine Kostprobe geliefert. Wir saßen beim Dinner, man duzte sich und in lockerer Atmosphäre erzählten die Jungs alle möglichen englischen Witze. Ich wollte auch einen Witz beitragen und begann bedeutungsvoll mit den Worten: „In Germany we have a joke…..“ „Oh realy?“ war unisono die Antwort der beiden und weiter kam ich nicht. Das war's dann wohl mit meinem Witz - aber wir haben schallend gelacht.

Zurück in Deutschland wurde zum Film der Text gesprochen, von einem Off-Sprecher, meinem damals noch nicht Ex-Ehemann, den ich bei dieser Produktion im Tonstudio kennengelernt hatte.

Dieser kleine Monroe-TV-Spot kam sehr gut an. Er war erfolgreich und wurde mit Preisen und Medaillen – auch vom ADC Artdirectors Club – ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Nur die Australier durften den Spot nicht 1:1 adaptieren. Sie mußten etwas landestypisches integrieren und zeichneten ein kleines Känguru an den Straßenrand. Nun fuhr das „Monroe Logomobil“ – auch im australischen Werbefernsehen – locker durch alle Kurven und über holperiges Pflaster bis zu „Land’s End“, wo auch die Bremsen perfekt funktionierten und das „Auto“ auf der Straße blieb - weil es die richtigen Stossdämpfer hatte. Nämlich die von Monroe.

So brachte uns eine creative Idee zusätzlich zum guten Design den gewünschten Erfolg.

Nur leider ist es ein kurzlebiges Vergnügen, denn Werbung hat ein Verfallsdatum von frischem Gemüse. Es sei denn, eine gute Idee ist irgendwo mal hängengeblieben und das „Werk“ hat es in ein ADC-Annual oder in ein Archiv geschafft – wo man es dann vielleicht nach 30 Jahren wiederfinden kann. So wie dieses kleine Monroe-Filmchen „Logo-Mobil“.

Bormann Gisela

Hoffnungsvolle Kulleraugen

Während einer unserer Trekking-Touren in Nepal eilten plötzlich Kinder auf mich zu. Ich glaubte, sie seien wie immer neugierig oder wollten ihre Englischkenntnisse anbringen. Ich irrte mich gründlich.

Aus ihrer Mitte trat ein etwa vierjähriger Junge. Was ich sah, erschütterte mich zutiefst. Vom Kinn bis hoch über die Nase zeigten sich Entzündungen, übersät mit gelben Eiterpartien. Aus diesem feuerroten Gesicht blickten zwei hoffnungsvolle, schwarze Kulleraugen mich an. Fassungslos schaute ich erstmal zur Seite, benötigte einen kurzen Moment, bevor ich etwas tun konnte.

Inzwischen hatte sich eine ältere Frau zu uns gesellt. Wahrscheinlich die Tante des Jungen. Diese bat ich seine Hände festzuhalten. Ich selbst nahm den Kopf in meine Armbeuge. Seine tiefschwarzen Augen musterten mich angsterfüllt. Niemals vergesse ich diesen Blick. Tröstend versuchte ich seinen Blick zu erwidern, um dann beherzt die Wunden zu säubern. Aus schmerzverzerrtem Gesicht betrachteten mich beide Kulleraugen. Nach der quälenden Tätigkeit trug ich lindernde Salbe auf.

Nun änderte sich der ängstliche Blick und ich sah in ein dunkel strahlendes Augenpaar. Gleichfalls entspannte sich der Körper, so dass der Junge einen lauten, befreienden Stoßseufzer von sich gab, und ich konnte Tränen des Mitgefühls kaum zurückhalten. Der Tante gab ich die restliche Salbe und erklärte, wie sie damit vorzugehen habe. Als die Kinderschar fort ging, schaute sich der kleine Patient mehrmals um und winkte. Ich blickte ihm nach, bis er schließlich aus meinem Blickfeld verschwand.

Von meinem kleinen Patienten besitze ich kein Fotos, aber hier einige Beispiele, dass die Kinder leider nicht zur Sauberkeit angehalten werden.

Münch Klaus

... hinter dem Bahnhof

Obwohl es gerade erst 6:23 Uhr war, hatte die astronomische Dämmerung (ca. 90 Minuten vor Sonnenaufgang) eingesetzt und ich konnte bereits einiges um mich herum zumindest schemenhaft erkennen.

Mir war das eigentlich völlig egal, denn ich wusste eh schon wie es hier aussah. Schließlich kam ich jeden Tag annähernd um die gleiche Zeit am Bahnhof in Bad Homburg an. Wie auch immer, hell oder dunkel oder dämmernd, ich kannte den Weg, den ich zu gehen hatte, und wusste, was mich hier erwartete. Zumindest dachte ich das ... also, normalerweise ...!

Kleine Rückblende:

auf der Fahrt hierher in der S-Bahn war alles wie gewohnt. Es saßen genau dieselben – huch, jetzt wäre mir beinahe das Wort “Schnarchnasen“ rausgerutscht – Leute drin, wie an jedem anderen Morgen auch. Fast alle auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit.

Jeder starrte genauso frustriert vor sich hin wie bereits am Tag zuvor und fünfmal in der letzten Woche. Aber eigentlich sollte ich diesbezüglich lieber mal ganz ruhig sein. Wahrscheinlich dachten einige der Mitreisenden von mir Ähnliches!

Nur einer unterschied sich aktuell von den anderen. Er las im Telefonbuch von Seulberg, und zwar Seite für Seite. Na ja, warum nicht? Wenn man so etwas spannend findet!

Der Zug aus Richtung Friedrichsdorf fuhr also, wie üblich leicht verspätet, an Gleis 3 des Bad Homburger Bahnhofes ein. Alles wie gehabt. Ganz normal eben. Nichts Außergewöhnliches.

Wenn man dann den Hinterausgang dieses Bahnhofes durchschritten hatte, traf man nach wenigen Metern auf einen Pendler-Parkplatz. Es bestand allerdings auch die Möglichkeit kurz davor, nach links abzubiegen. Dann gelangte man auf einen unbefestigten Weg, welchen man besser nur bei trockenem Wetter nutzen sollte. Dieser Pfad führte vorbei an ungepflegtem Bahnhofs-Randgebiet, das einen gewissermaßen verwahrlosten Eindruck machte und nach so etwas wie eine kleine Schutthalde aussah. Auch hier gab es keinerlei besondere Auffälligkeiten an diesem durch und durch gewöhnlichen Morgen.

Ca. 30m nach Verlassen der Bahnhofs-Unterführung konnte man nun wieder auf eine ordentlich befestigte Straße abbiegen, oder aber man verblieb auf dem schlaglöchrigen Gelände, welches einem Fußgänger – vorausgesetzt, er hatte den Sitz meines Arbeitgebers als Endziel im Visier – ein paar Schritte weniger abverlangte. An Wintermorgen war dieser Weg allerdings nur mutigen, furchtlosen, harten Männern zu empfehlen, denn da es dort keinerlei Beleuchtung gab, erschien mir der Bereich unübersichtlich und abenteuerlich. Aber, wie eingangs erwähnt, dämmerte es an diesem Tag bereits. Ich wählte – übrigens als einziger der angekommenen Pendler – den Abenteuerweg. An einem fast schon auffallend unauffälligen Tag wie diesem wollte ich lieber ein paar Meter sparen.

Genau ab der Stelle, an der man sich zwischen der befestigten, gut ausgeleuchteten Straße und dem einsamen, geheimnisvollen Weg entscheiden musste, schloss sich ein gewerblich genutztes Terrain an.

Hundertprozentig wusste ich nicht, was sich dort so alles abspielte, aber irgendetwas mit Schrotthandel musste es zu tun gehabt haben. Es befanden sich z.T. stattliche Sammlungen alter Waschmaschinen und anderer Geräte dieser Art auf und neben dem eingezäunten Grundstück. Es gab u.a. auch drei Abfallcontainer etwa 70 m hinter der erwähnten Weggabelung. Komischerweise waren diese Behälter immer am Überquellen. Jeden Tag.

Und ich erkannte, dass überdies vielfältiger Unrat um die Container herum verteilt auf dem Boden lag. Je mehr ich mich der Schrottsammelstelle näherte, desto mehr Aufmerksamkeit schenkte ich dem dort abgelegten Kram. Irgendetwas erschien mir an diesem eigentlich gar nicht besonders erwähnenswerten Tag anders als sonst. Aber was war es?

Es musste etwas mit dem verstreuten Abfall zu tun haben. Dieser setzte sich überwiegend aus Plastiktüten mit großer Variationsbreite an den verschiedensten Inhalten zusammen. Ab und an lag dann auch mal nicht eingetüteter Plunder dabei. Aber im Allgemeinen alles eher Teile kleinerer bis allerhöchstens mittlerer Größe.

An diesem Tag fiel mir allerdings schon aus weiterer Entfernung ein ungewöhnlicher und erstaunlich umfangreicher „Gegenstand“ auf, welcher vornehmlich aufgrund seiner Form meine Aufmerksamkeit strapazierte. Ein längliches Objekt in nicht klar definierbarer Kolorierung lag dort ausgestreckt am Boden. Eigentümlich. Was war das nur für eine Farbe? Beige? Ein blasses Orange-gelb? Nein, der Ton kam irgendwie in Richtung hautfarben erscheinend in meinen Augen an. „Ist aber auch schwer einzuordnen, bei der geringen Helligkeit im Morgengrauen“, beruhigte ich mich.

In meinem Kopf begann eine hektische Suche nach vorstellbaren Erklärungen, um was es sich handeln könnte. Jede angedachte Möglichkeit wurde rasch wieder verworfen, da stets mindestens ein Merkmal nicht auf das „Gebilde“, welches sich nun nur noch geschätzte 50 m vor mir auf dem Boden erstreckte, passte. Ich verringerte meine Schrittfrequenz und begann – vorsichtig und behutsam zwar – aber doch sehr stutzig und neugierig zu werden. Die diffusen Lichtverhältnisse trugen signifikant zu meiner Verunsicherung bei.

Das Corpus delicti schien an bestimmten Stellen größere bräunliche Flecken aufzuweisen. Das war zwar ungewöhnlich, aber bestimmt irgendwie erklärbar. Nein, oh Gott, ich konnte es gedanklich drehen und wenden, wie ich wollte, es sah, zumindest von meiner Perspektive, verdammt nochmal so aus, als würde da ein menschlicher Körper liegen. Und noch dazu sehr spärlich bekleidet. „Warum um alles in der Welt bin ich nur diesen mysteriösen Weg gegangen??? Hätte ich diesen Tag nicht so normal und unaufgeregt lassen können, wie er sich bislang präsentierte? Nein, ich musste ja unbedingt das Abenteuer suchen. Ich brauchte wohl noch einen speziellen Kick! Reicht dir deine tägliche spannende Sachbearbeiter-Tätigkeit nun nicht mehr aus?“, fragte ich mich. „Morgen gehe ich bestimmt wieder den anderen Weg. Die sichere Straße entlang. Mit all den anderen Schnarchnasen“, resümierte ich sorgenvoll.

An einem Ende des besagten Objektes erkannte ich, je näher ich mich anschlich, Formen, die wie Füße, mutmaßlich mit Schuhgröße 39 bis 40, aussahen. Ja, es wurde immer deutlicher, es bestand die Möglichkeit, dass es die Konturen einer menschlichen Gestalt waren. „Und das da, das könnte ein Arm darstellen …“. Aber das konnte ja gar nicht sein. So etwas gabs eigentlich nur im Fernsehen, in schlechten Krimis. Aber nicht in echt! Man findet doch nicht mal eben so auf dem Weg zur Arbeit einen nackten Körper am Boden rumliegen.

Mir wurde abwechselnd heiß und kalt bei der Fiktion, was mich da in ca. 20 m Entfernung erwarten könnte. Abscheuliches Kopfkino! „Die bräunlichen Flecken am Rumpf, konnte das evtl. angetrocknetes Blut sein? Was war hier passiert?“

Es war so grausam gruselig, dass ich keinen klaren Gedanken denken konnte.

Ganz vorsichtig und behutsam schob ich mich vorwärts in Richtung der Container.

Bewegt hatte sich der Körper noch nicht, seit ich ihn ins Visier genommen hatte. Kein Zucken, kein Heben und Senken des Brustkorbes, was auf Atmungsaktivität hingewiesen hätte, war zu erkennen. Nichts. Einerseits wollte ich auf der Stelle umdrehen, mir den möglicherweise schrecklichen Anblick ersparen und schleunigst die Polizei benachrichtigen. Andererseits war ich auch ausgebildeter Ersthelfer und musste mich zumindest vergewissern, ob dort jemand meine dringende Hilfe benötigte. Es zog mich aber auch eine geheimnisvolle Kraft genau an diese Stelle hin. Solange ich nicht sicher sein konnte, worum es wirklich ging, konnte ich natürlich auch niemanden benachrichtigen. Wenn es dann nur eine optische Täuschung sein sollte..., nicht auszudenken!

Somit quälte ich mich noch, mit zitternden Knien die letzten Schritte bis zum bitteren Ende zu gehen. Meine Augen waren uneingeschränkt starr auf das Objekt fixiert. Vermutlich sah ich reichlich blass aus um die Nase. Der Körper, und es war eindeutig ein weiblicher, – der Eindruck bestätigte sich mit jedem Meter, den ich näher kam – lag weiterhin völlig regungslos da. Der Kopf schien etwas erhöht abgelegt worden zu sein.

Endlich hatte ich die ominöse Stelle erreicht, und es fielen mir die merkwürdig grinsenden Gesichtszüge der Frau auf dem Boden auf. Ausgesprochen unecht und künstlich lächelte sie mich an. Ich wusste in diesem Moment wirklich nicht mehr, ob ich weinen oder nicht doch lieber laut lachen sollte, als ich entdeckte, dass es sich um eine weibliche Gummipuppe in Lebensgröße handelte. Ich hatte ja schon von solchen Fabrikaten aus dem Sexshop gehört, aber zu Gesicht hatte ich bislang noch keine bekommen. Und jetzt auch noch auf diese Art und Weise! Bis zwei Schritte vor ihr musste ich mit dem Schlimmsten rechnen, und dann sowas! Ich war absolut bedient! Für diesen Tag reichte es mir! Allerdings konnte ich von Glück reden, dass ich nicht vorher schon die Polizei alarmiert hatte!

Purrnhagen Sylta

Trugbilder

Ich habe eine Pareidolie.

Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass es dafür eine Bezeichnung gibt. Selbst Leonardo da Vinci und Salvador Dali sollen Pareidologen gewesen sein.

Als ich neulich – coronabedingt – nach langer Zeit wieder mal mit dem ICE in den Süden fuhr, weil meine Enkeltochter Mara Konfirmation hatte, las ich in der dbmobil, der Zeitschrift der Deutschen Bahn, die Kolumne einer Journalistin und Autorin. Darin schreibt sie über die menschliche Fähigkeit, in ganz vielen Dingen Gesichter zu erkennen.

Die Schwester meines Schwiegersohnes, die auch zur Konfirmation angereist war, ist Lehrerin an einem Gymnasium, hat Kunstgeschichte studiert und ist eine leidenschaftliche Malerin. Ich war mir sicher, der Artikel würde ihr gefallen und gab ihn ihr zu lesen. Franziska lachte laut und meinte, immer wenn sie in der Sauna sitze, habe sie etliche Beobachter. Ihr Mann schüttelt darüber nur den Kopf. Er sieht in der Holzmaserung keine Augenpaare.

In unserer Einliegerwohnung im ersten Stock sind die schrägen Wände mit hellem Holz verkleidet. Jedes Mal, wenn ich dort zum Lesen auf einem Bett liege, geht es mir genauso. Die dunklen Astlöcher schauen mich teils prüfend oder freundlich an – als seien sie geradezu einem surrealistischen Gemälde entsprungen. Ein Auge ist immer klein und stechend wie ein Fuchs auf der Jagd, das zweite stets ein großes Glubschauge. Die Gesichter sind lang und ähneln einem Pferdeschädel, der in einem spitzen Kinn endet. Sie erinnern mich an die großflächigen Gemälde von Max Beckmann.

Wenn ich dann aufstehe und vor der Schräge stehe, sind die Porträts bedeutend wohlwollender.

Ich selbst habe diese Marotte schon seit vielen Jahren. Immer wenn ich auf der Toilette unseres WCs sitze, starren mich Fratzen an. Doch genauer gesagt, sind die Fratzen in der Minderheit; eher sollte ich von Charakterköpfen sprechen.

Der Fußboden unseres Gäste-WCs ist mit quadratischen Mosaikkacheln belegt, wobei jede Kachel aus beigen, braunen und hell/dunkel gesprenkelten kleinen Steinen zusammengesetzt ist. In den siebziger Jahren fanden diese Mosaikkacheln häufig Verwendung. Die kleinen Steine haben die Form unterschiedlich großer Rechtecke, von denen die gesprenkelten, etwas raueren Steine meine Fantasie anregen.

Die meisten Antlitze sind eindeutig männlich mit markanten Haken- oder Knollennasen und einer üppigen Gesichts- und Kopfbehaarung; manche haben transgendische Züge.

Ich habe allerdings ein paar Lieblingsköpfe: Meine Nummer Eins ist der Alm-Öhi aus dem Heidibuch von Johanna Spyri. Er sieht aus wie der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz in einer seiner letzten Filmrollen. Dann sind da noch eine fiese Hexe mit spitzem Kinn und das Bild eines niedlichen Teddybären mit einem Hütchen auf dem Kopf.

Nicht immer finde ich die mir bekannten Charakterköpfe wieder, denn nur selten dauert meine Sitzung länger. Es sind ja viele Steine, so dass sich mir unverhofft ganz neue Portraits erschließen.

Neulich habe ich sogar das Gesicht meiner Mutter entdeckt: Das rundliche Gesicht mit den markanten Wangenknochen und der spitzen, kurzen Nase, umrahmt von Locken. Ihr schöner Mund mit den vollen Lippen lächelt und entblößt ihr perfektes Gebiss. Während des Krieges gab es ja nicht die Vielzahl von variablen Zahnpasten so wie heute. Meine Mutter erzählte, dass sie ab und zu Speisesalz auf ihre Zahnbürste streute, um das Weiß ihrer Zähne zu erhalten.

Derart freundlich schaute sie mich an, wenn sie stolz auf mich war, beispielsweise bei Aufführungen im Turnverein, oder wenn ich mit meinem Vater auf Familienfesten tanzte, eine seiner Schwestern Akkordeon spielte und wir beide dazu laut mitsangen – ich mit meiner hellen Sopranstimme.

Vor kurzem habe ich ein anderes Porträt meiner Mutter gefunden. Ihr Blick ist durchdringend unter der Stirnfalte, die Lippen sind geschürzt, wieder eingefasst von Locken.

So schaute sie mich immer an, wenn ich zu spät nach Hause kam und sie meine Entschuldigungen anzweifelte.

Ich habe den Stein nicht wiedergefunden, bin aber nicht traurig darüber.

Ein Schlusswort muss ich noch hinzufügen. Nachdem mein Mann diese Geschichte gelesen hat, sind seine Sitzungen auf dem WC beträchtlich länger geworden…

Bormann Gisela

Mit den Augen meiner Schwester

Unbedingt wollte ich meine kranke Schwester Anneliese noch vor Weihnachten besuchen und hatte mir schon vorzeitig eine Bahnfahrkarte gekauft. Dann der erschreckende Anruf ihrer Tochter: „Mutti wird es bis dahin sicherlich nicht mehr schaffen. Wenn du sie noch lebend sehen möchtest, musst du jetzt kommen!“

Sofort, im Morgengrauen, fuhren mein Mann Bernd und ich am nächsten Tag los. In der Ferne blinzelten schon ein paar Sonnenstrahlen durch die grauen Wolken. Bernd steuerte das Auto, ich saß mit einem Kopf voller Gedanken und wachen Augen daneben. Unzählige Male war ich diese Strecke schon gefahren, sie war mir vertraut, ich kannte jeden Kilometer. Nun war es anders. Ich betrachtete diese Wegstrecke mit den Augen meiner Schwester. Alles wollte ich für sie wahrnehmen. Natürlich war auch sie öfters hier gefahren. Jetzt wird es nie mehr geschehen. Diese Tatsache schärfte meinen Blick, so dass ich schon immer dagewesene Dinge neu entdeckte.

Recht bald nach unserem Aufbruch passierten wir einen Waldbereich: Viele kranke Bäume, die wie Anneliese an ihrem Lebensende angelangt waren. Würde ich die Bäume bei einer nächsten Fahrt noch sehen?

Gleich hinter der Autobahnauffahrt fiel mir in der langen Lastwagenschlange ein Fahrzeug aus Österreich auf. In dem Alpenland hatte Püppi, so wurde Anneliese als Kind genannt, eine Zeitlang gearbeitet. Gemeinsam wollten wir noch einmal dort hinreisen. Dieser Wunsch blieb unerfüllt. Ich schaute nun in die von weißem Raureif bedeckte Landschaft und träumte mich in einen Schneeurlaub nach Österreich mit meiner kleinen Püppi.

Ein großes Baustellenschild weckte meine Aufmerksamkeit und holte mich in die Gegenwart zurück. Ich las: Autobahnabschnitt wird auf drei Spuren erweitert, zehn Kilometer! Oh weh! Baustellen auf der Autobahn waren für meine Schwester, wenn sie selbst fuhr, ein großer Angstgegner. Schon lange vor so einer Fahrt wurde sie nervös, und hinterher schimpfte sie ebenso lange wie ein Rohrspatz. Ich musterte sehr genau die schmale Spur, auf welcher Bernd unser Auto führte, und hatte Verständnis für Annelieses Ängste.

Alles um mich herum saugte ich gierig auf. Schmerzhaft spukte es ständig in meinem Kopf: Dies nicht, auch das nicht, nichts wird sie mehr sehen. Traurig bildete sich bei mir der Zwang; ich muss unbedingt für meine kleine Schwester alles genau beobachten! Sehr aufmerksam blickte ich überall hin. Ein malerisches Bild bot das Weserbergland. – In den Tälern waberte noch der graue Morgennebel. Die Waldgebiete waren durchsichtig, da die Bäume zu dieser Jahreszeit keine farbigen Blätter trugen. An einigen Stellen leuchteten weiße Schneereste. Ansonsten zeigte sich die Natur in vielen unterschiedlichen Brauntönen.

Ich bemerkte vor uns einen Kastenwagen, entzifferte die großen Buchstaben: DHL – Ach ja, Pakete! Viele davon hatte ich Püppi geschickt, würde es gerne weiterhin machen. Leider ist auch das zu Ende. Dabei hatte ich selbst schon beim Packen großen Spaß. Währenddessen sah ich dann ihren vertrauten, freudigen Gesichtsausdruck vor mir.

Was für uns nun nicht zu übersehen war, ein Stau hatte sich gebildet. Dies war alles andere als freudig, denn nur im Schneckentempo ging´s weiter. Mir allerdings verschaffte es Zeit, die mit bunter Graffiti-Kunst besprühten Lärmschutzmauern zu bestaunen. Kunst! Einige von mir gemalte Bilder schmücken Annelieses Wohnung. Mehrmals hatte sie zu bestimmten Motiven ihre Wünsche geäußert, so dass ich sie stets mit einem Bild überraschen konnte.

Inzwischen begleitete uns die Sonne und unterstrich die Schönheit der Landschaft. Da auch meine Schwester so wie ich gleichermaßen Ordnung sehr wichtig finden, konnte ich mich nicht satt sehen an den unterschiedlich großen, jedoch akkuraten Feldern, die wie mit einem Lineal gezogen voneinander getrennt waren. Sogar die blätterlosen Bäume und Sträucher beflügelten meine Fantasie, und ich erspähte in ihnen einen Festungswall einer Burg, allerdings hier am Straßenrand.

Auf der Gegenfahrbahn näherte sich ein Krankenwagen. Seine Blaulichter leuchteten uns schon von weitem entgegen, aber blitzschnell war er wieder aus unserem Blickfeld verschwunden. Genauso schnell, wenn Anneliese von einem solchen Auto abgeholt wurde. Auch ich habe bei meinen Besuchen davon einige aufregende, ja dramatische Situationen miterlebt, welche noch heute ein traurig schauriges Gefühl hochsteigen lassen.

Unsere Fahrt führte entlang des Hamburger Containerhafens. Diesmal waren nicht so viele verschiedenfarbige und größenunterschiedliche Kisten in den Eisengestellen zu bewundern. Wahrscheinlich hatte auch hier die Pandemie zugeschlagen. Dem Hafen gegenüber die Köhlbrandbrücke, auch „Golden Gate von Hamburg“ genannt, sie ist bei jeder Fahrt ein Hingucker.

Hamburg und Anneliese, ich erinnere mich. An einem Weihnachten vor mehreren Jahren schenkten wir meiner Schwester mit unserer Mutter zusammen einen Theaterbesuch in dieser Großstadt, damit verbunden war die Autofahrt, als Anneliese noch selbst ein Auto besaß. Was wir mit diesem Geschenk ausgelöst hatten, erfuhren wir hinterher: Nie wieder danach chauffierte Püppi selbst ein Auto durch irgendeine Großstadt.

Im Hafen von Hamburg hatten wir schon den Elbtunnel im Blick. Grüne Leuchten signalisierten, durch welche Röhre wir fahren durften. Nach gut drei Kilometern verließen wir den Tunnel und mussten sehr aufmerksam auf die Verkehrsschilder achtgeben. Neue bauliche Maßnahmen hatten das Gebiet verändert. Schließlich wollten wir die richtige Abfahrt nicht verpassen. Spätestens hier wäre Anneliese hysterisch geworden. Wir meisterten die neue Situation hervorragend. Wie heißt es so schön? Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei! – Das Wetter hatte sich verändert: Die helle Sonne war verschwunden, eine zarte Dunkelheit sich ausgebreitet. Trotzdem waren die weißen und grauen Windräder mit ihren roten Signalspitzen nicht zu übersehen. Langsam drehten ihre Rotorblätter gemeinsam Runde für Runde.

Auch meine Gedanken drehten sich! Allerdings stets um Anneliese. Qualvoll drehte sich in meinem Kopf: Ich schaue mit Püppis Augen, denn sie wird dies alles nie mehr sehen! – Ich war wie besessen.

Auf einigen Wiesen grasten große Schafherden. Sie zeigten sich pummelig dick mit einem Winterfell ausgestattet. Am Rücken oder Hinterteil markierten türkis und rote Stellen jedes Tier.

Schafe gehörten zu Annelieses Lieblingstieren, besonders 2019 mochte sie die kleinen Lämmer und wollte immer ein eigenes besitzen. Dieser Wunsch hatte sich nicht erfüllt.

Das Wetter veränderte sich erneut. Grauer Nebel hüllte die Landschaft ein. Nun war es wichtig, das Augenmerk auf die Straße zu richten. Auch bei mir veränderte sich etwas. Hatte meine Besessenheit mich noch wach und interessiert gehalten, sackte jetzt mein Körper zusammen, ich wurde unendlich traurig. Außerdem hatte der Himmel alle Schleusen geöffnet und große Tropfen prasselten auf die Fahrbahn. Meine Augen schlossen sich mit dicken Tränen an. Nun war es nicht mehr weit bis zu meiner Schwester, wo ich die Zeit, die noch verblieb, mit ihr verbringen wollte. – Annelieses Tochter hatte recht, ich sah meine Schwester nach dieser Fahrt zum letzten Mal.

Münch Klaus

... in Frankfurt Sachsenhausen

Es war Freitagnachmittag und wir hatten vereinbart, dass ich Elke um 15:30 Uhr mit dem Auto in Frankfurt abhole.

Dementsprechend fuhr ich, um eine größtmögliche Chance zu haben, pünktlich am Treffpunkt, dem Parkplatz ihrer Firma, sein zu können, um 14:20 Uhr in Bad Nauheim los und dichtete frohgemut vor mich hin:

„Nicht, dass es mir nachher leidtäte, Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.“

Der Autoverkehr in Frankfurt kann an einem Freitag, so um die Feierabendzeit, mitunter schon recht zähfließend sein. Und dann noch die gefühlt mindestens 1000 Ampeln auf dem Weg ...

Bei sonnigem Wetter und mit guter Laune ausgestattet startete ich von zuhause, nicht ohne eine Live-CD der „Dire Straits“ in den entsprechenden Player einzuschieben und die mit „+“ gekennzeichnete Lautstärkereglertaste so oft anzutippen, dass sie fast an die Grenze ihrer Möglichkeiten stieß. Ganz so, wie ich es nur machen durfte, wenn Elke nicht mit an Bord war. Derart beschwingt angetrieben kam ich ganz passabel bis nach Frankfurt durch. Ich konnte also zufrieden resümieren:

„Blöd wär, falls ich jetzt noch in einen Stau geräte, denn Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.“

Ab dem Kaiserlei-Kreisel zeigten sich die Straßen so gesättigt wie es durchaus zu erwarten war. Mehr als stockend kam man nicht mehr voran. Noch war alles im viel zitierten und angestrebten „grünen Bereich“. Aber eine länger anhaltende und so gefürchtete „rote Welle“ sollte mich hoffentlich nicht noch ausbremsen.

Je mehr ich mich dem von Touristen sehr geschätzten Stadtteil Sachsenhausen näherte, umso mehr Autos waren „uff de Gass“ – wie der Frankfurter so nett verniedlichend auch zu seinen großen und breiten Hauptverkehrsadern zu sagen pflegt – unterwegs. So langsam ahnte ich, dass es für mich zeitlich doch noch knapp werden könnte. Gerade deswegen haderte ich mit mir selbst:

„Es nützt nichts, wenn ich mich jetzt aufregen täte, obwohl, Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.“

In Gedanken ging ich die noch vor mir liegende Strecke durch. „An der nächsten Ampel scharf links abbiegen, dann ein wenig geradeaus, direkt am bekannten Äppelwoi-Kneipenviertel vorbei, kurz danach der Rechtskurve folgend, und an der großen Kreuzung, noch mal nach links abzweigen. Den Sachsenhäuser Berg hinauf und schon bin ich am ersehnten Ziel. Und hoffentlich pünktlich …“

Es war wie verhext, denn eigentlich zeigte mir jede Ampel, an die ich heranrollte, ihr abscheulichstes rotes Licht, das sie gerade zu bieten hatte.

So wie natürlich auch an der großen Kreuzung Dreieichstraße/Darmstädter Landstraße. Hier war ich der Dritte in der Warteschlange vor dem hämisch rot „grinsenden“ Lichtsignal. Langsam stieg eine gewisse, leicht wachsende Nervosität in mir auf. Ein Blick auf die Uhr beruhigte mich wieder ein wenig. Wenn jetzt nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, reicht die Zeit gerade so.

Und ich schob zweifelnde Hirngespinste gleich wieder zur Seite, so wie beispielsweise dieses hier:

„Schlimm, wenn ich den Parkplatz erst nach halb vier beträte, denn Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.“

Aber warum hatte gerade diese Ampel mal wieder so eine extrem lange Rot-Phase?? „Das gibt es doch gar nicht!!“ hörte ich mich fluchen.

Eine richtig gute Ausrede für ein eventuelles Zuspätkommen hatte ich nicht. Elke würde mir in jedem Fall vorhalten, ich hätte einfach eher von Zuhause losfahren müssen. Aber noch war nichts verloren, noch konnte ich es schaffen.

Meine Blicke schweiften in einem Zustand zwischen Hoffen und Bangen umher. Als ich nach links aus dem Seitenfenster sah, konnte ich in den Schalterraum einer Bank spähen. Komisch fand ich in diesem Moment nur, dass ein Großteil der Leute, die sich in dem Raum befanden, ihre Hände entweder angewinkelt nach oben streckten oder über dem Kopf zusammengefaltet hielten. Das wirkte skurril und lustig, aber auch irgendwie befremdlich, speziell in einer Bankfiliale.

Und dann war da auch noch ein jüngerer, schlanker Mann, so ungefähr Mitte 30, ca. 175 cm groß, der ein wenig lässig bis schlampig mit einem etwas zu weit geschnittenen, karierten Hemd und einer Jeans bekleidet war, ungekämmte blonde, mittellange Haare, aber keinen Bart trug und wild mit den Händen in der Gegend herumfuchtelte. Er schien den anderen Personen um ihn herum, irgendwelche Anweisungen geben zu wollen. Die Szenerie erweckte den Eindruck eines Banküberfalles. Ja genau, so konnte man es ausdrücken, ein schlecht geplanter und stümperhaft ausgeführter Bankraub.

Das würde auch erklären, warum die Personen, welche zusammen an der rechten Wand des Schalterraumes standen, dies mit erhobenen Händen taten.

So langsam reimte ich mir das alles zusammen, was ich dort gerade - live und in Farbe, direkt aus der ersten Reihe - beobachten konnte. Tatsächlich, das war ein echter Überfall. Da ich so etwas – zum Glück – noch nie vorher erlebt hatte, war ich durch und durch gefesselt in diesem real existierenden Kriminalstück.

Was konnte ich, der Klaus, der jetzt hier vor der Bank im Auto saß und eigentlich ja gar keine Zeit hatte, nun tun? Der Idee des Hineinstürmens, um den Gangster mit einem gekonnten Überraschungsangriff unschädlich zu machen, gab ich wenig Chancen. Blieb eventuell noch potentielle Fluchtwege zu versperren. Auch das erschien mir aufgrund meiner mangelnden Ortskenntnisse kaum Aussicht auf Erfolg zu haben. Oder sollte ich die Polizei über das Geschehen informieren?

Aber eigentlich müsste ich schon längst weiterfahren, um nicht Gefahr zu laufen, zu spät bei Elke einzutrudeln….

Und überhaupt, warum war denn diese verdammte Ampel immer noch auf „Rot“?

Ja, es wurde mir richtig klar:

„Rote Ampeln sind einfach nur doofe Geräte, und Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.“

Ich richtete meinen Blick nach vorne und musste bemerken, dass das Licht der Ampel gerade in freudigem Grün strahlte, dass aber keiner der beiden Autofahrer vor mir auch nur irgendwelche Anstalten machte loszufahren. Beide Herren, die in den Fahrzeugen saßen, hatten ihre Köpfe nach links gedreht und peilten – wahrscheinlich ähnlich gebannt wie ich – was sich gerade in der Bankfiliale abspielte. Allerdings hatten beide auch ihr Handy am Ohr, woraus ich schloss, dass sie sich bereits mit der Polizei in Verbindung gesetzt hatten.

Selbst von den Fahrern, die hinter mir in der Reihe standen, hatte bisher noch keiner sein akustisches Warnsignal betätigt, um uns zum Weiterfahren aufzufordern. Mutmaßlich wollten auch diese Verkehrsteilnehmer hauptsächlich den weiteren Verlauf des Geschehens in der Bank verfolgen.

Vermutlich hatte es aber keiner in der Schlange so eilig wie ich ...

Obwohl, ehrlich gesagt, zog mich die Situation mächtig in ihren Bann.

Inzwischen hatte sich am Tatort ein Bankangestellter etwas in den Vordergrund gespielt und war in „