Sissis Gedichte - Elisabeth von Österreich - E-Book

Sissis Gedichte E-Book

Elisabeth von Österreich

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Beschreibung

Dieses Werk beinhaltet alle Gedichte der poetisch veranlagten berühmten Kaiserin Elisabeth "Sissi" von Österreich.

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Sissis Gedichte

Kaiserin Elisabeth von Österreich

Inhalt:

Elisabeth Kaiserin von Österreich – Lexikalische Biografie

Sissis Gedichte

Nordsee Lieder.

Widmung.

1.

2.

3.

4.

Antwort an den Baumeister.

5.

6.

7.

8.

9. Gruss

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

Abschied von Zandvoort

20.

Finis

Heidelberg.

1.

Geliebter!

2.

Das Bild des gelben Dominos.

"Long, long ago."

Heidelberg.

Titanias Klage.

Ramsgate.

I.

Longfellow.

Sternenlicht.

Der Fluss Charlie.

An Jacobert 1853.

Ischl.

Mein Zauberberg.

Rendez-vous.

Deluge.

St. Franciscus.

Glaube, Hoffnung, Liebe.

Legende vom Almsee.

I.

II.

III.

IV.

Achilleus

I.

II.

Täglich.

Sonnenuntergang.

Gastein.

An den Dachstein.

Besuch.

An den Attersee.

Heimweh.

Αχιλλεοσ

Kremsier.

Kremsier.

II

Schönbrunn.

Hallali.

Titania.

I.

II.

III.

IV.

V.

Jauss.

An Bord der Miramar.

Seelenbrautfahrt.

Sein Grab.

Smyrna.

Rhodus.

Alpenglühen in Kleinasien.

Mondspuk.

(Star of the evening, beautiful star.)

Port-Said.

Sehnsucht.

Ramleh.

Αχιλλεοσ

Sirocco.

Der Trauer-Coco.

Finis.

Allerseelennacht.

Novemberphantasie.

(Gödöllö.)

Nur Coral-Nymph

An Bord des "Greif".

Junilieder.

Zur blühenden Rosenzeit.

I. Gruss von der Nordsee.

II. Antwort von den Alpen

III.

IV.

V.

VI.

Gastein

Anno Domini ...

I.

II.

Heimweh.

Mein Felsgemal.

Nemesis.

Ich habe verzweifelt.

Ja, wenn ich ...

P. S.

Es war einmal ...

Chor der Felsenzwerge.

An ...

I. (Nach Heine.)

II.

I.

II.

An Bismark. (sic)

Am Zauberberg.

Der Karolin.

Der Zauberberg.

Auf der hohen Schrott.

Septemberlieder.

I.

II. Offensee.

III.

Noch.

"Au Clair de la lune."

Ramsgate.

II.

Ramsgate.

III.

Loserlied.

Hütteneck.

Lass' mich allein ...

Auf einem grauen Steine ...

Spätherbst.

Verlassen.

Hurrah!

Neujahrsnacht.

Winterlieder

Αχιλλεοσ

Mein Traum.

Die Thräne.

Familienmahl.

An meinen Meister.

Hofball.

Eine wahre Geschichte.

Geschehen zu Klagenfurt im Jahre des Heils 1886.

Moral.

An Robert.

I.

II.

Kennst du das Lied vom Fichtenbaum

2. Februar.

Die Burgfrau

An mein Kind

Kein Lamento.

An meinen Meister.

Zwiegespräch auf dem Schönbrunner Parterre.

Legende vom Pürgelstein.

Frei nach Th. Moore von Irland nach Oberösterreich übertragen.

"Mein Liebchen."

An meinen Meister.

Frühlingslieder.

Mehadia.

La Dealul Csorics.

5. April.

Goldene Falter ...

Kuckucks Lied.

Auferstehung.

Simbota Marre.

(Osternacht.)

Nur die Katzen.

Salamander-Lied.

Ich ging so in Gedanken ...

Was ich den Salamandern auf dem Zauberberg erzählt.

Wallfahrt.

An Sophia.

I.

Chor der Salamander.

Traum im Zauberthal.

Gott ist alles.

Mein Zauberthal.

An Carmen Silva. 29. April.

Am ersten Mai.

Drei Adler.

Erzsébet Magaslaton.

Auf dem Domogléd.

Pojána lunga.

"Wie ein Haar durch die Milch"

Der Abend naht.

Titanias Besuch bei Carmen Sylva und Rückkehr in ihr Feenschloss, genannt Villa Hermes.

Der Prinzregent.

Totenschau.

Mein Ponty.

Zerstört.

I.

II.

Ein unergründlich tiefer See ...

An Sophia.

II.

An die Zukunfts-Seelen.

Nordsee-Skizzen.

Auf den Cromer Downs.

I.

II.

Strandlieder.

I.

An Sarolta.

II.

Seelieder.

An Bord der "Prinzess Louisa".

Nordsee-Stanzen.

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

Vier Gerippe.

Seebild.

Auf den Wogen.

Gebet.

Cromer, die versunkene Stadt.

Gruss.

Schwimmlieder.

I.

II.

Besuch.

Der Schmetterling.

Die See.

Wohin?

Ein Brautpaar.

Neumond.

Einleitung zum Don Quixote v. H. Heine

Sturmlieder.

I.

II.

Αχιλλεοσ

Die Klosterfrau.

Sonnenuntergang.

An die Gaffer.

An "Princess Louise".

Die letzte Fahrt.

Meine Harfe.

Wohin?

Ein Lied.

Abschieds-Stanze.

Aus der Hofchronika der Königin Titania.

Rheinlied.

Kreutherstimmungs-Lieder.

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

Liberty.

An den Meister.

Was mir der Tegernsee erzählt.

Grausam ist die Natur.

Sommer und Herbst.

Eine wahre Begebenheit,

Nachtrag.

Rückblick.

Es schwingt ...

Zu Oberons Wiegenfest.

II.

Klingel-Lied.

Ins Stammbuch.

An die Augustsonne.

Sonnenaufgang.

Sonnenuntergang.

Meiner Mutter zum 80. Geburtstage.

Allerseelen.

Wieder.

I.

II.

Cyclamen.

I.

II.

Karbach-Alm.

Sonnenaufgang.

Mondmärchen am Zauberberg.

Die Silberfüssige.

"There's Somebody Coming upstairs."

Die Pflanze.

Herbstklage.

Aufruf.

Antwort an ...

Herbstnachmittag.

An Friedrich und Isabella.

Aus meiner Burschenzeit.

Was uns Louise erzählte.

Titanias Arche.

Spätherbst.

Wunsch.

Nebel-Lieder.

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

An Tunelius.

Sehnsucht nach Corfu.

Greif und Möve.

Geheimnis.

Traumbild.

I.

II.

Sonntagskind.

Während Manni sang.

(Fürst Albert Taxis.)

Spätherbstabend.

Der Sommer starb.

Tiere.

Titania.

Grau.

Schatten.

Feuerwehr-Probe.

Thalatta.

Erwacht.

Abend auf dem Greif.

Morgen auf der Insel Vido.

An Bord des Cutters "Lizzy".

I.

II.

III.

Ithaka.

I.

II.

Am Allerseelentage auf Ithaka.

Die Olive in der Molobucht.

Abschied von Ithaka.

Fahrt.

Abschied und Rückfahrt.

I.

II.

III.

IV.

Drittes Buch

Dem todten Adler.

Wandle ich auch.

An mein Kind.

Zum Costumfest in dem Ofner Schloss 14. Februar 1888.

An meinen Ehgemal.

An meine Schwester Helene.

Das Fest des 13. Mai 1888.

Titania und der junge Mond.

Titania und Alfred – Romantische Erzählung in Reimen und Briefen

An der grünen Isar

Titanias Zauberschloss. Villa Hermes

III.

IV.

Alfred, der verzauberte Eber

Auf dem Zauberberge

X.

Titania und Alfred (Fortsetzung der romantischen Erzählung)

Des Esels Klage an Puck

Titanias Spinnlied

Gastuna

Windischgrätzhöhe

Schluss-Stanze

Finis

An den Meister

An Titania

In der Nacht des 13. Juni 1888

Was Ob'ron treibt

Abendgang

Ich bin so scheu ...

An Carl

Gelegenheitsgedichte

Laufner Höh

Kammerbach (Eingeschrieben)

Wildenstein

Langbathsee

Versuchung

Drei Tage

Der längste Tag. Vom Offensee nach Elmgrub

Corfu im Herbst 1888 (Arvid-Lieder)

Garuna, den 25. Oktober 1888

Echo

An Arvid

Meeresfahrt

Sternenkunde

Lebe wohl!

Ein südliches Märchen

Sissis Gedichte, Kaiserin Elisabeth

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849636289

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Elisabeth Kaiserin von Österreich – Lexikalische Biografie

Eigentlich Amalie Eugenie, genannt "Sissi", älteste Tochter des Herzogs Maximilian Joseph in Bayern, geb. 24. Dez. 1837, gest. 10. Sept. 1898, wurde 24. April 1854 mit dem Kaiser Franz Joseph I. von Österreich vermählt, dem sie vier Kinder gebar. Eine schöne, majestätische Erscheinung, wusste E. sich namentlich in Ungarn, als dessen Königin sie 8. Juni 1867 gekrönt wurde, die Sympathien des Volkes, besonders der höheren Schichten, zu erwerben. Sie war nicht nur eine ausgezeichnete Reiterin und große Naturfreundin, sondern auch eine Frau von hoher literarischer Bildung, namentlich eine Verehrerin Heines. Schon in früheren Jahren, besonders aber in der letzteren Zeit, verbrachte sie viele Monate auf Reisen und in ihrer herrlichen Villa Achilleion auf Korfu. Auf einer dieser Fahrten wurde sie 1898 in Genf von dem Dolch eines italienischen Anarchisten Luccheni, der aus Fanatismus irgend eine hervorragende Persönlichkeit ermorden wollte, tödlich getroffen. Ihre Leiche wurde nach Wien gebracht und 18. Sept. in der Kapuzinergruft beigesetzt. Kaiser Franz Joseph stiftete als bleibendes Andenken den Elisabethorden für Frauen und Jungfrauen. An vielen Orten wurden ihrem Andenken Denkmäler errichtet; eins der ersten wurde zu Pest im April 1900 enthüllt. Vgl. K. Christomanos, Tagebuchblätter (Wien 1899); de Burgh, E., Kaiserin von Österreich (a. d. Engl., das. 1900); Tschudi, E., Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn (a. d. Norwegischen, in Reclams Universal-Bibliothek); Rostok, Erinnerungsblätter etc. (Wien 1903).

Sissis Gedichte

Nordsee Lieder.

Vorbild dieses ersten Gedichtbandes, "Nordsee Lieder" ist Heines Gedichtzyklus "Die Nordsee" im zweiten Teil seiner "Reisebilder" (entstanden 1826/27, Erstausgabe Hamburg 1827). Die Kaiserin notiert hier in Form eines gedichteten Tagebuches ihre Erlebnisse und Phantasien vom Februar 1885 bis zur Neujahrsnacht 1887. "Der Geliebte", "Der Herrlichste" mit "Schild und Speer" ist stets Elisabeths Lieblingsheld Achill, mit dem sie glaubte, spiritistischen Kontakt zu haben.

Widmung.

O hätt' ich so viel Lieder,Als Wellen, du mein Meer, Ich schrieb sie alle nieder, Und brächte sie dir her.

Mein ganzes Fühlen, Denken, Ja, all' mein inn'res Sein In dich möcht' ich's versenken, Du, mein krystall'ner Schrein.

Du meine Augenweide, Du meines Hierseins Glück, Früh meine erste Freude Und nachts mein letzter Blick!

Durch die Numerierung weisen die folgenden zwanzig Gedichte Zykluscharakter auf. Elisabeth schrieb sie im Februar/März 1885 in Amsterdam, wo sie sich einer Massagekur unterzog, aber auch ausgiebige Besichtigungsfahrten und täglich stundenlange Wanderungen an der Nordseeküste unternahm.

1.

Und auf der Nordsee wilden Wogen, Geliebter, lagst du hingestreckt: – Mit tausend Fasern eingesogen Hab' ich dich, salz- und schaumbedeckt.

2.

Es tobt das Meer, die Wellen dröhnen Und brechen sich mit Macht, mit Macht Am einsamen Strande, in finsterer Nacht. –

Entzückt horch' ich vom Lager empor, Des Geliebten Stimme dringt an mein Ohr, Des Herrlichsten, des Starken!

3.

Die Fischer geh'n am Strand herum Im feschen Sonntagsschmuck, Und kosen, Liebchen fest am Arm, Mit Blick und Händedruck.

Heissa! Ich brauch' kein' Fischermann; Mein Liebster liegt am Meer, Der Göttliche, der Herrliche, Mit seinem Schild und Speer!

4.

Die Flut, die Flut kommt gezogen; Horch, wie sie rauscht und braust, Wie sich die Wogen hoch bäumen Und wie der Nordwind saust!

Du tobendstes aller Ständchen, Du wildes "Gute Nacht"; – Mein Herz weiss wohl, wer dich sendet, Drum jauchzt es auf und lacht.

Antwort an den Baumeister.

Ein Schloss soll ich mir bauenHier an der Nordsee Strand Mit hohen güld'nen Kuppeln Und manchem Flittertand?

Wohl lieb ich dich, du stolzes, Du rauhes, barsches Meer Mit deinen wilden Wogen, Mit deinen Stürmen schwer!

Doch Liebe, die muss frei sein, Darf kommen und darf geh'n: Ein Schloss war' wie ein Eh'ring, Die Lieb' hätt' kein Besteh'n.

Frei will ich dich umkreisen, Wie deine Möven hier; Ein bleibend' Nest zu bauen ... Für mich gibt's kein Revier!

5.

Hinaus, hinaus aufs weite Meer Treibt mich ein mächtig Sehnen, Doch weil ich keine Flügel hab', Muss ich sie mir entlehnen.

Santa Cecilia,nimm mich auf, Auf deinen schwanken Rücken, O breite deine Schwingen aus, Dann wird der Flug mir glücken!

Siehst du wo Phöbus niedersteigt Am fernen Meeresrande? Dort trag' mich hin, ich flehe dich, Du bist es ja imstande.

Du scheinst ein Vöglein zart, doch fest, Drum will ich dir vertrauen, Und treibt uns noch ein frischer Ost, So woll'n wir Wunder schauen!

6.

Allabendlich treibt's mich hinaus, Ich muss die Sonne seh'n Die glückliche, beneidete, Im Meere untergeh'n.

"Nicht ist's dein Gold, nicht ist's dein Schein, Um den mein Sinn sich kränkt, Wohl aber, dass die hehre See Dich jede Nacht umfängt.

Und während du ihr Flutenherz Erwärmst mit deiner Glut, Steh' ich im Finstern hier und frier Vor Eifersucht und Wut!"

7.

Eine Möve bin ich von keinem Land, Meine Heimat nenne ich keinen Strand, Mich bindet nicht Ort und nicht Stelle; Ich fliege von Welle zu Welle.

Noch gestern sah ich den schönsten Saphir,Im tiefesten Blau lag er unter mir, Bekränzt von Oliven und Myrten, Die duftige Falter umschwirrten.

Heut' streift meine Schwingen der Nordsee Schaum, Ihre Wogen wiegen mich ein zum Traum ... Aus nebliger Ferne dringt leise Vom Neckarstrom her eine Weise;

Und ich sehe des Schlosses Ruinen, Die mit silbernem Lichte umspinnen Des Maimonds üppige Strahlen, Wie sie gleiten durch Tor und Hallen.

Während drüben im Schatten der Bäume, Versenkt in olympische Träume, Halb bedecket mit seinem Schilde, Ruht des Herrlichsten Marmorgebilde.

8.

Wer hat's dir wohl verraten, Du liebe Nordsee mein, Dass ich mit Leib und Seele, So ganz und gar bin dein? ...

– Ob's wohl die Möven waren, Die es dir hinterbracht? – Denn oft am Strande wandelnd, Hab's ihnen ich gesagt.

Seitdem läss't keine Ruhe Du mir bei Tag und Nacht; Rufst mich bald wild und drohend, Dann wieder schmeichelnd sacht.

Du willst mich wiegen, schaukeln, Dein Arm ist ja so weich, Bis endlich du mich dennoch Ziehst in dein nasses Reich.

9. Gruss

An König Ludwig II. von Bayern gerichtet, der häufig von Elisabeth als "Adler" – im Gegensatz zu ihr selbst als "Möve" – gekennzeichnet ist. Die zweite Strophe spielt auf ein Treffen der beiden Verwandten im Jahre 1881 an. Elisabeth hatte damals mit ihrem Mohren Rustimo den König auf der Roseninsel im Starnberger See besucht. Zu dritt waren sie im Boot zurückgefahren, während Rustimo fremde Volkslieder zur Gitarre sang und dafür vom König mit einem Ring ausgezeichnet wurde. (Hamann, 420f.)

Laut Valerie-Tagebuch vom 20. Juni 1885 besuchte die Kaiserin an diesem Tage wieder einmal die Roseninsel, traf aber den König nicht an: "Mama schrieb eines ihrer Gedichte nieder, versiegelte es an den König und ließ es dann in einem der Zimmer liegen. Was wird der König sagen?" Es handelt sich dabei eindeutig um diesen "Gruss" (s. S. 107).

Du Adler, dort hoch auf den Bergen, Dir schickt die Möve der See Einen Gruss von schäumenden Wogen Hinauf zum ewigen Schnee.

Einst sind wir einander begegnet Vor urgrauer Ewigkeit Am Spiegel des lieblichsten Sees, Zur blühenden Rosenzeit.

Stumm zogen wir nebeneinander Versunken in tiefe Ruh' ... Ein Schwarzer nur sang seine Lieder Im kleinen Kahne dazu.

10.

Was ist das für ein Toben Bald tief, bald in der Höh'? Es kämpfen die zwei Riesen: Boreas und die See.

Turmhoch bäumt sich die Woge, Ihr wilder Odem braust; Doch weit zurück sie schleudert Des Sturmwinds Eisenfaust.

Wenn ihr euch so zerkrieget, Und ich komm' zwischen euch, Dann gnad' mir Gott der Grosse Und öffne mir sein Reich!

11.

Vom Abend bis zum Morgen, Von Früh bis in die Nacht Muss ich stets lauschen, horchen, Ob du mir nichts gesagt.

Das Murmeln deiner Ebbe, Das Rauschen deiner Flut Das sind mir alles Worte, Zu halten treu in Hut.

Mir dünkt, dass du dictiertest, Zu schreiben nur bleibt mir; Gedanken und Gefühle Wehst du auf das Papier.

12.

Ich schrie deinen Namen hinaus in die Flut, Doch die Fluten brachten ihn wieder. Ich schrieb deinen Namen hinein in den Sand, Da drückten die Muscheln ihn nieder.

Nun hab ich ihn endlich mit goldenem Stift In den Horizont eingetragen; Dort leuchtet und glänzt er, das schönste Gedicht Aus Homers unsterblichen Sagen: ++++++++++++++Αχιλλεοσ

13.

Und wenn ich einmal sterben muss, Dann legt mich an den Strand, Dass auch mein letzter Blick noch sei Aufs teuere Meer gewandt.

Die Wogen rauschen mir dazu Den letzten lieben Laut, Als rief voll Sehnsucht schon zu sich Der Bräutigam die Braut.

Und wo am tiefsten ist das Meer, Dort senkt mich dann hinein; Mag's oben stürmen noch so sehr – Da unt' wird Ruhe sein.

Von Amsterdam kommend, traf die Kaiserin am 2. April 1885 in Heidelberg ein. Sie blieb hier mit ihrer jüngsten Tochter Marie Valerie bis zum 10. Mai.

14.

Alt-Heidelberg, Ehrbare, Feine, Was bist du so sittsam und zahm; Ich komm' von der Nordsee, der tollen, Und find' dich ein bischen zu lahm.

Mein Liebstersitzt dort auf den Wogen, Er stützet das Haupt auf den Arm, Ihn umkreisen in weitem Bogen Der Möven wehklagender Schwarm.

Die Möven, die sind meine Schwestern, Die fühlen dasselbe wie ich, Sie können nicht rasten, noch ruhen, Er ziehet sie immer zu sich.

Den weissgrauen Fittig sie tauchen Ins schäumende, zischende Nass; Das spritzen sie ihm auf die Stirne, Drum ist sie so marmorhaft blass.

15.

In deinen Bann gezogen Hast du mich, grosse See; Nun habe ich keine Ruhe, wo immer hin ich geh'!

Wohl bringt der Mai mir Blüten, Weiss wie dein Wellenschaum, Des Neckars Schlossruinen, Schön wie ein Jugendtraum.

Wohl führt er in den Schatten Der Schwarzwaldtannen mich, Trotzdem, ich weiss, kränkt dennoch Mein Herz sich nur um dich.

Hoch auf der grünen Alpe, In heißer Sommerglut, Da werd' ich dürstend schmachten Nach Deiner kühlen Flut.

Und wenn im Mondschein leuchtet Und prangt der Gletscherschnee, Dann überkommt mich immer Das Heimweh nach der See.

Nach ihren Vollmondnächten So überirdisch schön, Dass man nur beten möchte Und im Gebet vergeh'n.

Streif ich auf flücht'gem Renner Im Pusztasand dahin, Das Ross trägt meinen Körper, Die Nordsee meinen Sinn.

Drum, mögen sie auch sagen: "Das Meer liegt ja so fern." – Des Geistes Schwingen reichen Selbst bis zum weit'sten Stern!

16.

Allein, allein am weiten Strand, Vor mir die hohen Wogen Und hinter mir das Dünenland In weichen, sanften Bogen.

Allein mit dem geliebten Meer So geh' ich auf und nieder; Es wirft mir seine Muscheln her, Und ich zurück ihm Lieder.

Die Möven, die geniert das nicht, Und nicht die grauen Raben, Die denken sich: "Solch' dumm' Gedicht Möcht' ich schon eh' nicht haben!"

17.

Seh' ich am fernen Horizont Ein weisses Segel gleiten; So möcht' ich mit! Seh' ich auf schäumend' Wellenross Die Möve lustig reiten; So möcht' ich mit! Seh' ich den Fischer, seebereit Den schweren Anker lichten; So möcht' ich mit! Doch meines eig'nen Wunsches Kiel Schließlich wohin zu richten! – Ich weiss es nicht!

18.

Nur fort, nur fort von dir, Ich kann's nicht mehr ertragen; Das tolle Herz will schier Den kranken Kopf erschlagen.

Die Augen drück' ich zu, Ich will dich nicht mehr sehen, Um jeden Preis nur Ruh', Eh' alle Sinne gehen.

Denn heut', als ich dich sah, Musst' ich schon an mich halten, Um nicht, als wär' Gott nah', Die Hände hoch zu falten,

Um nicht laut auf zu schrei'n, Mich auf die Knie zu werfen. – Und o, dazu die Pein, Das Toben aller Nerven.

Ist dies wohl Nemesis, Weil stets für irdisch' Lieben Mein Herz so ungewiss Und ungetreu geblieben?

19.

Abschied von Zandvoort

Noch einen letzten, langen Blick Auf dich geliebtes Meer! Dann lebe wohl, so schwer's auch fällt, Gott geb', auf Wiederkehr!

Zum Abschiedsgrusse wählt' ich mir Die stille Mondesnacht – Du liegst vor mir – ein schimmernd Bild – In deiner Silberpracht.

Wenn morgen übers Dünenland Der Sonne Strahl dich streift, Bin ich mit raschem Flügelschlag Schon weit von hier geschweift.

Umkreisen wird dich, wie zuvor, Der Möven weisse Schar; Dass unter ihnen eine fehlt, Wirst du es wohl gewahr?

20.

Finis

Die Feder, die ich vier Wochen In deine Fluten getaucht, Nun hab' ich sie zerbrochen, Sie wird nicht mehr gebraucht.

Vier Wochen hat sie besungen Dich ohne Unterlass; Ob diess ihr wohl auch gelungen? Ach, wir bezweifeln das!

Nun wird sie wieder vertauschet Mit Schläger und Rappier; Dieweil die Woge hier rauschet, Trägt dort mich's edle Tier.

Die Poesie können holen, (Die ich ins Meer versenkt,) Die Kabeljau und die Soolen;Ihnen sei sie geschenkt.

Heidelberg.

1.

Geliebter!

Hier willst du weilen, Unter hohem, schattigem Dach Aus Buchenlaub und Platanen Und Epheu tausendfach.

Geliebter! Hier willst du weilen, Wo alles frisch und neu, Die Burschen mit ihren Liedern, Der Frühling mit seinem Mai;

Wo dir zu Füssen gleitet Der Neckar, sanft und mild, In seinem Schosse tragend Des schönsten Schlosses Bild.

Geliebter! Hier willst du weilen, Wo in wonniger Sommernacht Der Mond mit silbernen Strahlen Umfangt deines Leibes Pracht.

Geliebter! Hier willst du weilen, Mit Blüten und Liebe bedeckt, Die herrlichen, edlen Glieder In marmorner Ruhe gestreckt.

2.

Mein Lieb ist aus Stein, Mein Herz ist aus Stein, Kalt wie sein Marmor bin ich; Drum währt meine Lieb', Wie sein Bild so rein, Treu immer und ewiglich.

Das Bild des gelben Dominos.

Bezieht sich auf Elisabeths Abenteuer bei der Musikvereins-Redoute am Faschingsdienstag 1874 (Corti, 253–264, Hamann, 383–393). Ihrem damaligen Faschingsflirt, Friedrich Pacher von Theinburg, sandte die Kaiserin 1887 dieses Gedicht, allerdings anonym und nicht handschriftlich, sondern als gedrucktes Blatt. Um keinen Verdacht auf sich zu lenken, ließ sie die Post durch Mittelsleute in Brasilien aufgeben. Durch Friedrich Pacher erfuhr Corti von diesem Gedicht, das er zum erstenmal abdruckte (384f.). Marie Larisch brachte eine aus der Erinnerung rekonstruierte Fassung (307 f.).

"Long, long ago."

Denkst du der Nacht noch im leuchtenden Saal? Lang, lang ist's her, lang ist's her, Wo sich zwei Seelen getroffen einmal, Lang, lang ist's her, lang ist's her, Wo unsre seltsame Freundschaft begann, Lang, lang ist's her, lang ist's her! Denkst du, mein Freund, wohl noch manchmal daran? Lang, lang ist's her, lang ist's her! Denkst du der Worte, so innig vertraut, Lang, lang ist's her, lang ist's her, Die wir getauscht bei der Tanzweisen Laut? Lang, lang ist's her, lang ist's her! Ach! nur zu rasch schwand die Zeit uns dahin, Lang, lang ist's her, lang ist's her, Ein Druck der Hand noch, und ich musste flieh'n, Lang, lang ist's her, lang ist's her! Mein Antlitz enthüllen durft' ich dir nicht, Lang, lang ist's her, lang ist's her!

Doch dafür gab ich der Seele ihr Licht, Freund, das war mehr, ja, das war mehr! Jahre vergingen und zogen vorbei, Lang, lang ist's her, lang ist's her, Doch sie vereinten nie wieder uns zwei, Lang, lang ist's her, lang ist's her! Forschend bei Nacht fragt die Sterne mein Blick, Lang, lang ist's her, lang ist's her; Auskunft noch Antwort gibt keiner zurück, Lang, lang ist's her, lang ist's her! Bald wähnt' ich nahe dich, dann wieder fern, Lang, lang ist's her, lang ist's her! Weilst du vielleicht schon auf anderem Stern? Lang, lang ist's her, lang ist's her! Lebst du, so gieb mir ein Zeichen bei Tag, Lang, lang ist's her, lang ist's her, Dass ich's kaum hoffen, erwarten vermag, So lang ist's her, so lang ist's her! Lass mich warten nicht mehr, Warten nicht mehr!

Heidelberg.

Mir ward schon ernstlich bange, Der Lenz kam heuer nicht; Er zögert so lange Der lose, liebe Wicht.

Die Bäume, wie im Winter, Mit grämlichem Gesicht Und totem Laub dahinter, Nein, das gefiel mir nicht!

Doch all' dies ist gewesen, Die Not, Gottlob, vorbei; Frau Erde scheint genesen Des schönsten Monat Mai.

Die Höhen ringsum bringen Ihr weisses Brautgewand, In das sie duftig schlingen Der Blüten rosa Band.

Durch dunkeln Ernst der Tannen Drängt keckes Lärchengrün; Und blaue Lüfte spannen Sich wonnig d'rüber hin.

Den schönsten Teppich breiten Aufs ganze Felsenmeer Jetzt aus nach allen Seiten Die liebe Heidelbeer.

Aus jungem Buchenlaube Tönt froh des Kuckucks Gruss, Worauf verschämt Wildtaube Ihm Antwort girren muß.

Um mich zu überzeugen, Dass ich nicht blos geträumt, Den Königstuhlersteigen Will ich nun unversäumt.

Da liegt zu meinen Füssen Das schöne Bad'ner Land, Erweckt mit tausend Küssen Hat es des Frühlings Hand!

Doch in die Schlossruinen Lockt frischer Weisen Klang, Dort eifern Violinen Mit freiem Vogelsang.

Es gaukeln Schmetterlinge Und Stürmer, weiss und rot, Maikäfer, guter Dinge, Die Blütenpracht bedroht.

Citronenfalter schwirren, Und Kappen, gelb und grün In den Bosketten irren Sieht man bald her, bald hin.

Rings fröhliches Gekicher Eljen! Vivat! Hurrah! Nun weiss ich es erst sicher: "Der Lenz ist wirklich da!"

Titanias Klage.

Die Dichter singen von Liebe, Und Liebe atmet Natur. – Ach! wenn sie auch immer bliebe! Freilich! dann bräche kein Schwur!

Wie glücklich sind meine Schwestern, Wie unbefangen froh! – Sie lieben heute, wie gestern, Jahrtausend geht's schon so.

Nur ich, die schier wie Verfluchte, Ich, Feenkönigin, Ich finde nie das Gesuchte, Nie den verwandten Sinn.

Umsonst verschied'ner Malen Stieg ich vom Lilienthron; Es währte mein Gefallen Nie lang am Erdensohn.

In üpp'gen Sommernächten, Bei schwülem Vollmondschein Dacht' oft: "Jetzt hab' ich den Rechten!" Und wollte mich schon freu'n.

Doch immer beim Morgengrauen, An's Herz gedrückt noch warm, Musst' mit Entsetzen ich schauen Den Eselskopf im Arm!

Nun wandl' ich einsamen Pfades Schon manches lange Jahr; Es weilt nicht einmal im Hades Einer, der mir was war!

Ramsgate.

Ramsgate, den englischen Seebadeort an der Südostküste der Halbinsel Thanet, besuchte die Kaiserin einige Male, auch im März 1885 von Amsterdam aus. Es mag sein, daß sie hier einen nicht zu identifizierenden melancholischen Flirt hatte. Es ist aber auch zur Deutung dieses Gedichtes eine Art spiritistischer Begegnung, wahrscheinlich mit Heinrich Heine, möglich oder nur eine Assoziation mit jenem "Ramsgate I" bei Heinrich Heine (Heinrich Heine, Sämtliche Schriften in zwölf Bänden, hg. von Klaus Briegleb, München 1976, Bd. 7, 438), das als Symbol für unerfüllte Liebessehnsucht steht. Heine: "O, des liebenswürdgen Dichters, / Dessen Lieder uns entzücken! / Hätten wir ihn in der Nähe, / Seine Lippen zu beglücken! ..." Wie so häufig vermischte sich hier Elisabeths Phantasie mit den Dichtungen Heines (Ramsgate II und III auf S. 133 f.).

I.

Zu spät, zu spät sind wir begegnet Uns auf des Lebens Dornenpfad; Zu weit schon hat uns fortgetragen Der Zeiten unaufhaltsam Rad.

Zu spät hat deiner tiefen Augen Magnet'scher Blick auf mich geschaut, Selbst unter diesen warmen Strahlen Hat's starre Herz nicht mehr getaut.

Es überkommt mich tiefe Wehmut, 'S ist wie ein Klang aus alter Zeit, Wie banges, namenloses Heimweh, Voll hoffnungsloser Bitterkeit.

Auch ich bin einstens reich gewesen, Wähnt', unerschöpflich sei mein Hab'; Leichtsinnig ist es längst verschleudert – Es blieb das Herz ein leeres Grab.

"O wende weg die ernsten Augen! Lass ruhigen Wegs mich weitergeh'n! Kann Glück ich nicht mehr eigen nennen, So will ich's wenigstens nicht seh'n!‹

Wenn ihr die gewohnten stundenlangen Wanderungen wegen ihrer Gichtschmerzen nicht möglich waren, beschäftigte sich Elisabeth mit eingehender Lektüre, in dieser Zeit auch mit den Dichtungen des 1882 verstorbenen amerikanischen Dichters Henry W. Longfellow, den sie sehr schätzte und in dessen Stil sie sich dichterisch versuchte:

Longfellow.

Sternenlicht.

Schweigsam kommt die dunkle Nacht Still heraufgezogen, Und am Horizont hat sacht Sich der Mond verzogen.

Finsternis umhüllet bald Alles nah und ferne; Und es zittert klar und kalt Nur das Licht der Sterne.

Erste Wach' hat Planet Mars, Hoch am Himmelszelte, Des Allmächt'gen Machtwort war's, Das ihn dorthin stellte.

Ist's der Liebe, zart und treu, Sanftes Sterngebilde? Nein, ein Held ist's, stolz und frei, Mit dem roten Schilde.

Und es steigen in mir auf Tiefernste Gedanken, Blick' ich zu dem Stern hinauf, Stern ohn' Zag' und Wanken.

Du, des starken Muts Symbol, Lächelst meiner Leiden, Drum erneuert, hoffnungsvoll Will ich vorwärts schreiten.

In der Brust glüht mir ein Licht Kalt gleich dem der Sterne; Wach' dort steh'n als erste Pflicht, Mars, gab' ich dir gerne.

Stern der festen Willenskraft, Lass im Busen keimen Mir, was nur Erfolg verschafft, Statt nur zwecklos träumen.

Du, der liest dies kurze Lied, Das ich hier gesungen, Selbst wenn alle Hoffnung flieht, Bleibe unbezwungen!

Furcht lass nie an dich heran, Nie den Vorsatz biegen, Dir auch wird's dann kund gethan, Willenskraft muss siegen!

Der Fluss Charlie.

Strom, der du so schweigsam windest Dich durch Auen, weit und gross, Bis du endlich Ruhe findest In dem tiefen Meeresschoss!

Durch vier Jahre wechselnd' Zeiten, Halb im Kampf und halb in Ruh', Sah ich deine Wasser gleiten, Lebensgleich, dem Ende zu!

Stummer Strom, wie viel Gedanken Lehrtest du mich, tief und lang, Deine Grossmut dir zu danken, Bleibt mir leider nur Gesang!

Oft in Krankheit, oft in Trauer Lauscht' ich deinem stillen Gang; Bis zuletzt, wie leiser Schauer, Deine Schönheit mich bezwang.

Kamen Stunden, froh und heiter Und ich sah dein Wasser glüh'n, Schien's, als ob die Brust mir weiter Und mein Herz könnt' mit dir zieh'n.

Doch nicht deshalb blos mein Lieben, Auch nicht, weil vom Himmelsmeer Dir das reinste Blau geblieben, Wie sich's spiegelt, licht und hehr.

Wo in jener Wälder Schatten Sich verbirgt dein Wellenpfad, Weilten, die wir gern uns hatten; Drum ward lieb mir dein Gestad.

Und noch mehr, dein Name mahnt mich An drei Freunde, treu im Leid;Und das Wort wie Zauber bannt mich, Fester noch an deine Seit'.

Freunde, deren Angedenken Neu entfacht die schlummernd' Glut, Neue Flammen will es schenken Dem, was längst in Asche ruht.

Stiller Strom, drum wird's im Leben Stets zu dir mich wieder zieh'n, Großmütig warst du im Geben, Nimm dies müssig' Lied nun hin!

An Jacobert 1853.

Glaubst du, du kannst mich blenden Durch deiner Augen Schein? Zwar sind sie gross und dunkel, Doch blenden, nein, o nein!

Zwar wenn ich sie erblicke, Will ich mich immer freu'n; Doch wenn ich sie nicht sehe, Kann ich auch glücklich sein.

Wie gewöhnlich verbrachte die Kaiserfamilie auch den Sommer 1885 in der "Kaiservilla" in Bad Ischl. Die Kaiserin schenkte hier ihrer jüngsten Tochter Marie Valerie zum Namenstag einen Gebetsstock mit einem Marienbild und dem selbstgedichteten folgenden Gebet, das die Hilfe der Muttergottes für Valerie und deren zahlreich erhoffte Nachkommenschaft erflehte. Der Kommentar Valeries am 6. September 1885 in ihrem Tagebuch: "was war da mein Erstaunen, als ich statt allem, was ich für denkbar gehalten, ein wunderschönes Marienbild in einer Art kleinen offenen Kapelle sah und darunter das Gedicht ›O breite deine Arme aus‹. Welche Gabe zu meinem Namenstag".

Marie Valerie erbte ja später die Kaiservilla, und Elisabeth sprach häufig, wie Valerie in ihrem Tagebuch vom 23. Mai 1887 schrieb, "von meinen hoffentlich 12 Kindern, die am Fuß des heimatlichen Jainzenberges heranwachsen sollten".

Dieses Gedicht ist eines der wenigen, das in der Öffentlichkeit zu Elisabeths Zeiten bekannt war, denn das Madonnenbild war an einem vielbegangenen Weg am Fuße des Jainzen aufgestellt.

Ischl.

(Gegrüsst seiest Du Maria, voll der Gnaden.)

O breite deine Arme aus, Maria, die wir grüssen, Leg' schützend sie auf dieses Haus, Im Thal zu deinen Füssen!

O segne dieses kleine Nest! Mag rings der Sturm auch wüten; In deinem Schutze steht's hier fest, Voll Gnaden wirst du's hüten!

Und lass dereinst im Lauf der Zeit Die Kinder daraus spriessen, Zu deiner Ehr stets kampfbereit Und fröhlich im Geniessen.

Die Mägdlein, rein wie Gletscherschnee, Stark wie sein Fels die Knaben; Dann wahrlich sind's aus lichter Höh', Maria, deine Gaben!

Mein Zauberberg.

Weiss einen Wundergarten, So wunderinnig schön, Der Blumen alle Arten Vielduftig darin steh'n.

Magnolia und Rosen, Reseda und Vanille, Die lieblichen Mimosen Im bunten Farbenspiel.

Grossäugige PenseenUnd schlanke Fuchsias, Durchsicht'ge Azaleen, Vom Morgentau noch nass.

Die alle wuchern, ranken Und blühen Tag und Nacht, Als gab' es keine Schranken Für ihre Blütenmacht.

Und aus des Gartens Mitte Ein Zauberberg sich hebt; Ich fühl' mit jedem Schritte Mich dort wie neubelebt.

Es flüstern seine Buchen Geheimnisvoll mir zu. – Nie ging vergebens suchen Ich oben Heil und Ruh!

Die Felsen singen Lieder, Der Epheu wird Gedicht, Die Tannen rauschen wieder, Was die Ciclame spricht.

Es geht ein Summen, Brausen Den ganzen Berg entlang, Als würden Nymphen hausen Mit Zithern und Gesang.

O du mein Berg der Lieder! O du mein Feenreich! Voll Gaben steig ich nieder, Aus deinem Waldbereich!

Rendez-vous.

Hoch auf des Hügels Spitze Weiss ich ein Plätzchen traut, Wo man von schatt'gem Sitze In beide Thäler schaut.

Und durch die Thäler ziehen Zwei Flüsse,silberhell, Wehrab hört man sie fliehen Mit brausendem Gefäll.

In blaue Lüfte ragen Rings Berge, waldumkränzt, Die Felsenkronen tragen, Vom Sonnenschein beglänzt.

Und diese schöne Stelle Wählt' ich zum Hauptquartier; Schlägt elf die Turmuhr helle, Dann treffen wir uns hier.

Dem Nahen meiner Schritte Lauscht er am Gitterzaun; Er hört im Sand die Tritte Noch lang, eh' wir uns schau'n.

Doch tauschen wir nicht Küsse, Die Klingen kreuzen wir, Feuern Revolverschüsse Und stossen mit Rappier.

Deluge.

Der Regen fiel in Strömen Ich hatt' kein Parapluie, Fast könnte ich mich schämen, Selbst kein Chemise de nuit!

Auch fehlten mir die Strümpfe, Jetzt eben höchst fatal; Denn Wege wurden Sümpfe, Der Baum zum Wasserfall.

Das Cottage bot zum Glücke Asile mir und Refuge; Fand dort Garderobestücke Und Schutz vor dem Deluge.

St. Franciscus.

Er steht im dunkeln Kuttenkleid, Die Augen aufgeschlagen, Auf Flügeln des Gebets ist weit Der Geist schon fortgetragen.

Das hag're Antlitz totenbleich, Von Wachen spricht's und Fasten: Die Seele schon in Gottes Reich, Wird bald der Leib auch rasten.

Glaube, Hoffnung, Liebe.

(Von der Zwieselalpe nach St. Emmeran.)

Alpengrüsse, Alpenrosen Kommen wir aus lichter Höh'; Noch vom Morgentau begossen Und doch schon umflort mit Weh!

Treue Liebe beut uns eilen Über Berg und über Strom, Bis wir endlich welkend weilen Unter hohem Säulendom.

Während wir erblassen müssen Auf dem kalten Sarkophag, Steigt der Kranz aus Freundesgrüssen Auf zum lichtumfloss'nen Tag.

Und der jüngste Engel oben Nimmt ihn lächelnd in Empfang; Glaube, Hoffnung, fest verwoben, Sendet er zurück als Dank.

Das Zusammentreffen mit ihrem kaiserlichen Gatten in Ischl brachte Zwistigkeiten, über die Elisabeth in diesem und den folgenden Gedichten schrieb. Wieder bezeichnete sie sich als Möve, den Kaiser als "kleinen Sperber".

Legende vom Almsee.

I.

Steile Wände, kahle Zacken Und ein Wasser, tief und grün, Wo sich schwarze Wolken spiegeln, Wie sie ernst darüber zieh'n.

Eine Möve kommt geflogen Von dem fernen Norden her, Achtend nicht des weiten Weges; Denn die Liebe führt sie her.

"Kehr' zurück zu deinem Strande! Kehr' zurück zu deiner See! Hier im rauhen Alpenlande trifft dich doch nur bitt'res Weh!"

In dem Schilfe will sie rasten Und nach dem Geliebten späh'n, Dorten muss er niederkreisen Über jenen Tannenhöh'n.

Und sie denkt der langen Jahre, Wo sie alles ihm geweiht, Nur für ihn gelebt, gelitten, Jedes Opfers froh bereit.

"Kehr' zurück zu deinem Strande! Kehr' zurück zu deiner See! Hier im rauhen Alpenlande trifft dich doch nur bitt'res Weh!"

Sieh', da kommt der kleine Sperber, Und ihr Herz schlägt höher auf; Doch sie ist ihm ungelegen, Hindert heute seinen Lauf.

Und den Schnabel unbarmherzig Stösst er in ihr liebend Herz, Dass es, bis zum Tod getroffen, Fest erstarrt zu kaltem Erz.

"Kehr' zurück zu deinem Strande! Kehr' zurück zu deiner See! Hier im rauhen Alpenlande trifft dich doch das schwerste Weh!"

Warmes Herzblut, rote Kreise In dem Wasser, tief und grün – Und das Echo wimmert leise: