Sommergolf - Katharina Mosel - E-Book

Sommergolf E-Book

Katharina Mosel

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Beschreibung

Eine Frau in der Mitte des Lebens, die die Liebe aus den Augen verloren hat. Die erfolgreiche Strafverteidigerin Tine lebt nur für ihren Beruf. Nach ihrem fünfzigsten Geburtstag erhält sie von ihrer Ärztin einen Warnschuss. Sportliche Betätigung ist angesagt. Tine entscheidet sich für das Golfspiel. Gleichzeitig übernimmt sie die Verteidigung einer jungen Frau, die ihren Ehemann erschossen hat. Zwei Dinge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, wäre nicht der ermittelnde Staatsanwalt auch ein leidenschaftlicher Golfspieler … Kann Tine ihre Vorurteile über Bord werfen und einen neuen Weg beschreiten? Ein lebensbejahender und spannender Frauenroman, der Mut zur Veränderung macht.

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Sommergolf

Katharina Mosel

Inhalt

Über dieses Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Danke

Ein paar Golfbegriffe

Über die Autorin

Bücher von Katharina Mosel

ISBN: 978-3-9696-9959-1

© 2020 Kampenwand Verlag

Raiffeisenstr. 4 · D-83377 Vachendorf

www.kampenwand-verlag.de

© Text: Katharina Mosel

© Cover- und Umschlaggestaltung: Laura Newman – design.lauranewman.de

© Entenlogo: Laura Newman – design.lauranewman.de

Lektorat: Eva Maria Nielsen, www.lektoratderrotefaden.de

Korrektorat und eBook-Erstellung: buchseitendesign by ira wundram, www.buchseiten-design.de

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.

Über dieses Buch

Eine Frau in der Mitte des Lebens, die die Liebe aus den Augen verloren hat.

Die erfolgreiche Strafverteidigerin Tine lebt nur für ihren Beruf. Nach ihrem fünfzigsten Geburtstag erhält sie von ihrer Ärztin einen Warnschuss. Sportliche Betätigung ist angesagt. Tine entscheidet sich für das Golfspiel. Gleichzeitig übernimmt sie die Verteidigung einer jungen Frau, die ihren Ehemann erschossen hat. Zwei Dinge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, wäre nicht der ermittelnde Staatsanwalt auch ein leidenschaftlicher Golfspieler …

Kann Tine ihre Vorurteile über Bord werfen und einen neuen Weg beschreiten?

Ein lebensbejahender und spannender Frauenroman, der Mut zur Veränderung macht.

1

Tine fixierte den Ball vor ihren Füßen und holte langsam aus. Sie ließ mit aller Kraft den Schläger zu Boden fallen. Der Ball zeigte sich unbeeindruckt und hoppelte nur wenige Zentimeter weiter. Ein heftiger Schmerz schoss in ihre Handgelenke. Sie lockerte den Griff. Golfspielen lernen, was für eine blödsinnige Idee.

„Das tat bestimmt weh.“ Ian trat auf sie zu, umfasste ihre Hände und drehte sie leicht nach links. „Stell dir vor, du hältst den Schläger wie ein rohes Ei.“

Tine verzog das Gesicht und schob mit dem Fuß den Golfball in die Mitte.

„Gewöhn dir das nicht an. Positioniere dich zum Ball und nicht umgekehrt.“ Mit einer auffordernden Handbewegung baute sich ihr Golflehrer wieder in sicherer Entfernung vor ihr auf. „Versuche es noch mal. Bleib locker.“

Tine sah auf die weiße Kugel und schluckte. So schwierig konnte es doch gar nicht sein. Schließlich spielten Millionen Menschen Golf. Die waren nicht alle supersportlich zur Welt gekommen. Tine konzentrierte sich und stellte sich Seilspringen vor, ein Tipp ihres Lehrers. Du bist zu angespannt, lass los. Loslassen gehörte nicht zu ihren besonderen Fähigkeiten. Zu viel Stress. Termine von morgens bis abends. Bilder von ihrer derzeitigen Mandantin schossen durch ihr Gehirn … Stopp, unterbrach sie sich selbst. Schwing das Seil und schalte ab. Sie schlug und dieses Mal erhob sich der Ball einige Meter, bevor er über den Rasen der Driving Range kullerte.

„Schon besser“, sagte Ian, „schlag die restlichen Bälle und immer schön locker flockig. Danach geht es zum Putten.“ Er ging mit forschen Schritten an ihr vorbei und sie hörte, wie er mit Julia sprach.

Schweißtropfen liefen über ihre Wangen. Einige Strähnen hatten sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und klebten im Gesicht. Ihre erste Golfstunde hatte sie sich einfacher vorgestellt. Aufgeben war aber keine Option. Sie drehte sich um und beobachtete die anderen Teilnehmerinnen: Julia und Cecilia. Zwei Frauen in ihrem Alter, mit denen sie in den nächsten sieben Wochen freitags eine Doppelstunde Golf bestreiten würde. Das war zumindest der Plan. Ziel war die sogenannte Platzreife. Dazu musste sie einen theoretischen und einen praktischen Test absolvieren. Bestand man, durfte man auf den meisten Golfplätzen spielen. Als Anwältin hatte Tine genügend Prüfungen durchlitten, für ein Leben ausreichend. Warum tat sie sich das an?

Frau Lindner war schuld. Ihre Sekretärin. Die hatte sie zu einem Check-up beim Arzt überredet. Sie sehen abgespannt aus, zu blass. Ich vereinbare einen Termin bei meiner Hausärztin. Keine Widerrede. Frau Lindner konnte sich erlauben, so mit ihr zu sprechen. Sie kannten sich seit über zwanzig Jahren. Im Grunde war Frau Lindner Mädchen für alles, ohne sie wäre Tine verloren. Tine hatte sich zunächst gesträubt und gehofft, dass sich das Thema durch Schweigen erledigen würde. Wie so oft hatte sie die Hartnäckigkeit ihrer Assistentin unterschätzt. Es dauerte nicht einmal vierundzwanzig Stunden und die Visitenkarte von Frau Dr. Ackermann lag auf ihrem Schreibtisch. Tine ignorierte diesen Hinweis, woraufhin Frau Lindner ohne ihr Zutun eine Untersuchung vereinbarte. Sie wusste schließlich am besten, wann Tine zeitlich verfügbar war.

Die Ärztin stellte zu hohen Blutdruck fest und verordnete neben einem Medikament ein Bewegungsprogramm. Ich verschreibe Ihnen auf Dauer keine blutdrucksenkenden Mittel. Fangen Sie an, Sport zu treiben.

Tine war ein Bewegungsmuffel. Sie liebte ihren Porsche Targa und den federnden Bürostuhl. Zu Hause erwartete sie ein weiches Sofa. Wozu sollte sie sich quälen?

Jetzt stand sie bei frühlingshaften Temperaturen auf der Driving Range des vornehmen Golfclubs Alsterleben und schlug nach einem kleinen weißen Ball, der sich nicht in die Lüfte erheben wollte.

„Kommen Sie, meine Damen“, rief Ian und klatschte in die Hände, „wir nutzen die verbleibende Zeit zum Putten.“

„Fabelhafte Idee“, sagte Julia und bückte sich, um die Golfschläger vom Boden aufzuheben.

„Na, wie läuft es bei dir?“ Julia grinste und klopfte Tine mit der Hand leicht auf die Schulter. „Fliegt der Ball schon oder kugelt er noch?“

„Frag besser nicht.“

Beide sahen zu Cecilia hin, die den Bogen heraus hatte: Jeder einzelne Ball flog hoch in den Himmel und setzte erst hinter der fünfzig Meter Marke auf.

„Bravo“, schrie Julia.

Ein Herr, bekleidet mit einer blau-grün karierten Golfhose und einem Pullover mit Krokodil, richtete sich langsam aus seiner gebückten Haltung auf und zog eine Augenbraue hoch. „Pst, Sie sind hier nicht allein.“

„Sorry, dass ich Sie übersehen habe“, sagte Julia und winkte Cecilia zu, die den leeren Balleimer aufgehoben hatte. „Beeil dich, Ian wartet schon auf uns.“

Tine räusperte sich, um ein Lachen zu unterdrücken. Das war so typisch Julia. Immer einen frechen Spruch auf den Lippen. Sie warteten, bis Cecilia mit den Schlägern und dem Eimer bei ihnen angekommen war. Ihr Gesicht war feuerrot und ihre braunen Augen blitzten aufgeregt. „Das macht total Spaß, nicht wahr? Vielen Dank, Julia, dass du mich mitgenommen hast.“ Sie ließ die Sachen fallen und fiel ihrer Freundin um den Hals.

„Super, dass es dir gefällt. Du scheinst das nötige Talent zu haben, im Gegensatz zu uns beiden.“ Julia sah Tine verschwörerisch an.

„Bitte die Damen.“ Der Herr mit dem Krokodilpullover hatte die Hände in die Seiten gestützt und sah sie auffordernd an. Auf dem Kopf trug er eine auf das Blau der Oberbekleidung farblich abgestimmte Kappe, auf der ebenfalls ein Krokodil abgebildet war. Der Mann war markentreu. Was für komische Gedanken ihr durch das Gehirn schossen, sie selbst war schließlich keinen Deut besser. No-Name-Produkte hatten bei ihr keine Chance.

„Lasst uns gehen“, sagte Julia und hob den Eimer auf. „Sonst erleidet der Herr gleich einen Herzinfarkt.“

„Was? Wer?“ Cecilia drehte sich um.

„Niemand.“ Julia schritt an dem Golfer vorbei zum Putting Green, auf dem Ian kleine Hütchen aufgestellt hatte.

Eine halbe Stunde später saßen alle drei einträchtig bei einem Glas Weißweinschorle auf der Terrasse des Clubhauses und genossen die warmen Sonnenstrahlen.

„Ich werde die Platzreife nicht bestehen, so dämlich, wie ich mich anstelle.“ Tine spielte mit ihrem Weißgoldarmband. „In der Zeit, die ich hier im Club verbringe, hätte ich die eine oder andere Akte erledigt.“

„Es gibt ein Leben neben der Arbeit“, sagte Julia und zwinkerte Cecilia zu.

„Genau.“ Cecilia blinzelte zurück.

Tine suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Smartphone. Sie hatte seit über neunzig Minuten nicht nachgesehen, ob Anrufe eingegangen waren. Cecilias Hand legte sich über ihre.

„Fühl dich nicht ausgeschlossen, bitte.“

„Nein. Wie kommst du darauf?“

„Ich hatte so ein Gefühl.“ Cecilia sah sie durchdringend an und Tine zwang sich, nicht wegzusehen. „Woher kennt ihr euch?“

„Wir kennen uns aus meinem Studio“, beantwortete Julia die Frage. „Tine ist eine der ältesten Kundinnen. Wir waren uns von Anfang an sympathisch.“

„Und wie kommt es …“ Cecilia stoppte mitten im Satz und fuhr sich mit der Hand über den Mund.

„Wie kommt es, dass Julia zusammen mit mir einen Golfkurs macht?“ Tine stopfte das Smartphone zurück in die Handtasche. „Meine Ärztin hat mir Bewegung verschrieben und diesen Sport empfohlen. Vermutlich hat sie auf den ersten Blick erkannt, dass Joggen nicht zur Diskussion steht.“ Sie lachte verbittert auf. „Ich habe Julia davon erzählt und sie war sofort Feuer und Flamme.“

„Ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass du dich für das Golfspiel interessierst. Ist das eine neue Idee?“ Cecilia wandte sich zu Julia um.

„Wie gut, dass ich dich noch überraschen kann, obwohl wir uns seit ewigen Zeiten kennen.“ Sie drehte den Stiel des Weinglases. „Matthias spielt Golf und da dachte ich …“

„Ach so, der Liebe wegen. Ich hatte mich schon gewundert.“ Cecilia kicherte.

„Und warum sind Sie mit dabei?“

„Du, bitte. Ich bin Cecilia.“ Sie prostete Tine zu.

„Okay. Wieso bist du hier?“

„Julia hat mir von eurem Plan berichtet und ich hatte Lust, mitzumachen. Vor einiger Zeit habe ich ein Buch über den Zusammenhang von Golf und Meditation gelesen. Sehr cool. Du gehst den Golfplatz ab und betrachtest das Spiel als eine Art innere Sammlung. Der Geist spaltet sich vom Körper ab und …“

„Cecilia unterrichtet Yoga und ist nicht zu stoppen, wenn sie mit diesem Thema anfängt.“

„Stimmt.“ Cecilia lachte ihre Freundin an und Tine zwang sich, nicht in ihrer Handtasche nach dem Smartphone zu wühlen. „Ich spüre momentan nur meine Handgelenke. Von Meditation bin ich weit weg.“

„Ich auch“, sagte Julia. „Aber wir geben nicht auf. So schwer kann das nicht sein. Ich kenne so viele Kundinnen, die Golf spielen. Die sind nicht sportlicher als wir, eher im Gegenteil.“

„Ich bin wirklich nicht sicher, ob das hier das Richtige ist. Beim Sport war ich die größte Niete.“

„Erinnere mich bloß nicht an Schulsport. Ich habe jede Möglichkeit genutzt, der muffigen Halle zu entgehen. Ich sage nur: Volleyball. Oder noch furchtbarer: Geräteturnen.“ Julia schüttelte sich. „Schwimmen soll total gesund sein, aber wer will sich schon in chlorgetränkten Bädern aufhalten? Von den Umkleidekabinen ganz zu schweigen. Hier ist man wenigstens an der frischen Luft und die Lokalität ist in Ordnung.“

„Kneifen gilt nicht. Wir stehen das zu dritt durch. Eine für alle und alle für eine. Entweder wir bestehen zusammen oder niemand.“ Cecilia grinste und hob ihre rechte Hand. Tine benötigte einen Moment, bis sie begriff, dass sie abklatschen sollte.

„Du brauchst dir da keinerlei Sorgen zu machen nach dem, was ich vorhin beobachten durfte.“ Julia sah ihre Freundin liebevoll an.

Tine beobachtete die Frauen und ein ungewohntes Gefühl von Neid stieg in ihr auf. Sie unterdrückte den Gedanken und hob ihr Glas in Richtung von Cecilia. „Darauf trinke ich.“

Während sie den Porsche durch Hamburg lenkte, überlegte Tine, ob sie auf dem Nachhauseweg einen Abstecher ins Büro unternehmen sollte. Die Golfstunde hatte um drei Uhr angefangen, für die nächsten Male hatten sie sich auf einen späteren Beginn verständigt. Sonst schaffte sie es zeitlich nicht. Das Wochenende stand vor der Tür. Sie hatte keine besonderen Pläne und würde sich in Ruhe die Gerichtsakten zu ihrem neuen Mandat durchlesen. Die waren gestern bei ihr eingetroffen. Als Strafverteidigerin war Tine nach über fünfundzwanzig Jahren Berufserfahrung immer noch neugierig auf den Akteninhalt der meisten Fälle. Es machte ihr nichts aus, ihre Freizeit auf dem Sofa zu verbringen und Schriftstücke zu lesen. Zur Abwechslung inhalierte sie neben den Verhörprotokollen den einen oder anderen blutrünstigen Thriller. Blutige Tatortfotos schreckten sie nicht. Eine Packung Chips und eine leckere Flasche Wein rundeten das Vergnügen ab. Zum Abendessen konnte sie sich Nudeln oder Pizza vom Italiener liefern lassen und ihre Lieblingsserie auf Netflix konsumieren. Ein perfektes Freitagabendprogramm.

Tine trommelte mit den Händen im Takt der fetzigen Rockmusik auf dem Lenkrad und sang lauthals mit. An diesem Apriltag war es in der Hansestadt ungewöhnlich warm. In den Straßencafés saßen die ersten Sonnenanbeter und reckten die Gesichter gen Himmel. Sie ließ die Scheibe hinunter und legte den Arm lässig auf die Tür. So durfte es die kommenden Monate bleiben.

Das Gespräch mit der Ärztin fiel ihr wieder ein und sie schüttelte leicht den Kopf, während sie das Gaspedal durchtrat. Sie sollten sich mehr um Ihre Gesundheit kümmern. Wenn Sie weiterhin leistungsfähig sein wollen, müssen Sie Sport treiben.

Das Argument mit dem Arbeitsvermögen war nicht von der Hand zu weisen. Sie würde in diesem Jahr ihren zweiundfünfzigsten Geburtstag feiern. Statt Couch und Akten also am Wochenende auf die Driving Range? Ein heimliches Training, um ihre Mitstreiterinnen nächsten Freitag mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten zu überraschen? Träum weiter, Tine. So viele Übungsstunden kannst du gar nicht absolvieren. Sie überholte einen Lieferwagen und grübelte. Wo ist dein Ehrgeiz geblieben? Und wie war das noch gleich: Es gibt ein Leben neben der Arbeit?

2

Tine stellte den Porsche in der Tiefgarage des Geschäftshauses ab und fuhr mit dem Aufzug in die dritte Etage. Hinter der Glastür brannte Licht. Frau Lindner war also noch nicht nach Hause gegangen. Tine warf einen Blick auf ihre Rolex. Kurz vor sechs, Büroschluss war freitags normalerweise um vier Uhr. Tine hielt den Chip vor das Eingangsschloss. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken. „Ich bin es, hole nur schnell einige Akten.“ Mit forschen Schritten durchquerte sie den Empfangsbereich.

„Hallo Frau Lindner. Warum sind Sie immer noch hier?“

„Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Ich wähnte Sie auf dem Golfplatz.“

Ihre Sekretärin trug, wie fast an jedem Arbeitstag, eine weiße Bluse zusammen mit einer dunklen Hose. Die Lesebrille hatte sie über ihre kurzgeschnittenen grauen Haare geschoben. Im Gegensatz zu Tine war sie hager, aber durchtrainiert. Sie joggte regelmäßig um die Alster. Goldene Kreolen baumelten an ihren Ohrläppchen. Frau Lindner liebte pompöse Ohrringe, die einzige Extravaganz, die Tine je an ihr bemerkt hatte.

„Den Golfplatz habe ich nur von Weitem gesehen“, seufzte Tine und ließ sich auf den Besucherstuhl fallen, der vor dem Schreibtisch stand. „Wir haben Abschläge auf der Driving Range geübt, morgen leide ich sicher unter Muskelkater.“ Sie schwieg und beobachtete, wie Frau Lindner den Mund zusammenpresste.

„Wagen Sie es ja nicht zu kichern.“

„Ich werde nicht lachen, aber …“

„Keine Angst, so schnell gebe ich nicht auf. So schwer kann es doch nicht sein.“

„Ich habe gelesen, dass der Golfschwung eine komplexe Bewegung ist.“

„Na und? Denken Sie, dass ich das nicht hinbekomme?“

„So etwas würde ich nie behaupten. Joggen wäre einfacher. Und günstiger.“

„Haha. Themenwechsel: Wieso haben Sie noch nicht Feierabend gemacht?“

„Kurz bevor ich diese heiligen Hallen verlassen wollte, rief ein Journalist in der Sache Meinhart an.“

Tine richtete sich auf. „Sie wissen doch, dass ich keine Interviews zu laufenden Fällen gebe.“

„Das ist mir bekannt.“ Frau Lindner verzog ihr Gesicht.

„Sorry“, brummte Tine.

„Der Mann, er hieß Lorenz, behauptete, Informationen über Frau Meinhart zu haben, die er mit Ihnen teilen möchte.“

„Klar, sagen sie alle. Die verkaufen ihre Mutter, um an Neuigkeiten zu kommen. Hauptsache, die Schlagzeile stimmt.“

Frau Lindner nickte. „Richtig. Nur … der Mann kam mir glaubwürdig vor.“ Sie schob den Haufen mit Akten, der vor ihr aufgestapelt war, zur Seite und sah suchend auf ihre Schreibtischunterlage. „Hier habe ich den Namen und die Telefonnummer. Vielleicht rufen Sie ihn trotzdem an.“ Mit großen Druckbuchstaben schrieb sie etwas auf einen Notizzettel und drückte ihn Tine in die Hand. „Für Sie. Ich mache mich auf die Socken ins Alsterhaus. Mein Mann braucht dringend ein Paar neue Sommerhosen. Später gehen wir in der ‚Rosi‘ eine Kleinigkeit essen.“

Tine schüttelte den Kopf. Warum konnte sich der Mann nicht selbst die Hosen aussuchen? Norbert Lindner war Naturwissenschaftler und arbeitete in der Forschungsabteilung eines großen Unternehmens. Wenn man seiner Frau Glauben schenken durfte, war er als Wissenschaftler brillant, im wahren Leben aber zu nichts zu gebrauchen. Sie waren seit über dreißig Jahren verheiratet. Tine seufzte tief auf.

„Geht es Ihnen nicht gut?“ Frau Lindner erhob sich und schloss ihre Schreibtischschublade ab.

„Doch, doch“, beeilte sich Tine zu antworten. „Ich hole mir nur eben die Meinhart-Akten und bin gleich wieder weg.“

„Sie arbeiten zu viel. Haben Sie schon einmal überlegt, jemand zu Ihrer Entlastung einzustellen?“

Tine sah sie überrascht an. „Das kommt Ihnen nur so vor. Ich fühle mich nicht überarbeitet. Gerade habe ich mir vorgenommen, am Wochenende zur Golfanlage zu fahren, um dort zu trainieren.“ Dass der Entschluss bis eben nur eine vage Idee gewesen war, würde sie lieber verschweigen.

„Wirklich?“

„Zweifeln Sie daran?“

„Na ja, wenn ich ehrlich sein soll …“ Frau Lindner sah sie verschmitzt an.

„Mein Entschluss steht fest: Abschlag üben und Gerichtsakten lesen. Der Plan für die nächsten zwei Tage. Vorher muss ich in den Lebensmittelladen, sonst bleibt nur der Lieferservice. Im Kühlschrank ist außer einer Ecke Käse, Mineralwasser und Weißwein nichts.“

In der rechten Hand den Griff des Businesstrolleys, in der linken eine schwere Einkaufstüte: Tine steuerte auf den Fahrstuhl zu, der sie zu ihrer Penthousewohnung bringen würde. Erleichtert stellte sie die Sachen auf dem Boden ab. Oben angekommen, der Aufzug führte direkt in ihren Flur, brachte sie alles in die Küche. Sie verstaute Tomaten, diverse Käsesorten, Spinat, Joghurt und Wein im Kühlschrank, goss sich ein Glas Weißburgunder ein und trat auf ihre Terrasse. Zu ihren Füßen lag die Außenalster, auf der Segelboote kreuzten. In der Ferne erkannte sie einen Alsterdampfer. Ihre Schultern senkten sich und sie atmete tief ein und aus. Wochenende. Die Wohnung, die sie nach dem Tod ihrer Mutter gekauft hatte, war ihr Geld wert. Sämtliche Ersparnisse waren neben der kleinen Erbschaft hineingeflossen. Trotzdem lief noch ein Kredit. Egal. Sie war alleinstehend und eine Familie zu unterhalten, wäre auch nicht billig. Tine wusste, dass einige ihrer Kollegen und Bekannten sie beneideten: um die aufregenden Mandate, ihr exquisites Zuhause, den Porsche und ihr Singleleben. Bis auf Letzteres war alles hart erarbeitet. Sie trank erneut und spürte einen Hauch von Unruhe. Seit einiger Zeit grübelte sie oft über ihr Leben nach. Ob das der Beginn der Wechseljahre war? „Unsinn“, murmelte sie. Ihre Frauenärztin hatte ihr erst vor wenigen Wochen versichert, dass davon bei ihr noch nicht die Rede war. Sie versuchte, sich zu erinnern, wie lange es her war, dass sie ihre Periode hatte. Trotzig warf sie ihren Kopf zurück. Wechseljahre. Die konnten sie mal gern haben. Sie hatte viel zu viel zu tun, um daran einen Gedanken zu verschwenden. Eine Menge ihrer Bekannten waren geschieden oder hatten sich vom Partner getrennt. Das war teuer und verursachte unendliches Leid. Da war das Singledasein deutlich angenehmer. Arbeitete sie wirklich zu extensiv? Kam ihr persönliches Umfeld zu kurz? Welches Privatleben? Genaugenommen lebte sie nur für ihren Beruf. Sollte das so weitergehen bis zur Rente? Ein Windstoß pustete ihr die Haare ins Gesicht und sie fröstelte. Ende April wurde es trotz Sonne abends frisch.

Das Smartphone läutete und sie beeilte sich, nach drinnen zu gelangen. Unbekannte Nummer. Sie nahm derartige Anrufe nach Feierabend normalerweise nicht entgegen. Heute siegte die Neugier. „Christine Bogen hier.“

„Hallo Tine, hier spricht Julia. Hoffe, ich störe dich nicht.“

„Nein, kein Problem. Hast du eine neue Telefonnummer?“

„Das ist das Handy von Matthias, mein Akku ist leer. Ich rufe an, weil wir am Wochenende zum Golfclub fahren und trainieren sollten. Damit wir uns nicht vollends blamieren.“ Am anderen Ende ertönte das Lachen von Julia.

Tine fing an zu kichern. „Zwei Blöde, ein Gedanke. So was Ähnliches hab ich mir auch schon überlegt. Allerdings muss ich die Akten zu meinem Fall lesen …“

„Du sollst nicht immer an die Arbeit denken“, unterbrach Julia sie. „Wärst du echt ohne mich gefahren? Ich dachte, wir wären Freundinnen.“

„Tja“, gab Tine zu. „Ich bin sportlich die totale Niete. Wenn ich nicht übe, schaffe ich die Platzreife nie.“

„Glaubst du im Ernst, dass ich mich geschickter anstelle?“

„Es sah so aus.“

„Die Einzige, die es auf Anhieb gerafft hat, ist Cecilia.“

„Stimmt. Kommt die auch mit?“

„Nö, glaube ich nicht. Die ist am Wochenende mit ihrem Freund zusammen, in der Woche hat Michael meistens nicht viel Zeit.“

„Und was ist mit deinem Partner?“ Tine schluckte das Unbehagen hinunter, das auf einmal in ihr aufgestiegen war.

„Matthias ist übers Wochenende bei seiner Tochter in Berlin. Ich habe sozusagen sturmfreie Bude. Wir haben ja getrennte Wohnungen. Wenn er nicht da ist, komme ich dazu, bei mir gründlich aufzuräumen. Wie sieht es am Sonntagnachmittag bei dir aus?“

Tine betrachtete den Rollkoffer, der noch im Flur stand. Die Akten musste sie bis dahin durchgearbeitet haben. „Okay. Soll ich dich abholen?“

„Ja, bitte. Du weißt doch, wie gern ich im Porsche kutschiert werde.“

„Wenn wir erst mal richtige Golfspielerinnen mit Golfgepäck sind, können wir nicht mehr zu zweit fahren. Die Bags passen nicht zusammen in den Wagen.“

„Du denkst positiv, meine Liebe, wie schön. Richtige Golfspielerinnen.“

„Stimmt. Das wäre ein Luxusproblem.“

Nach dem Telefonat war Tine leichter ums Herz. Sie beschloss, sich Nudeln mit Gorgonzolasauce zuzubereiten, bevor sie es sich mit Aktenordner Nummer eins auf dem Sofa bequem machen würde. Das dauerte nicht lange und schmeckte lecker. Über die Kalorien würde sie besser nicht nachdenken. Bei dem Fall Meinhart handelte es sich um eine junge Frau, die ihren Mann getötet hatte. Sie hatte ausgesagt, dass er sie jahrelang gequält und misshandelt hatte. Eines Nachts, ihr Gatte war betrunken und hatte ihr gedroht, feuerte sie drei Kugeln auf ihn mit seiner Pistole ab. Den genauen Verlauf des Abends kannte Tine noch nicht, das würde sich im Idealfall aus der Aussage der Mandantin und den Unterlagen in den Gerichtsakten ergeben. Es hörte sich nach Notwehr an. Wenn die Frau keine Möglichkeit gesehen hatte, um sich von ihrem Peiniger zu befreien. Die Staatsanwaltschaft sah das naturgemäß völlig anders. Die würde alles daran setzen, eine Verurteilung wegen Totschlags zu erreichen. Die Verhandlung begann hoffentlich in wenigen Wochen. Ulrike Meinhart saß seit ein paar Monaten im Untersuchungsgefängnis, wo Tine sie heute Morgen das erste Mal gesehen hatte. Vor ihr war ein männlicher Kollege mit der Sache befasst gewesen, von dem hatte sich die Mandantin getrennt. Offenbar hatte der sich nicht genügend gekümmert. Die Eltern von Frau Meinhart hatten sich hilfesuchend an sie gewandt. Wenn Tine die Akten durchgeackert hatte, würde sie mit der Frau die Verteidigungsstrategie besprechen. Heute hatte Ulrike Meinhart geweint, als das Gespräch auf ihre Tat kam. Ihre kleine Tochter Alina war bei den Großeltern untergebracht und besuchte die Mutter ab und zu. Der Fall stand über Wochen als Aufmacher in der Presse, was die Arbeit nicht erleichterte. Der Ehemann war Leiter einer mittelständischen Firma gewesen. Tine erinnerte sich an Schlagzeilen wie „Statt Scheidung Mord“ oder „Musste er sterben, weil sie einen Geliebten hatte?“ Typischer Boulevardjournalismus. Zu viele Vorurteile waren transportiert worden. Ob sie diesen Lorenz anrufen sollte? Verfügte der tatsächlich über nützliche Informationen oder wollte er sich nur wichtig machen? Tine trank den Wein aus und ging in die Küche. Die Reihenfolge war klar: Essen, Akte lesen und zum Abschluss den neuesten Thriller. Der Abend war gerettet.

3

„Hoffentlich ist Cecilia nicht beleidigt, wenn sie erfährt, dass wir ohne sie gefahren sind.“

„Keine Sorge. Ich habe vorhin kurz mit ihr telefoniert, sie wünscht uns jede Menge Spaß.“ Julia lachte herzhaft und drehte in der Hand einen Golfball. „Den hat mir Matthias geschenkt. Zusammen mit einem Ballmarker, einer Pitchgabel und einigen Tees. Bin stolz, dass ich mir die Worte gemerkt habe. Wofür man die Dinge braucht, weiß ich allerdings nicht.“

Tine bewunderte insgeheim, dass Julia so offen ihre Ahnungslosigkeit zugab. „Damit bist du optimal ausgerüstet. Den Ballmarker benötigst du auf dem Grün, um deinen Ball zu markieren, wenn du ihn hochnehmen willst. Die Pitchgabel, um Aufprallspuren zu beseitigen, und auf das Tee kannst du den Ball beim Abschlag legen.“ Tine beschleunigte den Porsche. Sie hatten den Horner Kreisel hinter sich gelassen und waren auf der Autobahn.

„Du bist ja richtig im Bilde. Hast du das Buch, das Ian uns empfohlen hat, schon auswendig gelernt?“

„Aber klar! Da ich mit der Praxis des Golfsports Probleme habe, will ich wenigstens in der Theorie glänzen.“

„Ich bin beeindruckt. Gibst du mir Nachhilfe?“

„Du nimmst mich wohl nicht ernst.“ Tine genoss das Geplänkel. Sie war die Gesellschaft von Frauen nicht gewöhnt. Privat umgab sie sich lieber mit Männern. Als sie die Abfahrt zum Golfclub Alsterleben erreicht hatte, drosselte Tine das Tempo. „Hoffentlich ist niemand auf der Driving Range.“

„Es ist Sonntag! Und es regnet nicht. Da toben sich unzählige Golfer auf dem Platz aus.“ Julia setzte ihre Sonnenbrille ab und drehte sich zu Tine um. „Es ist dir doch nicht etwa peinlich? Jeder hat mal angefangen.“

Ertappt. Tine hätte am liebsten unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert und wäre erst wieder hervorgekommen, wenn sie das Golfspiel perfekt beherrschte. Wie dämlich. Reichte es nicht, dass sie im Beruf das Perfektheitsgen kultivierte? Privat sollte sie wirklich lockerer handeln. Wie war das noch: loslassen. „So ungefähr. Aber …“

„Für dich ist es Neuland, etwas nicht zu beherrschen. Stimmt es oder habe ich recht?“

„Beides.“ Tine nickte in Julias Richtung, während sie den Porsche durch eine Ortschaft lenkte. „Offenbar kennst du mich gut.“

„Das ist nicht so schwer. Ich war früher genauso.“

„Wie hast du es geschafft, dich zu ändern?“

„Ich bin Matthias begegnet und mit ihm durch Südamerika gereist. Das hat genügt, um meine Sichtweise zu verändern.“

„Bei mir ist kein Mann in Sicht und verreisen kann ich auch nicht. Es wird schwierig.“ Wo kam der bittere Ton in ihrer Stimme plötzlich her?

„Vor zwei Jahren war ich in derselben Situation wie du. Die Arbeit kam an erster Stelle. Männer habe ich in Onlineportalen kennengelernt.“

„Wirklich?“ Gegen ihren Willen war Tine fasziniert.

„Ja. Und es hat mir sogar eine Zeit lang Spaß gemacht. Du weißt schon: Unverbindlicher Sex und männliche Begleitung, wenn man das Gefühl hat, welche zu brauchen.“

„Das klingt nicht sehr liebevoll.“

„Es hat mir gereicht. Bis Matthias kam.“

„Für mich wäre das nicht das Richtige.“

„Was genau meinst du? Onlineportale oder unverbindlichen Sex?“

„Wow, du bist ganz schön direkt.“

„Nur unter Freundinnen und das sind wir doch.“

Tine zögerte und ging vom Gas runter. „Ein paar One-Night-Stands hatte ich schon, obwohl das mit zunehmendem Alter schwieriger wird.“

„Echt? Du bist schließlich eine attraktive Frau und prominent.“

„So berühmt bin ich nicht. Ich hatte zwar einige spektakuläre Fälle …“ Tine schluckte. „Das nervt mich auch. Ich möchte keinen Typen, der nur mit mir zusammen ist, weil ich eine in Hamburg bekannte Strafverteidigerin bin. Ich will niemanden, der mit mir angeben will.“

„Das verstehe ich. Aber lieber Sex ohne Verpflichtungen als gar keinen, oder?“

„Du kannst gut reden.“ Tine setzte den Blinker und fuhr in die von Platanen gesäumte Straße, die zum Golfclub führte. „Du hast deinen Freund.“

„Ich habe mein Leben komplett verändert und bereue es nicht.“ Julia lachte und spielte mit dem Golfball. „Okay, manchmal wünschte ich mir unterwegs ein Badezimmer.“

„Ich mag es so, wie es ist“, sagte Tine in einem leicht trotzigen Tonfall, über den sie sich sofort ärgerte.

„Na, dann ist doch alles in bester Ordnung.“

Tine parkte den Wagen neben einem SUV ein. Sie stiegen aus und schlenderten in Richtung Clubhaus. Im Anbau, in dem die Golfschule untergebracht war, lagerten die Leihschläger, mit denen sie trainieren wollten. Unauffällig musterte Tine Julia, die modisch gekleidet war. Orangefarbene Hose mit farblich harmonierenden Sneakers. Weißes Poloshirt, einen hellen Strickpullover und eine beige Daunenweste. Passend dazu einen kleinen Rucksack. Tine zog den Reißverschluss ihres dunkelgrauen Sweaters hoch.

„Warst du in einer Golfboutique?“

„Nein. Wie kommst du drauf?“

„Du siehst so professionell aus. Ich musste mir Schuhe kaufen, weil ich nichts Adäquates hatte, und war das erste Mal seit vielen Jahren in der Sportabteilung eines Kaufhauses. Habe mich für welche entschieden, die man nicht nur auf dem Golfplatz tragen kann. Nur für den Fall, dass …“

Julia blieb stehen und hob den linken Fuß an. „Normale Sneakers, die ich zum Spazierengehen benutze. Ich war in keinem Golfladen.“

„Hm.“ Sie gingen weiter und Tine hing ihren Gedanken nach. Egal, was sie für Klamotten trug, so lässig gestylt wie Julia würde sie nie wirken. Sie seufzte.

„Was ist los?“

„Ach nichts“, sagte Tine. „Ich hab nur überlegt, dass ich nie so sportlich aussehe wie du. Damit muss ich mich einfach abfinden. Ich bin eher die Couchpotato.“

„Als ob es darauf ankäme. Die Platzreife bestehst du nicht mit der richtigen Kleidung. Im Übrigen bis du sehr chic angezogen. Und an der Fitness arbeiten wir gerade.“ Auch wieder wahr.

Im Büro der Golfschule trafen sie auf Ian, der hinter dem Schreibtisch am Computer saß. Seine Beine hatte er von sich gestreckt.

„Hallo Ladys. Ein perfekter Tag zum Trainieren.“ Er gab Tine und Julia die Hand. „Ihr kennt euch ja aus. Nehmt euch das, was ihr braucht.“ Er wies auf ein überdimensional großes Golfbag, in dem Schläger der unterschiedlichsten Machart gesammelt waren.

Tine und Julia suchten sich Golfschläger mit verschiedenen Längen aus, die sie in kleine Golftaschen verstauten.

„Gutes Gelingen“, wünschte Ian, bevor er sich dem Bildschirm zuwandte.

Auf dem Weg zur Driving Range begegneten sie ein paar Golfern, die ihre Golfwagen schoben und sie freundlich grüßten.

„Die Leute sind hier so höflich“, sagte Tine, die sich nach einem Kaffee und einem Stück Kuchen sehnte. Ihretwegen hätten sie unmittelbar ins Clublokal abbiegen können.

„Stimmt“, antwortete Julia und dirigierte sie an das Ende der Übungsanlage, wo es zwischen den mit weißen Holzstäben markierten Abschlägen noch zwei freie Plätze gab. Sie stellte den Eimer mit den Bällen ab und sah Tine aufmunternd an. „Los geht’s. Wollen wir abwechselnd üben? Dann können wir uns gegenseitig korrigieren?“

„Ach nee. Lass mich erst mal probieren. Wenn du zusiehst, gelingt mir vermutlich gar nichts.“

„Kaum zu glauben, dass du eine bekannte Strafverteidigerin bist. Wo bleibt dein Selbstvertrauen? Im Gerichtssaal verhältst du dich mit Sicherheit anders.“

„Das hier ist unbekanntes Terrain für mich“, sagte Tine. „Und hör bitte endlich mit dem Gerede über meine angebliche Prominenz auf. Das ist maßlos übertrieben.“

„Haha, guter Witz. Gestern habe ich deinen Namen wieder im Hamburger Abendblatt gelesen. Du hast einen neuen aufregenden Fall.“

„So spannend ist der gar nicht.“

„Das sagst du jedes Mal. Und es stimmt nicht. Stell doch dein Licht nicht unter den Scheffel.“ Julia warf die Hälfte der Bälle vor sich auf den Rasen. „Wie war das noch mal mit dem Schwung?“

„Drehen und heben. Und die Handgelenke locker lassen. In der Theorie beherrsche ich das alles.“ Tine griff nach dem Eimer und setzte ihn neben ihrer Tasche ab. Sie fischte ein Eisen sieben heraus, laut Ian der Schläger, mit dem man am Anfang üben sollte, und stellte sich in Position mit genügend Abstand zu Julia. Probeweise holte sie aus und schwang. Ein Stück vom Rasen löste sich. „Wenn ich jemals auf dem Golfplatz spiele, wächst da hinterher kein Gras mehr.“

Julia, die ihr zugesehen hatte, gluckste. „Die Aufforstungsmaßnahmen sind im exorbitanten Jahrespreis mit inbegriffen.“

Tine fiel in das Gelächter ein. Ihre Schultern entspannten sich. Vielleicht war das mit dem Golfspiel doch keine so schlechte Idee.

„Ruhe bitte!“

Der Mann, der vor Julia trainierte, drehte sich um und fixierte sie wütend. Er schwenkte einen langen Golfschläger vor sich hin und her. War das nicht der Typ mit dem Krokodil? Tines Personengedächtnis war nicht das Beste. Sie erinnerte sich an den schlanken, durchtrainierten Körper und die dunkle Stimme. Wunderschöne blaue Augen. Ohne Zweifel ein attraktives Exemplar der Gattung Mann. Wenn er bloß nicht so ungeduldig und unfreundlich wäre.

„Ach, Sie schon wieder. Haben Sie den Hinweis nicht gelesen?“ Er deutete auf ein Holzschild, das in einigen Metern Entfernung auf einem Pfahl in den Boden gerammt war. Julia ließ ihren Schläger fallen und ging betont langsam auf den Herrn zu.

„Nein, habe ich nicht. Wo Sie es erwähnen, sehe ich es mir sofort an.“ Ihre Freundin schritt an dem Golfer vorbei auf das Schild zu, hielt inne und kam zurück. Tine riskierte einen genaueren Blick auf den Mann, der abwartend verharrte. Er war wieder Ton in Ton gekleidet, dieses Mal in blau-roter Kombination. Tine schätzte ihn auf Anfang bis Mitte fünfzig. Am liebsten wäre sie in den Boden versunken. Golfschwüngeüben und Unbeteiligttun funktionierte nicht. Sie würde sich selbst mit dem Schläger verletzen. Besser Stehenbleiben und Schweigen. Der Mann musterte sie sekundenlang und zog die Augenbrauen hoch, bevor er sich abwandte.

„Da steht etwas von Rücksichtnahme. Von Nicht-Reden oder -Lachen lese ich dort nichts. Keine Sorge, wir werden unsere Münder verschlossen halten, um Ihr kostbares Spiel nicht zu gefährden.“ Julia warf Tine einen genervten Blick zu und stellte sich in Position. Wie durch ein Wunder gelang ihr mit dem Eisen ein sauberer Schlag, der Ball flog mindestens sechzig Meter weit. Tine hätte gern applaudiert. Der Typ vor ihr, der sich wortlos umgedreht hatte, holte ebenfalls aus. Er traf nicht optimal: Der Ball erhob sich nur wenige Zentimeter und landete links in einer Hecke. Julia ballte ihre rechte Faust und reckte sie zum Himmel. Tine beugte sich schnell hinunter, um ein lautes Lachen zu unterdrücken. Das Ganze fing an, ihr Spaß zu bereiten.

Nach einer halben Stunde schmerzten Tine die Schultern und jeder einzelne Finger. Wenn sie den morgigen Tag überleben wollte, sollte sie sich heute Abend ein heißes Bad genehmigen. Die Bälle hatte sie verschossen, der Rasen vor ihr war aufgewühlt. Zwei bis dreimal war es ihr gelungen, einen in die Höhe zu befördern. Egal. Sie war an der frischen Luft und hatte sich bewegt. Nur das zählte. Der Herr, der sich mit Julia angelegt hatte, war nicht mehr zu sehen. Er war mit seinem verchromten, teuer aussehenden Golfwagen bestimmt auf dem Golfplatz unterwegs.

„Lass uns zum Putten gehen. Das ist nicht so kompliziert.“ Tine bückte sich schwerfällig nach dem Eimer, ein leichtes Ziehen in ihrem Rücken ärgerte sie. Wann war sie so steif geworden?

„Gute Idee.“ Julia legte ihr den Arm über die Schulter, als sie gemächlich an der Driving Range in Richtung Putting-Grün vorbeigingen. „Hast du meinen genialen Schlag gesehen? Der Einzige, der mir richtig gelungen ist. Der Typ mit den karierten Hosen ist doch nicht ganz dicht. So eine Spaßbremse. Ich hoffe, die sind hier nicht alle so. Wahrscheinlich so ein Verwaltungsmensch. Haben Sie den Hinweis nicht gesehen?“, äffte sie den Mann nach.

„Na ja. Beim Golfspielen muss man sich konzentrieren und da stören Geräusche von außen. Vielleicht hat er sich über sein Golfspiel geärgert oder er hat sich auf ein Turnier vorbereitet.“

„Das glaube ich nicht. Gibst du dem auch noch recht? Ist das so ein Strafverteidigerinnenreflex?“ Sie erreichten das Übungsgrün. Kleine Fahnen für neun Löcher waren gesteckt. Julia ließ die Golftasche am Rand fallen und fischte aus ihrem Rucksack eine Packung mit drei Golfbällen hervor. „Du kannst wohl nicht aus deiner Haut.“

„Wie meinst du das?“ Gott sei Dank waren keine weiteren Golfspieler in Hörweite.

„Im Job bist du knallhart und privat lässt du dir die Butter vom Brötchen nehmen.“

„Stimmt doch gar nicht. Ich versuche nur, mich in die Lage des Mannes hineinzuversetzen.“ Tine suchte in ihrer Umhängetasche nach Bällen. Sie hatte sich extra welche in einem Golfladen am Jungfernstieg gekauft. Mit den Golfbällen von der Driving Range durfte man nicht putten. Es stand nahezu die Todesstrafe darauf, wenn man mit denen auf dem Platz spielte. Im Golfsport gab es vermutlich mehr Regeln als im Strafgesetzbuch, dachte sie und zuckte mit den Achseln. Wo waren die verdammten Teile?

„Suchst du etwas?“

„Die Schachtel mit den Bällen. Ich schwöre, dass ich sie eingepackt habe.“

„Ich gebe dir eine von meinen. Matthias hat diverse davon zu Hause. Er bekommt sie öfters als Werbegeschenk von Firmen.“

„Mir hat noch kein Mandant Golfbälle geschenkt.“ Tine gab das Wühlen in der Tasche auf.

„Bist du eine richtige Golferin, ändert sich das bestimmt. Cecilia würde sagen, dass das Karma ist. Du praktizierst eine Sache und sofort gibt dir das Universum genau das, was du dir wünschst.“

„Da fallen mir ganz andere Dinge ein.“

„Was zum Beispiel?“ Julia stützte sich auf ihren Putter und sah Tine erwartungsvoll an.

Tine zuckte mit den Schultern. „Ach, das Übliche. Gesundheit und genügend zahlende Klienten, damit ich nicht verarme.“

„Und was ist aus der großen Liebe geworden, von der wir als Mädchen geträumt haben?“

„Ich weiß nicht, was du dir gewünscht hast. Ich habe mich nach beruflicher Unabhängigkeit und einem eigenständigen Leben gesehnt.“ Tine dachte kurz an ihre Mutter, die sie allein durchgebracht hatte. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt. Er hatte seine Freundin sang- und klanglos verlassen, nachdem sie schwanger geworden war.

„Dieses Ziel ist erreicht und an der körperlichen Form arbeiten wir.“ Julia ließ zwei Bälle auf das Grün fallen. Tine war froh, dass sie nicht weiter auf das Männerthema einging. „Komm, wir putten abwechselnd, ich fange an.“ Julia stellte sich hinter den Ball und fixierte die erste Fahne. Sachte bewegte sie den Schläger von rechts nach links und traf den Ball. Tine traute ihren Augen nicht, als der mit einem Klacken im mehr als einen Meter entfernten Loch verschwand. Julia hüpfte vor Freude und ballte erneut ihre Faust. „Das Spiel fängt an, mir Freude zu bereiten.“

„Das glaube ich dir aufs Wort.“ Tine holte ebenfalls aus, erwischte ihren Ball jedoch zu schwungvoll. Der sauste an der Fahne vorbei. Sie seufzte und wünsche sich an ihren Schreibtisch.

„Du darfst noch einmal.“

„Haha, das sehe ich auch.“

Der Ball fiel nach dem dritten Versuch ins Loch und in Tine erwachte der Ehrgeiz. So schwierig konnte es gar nicht sein. Sie bückte sich und fischte die Bälle heraus, die sie hinter der Fahne fallen ließ. „Auf ein Neues. Anfängerinnenglück. Wir spielen acht Löcher und die Gewinnerin zahlt das erste Getränk.“

Unter großem Gelächter absolvierten sie den Parcours. Julia gewann mit einem Punkt Vorsprung.

„Das hat Spaß gemacht“, sagte Tine und hielt Julia die Bälle hin.

„Sag ich doch. Behalte die bitte. Mögen sie dir Glück im Spiel bringen.“

Nachdem sie Schläger und Taschen zurückgebracht hatten, spazierten sie zum Clubhaus, einem weiß verklinkerten Haus mit reetgedecktem Dach. Es beherbergte neben einem Sekretariat und einem Golfladen das Restaurant mit Bar und einer Sonnenterrasse. Tine malte sich aus, wie sie nach einer erfolgreich gemeisterten Golfrunde in einem der Korbsessel sitzen würde, vor sich einen prickelnden Drink. Von der Terrasse hatte man einen Blick auf das Grün des letzten Lochs, das hinter einem Teich lag. Ein Gänsepaar watschelte über den Rasen, Enten und Blesshühner schwammen in dem kleinen See. Wie beschaulich. Von Weitem näherten sich vier Golfspieler dem Gewässer. Sie nahm wahr, wie einer von ihnen ausholte. Sekunden später platschte es kurz vor einem Erpel, der empört aufflatterte. Die anderen Vögel verharrten ungerührt. „Nicht ungefährlich. Stell dir mal vor, du triffst ein Tier.“

„Stimmt. Ich würde mich gar nicht trauen zu schlagen, wenn da Gänse im Weg sind.“ Julia lächelte Tine zu. Sie blieben weiter stehen und beobachteten, wie der Spieler erneut ausholte. Dieses Mal verfehlte er das Grün nicht. Der Ball schlug dicht neben der Fahne auf. Die Gänse setzten unverdrossen ihren Weg fort.

„Wow.“ Julia klatschte begeistert in die Hände.

„Wie lange man wohl braucht, um das zu können? Ich lerne das nie. Ist ein teures Vergnügen, wenn die Bälle alle im Teich landen.“

Julia klopfte Tine leicht auf die Schulter. „Du bist und bleibst eine alte Unke. Hoffentlich agierst du im Umgang mit deinen Klienten optimistischer. Sicher gibt es gebrauchte Bälle zu kaufen. Komm, es ist kalt. Du musst mir ein Getränk ausgeben.“

Vor der Holztür zum Restaurant wies ein Schild darauf hin, dass man sich die Schuhe abputzen sollte. Ein entsprechendes Reinigungsgerät, wie man es in Hotels fand, war unübersehbar im Eingang positioniert. Tine hob einen Fuß nach dem anderen an, sie hatte saubere Sohlen.

„Das betrifft die Golfer, die Spikes unter den Tretern haben“, bemerkte Julia altklug und öffnete die Tür.

Drinnen empfing sie appetitanregender Kaffeeduft. Vor einer geräumigen Fensterfront, mit Blick auf die Terrasse, standen Holztische unterschiedlicher Größen. Im rückwärtigen Teil des Raumes befand sich eine Bar, an der Wand dahinter waren Flaschen, Gläser und diverse Pokale aufgereiht.

„Lass uns am Fenster einen Platz suchen.“ Julia steuerte auf einen der freien Tische zu. Das Lokal war gut besucht: Zur Nachmittagszeit saßen nicht nur Golfer, sondern auch Ausflügler in Sonntagskleidung bei Kaffee und Kuchen zusammen. Einige hatten warme Gerichte vor sich stehen.

„Was willst du trinken?“ Julia studierte die in Leder eingebundene Karte, die mit dem Logo des Golfclubs verziert war. „Wollen wir uns einen Aperol Spritz gönnen?“

„Ich muss Auto fahren.“ Tine ließ sich schwerfällig auf dem Stuhl nieder.

„Ach komm, einer schadet nicht.“

„Aber nur, wenn ich dazu eine Kleinigkeit zu mir nehme.“ Tine griff nach dem Menü.

„Haben die Damen schon gewählt?“ Eine junge Frau, mit schwarzer Hose und T-Shirt, stand neben dem Tisch und sah sie auffordernd an.

„Zwei Aperol Spritz bitte“, orderte Julia.

„Möchten Sie etwas essen?“

„Wir überlegen noch.“

Die Kellnerin verschwand und Julia blinzelte zu Tine hin. „Wie wäre es mit Currywurst und Pommes. Ist zwar schweineteuer hier, schmeckt aber bestimmt großartig. Das habe ich Jahre nicht mehr gegessen.“

„Du und Currywurst? Ich dachte, du ernährst dich nur von Salat.“

„Das hat sich bei mir auch verändert. Das Leben ist kurz und wir sollten versuchen, es zu genießen. Versprich mir, dass du das nicht Cecilia verrätst. Sonst werde ich mir die nächsten Wochen bei jeder Gelegenheit einen Vortrag darüber anhören müssen, wie verwerflich das ist. Du weißt doch, sie ist Vegetarierin.“

„Und sie hat prinzipiell recht.“

„Ja klar. Also isst du mit mir die Currywurst oder …“

Tine konnte nicht anders, sie musste herzhaft lachen. „Du bist vielleicht eine Marke. Eigentlich wollte ich abnehmen.“

„Wir haben gerade Kalorien verbraucht. Frauen in unserem Alter wollen immer abnehmen.“

„Haha, die Kalorien nehmen wir nun doppelt und dreifach wieder zu uns.“

Die Getränke kamen und sie bestellten das Essen. Sie prosteten sich zu. Tine genoss den herben erfrischenden Geschmack. „Das sollten wir öfter machen.“

„Was meinst du? Auf die Driving Range gehen und üben, oder zusammen etwas trinken?“ Julia feixte.

„Sowohl als auch. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen.“

„Das Golfspiel soll Spaß bereiten, habe ich zumindest gehört.“

„Vielleicht, wenn ich es beherrsche. Kann sich nur noch um Jahre handeln.“

„Themenwechsel. Erzähl doch mal von deinem neuen Fall. Hat die Frau wirklich ihren Mann umgebracht?“

„Dir ist bekannt, dass ich unter Schweigepflicht stehe und nichts sagen darf.“ Tine spielte mit dem Strohhalm. „Sie hat ihren Ehemann getötet. Das ist kein Geheimnis.“

„Bereut sie es?“ Julia zog ihre Stirn in Falten.

„Woher soll ich das wissen? Ich kann nicht in ihr Gehirn sehen und wir haben darüber nicht gesprochen.“

„Nicht?“

„Nein. Wir sind erst am Anfang und ich muss eine Menge Akten lesen.“