Sommergras 140 -  - E-Book

Sommergras 140 E-Book

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Beschreibung

Sommergras ist die alle drei Monate erscheinende Zeitschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft (DHG). Die Sommergras-Ausgabe 140 (März 2023) enthält wieder ausgewählte Haiku, Tanka, Haibun, Kettengedichte und Haiga der Mitglieder. In der Rubrik KreAktiv wird aufgerufen, ein Haiku zu einem vorgegebenen Foto zu schreiben. Die Redaktion bittet um viele Zuschriften der Mitglieder zu allen Rubriken.

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Seitenzahl: 73

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Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.

Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.1 unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.

Anschrift

Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V., z. Hd. Stefan Wolfschütz, Jungmannstr. 11, 24768 Rendsburg

Vorstand

Info/DHG-Kontakt und Redaktion

Horst-Oliver Buchholz,

[email protected]

Redaktion

Eleonore Nickolay,

[email protected]

Kassenwartin

Petra Klingl,

[email protected]

Website

Stefan Wolfschütz,

[email protected]

Claudia Brefeld,

[email protected]

Internationale Kontakte

Klaus-Dieter Wirth,

[email protected]

Tony Böhle,

[email protected]

Peter Rudolf,

[email protected]

Frank Sauer,

[email protected]

Bankverbindung:

Landessparkasse zu Oldenburg, BLZ 280 501 00, Kto.-Nr. 070 450 085 (BIC: SLZODE22XXX, IBAN: DE97 2805 0100 0070 4500 85)

1Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNESCO), der Haiku International Association, Tokio, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.

Inhalt

Editorial

DHG-Wettbewerb

KreAktiv

Aufruf

Haiku-Kaleidoskop

Klaus-Dieter Wirth: Das Haiku als Einzeiler – Teil 2

Eleonore Nickolay: Französische Ecke

Nachruf

Neue DHG-Mitglieder

Kompak

t

Auswahlen

Haiku-Auswahl

Tanka-Auswahl

Sonderbeitrag von René Possél

Haiga: Claudia Brefeld und Bernadette Duncan

Mitgliederseite

Haibun

Haiga: Claudia Brefeld und Christof Blumentrath

Tan-Renga

Kettengedichte

Bücher

Traude Veran: Quantenschäume von Joachim Gunter Hammer

Sonja Raab: Fließende Himmel von Horst-Oliver Buchholz

Haiga: Gabriele Hartmann

Brigitte ten Brink: Abgegriffen von Gabriele Hartmann

Stefan Wolfschütz: Li und Herr Mo – Ein Haiku-Roman von Peter Gooß

Tan-Renga-Haiga: Gabriele Hartmann und Christof Blumentrath

Berichte

Tobias Tiefensee: Bericht vom Haiku-Spaziergang in Tübingen am 19.11.22

Sylvia Hartmann: Aus der Praxis – ein Haiku-Workshop im Krankenhaus

Mitteilungen

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir starten mit dieser Ausgabe in das neue Jahr, die Tage werden nun länger, und wir sehen vielleicht mit dem Erwachen der Natur wieder positiver gestimmt in die Zukunft, ganz im Sinne von Gettō:

Erster Frühlingstag -

Als ich heut auf Erde trat,

jubelte mein Herz!

Wir präsentieren Ihnen in dieser Ausgabe wieder eine Reihe Ihrer zahlreichen Einsendungen; neben der HTA und KreAktiv laden natürlich auch Haiga, Haibun, Tan-Renga und Renhai zum Schmökern ein.

Unterstützen Sie uns dieses Jahr aber auch einmal aktiv als Gast in unserer Jury! Wir freuen uns immer über tatkräftige Unterstützung bei unserer Auswahl, hilft es uns doch, die ganze Breite unserer Mitglieder und deren Haiku-Verständnis bei der Auswahl der abgedruckten Texte abzubilden. Gerade auch mit Blick auf unsere zahlreichen neuen Mitglieder unser Appell: Seien Sie ruhig mutig, im Zweifel unterstützen Sie uns auch „nur“ in einzelnen Textgattungen!

Generell lebt unser SOMMERGRAS von Ihren Zusendungen, sei es in der HTA, mit unserem neuen Aufruf in KreAktiv oder den anderen Rubriken. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, wagen Sie vielleicht auch einmal neue Blickwinkel, angelehnt an Yayū:

Eine neue Magd –

Heute hängt der Besen ganz

anderswo als sonst!

In diesem Sinne, lassen Sie uns 2023 gemeinsam gestalten,

Ihr Thomas Opfermann

DHG-Haiku-Wettbewerb 2023 für die Haiku-Agenda 2024

Auch für das Jahr 2024 plant der DHG-Vorstand eine Haiku-Agenda. Mitglieder, ebenso wie Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen, sich an unserem Wettbewerb zu beteiligen. Bei Erreichung der nötigen Punktzahl wird Ihr Haiku exklusiv auf einem der Wochenblätter der Agenda platziert. Für unsere Mitglieder, die kein Haiku auf einem der Wochenblätter haben, werden wiederum ein paar Seiten der Agenda für die Veröffentlichung eines ihrer Haiku reserviert.

Die Teilnahmebedingungen sehen vor:

– Bis zu vier Haiku pro Teilnehmer, wobei jedes Haiku eine andere der vier Jahreszeiten thematisiert. Dazu eignen sich beispielsweise die bekannten Bezüge zu Klima und Natur, zu Fest- und Feiertagen.

– Die Haiku müssen unveröffentlicht sein.

Einsendeschluss:

31. Mai 2023 – Stichwort „Haiku-Agenda 2024“

Per E-Mail bitte an:

[email protected]

Per Post bitte an:

Petra Klingl

Wansdorfer Steig 17

13587 Berlin

KreAktiv

Im vorausgegangenen Heft hatten wir eine Spur für Sie ausgelegt. Durch Neuschnee führte sie und kam in Form eines Oberstollens daher.

im Neuschnee zwei Spuren parallel dann auseinander

Wir hatten Sie eingeladen, die Spur aufzunehmen und weiter zu verfolgen: Schreiben Sie einen Unterstollen, so unser Aufruf, sodass ein Tan-Renga entsteht. 33 Kreativschreibende machten sich auf den Weg und schickten uns ihre Unterstollen. Vielen Dank dafür!

Gerne haben wir uns der Sache angenommen, gelesen, gewertet und gewichtet und stellen Ihnen folgende Auswahl vor. Alle eingereichten Werke werden vollständig auf der Website der Deutschen Haiku-Gesellschaft unter www.haiku.de/sommergras-140 veröffentlicht.

im Neuschnee

im Neuschnee

zwei Spuren parallel

zwei Spuren parallel

dann auseinander

dann auseinander

das Laken neben ihr

spontan folge ich

faltenlos

dem Zwinkern des Abendsterns

Christof Blumentrath

Gabriele Hartmann

im Neuschnee

im Neuschnee

zwei Spuren parallel

zwei Spuren parallel

dann auseinander

dann auseinander

am Gartenzaun verhallen

heute ein guter Tag

ihre tröstenden Worte

Vater nennt meinen Namen

Birgit Heid

Anke Holtz

im Neuschnee

im Neuschnee

zwei Spuren parallel

zwei Spuren parallel

dann auseinander

dann auseinander

auf schwarzer Piste

du fasst meine Hand

in die Einsamkeit

fester

Susanne Reichard

Marie-Luise Schulze Frenking

im Neuschnee

zwei Spuren parallel

dann auseinander

halb zugedeckt schon,

bald ganz.

Thomas Steiner

Aufruf: ein Haiku zu einem Foto

Kreieren Sie mit uns gemeinsam ein Haiga! Das Foto, entstanden am Wattenmeer auf Sylt, geben wir vor. Wir sehen darin Ruhe und Weite, aber auch Bewegung und Aufbruch – ein reizvoller Gegensatz, nicht wahr? Lassen Sie sich davon inspirieren und dichten Sie ein Haiku. Es sollte, gemäß der Tradition gelungener Haiga, keine reine Bildbeschreibung sein, sondern vielmehr Geist und Stimmung aufnehmen und weiterführen – vielleicht auch in eine andere Richtung.

Wir sind gespannt und freuen uns auf Ihre Einsendungen! Schicken Sie bitte ein Haiku an:

[email protected]

Stichwort: Haiku KreAktiv

Einsendeschluss: 15. April 2023

Haiku-Kaleidoskop

Klaus-Dieter Wirth

Das Haiku als Einzeiler – Teil 2

Der bereits im ersten Teil ausführlich zitierte amerikanische Haiku-Autor Jim Kacian bemerkte einmal zu diesem Thema, dass ein Monoku sich durch mehr Klarheit auszeichnet: „Es sagt, was es ist!“ Eine Aussage, die zunächst für jedes Haiku gelten sollte, doch als Gegensatz zum üblichen, nämlich dem in seiner dreizeiligen Form gesehenen, wohl eher zweifelhaft erscheint, da gerade Einzeiler eher eine erhöhte Tendenz zeigen, besonders komprimiert daherzukommen.

Wenden wir uns zur näheren Begutachtung einem quasi mustergültigen Monoku zu, das auch David Cobb (1926–2020), einer der verdienstvollsten Haiku-Autoren des Vereinigten Königreichs, für ein solches hielt, verfasst von der Kanadierin Ruby Spriggs:

my head in the clouds in the lake

mein Kopf in den Wolken im See

Cobb kommentierte allerdings in eher allgemeiner Analyse: „Man nutzt hier nicht so sehr eine imagistische, also bildhafte Verschmelzung als eine andere Art von Zweideutigkeit. Vielmehr eine semantische, also bedeutungsmäßige Verwirrung? Eine semantische Abweichung? Der Leser wird gezwungen zu entscheiden, wo sich die Zeilenumbrüche befinden. So wird die Zweideutigkeit erst im weiteren Verlauf aufgedeckt – Zweideutigkeit, die fruchtbar und zufriedenstellend ist, weil sie das Haiku erweitert durch verschiedene Bedeutungen, die irgendwie interagieren und miteinander verschmelzen.“2

Doch trägt dieser theoretisierende Überbau wirklich etwas zur Erhellung der Sachlage im Einzelnen bei? So oder so bleibt es letztlich bei ein und derselben Bildvorstellung, gegliedert in drei Teile, wobei von weiteren zu entdeckenden Zweideutigkeiten wohl kaum die Rede sein kann. Als einzigen kleinen Unterschied ist zu konstatieren: Die einzeilige Form rückt etwas mehr den Ganzheitscharakter des Textes in den Vordergrund, die dreiteilige indes umso mehr den Überraschungsaspekt im Ablauf der Lektüre. Aber rechtfertigt selbst diese nur immanente Gewichtung eine grundsätzlich andere Formgebung des Genres?

Wie wird das Thema „Haiku als Einzeiler“ ansonsten gesehen? So sehr es – wie bereits angesprochen – gerade in der anglophonen Welt bis hin zu den aufgezeigten Klassifizierungsversuchen eine Rolle spielt, so wenig findet es außerhalb dieses Bereichs eine sichtbare Beachtung. Entsprechend gibt es auch kaum Stimmen dazu, geschweige denn, dass sich hier in anderen Ländern eine Diskussion oder gar Kodifizierung ergeben hätte.

Aufschlussreich ist etwa ein Gedankenaustausch, der sich 2005 im Rahmen der deutschsprachigen Abteilung im Internet-Forum des seinerzeit noch stark florierenden „World Haiku Club“3 entspann, bei dem der österreichische Haiku-Autor Dietmar Tauchner in Anlehnung an die amerikanischen Vorbilder eine Lanze für das Haiku als Einzeiler zu brechen versuchte. Er führte dazu unter anderem folgende Beispiele der ebenfalls bereits erwähnten Marlene Mountain ins Feld, die sich auch später insbesondere mit dem Monoku identifizierte:

across the field i’m the sun’s shadow

übers feld ich bin der schatten der sonne

the girl’s glance wraps me in solitude

der blick des mädchens hüllt mich in einsamkeit

missing love a crow’s caw from the crest

vermisste liebe krähenrufe vom berghang her