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SOMMERGRAS ist die alle drei Monate erscheinende Zeitschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft (DHG). Die SOMMERGRAS-Ausgabe 142 (September 2023) enthält viele ausgewählte Haiku, Tanka, Haibun, Kettengedichte und Haiga unserer Mitglieder. Sechs Haiku-Bücher werden Ihnen vorgestellt, und wir informieren Sie über zahlreiche Neuerscheinungen. Fünf neue Mitglieder stellen sich mit je zwei Haiku vor. Wie immer schaut SOMMERGRAS aber auch über den Tellerrand hinaus und nimmt Sie in dieser Ausgabe mit nach Frankreich, Italien und Japan. Lassen Sie sich überraschen!
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Seitenzahl: 79
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Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.1 unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.
1Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNESCO), der Haiku International Association, Tokio, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.
Anschrift
Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V., z. Hd. Stefan Wolfschütz, Jungmannstr. 11, 24768 Rendsburg
Vorstand
Info/DHG-Kontakt und Redaktion
Horst-Oliver Buchholz,
Redaktion
Eleonore Nickolay,
Kassenwartin
Petra Klingl,
Website
Stefan Wolfschütz,
Claudia Brefeld,
Internationale Kontakte
Klaus-Dieter Wirth,
Tony Böhle,
Peter Rudolf,
Frank Sauer,
Bankverbindung:
Landessparkasse zu Oldenburg, BLZ 280 501 00, Kto.-Nr. 070 450 085 (BIC: SLZODE22XXX, IBAN: DE97 2805 0100 0070 4500 85)
Editorial
Eleonore Nickolay: Die Haiku-Agenda 2024
KreAktiv
Aufruf
Haiku-Kaleidoskop
Klaus-Dieter Wirth: Das Haiku in Italien
Eleonore Nickolay: Französische Ecke
Moritz Wulf Lange: Zwei Haiku – ein Gedanke
Stefan Wolfschütz: Nachruf auf Ingrid Töbermann
Neue DHG-Mitglieder
Haiga von Claudia Brefeld und Christof Blumentrath
Kompak
t
Claudia Brefeld: Seijaku
Auswahlen
Haiku-Auswahl
Tanka-Auswahl
Sonderbeitrag von René Possél
Mitgliederseite
Haibun
Haiga von Gabriele Hartmann
Tan-Renga
Kettengedichte
Bücher
Claudia Brefeld: Der Geruch von Harz. 20 Haiku von Deborah Karl-Brandt
Brigitte ten Brink: Ein internationales Haiku-Projekt zu den Gemälden des Genter Altars
Haiga von Christof Blumentrath und Claudia Brefeld
Rüdiger Jung: Gespiegelte Welt von Ingo Cesaro
Rüdiger Jung: Haiku schreiben – Ein Weg, der nie endet von Traude Veran
Claudia Brefeld: WinterPark von Frank Sauer
Reinhard Dellbrügge: Origins von Jacob D. Salzer
Haiga von Angelika Holweger
Berichte
Gisela Doi: Erstes Vereinstreffen in Nara oder East meets West
Moritz W. Lange: Ein Haiku-Workshop mit Sabine Sommerkamp
Mitteilungen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
von der ersten bis zur letzten Seite unserer Septemberausgabe 2023 werden Sie feststellen: Das Haiku erfreut sich größter Beliebtheit. In der Haiku-Agenda 2024 sind 72 Autoren und Autorinnen vertreten, für die Haiku- und Tanka- Auswahl erreichten unseren Koordinator Peter Rudolf dieses Mal 200 Haiku. Sechs Haiku-Bücher werden Ihnen vorgestellt, und wir informieren Sie über zahlreiche Neuerscheinungen. Übrigens gehen in der SOMMERGRAS-Redaktion zunehmend Haibun ein. Fünfzehn davon haben wir für Sie ausgewählt. Den Mitgliedern der Deutschen Haiku-Gesellschaft unter Ihnen sei noch verraten, dass die Mitgliederzahl stetig steigt. Fünf neue Mitglieder stellen sich mit je zwei Haiku vor. Und notieren Sie sich doch bitte jetzt schon den Termin für unsere Mitgliederversammlung am 4. Mai 2024 in Osterode am Harz.
Wie immer schaut SOMMERGRAS aber auch über den Tellerrand hinaus und nimmt Sie in dieser Ausgabe mit nach Frankreich, Italien und Japan. Lassen Sie sich überraschen!
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Ihre Eleonore Nickolay
Ein Bericht der Koordinatorin Eleonore Nickolay
Das DHG-Haiku-Agenda-Team bedankt sich herzlich bei den 57 Autoren und Autorinnen, die sich in diesem Jahr am DHG-Wettbewerb für die Haiku-Agenda 2024 beteiligt haben.
Alle Einsendungen nahm Eleonore Nickolay in Empfang und anonymisierte sie für die Juroren Horst-Oliver Buchholz, Petra Klingl und Klaus-Dieter Wirth, die jeweils 1 bis 3 Punkte vergeben konnten.
In Gedenken an unser verstorbenes DHG-Mitglied Werner Buschmann baten wir seine Gattin, Gabi Buschmann, den Juroren einige seiner Fotos zur Auswahl zur Verfügung zu stellen. Die Wahl der Jury fiel auf den Bläuling, der nun die neue Agenda ziert.
Wir gedenken ebenfalls unserem DHG-Mitglied Ingrid Töbermann, die im April dieses Jahres verstarb. Ihr Herbst-Haiku befindet sich auf einer Kalenderwochenseite.
Laternenumzug
die alten Lieder spiel ich
auf dem Xylophon
Es mussten mindestens 4 Punkte erreicht werden, um mit einem Haiku auf einer Kalenderwochenseite vertreten zu sein.
Das Sommer-Haiku von Angelica Seithe erreichte 7 Punkte:
Springbrunnen –
zu Füßen der Nymphe
badet der Mond
6 Punkte erreichten:
kehrwoche
durch kastanienblüten fegt
der wind
Tobias Tiefensee
Im Kühlschrank
der Geschmack des Sommers
Honigmelonen
Deborah Karl-Brandt
Pfingstmesse
die Hände der Bettler
mit Licht gefüllt
Gabriele Hartmann
Sommerwind
ein Gedanke verliert sich
im Weizenfeld
Stefanie Bucifal
Tagundnachtgleiche –
altes Pärchen lachend
auf der Wippe
Angelica Seithe
5 Punkte erreichten 17 Haiku von 15 Autoren und Autorinnen.
4 Punkte gingen an 29 Haiku von 20 Autoren und Autorinnen.
Insgesamt sind 30 Wettbewerbsteilnehmer und -teilnehmerinnen mit einem Haiku auf einem der Kalenderwochenseiten vertreten. Eleonore Nickolay nahm die Auswahl und Verteilung auf die Kalenderwochenseiten vor. Um alle 53 Kalenderwochen den Jahreszeiten entsprechend füllen zu können, griff sie auf 23 Haiku aus vorangegangenen Haiku-Auswahlen von SOMMERGRAS zurück.
Ein besonderer Dank gilt auch in diesem Jahr Ramona Linke für ihre Tuschezeichnungen, die weitere 19 Jahreszeiten-Haiku unserer DHG-Mitglieder zieren.
Somit sind in der neuen Agenda insgesamt 72 Autoren und Autorinnen vertreten. Allen sei herzlich gratuliert!
Ein herzliches Dankeschön auch an Stephanie Mattner (Satz) und Petra Klingl, die sich um die verlegerischen Belange kümmerte.
Der DHG-Vorstand wünscht viel Freude mit der neuen Haiku-Agenda 2024. ISBN: 978-3-75782-980-3
Sommerzeit, viel Leben findet im Freien statt. Und so hatten wir Sie eingenladen, ein Haiku zum Sommer zu schreiben, nicht zuletzt auch eine Referenz an die Tradition, da die Haiku-Dichtung doch tief in der Jahreszeitendichtung verwurzelt ist. 32 Dichtende machten sich ans Werk und schickten uns ihre Haiku. Vielen Dank!
Die Jury hat wieder gelesen, gewogen und gewichtet, und schließlich war es ein Haiku von Angelica Seithe, das die meisten Punkte bekam. Wir gratulieren herzlich! Das Haiku lautet
so vieles
was mich überragt
Junigräser
Ein äußerlich kurzes Haiku, doch weit ist es in seinem Beziehungsreichtum, und tief ist es auch. Zunächst eine lakonische, sehr persönliche Feststellung, „so vieles / was mich überragt“. Nun gut, das kann man erstmal so sehen und stehen lassen, wobei es auch schon einer gewissen Einsicht und – möglicherweise altersbedingten – Souveränität bedarf, um diese Äußerung, dieses „Sich-Kleinermachen“, in einem Gedicht öffentlich zu machen. Chapeau. Diesem Persönlichen, und hier nimmt das Spannungsfeld seinen Anfang, wird die Natur gegenübergestellt, Mensch – Natur oder besser vielleicht: der Mensch in der Natur. Hier sind es die „Junigräser“. Ein Kunstgriff! Sind Gräser im Juni doch zumeist noch nicht sehr hoch gewachsen, aber in ihrer Wirkung im frühen Sommer vielleicht schon überragend. Einerseits. Und andererseits fühlt sich die Dichterin – hier spekulieren wir ein wenig, aber die Deutung ist zulässig – angesichts der Gräser überragt von der Schönheit einfacher Dinge im Sommer. Denn es sind keine Rosen, keine stolzen Blütenkelche, es sind einfache Gräser, die überragen. Diese schönen, einfachen Dinge sind es, die über die Betrachtung zur Einsicht führen. Hier findet sich der Mensch, die Dichtende in der Natur. Kunstvoll auch deshalb gemacht, weil keinerlei vordergründige sprachliche Verbindung hergestellt wird zwischen der einleitenden Äußerung der Zeilen eins und zwei sowie dem Bild in Zeile drei. Im Gegenteil, sie sind durch eine recht schroffe Zäsur nach Zeile zwei getrennt, stehen scheinbar unverbunden gegeneinander. Doch das Verbindende, wohl schon spiritueller Natur, wird dennoch erfahrbar: die noch jungen Junigräser, die reife Einsicht möglich machen. Das ist Kunst. Kunst im Wort, in der Dichtung.
Kommentiert von Horst-Oliver Buchholz
Sieben weitere Haiku hat die Jury für gelungen befunden, die wir hier gerne vorstellen. Alle übrigen Einsendungen veröffentlichen wir wie immer auf der DHG-Website, www.haiku.de/sommergras-142.
auf Schattensuche
unter dem wilden Wein
die Wespe und ich
Brigitte ten Brink
tiefe Wasser
wir segeln in die vier
Winde
Gabriele Hartmann
vertrocknetes Gras
die bunten Blumen
ihres Badeanzugs
Birgit Heid
im Waldteich
Seerosen und Mondsplitter
deine Hand ein Traum
Ruth Karoline Mieger
Wochenlang Sonne -
beim Wässern des Gartens
ein Regenbogen!
Willemina Preiß
der Garten verlassen -
die Taglilien am Zaun
orange-rot wie einst
Angela Schmitt
Sommertag
die Wohnung kalt
ohne sie
Friedrich Winzer
Der Herbst klopft an, da kann es schon mal neblig werden. Wohin führen unsere Wege, mag man sich fragen angesichts dieses Bildes. Entstanden ist es auf São Miguel, der Hauptinsel der Azoren. Was löst das Bild bei Ihnen aus, welche Gedanken, Emotionen oder Erinnerungen? Dichten Sie ein Haiku zum Foto! Wir fügen eines der eingesandten Haiku dann mit dem Bild zu einem Haiga zusammen, das im kommenden Heft veröffentlicht wird. Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen:
Stichwort: Haiku KreAktiv
Einsendeschluss: 15. Oktober 2023
Klaus-Dieter Wirth
Am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert verbreitete sich auch in Italien ein gewisses Interesse für die japanische Kultur. 1915 erschien eine der ersten Übersetzungen, Note di Samisen2, eine Sammlung japanischer Gedichte (Haiku und Tanka) von Mario Chini (1876–1959), Literat, Lehrer und Kunsthistoriker. Die Übersetzung war dem damaligen Geschmack entsprechend in Reimform gehalten und jedes Gedicht hatte einen Titel.
Agonia del mondo
sopra un ramo seccato
un corvo s’è posato
e s’è stretto nell’ale
in questo scolorato
vespero autunnale
Matsuo Bashō
Agonie der Welt
auf einen trockenen Ast
hat sich ein Rabe gesetzt
und die Flügel zusammengeschlagen
an diesem farblosen
Abend im Herbst
Mario Chini war Autor von zahlreichen Übersetzungen aus dem Lateinischen, Chinesischen und Japanischen sowie von eigenen Gedichten, die postum unter dem Titel Attimi (Augenblicke) – Haikai/Haiku veröffentlicht wurden.
Meriggio
Tutto riposa
in una stessa inerzia
la luce e l’ombra
Mittag
Alles ruht
in der gleichen Trägheit
Licht und Schatten
Eine der ersten Begegnungen mit der japanischen Dichtung in Italien bot die Literaturzeitschrift L’Eco della Cultura